Beiträge von wampy

    Die schlechten Nachrichten häufen sich und dann doch noch ein paar Lichtblicke.

    Das Gut ist bankrott, Clara stirbt nach einer Abtreibung und Ludwig wählt Katharina für den ersten Tanz bei ihrer Einführung in die Ballsaison. Katharina wehrt sich mit einem Berufswunsch, aber das zeigt nur, wie verzweifelt sie ist. Und dann greift Alexander zur Selbstverstümmelung. Auch er ist total verzweifelt.

    Bei Rebecca und Konstantin zeigt sich noch ein zartes Pflänzchen, aber auch der Wille, etwas zu bewegen. Julius meldet sich wieder und Katharina ist hin und weg. Ob sie da richtig liegt?

    Ansonsten wird die Alltagssituation immer schwieriger und es herrscht Not, wobei es auf dem Gut noch genug zu essen gibt. Die Reaktionen auf die Absetzung des russischen Zaren haben mich zuerst überrascht, aber dann habe ich sie doch verstanden. Gerade Feodora hat das erkannt.

    Graf Adolphis gerät aus der Spur und braucht einige Zeit, um wieder der alte zu werden. Albert wird auch überrascht und auch er verpasst die Gelegenheit zum klärenden Gespräch mit dem Grafen, auch wenn mir die Folgen nicht klar wären. Ob Anerkennung oder Rausschmiss, da halte ich beides für möglich. Aber er kommt seiner Mutter näher.

    Konstantin kann, natürlich versteckt, mit Rebecca sprechen, die ihn aber immer noch abweist. Aber ihre Schutzmauern bröckeln und ich setze auf Konstantins Hartnäckigkeit.

    Katharina muss erfahren, dass auch Familie Urban wie Feodora denkt und handelt. Es gilt möglichst lukrative Heiraten zu arrangieren. Katharina macht insgesamt eine große Wandlung durch. Sie wird schnell erwachsen und hat nun eigene Pläne, auch dank ihrer gemeinsamen Zeit mit Rebecca.

    Auch in der Dienerschaft bahnt sich die ein oder andere Liebesbeziehung an.

    Albert bleibt der nette Kerl, der mir aber weiterhin mit seinen Rachegelüsten Angst macht.

    Sehr gut beschrieben wird, welche Auswirkungen der Krieg auf die Menschen hat. Sehr gut hat mir die Szene mit dem Badezug gefallen. Welche Bedeutung Nikolaus auf einmal einem einfachen Bad beimisst. Es zeigt, wie sich Wertvorstellungen im Krieg ändern.

    Die Gespräche in der Skatrunde finde ich nur schockierend. Da werden Überlegungen angestellt, wie man möglichst viel Profit ziehen kann. Und wieder zeigt sich, dass Adolphis von Tuten und Blasen keine Ahnung hat. Ansonsten hält die Oberschicht ihren luxuriösen Lebensstil weitgehend bei. Damit wird natürlich auch Normalität gewahrt und deshalb ist die ausgefallene Sommerfrische ein schlechtes Zeichen.

    Generell stelle ich fest, dass ich über den Krieg an der Ostfront fasche Vorstellungen hatte. Aber auch dort hat der Stellungskrieg eingehalten und Konstantin wird schwer verletzt. Kurz zuvor hatte ich den Eindruck, dass er in die Mission Lenins eingebunden werden soll. Interessant sind seine Ansichten zu einem Machtwechsel in Russland und sein immer noch vorhandenes Vertrauen in die kaiserliche Führung. Erstaunlich wie viel sein Ansprechpartner von ihm wusste.

    Der zweite Leseabschnitt ist relativ ruhig, bringt aber doch einige Überraschungen. Dem Grafen dämmert, dass er vielleicht einen weiteren Sohn hat und Alexander erfährt es auch, wenn auch auf anderem Wege. Der Pfarrer gerät so langsam in die Bredouille und der Hauslehrer bekommt seine Einberufung, die überraschenderweise keine Schadenfreude beim übrigen Personal hervorruft.

    Bei der Beziehung zwischen Rebecca und Konstantin scheint noch etwas Feuer vorhanden zu sein. Konstantins Plan, Rebecca in Greifenau zu halten, ist aufgegangen und so konnte sie keinen anderen Mann kennenlernen.

    Von Julius hört man so gar nichts und Katharina tut weiterhin alles, um aus der Kontrolle Feodoras zu kommen.

    Feodora zieht weiter ihr Ding durch und Ludwig ist noch nicht aus ihren Plänen.

    Rebecca und Katharina lernen sich kennen und bemerkenswert die Aussage, dass der Vorteil der Adligen in der Überzeugung von der Machbarkeit ihrer Pläne liegt.

    Buchmeinung zu Ian Hamilton – Der schottische Bankier von Surabaya


    „Der schottische Bankier von Surabaya“ ist ein Kriminalroman von Ian Hamilton, der 2018 bei Krug und Schadenberg in der Übersetzung von Andrea Krug erschienen ist. Der Titel der kanadischen Originalausgabe lautet „The Scottish Banker of Surabaya“ und ist 2013 erschienen. Dies ist bereits der fünfte Band der Serie um Ava Lee.


    Zum Autor:

    Ian Hamilton, 1946 in Toronto geboren, hat als Journalist für verschiedene Zeitungen gearbeitet, bevor er für die kanadische Regierung und als Geschäftsmann in verschiedenen Branchen tätig war. Über zwanzig Jahre lang bereiste er beruflich die ganze Welt, vor allem den asiatischen Raum, und diese internationalen Erfahrungen und Einblicke in andere Kulturen verleihen den Schilderungen seiner Romanschauplätze ihr überzeugendes Flair. Heute lebt Ian Hamilton mit seiner Frau in Burlington, Ontario, und schreibt weiter an seiner erfolgreichen, mehrfach preisgekrönten Reihe, in der die faszinierende Ava Lee im Mittelpunkt steht.


    Klappentext:

    Eine faszinierende Heldin: Ava Lee, die kanadische Wirtschaftsprüferin mit chinesischen Wurzeln, ist so schön wie scharfsinnig und verfügt über ein Charisma, das Frauen wie Männer in Bann schlägt. Sie ist in der Welt des großen Geldes zu Hause und darauf spezialisiert, veruntreutes Vermögen wiederzubeschaffen. Der anfangs wenig lukrativ erscheinende Auftrag einiger Geschäftsleute aus der vietnamesischen Community in Toronto führt die toughe Ermittlerin nach Surabaya und entwickelt sich dort rasant zu ihrem bislang persönlichsten Fall ...

    Meine Meinung:

    Dieses Buch hat mich in eine Welt chinesischer Moral und Verhaltensweisen geführt, die mir weitgehend fremd war. Vieles fand ich auf den ersten Blick seltsam, wie zum Beispiel die permanente Nennung der Markennamen der Kleidung, die Ava Lee anlegt. Es geht dabei um angemessene Kleidung für den Menschen, mit dem man sich trifft. Vieles war für mich als Westeuropäer befremdlich, wenn nicht gar unverständlich. Bei den im Raum stehenden Summen wurde mir schnell klar, dass es kein normaler Kriminalroman sein kann. Es sind etliche Elemente zu finden, die man in Spionageromanen findet. Ava Lee arbeitet an der Wiederbeschaffung von Geldern, die sie sich mit 30 Prozent vergüten lässt. Somit ist es ein knallhartes Geschäft und Ava Lee ist eine Figur mit vielen Eigenschaften eines hardboiled Ermittlers. Faszinierend ist der Unterschied zwischen der beruflichen und der privaten Frau. Ihre Methoden sind manchmal kriminell aber doch kommt sie als Gute bei mir an. Sie muss eine Menge einstecken, es verdauen und dann weitermachen. Sie wirkt sympathisch, weil ihre Gegenspieler noch eine gute Portion böser sind. Auch ihr privates Auftreten weckt Sympathien. Sie sorgt sich um ihren langjährigen Geschäftspartner Onkel, einem Triadenchef, der im Alter mit großen gesundheitlichen Problemen zu kämpfen hat. Zu den Pluspunkten zählt der gelungene und fundierte Plot, die zurückhaltende Schilderung von Gewalt und die Beschreibung chinesisch geprägten Lebens, welches dem Leser aber nahe gebracht werden muss. Onkel verfügt über jede Menge verlässlicher Kontakte und bei Bedarf stehen qualifizierte Mitarbeiter zur Verfügung. Als Leser hat man den Eindruck, einem Titanenkampf beizuwohnen.

    Die Geschichte wird aus der Perspektive der Hauptfigur erzählt und so erlebt man auch ihr Gefühlsleben. Es ist jederzeit spannend, auch wenn es mal nicht um den Fall geht. Für Ava stehen Veränderungen an, die sie beunruhigen und man nimmt eng an ihrem Entscheidungsprozess teil. Ava Lee ist eine Hauptfigur mit vielen Ecken und Kanten, die sich zudem noch weiterentwickelt.


    Fazit:

    Ein jederzeit spannender Kriminalroman mit Elementen aus Spionagethrillern, der manchmal etwas überzogen wirkt, aber mit ausgefeiltem Plot und einer eindrucksvollen Hauptfigur punktet. Gerne vergebe ich gute vier von fünf Sternen (8 von 10 Punkten) und spreche eine klare Leseempfehlung aus.

    Sofort war ich wieder mittendrin und das Geschehen war herzzerreißend. Dieser Ludwig bleibt ein Scheusal und ein Verbrecher und Hedwig wählt nach der Schändung den Freitod. Dann greift Feodora ein. Sie ist ein Scheusal, aber sie handelt konsequent und zielorientiert. Dies geht ihrem Mann völlig ab, der weiterhin nur repräsentiert.

    Konstantin bekommt das, was er verdient hat. Jetzt rächen sich die verpassten Gelegenheiten, sich selber zu offenbaren. In seiner Verzweiflung versucht er, den Wegzug Rebeccas zu verhindern. Da steckt ein Stück Feodora in ihm.

    Katharina tut alles, um von Ludwig weg zu kommen. Ihre Verzweiflung wird besonders deutlich, wenn sie versucht, jeden Sonnenstrahl mitzunehmen, um durch gebräunte Haut unattraktiv zu werden. Alexander hat einen Vorschlag, der Katharina aber noch nicht überzeugen kann.

    Dann hat auch der Krieg Einzug gehalten. Die Beschreibung der Situation der Soldaten ist erschreckend und ergreifend zugleich. Der Stellungskrieg im Westen wirkt so bedrohlich und die Soldaten sind so hilflos. Bei Nikolaus kommt eine persönliche Note ins Spiel, aber trotzdem konnte er Fjodor nicht retten, eher umgekehrt.

    Aber Wiebkes Treffen mit ihrer Schwester bringt etwas Licht in diesen dunklen Abschnitt. Die Freude der beiden Schwestern kann ich nachvollziehen.

    Albert ist wieder dabei, Informationen zu sammeln und plant seine Rache. So sympathisch er auch wirken mag, aber seine Entwicklung macht mir Angst. Ich mag ihn ja besonders, aber der Rachedurst beginnt ihn zu zerfressen.

    Ich nutze ein Flugzeug, ich nutze die Arbeit der Polizei- bin ich deshalb Pilot oder Polizist? Sie distanziert sich innerlich. Das die Gefühlswelt und die Taten nicht deckungsgleich sein müssen dürfte uns allen schon passiert sein.

    So sehe ich das auch. Ich glaube nicht, dass Ava sich als eine Kriminelle sieht oder versteht. Für ihren Job der Geldwiederbeschaffung nutzt sie einfach alle Ressourcen, die ihr zur Verfügung stehen.

    Am Ende bleiben jetzt etliche Fragen für mich offen. Habe ich es überlesen oder hat Ava ihr Blut am Ende nicht mehr untersuchen lassen? Vivian hat sie nochmals daran erinnert. Ist das untergegangen oder soll die Antwort im nächsten Band gegeben werden? Sehr gespannt bin ich was aus der Geschäftsidee (oder wie man es nennen will) von May Ling, Amanda und Ava wird. Onkel wird vermutlich nicht mehr dabei sein, deshalb kann es auch interessant werden, wer dann im Hintergrund noch mitmischt. May Ling hat auch viele Verbindungen, aber ob die ausreichen?

    Ich glaube, dass das Weglassen unwichtiger Geschehnisse zum Stil von Ian Hamilton gehört. Und wenn die Blutprobe kein negatives Ergebnis hat, nimmt man den positiven Ausgang für gegeben. Er überlässt Zwischengeschehnisse der Fantasie der Leser und tritt nicht alles total breit. Auch seine Gewaltdarstellung ist meist zurückhaltend. Seine Schilderung des Kampfes auf dem Flugplatz findet eigentlich durch ein paar Geräusche und dann durch die Beschreibung der Überbleibsel statt. Beide Sachen gefallen mir gut. Da kann man seiner eigener Vorstellung Raum geben.

    Am Ende haben drei geschäftstüchtige Frauen interessante Geschäfte vor sich, von denen ich May Ling am wenigsten einschätzen kann, weil mir dazu die Ereignisse des 3. Bandes fehlen. Ava könnte demnächst finanziell unabhängig sein und leben und arbeiten, wie sie will. Maria könnte sich an eine Botschaft irgendwo in Asien bewerben ...


    Eine symbolkräftige Szene von großer Weisheit dreht sich um das Schicksal von Sonny. Sonny braucht Struktur, einen Boss, der ihn antreibt und versorgt. Genau das, was Chinas Füher über die Bürger des Landes denken. Chinesen brauchen Struktur, Kontrolle, sonst laufen sie völlig aus dem Ruder und Chaos droht.

    Das glauben nicht nur Chinesen. Wenn ich mir diese ganzen nationalistischen Bewegungen ansehen, die weltweit aus dem Boden geschossen sind.

    Nun noch mein Senf zum letzten Leseabschnitt. Ava traut sich noch einmal nach Surabaya und übersteht es ungeschoren. Was am Flughafen abgeht klingt eher nach Spionageroman als nach Kriminalroman. Eliteeinsatzkräfte und Geldsummen, die man sich kaum vorstellen kann. Die Auslöser in Kanada nerven Avas Mutter, aber die hat es auch verdient.

    Bei Onkel sieht es nicht gut aus, aber er will mit Würde abtreten. Er hat seine Dinge bereits geordnet und Ava spielt dabei eine wesentliche Rolle. Onkel legt Ava nahe, sich mit Mey Ling und Amanda zusammen zu tun. In privaten Dingen ist Onkel der fürsorgende, großzügige und herzensgute Patriarch, der seine Lieben gut versorgt zurücklassen will. In geschäftlichen Dingen ist er knallhart und auch rücksichtslos. Ava ähnelt ihm da sehr. Sie erinnert mich stark an hardboiled-Ermittler, vor allem an Vic Warshawski von Sara Paretsky, die sich auch ihren Platz in einer Männerdomäne gesichert hat. Nach anfänglichen Problemen bin ich immer besser in den Roman hereingekommen. Das Ava natürlich selbst kriminell handelt stört mich nicht, denn ich mag solche Typen, z. B. Wyatt von Garry Disher. Vielleicht liegt es daran, dass diese Helden zwar Kriminelle sind, aber doch von einer starken Moral geprägt sind, die sie sympathisch erscheinen lässt.

    Zum Ende des Romans ist die Welt von Ava Lee aus den Fugen geraten und sie muss quasi einen Neuanfang wagen. Ich bin gespannt, welche der Figuren uns auch weiterhin begleiten werden.

    Ava erweist sich als harte Type und würde auch den Bankier umbringen. Es steckt also eine Mafiaorganisation hinter der Bank und es geht darum schmutziges Geld zu waschen. Erstaunlich, das auch Onkel mehr als nur Respekt vor denen hat. Alle Spuren beseitigen, auch den Bankier, sich absetzen und einen guten Plan austüfteln. Onkel geht es sehr schlecht und er will sich nicht ohne Ende quälen. Er hat seine Sterblichkeit akzeptiert und will noch seinen Nachlass ordnen. Aber einen Schlag gegen die Mafiosi, vor allem, wenn man unbekannt bleibt, das ist schon eine Gelegenheit, die er nutzen will. Für Ava stehen große Wechsel an und sie wird ihre Angelegenheiten auch neu ordnen müssen.

    Ich gestehe, dass ich die Ava-Lee-Krimis in erster Linie unter dem Unterhaltungsaspekt lese. Besonders sympathisch waren mir die Figuren bisher noch in keinem Buch. Auch auf Glaubwürdigkeit klopfe ich sie nicht ab, sondern nehme es als spannende Unterhaltung und Ausflug in exotische Schauplätze und eine andere Lebenseinstellung. Alles andere würde mich möglicherweie frustrieren und mir das Lesevergnügen nehmen

    So halte ich es auch. Es gibt halt nur sehr wenige realistische Krimis. Bei Thrillerserien wäre eigentlich jede Titelfigur nicht überlebensfähig, aber die Bösen lassen sie immer wieder entkommen, statt sie endlich umzubringen.

    So sonderlich viel falsch gemacht hat Ava eigentlich nicht. Sie weiß, wer er ist und ist eigentlich an einem sicheren Ort. Aber es scheint ja auch nicht das erste Mal zu sein, das der Banker zu solchen Methoden greift. Da ist es auch schlimm, dass viele davon wissen und eigentlich nichts unternommen haben. Aber irgendwie ist es fast normal, dass man sich mit wachsender Macht fast alles leisten kann. Seien es erst die kleinen Privilegien, die Fay geniest, oder das Wegschauen bei größeren Dingen. Das Ganze hat System. Aber Ava weiß sich zu wehren und ihre Rache ist schnell, konsequent, hart und irgendwie auch angemessen.

    Merkwürdig waren sie Szenen, in denen sich die Frauen als Lesben zu erkennen gaben. Ist das Auftreten Avas schon so deutlich, das man ihr eine so gefährliche Information wie Vivians geschlechtliche Orientierung einfach anvertraut.

    Buchmeinung zu Hanna Caspian – Gut Greifenau. Abendglanz


    „Gut Greifenau. Abendglanz“ ist ein Roman von Hanna Caspian, der 2018 bei Knaur TB erschienen ist. Dies ist der Auftaktband einer Trilogie um die Bewohner des fiktiven Gutes Greifenau, die von 1913 bis 1919 spielt.


    Zum Autor:

    Hinter Hanna Caspian verbirgt sich eine erfolgreiche deutsche Autorin, die ihr Herz ans Rheinland verloren hat. Ihre historischen Liebesromane behandeln spannende Themen der vergessenen deutschen Geschichte. Dabei verwebt sie akribisch tatsächliche historische Begebenheiten mit dem Leben fiktiver Figuren. Hanna Caspian studierte Literaturwissenschaften und Sprachen.

    Mit ihrem Mann wohnt und arbeitet in unmittelbarer Nähe zum Rhein.


    Klappentext:

    Mai 1913: Konstantin, ältester Grafensohn und Erbe von Gut Greifenau, wagt das Unerhörte: Er verliebt sich in eine Bürgerliche, schlimmer noch – in die Dorflehrerin Rebecca Kurscheidt, eine überzeugte Sozialdemokratin. Die beiden trennen Welten: nicht nur der Standesunterschied, sondern auch die Weltanschauung. Für Katharina dagegen, die jüngste Tochter, plant die Grafenmutter eine Traumhochzeit mit einem Neffen des deutschen Kaisers – obwohl bald klar ist, welch ein Scheusal sich hinter der aristokratischen Fassade verbirgt. Aber auch ihr Herz ist anderweitig vergeben.

    Beide Grafenkinder spielen ein Versteckspiel mit ihren Eltern und der Gesellschaft. So gut sie ihre heimlichen Liebschaften auch verbergen, steuern doch beide unweigerlich auf eine Katastrophe zu...

    Meine Meinung:

    Von Beginn an habe ich mich in und mit diesem Buch wohlgefühlt. Die Figuren sind erfrischend und zum Teil in erstaunlicher Tiefe mit Ecken und Kanten beschrieben. Neben den Liebesgeschichten der beiden Grafenkinder werden Themen aus der Welt der Bediensteten erzählt. Zusätzlich bringt der Wechsel an der Spitze des Gutes durch den Unfalltod des alten Grafen viel Unruhe auf das Gut. Politische Ereignisse spielen noch im Leben der Bewohner kaum eine Rolle, wohl aber der allgegenwärtige Standesunterschied. Es gibt viele Geheimnisse um die Bewohner des Gutes, die nach und nach an die Oberfläche gebracht werden. Meine Lieblingsfigur wurde Albert Sonntag, der als Waisenkind aufwuchs und nun als Kutscher seinen Dienst versieht. Nebenbei möchte er seine Herkunft klären. Er ermittelt in eigener Sache und unterstützt auch schwächere Bedienstete, wenn er glaubt, dass ihnen unrecht geschehen ist.

    Deutlich wird auch der Unterschied zwischen den Söhnen und den Töchtern der Grafenfamilie. Während die Söhne relativ frei aufwachsen, werden die Töchter an der kurzen Leine gehalten. Etwas unglücklich ist das Alter Katharinas gewählt, die mit ihren zwölf Jahren zu jung wirkt. Ihre Mutter behandelt sie wie eine Ware, die sie möglichst günstig auf dem Heiratsmarkt unterbringen will. Überhaupt sind es die kleinen Dramen und Erfolge, die dem Roman Würze verleihen. Manche Figuren sind etwas einseitig gestaltet, aber sie passen dennoch in die Geschichte. Das Leben auf dem Gut wird glaubhaft und realistisch beschrieben und von Zeit zu Zeit passiert etwas aufregendes. Etwas bedauerlich finde ich, das zum Ende des Buches kaum ein Erzählstrang abgeschlossen ist.

    Der Schreibstil der Autorin ist fesselnd und bei der Vielzahl der Figuren findet sich für jeden Leser etwas. Mit einigen Figuren fiebert man mit, anderen wünscht man weniger Erfolg. Der Leser weiß von kommenden Weltkrieg, auf den das Gut nicht wirklich vorbereitet ist. So ziehen düstere Wolken am Horizont auf und ich bin auf die Folgebände gespannt.


    Fazit:

    Mich hat dieser Roman positiv überrascht und vor allem hat er mich gut unterhalten. Es gibt aber auch Punkte, bei denen Luft nach oben ist. So vergebe ich gute vier von fünf Sternen (9 von 10 Punkten) und spreche eine klare Leseempfehlung für diese gut erzählte Familiensaga aus.

    Buchmeinung zu Anke Dietrich – Ramses: Geliebt von Amun


    „Ramses: Geliebt von Amun“ ist ein Historischer Roman von Anke Dietrich, der 2018 im Selbstverlag erschienen ist. Dies ist der abschließende sechste Band der Serie um Ramses II.


    Zum Autor:

    Schon in jungen Jahren war Anke Dietrich von alten Kulturen fasziniert. Seit 2001 gehört ihre Liebe dem alten Land am Nil mit seiner unglaublichen 3000-jährigen Geschichte, seinen Pharaonen und Göttern, den grandiosen Bauwerken und der Mystik, die dieses Land umgibt und der sie sich einfach nicht entziehen kann.


    Klappentext:

    Regierungsjahr 33 – Ramses begeht sein zweites Mysterium der Wiedergeburt.

    Seit mehr als drei Jahrzehnten sitzt Ramses unangefochten auf dem Thron der Beiden Länder. Ägypten geht es gut, die Götter lieben ihn, sein Volk ist zufrieden. Es hat ihm den Beinamen der Große gegeben, was nicht nur seiner hochgewachsenen Gestalt geschuldet ist. Einzig Teschup, der oberste Gott der Hethiter, zürnt, weil er sich weigert, die Tochter Hattusilis zu seiner Königin zu ernennen. Als Ramses einlenkt, ahnt er nicht, was für eine machthungrige Frau in seinem Harim Einzug halten wird. Urhi-Teschup holt derweil zum entscheidenden Schlag gegen seinen Onkel aus, um endlich den Thron Hattis zurückzuerobern.


    Meine Meinung:

    Wie schon in den Vorgängerbänden fühlt der Leser zu jeder Zeit die Begeisterung der Autorin für diese Zeit. Wieder gibt sie Ramses ein Gesicht und einen Charakter mit Ecken und Kanten. Die Autorin nutzt die Gelegenheit viele Bauwerke der alten Ägypter ausführlich zu beschreiben und es wird deutlich, welche große Leistung der Baumeister dahinter steckt. Viele der Figuren sind alte Bekannte, die den Zahn der Zeit spüren. Ramses verliert viele Vertraute und Familienmitglieder, für die die Zeit einfach abgelaufen ist. Die wesentliche neue Figur ist die hethitische Prinzessin, die Ramses nach einigem hin und her heiratet. Diese Figur war mir aber zu einseitig negativ gezeichnet. Überhaupt fallen die Nebenhandlungen außerhalb der Königsfamilie gegenüber den Vorgängerbänden etwas ab. So ist es ein interessanter Roman, bei dem ich das Gefühl hatte, das etwas verschenkt wurde.


    Fazit:

    Das Wiedersehen mit alten Bekannten hat mich wieder mitgenommen, aber doch fehlte etwas zum ganz großen Wurf. So vergebe ich vier von fünf Sternen (80 von 100 Punkten) und spreche eine klare Leseempfehlung für die Freunde Historischer Romane aus.

    Buchmeinung zu Ingrid Davis – Aachener Gangster


    „Aachener Gangster“ ist ein Kriminalroman von Ingrid Davis, der 2018 bei KBV Verlags- & Medien GmbH erschienen ist. Dies ist der dritte Fall für die angestellte Privatdetektivin Britta Sander.


    Zum Autor:

    Ingrid Davis (Jahrgang 1969) ist gebürtige Aachenerin und begann bereits im Alter von zehn Jahren mit dem Schreiben von Kurzgeschichten, Novellen und Gedichten. Ihr Weg führte sie nach dem Studium Englischer Literatur und Geschichte jedoch zunächst nicht in die Schriftstellerei, sondern ins Marketing und Projektmanagement. Hauptberuflich ist sie auch heute noch als Marketingmanagerin tätig und lebt mit ihrem Partner in Aachen. Neben dem Krimischreiben verbringt sie ihre Freizeit gerne mit Reisen, Kino, Literatur und Strategiespielen.


    Klappentext:

    Leg dich nicht mit Sander an!

    In der Gerüchteküche brodelt es: Zieht sich Fritz Schniedewitz wirklich zurück und verkauft seine Aachener Detektei an den Meistbietenden? Während Britta Sander und ihre Kollegen versuchen, dieses höchst persönliche Rätsel zu lösen, tritt der geheimnisvolle Kunst- und Antiquitätenhändler Tom Hartwig mit einem Auftrag an sie heran. Einer seiner engsten Mitarbeiter wurde bestialisch ermordet, und Hartwig – ein Mann mit dunkler Vergangenheit – will keine Polizei.

    Britta schlägt alle Warnungen in den Wind und übernimmt den Fall, von dessen wahrer Natur ihr Partner, Kriminaloberkommissar Körber, keinesfalls erfahren darf. Auf der Suche nach dem brutalen Mörder wird sie immer tiefer in die gefährliche Welt des charismatischen Tom Hartwig hineingezogen, bis schließlich ihr eigenes Leben in höchster Gefahr ist.

    Meine Meinung:

    Mir hat dieses Buch sehr gut gefallen, auch wenn es ab und zu ein wenig unrealistisch war. Manche Figuren waren recht klischeehaft, aber doch auch interessant gezeichnet. Britta Sander, die taffe Hauptfigur, ist eine selbstbewußte Frau, die ihren Job und ihre Freiheit mag. Ihr Hund Sammy ist ein Highlight in diesem Buch und für einige Überraschungen gut. Das Buch liest sich flott und angenehm. Es ist aus der Sicht Brittas geschrieben und wird mit etlichen Gedankenfetzen der Ermittlerin aufgelockert. Der Plot selbst ist überzogen, aber genau der richtige Einstieg füe meinen Romanhelden Tom. Diese Mischung aus hartem (Ex-)Gangster und sympathischen Menschen ist faszinierend und hat mir jede Menge Unterhaltung beschert. Stellenweise ist es auch recht brutal und grausam, aber die überzogene Darstellung der Szenen lockert das Geschehen dann wieder auf. Die übrigen Gangsterfiguren sind durch die Bank überzogen, klischeehaft und wenig glaubhaft, aber sie passen trotzdem in diesen Roman. Eine gehörige Portion Humor und viele nette und gute Ideen geben dem Roman etwas Besonderes.


    Fazit:

    Ein kurzweiliger und unterhaltsamer Roman, der vor allem mit der Figur des Tom Hartwig bei mir punktet. Trotz vorhandener Schwächen vergebe ich vier von fünf Sternen (80 von 100 Punkten) und spreche eine klare Leseempfehlung aus.

    Buchmeinung zu Alex Wagner – Tod einer Schnüfflerin


    „Tod einer Schnüfflerin“ ist ein Kriminalroman von Alex Wagner, der 2018 im Eigenverlag erschienen ist. Dies ist der zweite Fall für Penny Küfer.


    Zum Autor:

    Alex Wagner, geb. 1972, lebt und arbeitet in Wien, ist aber ebenso gerne auf Reisen.

    Ursprünglich Betriebswirtin, experimentierte sie sich durch die Jobwelt – von Private Banking und Versicherungsvertrieb über Coaching und Hypnose bis zu Weltretten bei Greenpeace.

    Sie lebt gerne aus dem Koffer und erkundet den Kosmos, per Zug oder im Cyberspace, aber vor allem natürlich auf dem Papier.


    Klappentext:

    Statt an der Detektivakademie für ihren Abschluss zu pauken, verschlägt es die ambitionierte Jungschnüfflerin diesmal an einen Lost Place, in ein ehemaliges Grandhotel nahe dem Zauberberg Semmering.

    In den alten Mauern wohnt seit vielen Jahren nur noch die Erinnerung – und neuerdings ein besonders hinterhältiger Mörder. Und dann ist da noch dieses seltsame Gerücht über ein Geheimversteck voller Diamanten …

    Meine Meinung:

    Penny Küfer unterbricht ihre Ausbildung zur Privatdetektivin, um einer Freundin zu helfen. Das Setting ist gelungen. Es gibt nur eine handvoll Verdächtige und das heruntergekommene Grandhotel birgt einige Geheimnisse. So weit so gut, aber mit der Hauptfigur konnte ich nicht so recht warm werden. Sie agiert als Einzelkämpferin, geht ohne ersichtlichen Grund hohes Risiko und nimmt wenig Rücksicht auf die Gefühle ihrer Auftraggeberin. Die übrigen Figuren sind glaubhaft gezeichnet und bieten auch Ansätze für Verdächtigungen. Das Buch liest sich flüssig und die Geschichte ist spannend erzählt. Auch die Atmosphäre im und um das Hotel war gelungen. Man spürte den allzeit gegenwärtigen Verfall.


    Fazit:

    Ein spannender Kriminalroman mit interessanten Figuren, gutem Spannungsbogen und morbider Atmosphäre. Leider trübt das rücksichtslose Vorgehen der Hauptfigur mein Lesevergnügen erheblich. So vergebe ich trotz guter Ansätze nur drei von fünf Sternen (6 von 10 Punkten).

    Verwundert bin ich hier, warum Ava wiederholt ihren Busen/ihre Figur mustert. Ist das ein männlicher Blick des Autors – oder hat eine lesbische Figur den Vorteil, dass der Autor ungestraft Frauen begaffen kann? Vielleicht hat Ava auch einfach zuhause nur einen kleinen Badezimmerspiegel. Andererseits ist Avas trainiertes, selbstbewusstes Auftreten Teil ihres Geschäftskonzepts = ihr Kapital ...

    Ist mir nicht aufgefallen. Momentan kann ich mich nur an eine Stelle erinnern und die empfand ich nicht als störend.

    Nun ist die titelgebende Figur aufgetaucht, auch wenn nur in Gesprächen mit Fay oder ihrem Mann. Fay warnt Ava eindringlich vor ihm. Es muss also wirklich ein schlimmer Finger sein. Surabaya muss eine ungewöhnliche asiatische Großstadt sein. Den Beschreibungen nach scheint sie weit weniger hektisch zu sein und nicht so zugewachsen wie viele Städte, deren Bevölkerung fast explosionsartig gewachsen ist. Bei Indonesien überrascht mich der hohe Anteil der Muslime an der Bevölkerung. Muss mal nachschauen, wie es dazu gekommen ist.

    Als von einer möglichen Krebserkrankung des Onkels die Rede ist, ist Ava sofort bereit, den Auftrag zu beenden. Dies beschreibt wohl den hohen Stellenwert dieser Figur.