Beiträge von Mara V.

    Hallo Herr Palomar,


    die Reaktionen der LeserInnen auf Die Reliquie waren sehr unterschiedlich, je nachdem, mit welchen Vorstellungen sie an den Roman heran gegangen sind. Ich fand es ein wenig schade, dass bei Bastei kein Hinweis auf die phantastischen Elemente gegeben wurde, es hätte so manche Irritation erspart.


    Die harten Stellen und bewusst übertrieben dargestellten Sexszenen waren als Symbol gedacht, nach dem Motto, so handeln nur die Bösen. Die Schwarz-Weiß-Zeichnung, die mir vorgeworfen wurde, sehe ich in dem Maße nicht. Immerhin hat Usch sich von einer zunächst doch willenlosen Dienerin Ardanis zu dessen erbitterten Feindin gewandelt, Elisabeth gegriff gegen Ende ihres Lebens auch, wie sehr sie sich verirrt hatte, und dann sind auch noch die drei Knappen, die Bärbel so manchen Streich gespielt haben, und zuletzt brav am Tisch sitzen und das Brautpaar hochleben lassen mussten.
    Auch Albrecht mauserte sich von einem arroganten Schnösel zu einem erträglichen jungen Mann. Man vergesse auch nciht den Wirt und dessen Tochter, die sich entgegen ihres Rufes, den sie besaßen, des alten Tempelritters angenommen haben.


    Doch nun zu deiner Frage. Nein, ich habe bisher nicht gehört, dass jemand den Roman später als besser bezeichnet hat als es dem ersten Eindruck nach der Fall gewesen war. Deine Bemerkung freut mich jedoch, zeigt es mir doch, dass ich mit meiner Ausformung von Bärbels Geschichte so falsch nicht gelegen habe.


    Viele Grüße


    Mara V.

    Sorry, aber es liegen einige unangenehme Monate hinter mir, in denen ich zu fast nichts gekommen bin. Der Streß wird voraussichtlich noch ein paar Wochen andauern und dann langsam geringer werden. Trotzdem versuche ich jetzt, wenn auch spät, auf eure Fragen zu antworten.


    Also, Die Reliquie ist von mir als phantastischer Roman im historischen Rahmen gedacht gewesen. Es sollte kein Historischer Roman werden, aber auch keine Fantasy, sondern den Aberglauben jener Zeit mit ihren Teufeln, Hexen usw. real darstellen. Leider gibt es dafür kein eigenes Genre, darum hat Weltbild den Roman unter Fantasy einsortiert, während Bastei ihn mit dem Etikett Historischer Roman versehen hat. Letzteres war nicht unbedingt in meinem Sinn, da damit falsche Erwartungen geweckt worden sind.


    Mit besten Grüßen


    Mara V.

    Liebe Magali,


    Zitat

    Tatsächlich handelt es sich um die Nachbildung einer Art christlichen Legende. Das erklärt dann auch die oben monierten Darstellungen von Szenen sexueller Gewalt. In dem von der Autorin gewählten Kosmos ist das Ausdruck des sündhaft Bösen.


    Treffender kann man es nicht ausdrücken.


    Gruß


    Mara V. :anbet

    Hallo,


    da es anscheinend Irritationen über die Wirkung der Reliquie gab, will ich hier meine eigene Interpretation bringen. Erstens: Die Reliquie ist kein belebtes Wesen. Zweitens: Ihre Wirkung ist beschränkt auf eine gewisse Hilfe, die sie dem Besitzer zukommen lassen kann. Sie untersützt ihn dabei, sich gewisse Wunsche zu erfüllen, soferne diese nicht grundlos böse sind. Den Wallburgern half sie, mächtig zu werden, konnte aber nicht die Art und Weise beeinflussen, wie diese mit der gewonnen Macht umgingen.


    Auf Grund des Segens, der auf ihr lag, konnte die Reliquie Graf Walther auch nicht verwerfen, es sei denn, eine höhere Macht tat dies. Als Bärbel die Reliquie das erste mal an sich nehmen wollte, besaß Walther noch die Chance zur Umkehr. Deshalb wurde Bärbel auch von der Macht, die später mithilft, Ardani zu besiegen, gebeten, die Reliquie an ihrem Ort zu lassen. Erst als Graf Walther trotz der Schicksalsschläge, die ihn getroffen hat, nicht bereit ist, sich zu ändern, wird sein Untergang beschlossen.


    Irgendwo glaube ich die Frage nach dem möglichen Alter der Leute in jener Zeit gelesen zu haben. Ein Durchnittsalter von dreißig Jahren kann ebenso bedeuten, dass zwei Leute genau so alt werden. Das selbe Durschnittsalter hat man allerdings auch, wenn ein Kind bei seiner Geburt stirbt und der andere sechzig Jahre alt wird. Im Mittelalter war die Kindersterblichkeit sehr hoch, allerdings starben auch viele Menschen an Hunger oder durch die Strapazen im Krieg. So wurden die Deutschen Könige im Mittelalter im Durchschnitt knapp unter fünfzig Jahre alt, die Könige Frankreichs knapp über fünfzig.


    Gruß


    Mara V.

    Hallo Friderike,


    sorry, es sollte Opferpriesterinnen heißen.


    Bärbel erhält die Untersützung der Geister des Blutwaldes wegen Adalmar. Bei ihrem ersten Aufenthalt in diesem Forst wollten ihr die Geister durchaus noch an den Kragen.


    Gruß


    Mara V.

    Hallo Cait,


    Rudolf wurde bereits im ersten Teil erwähnt. Nach seiner Wahl hatte er jedoch anders zu tun als sich um jeden Winkel des Reiches zu kümmern. Er musste sich erst einmal gegen seine direkten Widersacher durchsetzen, sprich vor allem gegen Ottokar von Böhmen, der ihn etliche Jahre beschäftigt hielt. Auch schickt man nicht sofort Boten an alle Herrschaften, die sich in den letzten Jahren am Reichsgut vergriffen haben, quasi mit der Aufforderung, diese Gebiete umgehend zurück zu geben. Rudolf hätte Ottokar mit dieser Haltung unzählige Anhänger in die Arme getrieben. Das konnte er wirklich erst wagen, nachdem er sich halbwegs sicher im Sattel fühlte.


    Übrigens stimmt es nicht, dass die Kurfürsten ein kleines, machtloses Gräflein zum deutschen König gewählt haben, das ihnen aus der hand fressen musste. Rudolf war im Gegenteil einer der größten Landbesitzer im Südwesten des Reiches und galt als erfahrener Kriegsherr. Er durfte auch gar nicht machtlos sein, denn er sollte den überaus ehrgeizigen Ottokar von Böhmen in Schach halten, der kurz davor war, seinen Herrschaftsbereich von der Adria bis an die Grenzen Brandenburgs und darüber hinaus auszudehnen. Die (selbsternannten) Kurfürsten nahmen dafür in Kauf, dass Rudolf ihnen an Macht nicht nur gleichwertig, sondern auch überlegen werden würde. Ihre Reaktion auf diese Machtausdehnung war, dass sie eben nach Rudolfs Tod nicht dessen Sohn Albrecht von Österreich zum deutschen König wählten, sondern Adolf von Nassau.


    Gruß


    Mara V.

    Hallo,


    erst einmal. Ich weiß nicht, wie die 1268 in den Klappentext kommen. Dr Roman endet 1279 ein Jahr nach Rudolfs Sieg über Ottokar von Böhmen und er begann sechs Jahre vorher, sprich 1273, kurz bevor Rudolf von Habsburg zum deutschen König gewählt wurde.


    Zitat

    Wie kommt man auf die Namen? Elisabeth, Bärbel und Anna sind ja noch relatives Allgemeingut, aber Chuonrad, Reinulf und Wunibald, Dankrad?


    Ich verwende recht gute Namensbücher, in denen auch alte und heutzutage vergessene Namen aufgezählt sind. Chuonrad ist z.B. eine alte Form für Konrad. Adalmar entspricht in etwa dem heutigen namen Elmar.


    Die berühmten Seelenwürmer:


    In einigen mittelalterlichen Allegorien wurden die Seelen, die dem Teufel verfallen sein sollten, in wurmähnlicher Form mit menschlichen Gesichtern gemalt. Ich habe das hier natürlich verwendet.


    Elisabeths Seele: Hier wurde gefragt, weshalb Bärbel zwar die Seele der Gräfin rettet, nicht aber die ihrer Schwester. Nun, Elisabeth wurde von ihr ja gleich nach derem Tod samt der Seele ihres ungeborenen Kindes von Bärbel vor Ardanis Zugriff gewahrt und von der heiligen Jungfrau ins Himmelreich geführt.


    Noch ein Wort zur Schwarz-Weiß-Zeichnung. Man sollte hier nicht vergessen, dass im Grunde nur die drei Erzschurken Walther, Jost und Armin ihr verdientes Ende finden, ihre Verbündeten auf Wolfstein, Kesslau usw. aber die Chance erhielten, sich wieder in die Gemeinschaft des Gaues einzufügen. Auch die drei Lümmel, mit denen Bärbel sich herumschlagen musste, wurden verschont. Die Gräfin starb durch eine bedauerliche Verwechslung und Notburga durch ihre Gier, sich an dem Grafen zu rächen.


    Der hier mehrfach angesprochene sexuelle Aspekt wurde von mir deshalb stark betont, da Triebhaftigkeit nach Ansicht der Kirche nicht nur damals ein Zeichen teuflischen Einwirkens darstellt. Die Taten Walthers und seiner Kumpane symbolisierten, dass der Graf sich innerlich längst von den Lehren der Kirche abgewandt und sich geistig bereits auf die Stufe eines normal der Hölle verfallenen Menschen begeben hatte. Seiner Meinung nach konnte er sich so schlimm benehmem wie er wollte, er war ja durch die Reliquie geschützt. Das Anstacheln zu sexuellen Anstacheln ist in diesem Roman gleichbedeutend mit der Absicht, die entsprechenden Leute, hier vor allem die drei Jünglinge, auf einen Weg zu locken,d er sie unweigerlich in die Hölle führen würde. Bärbels Tat hat die drei davor bewahrt, diesen Weg auch wirklich zu beschreiten.


    Die Hochzeit wurde rasch abgehandelt, da Rudolf von Habsburg die Sache geklärt sehen wollte. Der Gau war schon zu lange ein Unruheherd im Reich. Brot und Salz wurden übrigens in einigen Gegenden noch lange von den Brautleuten geteilt.


    Gruß


    Mara V.

    Hallo,


    nach dem Besuch eine Mu... äh Migräne bin ich wieder in der Lage, mich zu melden. Eine der meistgenannten Fragen hier war die nach der Macht der Reliquie. Sie besitzt durchaus Macht, nur ist diese in gewisser Weise gebunden. In erster Linie ging es darum, das Geschlecht der Wallburger zu erhalten. Walther hatte trotz seiner schlimmen Taten lange Zeit die Chance, zu bereuen und ein neues Leben zu beginnen. Er hätte sogar Elisabeth und ihr gemeinsames Kind retten können. Nur leistete er sich hier den Scherz mit Notburga und kam dadurch zu spät ins Bett, um im Traum die Warnung der Reliquie rechtzeitig vernehmen zu können.


    Weiters wurde gefragt, ob es bei den alten Germanen Opferpriesterinnen gab, die Menschen getötet haben. Hier gibt es römische Berichte, die ganeu das besagen. So wurden die meisten Gefangenen der Varusschlacht von den Priesterinnen der Cherusker und ihrer Verbündeten den Göttern geopfert.


    Gewisse Stellen wir alte Opfermoore und Wälder wurden das ganze Mittelalter hindurch von den Menschen gemieden, da es dort unheimlich sein sollte. Die Menschen waren damals sehr abergläubisch und fürchteten sich vor bösen Geistern. Auch die Furcht vor der Wilden Jagd hing dem einfachen Volk noch lange nach. Die christlichen Priester vermochten dem nur zu begegnen, indem sie das Toben der Stürme mit Teufelskreaturen zusammen brachten.


    Alte vorchristliche Überlieferungen und Kulthandlungen haben sich das ganze Mittelalter in verschiedenen Teilen Europas und damit auch Duetschlands gehalten. Da Kirchenpolitik vor allem Machtpolitik war, wurden die hohen Stellen von Adeligen eingenommen, die sich in ihrem Verhalten kaum von ihren nichtgeistlichen Standeskollegen unterschieden. Einfache Pfarrstellen wurden sehr oft an halbe Analphabeten übergeben, die gerade mal ein paar auswendig gelernte lateinischen Sätze wiederzugeben wussten. Erst in späterer Zeit wurde auf die Ausbildung der Priester mehr Wert gelegt. Hier taten sich vor allem die neu gegründeten Orden hervor, die dem Volk ein klar definiertes Christentum zu vermitteln. Allerdings erlahmte der Eifer der Gründerzeit meistens sehr rasch und die Klöster der Orden wurden oft zu großen Landbesitzern, die oft genug im Streit miteinander lagen. Erst Reformation und Gegenreformation sorgten dann dafür, dass die christlichen Konfessionen in einheitliche Gewänder gehüllt wurden, die dann auch das Absterben lokaler Eigenheiten bedingten.


    Gruß


    Mara V.

    Hallo,


    beim Durchschnittsalter muss man auch die hohe Säuglings- und Kindersterblichkeit berücksichtigen. Die Menschen konnten auch damals alt werden. Im Allgemeinen starben sie aber aufgrund der harten Lebensumstände eher. Verletzungen, harte körperliche Arbeit, Hunger und Seuchen dezimierten die Bevölkerung ebenfalls.


    Gruß


    Mara V.

    Hallo,


    Zitat

    Wieviele Landesfürsten oder -herzöge gab es eigentlich so schätzungsweise?


    Die Zahl der Herzöge war zunächst noch gering, da sie meist die Anführer der deutschen Stämme darstellten, die im Reich vereinigt wurden. Ihre Zahl stieg jedoch, als Länder aufgeteilt wurden und die jeweiligen Herrscher die Titel weiterführten.


    Gaugrafen gab es in der Zeit Karls des Großen über 200, doch war dessen Reich größer. Das Gebiet, welches Walther beherrschte, dürfte in etwa einem heutigen Landkreis entsprechen.


    Walther ist natürlich fiktiv!


    Gruß


    Mara V.

    Hallo,


    Zitat

    mich interessiert, wie Du für Dein Buch die historischen Hintergründe recherchiert hast. Fachliteratur/Originalquellen/Schauplätze anschauen/Internet oder dergeleichen?


    Ich lese die entsprechende Sachliteratur, gehe in Museen, suche im Internet und schaue mir, wenn möglich, die Schauplätze der Romane an.


    Zitat

    Das Bild des egoistischen Fürsten, dem das Reichswohl egal ist, und einer chaotischen und rechtlosen Zeit wird mittlerweile abgelehnt.


    Die Herrschaften waren Menschen mit all ihren Schwächen und Stärken. Es lag wohl den meisten etwas am Reich, nur haben sie es unterschiedlich interpretiert. Ottokar wollte nun einmal mit aller Macht König der Deutschen und Kaiser werden, doch fanden ihn die anderen der sich findenden Gemeinschaft der Kurfürsten zu mächtig und setzten Rudolf I. auf den Thron, den mächtigen, aber nicht übermächtigen Grafen von Habsburg und unterstützten ihn gegen seinen Konkurrenten.


    In vielen Gebieten des Reiches sorgten die dortigen Herzöge und Grafen auch dafür, dass der allgemeine Rechtsfrieden eingehalten wird. An anderen Stellen breiteten sich allerdings Herren nach der Art Walther von Eisensteins aus.


    Zitat

    Es gab hier die Frage nach der Schweinsblase im Fenster!


    Wie schon von jemand anders erklärt waren Scheiben aus Glas für das einfache Volk viel zu teuer. Man behalf sich mit den halb durchsichtigen Schweinsblasen, oder einfach nur mit hölzernen Fensterläden, hinter denen es, wenn sie zugezogen wurden, zappenduster war.


    Zitat

    Die Sex-Szenen:


    Diese besitzen eine gewisse Bedeutung für den Ablauf des Romans, auf die ich jetzt aber noch nicht eingehen will.


    Auf die einzelnen Personen will ich jetzt auch noch nicht eingehen, um nicht deren Entwicklung vorzugreifen.


    Gruß


    Mara V.

    Hallo,


    Zitat

    Uih, das Bild gefällt mir besser als das auf der Lübbe-Ausgabe, das ist so düster...


    Ganz so gut wie auf dem Bild von Herrn Palomar sah das Cover auf der Weltbildausgabe allerdings nicht aus. Es wirkte etwas matt und nicht so lebendig wie das hier. Aus diesem Grund gefällt mir persönlich das Bastei-Cover besser.


    Zitat

    Weisst du, wie der Verlag auf diesen Künstler gekommen ist? Warst du bei der Auswahl irgendwie einbezogen?


    Hier muss ich passen. Weder weiß ich, wie Weltbild zu diesem Künstler gekommen ist, noch wurde ich in die Auswahl der beiden Cover einbezogen. Als AutorIn kannst du nur hoffen, dass im Verlag beim Auswählen des Covers kein Missgriff geschieht. In der Hinsicht bedauere ich es, dass der Weltbildumschlag nicht die Leuchtkraft des Bildes von Marc Fishman herüber bringt.


    Gruß


    Mara V.

    Hallo Herr Palomar,


    Zitat

    Es stellt sich mir auch die Frage, handelt es sich um einen Fantasy-Roman, der wie so viele in einer mittelalterlichen Welt spielt oder um einen historischen Roman mit einem phantastischen Element.


    Meine Bezeichnung dafür ist Historisch-Phantastischer Roman, denn er spielt im Mittelalter, nimmt aber den damals herrschenden Aberglauben als realen Handlungsstrang auf. Es gibt Zauber und Dämonen, aber eben so, wie man es sich in jener Zeit vorgestellt hat.


    Gruß


    Mara V. :-)

    Hallo Cait,


    in wenigen Wochen werde ich meinen nächsten Roman mit dem Arbeitstitel >Die Braut des Magiers< zum Verlag geben können. Es handelt sich dabei um einen völlig eigenständigen Roman und um keine Fortsetzung der Reliquie.


    Gruß


    Mara V. :-)