Beiträge von parvati

    Ich hätte auf jeden Fall Interesse für eine Leserunde für die Romane von Virginia Woolf und James Joyce, da ich mich alleine nicht an sie rantraue. Ich würde sie gerne auf Englisch lesen aber ich denke es stört die Leserunde nicht, wenn andere auf Deutsch lesen. Wenn es genug Interessenten gäbe, würde ich mich dafür engagieren, obwohl ich noch keine Erfahrungen mit Leserunden habe.

    Titel: Ibadan: Streunerjahren 1946-1965. Erinnerungen
    Autor: Wole Soyinka
    Originalsprache: Englisch
    Originaltitel: Ibadan: The Penkelemes Years - A Memoir, 1946-65


    Inhalt:
    Wir der Titel schon sagt, handelt dieses Buch von den Erinnerungen von dem Autor Wole Soyinka in den Jahren zwischen 1946 und 1960, wobei der Schwerpunkt ab dem Jahr 1960, ab der Unabhängigkeit von Nigeria, liegt. Somit ist es das dritte Buch der Erinnerungsreihe von Wole Soyinka. In diesem Buch benutzt er weiterhin die Mischung aus echten und erfundenen Fakten, vom Autor auch "faction" genannt, um einerseits die erwähnten Personen zu schützen und auch um den Ereignissen Nachdruck zu verleihen. Das sind die Jahre, die für Nigeria politisch und gesellschaftlich sehr bewegt waren, und der Autor geht als politisch engagierter Schriftsteller detalliert darauf ein, erzählt aber auch Anekdoten aus seiner Schulzeit, von seinen Auslandsreisen und seinen Auseinandersetzungen mit seiner Familie und den Traditionen.


    Meine Meinung:
    Der Schreibstil des Autors (in Originalsprache, ich kann leider nichts zur deutschen Übersetzung sagen) ist weiterhin großartig und herausfordernd, ich staune immer wieder über den unheimlich breiten Wortschatz, der meine Englischkenntnisse in ungeahnte Höhen treibt. :grin


    Die Erzählung ist in diesem Buch linearer, er bleibt der chronologischen Folge der Ereignisse treu, das dadurch die Magie der früheren zwei Bücher der Einnerungen (Ake und Isara) vermissen lässt. Ich fand die ersten Kapitel noch sehr interessant, als es um die Schuljahre in Ibadan und die Stundentenjahre in England ging. In diesen Kapiteln taucht man in eine völlig fremde, nicht mehr existente Welt ein, die absolut faszinierend ist. Ab 1960, was den Hauptteil der Erzählung einnimmt, geht Soyinka aber sehr in die innere Politik von Nigeria, in die Machtkämpfe zwischen den einzelnen Parteien, die weiterhin bestehende Einmischung Großbritanniens und die ethnischen Konflikte ein, die für mich dann nicht mehr interessant waren, und die ein gewisses Grad an politischem Vorwissen über Nigeria voraussetzen. Für interessierte Leser bieten diese Kapiteln mit Sicherheit tolle Einblicke in die nigerische Politik, für mich war es aber sehr langweilig, und ich habe mich einfach gezwungen, das Buch zu Ende zu lesen. Ich werde wohl die weiteren Erinnerungen des Autors nicht mehr lesen, weil es in den folgenden Büchern auch sehr um politische Auseinandersetzungen geht, bei denen er sehr aktiv war.


    Alles in allem ein gut geschriebenes Buch, das leider meinen Interessen nicht entspricht, schade...

    Ich habe letzte Woche dieses Buch zu Ende gelesen, das seit einem halben Jahr auf meiner Bücherregal ungelesen gewartet hat. Ich muss wie die meisten meiner Vorredner sagen, dass ich enttäuscht bin. Homo Faber hatte mir schon nicht besonders gefallen, aber dieses Buch fand ich schlicht und einfach schlecht. Die Sprache ist nicht meins, ich finde diese abgehackte, aneinandergereihte, collagenartige einfach nicht schön, das ist aber wohl Geschmackssache.


    Zur Geschichte ist noch zu sagen, dass Frisch mit Identitäten spielt und sozusagen Gedankenexperimente mit unterschiedlichen, denkbaren Charakteren macht und dabei zentrale Themen für Paarbeziehungen wie Treue, Vertrauen, Privatsphäre trotz des Zusammenlebens, Intimität usw. bearbeitet. An sich fand ich seine Gedankenansätze sehr interessant, aber für mein Geschmack wurden sie dann zu wenig verfolgt und sind schwammig geblieben. Das Experiment mit wechselnden Identitäten fand ich nicht schwer zu folgen aber auch nicht besonders interessant oder einfallsreich.


    Es mag sein, dass diese Collagenartige in dem Verlauf der Erzählung und in der Sprache für die Erscheinungszeit des Buches innovativ und revolutionär war, für mich ist es aber nicht ausreichend, um aus diesem Buch einen guten Roman zu machen.

    Ich hab erst jetzt gemerkt, dass ich schon längst mein erstes Bingo durch Reihe 4 hab! :chen Mal gucken, ob ich es bis Ende des Jahres schaffe, alle Felder auszufüllen, es wird nämlich zunehmend schwieriger und es gibt nun immer wieder Bücher, die ich auslassen muss, weil die zu keinem freien Feld mehr passen.

    Ich sortiere die zur Zeit nach Größe, sehe aber ein, das es recht unpraktisch ist, vor allem wenn mehrere Bücher eines Autors dadurch zerstreut werden und ich dann nicht genau weiß, ob ich ein bestimmtes Buch schon besitze (vor allem wenn es noch nicht gelesen ist) und im schlimmsten Fall ein Buch doppelt kaufe :cry Nach meinem Umzug in die neue Wohnung werde ich sie wohl alphabetisch nach Autoren ordnen, ich weiß noch nicht, ob ich die Vornamen oder die Nachnamen der Autoren nehmen solll... :gruebel

    Titel: Isara: Eine Reise rund um den Vater
    Autor: Wole Soyinka
    Originalsprache: Englisch
    Originaltitel: Isara: A Voyage around Essay



    Inhalt:


    In der zweiten Reihe von Soyinka's biographischen Wert nach Aké geht es um den Vater des Autors. Soyinka findet mehrere Jahre nach dem Tod seines Vaters einen kleinen Kasten mit seinen Briefen, Notizen, Rechnungen und Zeitschriften und nimmt von denen die Inspiration, eine Erzaehlung über ihn zu schreiben, der halb auf Fakten basiert, halb fiktiv ist aber hauptsaechlich den Geist seines Vaters widergeben soll. Es wird das Leben seines Vaters nicht chronologisch erzaehlt, vielmehr ist es nur die Beschreibung einer kurzen Zeitspanne, in der sein Vater als Schuldirektor in einer größeren Stadt (Abeokute) seine Heimatstadt (Isara) waehrend der Ferienzeit besucht, dort seine alten Schulfreunde und Familienangehörige wieder trifft und eine wichtige Rolle bei der Wahl des neuen Königs von Isara spielt. Mit gelegentlichen Flasbacks wird über seine Schulzeit und Jugend ebenfalls berichtet. Im Hintergrund wütet schon der 2. Weltkrieg, und die Bildungsschicht von Nigeria macht sich ernsthafte Gedanken über den Kolonialismus...



    Meine Meinung:


    Ich muss gestehen, dass ich diese Genre "Biographie / Autobiographie" eigentlich nicht mag und das erste Buch der Reihe nur deswegen gelesen habe, weil es irgendwie in meine Bücherregal gekommen ist und schon seit mehreren Jahren ungelesen dort lag. Nach dem ersten Buch, Aké, musste ich aber ziemlich schnell die restlichen Bücher der Erinnerungsserie bestellen! Meiner Meinung nach hat Soyinka einen revolutionaeren Zugang zu dem Genre, er beschreibt die Ereignisse nicht chronologisch und legt nicht allzu großen Wert auf die praezise Aneinanderreihung der Ereignisse, vielmehr vermittelt er ein Lebensgefühl von damals mit all seinen Farben, Gerüchen und Geraeuschen, so dass man tatsaechlich in eine fremde Welt hineintaucht. Bei Isara ist es so, dass das Buch mit einem Bild eröffnet wird von einem Mann, der an seinem Schreibtisch sitzt und seine Briefe liest, nach und nach wird seine Umgebung erleuchtet, wie ein Gemaelde, das dem Leser Stück für Stück gezeigt wird. Soyinka wirft den Leser völlig unvorbereitet und ohne Vorwarnung in eine fremde Welt rein, man versteht am Anfang viele Abkürzungen, Spitznamen und Witze nicht, aber wenn man die nötige Geduld und Neugier mitbringt, wird es im Verlauf dem Leser klar und man kann mitschmunzeln, obwohl die nigerische Kultur und Gepflogenheiten einem völlig fremd sind und man wird irgendwie das Gefühl haben, dass man dazugehört, dass man selber dort gelebt hat und tagtaeglich mit diesen Menschen zu tun hatte.


    Ich finde es bezaubernd, wie geschickt Soyinka Flashbacks oder einen Themen-/Perspektivenwechsel einleitet, dafür braucht der Autor weder ein neues Kapitel oder oft nicht einmal einen neuen Absatz. Der Protagonist sieht einen Gegenstand, der ihn an seine Jugendzeit erinnert, und schon sitzen wir mit ihm zum ersten Mal in unserem Leben in einer Eisenbahn, der Fluss der Erzaehlung wird nicht unterbrochen und oft wundert man sich, wie man so unbemerkt durch Zeit und Raum reisen konnte.


    Bemerkenswert ist zudem die unglaublich bildhafte Sprache des Autors, so dass man die beschriebenen Menschen und Orte vor seinen Augen sieht (und in meinem Fall sogar nachts von denen traeumt). Seine Sprache ist anspruchsvoll, er hat einen unfassbar breiten Wortschatz, der den Leser etwas herausfordern mag, das gilt aber für die englische Version, die ich gelesen habe.


    Einziger kleiner Kritikpunkt ist, dass man durch die vielen Namen und Spitznamen einer Person (im Falle des Vaters: Soditan Akinyode, Yode, S.A., Essay), die ohne Vorwarnung in unterschiedlichen Situationen eingesetzt werden, doch etwas verwirrt wird und den Überblick über die vielen Charaktere verliert. Für den nigerischen Leser wird das wahrscheinlich kein Problem darstellen, wenn einem die Yoruba-Kultur fremd ist, ist es streckenweise schon anstrengend.


    Alles in allem eine sehr lohnenswerte Lektüre, vor allem wenn man schon Aké gelesen hat, wird man hier erfahren, wie der Schuldirektor und der König mit Wole verwandt sind, man wird mehr über den Großvater erfahren, über die Verwandten, die Handel betreibend umherziehen und über die zahlreichen Kollegen des Vaters, die im Haus allgegenwaertig zu sein scheinen. Man kann dieses Buch aber auch unabhaengig von allen anderen lesen und genießen. Eine sehr liebevoll geschriebene, lebhafte Erzaehlung.