Beiträge von Saiya

    Und last but not least


    T. C. Boyle - Blue Skies


    Was passiert, wenn die Natur zurückbeißt? – Der neue Roman von T.C. Boyle

    Der Countdown zur Apokalypse läuft: Kalifornien geht in Flammen auf, Überschwemmungen bedrohen Florida. „Der Planet stirbt, siehst du das nicht?", wirft Cooper seiner Mutter vor, die ihre Küche gehorsam auf frittierte Heuschrecken umstellt. Heftige Diskussionen gibt es auch mit Schwester Cat. Sie hat sich als Haustier einen Tigerpython namens Willie angeschafft, die sie sich wie ein glitzerndes Juwel um die Schultern hängt. Die Frage nach dem Verhältnis zur Umwelt geht wie ein Riss durch die Familie, bis eines Nachts Willie aus dem Terrarium verschwindet. Mit „Blue Skies“ hat T.C. Boyle den ultimativen Roman über den Alltag in unseren Zeiten geschrieben. Unheimlich, witzig und prophetisch.


    ASIN/ISBN: 3446276890

    Robert Seethaler - Das Café ohne Namen


    Wien im Jahr 1966. Robert Simon verdient sein Brot als Gelegenheitsarbeiter auf dem Karmelitermarkt. Er ist zufrieden mit seinem Leben, doch zwanzig Jahre nach Ende des Krieges hat sich die Stadt aus ihren Trümmern erhoben. Überall wächst das Neue, und auch Simon lässt sich mitreißen. Er pachtet eine Gastwirtschaft und eröffnet sein eigenes Café. Das Angebot ist überschaubar, und genau genommen ist es gar kein richtiges Café, doch die Menschen aus dem Viertel kommen, und sie bringen ihre Geschichten mit – von der Sehnsucht, vom Verlust, vom unverhofften Glück. Sie kommen auf der Suche nach Gesellschaft, manche hoffen sogar auf die Liebe, und während die Stadt um sie herum erwacht, verwandelt sich auch Simons eigenes Leben.


    ASIN/ISBN: 3546100328

    Ich war heute früh das erste Mal seit über einem Jahr in "meiner" Buchhandlung hier vor Ort. Man hat sich sehr gefreut, mich mal wieder zu sehen.

    Und natürlich habe ich auch was gekauft und ein Buch vorbestellt (das Neue von Volker Weidermann).


    Charlie English - Wahn und Wunder - Hitlers Krieg gegen die Kunst


    Hitler, Psychiatriepatient:innen und die moderne Kunst: Ein unerzähltes Kapitel deutscher Geschichte

    An einem klaren Wintertag des Jahres 1898 springt Franz Karl Bühler in einen Hamburger Kanal, um seinen inneren Dämonen zu entfliehen. Doch er wird gerettet und geht in die Geschichte ein: Als mit Schizophrenie diagnostizierter Maler der Sammlung Prinzhorn, einer Sammlung von Werken, die in Psychiatrien entstehen und eine neue Generation von Künstlern, darunter Paul Klee, Max Ernst und Salvador Dalí, zu ihren größten Werken inspirieren. Bald nach seiner Machtergreifung jedoch erklärt Hitler – der sich selbst für einen verkannten Künstler hält– der modernen Kunst den Krieg. Die Nazis veranstalten riesige Ausstellungen "Entarteter Kunst“ und beschlagnahmen und zerstören die besten Sammlungen in Deutschland. Für Hitler zeigen sowohl psychisch Kranke wie Bühler als auch die moderne Kunst die »Entartung« der Gesellschaft – und er beginnt mit ihrer beider systematischen Vernichtung, die zu seinem ersten Massenmordprogramm führt, der Aktion T4. Charlie English erzählt an erstaunlichen Lebensgeschichten entlang packend vom Wahnsinn der Zeit, der außerhalb der Klinikmauern um einiges größer ist als innerhalb und schreibt gleichzeitig ein Kapitel Kunstgeschichte neu.


    ASIN/ISBN: 3351039352

    Das ist mein Lieblingsbuch von Weidermann, der einer meiner liebsten deutschprachigen Autoren ist.

    Viel Freude damit!

    4 mal Kira Lund klingt jedenfalls besser als 3 und eigenständiger Roman, auf dessen Thema ich nun sehr gespannt bin, klingt nat. noch besser.


    Danke für deine ehrliche Antwort und deine realistisch-optimistische Herangehensweise. Ich wünsche mir für dich, dass du noch sehr lange zuversichtlich bleiben darfst. :knuddel1

    Diese Geschichte liest sich wie einer deiner Prologe, Dieter (von denen ich ja Fan bin). Es ist in diesem ganz eigenen Stil verfasst, der sich dann im Roman selbst verändert.

    Alles, was ich zur Geschichte sagen würde, hast du schon besser in deinem kleinen Nachwort formuliert, das für mich Bestandteil der Kurzgeschichte ist, weil sie diese abrunden. Ich finde es gut, dass du auch immer wieder solche Themen aufgreifst und in Erinnerung rufst, dass es direkt vor unserer Haustüre diese harte Realität und Hoffnungslosigkeit gibt, die wir gerne verdrängen und übersehen wollen.

    In diesem Fall mag ich "der Kirche" nicht wirklich die Schuld geben, denn die weiß ja nichts von diesem Konflikt... Es ist eher so, wie er sich "die Kirche" vorstellt... Ich glaube, Glaubenskrisen sind in kirchlichen Kreisen wohlbekannt, sie hätten ihn bestimmt nicht rausgeschmissen...

    Das sehe ich anders (persönlich finde ich, dass wir viel zu sehr dazu neigen, die Kirchen aus ihrer Verantwortung zu nehmen, aber diese Diskussion führt hier zu weit). Bezogen auf die Geschichte denke ich, kann man die Kirche als religiöse Institution auch hier kritisch betrachten, in der Ausbildung ihrer "Angestellten", dem Umgang mit Gewissen, Schuld und Indoktrination. Was ja immer wieder bei Betroffenen - wie hier beschrieben - zu inneren Konflikten führt.

    Ich nehme das hier so wahr. Hinzu kommt die kleine Gemeinde in der man unter ständiger Beobachtung steht und der man nicht so einfach entfliehen kann. Der Druck ist einfach enorm.

    Ich persönlich finde, dass man hier die Gedanken und Motive gar nicht zwingend nachvollziehen können muss. Jemand, der in solch einer tiefen Lebenskrise steckt, vermutlich an Depressionen leidet, als Außenstehende wirklich zu verstehen, gelingt auch im realen Leben oft nicht. Das finde ich hier sehr beklemmend und authentisch erzählt. Verständnis ist hier wohl eher der Schlüssel. Und das habe ich.

    Selbstmord ist eine Todsünde, ein Glaubensmensch, der nicht mehr glauben kann, ist für ihn erschütternd. Diese inneren Konflikte, die Schuldgefühle und der Druck, die nicht nur von ihm selbst kommen, sondern auch von außen, von der Institution Kirche selbst, gemacht wurden und werden, das kann ich nachvollziehen.

    Er lebt eine Lüge und hat niemanden mit dem er darüber sprechen kann. Dasselbe gilt für seine Frau. Sie beide treffen am Ende unterschiedliche Entacheidungen, aber "geschlagen" sind beide, haben beide resigniert. Ich finde, dass dies eine sehr traurige Geschichte ist, hoffnungslos.

    Dem möchte ich mich anschließen. Ich habe die Geschichte auch so wahrgenommen.

    Rungholt, das Atlantis der Nordsee, ist einfach ein faszinierender Ort. Ich habe schon diverse Dokus gesehen und darüber gelesen. Diese Geschichte passt hervorragend dazu.

    Bevor ich diese Geschichte gelesen habe, ging mir durch den Kopf, dass das Buch unbedingt noch eine lustige Geschichte braucht. Und die habe ich bekommen. ^^

    Ich habe mich köstlich amüsiert. Ich hatte das Chaos bildlich vor Augen. Herrlich, einfach herrlich!

    An dem Weihnachtsmarkt hätte großen Spaß gehabt.


    Ein ganz toller Abschluss, dieser für mich wunderbaren und großartigen Kurzgeschichtensammlung. Ich habe die Geschichten wirklich genossen, einige mehr als andere, aber es war keine dabei, die mir nicht gefallen hat. Sprachlich sind sie für mich alle herausragend.

    Sobald ich von der Spinne im Bernstein las, musste ich an Die schwarze Spinne von Jeremias Gotthelf denken.

    Hattest Du auch diese Verbindung im Blick? Dieter Neumann

    Mir ging es genauso. Ich habe das Buch vor ca. 35 Jahren gelesen (Schullektüre). Mein Deutschlehrer war großer Fan und wir haben es intensiv besprechen müssen. Ich habe es damals ähnlich gruselig empfunden, wie diese Geschichte hier. Als Roman ist dies ein Genre, was ich nicht lese. Als Kurzgeschichte finde ich sie aber auf den Punkt. Kein Wort zu viel, um diese intensive Gedanken- und Gefühlswelt mit dem Mann zu erleben als wäre man dabei. Wenn ich die Geschichte mit einem Adjektiv außer "schaurig" und "intensiv" beschreiben müsste, würde ich sie "konsequent" nennen.

    Saiya :

    Tjark ist so eine tragische und gleichzeitig starke Figur. Es hat mir richtig weh getan, so nah mitzuerleben, was er tief drinnen durchmacht. Mich hat sein Schicksal richtiggehend aufgewühlt und wenn ich ehrlich bin, mag ich gar nicht so sehr darüber sprechen. Für mich ist das eine Geschichte, die man auf keinen Fall zerreden darf. Sie steht einfach für sich: intensiv dramatisch und in der Kürze so vielsagend.

    So empfinde ich das auch. Tjark bleibt in Erinnerung.

    Bitte, gern geschehen, liebe Saiya!

    Mit einem "Gefällt mir"-Emoji ist nur äußerst unzulänglich ausgedrückt, was solche Worte bei jemandem auslösen, der wochenlang an solch einer Kurzgeschichte gearbeitet und gefeilt hat. Denn merke: Je kürzer, desto mehr Arbeit, desto härter der Kampf um jedes Wort. Aber das wusstest du natürlich schon. :knuddel1

    Das vergisst man oft, wie viel Arbeit dahinter steckt. Ich hoffe sehr, du hast irgendwann Zeit und Lust das noch einmal zu tun. Ich würde einen weiteren Kurzgeschichtenband sofort kaufen.

    Niemand soll sich schlecht fühlen!

    Und ich meinte auch nicht die Lesegeschwindigkeit.

    Es wäre halt nur schön, wenn die die in den einzelnen Threads als Erste schreiben, sich an die Reihenfolge der Geschichten im Buch halten würden.

    Du kannst mich ja auch einfach direkt ansprechen, als um den heißen Brei herumzureden.

    Ich habe das Buch zum Eulentreffen gelesen, wollte trotzdem an dieser Runde teilnehmen. Dieter weiß das. Und ich habe mich zu den Geschichten als erstes geäußert, zu denen ich unbedingt zuerst etwas schreiben wollte.

    Ich sehe da kein Problem, zumal, wenn sich die meisten an die Reihenfolge halten, sie vielleicht ja nach und nach wieder so auftauchen, wie du dir das vorstellst.

    Lieblingsgeschichte Nr. 3 und meine absolute Lieblingsfigur aller Geschichten. Tjarks ganze Lebenseschichte mit all ihrer Tragik mit so wenigenWorten so zu erzählen, ist eine Kunst. Und das meine ich tatsächlich so.

    Ich habe am Ende nicht das Gefühl das etwas fehlt, im Gegenteil kommt Tjark mir so nah, seine Liebe zum Schiffsbau, zum Meer, sein Kampf mit dem Kapitalismus in diesen Zeiten, stellvertretend für so viele kleine Handwerksbetriebe. Ich fand das sehr intensiv erzählt und schlicht echt. Das ist sprachlich herausragend und als Kurzgeschichte perfekt, eine zum immer mal wieder Lesen. Mich hat Tjark sehr gerührt und berührt, fast wie ein Geschenk. Danke dafür.

    Das ist meine zweite Lieblingsgeschichte in diesem Buch. Sie ist ja etwas länger als die anderen und insbesondere durch die Perspektivwechsel unglaublich spannend. Ich fand die Gegensätze hier großartig herausgearbeitet. Einerseits die ruhigere heimelige Weihnachtsvorbereitung und das Familientreffen, andererseits die Flucht, die Verzweiflung, der politische und historische Hintergrund. Es ist wie eine Berg- und Talfahrt. Je ruhiger es bergauf geht, desto rasanter spürt man auch als Leserin die Talfahrt, die Kälte, die Verzweiflung dieser mutigen Menschen.

    Und ich liebe das Ende, dieser bodenständige, geerdete Umgang mit der Situation. Ich bin völlig fasziniert von deiner Erzählweise und nachhaltig beeindruckt.


    Was ich ja auch in deinen Romanen so schätze, ist, dass du immer wieder politische und historische Hintergründe mit einfügst ohne zu langweilen, ohne erhobenen Zeigefinger, aber mit eindeutiger Aussage. Das gelingt dir auch hier in diesem Format. Und bei all der Nostalgie, ist es gut, sich immer wieder in Erinnerung zu rufen, was diese DDR für ein Regime, warum Menschen, es dort nicht aushalten konnten und sich solchen Gefahren ausgesetzt haben. Danke, dass du mit dieser Geschichte diese wahre Begebenheit nicht vergessen lässt.


    Kennst du selbst die Geschichte dieser Flucht "nur" aus der Presse oder hattest du Kontakt mit den Beteiligten? Wie bist du darauf gekommen, ausgerechnet diese zu erzählen?

    Die Geschichte hat mich wieder genau so gepackt wie damals, als du sie uns vorgelesen hast. Ich bewundere, wie du alle Sinne ansprichst. Man glaubt tatsächlich, das Salz in der Luft zu schmecken und die Gischt auf der Haut zu spüren.

    Das empfinde ich auch so.


    Ich persönlich liebe es, wenn insbesondere in Kurzgeschichten der passende Dialekt verwendet wird, insbesondere dann, wenn der Autor selbst aus der Gegend stammt. Das liest sich flüssig, ist authentisch und gehört für mich zu Geschichten von der Küste, die von den dort lebenden Menschen handeln, dazu.