Zitat
Original von Donaldduck
Wie habt ihr euch als Schriftstellerehepaar die Arbeit an dem Buch aufgeteilt?
Hallo Donaldduck, schön, Dich wieder zu lesen – hier antwortet erstmal JB die J. (Die Jüngere = Nina), während Jo zum Parkplatz hinterm Rathaus geht, Gebührenpfennige nachwerfen …
und so ähnlich haben wir auch die Arbeit aufgeteilt - ziemlich genau in halb und halb:
1) Figurenhoheiten festgelegt. Es zeigte sich schon bei den ersten Ideen sehr klar, wer einen Hang zu wem hat. So schreibt Jo z.B. Commissaire Mazan, und die gesamte Katzenbande, während ich z.B. die Obhut über Zadira und den gesamten Polizeiapparat habe, sowie auch über meine Lieblingsnebenfigur Blandine Hoffmann, die Polizei-und Boulevard-Reporterin.
Natürlich darf der andere auch die Figuren handeln und sprechen lassen, aber der jeweilige Hoheitsinhaber hatte das letzte Wort.
Als Jo mal Zadira zu Steely Dan singen ließ, habe ich mein Entscheidungsrecht geltend gemacht und sie auf BeeGees und Bob Marley umschwenken lassen. Und als ich Mazan mal "reden" ließ, hat Jo ihn wieder in die Sprache umgewandelt, die er sich vorstellte.
Wir haben Postkarten gestaltet, auf denen die Ensemble-Aufteilung gut zu sehen ist; so sind der/die/das Mörder Jo, ebenso ist er der Tierarzt und Commissaire Mazan; ich, Nina, bin Zadira, bin Djamal, und bin die Erben des Marquis, bis auf Cesar, der ist ein Gemeinschaftsprojekt.
manche Figuren sind auch paritätisch verteilt, wie z.B. Madame Roche oder Louise, wie Brell oder die Forensikerin, wie Jean-Luc oder Julie.
2) Jeder musste immer alles wissen
Wir haben zuerst geplottet, sprich, Handlungsabläufe festgelegt, Figureneigenschaften umrissen, Indizien, Verdachtsmomente, Wendepunkte und Irrtümer festgelegt. Dies haben wir übertragen auf die Kapitel. Wir hatten schließlich zwei Wände tapeziert mit Zetteln und Zeitleisten, mit Kapitel-Plänen samt Inhalt, Ort/Zeit/Wetter; wir haben unsere Katzen bildlich an die Regale gehangen (Zusammen Fotos ausgesucht die unser gemeinsamer Vorstellung der Katzen entsprach; Louise etwa, die strenge, arrogante Siam mit den intensiven Blauen Augen; oder Mazan, der wild, klug und eigen zugleich aussehen sollte; Rocky mit den Luchsohren und dem dichten, langen Fell…) und Biografien der menschlichen Figuren geschrieben.
Wir haben unendlich viel geredet bevor und nachdem jeder "sein" Kapitel des Tages geschrieben hatte. Andere Ehepaare reden sieben Minuten am Tag miteinander, wir mussten mal schauen, sieben Minuten Ruhe zu haben!
3) Jeder überarbeitet den anderen
(jetzt kommt der Mann zurück und parkt den Wagen flott auf dem Quai…)
… und schreibt weiter, während die andere JB ihre Waffel verputzt.
Ohne das "Hoheitsgebot" zu verletzen, ist jedes kapitel von uns beiden bearbeitet worden, so dass wir bei einigen Dialogen oder Formulierungen manchmal nicht mehr wissen, wer sie geschrieben hat. Ich nenne das gerne einen Schichtkäse.
Das ist manchmal komisch, aber auf diese Weise decken wir immer wieder Schwächen oder Fehler auf. Jede Überarbeitung wieder wiederum zu Diskussionen. Geben wir dieser Figur diese "Farbe"? Lassen wir die Handlung hier schon enden, oder drehen wir sie noch ein Stück weiter.
Zusammenzuarbeiten heißt nicht, jeder macht die Hälfte. Sondern jeder arbeitet doppelt.
4) Abschließend: Jeder hat bestimmte Stärken, die der andere auch zur Geltung kommen lassen musste. Bis wir das heraus gefunden hatten, vergingen natürlich einige Wochen des Probierens und Redens - bis wir z.B. merkten: Jo ist wahnsinnig gut in Ensembledialogen, Nina in Landschafts"malerei". Nina liebt es, in Sachen Polizeiarbeit zu recherchieren, Jo in kätzischem Denken und Tierpsychologie. Nina kennt jede Straße auswendig (Ja, sie ist ein verdammtes fluchendes Navi…), und Jo kann schön böse sein.
Außerdem kennt er sich weit besser als ich, Nina, in Kommasetzung aus …
Fazit: Wir mussten lernen, zu teilen, zu vertrauen, und auch dann ehrlich zu sein,wenns weh tat. Wir hatten uns vorgenommen:
Schreiben wir eine gute Geschichte - und kommen als Paar aus dem irren Experiment raus.
herzlichst
die Bagnols.