Der Debütroman „Die verborgene Sprache der Blumen“ von Vanessa Diffenbaugh hat mich nicht vollkommen überzeugt und in dem Maße gefesselt, wie ich es mir gewünscht habe. Der Grund hierfür lag zum einen in der Hauptfigur Victoria, zu der ich keinen innigen Bezug herstellen konnte, und zum anderen in der Handlung, die für mich relativ vorhersehbar und dadurch nur bedingt spannend und überraschend war.
Victoria ist in Heimen und Pflegefamilien aufgewachsen. Nach ihren 18. Geburtstag ist sie auf sich allein gestellt und versucht, in San Francisco ihr Leben zu bestreiten. Verschlossen, keine Nähe zulassend und voller Selbstzweifel findet sie in der Welt der Blumen, deren Bedeutung sie einst von ihrer Pflegemutter Elizabeth gelernt hat, Halt und Erfüllung. Wo Worte fehlen, kommuniziert Victoria in der Blumensprache, die kaum einer kennt, bis sie schließlich auf Grant trifft, der ihre Sprache zu verstehen scheint.
Die Handlung spielt sowohl in der Vergangenheit als auch in der Gegenwart. Wenn man sich eingelesen hat, macht aufgrund überschaubarer Kapitel der gedankliche Wechsel zwischen den Zeiten keine Mühe. Die Passagen aus Victoria’s Kindheit und Jugend, die von Ablehnung, Missachtung und der Suche nach Liebe geprägt sind, habe ich mit großem Interesse verfolgt, weil ich unbedingt wissen wollte, warum auch ein längerer Aufenthalt bei der Pflegemutter Elizabeth, bei der sich Victoria zum ersten Mal geborgen fühlte, gescheitert ist. Dahingegen konnte ich trotz Victoria’s persönlichen Hintergrundes ihre Schritte und Verhaltensweisen in der Gegenwart oft nicht nachempfinden und nachvollziehen. Geplagt von Versagensängsten und Schuldgefühlen fällt es ihr doch sehr schwer, über ihren eigenen Schatten zu springen und selbst errichtete Mauern einzureißen.
Vanessa Diffenbaugh setzt ihr Augenmerk ganz auf Victoria, während andere durchaus bemerkenswerte Personen meiner Meinung nach zu kurz kommen. Ihre Erzähl- und Schreibweise ist einfach, einfühlsam und drückt zum Teil stark auf die Tränendrüse, was mich mitunter etwas störte. Ins Geschehen baut die Autorin geschickt Sätze und Aussagen ein, die zum Innehalten und Nachdenken anregen, wobei sich die Sprache der Blumen wie eine Leitlinie durch das Buch zieht und zu einem Wörterbuch der Blumen am Ende des Buches führt.
Die Geschichte Victoria’s bietet solide Unterhaltung mit einem Hauch von Melodramatik, lässt Blumen und ihre Symbolik in einem neuen Licht erscheinen und zeigt, daß es neben Schmerz und Leid auch Hoffnung und Zuversicht geben kann.