Beiträge von Rosha

    Hallo ihr Lieben!


    Gestern hat mich eine sehr liebe Mail von Thriller-Maus erreicht, über die ich mich sehr gefreut habe und die ich zum Anlass nehmen möchte, hier ein Lebenszeichen von mir zu geben.


    Eigentlich war ich davon ausgegangen, dass mich längst alle vergessen haben. Hätte es gar nicht anders verdient ... 8o


    Nach Schwärze 1 war mir nach etwas Heiterem zumute, weshalb ich die Gayromance "This ain't love" geschrieben habe. Danach habe ich mich an Schwärze 2 gemacht. Nach ungefähr einem Drittel kam mir jedoch das Angebot dazwischen, als Co-Autor bei einer weiteren Gayromance mitzuschreiben. Da ich es immer schon mal ausprobieren wollte, wie es sich anfühlt, als Autorenduo zu schreiben, habe ich diese Chance ergriffen. Dabei rausgekommen ist "Cornel & Leif: Fuck'n'Roll", das ich gemeinsam mit Simon Rhys Beck geschrieben habe.


    Dass Schwärze 2 immer noch nicht erschienen ist, liegt leider in meinem desolaten Zustand begründet. Habe mich einer chirurgischen Sanierung hingegeben und befinde mich aktuell noch in der Rekonvaleszenz. (Wer es genauer wissen will, kann mich gerne anmailen. Ist kein Geheimnis, aber meine Krankenakte möchte ich doch nicht hier in der Öffentlichkeit ausbreiten.)


    Es hat sich leider herausgestellt, dass ich im Zustand permanenter Schmerzen nicht die nötige Konzentration zum Schreiben aufbringen konnte. Ich hoffe nun sehr, dass ich in absehbarer Zeit wieder fit bin und ganz oben auf meiner Liste steht dann die Fertigstellung von Schwärze 2.


    Ich danke euch vielmals, dass ihr mich noch nicht vergessen habt und vor allem, dass ihr mir nicht böse seid. Ihr seid die Besten!


    Liebe Grüße

    eure Claudia/Rosha :wave

    Ein Familienroman, der im 20. Jahrhundert in Finnland angesiedelt ist.

    Die Besonderheit dieses Buches ist die Aufteilung und zeitliche Anordnung, in der erzählt wird. Vier Protagonisten werden nacheinander in Blöcken präsentiert bzw. wird aus deren Sicht berichtet. Schnappschüsse aus unterschiedlichen Jahren werden aufgezeigt, zeitliche Überschneidungen bei den jeweiligen Blöcken gibt es nicht, das heißt, man bekommt das gleiche Ereignis nicht aus zwei Perspektiven erzählt, sondern immer neue Begebenheiten.


    Der Effekt ist eine immer stärkere Verzahnung der Protagonisten und ihrer Erlebnisse miteinander. Rückwirkend versteht man immer besser, was man zu Anfang gelesen hat.


    So unterschiedlich ihre Lebenswege und Charaktere auch sind, als Familienmitglieder sind sie miteinander verknüpft. Man sieht, wie das Verhalten des einen, das Leben des anderen beeinflusst, möchte eingreifen, die Menschen wachrütteln, ihnen erklären, was sie nicht wissen, nimmt als Leser Teil an ihren Schicksalen.


    Es geht auch um die Konventionen, welche Zwänge daraus entstehen, den Umgang damit, wie unterschiedlich die Figuren darauf reagieren. Als Leser empfinde ich es beklemmend, wie gefangen die Menschen (vor allem die Frauen) damals waren und bin froh, dass sich in der jetzigen Zeit viele gesellschaftliche Ansichten bereits gewandelt haben. Allerdings macht das Buch auch Mut, denn Stärke zu zeigen und sich nicht immer unterzuordnen, kann sich durchaus lohnen, wie man am Beispiel der Hebamme Maria sieht.


    Tommi Kinnunen hat ein stilistisch tolles Buch geschrieben, mit einem kraftvollen Plot, starken Figuren. Nicht alles wird auserzählt, es bleiben auch bei mir Fragen offen, aber gerade die sind es, die mich noch länger im Buch verweilen lassen.


    10 von 10 Eulenpunkten

    Der Schauplatz, eine schwedische Moorlandschaft, lässt diesen Krimi aus dem Gros hervorstechen. Die Landschaftsbeschreibungen sind eindrücklich, allerdings so knapp gehalten, dass sie nicht in Langeweile umschlagen können.


    Auch eher ungewöhnlich ist, dass nicht der Ermittler ins Hauptaugenmerk der Leser gerückt wird, sondern vielmehr zwei Frauen. Zum einen die Biologin Nathalie, die einen Mord verhindert und zum anderen die Künstlerin Maya, die außerdem noch als Polizeifotografin arbeitet. Beides sehr gut gearbeitete und starke (Frauen)Figuren.


    Das Verweben des Krimiplots mit mystischem Gedankengut gibt der Geschichte einen aufregenden Gruselcharakter, dennoch driftet der Roman nicht in den Fantasybereich ab.


    Verschieden Handlungsstränge werden zum Ende hin zu einem Ganzen zusammengeführt und schlüssig aufgeklärt. Der Stil der Autorin ist angenehm flüssig.


    Insgesamt sehr gute und leicht zu lesende Unterhaltung.


    Da mich persönlich jedoch die Figuren nicht wirklich 'abgeholt' haben, gebe ich nur 7 von 10 Eulenpunkten, allerdings mit der Betonung darauf, dass das lediglich eine Geschmacksfrage ist und ich auch nicht faktisch unterlegen kann.

    Ja, die Genderthematik hat die heutige Marketingabteilung des Verlages vermutlich deshalb so überbetont, weil es im Trend liegt und damit ein gutes Verkaufsargument bietet. Ich denke, dass die Autorin das Thema deshalb so vorsichtig bearbeitet hat, weil damals die Zeit dafür einfach noch nicht reif war. Sie musste da eine Gratwanderung absolvieren, um ihr Buch überhaupt veröffentlicht zu bekommen. Ich kann mir vorstellen, dass das damals gar nicht so offensiv beworben worden ist, sondern das Augenmerk auf anderen Dingen lag.

    Ai kommt hier auch nicht besonders gut weg. Er hat komplett den Falschen vertraut. Mich würde wirklich interessieren, warum gerade er auf diese Mission geschickt wurde. Jemand mit so wenig Menschenkenntnis und Einfühlungsvermögen ist da doch wirklich nicht geeignet. Oder erwarte ich einfach zu viel?

    Ich denke einfach, dass die Eignung für einen solchen Job vor allem überhaupt die Bereitschaft dafür ist. Schließlich gibt man sein eigenes Leben, seine Familie, Freunde usw. auf und geht ein hohes Risiko ein. Immerhin nicht unwahrscheinlich, dass man auf einem fremden Planeten um sein Leben bangen muss. Insofern dürfte es nicht allzu viele Freiwillige geben und dann muss man eben nehmen, was kommt. Besondere Ansprüche an Charakter und Eignung kann man vermutlich nicht mehr stellen.

    Die Schöpfungsgeschichte im 17. Kapitel finde ich schrecklich. Alle Bewohner Orgotas stammen demnach von einem Menschen ab, dessen vorstechendste Eigenschaft Angst ist und der daraus resultierend mehrfacher Mörder wurde. Mit so einem Genpool kann ja nur eine grässliche Gesellschaft entstehen.

    Zum Thema Gender und welchen Einfluss die Sprache hat, kann man u. a. mit dem Buch "Die Maschinen" von Ann Leckie testen. Das ist nämlich ausschließlich im generischen Femininum verfasst. Ich empfand das als sehr interessante Leseerfahrung, denn es macht darauf aufmerksam, wie festgefahren die Bahnen im eigenen Kopf sind. Wie sehr wir alle auf das Männliche als "Standard" geprägt sind. Aus diesem Grund betrachte ich die Verwendung von weiblichen Wortformen auch zwiegespalten. Es ist eine Degradierung, weil unsere Gesellschaft Frauen als zweite Wahl betrachtet. Das ist ganz massiv in den Menschen eingepflanzt. Arzt oder Ärztin - wem wird die größere Kompetenz zugetraut? Richtig, der Großteil der Leute (auch die Frauen!) trauen einem Mann mehr zu. Ob man so eine Einstellung allein durch sprachliche Finessen lösen kann, wage ich zu bezweifeln.

    Orgoreyn ist überhaupt ein unwirtlicher Ort. Eine echte durchorganisierte Diktatur, wenn auch mit mehreren Parteien. Und überall wird intrigiert und mit Ängsten gespielt.

    Alles ganz aktuell.

    Estraven wird nach und nach verständlicher und es zeigt sich, dass Ai offenbar mit seiner Einschätzung dieses Menschen daneben lag.

    Besonders gelungen finde ich die Entwicklung, die die Autorin dem Leser angedeihen lässt. Zuerst ist man geneigt zu glauben, Orgoreyn sei der bessere Ort auf dem Planeten, Ai konnte dem Tode entkommen, Estraven findet Asyl. Dass beide dann mehr oder weniger Gefangene sind und tatsächlich um ihr Leben bangen müssen, gibt der Geschichte eine wichtige Dramatik.

    Ich finde Ai auch seltsam unreflektiert und wenig vertraut mit den Denkweisen des Landes. Er lebt doch schon zwei Jahre dort.

    Empfinde ich auch so. Ich glaube, das ist tatsächlich ein Hieb der Autorin in Richtung männlicher Selbstgefälligkeit. Sie ordnen sich die Welt unter, nach ihren Maßstäben und Ansichten. Man ist es einfach zu sehr gewöhnt, dass die Hauptprotagonisten von den Autoren positiv dargestellt werden, sodass man Ai hier befremdlich empfindet.

    Aber ich denke, für die Autorin ist diese Figur ein Werkzeug, nicht ihr "Liebling", in dem sie sich selbst verwirklicht.

    Weitaus sympathischer ist mir Estraven. Er/sie reflektiert mehr, ist hochintelligent.

    Clare Das, was Ai als weiblich bezeichnet, ist in der Regel abwertend, da kann ich mich wenig mit identifizieren. Ich finde auch, dass die Figuren selbst wenig Geschlechtsspezifisches zeigen. Wenn Ai nicht als Mann vorgestellt worden wäre, hätte ich ihn nicht unbedingt als solchen erkannt. Ebenso sind Estraven und die anderen in erster Linie durch Ais Verwendung des männlichen Pronomens für mich als Leser zu Männern gemacht worden.

    Stimmt, Ai hat kein besonders positives Frauenbild. Was vermutlich auch an der Zeit liegt, in der das Buch geschrieben wurde. Da war das Ansehen der Frau noch viel schlechter als jetzt. Das hat die Autorin in diesem Roman ausgedrückt. Die Figurenentwicklung von Ai ist somit sehr konsequent. Ich bin auch überzeugt davon, dass die Autorin nicht ihre Ansichten in der Figur verwirklicht, sondern ein gesellschaftliches Abbild zeigt, das sie in ihrer Gegenwart erlebt hat. Gerade durch diese negativ aufstoßende Eigenschaft von Ai, sensibilisiert die Autorin für das Problem dieser Einteilung in weiblich-männlich. Das ist zu unserer Zeit noch sehr stark verbreitet und vor 50 Jahren war es noch viel schlimmer.

    Ich möchte mich bei euch allen entschuldigen, dass ich mich nicht vernünftig an der Leserunde beteiligt habe. Ein privates Ereignis hat mich ziemlich aus der Bahn geworfen, ich war weitgehend internetabstinent. Mit dem Buch bin ich immer noch nicht fertig, werde jetzt aber erst mal in Ruhe eure Beiträge nachlesen. Vielleicht mache ich noch den ein oder anderen Kommentar, auch wenn das vermutlich schon viel zu spät ist, oder?

    Der Umgang mit den Geschlechtern ist natürlich auch spannend. Dadurch, daß der Erzähler "unsere" Sichtweise hat, wurden ja immer auch direkt Vergleiche bzw Klischees bedient, die männlichen oder weiblichen Verhalten zugeschrieben werden. Da werden vermutlich die Zwischenkapitel bzw direkte Dialoge zwischen Ai und Getherianern zu weiteren Aspekten führen.

    Ich hatte mir zu dieser Thematik eigentlich etwas mehr erwartet. Bisher wurde das nur so nebensächlich gestreift. Was die Geschlechtslosigkeit für Auswirkungen auf diese Gesellschaft hat, lässt sich bisher noch nicht erkennen. Ich hoffe auf tiefergehende Aspekte im weiteren Verlauf der Geschichte.

    Besonders eindringlich fand ich die folgenden Worte des Königs:


    "Ich fürchte Lügner, ich fürchte Schwindler, und am meisten fürchte ich die bittere Wahrheit. Und darum regiere ich mein Land gut. Denn einzig die Furcht regiert die Menschen. Sonst nichts."


    Daraus kann man sehr gut ersehen, wie schwierig die Verhältnisse auf diesem Planeten sind bzw. in diesem Land. Progressiv- positiv kann man den Führungsstil wirklich nicht bezeichnen.

    Was ich bemerkenswert an der Welt auf Winter finde, ist der Umstand, dass sie ihre Häuser nicht beheizen, sogar ihre Getränke aufklopfen müssen, weil diese zufrieren! Das ist ein besonders anschauliches Detail, mit dem die Autorin auf wunderbare Weise das "show, don't tell" gekonnt ausführt.

    Ich kenne mich in diesem SiFi- Universum zu wenig aus, aber ich würde dieses Vordringen und Forschen der Ökumene nicht nur als Drang nach neuen Märkten sehen. Der Eindruck, der beim Lesen anderer Bücher von Le Guin entstandene ist, geht auch in Richtung Neugier und Forscherdrang. Gerade die Hain sind zum Beispiel nicht geizig damit, ihre Technologie bereit zu stellen zu nd zu teilen, wenn sie auf verantwortungsbewusste und vertrauenswürdige Kulturen treffen. Vielleicht ist das hier auch so, eine Suche nach dem Fremden, das uns uns selber besser verstehen lehrt.


    Ob das hier bei den Bewohnern der Fall sein wird, weiß ich noch nicht. Sie sind sehr distanziert und auch nicht gerade aufgeschlossen.

    Deine Interpretation gefällt mir sehr gut und lässt mich beschämt den Kopf einziehen, dass ich grundsätzlich niedere Beweggründe unterstelle. Wahrscheinlich überfällt mich schon der Alterszynismus, demnach einzig Geld und Macht Motor der Menschen sind.