Wir haben dieses Buch in einem örtlichen Literaturclub gemeinsam gelesen und darüber diskutiert.
3-4 Leute fanden das Buch gut, die anderen haben es zum Teil vehement abgelehnt, manche waren empört, andere angeekelt.
Weil die meisten Stimmen hier positiv waren, beschränke ich mich mal auf die ablehnenden Argumente. Viele waren regelrecht entsetzt über das Buch:
- Nach 15 Seiten weggelegt
- Das geht einfach nicht
- Mit Entsetzen Scherz treiben
- Nicht zum Aushalten (ein Teilnehmer, der noch persönlich den Krieg erlebt hat)
Mich haben an dem Buch dermaßen viele Dinge gestört, daß ich schon aufpassen muß, hier nicht auszuufern.
Für mich ist das Buch der Versuch, einen der schlimmsten Massenmörder aller Zeiten als Comedyfigur aufzubauen, und weil der Autor weiß, das das schwierig ist, tarnt er diesen Versuch als "Entlarvung" moderner Medienmechanismen. Dabei bedient er sich genau dieser Mechanismen, schlicht um Aufsehen zu erregen und sein Buch zu verkaufen, mehr nicht.
In dem T. Vermes sich auf die Figur des A.H. konzentriert, wärmt er das alte Märchen auf, Hitler war (allein) an allem schuld. Als hätte es keine Nazipartei als Massenbewegung, Anti-Semitismus, Rassenhass, Nationalismus, konservative Justiz, Nazi-freundliche Wirtschaftskreise und rechtskonservative Presse in Deutschland als Grundlage für all das gegeben.
Die Sprache des Buchs ist über lange Strecken unerträglich und eine Bühne für Nazis von heute, die sich beim Lesen auf die Schenkel klatschen:
- Auf S. 231 werden Juden mit Ratten verglichen
- Auf S. 242 darf gefragt werden: "Wer ist der Jude unter den Hunderassen?"
- S. 396 Es war nicht alles schlecht - die Standardformel nach dem Krieg vieler Mitmacher, die das Naziregime rechtfertigten.
Dieses Buch distanziert sich nicht von den Schrecken des Faschismus, sondern es tut nur so und nutzt sie gleichzeitig geschickt um sich selbst zu vermarkten - widerlich!
Es gibt ein sehr gutes Beispiel, wie man die Nazis und den "Gröfaz" künstlerisch lächerlich macht, Charlie Chaplins Film "Der große Diktator" von 1940.
Chaplin soll später einmal gesagt haben, hätte er gewußt, welche Gräuel seinerzeit in Deutschland verübt worden sind, hätte er den Film so nicht gemacht.
Timur Vernes könnte alle diese Gräuel kennen und hat trotzdem so ein Buch geschrieben. Schade, daß er nicht bei seine Mode- und Fitnesszeitschiften geblieben ist.