Beiträge von blaustrumpf

    Zitat

    Original von jaja
    Hier gibt es keine Weitsicht nur beschränktes Denken


    Ich hab es schriftlich vom Optiker meines Vertrauens, dass ich weitsichtig bin. Und der versteckt sich nicht hinter halben Bibelzitaten, neinnein!


    And now to something completly different …


    Hallo, Angelcurse


    Du fragst nach Büchern und Lehrgängen. Hast du schon einmal über eine Schreibgruppe nachgedacht - allerdings kein hübsch anonymes Internetforum (in dem man trotzdem oder oder gerade deshalb viel leichter verletzbar oder wenigstens angreifbarer ist), sondern eine Gruppe, die sich einigermaßen regelmäßig trifft, Aufgaben stellt und die Resultate diskutiert?


    Der persönliche Kontakt bei etwas, das mit der eigenen Persönlichkeit doch deutlich zu tun hat, ist natürlich nicht für jede/n das Richtige - genauso, wie auch nicht jede Schreibschule automatisch bei allen Lesenden für erfreuliche Resultate sorgt.


    Ich selbst habe ein paar Schreibkurse mitgemacht und werde das auch weiter tun. Aber da ist es beim Schreiben wie in der Musik: Die Chemie zwischen Lehrenden und Lernenden muss stimmen. Sonst wird das Ganze zur Qual für alle Beteiligten (nicht zuletzt für die, die das Resultat hören - oder beim Schreiben lesen müssen).


    Ich bin mehr für das Praktische, also Kurse, Seminare, Gruppen. Schreibbücher lesen oder Fernlehrgänge sind dagegen das meine nun gar nicht. Daher kann ich dir also leider nichts in dieser Richtung empfehlen.


    Schöne Grüße von blaustrumpf

    Zitat

    Original von Heaven
    Vielleicht hat sich Batty nur unklar ausgedrückt.


    halte ich für eine obgleich immerhin denkbare, so doch abstruse theorie.


    Zitat

    Original von Heaven
    sich am Ameisenpoppen beteiligt


    okay. aber die meisjes krieg ich.
    schon klasse, dass es die plauderecke gibt, nöch?

    ich gehe mal aus vom "buch an sich in seiner klassischen westeuropäischen ausprägung".
    da hat jedes blatt zwei seiten.
    wenn eine ungerade anzahl seiten fehlt, frage ich mich, wie das zustande kommen mag.
    (notabene: ich spreche vom buch.
    dass ein roman etc. über ungerade seitenzahlen verfügt, ist so selten ja nicht.)


    helft doch mal einer alten frau über den datenhighway, bitte.

    Sprache: Deutsch
    Hardcover - 317 Seiten - Beck
    Erscheinungsdatum: Juli 2004


    Kurzbeschrieb
    Am 30. August 1978 zwingen zwei Bürger der DDR den Piloten einer polnischen Linienmaschine von Danzig nach Berlin-Schönefeld (Ost) in Berlin-Tempelhof (West, amerikanischer Sektor) zu landen.
    Die Autorin geht der Frage nach, wie es dazu kam, wie es weiter ging und ob überhaupt verlässliche Angaben gemacht werden können.


    Tupolew 134 ist alles andere als ein Tatsachenroman oder die belletristische Aufbereitung von Gerichtsakten. Der Fakt jener Landung in Tempelhof ist der Ausgangspunkt – schon die Namen der beiden Hauptpersonen sind verändert, sie haben neue Biographien und sind in eine Szenerie eingeflochten, die mit den Fakten nur allgemein gültig Scheinendes über das Leben in Ost und West gemeinsam haben.


    Das Lesen verläuft naturgemäß linear – die Geschichte hingegen wird mit Sprüngen und Brüchen erzählt. Zunächst erscheinen die unter den Ortsbeschreibungen oben, unten und ganz unten abgelegten Abschnitte willkürlich aneinander gereiht, doch nach und nach ergibt sich eine sehr sorgfältig geschichtete Ordnung. Das Bild eines Schachts mit drei Etagen taucht bereits früh im Text auf – die Autorin hält die Metapher bis zum Schluss durch.


    Ebenso konsequent ist sie, was die Erzählhaltung betrifft:

    Glauben Sie nicht, daß ich mir das ausgedacht habe.
    Glauben Sie noch weniger, daß es so passiert ist.


    Wir erfahren, dass die beiden Flugzeugentführer eine Reise nach Danzig gebucht haben, mit Rückflug, zur Tarnung. Doch in Polen taucht der Fluchthelfer nicht auf. Es besteht der Verdacht, dass in Schönefeld die Stasi wartet. Die Entführung scheint der einzige Ausweg für beide. Doch schon die Frage, warum der Fluchthelfer nicht kommt, kann nicht eindeutig beantwortet werden. Wer hat ihn verraten? Gelegenheiten dazu gab es in Ost wie in West. Und über dem Spiel mit den Möglichkeiten entsteht ein vielfältiges, durchaus widersprüchliches Bild der Ereignisse wie der beteiligten Personen – und nicht zuletzt ein Roman über das Erzählen. „Eine Geschichte hat viele Schlupflöcher“, lautet das Fazit.


    Angaben über die Autorin
    Antje Strubel, 1974 in Potsdam geboren. Rávic ist ein Kunstname, mit dem sie in ihr Schreiben eintaucht.
    Eine Homepage biete weitere Informationen über die Autorin, ihre bisher vier Romane, ihr weiteres Schaffen sowie einige der Preise und Auszeichnungen, die sie bisher erhalten hat (u. a. Förderpreis des Bremer Literaturpreises, 2005; Marburger Literaturpreis, 2005; Heinrich-Heine-Stipendium in Lüneburg, 2003; Roswitha-von-Gandersheim-Preis, 2003; Kritikerpreis für Literatur, 2003; Förderpreis für Literatur der Akademie der Künste, 2002; Ernst-Willner-Preis, Klagenfurt, 2001).


    Eigene Meinung
    Ja. „Tupolew 134 ist anzumerken, dass es sich um Literatur handelt.
    Ja. Die Schachtmetapher kann konstruiert wirken – und doch ist sie unverzichtbar, damit der Sog der „historischen“ Geschichte mich nicht vorbeiträgt an der Geschichte über das Erzählen an sich.
    Ja. Ich muss schon ein bisschen mitarbeiten, wenn es darum geht, in der Fülle der Möglichkeiten den Überblick über „mein“ Buch zu bewahren.


    Ich bin hingerissen von diesem Buch. Drei gute Gründe:

    • Die sorgfältige Sprache, die federleicht scheint und doch eindringliche Bilder schafft.
    • Die atmosphärisch dichte Erzählweise, die offen bleibt für eigenes Denken der Lesenden.
    • Der lakonische Witz, der immer wieder aufblitzt. Meine derzeitige Lieblingsstelle ist die, in der Bundeskanzler Helmut Schmidt sich nachts Sorgen macht (und von Loki beruhigt wird).


    Kurzfazit:
    Selber lesen. Selber in den Schacht steigen. Glück auf!

    Zitat

    Original von Tom
    (Anmerkung: Dieses Buch gehört nicht in die Kategorie "Science Fiction". Es geht zwar um eine Utopie, aber nicht um eine wissenschaftliche. "Zeitgenössisches" wäre m.E. angemessener.)


    Hallo, Tom


    Der Hintergrund des Buches ließe sich meiner Meinung nach durchaus als wissenschaftlich einordnen - es geht allerdings nicht um Naturwissenschaft, sondern um Religions- und Gesellschaftswissenschaften. Pat Califia hat für "Doc and Fluff" den Begriff "dystopian" verwendet. Der könnte auch auf das Atwood-Buch durchaus zutreffen.


    Schöne Grüße von blaustrumpf

    Zitat

    Original von MaryRead
    Statt einer Kategorisierung sind Beschreibungen wie "recht grosser Wortschatz erforderlich" oder "relativ einfacher Satzbau" wahrscheinlich sinnvoller.


    Hallo, MaryRead


    Das ist ein sehr guter Tipp. Und ich frage mich gerade, ob die Sache mit dem einfachen Satzbau nicht vielleicht ein prima Weg wäre, auch Nichtganzsoweitfortgeschrittene auf die Fährte der geschätzten Frau Winterson zu locken.


    Schöne Grüße von blaustrumpf

    wie sollte denn eine solche kategorisierung aussehen, bitte?

      [A] native speaker UK / USA / Pazifik / Asien / Afrika (mit Untergruppen)
      [B] Unilevel (abgeschlossenes Studium) und/oder außergewöhnliche Sprachbegabung
      [C] Unilevel (Hauptstudium)
      [D] Leistungskurs
      [E] Cambridge Certificate
      [F] Mittelstufe
      [G] VHS
      [H] …


    Ich muss gestehen, wenn ich mir anschaue, was ich so in Englisch lese, dann kommen mir leise Zweifel, ob ich in der Lage wäre, das zu kategorisieren. Ich wage sogar zu behaupten, dass es mindestens so viele Klassifizierungssysteme geben würde wie Lesende.


    schöne grüße von blaustrumpf

    Zitat

    Original von Ines
    Nehmt ihr die Bücher auseinander? Schaut ihr nach Zeitraffung, Dialoggestaltung, Dramaturgie usw.?


    nö.
    wenn ich etwas durch das lesen lerne, dann nicht, weil ich ein buch auseinanderpflücke.
    dann schon eher, dass es durch eine art osmotischen druck geschieht.
    :lache


    schöne grüße von blaustrumpf