Beiträge von SvenKoch

    Na dann mal los, und hallo zusammen :wave


    Also, es war unumgänglich, ein wenig Bezüge zum "Purpurdrachen", aufzunehmen – so viel vorweg. Und ich hoffe, dass es nicht die Spannung schmälert, wenn man die "Hexe" zuerst liest.


    Was Ville Vallo angeht – tja, der schoss mir so durch den Kopf, als ich an Ruppel dachte. Es sollte jemand sein, der auf Anhieb etwas hypnotisch wirkt, und der HIM-Sänger tut das nach meinem Geschmack. Und Alex hat einen recht weit gefächerten Musikgeschmack. Aber wenn der Mix einen Traumtypen für Dich beschreibt, dann habe ich ja das Ziel getroffen ;-)

    Liebe Iszlá,


    prima, hastes auch geschafft! :wave


    Freut mich als Autor natürlich, wenn das Buch zum Teil die Nacht lang wach gehalten hat, das muss ich ja zugeben...


    Was einen zweiten Band angeht: Der nächste Alex-Roman „Flammenhimmel“ ist in dem Sinne natürlich keine Fortsetzung, wenngleich die Kerncrew der Lemfelder Polizei dabei ist. Es ist eine völlig eigene Geschichte, man muss dazu das erste Buch nicht kennen. Und ich bin mir sehr sicher, dass Alex nach ihrem etwas nervösen Einstieg bei der Polizei sich etwas entspannt hat, außerdem als „Titelheldin“ im Vordergrund steht und sich durchaus ziemlich entwickelt hat. Schneider kristallisiert sich als ihr künftiger *partner in crime* heraus, und in den nächsten beiden Romanen, den dritten habe ich fast fertig, wird sich Alex' Männerproblem bestimmt etwas relativieren ;-)


    Und ich kann an dieser Stelle schon mal versprechen, das habe ich unter anderem mitgenommen aus dieser Leserunde: kaum Markennamen! :chen Wenngleich das immer eine Sache ist, die manche stört, andere gar nicht, weitere finden das grundsätzlich gut und nehmen das gar nicht wahr. Aber man will ja nicht rumnerven, ne, zumindest nicht mehr als nötig...

    Wie weit man geht und wie forsch man ist, hängt von einem selber und dem Medium ab, für das man arbeitet. Sozusagen vom Berufsethos.


    Boulevardleute können mehr vorpreschen als andere bei einer lokalen Tageszeitung vor Ort, die es sich natürlich nicht mit den Behörden verscherzen wollen. Im Boulevard steht auch das Persönliche, Emotionale mehr im Vordergrund - und die Konkurrenz zu anderen Medien, mehr Infos zu bieten und die eine Info, die die anderen nicht haben. Dazu werden dann auch Verwandte, Nachbarn, Angehörige angezapft und gelegentlich ein Scheck für Bildmaterial rübergeschoben. So radikalere Jungs und Mädels ist das auch egal, was die Polizei oder Staatsanwaltschaft offiziell verlauten lassen - die fragen lieber Leute, die ganz dicht dran waren oder Täter/Opfer kennen. Ich kann und will so was nicht. Aber ich weiß schon, wie es läuft. Und um die Nähe auf den Punkt zu bringen: Die Polizei tut aus gutem Grund einen Teufel, einen bei einem Mord sozusagen ins Herz der Finsternis vorzulassen. Was haben wir da auch zu suchen? Es kann aber schon sein, dass man später bei Verhandlungen oder Pressekonferenzen aus erste Hand erfährt, was da genau los war - meist mit der Bitte, das aber bloß nicht zu schreiben ;-)


    Ein Tatort ist natürlich abgesperrt, wenn man da ankommt. Da kommt man auch nicht rein während der Spurensicherung. Kann aber trotzdem mal sein, wenn einen der Pressesprecher lässt. Grundsätzlich kommt man natürlich an alles sehr dicht ran, vor allem bei Unfällen, Bränden, Unglücken, Überfällen usw. Man ist oft auch sehr schnell vor Ort und sieht natürlich Dinge, die Einsatz- oder Rettungskräfte ebenfalls sehen. Was nicht immer so schön ist.


    Wie sehr man sich in eine Berichterstattung reinhängt, kann ich gar nicht mal pauschal sagen. Und was zum Beispiel einen Mord anbelangt, erfährt man das eher durch Zufall oder wenn die Polizei eine Pressekonferenz einberuft. Man bekommt dann natürlich gesteuerte Informationen, weil ja Verfahren schweben - und manchmal hat das auch ermittlungstaktische Gründe, wenn bestimmte Dinge nicht an die Öffentlichkeit gegeben werden, oder eben nur so in der Art, dass sie den gewünschten Effekt erzielen. Bei allem kommt dazu, dass man bösen Buben ja keine Anleitungen geben möchte oder Infos darüber, was die Polizei so alles kann und tut und weiß. Deswegen werden bei Banküberfällen zum Beispiel fast nie die Summen genannt ;-)


    Was da rausgegeben wird, hängt natürlich von der Polizei und Staatsanwaltschaft ab. Wenn einem das für eine Berichterstattung nicht reicht, was vom Einzelfall abhängt, kann man hintenrum bei persönlichen Kontakten nochmal nachhaken oder hat bereits Dinge gehört, mit denen man dann offizielle Stellen konfrontiert. Und das jeweilige Engagement hängt natürlich vom jeweiligen öffentlichen Interesse ab, das man abwägen muss: Hat jemand in der Nacht hinter verschlossener Tür seine Frau erdrosselt und sich dann gestellt - dann ist das noch was anderes, als wenn jemand nachmittags vor einer Spielhalle in der Innenstadt jemanden erschießt, eine Geisel nimmt und sich anschließend eine Verfolgungsjagd mit anschließendem Schusswechsel mit der Polizei durch die Innenstadt liefert. Ganz einfach deswegen, weil mehr Menschen es dann mitbekommen haben, es Freunden usw erzählen. Sprich: Der Grad öffentlicher Betroffenheit ist dann größer.


    Weiter muss man natürlich Personenschutzrechte beachten - und halt immer die Grenzen abwägen. Muss ich erzählen oder fotografieren, was da wirklich im Detail geschehen ist? Aber pauschal lässt sich das echt nicht sagen, und zum Beispiel sind Medien in Südamerika oder anderswo sehr, sehr viel härter drauf als wir das hier so kennen. Die bringen auch Bilder von Menschen mit Kopfschuss auf der kompletten Titelseite.


    Ich hoffe, das gibt einen kleinen Einblick, diese Arie ;-)

    Liebe Iszlá,


    die Sache mit di Caprio, das habe ich so ein wenig hautnah miterlebt, weil es in meinem Redaktionsbereich als Reporter geschah. Tatsächlich hieß einmal eine Eisdiele so, und Anwälte vom guten, alten Leo haben dem armen Eisdieler eine einstweilige Verfügung reingereicht.


    In Bezug auch die Recherchen und Polizeiarbeit: In meinem Beruf als Redakteur habe ich oft mit der Polizei zu tun und auch über Gerichtsverhandlungen berichtet. Da ist man an Unfallstellen, nach Banküberfällen, auch mal an Tatorten bei Schwerstverbrechen, um zu berichten. Man macht mal Hintergrundreportagen über Polizeiarbeit. Man telefoniert, man geht zu Pressekonferenzen - und davon habe ich mir immer mal was gemerkt ;-) Und ich weiß daher auch, wen ich anrufen muss, wenn ich mal eine Frage habe - weil man sich kennt, so über die Jahre entstehen ja persönliche Kontakte, bekomme ich dann auch meist eine Antwort. Weiter habe ich eine Reihe von forensischen Fachbüchern im Regal, die sich mit Ermittlungsarbeit befassen, um etwas nachzuschlagen. Ich habe mich auch einmal durch die Rechtsmedizin führen und mir von einer sehr freundlichen Ärztin (liest auch gerne Thriller) alles erklären lassen - das allerdings explizit im Hinblick auf Romanrecherche.

    Zitat

    Original von Johanna


    Sprich - wann können wir das nächste Abenteuer lesen? :grin


    Ach, das mit dem Beinchen dauert nicht sooo lange. Fertig geschrieben ist es und ist gerade in der Lektoratsphase. Es wird "Flammenhimmel" tragen, und so viel kann ich sagen: Es wird im Frühjahr spielen, natürlich wieder in Lemfeld - sozusagen im zweiten Pilotstellenjahr. Mein Verlag hat es vom Herbst 2011 etwas verschoben ins Frühjahrsprogramm 2012. Das hat etwas mit Programmplätzen zu tun. Der dritte Alex-Roman ist für Herbst 2012 projektiert, und daran schreibe ich aktuell - also: Immer fleißig dabei ;-)

    Früher begegnet sind sie sich noch nicht. Aber Marcus hat sich dafür eingesetzt, dass die Lemfelder Behörde an dem Projekt des Landes teilnimmt und eine solche Pilotstelle wie die von Alex dort angesiedelt wird. Er kann sie da mit ihrer Ausbildung in dem Purpurdrachen-Fall natürlich ganz gut brauchen und will sich ihr Fachwissen für die Ermittlungen zunutze machen. Deswegen will er sie, nachdem er sie schon nach Lemfeld geholt hat, natürlich auch im Team.

    Ich fand das im Zusammenhang des Romans ebenfalls sehr interessant - und deswegen geht es auch viel um Verantwortung. Vorab steht daher dieser schöne Satz von Rilke über die Drachen unseres Lebens, die uns stark und mutig sehen wollen und eigentlich Prinzessinnen sind - kurz: Angst ist eine gute Sache. Denn ohne Angst davor, Verantwortung übernehmen zu müssen oder zur Rechenschaft gezogen werden können - was wir dann aus einem? Marlon ist sehr verantwortungslos und egozentrisch. Er verdrängt vieles, auch mit C-12, und solche Dinge können einen immer wieder einholen ;-) Und was ist, wenn solche Drogen wie C-12 in höherer Dosierung missbraucht werden? Wenn Ängste gezielt unterdrückt werden?

    Iszlá : Die Handlungszeit ist so in etwa 2009/2010.


    C-12 gibt es tatsächlich nicht - ich erkläre das auch im Nachwort. Es gibt allerdings eine Reihe von Ansätzen, ähnlich wirkende Stoffe in der Behandlung von Menschen, die an einem Trauma leiden, einzusetzen. Ich habe in meinem Recherchekrams mal einen älteren Link gefunden, da wird ein wenig darüber zusammenfassend erzählt: http://www.heise.de/tp/r4/artikel/20/20683/1.html Ursprünglich hatte ich irgendwann mal im Spiegel etwas darüber gelesen.


    Ich habe mir da die Frage gestellt, wie wäre das eigentlich, wenn wir keine Angst mehr hätten, und Pillen gegen böse Erinnerungen nehmen könnten? Was, wenn Angst uns nicht mehr hemmt, bestimmte Dinge zu tun?

    Hier freue ich mich sehr, dass ihr *durchgerauscht* seid ;-) Ich hatte versucht, gerade im Mittelteil etwas auf die Tube zu drücken, der in vielen Romanen - abgesehen von diesem oder jenem Wendepunkt - nach meiner Meinung oft etwas in der Spannung abflacht, um dann im letzten Viertel wieder voll anzuziehen.

    Die Sache mit Marlon hatte ich auch so vor - ich fand es reizvoll, mit einem echten Unsympathen zu arbeiten und den nachvollziehbar zu gestalten und zu entwickeln. So ein wenig habe ich bei Marlon immer an Kirk Douglas in Billy Wilders "Ace in the Hole" gedacht. Heißt auf Deutsch: Reporter des Satans. Da geht es um so einen Boulevardmann, der die Rettung eines Verunglückten künstlich in die Länge zieht, um seine Story am Kochen zu halten. Am Ende bekommt er natürlich die Quittung für sein unmoralisches Handeln.


    Je verständlicher Marlon wird, desto mehr wollte ich Alex etwas reinreißen, um an ihrem *perfekten* Bild (das sie ja händeringend erfüllen will) zu kratzen - sie wird zunehmend überambitionierter und begeht dadurch genau solche Fehler, die sie eigentlich vermeiden will und sich selbst an sich nicht zugesteht.

    Zitat

    Original von Babyjane
    ...das ist für mich immer ein enormes Plus für den Autor....


    Da bin ich ja froh :-) Und was die Nachfolge von Marcus angeht - so viel kann ich mal verraten: Ein Büro-Technokrat wird es in jedem Fall nicht werden. Das kommt alles ganz anders ;-)

    Der Plan von Marcus war, Marlon als jemanden darzustellen, der wegen seines Purprudrachen-Traumas durchknallt und sozusagen Roths Trauma adaptiert, Frauen aus seinem Umfeld tötet, für die er etwas übrig hat. Und das alles auf der Basis dieses "China-Syndroms", das Engberts Roth in einem Gerichtsgutachten attestiert hat – das Marcus natürlich kannte. Alles sollte auf den Drachen hinauslaufen – ein Symbol, das unmittelbar und plakativ mit Marlons Trauma verbunden war.


    Was Marcus hingegen nicht wusste: Die Sache mit dem Purpurdrachen (das Logo auf den Verpackungen) und mit Roths Wahnidee hing ja mit dem C-12 zusammen - und nicht, wie Engberts in seinem Gutachten schilderte, mit irgendwelchem Porzellansammlungen im Hause Roth.


    Marcus hat außerdem betrieben, dass er diese Pilotstelle von Alex in Lemfeld eingerichtet bekommt – um Alex als Berufsstarterin zu instrumentalisieren und für seine Zwecke zu missbrauchen und um zu verhindern, dass da womöglich langjährige Vollprofis mit Erfahrung vom LKA eingeschaltet werden. Marcus wollte ja von Alex ein psychologisches Gutachten und besteht darauf, das erklärt, Marlon Kraft ist vollkommen durchgedreht und sozusagen zum Abschuss frei - und dann spielte Alex ja noch die finale Rolle in seinem Plan. Er hatte das alles von langer Hand geplant und vorbereitet - bis sich auf einmal alles explosionsartig entlud, um die Ermittlungen zu beeinträchtigen und damit seinen Plan zu verschleiern.

    Zitat

    Original von Johanna
    Eine Frage hab ich ja vorweg, Sven?
    Kennst, liest Du auch die ??? ? :grin


    Hehe - ja, ich kenne die natürlich und habe sie als Junge verschlungen - als Buch und als Kassetten. Aber, isch schwör’, das Knibbeln ist keine Hommage an Justus Jonas ;-)


    PS. Ja, weiß Alex mit dem Sortierzwang. Und ihre anderen Macken kennt sie auch ganz gut ;-)

    Eine Abwägungssache - wohl war. Für Alex zum Beispiel wären Gucci und Versace sicher relevant, und in einem Kapitel aus ihrer Sicht würde sie das auch so benennen und sich eher einen *Prada-Mantel* als ein pauschales *Designerstück* anziehen, während das für Schneider dann irgendsoein Designerfummel wäre, der aber durchaus eine schlanke Taille macht ;-)

    Zitat

    Original von Babyjane


    Wenn man den Markennamen einsetzt, um etwas zu beschreiben, dann ergibt das durchaus Sinn und ist auch hilfreich, wie bei dem von dir genannten Audi TT.
    Was es mir aber bringen soll, zu wissen, daß die und die Figur jetzt Mentos statt Fishermans Friend futtert weiß ich jetzt nicht so genau...


    Genau, es macht Sinn, wenn es einen Mehrwert ergibt. Aber: Es geht zB nicht um die Abgrenzung zwischen zwischen Fishermans und Mentos. Es geht eher halt auch mal darum, Thesaurus-mäßig ein paar mehr Bezeichnungen für etwas im Köcher zu haben, damit du keine Wortwiederholungen hast. Sagen wir: „Alex warf sich ein Pfefferminzbonbon ein und kaute darauf herum. "Hast du für mich auch eines?", fragte Schneider. Sie nickte und drückte ihm ein Mentos in die offene Hand." Macht es einfacher, Wiederholungen zu vermeiden - und mir an der letzten Stelle einen Zacken aus der Krone zu brechen, nur um keinen Produktnamen nicht zu erwähnen - ja mei... Und bei den Kippen: Eklige Worte wie Glimmstängel lasse ich als Synonym für Zigarette lieber sein, bevor ich Ausschlag bekomme, da schreibe ich lieber Pallmall, hehe.


    Aber wie erwähnt: So ein Buch ist ja auch ein Lernprozess ;-) Ich habe es in jedem Fall im Blick, dass es offenbar auch nerven kann, und in den kommenden zwei Romanen (das weiß ich sicher, weil sie schon nahezu fertig sind ;-)) tauchen sehr viel weniger Markennamen auf.

    Zitat

    Original von Johanna


    Negativ sind mir auch die ständigen Markennamen aufgefallen.


    Es geht natürlich auch ohne - und manche Leser stört es, andere Leser wiederum nehmen es überhaupt nicht wahr: Ich selbst zum Beispiel merke das überhaupt nicht, wenn ich Stephen King lese, und das stört mich auch nicht. Und ich schreibe lieber Mentos statt Pfefferminzkaubonbon und Burger King oder McDrive statt Fastfoodrestaurant, nur um künstlich Begriffe zu umschiffen, die in unserer Alltagssprache längst etabliert sind. Solche Produkte prägen uns ja auch topografisch bei Ortsbeschreibungen: "Beim Löschdepot rechts und dann hinter dem Real links rein bis kurz vor dem Gartenmarkt". ;-) Zudem gibt ein Audi TT nach meiner Meinung ein klares Bild ab - und ein Sportwagencabrio, das wäre mir nun echt zu krampfhaft umschifft.


    Aber: Ich habe nachgedacht, und wir haben vor einiger Zeit in einem Autorenforum auch breiter darüber diskutiert. Zudem war ich bei einer Reihe von Leser-Rezensionen über den Kritik-Punkt von Marken-Dropping überrascht. Im nächsten Roman, das verrate ich mal, gibt es deutlich weniger davon ;-)

    Zitat

    Original von Hoffis
    Was mich ein wenig verwundert, ist das Fehlen der Staatsanwaltschaft...
    Die müsste doch eingeschaltet sein.


    Die Staatsanwaltschaft ist natürlich bei solchen Sachen ganz automatisch eingeschaltet. Sie spielt aber einfach keine Rolle, deswegen habe ich die da nicht noch mit reingenommen. Die taucht so indirekt mal auf bei der Erwähnung, dass Marcus von allen Seiten Druck gemacht wird, um endlich irgendwelche Ermittlungserfolge oder am besten eine Verhaftung zu präsentieren.