Ja. „Von zwei Ärzten war einer schwanger.“ Siehe weiter oben verlinkter Text auf meiner Site. Man kann es auch herbeikneten.
Edit: Wer sich um beinahe jeden Preis beleidigt oder diskriminiert fühlen möchte, dem wird man das nicht ausreden können, genauso wenig, wie man jemanden, der beleidigen oder diskriminieren möchte, dadurch davon abhalten kann, dass man ihm sprachliche Vorschriften macht oder die Syntax "gerecht" ausdekliniert (was in aller Konsequenz vollständig unmöglich ist). Jede Weltsprache lässt sich für beides verwenden, für Beleidigung und Diskriminierung, und Gesellschaften haben sich ganz unabhängig von ihrer vermeintlich gerechten oder ungerechten Sprachkultur in der einen oder anderen Weise entwickelt. Konnotation und Semantik sind von der Syntax entkoppelt.
Lieber Tom,
ich lese jetzt gerade nur eine ( männliche) Person, die sich "beleidigt und diskriminiert" fühlt. 😉 Ganz ruhig. Ich erkläre mich und holte aus.
Meine Mutter wurde 1970 mit 17 schwanger, in Bremen. Dafür wurde sie ausgestoßen und geächtet. Meinem Bruder wurde die Taufe verweigert und meine Eltern durften nur standesamtlich heiraten, der Pfarrer wollte sie in ihrer Gemeinde nicht haben. Meine Mutter musste ihre Lehre zur Rechtsanwaltsgehilfin abbrechen. "Sowas" wollte man nicht im gutem Hause sitzen haben. Warum erzähle ich das? Weil die "Schuld" für solch ein ungeheures Verhalten natürlich immer nur bei der Frau zu suchen gewesen ist.
Weil es Frauen bis 1977 verboten war, arbeiten zu gehen, wenn dies nicht mit ihren Pflichten in Ehe und Familie in Konflikt geriet. Seit 1958 ist es Frauen überhaupt erst erlaubt gewesen, eigenes Geld zu verdienen und ein eigenes Konto zu eröffnen. Vorher hat einfach der Ehemann darüber verwaltet.
Seit 1980 soll es (theoretisch) Geschlechter unabhängig gleiches Geld für gleiche Arbeit geben. Ist dies der Fall? Ich glaube nicht.
Seit 1994 ist es überhaupt erst Gesetz, in Stellenausschreibungen alle Geschlechter anzusprechen. Frauen wurden bis dato NICHT angesprochen.
Ich bin Pharmazeutisch technische Assistentin. Meine Kollegin ist Apothekerin. Meine Freundin ist Ärztin. Wir sind keine Assistenten, keine Apotheker, keine Ärzte. Für männliche Hebammen wurde im übrigen der Begriff "Geburtshelfer" eingeführt.
Ich verdiene mein eigenes Geld und bin eigenständige Kundin bei einer Bank. Und als diese möchte ich auch angesprochen werden. Ich bin Frau Marina Albert, Kundin. Nicht Frau Jürgen Albert, Kunde.
Und darum geht es. Zumindest mir. Ich stehe nicht hinter irgendeinem Mann, der mich verwaltet, ich bin ein gleichwertiges Geschlecht dieser Gesellschaft. Das ist mein Recht.