Beiträge von Rebecca Michéle

    Die Flucht hat auch meinen Vater und seine Mutter geprägt. Meine Oma hat darüber gar nicht gesprochen, zumindestens nicht mit mir. Mein Vater erzählt einige Geschichten, aber nur Menschen, denen er vertraut. Er kann bis heute Brot nicht wegwerfen, weil er zu seinem 10. Geburtstag im Juni 45 bei Mauthausen einen Kanten Brot von einem befreiten KZ-Insassen geschenkt bekommen hat. Und auch mir fällt das schwer. Das ist dann wohl ererbt….

    Da hat dein Vater auch eine besonders schwere Zeit in seiner Kindheit erleben müssen. Auch ich bin damit aufgewachsen, dass kein Essen verschwendet oder gar weggeworfen wird. Auch ich habe das bis heute beíbehalten, und wenn ich mal wirklich ein Stück verschimmeltes Brot entsorgen muss, mache ich das mit schlechtem Gewissen.

    Wir alle können es uns auch nicht ansatzweise vorstellen, wie es ist, richtig Hunger zu haben. Mögen wir und unsere Kinder und Enkel usw. auch bitte nie erleben müssen!

    Den Gedanken hatte ich auch mal. Die Freundin war zwar verheiratet gewesen und hatte ein Kind... aber es kann auch gut gewesen sein, dass sie damit nur den damaligen Konventionen entsprochen hat. Wir werden es nie erfahren.

    Bei meiner Recherche verdichteten sich zwei Aspekte über Maria:

    1. Sie war wohl Transgender, was es damals gab, aber kein Wort dafür, geschweige denn, man hätte offen darüber gesprochen. Sie sagt, sie habe das Gefühl. Gott habe einen Fehler gemacht, als er sie als Mädchen zur Welt kommen ließ. Das kam einer Gotteslästerung gleich.

    2. In ihren Memoiren und auch sonst, was man über Maria nachlesen kann, spricht sie immer viel mehr liebevoller von ihren Freundinnen und den weiblichen Lehrkräften im Pensionat, als von Männern. Das lässt schon den Verdacht zu, dass sie Frauen bevorzugte. Über ihre Freundinnen Gabriele und Amalie ist nicht so viel bekannt, beide waren aber verheiratet und hatten Kinder. Was später geschehen ist, und warum Gabriele im selbem Grab wie Maria bestattet wurde, wäre sehr interessant zu wissen. Leider konnte ich das nicht herausfinden.

    Rebecca Michéle



    Das ging allerdings noch sehr lange so - selbst in der Generation meiner Großeltern und Eltern wurden Depressionen und PTBS (z.B. als Folge des Kriegs) oft eher noch schulterzuckend hingenommen und auch massive Wechseljahresprobleme wurden eher mit "ist jetzt halt so" ertragen.

    Das muss ich leider bestätigen. Meine Großmutter (geb.1903) und meine Mutter (geb. 1930) mussten im Januar 1945 zu Fuß aus Ostpreußen fliehen. Im Westen angekommen, hatten sie auch lange Zeit ein sehr schweres Leben. Das hinterließ Spuren. Als Kind und Jugendliche empfand ich gerade meine Mutter in vielen Bereichen als etwas "seltsam", sie hatte auch schwere Depressionen und trank einige Jahre viel zu viel. Erst später, als ich mich mit der Geschichte meiner Familie auseinandersetzte, verstand ich, dass sie von den Ereignissen zutiefst traumatisiert war. Psychologische Hilfe gab es keine, alle wollten die Schrecken des Krieges einfach nur vergessen und nach vorne sehen.

    Meine Oma hingegen sprach öfters über die Vergangenheit und auch der Flucht, meistens jedoch nur in Bröckchen. Ich wuchs mit kurzen Erzählungen aus der Zeit in Masuren, wo sie direkt an einem See lebten, auf. Irgendwann jedoch verschleierten sich die Augen meiner Oma, sie murmelte "Und dann kam der Krieg ..." und dann schwieg sie.

    Meine Mutter erzählte lange Zeit gar nichts über ihre Kindheit und Jugend. Erst, als ich beschloss (und mich emotional und schriftstellerisch in der Lage fühlte), deren Geschichte als Roman niederzuschreiben, konnte ich meine Mutter interviewen. Auf alle Fragen, die ich ihr stellte, bekam ich oft keine Antwort, manche nahmen sie so sehr mit, dass sie weinte. Ich bin da sehr vorsichtig vorgegangen.

    Glücklicherweise habe ich einen noch lebenden Onkel (geb. 1928 in Ostpreußen, Cousin meiner Mutter), der mit der Vergangenheit sehr gut umgeht und mir unheimlich viel erzählen konnte. Noch heute ist er geistig beneidenswert vollkommen fit!

    Übrigens. ein wenig Werbung ;). Der Roman "Der Weg der verlorenen Träume" erschient 2018, ist inzwischen als TB neu aber nicht mehr erhältlich, wird als e-Book aber im Juni wieder erscheinen.

    Gestört hat mich hingegen, dass sie ihrer Tochter verbieten wollte, sich mit den Frauen weiter zu treffen. Auch gegen Marias Treffen mit Amon hat sie etwas einzuwenden, ist sie doch auf den guten Ruf ihrer Tochter bedacht. Es ist sicher nicht einfach für Maria gewesen, nach ihrem mehr oder weniger unabhängigen Leben sich jetzt um ihre Mutter kümmern zu müssen, die sie immer wieder kritisiert und in ihre Art zu Leben eingreifen will.

    In ihren Memoiren schildert Maria ihr Unverständnis, wie die Mutter sich von einer aufgeschlossenen, liberalen und lebenslustige Frau in diese kleinkarierte und herrschsüchtige Person gewandelt hat. Maria vermutet, dass sie den Vater doch mehr geliebt hatte, wie es den äußeren Anschein gehabt hat, ebenfalls den Burgberg. Geboren, aufgewachsen und dann in der Ehe immer in Luxus und mit Dienerschaft war das neue Leben für Eugenie einfach zu krass.

    Von Alter her könnte Marias Mutter in den Wechseljahren gewesen sein, als sie nach Tübingen ziehen musste. Darüber wurde natürlich nicht gesprochen! Heute ist bekannt, dass man dann zu Stimmungsschwanken und Wesensveränderungen neigt.

    Besonders (negativ) aufgefallen ist in diesem Abschnitt außerdem Professor Liebermeister, der sagte (S.305): "Die Frauen, die meine Hilfe suchen, haben es in der Regel gut getroffen und stellen lediglich überzogene Ansprüche. Sie haben ein Heim, einen Gatten und Kinder, sind also gut versorgt. Trotzdem meinen sie, melancholisch werden zu müssen, weil sie immer noch mehr wollen."

    Man hört hier ziemlich gut die damalige Meinung heraus: Was sollte eine Frau schon mehr wollen, als sich um den Mann und die Kinder zu kümmern? Das füllt ihr Leben doch schon komplett aus und sie haben damit glücklich zu sein. Man konnte sich gar nicht vorstellen, dass es Frauen gibt, die eben "mehr" in ihrem Leben wollen.

    Früher dachten die Männer, besonders in der oberen Gesellschaft, so von den Frauen. "Melancholie" war ein reines Frauenleiden und wurde denen zugeschrieben, die mit ihrem Leben am Herd, dem Mann ein schönes Heim zu bereiten und der Kindererziehung, nicht zufrieden waren.

    Leider kam es auch vor, dass solche Frauen mit Melancholie entweder von den Ärzten (die natürlich vom Ehemann dafür gut bezahlt wurden ...) unter ständige Medikamente gesetzt oder sogar in geschlossenen Heilanstalten "verschwanden", wenn sie mit ihren Ansichten und Meinungen unbequem wurden. Der Ehemann hatte jedes Recht dazu! Selbst die Eltern einer Frau, sofern sie noch lebten, konnten nicht für ihre Töchtern tun.

    Frauen die "mehr " vom Leben wollten, waren damals einfach unnatürlich bis hin zu "verrückt".

    Einige Fälle sind bekanntgeworden, ich fürchte jedoch, dass die Dunkelziffer sehr hoch ist.

    Mit Menschen, die sie mochte und mit denen sie auf Augenhöhe kommunizieren konnte, war sie sicher "gut". Menschen, die aber gegen sie waren und vielleicht auch solche, die - ich will mal nicht sagen, simpel gestrickt, sondern.... - unter ihren Möglichkeiten geblieben sind, hat sie vermutlich verurteilt oder auch auf sie hinabgeblickt. Ich könnte mir schon vorstellen, dass ihre Intelligenz sie diesbezüglich ein wenig arrogant gemacht hat und der Widerstand, der ihr entgegengebracht wurde, hart.

    Mit deiner Vermutung hast du recht. In Marias Aufzeichnungen blitzt immer mal wieder durch, dass sie auf weniger kluge und intelligente herabblickt. Maria hatte zwar keine Standesdünkel, die man durchaus verstanden hätte, aber mit Menschen, die ihrem geistigen Horizont nicht entsprachen, konnte sie schon als Kind nichts anfangen. Siehe die Kinder des Verwalters, das wird im ersten Kapitel erwähnt.

    :nono


    Ja, es gab Zeiten, in denen Nebenbeigeliebte durchaus gesellschaftlich tolerabel waren. In diesen Zeiten gab es sicher auch Frauen, die das innerlich begrüßt haben, waren sie doch so "sicherer" vor den Gelüsten ihres Mannes und eventuell auch weiteren Schwangerschaften.

    Das war Jahrhunderte über völlig "normal", gerade in den Adelshäusern. Man heiratete standesgemäß, Geld heiratete Geld, und setzte Erben in die Welt, die den Namen fortführen. Liebe spielte nur selten eine Rolle. So manche Frau war froh, wenn das erste Kind gleich ein Junge war, so wurde sie von weiteren nächtlichen Besuchen ihres Gattens weitgehendst verschont. Wie du richtig schreibst, waren die Frauen froh, wenn er Man anderweitig seine Gelüste auslebte. Es war auch kein Skandal, wenn ein Mann mehrere Geliebte hatte (bei vielen Königen und Fürsten die Regel, z.B. August der Starke). Auch die Frauen hatten durchaus andere Männer. Das durfte nur nicht öffentlich werden. Es wäre ein Grund für eine Scheidung gewesen, bei der sie Frauen keine Abfindungen und alle Rechte an ihren Kindern verloren hätten. Zudem waren Frauen, die ihre Ehemänner betrogen, Ausgestoßene der Gesellschaft. Die Männer hingegen "tolle Hechte", dann das war ein Zeichen ihrer Männlichkeit. Es kam auch vor, dass die außerehelichen Kinder der Geliebten von den Männern anerkannt, ins Haus geholt und entsprechend erzogen wurden.

    Während seiner ersten Ehe hatte König Heinrich VIII. von England eine Beziehung zu Elisabeth Blount, die ihm einen Sohn gebar, der ebenfalls Henry getauft wurde. Bevor Anne Boley in Heinrichs Leben trat und Katharina, seine Ehefrau, nur eine Tochter geboren hatte, wollte Heinrich den Sohn legitimieren und als Thronfolger einsetzen (oder er hat es getan, hier gehen die Quellen auseinander). Henry starb jedoch jung, damit hatte sich das erledigt. Dann kam Anne Boley - der Rest ist Geschichte ;)

    Das ist ein interessanter Gedanke. So habe ich Maria noch gar nicht betrachtet. Allerdings finde ich schon, Aber da ja die Autorin viel aus Marias Memoiren rausgenommen hat, denke ich schon, dass sie das Herz am rechten Fleck hatte. Und ohne ihre taffe Seite, die sie manchmal hart rüber kommen lässt, hätte sie ihre Ziele nie erreicht. Ich hatte jetzt nicht den Eindruck, dass Maria rücksichtslos wäre.

    Ich bin gespannt wie du, Rebecca Michéle , siehst. :-)

    Bei einem solchen Roman recherchiert man so unheimlich viel, wovon dann nicht alles Einzug in den Roman findet. Maria war durchaus egoistisch, wenn es um die Umsetzung ihrer Wünsche und Ziele ging. Sie war aber auch empathisch (alle Menschen, die Tiere lieben sind empathisch, das ist zumindest meine Erfahrung ;)), setzt sich für Schwächere ein (siehe Amon - und am Ende kommt noch was dazu), und lässt auch manchmal ihre Gefühle Oberhand über ihren Geist haben.

    Damals musste eine Frau wohl hart und teilweise rücksichtslos sein, um eine solche Laufbahn einzuschlagen. Es war ja nicht nur, dass Maria studieren wollte - sondern auch noch in Naturwissenschaften. Das war den Männern vorbehalten. Der Vater schlägt Maria vor, wenn sie unbedingt studieren möchte, soll sie halt Landwirtschaft wählen, das wäre dann später für das Anwesen wenigstens von Nutzen.

    Marie Curie, die kurz mit ihrem Mädchennamen erwähnt wird und später als Maria dann bekannt wird, hatte auch große Probleme. Den ersten Nobelpreis erhielt sie nur zusammen mit ihrem Ehemann, einfach aus dem Grund, weil sie eine Frau war. Damals, das wird auch noch im Buch erwähnt, waren weibliche Studierende an der Sorbonne fast schon normal, auf jeden Fall in Frankreich, ebenso in der Schweiz, keine Exoten mehr.

    Marias Liebe zu ihrer Heimat war jedoch stärker, deswegen ist sie geblieben. Das zeugt auch von ihrem doch weichen Herzen.

    Ich fand es ehrlich gesagt etwas klischeehaft, dass sie dann wirklich kurz nach dem bestandenen Abitur gestorben ist, weiß aber auch, dass es so etwas tatsächlich gibt.

    Da das Datum von Marias Abitur und das Sterbedatum der alten Freiin belegt sind, ist das wirklich in diesem zeitlichen Zusammenhang geschehen. In ihren Memoiren schreibt Maria, sie sei glücklich gewesen, dass die Großmutter ihre Erfolg noch mitbekommen hat und stolz auf sie gewesen war. Das habe ich mir also nicht ausgedacht ;)

    :lache:lache:lache:lache:lache




    Mit Rudolph das tat mir leid aber irgendetwas musste ja mit Rudolph passieren…;)

    Da man überall nachlesen kann, dass Maria nie verheiratet war, musste ich Rudolf irgendwie wieder "loswerden" ;). Ich entschied mich für diese Lösung, um aufzuzeigen, dass es auch damals durchaus Männer gegeben hat, die Marias Einstellungen und Ziele nicht nur akzeptierten, sondern auch unterstützen.

    :lache:lache:lache:lache:lache



    So ich bin auch angekommen habe die Kapitel nur so verschlungen..

    Ihr habt Recht Maria so wie im Roman mögen wir. Aber ich glaube die „echte“ war nicht so sympathisch.

    Maria war sicher egoistisch, wenn es ums Erreichen ihrer Wünsche und Ziele ging. Sie hatte aber auch ein großes Herz, war empathisch und frei von Vorurteilen. Das zeigt sich auch in ihren Verhalten gegenüber Amon. Früher mussten Frauen wohl härter sein, um solche Laufbahnen einzuschlagen. Was ich herausgefunden habe, war allerdings, dass Maria auch überheblich gegenüber - in ihren Augen - "dummen und faulen Menschen" war. Sie erwartete, dass alle gleich klug und intelligent wie sie selbst war. In ihren Memoiren blitzt das immer wieder zwischen den Zeilen durch.

    Mir hat es gereicht, ihnen als Maschinenbauingenieurin zu zeigen, dass Frauen technisch genauso begabt sind wie Männer, und ihnen den Umgang mit der Bohrmaschine genauso zu zeigen wie mit dem Kochlöffel.

    Mein Mann hat Bauingenieurswesen studiert. Damals waren Frauen in dieser Sparte eher die Seltenheit, während es aber viele angehende Architektinnen gab. Statik und das alles war wohl zu technisch ;)

    Als er 1995 in der Firma anfing, waren dort Frauen "nur" Bauzeichnerinnen (was auch seine Schwester gelernt hat). Nicht selten gab es Bauherrn, die einer Frau nicht vertrauten, wohl glaubten, ein weibliches Gehirn sei nicht in der Lage, die Statik richtig zu berechnen. Und das ist noch gar nicht so lange her!

    Heute ist es in der Firma hälftig, und weibliche Statikerinnen glücklicherweise Normalität.

    In den Jane Austen Romanen war es auch schon so, dass da mal eine Tante für ein halbes Jahr besucht wurde. Auch wenn das Buch fast ein Jahrhundert später spielt, hat sich wahrscheinlich noch nicht viel daran geändert.

    Ich kann mir gut vorstellen, dass es auch daran lag, dass die Reisen noch sehr viel beschwerlicher waren.

    Gerade in Adelskreisen und vermögenden Familien war es üblich, Besuche über eine längere Zeit auszudehnen. Auch wegen den oftmals langen und beschwerlichen Anreisen, wie du richtig schreibst. Das war bis weit ins 20. Jahrhundert üblich. Die Menschen sahen sich oft monatelang nicht, so wollten sie dann viel Zeit miteinander verbringen.

    Gastfreundschaft wurde auch sehr groß geschrieben. Nicht immer jedoch waren die Gäste so lange willkommen, wobei niemand einen Gast aufgefordert hätte, wieder abzureisen. Das wäre ein großer Fauxpas gewesen. Allenfalls erfolgten kleine Hinweise, die aufmerksame Gäste dann richtig interpretierten.

    Zitat der alten Lady Grantham aus Downton Abbey: "Man sollte keinen Besuch empfangen, wenn nicht von vorneherein der Tag der Abreise feststeht." ;)

    Jedenfalls habe ich das Buch sehr gerne gelesen und diese Leserunde mit deiner Begleitung, liebe Rebecca Michéle , war/ist für mich die Kirsche auf der Torte. Herzlichen Dank dafür! :knuddel1 Und ich wünsche mir, dass noch ganz viele Leserinnen und Leser Maria durch dein Buch kennenlernen!

    Ich danke dir ganz herzlichen fürs Mitlesen, deine zahlreiche, regen Anmerkungen und Fragen! Das macht für mich den Reiz einer Leserunde aus, wenn ich immer wieder Fragen beantworten und zu den Hintergründen des Romans etwas erzählen darf.

    Es freut mich, dass dir Marias Geschichte gut gefallen hat. Ebenfalls danke für deine guten Wünsche. Das hoffe ich ebenfalls ;)

    Es hätte diesen Pierre womöglich nicht gebraucht. Ich sehe es jedoch so, dass er dadurch Maria den letzten Schubser gegeben hat, sich auf sich selbst zu verlassen und einfach ihr Ding zu machen.

    Rebecca Michéle : Also war Pierre auch Fiktion? Darüber hatte ich bis jetzt gar nicht so nachgedacht...

    Ja, Pierre und diese Handlung ist fiktiv. Es war der Wunsch des Verlag, auch der Prolog, der mehr Romantik und Liebe im Roman haben wollte. Wir haben darüber lange diskutiert. Die Zusammenarbeit mit einem renommierten Verlag ist immer ein Geben und Nehmen. Ich füge mich auch mal Wünschen, solange ich es mir gegenüber vertreten kann und die reale Person nicht völlig verfälscht wird. Es hätte ja sein können, dass Maria wirklich auf einen solchen Filou reinfällt, dann aber ihre harten Konsequenzen daraus zieht.

    Oh, es soll auch potthässliche Menschen geben, die Partner gefunden haben... ;) Männlein wie Weiblein!

    Meistens war das, bei Frauen, nur eine Frage der Mitgift, dass sie einen Ehemann abbekamen. Bei Männern, dass eine Familie finanziell am Abgrund stand und eine Tochter mit einem reichen, oft wesentlich älteren Mann, verheiratete.

    Siehe den Film "Titanic" von James Cameron. Rose soll das Ekelpaket Cal heiraten (okay, er sieht wenigstens gut aus ;), nur, weil ihre Mutter verarmt ist und ihren Lebensstandard aufrecht erhalten möchte.

    Solche wahren Geschichten gibt es zu Tausenden.

    Ein Zitat der alten Lady Grantham aus "Downton Abbey"; "Warum sollten sich Ehemann und Ehefrau verstehen oder gar miteinander sprechen? Ich kenne viele Ehen, in denen sehen sich die beiden nur ein oder zweimal im Jahr. Das sind wirklich glückliche Ehen!"

    Auch bin inzwischen - leider - mit dem Buch durch und bin immer noch ganz fasziniert von Maria. Rebecca Michéle , ich finde es sehr schön, dass du ihr mit deinem Buch eine Hommage geschenkt hast und wir diese bedeutende Frau so kennenlernen durften.


    Auch der Schreibstil hat mich gut abgeholt und ich habe mich bei der Lektüre wohl gefühlt, fühlte mich sehr gut unterhalten und habe eine Menge gelernt. Genauso macht Lesen Freude! :-]

    Ganz lieben Dank für deine Worte! Es freut mich, dass dir das Buch gefallen hast und du etwas mehr über die außergewöhnliche Maria Gräfin von Linden erfahren hast. Es macht mir immer große Freude, historische Personen und Ereignisse in unterhaltsame Roman zu verpacken, die sich nicht wie Geschichtsbücher lesen.

    Ich hätte tatsächlich auch gerne mehr über Wilhelm erfahren. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass er nicht wirklich glücklich war und mit seiner Situation gehadert hat. Das hat ihn dann auch von seiner Familie entfremdet. Er ist in die Armee geflohen, um sich seinen Verpflichtungen der Familie gegenüber zu entziehen. Aber sein Weggang in die Schweiz zeigt womöglich, dass er auch von der Armee nicht glücklich war und erneut "geflohen" ist. Er scheint seinen richtigen Weg nie gefunden zu haben... Das ist alles natürlich nur ein Gefühl von mir. Aber er wirkte auf mich sehr melancholisch und irgendwie tut er mir leid.

    Da keiner derer von Lindens Nachfahren hatte (auch der Cousin Bertie hat nie geheiratet und Kinder hinterlassen) und das Geschlecht somit mit Marias Tod ausgestorben ist, ist zu vermuten, dass alle in der Familie irgendwie ihre "Probleme" hatten. Onkel Karl hatte auch keine Kinder, ebenso nicht die anderen Brüder von Marias Vater, über die ebenso kaum etwas bekannt ist.