Beiträge von Ralf Dorweiler


    Hallo Sabine Sorg,


    ja, Jacob ist auf der einen Seite mit 17 noch sehr jung, vor allem, wenn man es aus heutiger Sicht betrachtet. Tatsächlich hat er ja das Glück, der Sohn eines einflussreichen und wohlhabenden Mannes zu sein. Ich denke, dass zu der Zeit die überwältigende Mehrheit der 17-Jährigen im allgegenwärtigen Krieg, in Hunger und Not viel zu früh jegliche Kindheit und Jugend verloren haben. Warum sich Jacobs Vater so verhält, wird im zweiten Abschnitt thematisiert...


    Ich wünsche viel Spaß beim Weiterlesen!


    Beste Grüße, Ralf

    Zitat

    Original von Juliane
    Gestern abend habe ich den letzten Abschnitt gelesen und da ich ehrlicherweise das ganze Wochenende nicht im Netz war da mich das Buch hier so gefesselt hat, habe ich es nun fast schon auf einem Rutsch beendet.
    Mit dem Ende konnte man ja fast schon rechnen, nur wie Baltrecht alles zu seinen Gunsten verändert hat und welche Personen da noch dahinterstecken damit konnte man ja nicht rechnen, dies ist ja fast schon ein Wespennest.
    Jacob und Isabella haben also nun zueinandergefunden und Anselm hat nun auch seine Kirche wieder und kann sein Leben wieder angehen wie er es möchte.


    Mir hat das Buch wirklich gut gefallen und ich werde mich nun an die Rezension machen und sie die Tage hier einstellen.


    Es freut mich sehr, dass das Buch Dich so fesseln konnte! Ja, ein kleines Wespennest ist es schon gewesen. Ist Dir aufgefallen, dass van der Willik sich im ganzen Trubel am Amsterdamer Floßhafen davonstehlen wollte, als er bemerkte, dass die Situation nicht mehr zu retten war? Ich hatte diese Szene so richtig vor Augen, als ich sie geschrieben habe: Ein ausgetretener Weg zum Stadttor, auf dem ein dicker Mann sich etwas zu schnell vom Ort des Geschehens entfernt, um noch unauffällig zu wirken.
    Ich bin schon gespannt auf Deine Rezension!
    Herzlichen Dank schon einmal für Deine Teilnahme und allerbeste Grüße, Ralf

    Lumos : Deinen Eindruck zur Szene mit Anselm auf dem Schiff bei de Smeth finde ich sehr interessant. Ich kann es gut nachvollziehen, dass die Szene bei Dir erst dazu beigetragen hat, Anselm mehr und mehr ins Herz zu schließen...


    Ich habe die Szene an die Stelle im Roman gesetzt, weil Anselm damit aus der passiven in die aktive Rolle tritt. Zuvor ist dem Trinker einfach alles passiert. Er stolpert in die Szene mit Francis, er wird von dem Verurteilten als Seelsorger angefordert, der Taschendieb rettet sich in Anselms Hafenkerkje...
    Erst jetzt wird er selbst aktiv. Zum ersten Mal handelt er, statt nur zu reagieren.


    Natürlich wird es ihm nicht zu leicht gemacht. De Smeth konfrontiert ihn mit allen Versuchungen: Gutes Essen, genug zu trinken, anregende, sicher auch gotteslästerliche Diskussionen und sogar die Erfüllung verbotener fleischlicher Genüsse. Dass er sich dafür entscheidet, den Versuchungen zu widerstehen und statt dem leichten Weg den schwierigen, dafür aber gottgefälligen Weg wählt, macht ihn meiner Meinung nach erst zur Figur, die man wirklich ins Herz schließen kann.


    Herzliche Grüße, Ralf

    @ Lumos: Es freut mich ganz besonders, dass Dir gefallen hat, wie sich Anselm "in den Rausch predigt", wie Du schreibst. Weil Rausch und Anselm passen ja zusammen... :)
    Aber ernsthaft: Es war mir sehr wichtig, dass Anselm im Buch nicht nur die Figur des lustigen Trinkers ausfüllt, sondern ebenfalls eine Entwicklung durchlebt. Er bekommt Aufgaben, die er eigentlich nicht erfüllen möchte (sich um Gerrit kümmern), erlebt Prüfungen (Flucht vor Baltrechts Schergen), muss sich Fragen zur Ernsthaftigkeit seines Glaubens stellen (an Bord des Schiffes bei de Smeth). Wie einfach wäre es für ihn gewesen, weiter im Hafenkerkje Messwein zu trinken und das Leben an sich vorüberziehen zu lassen...
    Statt dessen stellt er fest, dass es ihn beseelt, sich für das Wohl anderer Menschen einzusetzen, dass seine Botschaft gehört wird und sein Glaube Berge versetzen kann, in diesem Fall zwei Horden von Sturköpfen zusammenbringen, was mindestens genauso schwer ist...
    Vielen herzlichen Dank fürs Mitlesen und Deine Kommentare!

    Zitat

    Original von Luckynils
    Glaubten die Menschen damals wirklich, das man durch das Waschen mit Wasser die Pest bekommt? Oder war das nur ein Spleen von van der Willik?


    Es herrschte wohl die Sorge, dass Wasser die Poren öffnet und dadurch Krankheiten in den Körper eindringen können.
    Van der Willik ist dabei sicher noch ein ganz besonderer Charakter...

    Zitat

    Original von Richie
    WOW was für ein dramatisches Ende, hier überschlagen sich ja nochmal die Ereignisse :-]


    @ Ralf
    Vielen Dank an dieser Stelle für die Begleitung der LR und der ausführlichen Antworten auf unsere Fragen. Ich werde das Buch jetzt etwas setzen lassen und dann meine Meinung dazu posten :wave


    Richie : Ich habe zu danken! Es ist mir eine riesige Freude, mit Euch allen die Geschichte von Jacob, Isabella und Anselm noch einmal zu erleben... und zu sehen, welche Stellen von Euch diskutiert werden - und welche auch nicht. Meine persönliche Lieblingsstelle etwa, hat es zumindest bis zum jetzigen Zeitpunkt nicht in die Diskussion geschafft: das feine Essen, das Anselm auf dem Schiff mit dem Händler de Smeth erlebt, inklusive Streitgespräch und unmoralischem Angebot...


    Vielen lieben Dank auch für das Lob für Cover und Gestaltung. Ich werde das sehr gerne an Bastei-Lübbe weitergeben, die wirklich eine besonders tolle Aufmachung hinbekommen haben!


    Ich freue mich darauf, Deine Meinung zu lesen! Herzliche Grüße, Ralf
    :wave

    @ Büchersally: Ja, ich habe tatsächlich eine ziemliche Menge an ungewöhnlicher Fachliteratur aus verschiedenen Jahrhunderten gelesen, mehrere Museen besucht, mich auch vor Ort mit Experten unterhalten und und und... Ich finde die Leistung unserer Vorfahren mehr als bemerkenswert. Die Flößerei fasziniert mich, aber als Steckenpferd würde ich sie nicht bezeichnen. Ich begeistere mich immer für genau die Themen, an denen ich gerade arbeite. Und aktuell ist das schon wieder ein anderes...


    Eine ausgiebige Recherche gehört zu einem historischen Roman natürlich dazu. Da Jacob so an Astronomie interessiert ist, habe ich sogar die jeweiligen Sternkonstellationen mit einer Spezialsoftware ermittelt. Wenn also irgendwo im Buch steht, dass ein Halbmond aufgeht, dann ging unser Trabant tatsächlich zu dieser Zeit als Halbmond auf. Manchmal spielt einem da auch der Zufall in die Karten: An einem Tag der erst in einem späteren Abschnitt vorkommt, stehen die fünf hellsten Himmelskörper in einer Reihe, eine Konstellation, die es wohl nur sehr selten gibt, was ich dafür aber umso romantischer fand...


    Gleichzeitig ist aber auch eine ganze Menge erfunden. Ich hatte ja nicht vor, ein wissenschaftliches Sachbuch zu schreiben, sondern eine historische Abenteuergeschichte vor einem ungewöhnlichen Hintergrund.


    Auf das Flößen gekommen bin ich bei der Suche nach einem möglichst unverbrauchten historischen Stoff, der mit dem Schwarzwald zu tun haben sollte. Ich habe mir die Flöße auch zuerst viel kleiner vorgestellt, aber als ich mir über die Dimensionen klar wurde, erschloss sich ziemlich schnell, dass es in meinem Buch um das größte Floß seit Menschengedenken gehen sollte.

    Auf Seite 101 und 102 wird Anselms Vergangenheit betrachtet. Da steht auch, dass er bei einem Maler namens Vermeer in Delft aufgewachsen ist, wo seine Mutter als Milchmagd arbeitete... Und hier eines der berühmtesten Bilder von Vermeer:
    https://upload.wikimedia.org/w…_-_Google_Art_Project.jpg


    Das Bild ist sogar so berühmt, dass es eine Playmobil-3D-Version davon gibt, wie ich eben zufällig entdeckt habe:
    https://www.amazon.de/PLAYMOBI…nes-Vermeer/dp/B00OZT7YFG


    Viel Spaß weiterhin,
    Ralf

    Nein, Magdalena ist es nicht. Die beiden sind etwa gleich alt.
    Ich habe es in einem kleinen Abschnitt versteckt. Ich mache das sehr gerne, kleine Stellen einzubauen, die mehr sind als sie auf den ersten Blick scheinen... Mal sehen, ob es jemandem aufgefallen ist... Ich löse heute später noch auf.

    tweedy39 : Ludwig Finkh will Simon nicht mitnehmen. Man muss bedenken, dass es zu dieser Zeit ein Risiko darstellt, die Familie - und in diesem Fall auch das Vermögen - nahezu alleine zurückzulassen. Ludwig hat schon seine Frau, Jacobs Mutter, verloren und man kann in einem Gespräch mit Jacob auch ablesen, dass ihn noch immer Schuldgefühle plagen, weil er nicht da war, als sie starb. Zudem will er Jacob schützen, denn so eine Floßreise kann durchaus gefährlich sein.
    Diesen menschelnden Hintergründen steht aber entgegen, dass er der Vorsitzende der Schifferschaft ist, ein Posten, den man sich stets gegen Neider sichern muss. Jacob wird zum Spionieren geschickt, weil Ludwig ihm absolut vertrauen kann und zudem sicher ist, dass er von möglichen Spionen der Elsässer noch nicht gesehen wurde, weil er ja eben noch nicht an der Floßbaustelle war. Jacobs Ultimatum lässt ihm keine andere Wahl mehr, als ihm die Mitfahrt zu erlauben...
    Luckynils : Ist es wirklich Zufall, der Isabella und Jacob zusammenführt? Ja, dass es genau an diesem Ort passiert. Aber eigentlich ihr Aufeinandertreffen ist unausweichlich... Mal schauen, was sich aus dieser Begegnung noch so ergibt ... :-]
    @alle: Ich freue mich besonders, dass Anselm Euch auch so gut gefällt wie mir. Ist Euch im Buch aufgefallen, dass Ihr Anselms Mutter sicher alle schon einmal gesehen habt? :grin

    Zitat

    Original von Lumos
    Jetzt geht es nach Rom und zu Isabella de Groot. Putzig, die Szene wie der Papst ihr zuzwinkert :-).
    Für ihr Alter finde ich sie ganz schön tough. Alle Achtung, wie sie den schmierigen Willik in die Schranken weist (S. 96/96).


    Isabella ist in der Szene tatsächlich ziemlich tough. Ich glaube, dass das zum Teil ihrem Wesen geschuldet ist. Als Tochter eines einflussreichen Händlers hat sie früh Verhandlungen mitbekommen und Gespräche mit Untergebenen und Dienern. Dazu hat sie einen Vater gehabt, der sie dazu ermunterte, für Frauen der Zeit nicht alltägliche Erfahrungen zu machen, wie die Reise nach Rom.


    Zum anderen denke ich aber auch, dass die außergewöhnliche Situation ihre Härte begünstigt. Van der Willik ist als Bote der Hiobsnachrichten natürlich die Person, auf die sie ihre Wut und Härte kanalisiert. Und man muss bedenken, dass sie van der Willik als Diener ihres künftigen Gemahls ansieht. Damit steht sie vermeintlich über ihm.


    Wäre sie älter und reifer, wäre ihr Vorgehen vielleicht etwas diplomatischer ausgefallen. Ihre Tante Magdalena jedenfalls versucht ja schon früh, van der Willik nicht zu sehr zu verärgern.


    Ich bin schon gespannt, wie ihr die weitere Entwicklung Isabellas seht...

    Zitat

    Original von Richie
    nur kurz vom handy
    @ Ralf
    auf Seite 222 in der Mitte steht bei mir Harrschnecke - Druckfehlerteufelchen? :teufel


    Oh! :yikes Du liest aber schnell und trotzdem haargenau... :grin
    Gleich mal nachgeschaut... Und ob da der Fehlerteufel zugeschlagen hat...
    Das ist aber auch eine haarige Angelegenheit. Wenn Ihr wüsstet, wie viele Leute wie oft über so ein Buch lesen. Und trotzdem hat sich noch bei jedem meiner Romane etwas gefunden. Bei einem meiner Bücher war es so, dass ich meine Belegexemplare bekam, einfach zufällig eine Seite aufschlug - und schwupp: Da war sofort ein Tippfehler. Immerhin kann man es für die nächste Auflage korrigieren. Ich gebe es also gleich an den Verlag weiter.
    Vielen Dank und herzliche Grüße, Ralf

    Gerne, fürs Erklären bin ich ja auch mit dabei. Obwohl die entsprechenden Erklärungen auch noch im Verlauf des Buches kommen, nur nicht so geballt.
    Solche Großprojekte müssen früher die gesamten Ressourcen und volle Konzentration gekostet haben. Man muss sich nur einmal den Bau von Kirchen oder Schlössern anschauen. Trotz der begrenzten technischen Mittel stehen solche Bauwerke, die neben dem eigentlichen Zweck auch noch ästhetisch ansprechend sind, heute noch.
    Ein Holländerfloß hingegen war nicht mehr oder weniger als ein Materialtransport. Der Untergrund bei Amsterdam ist sandig und nass. Man hat hunderttausende Baumstämme in ganzer Länge in den Boden gerammt, um ein Fundament zu schaffen, auf dem die Stadt stehenbleibt. Für die Gebäude selbst brauchte man Holz und für die Flotten sowieso. Es gab einfach keinen anderen Weg, größere Mengen Holz von A nach B zu bringen. Die Eisenbahn läutete das Ende der Flößerei ein.

    Hallo,
    das dachte ich mir, dass die Dimensionen des Floßes überraschen...
    Als ich nach einem spannenden Hintergrund für meinen historischen Roman recherchierte, stieß ich auf die Holländerflöße. Die Maße sind wirklich unvorstellbar: bis zu 400 Meter lang (das Kreuzfahrtschiff Queen Mary 2 ist 345 Meter lang), die Holzschichten sind auf mehr als zwei Meter übereinandergelegt. Das Hauptfloß hat vorne und hinten mehrere sogenannte Knie, also beweglich montierte Floßstücke, auf dessen vordesten und hintersten die Ruder angebracht sind. Eine solche Masse an Holz braucht natürlich unsagbar viel Energie, um sie zu steuern. Darum waren an jedem Ruder bis zu sieben Mann, 30 Ruder vorne (30*7=210 Mann) und zwanzig hinten (20*7=140 Mann), zudem wurde über Seilwinden die Kurvensteuerung unterstützt, wo nochmal mindestens 50 Mann schufteten. Schon sind wir bei bis zu 400 Mann Besatzung. Und es braucht noch viele viele Mann mehr: Begleitschiffe, Ankerwerfer, auf dem Floß gibt es eine Großküche, einen Stall, einen Fleischer, Lagerräume, zahlreiche Lagerhütten und Schlafbaracken...
    Als ich das alles erfuhr, war mir schnell klar, dass ich einen wirklich außergewöhnlichen Hintergrund für meinen Roman gefunden hatte...
    Von der Kinzig - oder auch vielen anderen Flüssen - wurden natürlich viel kleinere Flöße mit nur einer Lage Holz in langen Ketten zum Rhein gebracht. Die längsten Floßketten sollen 600 Meter lang gewesen sein.
    Ihr erfahrt noch im Laufe des Buches mehr über die Technik und Bedienung.
    Herzliche Grüße,
    Ralf