Ullsteinroman - Sten Nadolny

  • Ullsteinroman
    Sten Nadolny
    Ullstein TB mit 495 Seiten
    ISBN: 9783548269863


    Sten Nadolny wurde 1942 in Zehdenick, Brandenburg, geboren und studierte Geschichte. Er arbeitete als Lehrer und als Spielfilmproduzent. Bekannt wurde er mit dem Roman "Entdeckung der Langsamkeit". Er lebt heute in Berlin


    Der Ullsteinroman ist eine Romanbiographie der Familie Ullstein. Los geht's 1835 mit Leopold Ullstein, der als Sohn eines jüdischen Papierhändlers in Fürth aufwächst. Ungefähr das erste Drittel des Romans hat auch Leopold zur Hauptfigur, ist er doch derjenige, der den bekannten Zeitungsverlag überhaupt begründet.


    Aber auch da gibt es zwischendurch immer mal wieder kleinere Abschnitte in denen das Leben, zB von seiner ersten Frau Matilda, beschrieben wird. Nach Leopolds Tod wird es etwas schwieriger, er hat nämlich nicht weniger als 10 Kinder hinterlassen, die so ziemlich alle in Vaters Zeitungsimperium eine Rolle spielen und daher auch im Roman immer wieder auftauchen - und die waren auch alle fleissig in der Familienproduktion! Mir war es ziemlich unmöglich, mir die Namen aller Beteiligter zum merken, daher war ich über den Stammbaum auf den letzten paar Seiten sehr dankbar! Der Verlag steht hierbei nie so richtig im Mittelpunkt, sondern immer mehr die Menschen, die in ihm tätig sind.


    Nadolnys Schreibstil hat mir hier (im Gegensatz zu "Endeckung der Langsamkeit", in den ich nie rein kam) sehr gut gefallen. Er schreibt mit leichter Feder und einem feinsinnigen Humor, den ich sehr mag. Ihm ist es wirklich gelungen, die Figuren lebendig werden zu lassen.


    Ledig das letzte Drittel fand ich etwas schwierig, da hier auch viel über Politik und die Berliner Parteienstreiteren zwischen dem ersten Weltkrieg und der Machtübernahme Hitlers geschrieben wurde. Das war mir dann etwas zu geschichtslastig.


    Insgesamt aber ein tolles Buch, wenn alle Biographien so unterhaltsam wären, würde ich sicherlich mehr lesen wollen.

  • Ich hatte das Buch 2006 bei Buchticket ertauscht, ich weiß gar nicht mehr, warum.
    Damals habe ich einige Biografien gelesen, vielleicht kamen irgendwo auch mal die Ullsteins vor.


    Nun endlich, nach über 10 Jahren und mehreren Versuchen im RUB-Abbau habe ich es endlich gelesen. Der Anfang fiel mir schwer, mir kam auch nach 30 Seiten ein Lesezeichen entgegen. :grin Die vielen Personen und der Schreibstil haben mich zunächst überfordert.
    Dann las ich Queedins Rezi und auch ihr ging es so. Dann hab ich mich zurückgelehnt und einfach immer in den angehängten Stammbäumen gelesen, wenn mir mal wieder jemand unklar war. Danach wurde es besser.


    Die mittleren Jahre, als der Übergang vom alten Leopold Ullstein auf die fünf Brüder beschrieben wurde, waren für mich die spannendsten. Sie waren voller Harmonie, aber auch sehr interessant im Hinblick auf die Entwicklung des Zeitungsverlags und natürlich auf die Entwicklungen der einzelnen Personen.


    Alles in allem ein interessantes Familienporträt einer sehr beeindruckenden Familie, die nahezu alles verloren hat. Auch hier war ich wieder froh, dass ich nicht in der damaligen Zeit leben und die schreiende Ungerechtigkeit durchstehen musste.


    Von mir 7 Punkte