Beiträge von PMelittaM

    Cho Nam-Joo erzählt in acht Kurzgeschichten von Frauen aus Südkorea, die mit vielfältigen gesellschaftlich-sozialen Problemen zu kämpfen haben.


    Fast alle Protagonistinnen erzählen ihre Geschichten selbst in Ich-Form, wobei sie alle sehr unterschiedlich sind, da gibt es Töchter, Mütter und Großmütter, ledige, verheiratete und verwitwete Frauen, Schülerinnen und Berufstätige, alle Altersgruppen sind vertreten.


    Die Erzählungen gehen oft weit in die Vergangenheit zurück, ganze Lebensläufe erfährt man da, und oft haben die Frauen immer wieder mit ähnlichen Problemen, oft, aber nicht nur, durch sie bestimmende Männer bedingt, zu kämpfen. Da gibt es die Schriftstellerin, die bekannt nun mit Hass im Internet zu kämpfen hat (was womöglich sogar autobiografisch ist), die Angestellte, schlecht bezahlt, die dennoch den Laden wuppt oder die junge Frau, die ihrem bisherigen Freund erklärt, warum sie seinen Heiratsantrag nicht annehmen will. Besonders gut gefallen hat mir die erste Erzählung, die Erzählerin besucht ihre Schwester im Pflegeheim und erinnert sich an ihre (gemeinsame) Vergangenheit. Etwas aus der Reihe fällt die letzte Erzählung, sie ist nicht in Ich-Form, und erzählt von einer Schülerin, noch ein Kind, und ihrer ersten Liebe, die durch die Corona-Pandemie auf eine Belastungsprobe gestellt wird.


    Alle Geschichten sind typische koreanische Lebensläufe, die Probleme, vor die die Protagonistinnen gestellt werden, sind aber teilweise sehr global. Sexuelle Belästigung, Schlechterstellung im Beruf, familiäre Belastungen usw. treffen viele Frauen auf der ganzen Welt. Cho Nam-Joo gilt nicht umsonst als feministische Schriftstellerin.


    Die Erzählweise, gerade durch die Ich-Form, ist sehr eingängig und berührend. Auch wenn ich mich nicht mit jeder Protagonistin identifizieren konnte, so habe ich doch die jeweiligen Gedanken, Emotionen und Intentionen verstehen können.


    Eine Anthologie über Frauen, die immer wieder an Grenzen stoßen und/oder ausgebremst werden, ihr Leben aber dennoch meistern können – unbedingt lesenswert.

    1372: Brida wohnt mit ihren Kindern seit dem Tod ihres Mannes bei ihrem Bruder in der Mühle. Nachdem sie eines Tages den schwer verletzten Ritter Ulrich von Alten mit nach Hause nimmt, und gesund pflegt, dankt ihr dieser es damit, dass er mit ihrer Tochter, Ann Durt, verschwindet. Brida hat Angst um das Mädchen, und macht sich auf die Suche nach ihr.


    Der Roman lag schon eine Zeit lang auf meinem Stapel ungelesener Bücher, und als ich nun noch einmal den Klappentext las, befürchtete ich fast, einen etwas kitschigen Liebesroman mit historischem Hintergrund vor mir zu haben. Und ja, Liebe kommt darin vor, aber kitschig ist es nie. Da ist zum einen die Liebe zwischen Ann Durt und Ulrich, die sich im Laufe der Geschichte ganz anders entwickelt als gedacht, vor allem Ann Durt macht eine unerwartete Entwicklung durch. Und dann ist da noch die Beziehung zwischen Brida und dem Spion Brose, für damalige Verhältnisse sind die beiden, die die Mitte ihrer 30er Jahre bereits überschritten haben, schon älter, aber was sich da zwischen ihnen anspinnt, macht richtig Spaß, die beiden haben Humor, sind nicht auf den Mund gefallen, und richtig sympathisch. Ich hatte so viel Spaß bei ihren Szenen, das hätte ich vorher nicht vermutet.


    Erzählt wird aus verschiedenen Perspektiven. Neben den beiden Paaren gibt es noch eine Reihe anderer Charaktere, die der Autorin allesamt gut gelungen sind. Da ist zum einen Bridas Familie, zwei ihrer Kinder lernt man näher kennen als den Rest, dazu kommt noch der fahrende Krämer Valentin, der zeitweise mit Brose (und Brida) unterwegs ist. Auf der anderen Seite sind da Ulrichs Onkel Kunzmann von Alten der an seinem Zustand nicht unschuldig ist, und weitere Adelige, mit denen es vor allem Ann Durt zu tun bekommt. Und dann noch eine Tross Kriegsknechte, die sich einem der Gegner des Erbfolgekrieges um das Herzogtum Braunschweig-Lüneburg anschließen wollen.


    Diesen Erbfolgekrieg gab es wirklich, und auch das gefällt mir gut: Der historische Hintergrund ist einmal etwas anderes als das, was man sonst oft in historischen Romanen antrifft, er ist weniger bekannt, und ich musste erst einmal googeln, um näheres zu erfahren. In diesen Background ist die Geschichte gut eingebunden, und man trifft auch manche historische Persönlichkeit. Man erfährt aber auch einiges über die Schrecken des Krieges, nicht nur für die Kämpfenden, sondern auch für z. B. die Bauern. Auch Brida und ihre Familie erleben Unschönes.


    Besonders gelungen ist auch die eingebundene Märchenadaption, die ich zumindest erst relativ spät erkannt habe, die aber dann deutlich zu erkennen ist. Ein weiterer Pluspunkt für diesen wirklich gelungenen Roman.


    Nützlich sind das Personenregister und das Glossar im Anhang des Romans, ich hätte mir noch ein Nachwort der Autorin gewünscht, aber es ist hier entbehrlich.


    Der Roman greift einen historischen Hintergrund auf, der weniger bekannt ist, im Vordergrund stehen aber die Protagonistin und ihre Familie, die unabhängig voneinander einiges erleben. Am Ende greift alles gut ineinander, beschert noch ein paar unerwartete Märchenmomente und lässt mich sehr zufrieden zurück. Wer gerne historische Romane liest, sollte hier zugreifen.

    Luxemburgs Stadtimker Pol Schneider wird getötet, und Koch Xavier Kieffer stellt fest, dass die Bienenstöcke, die Schneider für ihn betreut hatte, verschwunden sind.


    Gleichzeitig stößt Foodbloggerin Valérie Gabin, Kieffers Freundin, in Kalifornien auf gestohlene Bienenstöcke. Gibt es einen Zusammenhang? Zunächst unabhängig voneinander forschen beide nach.


    In Band 7 der Reihe geht es um Bienen und Honig, und man erfährt einiges darüber, z. B. auch über Forschungen an Bienen (wie kann man sie z. B. resistent(er) gegen Pestizide machen?) und Honigverschnitt und -fälschungen. Auch das Stadtimkern ist interessant, denn in einer Stadt können Bienen tatsächlich eine Menge Honig sammeln.


    Luxemburg, vor allem Luxemburg Stadt spielt ebenfalls eine Rolle, Sprache, Topographie, Essen und Trinken (immerhin ist Kieffer Koch), Sehenswürdigkeiten – es gibt viel Lokalkolorit. Valérie kommt ein bisschen mehr herum, über sie erfahren wir z. B. manches über Paris, wie den Großmarkt Rungis, der selbst eine kleine Stadt in der Stadt ist.


    Das Thema ist interessant und originell, der Roman lässt sich locker lesen, trotz (oder gerade wegen) hin und wieder wissenschaftlichem Input, aber dennoch konnte er mich nicht ganz abholen. Ich hatte leider so meine Probleme mit Valérie, die innovative Journalistin sein will, sich jedoch öfter als einmal etwas zu unbedacht in Gefahr bringt, außerdem ist sie mir nicht wirklich sympathisch. Kieffer dagegen mag ich, seine Szenen habe ich deutlich lieber gelesen.


    Der Showdown erschien mir etwas zu aufgesetzt, und konnte mich nicht recht packen, ich kann mit diesem „unbedingt Ingefahrkommenmüssen“ einfach immer weniger anfangen, es sei denn es wirkt originell oder passend, was für mich hier nicht der Fall ist. Die Auflösung ist keine Überraschung und wird ein bisschen arg zerredet.


    Nachdem ich Band 5 der Reihe sehr gemocht habe, konnte mich Band 7 leider nicht ebenso überzeugen. Xavier Kieffers Szenen haben mir deutlich besser gefallen als die seiner Freundin Valérie Gabin, und manches erscheint mir etwas aufgesetzt. Schön ist wieder das Lokalkolorit. Insgesamt kann ich dieses Mal nur 6 Punkte vergeben.

    Japan 1937: Die bekannte Familie Ichiyanagi feiert die Hochzeit des ältesten Sohnes, doch am nächsten Tag findet man das Brautpaar tot vor. Genzi Kubo, der Onkel der Braut, zieht den Privatdetektiv Kosuke Kindaichi hinzu.


    Seishi Yokomizo (1902 – 1981) war ein in Japan sehr bekannter, erfolgreicher und mehrfach ausgezeichneter Kriminalautor, „Die rätselhaften Honjin-Morde“ ist der erste Roman einer Reihe von 77 Bänden mit Kosuke Kindaichi und erschien erstmals 1946.


    Mir hat vor allem die Erzählweise sehr gut gefallen, der Autor erzählt fast dokumentarisch, teilweise in Ich-Form, er habe von dem Fall gehört, der ein Locked-Room-Rätsel beinhaltet, und da das ein klassisches Motiv in der Kriminalliteratur sei – hier listet er eine ganze Reihe entsprechender, vor allem nicht-japanischer Autor:innen auf – habe ihn das fasziniert und er wollte unbedingt einen Roman daraus machen. Er sei an den Originalschauplätzen gewesen und habe mit Zeugen gesprochen. Immer wieder unterbricht er die Erzählung, um auf dies und das hinzuweisen, das er erfahren habe, ja, er habe sogar Berichte der Zeugen wörtlich übernommen.


    Von Anfang an gibt es einen Tatverdächtigen, doch als geübte Krimileserin habe ich das natürlich in Zweifel gezogen – man hat tatsächlich die Möglichkeit selbst mitzurätseln, und kurz vor dem Ende hatte ich dann die Eigebung, wie es gewesen sein könnte, zumindest im Groben, denn die tatsächliche Auflösung hat dann schon noch ein paar Überraschungen parat.


    Im Anhang gibt es ein Personenverzeichnis und ein Glossar, ersteres könnte für jene, die mit den japanischen Name Probleme haben, nützlich sein, das Glossar allerdings ist unbedingt nützlich, denn die japanischen Bezeichnungen bleiben in der Übersetzung erhalten, manche betreffen z. B. die klassische japanische Architektur. Manche Begriffe, wie „Honjin“ werden aber auch direkt erklärt, wenn sie für den Kontext wichtig sind.


    Klassische Krimis und ihre Autor:innen sind wichtiger Bestandteil des Romans, und dieser ist im Grunde selbst einer, erstmals erschienen ist er 1946. Japanische Traditionen sowie das Leben auf dem Land in jener Zeit spielen eine Rolle, wobei die Familie Ichiynagi privilegiert, was sich schon aus dem Namen Honjin im Titel ergibt (hier möchte ich nicht vorgreifen), und auch über das Leben dieser Familie erfährt man einiges.


    Weitere Romane der Reihe sind noch nicht ins Deutsche übersetzt, schade, ich würde mich freuen, wenn das nachgeholt würde.


    „Die rätselhaften Honjin-Morde“ bietet einen wahrhaft rätselhaften Fall, einen interessanten Erzählstil und einen klugen Protagonisten, der hier seinen ersten Fall von vielen löst, zumindest in Romanform. Als Leser:in kann man miträtseln, wird aber am Ende wahrscheinlich überrascht sein. Besonders gut hat mir auch gefallen, mehr über das frühere Japan und seine Kultur zu erfahren.

    Am letzten Tag der Ferien sind viele Schüler der Mythos Academy im Kreios-Kolosseum, einem Museum, in dem mystische Artefakte ausgestellt sind, als eine Gruppe Schnitter ein Massaker unter ihnen anrichtet. Gwen Frost und ein paar ihrer Freunde überleben, doch Gwen ist nun klar, dass sie noch dringender nach dem Helheim-Dolch suchen muss, bevor ihn die Schnitter finden und den Gott Loki damit befreien können.


    Der dritte Band der Reihe fängt schon recht spannend an, und ist zum Glück wieder besser als der Vorgänger. Sicher, die Protagonistin Gwen ist immer noch recht unzufrieden mit sich und der Welt (wobei sie mit letzterem ja gar nicht so unrecht hat), und auch weiterhin oft unbedacht unterwegs, aber nicht mehr ganz so extrem. Der große Pluspunkt in diesem Band ist die Fenriswölfin, die man schon im Vorgängerband getroffen hat, und die hier wieder mit einer kleinen Überraschung auftaucht. Und auch Gwens sprechendes Schwert Vic gefällt mir immer noch gut. Gwen findet zudem das Tagebuch ihrer Mutter, das ihr nicht nur Emotionen sondern auch neue Erkenntnisse beschert. Auch über ihre Gypsy-Gabe erfährt sie mehr.


    So viel zur positiven Entwicklung der Geschichte, die negative überwiegt leider, nicht nur, dass sie es mit der Mörderin ihrer Mutter zu tun bekommt, die es nun auch auf sie abgesehen hat, auch die Beziehungen zu ihrer besten Freundin, der Walküre Daphne, und dem Spartaner Logan, verschlechtern sich. Und auch auf der negativen Seite macht sich ihre Gypsy-Gabe bemerkbar.


    Was mich gerade in diesem Band sehr gewundert hat, ist das Verhalten der Erwachsenen. Da werden Dinge verheimlicht bzw. nicht angesprochen, auch wenn das nötig wäre, und man verhält sich ähnlich töricht wie Gwen, wenn man nur mal die Gefängnisszene betrachtet. Leider ist manches zudem sehr vorhersehbar, auch hier hätten zumindest die Erwachsenen öfter hellhörig werden können.


    Dieser Band bietet einige spannende Szenen, und bringt die Geschichte ein ganzes Stück weiter, so dass man auf den nächsten Band gespannt sein darf. Leider ist manches aber auch sehr vorhersehbar und die Protagonistin in meinen Augen immer noch oft zu unbedacht und sich selbst bemitleidend. 7 Punkte

    Berlin 1928: Ein ermordeter Mann wird in einem Schuppen aufgefunden, der zum Askanischen Gymnasium gehört, dort will ihn aber niemand kennen, der Schuppen scheint auch nicht der Tatort zu sein. Nebenan, im Cabaret des Schreckens, sucht eine Frau einen Mann, der dem Toten ähnelt. Hauptkommissar Leo Wechsler und seine Mitarbeiter müssen zunächst die Identität des Toten klären, bevor sie nach Motiven für die Tat suchen.


    Schon direkt zu Anfang, Leo und seine Frau Clara sind auf einem Polizeiball, trifft man ein paar interessante historische Persönlichkeiten, Karl Zörgiebel, Bernhard Weiß und Jacqus Joseph, letzterer wird später noch einmal eine Rolle spielen, und es gibt eine schöne Verbindung zum letzten Band. Ich mag es sehr, wenn historische Romane auch mit historischen Persönlichkeiten verknüpft sind, und diese auf ganz natürliche Weise erscheinen.


    Susanne Goga erzählt auch in diesem Band wieder von Anfang an mitreißend, man fühlt sich schnell wieder mittendrin. Da der Begriff „askanisch“ nicht nur im Titel vorkommt, habe ich ihn direkt gegoogelt, und bin nun ein bisschen klüger.


    Die Autorin hat sich wieder einer weniger bekannten Seite Berlins angenommen: Die aus Osteuropa stammende (jüdische) Bevölkerung. Hier kommt besonders Jakob Sonnenscheins Herkunft, seine Kenntnis des Milieus zum Tragen. Und leider muss man selbst daran denken, was nur wenige Jahre später auf diese Menschen zukommen wird. Und auch ein weiteres Thema, über das man eher wenig weiß, ist wichtig, leider kann ich darüber nichts sagen, ohne zu spoilern. Beide Themen sind, wie schon die historischen Persönlichkeiten, gut, ohne aufgesetzt zu wirken, in die Geschichte integriert.


    Auch Leos Familie spielt wieder eine Rolle, vor allem dessen Sohn Georg, der jetzt 14 Jahre alt ist, und sich leider mit den Falschen abgibt, das wird ebenfalls aus dem letzten Band wieder aufgegriffen, und ist auch hier noch nicht zu Ende erzählt, ich bin gespannt, wie es im nächsten Band mit ihm weitergeht.


    Die Ermittlungen im aktuellen Fall, und dessen Auflösung sind interessant zu lesen, bezüglich der Auflösung hätte ich mir zwar etwas anderes gewünscht, dennoch ist sie nachvollziehbar. Das lesenswerte Nachwort macht den Roman rund.


    Auch Band 6 der Reihe um Leo Wechsler hat mir wieder gut gefallen, er ist, wie seine Vorgänger packend geschrieben, man fühlt mit, nicht nur bezüglich der Kriminalfälle, sondern auch der Charaktere, die man mittlerweile sehr gut kennt. Ich empfehle gerne die ganze Buchreihe.

    260 n. Chr.: Die römische Sklavin Invita ist mit ihrer Herrin Marcella und dem Sklaven Flavus mit dem Tross des Finanzprocurators auf dem Weg nach Colonia Claudia Ara Agrippinensium. Unterwegs werden sie von germanischen Barbaren überfallen, und nur das rechtzeitige Auftauchen der Verstärkung verhütet Schlimmeres, aber auch so sind viele Menschen gestorben und die Hälfte des Soldgeldes gestohlen worden.


    Doch in der Colonia angekommen, wird es noch schlimmer, ein Mord geschieht, und Flavus wird als Verdächtiger festgenommen. Und dann wird sogar die Stadt belagert, Hunger und Seuchen brechen aus. Für Marcella, Invita und Flavus wird es in diesem vierten Band der Reihe sehr persönlich, und alle drei schweben in immer größer werdender Gefahr.


    Dieses Mal geht es also nach Köln, was mir als Kölnerin natürlich gut gefällt, zumal Maria W. Peter wieder sehr gut recherchiert hat, und das Praetorium, dessen Ausgrabung man heutzutage besichtigen kann, sowie ein weiteres Haus, das man als Kölner zumindest zum Teil kennt, eine Rolle spielen. Die Geschehnisse sind eingebunden in reale historische Ereignisse, und so tauchen auch historische Persönlichkeiten auf und spielen eine mehr oder weniger große Rolle. Auch das, zu dieser Zeit gefährdete Christentum, zu dem sich auch Marcella bekennt, wird thematisiert.


    Neben den drei, den Kennern der Reihe bereits bekannten, Protagonisten, lernt man, außerhalb der historischen Personen, verschiedene andere Charaktere kennen, wie den Centurio Mucius Longinus, der aus einfachen Verhältnissen stammt, und sich zu Marcella hingezogen zu fühlen scheint. Longinus ist schnell sympathisch, auch, weil er sich gegen Ungerechtigkeiten stellt. Simon Patricius ist Christ und scheint Invita zu kennen, sie jedoch fühlt sich von ihm verfolgt. Ein weiterer Charakter hat sich mir eingeprägt, Lettius, der Cloacarius, ein für die Kanalisation zuständiger Sklave, den man öfter trifft, als zunächst vermutet.


    Die Geschichte ist spannend, man fühlt stark mit und bangt um die Charaktere. Manche Enthüllung konnte ich mir schon denken, die Auflösung aber hat mich überrascht, dennoch ist sie nachvollziehbar. Wie bei jedem guten historischen Roman gibt es auch hier zusätzliche Boni: Karte, Model des Praetoriums, Glossar, Personenverzeichnis, Reise- und Stöbertipps und ein sehr lesenswertes Nachwort der Autorin.


    Auch Band 4 der Reihe hat mich wieder gut unterhalten. Mittlerweile hat man die Protagonisten liebgewonnen und bangt mit ihnen, vor allem in diesem Band hat man dazu reichlich Gelegenheit. Wer gut recherchierte historische Kriminalromane mag, ist bei dieser Reihe genau richtig. 9 Punkte

    England 13. Jahrhundert: Der Leibeigene Bedric und die Adelige Adela of Waringham wurden am selben Tag geboren, Bedrics Mutter Eldrida war Adelas Amme, so dass die beiden die ersten Jahre gemeinsam verbracht haben. Daraus ist eine tiefe Freundschaft entstanden, die auch anhält, nachdem Eldrida und Bedric wieder die Burg verlassen.


    Bedric ist 14 Jahre alt, als sein Vater durch einen Unfall stirbt. Seine Hoffnung, dessen Scholle nun selbst bewirtschaften zu können, zerschlägt sich, da Raymond of Waringham in Vertretung seines erkrankten Vaters die Entscheidung fällt, dass Bedric noch zu jung dafür ist und seine Mutter erneut heiraten muss. Raymond, Adelas Bruder, ist ein schwieriger Mensch und nicht gut auf Bedric zu sprechen.


    Adela wird ungefähr zur selben Zeit Hofdame bei Eleanor Plantagenet, der Schwester König Henrys III, Tochter des „teuflischen“ John, und seit kurzem Ehefrau Simon de Montfort.s


    Der bereits siebte Band der Waringham-Reihe hat erstmalig einen Protagonisten, der nicht dem Adel zuzurechnen ist, sondern als Leibeigener der Waringhams geboren wurde. Als Leibeigener hat man nahezu keine Rechte, gehört im wahrsten Sinne des Wortes seiner Herrschaft. „Der Leibeigene ist ein Ding ohne Rechte, nichts weiter als ein Besitzstück seines Herrn“ (Richard FitzNigel), das Eingangszitat des ersten Teils (insgesamt gibt es vier Teile) sagt schon sehr viel darüber aus. Für Bedric und seine Familie bedeutet das einiges Leid. Es ist aber auch interessant die Geschichte (in doppeltem Wortsinn) einmal aus dieser Perspektive zu erleben.


    Mit Adela begibt man sich als Leser an das andere Ende der Hierarchie, dort steht König Henry III. Als Hofdame seiner Schwester kommt Adela und damit auch der/die Leser:in ihm sehr nahe, hier erleben wir dann auch die historischen Hintergründe jener Zeit, wie etwa Henrys zügelloses Auspressen der Bevölkerung für seine eigenen Bedürfnisse, und das sogar während einer langen Phase, in der Ernten ausbleiben, und das Volk hungert und an Seuchen stirbt. Eine große Rolle spielt hier auch Eleanors Ehemann Simon de Montfort.


    Rebecca Gablés Romane leben davon, dass das persönliche Leben ihrer Protagonisten mit den historischen Ereignissen verquickt ist, und man diese so aus deren Perspektive miterleben kann. In diesem Band dauert es etwas, bis der historische Hintergrund Fahrt aufnimmt, dann jedoch ist man mitten drin. Die Protagonisten kommen einem sehr nahe. Und auch wenn man vielleicht nicht alles gut und richtig findet, was diese tun, es gibt auf jeden Fall genug, das die eigenen Emotionen anspricht. Ebenso ist das hier sehr stark auch bei der Familie Montfort der Fall, gerade auch, weil man die tatsächlichen historischen Ereignisse nicht ändern kann.


    Das Ende bleibt relativ offen, was die Protagonisten angeht, so dass ich sehr hoffe, das es noch einen Anschlussband geben wird. Bis zu den Ereignissen der ersten Bände der Reihe, die ja später stattfinden, ist noch genug Zeit, ein weiterer Band davor also möglich.


    Wie es sich für einen guten historischen Roman gehört, und von einem solchen kann man bei der Autorin ausgehen, gibt es wieder einige Extras. Neben einem lesenswerten Nachwort gibt es ein Personenverzeichnis mit Kennzeichnung der historischen Personen und eine Karte. Sehr gut gefallen haben mir auch die zum jeweiligen Teil passenden Illustrationen.


    Ich habe auch Band 7 wieder sehr gerne gelesen, es ist einfach immer wieder schön, nach Waringham zu kommen. Er bringt einem die historischen Geschehnisse der Jahre 1238 bis 1265 durch das persönliche Erleben seiner Protagonisten nahe und gleichzeitig spannende und interessante Lesestunden. Sehr gerne empfehle ich ihn daher weiter und vergebe 9 Punkte.

    Mal sehen, ob wir erfahren, wie er sich endgültig von ihnen trennen kann...

    Davon gehe ich eigentlich aus, es war im von Anfang an, auch im letzten Band schon, immer mal wieder nicht geheuer dort. Da er nun auch die Möglichkeit hat, mit Leo und Clara darüber zu sprechen, könnte ich mir schon vorstellen, dass es relativ schnell gehen könnte, bis er sich lossagt. Die Frage ist nur, ob man ihn dann in Ruhe lässt.

    Das habe ich mich auch gefragt. Ich glaube, Wolfgang ist sein einziger Freund. Irgendwo steht, dass er sonst keine Freunde auf dem Gymnasium hat.

    Da stand, dass er schon mal einen Jungen mit nach Hause gebracht hat, den er vom Gymnasium kennt, aber eben nur einmal. Eventuell könnte diese Freundschaft ja wieder belebt werden. Dass er dort sonst keine Freunde hat, liegt vielleicht auch daran, dass er dafür gar keine Zeit hat, weil er ja immer mit Wolfgang herumhängt.

    Die Auflösung hatte ich mir ja schon in diese Richtung gedacht, das macht es noch trauriger, dass "Fjodor" gestorben ist, finde ich, und von Lemasque bin ich enttäuscht, ich hätte mir mehr von ihm erwartet. Vielleicht hätten sie sich einfach zusammen hinsetzen können, und mal drüber reden, wobei das durch den Tod der Mutter Immendorfs ja doch nicht mehr möglich gewesen wäre - ok, Lemasque ist ein Mörder und kein guter Mensch, ich sehe es ein.


    Dass Jelena sich umgebracht hat, ist sehr traurig, wäre sie doch zu Hause geblieben, aber ich kann auch gut verstehen, dass sie mit ihrem Freund mitwollte.


    Georgs Entwicklung geht derweil wieder in eine positive Richtung, und ich denke, er wäre auch von dem Verhalten seiner "Kumpels" entsetzt gewesen, wenn er den Gemobbten nicht gekannt hätte.


    Leos Reise ins Württembergische hat mir gefallen, ein Teil meiner Wurzeln liegen auch da, und ich kann mir gut vorstellen, dass Leo seine Probleme mit dem Dialekt hatte, ich jedoch hätte mich gefreut, mehr als den einen Satz zu lesen.


    Der Prolog wurde auch noch einmal kurz aufgegriffen, das finde ich gut, einfach weil dadurch eindeutig die Verbindung hergestellt wurde.


    Das Nachwort war auch sehr lesenswert


    Tja, nun haben wir schon den sechsten Band gelesen. Ich hoffe, wir lesen auch Band 7 wieder zusammen!

    "Fjodor" scheint Lemasque zu kennen oder dessen angeblichen Namen, Immendorf. Vielleicht war das sogar sein eigener Name oder der eines Verwandten? Oder er kennt Lemasque selbst aus dem Krieg. Hat mich auch gewundert, dass Lemasque bei Nasenjoseph in Behandlung war und immer noch so entstellt ist.


    Andererseits muss ich sagen, ist mir Lemasque irgendwie sympathisch, fände es, glaube ich, schade, wenn er der Täter wäre.


    Schön, wie Goga auch immer wieder Historisches einfließen lässt, hier z. B. auch über die Kriegsgefangenen. Elsa Brandström war mir ein Begriff, aber nur oberflächlich. Auch "Fjodors" Angst vor Eisenbahnen erklärt sich jetzt.


    Endlich wurde mit Georg gesprochen, aber leider auch nur, weil Clara ihn in Uniform gesehen hat. Ich finde es gut von Leo, dass er Georg die Wahl lässt, der ist 14, da muss man ihm auch seine eigenen Entscheidungen lassen, und würde Leo ihm etwas befehlen oder mit Bestrafung drohen, würde er womöglich trotzig reagieren. So kann er sich noch einmal damit auseinandersetzen, ohne Angst, sein Vater wäre böse, dieser Druck ist weg, keine Heimlichkeiten mehr nötig. Und er kann mit Clara und Leo darüber sprechen.


    Ich freue mich schon aufs Weiterlesen nachher und bin sehr gespannt.

    Ein bisschen mehr wissen wir nun über den Toten und über Jelena. Mich wundert nur, dass er offenbar Deutscher war, hieß dann wahrscheinlich auch gar nicht Fjodor. Was hatte er mit dem Theater zu tun? Was stand in dem Zeitungsausschnitt, was in nach Berlin zog? Hat er jemanden erkannt?


    Lemasque ist ein sehr interessanter Mensch, und hat wohl sein Schicksal akzeptiert. Nasenjoseph hätte ihm vielleicht ein neues Gesicht machen können (ist er deshalb hier aufgetaucht, weil das (Teil)Thema ist?).


    Leo möchte man schütteln und ihm sagen, er solle sich endlich um Georg kümmern, der sich jetzt sogar Geld für eine braune (!) Uniform erschleicht.


    Wir lernen ein bisschen etwas über das Leben (jüdischer) Russen in Berlin - und denkt wieder mit Schrecken an das, was da noch kommt, wenige Jahre später.


    Ilse ist noch mit Richard Dohm ein Paar, ich freue mich für sie.


    "Eine Bühne ist ein Eisberg. Die Zuschauer sehen nur den kleinsten Teil, nämlich den, den wir sie sehen lassen" (S. 106)

    Ruckzuck war der erste Abschnitt gelesen, und man ist direkt wieder mittendrin.


    Der Prolog las sich schrecklich, aber ich gehe mittlerweile davon aus, dass es sich hier um eine Vorstellung des Cabaret des Schreckens handelt.


    Der Tote im Schuppen war sicher derjenige, der in Kapitel 2 durch die Stadt läuft und vor Zügen Angst hat, oder? Jelena ist dann sicher die Russin, die ihn (Fjodor) gesucht hat. Aber vielleicht ist er auch der Täter? Zeitlich müsste beides hinkommen.


    Auch einige historische Persönlichkeiten sind uns schon begegnet: Karl Zörgiebel, Bernhard Weiß (an den kann ich mich noch gut aus den Gereon-Rath-Romanen erinnern) und Nasenjoseph Jacques Joseph (ich bewundere Menschen, die den Kriegsversehrten wieder Gesichter gaben).


    Eine Verbindung zum letzten Band liefert Claras Kleid.


    Und auch Herbert von Malchow taucht auf, ist gleich wieder fies, und offenbar nicht mehr bei der Polizei (was gut ist).


    Askanisch musste ich googeln, wenn sogar ein Gymnasium danach benannt ist, muss es eine Bedeutung haben.


    Georg ist nun 14 und treibt sich leider immer noch mit den Falschen herum, er macht es heimlich, weil er sicher weiß, dass es seinem Vater nicht gefallen würde. Auch er selbst hat immer noch so seine Bedenken, fühlt aber offenbar auch einen gewissen Zwang durch seinen Freund und diesen Böhse. Berührend war, dass er trotzdem an den Todestag seiner Mutter gedacht hat.
    Marie interessiert sich für Chemie, und Leo unterstützt das, prima.


    "Nett", wie Leo mit dem Gymnasialdirektor spricht, fand ich klasse. Welches Geheimnis wohl Werner Rath und Heinz Baumgarten haben, die sonst so gar nicht zusammenzupassen scheinen.


    Also, ich bin gespannt, worum es überhaupt geht und wer oder was dahintersteckt.

    Nach einer schweren Krise wird in den USA PACT erlassen, ein Gesetz, das dem Land Sicherheit geben und vor „unamerikanischen“ Umtrieben schützen soll. Da China als Verursacher der Krise gilt, werden besonders asiatische Einwohner beobachtet. Um Kinder vor unamerikanischem Denken und Werten zu bewahren, können sie ihren Eltern entzogen werden.


    Birds Mutter, Margaret Miu, ist vor drei Jahren, als er neun Jahre alt war, gegangen, warum und wohin weiß Bird nicht, er weiß nur, dass sie damals auch umgezogen sind und sein Vater nun nicht mehr als Professor arbeitet. Eines Tages nimmt Margaret Kontakt zu Bird auf, der alles daran setzt, sie wiederzusehen.


    Mich hat die Prämisse dieses Romans sehr betroffen gemacht, auch, weil sie durchaus aktuell anmutet. Dass Kinder ihren Eltern entzogen werden, ist allerdings ein lange Praxis nicht nur diktatorischer Regime, überall, wo man bestimmte Werte und Gedanken unterdrücken möchte, überall da, wo manche Gruppen als nicht „vertrauenswürdig“ (im Sinne des Regimes) gelten, wurde das bereits öfter angewandt (Indigene in USA und Australien, um nur ein Beispiel zu nennen). Für Eltern dürfte es das schlimmste sein, die Kinder zu verlieren, damit kann man sie wunderbar erpressen. In diesem Roman steht dieser Teil von PACT klar im Mittelpunkt, das Gesetz hat aber auch noch andere Auswirkungen, wie z. B. die Entfernung vieler Bücher.


    Wie gesagt, die Prämisse ist berührend, aktuell und wichtig, aber der Roman wird ihr nicht so ganz gerecht. Der Beginn ist gelungen, man erlebt die Erzählung aus Birds eigener Perspektive, und dies berührt durchaus. Später gibt es einen Perspektivewechsel auf Margaret Miu, der dem Roman nicht wirklich gut tut. Er wird dadurch langatmiger, die Spannung lässt nach, es gibt zwar eine Reihe neuer Informationen, über die Krise, und die Zeit danach sowie über Margarets Gründe zu gehen, aber diese werden mit zu vielen Worten erzählt, das Interesse am Roman lies bei mir immer mehr nach.


    Leider hat es Celeste Ng nicht geschafft, mich durchgehend zu fesseln. Die Thematik ist wichtig, interessant und auch aktuell (es geht ja nicht nur um die verschwundenen Kinder), zu Beginn hat sich der Roman zügig lesen lassen, wurde aber später deutlich langatmiger, und damit auch uninteressanter. Schade für die Thematik.

    Dian Fossey – ich denke, sie ist jedem ein Begriff als eine der drei Frauen, die Louis Leakey mit der Feldforschung von Menschenaffen beauftragt hatte: Jane Goodall für die Schimpansen, Biruté Galdikas für die Orang-Utan, und Dian Fossey für die Gorillas.


    Dian Fossey starb 1985 unter immer noch nicht ganz geklärten Umständen, ihrem Leben wurde u. a. durch den Film „Gorillas im Nebel“ ein Denkmal gesetzt. Susanna Leonard spürt diesem Leben nach, sie erzählt nicht immer chronologisch, sondern mit Rückblenden, die auch durch Erinnerungen Dians initiert werden, es ist aber, nicht nur durch die entsprechenden Überschriften, immer klar, wo und wann man sich befindet. Kindheitserinnerungen werden zudem in Ich-Form erzählt. Sehr gut hat mir auch das Kapitel aus Sicht eines Silberrücken gefallen.


    Dian hatte immer schon eine Affinität für Tiere, wollte Tierärztin werden, und auch Afrika hat sich früh als Sehnsuchtsort etabliert. Die Forscherin hatte keinen leichten Charakter, wusste immer, was ihr wichtig war und setzte alles daran es durchzusetzen, oft durch Hartnäckigkeit, aber auch mit manchmal fragwürdigen Mitteln. Susanna Leonard ist es meiner Meinung nach sehr gut gelungen, Dian in diesem Roman lebendig werden zu lassen.


    Dian verstand ihre Aufgabe nicht nur als Feldforscherin sondern auch als Beschützerin der gefährdeten Gorillas. Diese wurden immer mehr zurückgedrängt, da Viehherden in ihren Gebieten geweidet wurden, auch waren sie immer wieder Opfer von Wilderern. Neben diesen Konflikten hatte Dian auch immer wieder Probleme mit Behörden – und, vor allem im Kongo, wo sich ihre erste Forschungsstation befand, mit den politischen Gegebenheiten, wobei das noch sehr harmlos ausgedrückt ist.


    Ich bin schon lange interessiert an Dian Fossey und ihrem Leben, in den letzten Jahren ist sie bei mir allerdings ein bisschen in Vergessenheit geraten, Susanna Leonards Roman hat mein Interesse neu geweckt. Er lässt sich sehr gut lesen, ist interessant und spannend, enthält zusätzlich ein Personenverzeichnis, eine Zeittafel, ein Glossar und ein Nachwort der Autorin, das leider in meinen Augen etwas knapp ausgefallen ist, hier hätte ich mir z. B. mehr über Fiktion und Fakten gewünscht, gerade auch was manche Andeutungen (z. B. in Bezug auf den Stiefvater) betreffen.


    Susanne Leonards Roman wünsche ich viele Leser:innen, so wohl jene, die Dian Fossey bereits besser kennen, als auch jene, die noch sehr wenig oder gar nichts über sie wissen. Hier bekommt man einen guten Einstieg dafür, sich mit deren Leben und vor allem mit deren Passion zu beschäftigen, den Gorillas, die immer noch sehr schützenswert sind.

    Eine grausam getötete Frauenleiche ruft die Ultra Violence Crimes Unit des LAPD auf den Plan, und dieses Mal sind auch Robert Hunter, Carlos Garcia und ihre Chefin Barbara Blake maßlos geschockt.


    Auch in seinem zwölften Fall hält sich Chris Carter nicht zurück, auch hier wird nicht nur auf sehr brutale Art getötet, es gibt auch explizite Szenen. Und dennoch ist dieser Band in meinen Augen anders. Schon durch die Widmung, aber auch dadurch, dass der Fokus stark auf den Angehörigen der Getöteten liegt, man erfährt sehr deutlich, was so eine Tat mit Familie und Freunden der Opfer macht. Chris Carter hatte selbst einen großen Verlust zu verkraften, weshalb auch dieser Band länger auf sich warten ließ als üblich.


    Dennoch, immerhin hat der Autor als Kriminalpsychologe gearbeitet, und weiß welche Niederungen es im menschlichen Geist geben kann, ist es ein typischer Chris Carter-Thriller und wieder ungemein spannend, ich zumindest konnte ihn kaum aus der Hand legen, die kurzen Kapitel, die oft mit mehr oder weniger großen Cliffhangern enden, tun ihr übriges dazu.


    Die Auflösung ist nachvollziehbar, eine gewisse Ahnung in diese Richtung hatte ich schon, dennoch hatte ich das ganze Ausmaß nicht geahnt. Gegen Ende wird es dann noch einmal richtig spannend.


    Auch der zwölfte Band der Reihe ist ein typischer Chris Carter, brutal und spannend, ein echter Pageturner. Wer die Vorgängerbände mochte, kann hier wieder zugreifen, ansonsten sollte man nicht allzu zart besaitet sein, wenn man einen Chris Carter liest.