Dieses Buch hat mich von den Füßen gerissen.
Geschrieben hat es John Sweeney, Jahrgang 1958, ein vielfach ausgezeichneter britischer Journalist, der seit Kriegsbeginn aus Kyjiw berichtet. Schon 30 Jahre lang recherchiert er unbestechlich, mutig und hartnäckig zu den Geschäften und Verbrechen der Mächtigen Russlands und belegt in diesem Buch, dass dieses riesige Land im gnadenlosen Würgegriff eines Mannes im Kreml (mitsamt seiner Geheimdienste und seiner verbrecherischen Kleptokratenclique) ist, der Pol Pot und den Roten Khmer, Stalins Tscheka und gar Himmler mit seiner Gestapo an menschenverachtender Monstrosität kaum nachsteht.
Er heißt Wladimir Putin.
Dieser Mann schreckt vor nichts zurück, heißt es im Klappentext. Und weiter: Bei der Verfolgung seiner Ziele geht Wladimir Putin über Leichen, und das nicht erst seit dem Überfall auf die Ukraine. John Sweeney, investigativer Journalist und seit vielen Jahren auf der Spur von Putins Verbrechen, legt die Beweise vor: Schon bei seinem unheimlichen Aufstieg vom Stasi-Mann in Dresden zum unumschränkten Herrscher im Kreml ging Putin mit erbarmungsloser Konsequenz vor, ließ Oppositionelle ausschalten, provozierte Kriege und überzog Russland mit einem Netzwerk der Korruption. Sein Ziel: die Festigung seiner Macht, persönliche Bereicherung, Russlands Wiederaufstieg zur Weltmacht. Mit kriminalistischer Akribie hat Sweeney vor Ort recherchiert - in Moskau, Tschetschenien, in der Ukraine während des Krieges -, hat mit Zeugen und Experten gesprochen, mit Dissidenten und Ex-KGBlern, mit Handlangern des Systems Putin, mit Kritikern, von denen zu viele für ihre Haltung sterben mussten.
Mit der mitreißenden Authentizität dessen, der alles selbst erlebt hat – von abenteuerlichen Interviewerlebnissen bis zu unverhohlenen Drohungen, Schikanen und gar Angriffen – nimmt uns John Sweeney mit auf eine schaurige Besichtigungstour ins Reich des Bösen. Wer erfahren will, was in Putins Reich wirklich los ist, findet in diesem Buch reichlich Gelegenheit dazu. Unverbesserliche Salonpazifisten und alle anderen, die immer noch meinen, man könne mit Putin verhandeln wie mit ‚normalen‘ Regierenden (nicht zuletzt die westlichen Staatsoberhäupter, die das tun), müssen sich auf einen Schock gefasst machen. Wobei die Berichte aus der Ukraine Sweeneys Analyse bestätigen – täglich und mit wachsender Klarheit.
Seitdem Putin russischer Präsident ist, hat er durch direktes Tun etwa 150.000 Menschen auf dem Gewissen. Zehntausende fielen im zweiten Tschetschenien-Krieg, Tausende in Syrien, Tausende in der Ukraine. Dazu haufenweise bestellte Morde. Einer der erschütterndsten Parts dieses Buchs sind die Todeslisten, die Sweeney zusammenstellt (im Buch ab S. 248) – es stehen viele Namen darauf, und viele werden sie kennen. Aktuell müsste man die Liste übrigens um weitere Namen erweitern, denn seit dem Erscheinen des Buches gab es erneut mysteriöse Todesfälle: Vergiftung im Auftrag des Kreml, Erschießung auf offener Straße, Tod durch/im ‚gefährlichen‘ Transportmittel (Auto oder Flugzeug), umgekommen unter dubiosen Umständen, aus dem Fenster gestürzt. Jutta Hamberger (Osthessen News).
Die Verbrechen Putins und seiner Schergen sind natürlich den Geheimdiensten des Westens – dem MI6, der CIA, dem Mossad und anderen – durchaus bekannt und waren es immer. Das zeigt Sweeney glasklar auf. „Der Killer im Kreml“ ist damit nicht nur ein packendes Psychogramm, ein exzellent recherchierter, authentischer Hintergrundreport, eine knallharte Analyse und eine längst überfällige Aufklärung (vor allem all derer, die sich bezüglich Russlands immer noch naiven Illusionen hingeben), sondern auch eine flammende Anklage gegen die vielen westlichen Regierungen, die von all den Verbrechen Putins wussten und dennoch zum eigenen Vorteil Geschäfte mit ihm gemacht haben - und noch machen.
Unbedingte Leseempfehlung!