Für eine hochbegabte Diplomatentochter ist ein Yogastudio dann auch nicht wirklich eine erfolgreiche Karriere ...
Genau das meinte ich in meinem vorherigen Beitrag mit der Einsortierung von Erfolg und gesellschaftlicher Stellung. Verkrachte Existenz war vielleicht ein bisschen hart ausgedrückt, aber wir bewerten und beurteilen danach, was ein Mensch im Leben erreicht hat, an eher finanziellem und beruflichem Erfolg und nicht so sehr nach privatem Glück und Zufriedenheit. Das zeigt sich ja auch im Roman an den Stellen, an denen beschrieben wird, dass Hochschulabsolventen bestimmter Studiengänge ihren Lebensunterhalt als Taxifahrer oder mit Aushilfsjobs bestreiten. Da schwingt immer ein wenig abfällig die Feststellung zumindest vergeudeter Fähigkeiten oder eben gescheiterter Lebensplanung mit. Ob die so beurteilten Personen für sich selbst ihr Leben aber als erfüllt betrachten, weil sie glücklich und zufrieden und großteils mit sich im Reinen sind, ist scheinbar egal. Ich vermute mal, dass so ein Denken geprägt ist durch Erziehung und ganz speziell die Generation der Kriegskinder und -enkel scheint dafür sehr empfänglich zu sein. Meine Eltern sind beide noch vor dem 2. Weltkrieg geboren und mein Vater kannte noch sehr deutlich die Entbehrungen und die sehr schwierigen Startbedingungen nach Flucht und Vertreibung. Da fiel auch in meiner Kindheit sehr häufig der Satz, dass die Kinder es mal besser haben sollten, vor allem wirtschaftlich und beruflich. Was Erfolg bedeutet, wurde an diesen Maßstäben gemessen und natürlich macht das was mit den Menschen.
Ganz im Gegensatz zu dieser stereotypen Einordnung scheint die Generation der 2000er zumindest zum Teil ihr Leben zu planen und wird dafür von vielen Älteren als faul, absolut unbelastbar und im schlimmeren Fall als Sozialschmarotzer abgekanzelt, weil sie andere Wertmaßstäbe für das eigene Leben setzen. Jedenfalls nicht an vorderster Front die 40-Stundenwoche, mit Haus im Grünen, mehr Kohle als nötig, mindestens ein- oder mehrmals im Jahr Luxusurlaub und teuren Hobbys.
Meinen Kindern habe ich versucht, mitzugeben, dass das Wichtigste im Leben sein sollte, dass man glücklich und zufrieden ist, mit dem was man tut, auch beruflich. Man sollte möglichst keine Existenzsorgen haben weil das dann mit Glück und Zufriedenheit kollidieren könnte. Und es ist wichtig für sich selbst festzulegen, was man im Leben erreichen möchte und das möglichst nach eigenen Maßstäben und nicht fremdbestimmt.
So, wie ich das bei den Romanfiguren bisher verstanden habe, haben die das auch unabhängig von fremden Ansichten hinbekommen - zumindest bis zu diesem Teil des Romans.