Beiträge von made

    VII/18. - 25.


    Etliche Jahre scheinen vergangen zu sein. Der Autor ist kein junger Mann mehr und ihn plagen weiterhin Selbstzweifel an seinen literarischen Fähigkeiten, weil er nicht mehr im Stande ist, Natur zu empfinden und zu beschreiben.


    Bis zu diesem Zeitpunkt hat mir der Autor leid getan, weil sich mir sein Leben als vergeudet darstellt. Auch ihm geht das so. Doch dann hat er sozusagen ein „Erweckungserlebnis“. Auf einen Schlag verschwinden seine Zweifel. Er empfindet wieder Beseeligung wie beim Geschmack der Madeleine. Endlich ist er bereit, sein großes Werk in Angriff zu nehmen. Er weiß jetzt, wo sein Fehler all die Jahre gelegen hat: Es geht nicht darum, eine kinematografische Schau festzuhalten.


    Und hier läuft der Autor wieder zu der Hochform auf, die ich vor allem anfangs bewundert habe. Es geht um Assoziationen, den Kampf von alten und neuen Erinnerungen etc.


    Ein paar schöne Vergleiche:


    Ein Buch ist ein Friedhof, bei dem man die Namen auf dem Grabstein nicht mehr lesen kann.


    Der Leser ist ein Leser seiner selbst. Das Buch ist wie ein optisches Hilfmittel, um in sich selbst hineinzuschauen.


    Es gibt soviele Welten wie Künstler.

    VII/14. - 16.


    Das ist ja wirklich krass! Marcel gerät nichtsahnend in ein Männerbordell. Aber anstatt dass er so schnell wie möglich das "Hotel" verlässt, wie ich es erwartet hätte, beobachtet er genau. Auch wie Charlus sich masochistisch behandeln lässt.


    Ob der Autor das alles wirklich so erlebt hat, ist ja fraglich. Aber dass er das in der damaligen Zeit so veröffentlicht hat, wundert mich doch sehr.

    VII/1. – 13.


    Nach Jahren besucht Marcel Gilberte, seine erste (wenn ich mich recht erinnere) große, wenn auch unerfüllte Liebe. Er kann nicht mehr nachvollziehen, was ihm an ihr so gefallen hat. Interessant, wie sie beide jetzt über diese Zeit reden.


    Mittlerweile ist der 1. Weltkrieg ausgebrochen. Ich vermute, dass mich in diesen Tagen des Ukrainekriegs die Beschreibungen von Verdunkelung und Luftangriffen mehr berühren, als es sonst gewesen wäre. Und mich regt die Affektiertheit der Madame Verdurin maßlos auf, wenn sie Migräne bekommt, wenn sie nicht ihre üblichen Hörnchen zum Frühstück bekommt. Diese Frau ist einfach nur schrecklich! Ich verstehe immer noch nicht, was Marcel dazu bringt, diesen Salon zu besuchen.

    Ewig lange Monologe über Politik nerven mich.


    Andererseits ist es schön für mich zu lesen, dass es auch Menschen gibt, die nicht völlig dem Patriotismus verfallen, sondern eine Objektivität gegenüber den Kriegsparteien bewahren, wie z. B. Charlus oder Robert.

    VI/28. – 30.


    Die Freundschaft zwischen Marcel und Robert kam mir ja von Anfang an seltsam vor. Marcel kann es kaum glauben, dass Robert homosexuell ist, und hinterfragt viele vergangene Situationen mit ihm. Hat er sich manchmal nur so verhalten, um seine Neigungen zu verstecken oder hat er sie womöglich lange Zeit verdrängt?


    Mir fällt auf, dass in Marcels Bekanntenkreis viele homosexuell sind. Und sie unterhalten geschlechtliche Beziehungen zu beiden Geschlechter. Natürlich müssen sie aus gesellschaftlichen Gründen heiraten. Aber es scheint mir, dass sie durchaus auch Neigungen zum anderen Geschlecht haben. Das wundert mich. Ich dachte, die meisten würden sich festlegen.


    Ende von Band VI.

    :freude

    VI/24. - 27.


    Endlich geht ein Traum in Erfüllung: Marcel reist mit seiner Mutter nach Venedig. Er scheint den Tod Albertine verwunden zu haben. Doch dann kommt eine Depesche mit dem Inhalt:

    Lieber Freund, die Totgeglaubte ist noch sehr lebendig und wünscht ein Wiedersehen, um über Heirat zu sprechen, wann Rückkehr? Alles Liebe Albertine.


    Ich habe erwartet, dass er sofort aus dem Zimmer stürmt und seiner Mutter davon berichtet. Statt dessen macht er sich weit und breit Gedanken, was das für ihn bedeutet. Will er noch eine Beziehung zu ihr? Hat sie sich verändert? Gut, die Gedanken sind natürlich viel schneller, als sie erzählt werden können. Wahrscheinlich hat sich das in einem Bruchteil einer Sekunde abgespielt.


    Aber warum erzählt er seiner Mutter nichts davon? Ist das ein Verdrängungsmechanismus?


    Und dann stellt sich das alles als ein Irrtum heraus! Der Beamte vom Telegrafenamt scheint wohl Probleme mit Gilbertes Handschrift gehabt zu haben und den Rest hat Marcel falsch gelesen. Hat er das gelesen, was er gerne gelesen hätte?

    Offensichtlich hat er doch nicht so mit Albertine abgeschlossen, wie er glaubt.

    VI/17. - 23.


    Als Marcel ins gesellschaftliche Leben zurückkehrt, trifft er Gilberte wieder. Ich bin entsetzt, wie nicht nur die Gesellschaft, sondern auch Gilberte ihren jüdischen Vater veleugnet und totschweigt, obwohl er doch zu Lebzeiten ein angesehener Mann war. In gewisser Weise habe ich Verständnis für sie, da es für sie um ihre Heiratschancen geht. Andererseits wird nicht klar, wie weit sie ihren Vater selbst ablehnt.

    Es ist schrecklich, wie kalt darüber gesprochen wird, wie selbstverständlich dieses Verhalten angesehen wird.


    Da Marcel immer noch die Ungewissheit umtreibt, wie weit Albertine ihn belogen hat, versucht er, aus Andree die Wahrheit herauszulocken. Sie erzählt ihn einiges, was ihm nicht gefällt. Die Frage ist allerdings, ob er ihr glauben kann.

    Erst jetzt macht er sich Gedanken darüber, was ich mich schon lange gefragt habe, nämlich, dass es womöglich Albertines Ruf geschadet hat, dass sie solange bei ihm gewohnt hat. War das der Grund, dass sie ihn schließlich verlassen hat?

    VI/8. - 16.


    In diesen Abschnitten denkt Marcel über seine Liebe zu Albertine nach. Wie sie sich verändert hat, wie ihre Beziehung hätte sein können, wenn …

    Er beschreibt, wie er in anderen Frauen Albertine wiederzufinden versucht, allerdings erfolglos, wie seine Erinnerungen, Eifersucht und Liebe wellenartig langsam verblassen. Jetzt ist sie ihm endgültig entflohen.


    Das ist wirklich phänomenal, wie der Erzähler sein ganzes Innenleben auf's genaueste analysiert und beschreibt. Doch leider wirkt dadurch alles so distanziert und emotionslos.

    VI/5. - 7.


    Nicht nur Marcel, sondern auch Albertine scheint die Trennung schwer zu schaffen zu machen. Zumindest deutet ihr Briefwechsel das an.

    Es würde einen nicht wundern, wenn die zwei wieder zusammenkämen.

    Doch dann ist alles zu spät. Albertine verunglückt bei einem Reitunfall tödlich! Wie tragisch!

    VI/1. - 4.


    Albertine ist weg. Das trifft Marcel völlig unerwartet. Jetzt macht er die Erfahrung, dass zukünftige Ereignisse sich dann ganz anders anfühlen, wenn sie irgendwann eintreffen.


    Wer kennt das nicht! Man denkt sich: Wenn ich mal in der und der Situation wäre, dann würde ich so und so reagieren.

    Und dann ist alles doch anders. Das Dumme ist, dass man immer wieder darauf hereinfällt. Auch Marcel meint, wenn Albertine nur erst wieder bei ihm wäre, würden ihm die Reise-Beschränkungen, die er sich ihretwegen auferlegt, nichts mehr ausmachen.


    Ich verstehe nicht, wie Marcel auf die Idee kommt, ein wildfremdes, kleines Mädchen mit in seine Wohnung zu nehmen. Und ich frage mich, warum er diese Episode erzählt. Ist es ihm nicht peinlich?


    Da stellt sich überhaupt die Frage, wie weit seine Erzählung autobiografisch ist. Ich bin bisher davon ausgegangen, dass das alles seine Erinnerungen sind. Natürlich hat er vieles weggelassen. Ich vermute, dass er die Namen geändert hat. Ob jemand sich selbst oder einen Bekannten wiederkannt hat?

    So, das 5. Buch ist beendet.

    Ich hoffe, die zweite Hälfte wird besser.

    Nein, wird es nicht.


    Schön war noch die Beschreibung des Septetts von Vinteuil (Kap. 27 + 28). Das ist unglaublich, wie man Musik mit Worten beschreiben kann!


    Es war ja von Anfang an klar, dass dieses Projekt sehr anstrengend sein würde, Ausgang offen. Allerdings konnte ich in den ersten Bänden viele Stellen genießen, so dass es sich lohnte durchzuhalten. Doch diese wunderbaren Beschreibungen der Sinneseindrücke des Autors werden immer seltener. Oder kommt es mir nur so vor?


    Was bin ich froh, dass die Beziehung zwischen Marcel und Albertine zu Ende ist! Das hoffe ich jedenfalls. Denn ich will einfach nichts mehr darüber hören. Das kann man fast schon als krank bezeichnen. Und immer wieder diese Bösartigkeiten bei den Gesellschaften der Verdurins. Und dann noch ein ganzes Buch voll davon!


    Ich weiß nicht, ob es im nächsten Band besser wird. Der Titel „Die Entflohene“ deutet darauf hin, dass es wieder um Albertine geht. Ich habe keine Lust mehr darauf. Andererseits sind es nur 30 Abschnitte.


    Ich habe ein paar mal in die Hörer-Kommentare, die auf der Internetseite dieses Hörprojekts stehen, hineingeschaut. Es scheint mir, als ob ich einfach nicht gescheit genug für dieses Buch bin.

    Dieses Buch blieb lange bei mir ungelesen liegen. In diesen unsicheren Zeiten wollte ich nichts von Epi-/Pandemien und Katastrophen, vielleicht sogar von marodierenden Banden, Totschlag und Zusammenbruch der Zivilisation lesen, wie in „Die Stadt der Blinden“ von Jose Saramago, das ich vor einigen Jahren gelesen habe. Und diese Bilder hatte ich zu Beginn der Corona-Pandemie vor Augen.


    Doch in einer Phase des Optimismus' fing ich einfach mal an. Ich war überrascht, wie angenehm es sich zu Beginn lesen ließ, von der Verwirrung um die vielen Personen mal abgesehen. Ich genoss die Stimmung im Dorf, wobei ich immer im Hinterkopf hatte, dass das wohl nicht so bleiben würde.


    Vielleicht waren aber genau diese Vorstellungen und die Worte „und das Ende der Welt“ im deutschen Titel der Grund, dass ich etwas anderes erwartete. Denn viel mehr als um das Ende der Welt schien es dem Autor um die Menschlichkeit zu gehen.


    Wie auch immer. Die Geschichte konnte mich nicht packen. Ich spürte immer eine Distanz.


    Irgendwann kam mir die Handlung unrealistisch vor. Dass

    konnte ich mir einfach nicht vorstellen.


    Und das Ende kann ich nicht anders als als Kitsch bezeichnen.

    Ja schade, Rumpelstilzchen . Aber ich kann das verstehen. Ich frage mich, was mich dazu bringt, immer noch weiterzumachen. Ich bin mit dem 5. Teil halb durch und er nervt mich.


    Es geht um Marcels Eifersucht, richtig kranke Eifersucht, so dass es fast weh tut.

    Immerhin scheint es Albertine nicht so viel auszumachen. Sie lügt dann eben, um das zu tun, was sie will.


    Ich hoffe, die zweite Hälfte wird besser.

    Die Gefangene


    V/1. - 7.


    Es ist für mich unangenehm zu hören, wie Marcel Albertine mit seiner Eifersucht quält. Also ich zumindest empfinde das als Qual, wie er sie isoliert und überwacht. Allerdings kann man als Hörer den Eindruck bekommen, es mache ihr nichts aus. Es könnte aber auch nur Marcels Eindruck sein. Schließlich erfahren wir alles nur aus seiner Sicht.


    Großartig ist, wie er die Stunden beschreibt, in denen er Albertine beim Schlafen zuschaut.

    Ich bin jetzt am Ende dieses Bandes angekommen. Es sind schon seltsame Beziehungen, um die es hier geht: die zwischen Charlus und Morel und die zwischen Marcel und Albertine. Beide Beziehungen sind von Eifersucht, Unaufrichtigkeit und Mangel an Vertrauen geprägt.

    Bei Charlus und Morel kann ich das nachvollziehen, denn sie haben unterschiedliche Interessen an ihrer Beziehung.


    Charlus will sich tatsächlich duellieren. Dass es das damals noch gegeben hat! Vermutlich hat er es gar nicht ernsthaft vorgehabt. Und dann die Aktion im Freudenhaus!


    Die Beziehung zwischen Marcel und Albertine ist auch seltsam. Liebt er sie nun oder nicht? Mal will er sie verlassen und dann plötzlich heiraten. Wie steht es mit ihr? Über ihre Gefühle bleibt der Leser ziemlich im Dunkeln. Ich finde, sie lässt sich einiges gefallen. Andererseits erfährt der Leser nur Marcels Sicht.


    Ansonsten verstehe ich immer noch nicht, warum Marcel im Salon der Verdurins so gut ankommt. Für mich stellt sich das so dar, dass er überwiegend stumm dasitzt, die anderen beobachtet und zuhört.


    Im 54. Abschnitt hat mir der Vergleich zwischen der Bahn und den Menschen gut gefallen. Irgendwie süß.


    Demnächst werde ich mit dem 5. Band beginnen. Rumpelstilzchen , die Gelegenheit wieder einzusteigen. Es sind auch nur 44 Abschnitte.

    Ich habe den Anschluss so ziemlich verloren. Allerdings werde ich wohl demnächst wieder einsteigen, ich glaube nicht, dass es viel ausmacht, wenn zwischendurch etwas fehlt.

    Spätestens bis zu Band 5, hoffe ich. :wave


    IV/45. – 47.


    Dass Marcel die Menschen um ihn herum so genau beobachtet, hat den Vorteil, dass er sie auch besser einschätzen kann, wie z. B. Sagnette. Marcel ist offensichtlich der einzige, der ihn versteht und dem gegenüber er auch gewisse Sympathien aufbringt.

    Ich denke, er stempelt die Menschen nicht vorschnell ab. Ich habe den Eindruck, dass er auch fähig ist, sein Bild von einem Menschen wieder zu ändern und an neue Beobachtungen anzupassen.


    Die Beschreibung, wie Charlus versucht sich vorzustellen, wie andere ihn sehen, hat mir gut gefallen.

    Zitat

    „das kleine, allein in der Phantasie bestehende Tempelchen, in das sich Monsieur de Charlus zuweilen zu einsamen Träumereien zurückzog ...“

    Schön!

    Ich konnte mit dem Buch nicht viel anfangen. Ich fand es nicht besonders lustig und über weite Strecken langweilig. Mir stellte es sich als eine Aneinanderreihung von bösen Aktionen und schlimmen Zuständen dar, die der Teufel schadenfroh in seinem Tagebuch festhält. Vielleicht ist es bei der Menge an Material nicht möglich, alle Situationen humorvoll auszuarbeiten.


    Was ich aber überhaupt nicht verstehe, ist, dass in dem Buch z. B. die McCarthy-Ära, ja sogar die Lewinsky-Affäre erwähnt wird, aber mit keinem Wort der Faschismus und der Holocaust, als ob es sie nie gegeben hätte.