Beiträge von Emmy

    Liebe Lea,


    nachdem ich den Roman ein wenig sacken lassen konnte, sehe ich die
    Probleme, unter denen Zahra stand, auch viel differenzierter.


    Du hast recht, sie stand unter enormer Belastung und dazu kam auch ihre große
    Angst, die Heimat und alles zu verlieren, was ihr vertraut war.


    Diese starke Hinwendung zum Glauben gibt es heute nicht mehr so oft und wenn, dann ist es eher abschreckend.
    Aber damals hatte Religion eine andere Funktion - sie gab den Menschen seelischen Halt und Identität, sie markierte ihren Platz im Leben.


    Das kann ich durchaus nachvollziehen, auch wenn Religion nicht "meine Welt" ist und ich machmal allergisch reagiere bei zu viel davon.


    Ich danke dir herzlich für deine Geduld und deine aufmerksame Begleitung in dieser Leserunde.
    :wave

    Nein - böse klang es nicht, ein bißchen genervt vielleicht. :grin


    Ich habe von dem Buch genau das erwartet, was ich auch bekommen habe und
    "Emmas Geheimnis" liegt auch schon hier bereit.


    Manchmal brauche ich Autoren, die mir ein wenig "heile Welt", schöne Landschaften, sympathische Personen und Hoffnung auf ein gutes Ende bieten.


    Viele Romane sind bis zum Bersten angefüllt mit Problemen, Grausamkeiten, menschlichen Abgründen und ekelhaften Leuten, denen ich im wirklichen Leben ganz sicher nicht begegnen will.
    Daher gönne ich mir wenigstens ab und zu in der fiktiven Welt ein wenig Erholung. :-)

    Mir hat der Roman ganz gut gefallen, da ich ohnehin nach drei schwierigen
    Büchern froh war, einfach nur unterhalten zu werden.


    Ich lese auch ab und zu Nora Roberts, wenn ich Entspannung brauche und im
    Grunde weiß, was mich erwartet.


    Mein Fazit ist also etwas versöhnlicher als deines, liebe dschaenna.


    :wave

    Liz Balfour: Ich schreib dir sieben Jahre


    Dieser Roman thematisiert den Nordirlandkonflikt im Rückblick durch
    verschiedene Zeitebenen.
    Im Grunde geht es aber um eine schwierige Mutter - Tochter Beziehung,
    die das Leben der Tochter bis ins Erwachsenenalter beeinflusst.
    Es ist ein psychologischer Roman, der mich berührt und begeistert hat.

    Es wird kontrovers diskutiert, gerade in letzter Zeit.
    Für mein Gefühl ist es Körperverletzung - zumindest wenn
    die Kinder klein sind und nicht selbst entscheiden können.


    Ich habe mal einen Film darüber gesehen und mir ist fast schlecht geworden...

    Liebe Lea :knuddel1


    ich hatte es auch gehofft, dass die Mauren damals "aufgeklärter" waren und ihren Mädchen diese Tortur erspart haben.
    Bei den Jungs ist es schon schlimm genug ... :-(


    Leider gab es das damals wie heute in vielen Ländern.

    Hallo allerseits :wave


    eine Sache wollte ich noch ansprechen, die in diesen Abschnitt gehört.
    Als Musheer auf der Seidenfarm diese Sepsis bekommt und schwer erkrankt, bietet sich Chalida an, ihn zu pflegen und es wird ihr erlaubt.
    Dabei wundere ich mich über zwei Sachen:


    1. Warum pflegt nicht Abdu seinen besten Freund und zukünftigen Schwager, obwohl er Medizin studiert und Arzt werden will? Er steht nur untätig am Bett und meckert an allem rum. :rolleyes


    2. Es wird so ein Theater gemacht auf dieser Farm um "Männertrakt" und "Frauentrakt" und wehe, man unterwirft sich dieser Trennung nicht.


    Jetzt aber lassen sie Chalida die ganze Nacht am Bett eines kranken Mannes, was eine große Intimität erfordert, denn er muss ja auch gewaschen werden. :gruebel

    Hallo Lea :knuddel1


    ich habe mal eine Frage zur rituellen Beschneidung.
    Zahra ist es sehr wichtig, dass ihre Söhne beschnitten werden,
    wie es im Judentum und Islam Tradition ist schon seit vielen Jahrhunderten.


    Wie stand es damals um die Beschneidung der Mädchen?
    Im Canon medicinae von Avicenna (980–1037), den du in deinem Roman
    erwähnst, wird weibliche Beschneidung beschrieben.
    Hat es diese Tradition
    also auch im maurischen Reich des 15. Jh. gegeben und betraf es somit auch Zahra und ihre Tochter Chalida?

    Hallo Lea :knuddel1


    sorry, meinen Beitrag oben müsste ich auch spoilern :learn
    Hoffentlich lerne ich das nochmal :grin


    Es gab ja durchaus harmonische Szenen zwischen Jaime und Zahra, in denen sie sich gespürt haben.
    Jedenfalls auf körperlicher Ebene kommen sie noch zueinander und das zeigt, wie sehr beide Nähe brauchen und ihre Streitereien bedauern.
    Denn oftmals ist der Körper "klüger" als der Geist und handelt intuitiv richtig.
    Diese Szenen waren auch sehr wichtig, denn sonst hätten Jaime und Zahra sich wahrscheinlich verloren..... :wave

    Hallo Lea :knuddel1


    das Beklemmende der Situation hast du auf jeden Fall sehr überzeugend
    vermittelt, auch wie die Kinder immer mehr unter der angespannten Stimmung zuhause leiden.
    Vielleicht hätte es für meinen Geschmack ein paar hellere, versöhnliche Szenen zwischendurch mal geben dürfen - denn zu viel von einer Sache verfehlt manchmal das Ziel.



    Raschid, Tamu und natürlich Jaime sind auch meine Sympathieträger geworden und ich habe mir gewünscht, dass auch Zahra ihre Sichtweise übernimmt und sich ein wenig an die neue Situation anpasst und toleranter wird.
    Aber ihr Weg war eben ein anderer ..... :wave

    Hallo beowulf und SiCollier :wave


    es ist nicht nur euch so ergangen mit dem Roman, ich fühlte mich auch sehr deprimiert beim Lesen einiger Szenen - besonders mit Zahra.


    Ich habe deshalb versucht, mich auf die anderen Personen zu konzentrieren, weil ich diese Enge nicht mehr ertragen konnte, die mir Zahra`s Verhalten vermittelt hat.
    Sie hat sich leider im Verlauf der Handlung immer mehr in eine Sackgasse begeben und wurde geistig und seelisch bewegungsunfähig, weil es kein vor und kein zurück mehr für sie gab und die Gegenwart machte dann auch keinen Sinn mehr für sie.


    Leider können sehr religiöse Menschen, die psychisch labil sind oder andere Probleme haben, in Fanatismus abgleiten.
    Solche Nachrichten, wie die der Mutter, die ihren kleinen Sohn totschlägt wegen Koranversen ( ich habe auch davon gehört) erschüttern mich auch sehr und machen mich traurig und ratlos. :-(

    Hallo SiCollier
    :wave


    am Termin der LR lag es sicher nicht, dass ich einige Probleme hatte mit dem Roman. Wahrscheinlich habe ich etwas anderes erwartet, als ich hörte:
    Fortsetzung von "Die Maurin".
    Obwohl mir durchaus bewußt ist, dass es die Zeitumstände sind und die hoffnungslose Lage der maurischen Bevölkerung, die zu der inneren Zerrissenheit von Zahra führten - ich habe die Zahra von "früher" vermisst, ihre sympathische
    Art, das Leben tatkräftig in die Hand zu nehmen, ohne ungerecht oder intolerant zu werden gegenüber den Menschen, die ihr so viel bedeuten - Jaime und Chalida vor allem.
    Sie hat sich verrannt, dreht sich im Kreis und wiederholt wie eine gesprungene Schallplatte immer die gleichen Sätze und hört irgendwann einfach auf, nachzudenken und - was noch schlimmer ist - sie verliert das Vertrauen zu sich selber und zu Jaime, ihrer großen Liebe.


    Diese charakterliche und emotionale Veränderung von Zahra hat mich bedrückt, weil sie ihre Welt damit sehr verengt hat und sich und ihrer Familie keinen Ausweg mehr ließ, keine Luft zum Atmen.


    Das "Happy End" zum Schluß konnte mich nicht überzeugen, im Gegenteil - vielleicht wäre es für Jaime besser gewesen, in Spanien zu bleiben?
    Aber dennoch möchte ich der Familie - ich hoffe, sie schaffen es, eine richtige Familie zu werden - eine glückliche Zukunft in Marrokko wünschen.


    Euch allen danke ich für eure interessanten und lehrreichen Beiträge,
    man sieht sich.



    :wave

    Hallo SiCollier :wave


    ich kann verstehen, dass du dich schwertust mit dem Roman - mir ging es ähnlich und ich hatte das Bedürfnis, aus dieser engen Welt auszubrechen und wieder frische Luft zu atmen - im übertragenen Sinn. :-)


    Der historische Hintergrund interessiert mich durchaus und hätte nach meinem Empfinden mehr thematisiert werden können. Zumal Jaime Kontakt hatte zu den Mächtigen seiner Epoche.


    Stattdessen kreist die Handlung ständig nur um Zahra und ihr Umfeld und wie sich alle das Leben schwer machen in Granada und auf der Farm :-(
    In dieser inneren wie äußeren Hermetik liegt auch der gravierende Unterschied zu dem Roman "Die Maurin" , den ich auch sehr gerne gelesen habe.

    Hallo Kirsten :wave


    Mir sind Fanatiker auch mehr als suspekt, sie machen mir Angst und ich halte mich von solchen Leuten fern - egal ob sie religiöse oder politische Fanatiker sind.
    Bei Adilah sehe ich allerdings weniger Fanatismus, sonder eher Fatalismus - sie ergibt sich ihrer Vorstellung, dass ein Leben ohne Islam für sie völlig sinnlos ist.


    Sie kam aus einer ultrareligiösen Familie und wurde vermutlich ihr ganzes kurzes Leben lang gehirngewaschen, so dass sie tatsächlich nie gelernt hat, zu denken - schon gar nicht selbstständig. Sie kannte ja nur dieses Leben und so war aus ihrer ganz persönlichen Sicht ihr Selbstmord konsequent.
    Wenigstes hat sie ihren Sohn nicht mitgenommen in den Tod, wie es viele tun, die sich aus solchen Gründen umbringen.

    Hallo Deichgräfin :wave


    Abdu befindet sich in einer sehr schwierigen Situation - er ist altersmäßig
    zwischen Kind und Mann (auch wenn er mit 15 oder 16 Jahren schon heiratet) und er will unter keinen Umständen
    das Gesicht verlieren gegenüber seinen Freunden.


    Dann ergreift er automatisch die Rolle des "Familienoberhaupts" in seiner muslimischen Familie, eben weil er Jaime als Mann und Vater so sehr verachtet.


    Es ist nicht so, dass ich sein Verhalten und seine Äußerungen gutheiße,
    aber in Anbetracht seines Alters kann ich ihn auch ein wenig verstehen.
    Immerhin ist er noch jung genug, um durch eigene Erfahrungen und eigenes Denken seine Haltung zu revidieren und toleranter zu werden.


    Adilah tut mir eigentlich nur leid - sie ist so jung und völlig unerfahren, darf ihren
    "Ehemann" weder sehen noch mit ihm sprechen, bevor sie ihn heiratet.
    Vermutlich ist sie auch nicht älter als 14 oder 15 .... :-(


    Ihren Selbstmord empfinde ich allerdings als konsequent und in gewisser Weise habe ich Respekt vor ihr. Sie lässt ihren Worten auch Taten folgen, während alle anderen nur immer lügen, rumlavieren, verheimlichen und Ausflüchte suchen.
    Adilah sagt, dass sie ohne ihren Glauben nichts ist und handelt in ihrer Welt konsequent, indem sie sich umbringt.