Beiträge von Cyriacos

    S. 220, SiCollier: Ich fürchte, da hat mich die Alliteration davongetragen. "mächtige Motoren" klingt einfach so hübsch. Entschuldigung. :anbet


    Sehr hübsch der Begriff "Machtergreifung" (also der Begriff und sein Kontext natürlich nicht), aber ein bisschen standen da natürlich auch die deutschen Parteien aus der Weimarer Zeit Pate, als sich die unterschiedlichen Würdenträger um den Präsidenten versammeln. Der ständige Kleinkrieg hat dem Renommee der Republik ja massiv geschadet.

    Was auf jeden Fall existierte, waren - noch nicht besonders weit entwickelte - Zeitzünder. So hat z.B. der Sprengsatz funktioniert, den Stauffenberg am 20. Juli 1944 eingesetzt hat.


    Wie Francois' Sprengsatz funktioniert, müsste aber ... gerade geschaut. Auf Seite 10 wird das beschrieben. Ganz interessant hierzu vielleicht auch S. 28 untere Hälfte.


    (Ich hoffe, es ist okay, wenn ich auf sowas hinweise, auch wenn es schon im Buch steht. Ich halte lieber den Mund, wenn was nicht im Buch steht. Da pack ich dann die Peitsche aus geißele mich eine Runde. ;-) )

    Ich sag's gleich vorweg: Das ist noch schlimmer als die Wagenreihungen und Achsen. :-)


    Neben dem Simplon Orient Express existierten noch verschiedene andere Zugverbindungen der CIWL. Thuillet erwähnt sie an einer Stelle, ohne dass jetzt genau sagen könnte, wo - kann ich aber raussuchen. Der Taurus-Express, der Fleche d'Or, der Cote d'Azur Rapide, aber auch andere Zugläufe Richtung Orient wie der "Arlberg-Orient-Express", der dann entsprechend nicht durch den Simplon fuhr. Einige dieser Verbindungen waren aber im Mai 1940 mit Sicherheit bereits eingestellt. Der Simplon Orient fuhr gegen Ende der Dreißiger drei Mal pro Woche (was dann auch heißt: drei Mal hin, drei Mal zurück). Allein dieser Zug kam also schon sechs Mal in der Woche in Vallorbe durch.


    Interessant ist dabei, dass es damit "den" Orient Express als solchen gar nicht gab. Das war kein konkreter Zug, sondern eine Zug Verbindung, die je nach Bedarf aus unterschiedlichen Wagen der CIWL zusammengestellt wurde - und die hatte Hunderte dieser Wagen von ganz unterschiedlichen Typen, wobei die Lx-Serie (unser vorderer Schlafwagen, Lx für "de luxe") die luxuriöseste war. Aber das waren sie alle, ungeheuer luxuriös. - Gerade da stößt man aber auf witzige Details. Unser hinterer Schlafwagen hat zum Beispiel zwei Toilettenräume, an jedem Ende einen. Der Lx dagegen, dieses absolute Luxus-Etwas hat nur eine, und zwar am Ende Richtung Speisewagen. Was dann bedeutet, dass seine apostolische Majestät, die sich ja ganz am anderen Ende einquartiert hat, eine ganze Ecke zu laufen hat, wenn ihn mal die Blase drückt. :) Wahrscheinlicher wird er aber in den Fourgon wechseln.


    Seltsame Details, aber genau die Sorte, über die ich manchmal stundenlang nachgegrübelt habe: Hä. Halt, Moment. Das geht so ja gar nicht. :)

    Und der Autor hält da am Besten überhaupt den Mund. :-)


    Vielleicht aber eine kleine Anmerkung, warum die Geschichte ist, wie sie ist, ihr Rhythmus und ihr Spannungsbogen. Da hat SiCollier schon genau den richtigen Punkt gefunden: Der Rhythmus der Geschichte ist der Rhythmus, den die Lokomotive vorgibt, in einer - so weit die Gleisanlagen es zulassen - im Wesentlichen gleichbleibenden Geschwindigkeit, einem eigenen Rhythmus eben. Entsprechend hat der Reisende auch mehr Zeit zum Nachdenken, zum sich-bewusst-werden, was da gerade passiert, zur Abwägung unterschiedlicher Möglichkeiten.


    Man muss das nicht so sehen. Wie ich eben schon zu den ersten Seiten schrieb: Jeder Leser, jede Leserin liest ein anderes Buch. Für den Autor jedenfalls war es ein besonderes Anliegen.


    Dieses Frühjahr bin ich innerhalb von zwei Stunden von Mannheim Hauptbahnhof nach Paris Gare de l'est geschossen worden. Einsteigen *zisch* Wieder aussteigen. Das Gefühl, die Erfahrung einer Reise, das Bewusstsein, sich auf einer Reise zu befinden, muss damals ein ganz anderes gewesen sein - und über allem, ständig, dieser Rhythmus, der Atem aus den Kesseln, der dem Leben und Denken einen eigenen Rhythmus aufdrückt.


    Der Himmel im Osten ist flüssiges Feuer. - Den Satz sehr gerne etwas leiern:


    tscha-BU-tschatscha-BU-tschatscha-BU-tschatscha-BU-tscha


    (metrisch gesehen ein "Amphibrachys": unbetont-betont-unbetont unbetont-betont-unbetont; aber hört man ihn nicht schon, den Takt der Maschinen?)

    :grin Büchersally, da sagst Du ein wahres Wort: Genau das ist das Schöne an einem Buch - dass es eben nicht nur ein Buch ist sondern ebenso viele unterschiedliche Bücher wie es Leserinnen und Leser hat. Bei einem Film zum Beispiel ist das nicht in gleichem Maße möglich.


    Dass Eva zwanzig ist, erfahren wir schon einmal ganz am Beginn ihrer Szene. - Auf jeden Fall ist das ein Gedanke, den ich selbst beim Schreiben immer wieder gehabt habe: Lebensalter ist irgendwo auch etwas Abstraktes. Eva ist - der schweren Zeiten zum Trotz - ja offenbar recht behütet aufgewachsen, doch grundsätzlich: Ich glaube, dass die Menschen in dieser Zeit sehr, sehr viel schneller erwachsen werden mussten als heute. Die Erwartungen an sie, die Notwendigkeit, sich im Leben zu bewehren, muss sehr viel stärker ausgeprägt gewesen sein als heute, in einer Zeit, in der ich das Gefühl habe, dass junge Leute sehr, sehr lange in einer Art Kokon leben. Manche von ihnen, scheint mir, werden ihn ihr ganzes Leben lang nicht verlassen.

    Ich glaube, so langsam dämmert es mir. 1) Natürlich kann ihre Mutter die Kinder mit Hühnersuppe behandelt haben. 2) Und natürlich nennt man Hühnersuppe jüdisches Penicillin.


    Aber es ist denkbar unwahrscheinlich, dass man sie bereits als jüdisches Penicillin bezeichnet hat, bevor das Penicillin entdeckt wurde. - Das ist nun beim besten Willen nicht zu leugnen.


    Schwierig mit den Anachronismen ... ein paar andere sind durchaus beabsichtigt (wie der Trude Herr-Schlager), aber dieser nicht. :schaem

    Irgendwie krieg ich das mit den Zitaten nicht hin. Hier im Original von Minusch:


    Zitat

    "Der Prinz und die Tänzerin" kenne ich, Olivier war nicht gut auf Monroe zu sprechen, aber im Film sieht alles echt aus.


    Olivier hat diese Frau gehasst, bis über den Tod hinaus. Noch aus den Achtzigern gibt es Äußerungen, die man kaum wiedergeben kann. Ein Beweis mehr, was für hoch professionelle die beiden waren. Der Film ist genial.
    Nur ganz am Rande der Hinweis, dass Miss Elsie Marina (Monroe) gewisse Probleme hat in der Carpathischen Botschaft, da sie kein Kleid zum Wechseln dabei hat. :)


    JaneDoe:


    Zitat

    Eine Fahrt mit Autorenlesung, das wäre was Freude Orient-Express


    OH JA! :grin


    SiCollier:


    Zitat

    Auch haben sich, soweit ich weiß, die Amerikaner zu dem Zeitpunkt noch überhaupt nicht für den Krieg in Europa interessiert. Das änderte sich mW erst mit Pearl Harbour.


    Zum Zeitpunkt unserer Geschichte kommt hinzu, dass Roosevelt da schlicht im Wahlkampf war. Unvorstellbar, da in den Krieg einzugreifen.
    Wenn man heute die Nachrichten verfolgt mit all dem scheinbaren Hin und Her, finde ich es spannend, auch so eine Zeit nicht vom Ende her zu sehen. Taktiert wurde immer.


    Xexos:


    Zitat

    Was meinst Du denn damit? Hab ich was überlesen? Wer ist Betty? Grübeln


    Ich behaupte, JaneDoe ist da ein bisschen schon im zweiten Abschnitt. :-)


    Zur Abteilbelegung: Als Bildfile gibt es die nicht, glaube ich. Sonst vielleicht als Screenshot?

    Außerdem auf der Verlustliste: Dänemark, Sardinien und Korsika, die Balearen. Aber, hey, Schwund ist überall, und schließlich steht ja drauf auf dem Buch, dass Europa in Dunkelheit versinkt. Da geht's schon los. :-)


    Alles in allem habe ich zwischen dreizehn und siebzehn Monaten, Minusch. Ich habe Anfang 2013 mit dem Schreiben begonnen und habe Ende Januar 2014 zum ersten Mal das Wort "Ende" unter den Text gesetzt. Doch selten ist das Ende in so einem Moment auch wirklich das Ende. Auf Anregung des Textlektorats habe ich mir die letzten zweihundert Seiten noch einmal vorgenommen und zusätzliche bzw. neue Szenen geschrieben. Dann habe ich mir noch einmal intensiv die erhaltenen Originalwagen angesehen, festgestellt, dass es z.B. nicht möglich ist, dass Katharina Nikolajewna Romanowa mit sich bauschenden Röcken durch die Gänge eilt (so schön das Bild gewesen wäre), habe Literatur gewälzt etc.pp. Dann wurde die Hörbuchversion vereinbart, und ich musste die Kürzung durchsehen, dazu der Trailerdreh, die Texte für die Webseite usw.usf. - Das soll jetzt kein Gejammer sein. :-) Es lässt sich nur schwer sagen, wann ich wirklich "fertig" war. Ende Mai konnte ich anfangen, am neuen Jörg Albrecht-Thriller zu arbeiten. Das war der Punkt, an dem ich nach meinem Gefühl "fertig" war (in mehr als einer Beziehung ;-) ). Das wären dann siebzehn Monate.

    Mit dem Express gefahren bin ich leider nicht, Caia. Einige der restaurierten Wagen fahren heute ja in unterschiedlichen restaurierten Nostalgie-Zügen. Mein Vorschlag an den Verlag, mit einem davon eine Lesereise zu bestreiten, ist leider abschlägig beschieden worden. ;-)


    Allerdings habe ich mir einige der Wagen in Museen und Ausstellungen angesehen. Im Interview-Video ("Zum Autor") stehe ich vor einem davon im Eisenbahnmuseum Bochum-Dahlhausen. Außerdem gab es von April bis ... August, glaube ich, eine sehr schöne Ausstellung in Paris mit mehreren Originalwagen, die Abteile sehr hübsch zurechtgemacht (siehe Anlage). :)

    Vielen Dank für das große Lob für die Homepage. :-)


    Die Idee kam tatsächlich von mir, und ich habe mir dann zusammen mit Jennifer Jones (damals Social Media beim Rowohlt Verlag) Gedanken gemacht, wie das im Einzelnen aussehen könnte. Für die Umsetzung war Jennifer dann mit einem Programmierteam verantwortlich, wobei ich immer wieder Hinweise beigesteuert habe und die Texte natürlich. Einen Riesenspaß hat es gemacht, die Fotos auszusuchen. Besonders den Ingolf finde ich sehr gelungen. - Ach ja: Der Herr auf dem "Heiner Schultz"-Foto ist mein Opa, und zwar der andere Opa. Der Eisenbahner-Opa ist beim Interview ("Der Autor") oben rechts zu sehen, als Chauffeur an der Westfront im März 1918.


    Ansonsten sind diese Fotos historische "stock fotos", für die wir uns durch Fotodatenbanken gewühlt haben.


    Wegen der Karte in der Version auf der Webseite habe ich übrigens rebelliert. Wenn ihr da mal in den oberen linken Bereich schaut, fehlt da eine Kleinigkeit. :grin

    Auch wenn ich mich jetzt als Banause oute: Möglicherweise bin ich der einzige hier, der den 'Mord im Orientexpress' nicht kennt. Während der Manuskriptarbeit hatte ich überlegt, das nachzuholen, war dann aber im Zweifel, ob das nicht abfärben würde. :write


    Zwei Inspirationen für Carorl von Carpathien:


    http://de.wikipedia.org/wiki/Karl_II._%28Rum%C3%A4nien%29 (Magda Lupescu, seine jüdische Geliebte - Umstände und Abfolge der Ereignisse waren aber ganz andere)


    und


    http://de.wikipedia.org/wiki/Der_Prinz_und_die_T%C3%A4nzerin :-]

    SiCollier, kann man Dich irgendwie mieten? ;-)


    Zu den Lokomotivwechseln haben wir eigentlich schon alles drin. Eine ganz große Rolle spielt tatsächlich der Aspekt mit den "Paradepferden" der Gesellschaften in den jeweiligen Ländern, die der Express durchquert und - eben - die begrenzte Reichweite.
    Zu dem Foto im Wikipedia-Artikel: Das ist ein 231.G - Die hat den Express seit den Dreißigern tatsächlich gezogen - zwischen Paris und Dijon lt. Sölch, also auf der ersten Hälfte der Frankreich-Etappe. (Falls die wirklich umspannen müssten, hätte ich etwas Wichtiges übersehen.)


    Was die Wagenreihung anbetrifft: Keine Sorge, da ist nicht jedes Detail wichtig, aaaaaber :peitsch stellen wir uns zum Beispiel mal folgende Situation vor: Person X, die im hinteren Schlafwagen sitzt, möchte etwas mit Person Y bekakeln, die im vorderen Schlafwagen reist. Person Z soll das aber nicht mitkriegen. Wenn Person Z jetzt aber gerade im Speisewagen sitzt, der ja zwischen den beiden Schlafwagen eingekoppelt ist, könnte das schon ein mittelschweres Problem geben. Was hat X, die alte Socke, jetzt eigentlich da vorne suchen? Würde ich mir denken, wenn ich Z wär. :)


    Über die Personen sag ich nix. Das steht im Buch. ;-)