Beiträge von Mondspielerin

    Huhu,
    Minny, Herr Palomar und –


    lieber Voltaire,
    ja, ich bin in Hannover Ende dieses Monats.
    Oder gibt es hier in HH gar einen Stammtisch?


    Und, huhu, Regenfisch – lustig, da eben in den Eulen-Spielen. Ich fresse mich gerade durch alle Foren und schau mal hier, mal da, schreibe hier was, dort was - große Freude.


    (gibt es auch Eulen-Spiegel? So mit Memory-Fotoschnappschüssen, wer wer ist?)


    Liebe Grüße!


    _Nina

    Meine Ausgangslage war denkbar schlecht: Bis auf den rostigen Wagenheber hatte ich keine Waffe, und mit einer Tüte vergorener Vollmich würde ich diesen Fleischkoloss kaum niederschlagen können.



    Südsee - Klaustrophobie - Schönschwätzer

    Werte Miteulen,


    mein Klarname ist Nina, ich bin 38 und Buchsüchtig seit ich lesen kann, trotz der ersten Leseerfahrungen mit Pillhuhnbildbänden und dem "Großen Märchenbuch".
    Als minderjährige Besitzerin einer Bibliotheksausleihkarte war es mir möglich, vor allem während der 80er Jahre meiner Abhängigkeit nachzugeben; unter fünf Romanen die Woche tat ich es nicht und verbrachte die Zeit bis 18 mit zirka 2000 Büchern jeglicher Couleur.
    Als ich auszog war der Wagen voll mit einem Ficus Benjamini, meiner Kleidung und diversen Bücherkisten. Manchmal rieche ich an meinen junge-Frauen-Büchern und erinnere mich an alles, was ich war, wer ich sein wollte.
    Bis heute ist meine Bibliothek ein Abbild meines Lebens – meiner Interessen, Recherchen, geborchener Herzen, Manien. Ich habe die Angewohnheit, wenn mich etwas beginnt zu interessieren, erstmal ein Buch zu bestellen. Oder lieber drei. Bis fünf. Egal ob über das Matriarchat Afrikas, Beckenbodenmassagen oder Hardboiledautorinnen des 20sten Jahrhunderts.


    Inzwischen kamen etwa 3000 (oder mehr? Ich habe keine Listen, nur die Buchregale und die Hochrechnungen an Werken, die ich las, aber nie besaß) dazu, weil ich - neben meinem Beruf als Schriftstellerin und Journalistin, immer noch am liebsten lese statt schreibe.


    Ich lese um zu leben.


    Manchmal schreibe ich beruflich über Bücher, etwa in der Focus Online Krimikolumne. Oder in einer Kolumne die ich bei Tageszeitungen hatte. Oder in Zeitschriften.
    Ich erzähle vor allem gern über den Kontext, in dem das Werk entstand, auch über die Entwicklung des Autoren, und ich ziehe die intensiven Figuren den ach-so-originellen Plots vor.


    Lieber schreibe ich aber privat über Bücher, weil ich dann ausgesprochen subjektiv bleiben darf. Wo sonst könnte ich schreiben:
    Wenn Sie sich einen wirklich schönen Abend mit diesem Buch machen wollen – dann setzen Sie sich im Kino einfach drauf und vergessen es später.


    Ich lese ein Buch stets auf drei Arten: - als Lesende, als Schriftsteller, als Kritikerin. Was mir ermöglicht, selbst im bescheuersten Buch das saubere Handwerk zu erkennen. Was mir aber auch Neid beschert: Wow, toll, wie hat ER/SIE das gemacht? Ich sehe ein Buch immer in Verbindung mit seinem Schöpfer (Weil ich selbst einer bin und die Nähe, aber auch die Ferne erkenne).


    Ich habe einge Vorlieben, wenige Abneigungen – auch schlechte oder subjektiv blödsinnige Bücher schulen den Geist, und sei es nur den Widerstand.
    Zudem bin ich überzeugt, dass Bücher Persönlichkeiten sind.
    Und nicht mit jedem und jeder kommt man zurecht - Bücher"wesen", die mir gefallen, weil ich mich mit ihnen austauschen kann, erkannt fühle, berührt fühle – mögen andere völlig blöde, nichtssagend oder gar bescheuert finden.
    Bücher sind reine Subjektivität (Abgesehen vom Handwerk…). Herrlich!


    Wir haben uns teilweise hier schon in der Leserunde zu einem meiner Romane kennen gelernt; mein Nick ist ein Überbleibsel davon und nun bleib ich dabei. Es war meine erste mitmachende Leserunde, bei der mir vor allem der REspekt, die Professionalität und die Kommunikationslust der Eulen imponierte; LR und, da diese nun seit einiger Zeit ganz abgeschlossen ist, werde ich von der Schreibeule zur Lese-Eule.
    Und schon heute (harr, harr) habe ich die Vorstellungs-Site entdeckt.
    Nun denn:
    Hallo!


    _Nina

    Werte Miteulen,


    interessant finde ich an diesem Fred, dass sich die Schicksale von tollen Büchern und tollen Menschen mitunter gleichen: Sie wünschen sich zu wissen, gelesen zu werden.


    Ich lese z.B. sehr gern Kommentare von Frettchen und Rienchen (Und auch von Mulle); und freue mich seit einigen Abenden auch immer, wenn ich was von Draper, Voltaire, Churchill finde.
    Manchmal sage ich das aber nicht, um nicht als Claquerin dazustehen die allen zubrüllt: Supa! Weiter so, Ja-cque-li-ne! Oder um nicht zuviel traffic zu verbreiten.


    Vielleicht ist das bei manchem unterschätzten Buch ebenfalls so: Es hat vordergründig nicht DEN "Erfolg" (objektiver Erfolg: Bestsellerlistenplatz, reichlich Penunsen und ein Auflagen-Sixpack, also sechsstellig).
    Aber dennoch hat es Erfolg: Es wirkt. Es wirkt nach, dass ein Einzelne/r hier eine Rezension schreibt, auf die er Schweigen erntet. Aber: Es wirkt in ihm nach, das Buch. Und, wer weiß - in dem einen oder anderen, der davon liest. Dert eines Tages über das Buch fallen wird, auf dem Flohmarkt, im Regal einer Bekannten, oder jemand im Zug liest es.
    Die Eule beugt sich rüber.
    "Darf ich Dein Buch haben?" fragt sie, ihre Augen wirken tief, zwei Tunnelenden.
    Der Fremde nickt. Er kann sich, will sich nicht wehren; etwas passiert. Genau davon hatte er geträumt, schon immer: Irgendwo, auf einer Reise, mitten auf dem Weg von Einerlei zu Irgendwo, trifft er den Mittelpunkt seines Lebens.
    Die Eule greift nach Roman.
    Man wird sie später finden, mit einem Lächeln auf den Lippen.


    ...


    Kurz: Ich bin davon überzeugt dass alles was wir tun und in die Welt schicken, eine Wirkung hat, die wir NIEMALS (ich schreibe dies mit Bedacht und vollster Überzeugung) erfahren werden. Wei ein Stein, der in Wasser fällt, niemals weiß, welche Wellenringe er hinterlässt.


    Also… lesen wir weiter, erzählen uns davon, und manchmal sagen wir vielleicht nur Danke. Dauert keine fünf Sekunden, inklusive "Applet-Erlauben"-Gehampel.


    Herzlichst


    _Nina

    Liebe Miteulen,


    mir gings wie Holly Hollunder - auch auf DER MOLOCH als Wiedergänger reingefallen.


    Aus Schreibersicht, da ich einige der Urheber der genannten Titel in diesem Fred als Kollegen kenne und schätze, möchte ich ergänzen:


    Wir Autoren diskutieren (in Foren, in Verbänden, in Vereinigungen oder privat) heftig über diese Neuauflagen alter Bücher im neuen Gewand und mit neuem Titel; wir fühlen uns unbehaglich, wenn dasselbe Buch mit anderem Titel rausgeballert wird und so tut als sei es frisch aus der Musenschneiderei gekommen – aber setzen uns zur Zeit so gar nicht bei den Verlagen durch, diese Usance entweder zu lassen, oder besser zu kennzeichnen, ob auf der U4, oder auffällig und gut zu lesen bei Onlinehändlern direkt neben dem *neuen* Titel.


    Nein, diese Behumserei ist nicht schön. Auch wenn man sich natürlich wünscht, mehr zu verkaufen. – Doch nicht auf diesem Weg, wo die Gurke von gestern heute als trendiger Trommelstick angepriesen wird.


    _Nina
    (Hat bisher "nur" einen Wiedergänger, unter Pseudonym)

    Liebe Babyjane,


    erstmal Glückwunsch, Champagner und Wunderkerzen, möge es so weiter gehen!


    Ich erhalte unter meinem Pseudonym AW etwas mehr Post als unter Nina G. viele schreiben mir ihre Fragen und Erlebnisse zum Nebensache-Thema Nummer Eins. Ich beantworte sie, obgleich ich mich in der Hochphase, als ich mal bei der BamS ne Kolumne hatte, wie eine unbezahlte Therapeutin fühlte (Und entsprechend vorsichtig formulierte um icht nachher wütende Kerle vor der Tür zu haben die mir vorwerfen, ihre Ehe / Libido / Vorgartenzwergesammlung auf dem Gewissen zu haben…).


    Ich sehe es grundsätzlich so:
    Ein Mensch hat sich Zeit und Mut und Interesse genommen, um mir zu schreiben. Das ist schon mal respektabel und soll so behandelt werden.


    Dann kommen schon die ABERS:


    1) Keine Trolle füttern.
    Heißt: Mails, Chats, Posts, Briefe, die sich imemr und immer wieder melden, mal nett, mal vorwurfsvoll oder gar pöbelnd - IGNORIEREN (merke: einer von 10 ist nicht nett zu Dir. Ist dann aber schond er härteste Schnitt, meist ist es etwa jeder 30ste, der Dir mitteilen möchte, dass Du der allerletzte Hirni auf Erden bist. Nun gut, wer die Nase aus dem Fenster hält muss auch mal mit geistigen Plundertaschen im Gesicht rechnen). Ignorieren heißt: Ungebremst in den Mülleimer und Absender sperren.


    2) Die Menge macht das Persönliche.
    Fan/Leserpost: Die netten immer beantworten, je nach Menge unique oder irgendwann per vorgefertigtem Modul.
    Du kannst auch auf der Website oder FbInfoseite so etwas anmerken wie:
    Aufgrund der Menge an Emails /Briefen, wäre ich fünf von sieben Tagen beschäftigt, diese zu beantworten. Da ich jedoch Schriftstellerin bin, antworte ich grundsätzlich auf KEINE Emails oder Briefe. Seien Sie sich jedoch sicher: Alle werden gelesen.
    oder in schwacher Form: Geben Sie ein paar Tage/Wochen Zeit, um mir etwas möglichst einzigartiges / schlaues / poetisches auszudenken…


    3) FB und andere Gästebücher: Regelmäßige Kontrolle von Trolleinträgen oder gleich technisch so einstellen, dass nicht jeder Angesoffene Nachts um halb vier im Halbdunkel wüste Tiraden tippen kann (Auch als: Das Mitternachts-SMS-Syndrom bekannt)


    4) Bei Anfragen bzgl. Autogramm/Fotoautogrammkarten selber entscheiden: Willst du das? Wenn ja:
    4.1 übe eine andere Signatur ein als die, mit der Du Kreditkartenabrechnungen unterschreibst ;-)
    4.2 Lass Dich vom Verlag sponsern mit Foto(postkarte), Digidruck und Briefmarken. Manche tun das, etwa von dem Cover Deines Romans/Werkes. Sofern es sich in Grenzen hält: Reiche die Kosten an Wolfgang Schäuble weiter bzgw. seine Außenstellen (Finanzamt).


    5) Setze etwas in der Art von folgendem auf Deine Website oder Fb-Info-Site:
    Ich bin Schriftstellerin und keine Agentin, Lektorin oder Verlegerin∞ ich bitte Sie deshalb, mir keine Manuskripte oder Exposes zu übersenden, ich werde sie nicht lesen. Ebenso versende ich keine Autogrammkarten oder Hochzeitsglückwünsche oder…
    (und was immer auch Deine Einschränkungen sind).
    Scheue Dich nicht, Dir diese Dinge zu überlegen – denn wir Schreibende sind zwar ohne Lesende GAR NICHTS.


    Aber zum Schreiben kommen wir nur dann, wenn wir nicht ständig mit Selbstverwaltung und dem Kampf gegen gierige Trolle zu Gange sind… es kommt darauf an, die Balance zu finden, ist ein training by doing.


    Ganz herzlich!
    _Nina


    (EDIT: Nur die gröbsten Tippfehler, die halbsowilden bleiben drin)

    Liebe Miteulen,


    als Stephen King STARK - die dunkle Hälfte schrieb, war es das Jahr 1988; King war seit 15 Jahren der wohl erfolgreichste Horrorautor der Gegenwart und Historie zusammen.


    Wie in einigen Romanen (Jüngst etwa in WAHN) thematisiert King immer wieder das Schriftstellerdasein, spielt mit dem Horror der Shizophrenie, Genie und Wahnsinn, Guter und Böser Mensch, die helle und die dunkle Seite der Seele.


    In STARK erzählt er die Story des recht erfolglosen Autors Thad, der feinsinnige Literatur schreibt; und sich, um finanziell über die Runden zu kommen, das Pseudonym (Künstlername, Pen-Name; Kings Pseudonym zu der Zeit war Richard Bachmann und wurde erst kurze Zeit später enttarnt!) George STARK zulegt.
    Dieser George ist die dunkle Persönlichkeitshälfte Thads, die Rückseite seines hellen Charakters. Mordlüstern. Krank. Pervers.
    Und ungalublich erfolreich.
    (sidekick:King betitelte eines von Starks Romanen wie ein Richard-Bachmann-Buch…)


    Als Thad George symbolisch und mit viel Presseresonanz beerdigt und fortan nur noch unter seinem Klarnamen und schöner Literatur wirken möchte…
    …macht sich sein Pseudonym selbständig.
    Aber nicht nur George Stark, sondern offenbar auch seine / Thads erfundene bösartigen Figuren. Und sie bringen nicht nur Thad und seine Familie in Gefahr.


    Die Übermacht des erfolgreicheren, aufregenderem, männlicheren Pseudonyms, die Lust am Bösen, der Kampf von zwei Seelen, ach, in seiner Brust – im Prinzip erzählt King hier das erste Mal in aller Deutlichkeit von sich selbst. (Das wird er so erst wieder in Wahn tun und zwischendurch in seinem ganz großartigem Schreibleitfaden).


    Er erzählt von der Lust am fiesen Gedanken genauso wie von den Zweifeln und der Selbstbefremdlichkeit, solche Mordslüste zu haben. Er erzählt auch von der Erotik des Verbrechens, des sich-männlich-fühlens als harter Kerl.


    Das Symbol der Sperlinge, die zuletzt eine extrem… nun ja… un-appteitliche, gefräßige Rolle haben, ist das Zeichen des Gottvertrauens – so kann STARK durchaus auch als eine Geschichte vom Kampf Teufel und Gott verstanden werden, ausgetragen in einem zweitgeteilten Schriftsteller, der mit dem "Bösen" Erfolg hat, und mit dem "Guten" Hunger leidet.
    ((Das Erstaunliche, Tolle an King ist ja: Seine Stories können so oder so gelesen werden. Sowohl von Fans der Action ohne jede Sub-Bedeutung oder Psychologisierei - und von jenen, die es ganz gern haben, ein paar Metapherrätsel zu lösen. King ist weder zu billig noch zu hochtrabend, er ist ein echter Mann für Alle).


    Abgesehen von dieser Deutung (Deren Hoheit ich nicht inne habe, bewahre – ich mache mir über King nur eben so meine Gedanken… seit etwa 25 Jahren) ist STARK stellenweise herrlich platt und wurschtig, manchmal überladen (So: uhuuuuuu!, Achtung, das ist jetzt voll gruselmäßig-bedeutsam), und dennoch – wer King als Mensch und Schriftsteller verstehen möchte, sollte Stark in jedem Fall lesen.


    Und sich fragen, was seine/ihre eigene dunkle Hälfte so alles anstellen würde, wenn man sie ließe…


    Herzlichst aus Hamburg
    _Nina Mondspiel


    EDIT: Rechtschreibung, ein, zwei Ergänzungen.

    Liebe Miteulen,


    für mich ist Stephen Kings WAHN das wohl persönlichste und literarischste, erzählerisch intensivste Werk.
    King verarbeitet darin seinen schweren Unfall aus dem Jahr 1999 und die langen, langen Nachwehen, aber auch den Kampf des Künstlers gegen sich, seine Zweifel, gegen seine inneren Dämonen.


    Horror- und Gruselhungrige sind sogar vermutlich zu Recht von den ersten 200, 300 Seiten enttäuscht – denn was dort wie erzählt wird, ist nicht das Grauen des Bösen der Umwelt und die Geister dunkler Welten, sondern das Grauen im Kopf und Körper eines zutiefst versehrten, verstörten Mannes. Von der Erzählweie und -stimmung erinnert es mich an einen John-Irving oder an klassische Künstlerromane.


    Es ist das Psychogramm von Edgar Freemantle, der sich, nachdem er einen Arm bei einem widerwärtigem Unfall verloren hat, nach Florida zurück zieht um sich wieder zu finden, zu heilen, um sich davon zu erholen nun zu WISSEN, sterblich zu sein.
    Er ist in vielem gescheitert, und ihm als auch seinem neuen Freund Wireman (Der Lachanfall der beiden… wunderschön), beschäftigen Dinge, die ein Mann erst jenseits von Mitte 40 bewegt. Sie sind beide vom Leben tief Versehrte.


    >>Auch King zog sich ab 2002 regelmäßig nach Florida auf eine Insel zurück, um zu schreiben und sich von der Kälte der Realität, zu erholen, die in Gestalt eines Lastwagens über ihn hinweg rollte und ihn quasi klinisch tot im Krankenhaus ablieferte, später mit Gestellen an den Beinen die ihn zwangen, die Knie immer gerade zu lassen und mit der Hand zu schreiben… Später erwarb King übrigens das Gefährt, das ihn hinterrücks töten wollte, und zerstörte es. Eigenhändig. Ein Mann kämpft gegen seine Dämonen… der Fahrer des Wagens starb ein paar Jahre später. An Kings Geburtstag. Hu!<<


    Edgar entdeckt sich als Künstler - und damit auch den Wahn, den jede Sorte Künstler befällt: Zweifel, Lebensgeilheit, Manie, Sucht. Wie Edgar sich auch fragt, in wie weit er sich dem Genius ausliefern soll, ob er etwas tun kann, um diese Gabe zu schützen - genauso verarbeitet auch King immer und immer wieder den Genius des Schreibenden. Wie leicht kann eine Muse verschwinden! Wiehilflos Schreibende ihrem eigenen produktiven Wahn ausgeliefert sind – so verstehe ich die Story von Edgar/Stephen.
    So wie sich Edgar sucht und findet, sucht auch King nach sich (Auch wenn WAHN nun sicher nicht in allem Bekenntnis des Autoren ist, nicht immer lässt King hier die Hosen allzu vordergründig herunter…).
    Instinkt, Kunst, die Macht, Realität zu verändern (Wie es Edgar mit seinen Gemälden endteckt): All das treibt auch King um.


    Insofern ist WAHN der Wahn des Schriftstellers Stephen selbst, und wer den Roman so leist und nicht als weiteres Gänsehautwerk des Imperators des Fürchtens, wird sicher mehr Lese-Lust empfinden.


    Vermutlich ist WAHN sogar das am wenigsten dem Horrorgenre zurechenbarste Werk; die Elemente – Geisterkinder, Familiengeheimnisse, Dämonen, das böse Weibliche aus dem Meer, Wunder… – geraten eher in die Nähe von Mystik und Fantasy.


    Dennoch: für mich eines der besten Kings, und ich kenne sie nahezu alle – weil es das persönlichste, das literarischste ist; und weil es, würde es ohne Autorennamen veröffentlicht werden, all die Kingkritiker, die ihn für ein Bähbäh-Trivialschriftsteller halten, beeindrucken würde als ein anspruchsvoller, dichter, intensiver, besonderer (Künstler)Roman.


    Herzlichst aus Hamburg
    _Nina
    (Kingianerin seit 1986. Erster Kontakt: "Deadzone".)

    Liebe Shotti et al,


    danke für die gemeinsame Leserunde und die vielen, vielen freundlichen Worte.




    Und, lieber DD: Nein, Sie müssen es nicht lesen, das Buch; denn es ist kein Liebesroman, es kommt viel zu wenig Ödnis drin vor, und heil ist in diesem Ausschnitt der Welt und ihrer Enden vermutlich auch nicht viel. Nein, das Buch ist nichts für Sie, wirklich nicht. ;-)


    Herzlichst an alle Eulen, wir lesen und treffen uns sicher hier im Forum, aber auch am 29sten in Hannover, denke ich – MERCI VIELMALS!!!


    Eure Nina
    George / Mondspielerin

    Liebe Miteulen,
    liebe Vorleser(in) (dank für die Einstiegsrezension!)


    die DP-Biografie war sicher eines meiner Lesegenüsse der Extraklasse in diesem Jahr.


    Ein Buch nicht nur für Lesende, die sich allgemein für eine Autorin des frühen 20sten Jahrhunderts interessieren – sondern auch eine Geschichte einer emanzipierten, auf ihre Weise feministischen Frau, die für so manche Angsthäsin heute Mutmachercharakter besitzt.
    Es ist aber auch eine Geschichte der Pressehistorie, und der amerikanischen Geschichte mit ihren großen, als auch ganz und gar kleinlichen Momente.
    Mrs. Parker und ihr lasterhafter Kreis (Filmtitel) haben die (Lese/Presse/Film/Theater-)Kultur Amerikas geprägt, von den 20ern bis in die Nachrkriegszeit hinein.
    Immer wieder gibt es Sidekicks zu Persönlichkeiten wie Truman Capote (Schrub u.a.Frühstück bei Tiffany, aber auch zahllose Reportagen und Porträts), Ernest Hemingway (Wie er schrieb, er er um jedes Wort rang, wie er auch Schmähgedichte verfasste), Scott und Zelda Fitzgerald (Der große Gatsby), oder die Begründer von bis heute wegweisenden Zeitungen wie den New Yorker.
    Wer damals schrieb, hatte eine Berühmtheit, die heute nur noch 100 Bestsellerautoren weltweit erreichen – in Ermangelung des RAdios, Fernsehens, Web, Telefon uswf, war das, was geschrieben stand, wahr und wichtig.



    Mir gefiel, dass Michaela Karl das klassische Biografiehandwerk einsetzt – in Präsenz erzählen, Zitat von DP dort einbauen, wo sie Thesen stützen oder ihren Charakter mehr verdeutlichen als alle Absätze dieser Welt.
    Und andererseits schafft sie es, die Bio wie ein Roman kingen zu lassen, mit Höhe- und Wendepunkten, die so exakt gesetzt natürlich in keinem Leben vorkommen - aber dazu führen, dass sich diese Bio liest wie Fiktion.


    Letztlich ist DP weit mehr als eine Carrie je sein wird. DP besaß darüber hinaus einen Witz, der mehr Bildung & Weltwissen offenbarte; dazu eine Selbstreflektion - alles Eigenschaften, die im TV bekanntlich nur selten durch kommen.
    (Übrigens hat DP die Drehbuchautorengilde gegründet um den Autoren Tarifgehalt, Arbeitslosenschutz, Rente und Streikmöglichkeiten zu geben).


    Wer DPs Werke kennen lernen will, dem seien auch ihre Gedichte anempfohlen - boshafte, wahre, traurige Spottverse, meist über das Leben und die Träume, die ein Mädchen auf dem Weg zur Frau verliert.


    Oh, ach, ja:
    Ich werde dieses Buch sicher (nicht nur) zu Weihnachten häufiger an Frauen jeden Alters verschenken; es ist für jede etwas Persönliches zwischen den Zeilen, das über eine Biografie hinaus geht.
    Die eine mag das Lieben und Scheitern finden, die andere die Hingabe zur Kunst (Und totale Abkehr zum Hausfrauendasein; DP konnte und wollte vor allem, nicht mal Wäsche sortieren), die nächsten Ansporn, sich selbst treu zu sein, selbst im Unglück.


    Herzlichst
    _Nina