Beiträge von Jokim Schnöbbe

    Ich habe den fünften Artemis Fowl-Band gerade fertig gelesen und war erleichtert, dass er wohl nicht der letzte sein wird. Wie gewohnt spritzig-spazig-magisch, eine einzigartige Mischung aus einem jugendlichen (viel intelligenteren) James Bond und Fantasieliteratur. Mir persönlich hat der fünfte Band dabei von den bisherigen Bänden mit am Besten gefallen.


    Vielleicht lag es daran, dass Artemis Fowl – das junge Genie – endlich seinesgleichen gefunden hat. Seinesgleichen, die dazu noch weiblich, hübsch, französisch, und jünger als Artemis ist. Auch sie hat die Existenz der unterirdischen Feen entdeckt und folgt nun dem Vorhaben, eine von ihnen für wissenschaftliche Studien (und ihre eigene Anerkennung – der alte Artemis lässt grüßen) einzufangen. Und nicht einfach irgendeine Fee, sondern die größten Menschenhasser, die es gibt: Dämonen.


    In diesem tödlichen Spiel agieren jedoch mehr als nur zwei Spieler. Holly Short wird von Sektion 8 herangezogen, um herauszufinden, was ihr alter Komplize Artemis Fowl treibt. Und dann gibt es auch noch einen geheimnisvollen Meuchelmörder, Billy Kong, dessen Rache keine Grenzen kennt.


    Nur ein uralter Zeitenzauber trennt die Dämonen von der Menschheit, und Artemis muss den Zauber vorm Auflösen bewahren. Sollte ihm das nicht gelingen, wird der blutdurstige Stamm sich an die Erdenbewohner machen.


    Es kann nur einen Gewinner geben – und diesmal ist es vielleicht nicht Artemis Fowl.


    Lust aufs Lesen? Dann nichts wie ran. Wer halbwegs Englisch kann, sollte auf die deutsche Ausgabe nicht warten.


    Edit: Angaben zur deutsche Ausgabe ergänzt. LG JaneDoe

    Ich finde die Artemis Fowl-Bücher auch alle klasse. Großartige Unterhaltungsliteratur. Wobei mir Band 1 und 3 bis jetzt am Besten gefallen haben.


    An die deutschen Covers kann ich mich aber nicht so recht gewöhnen. Die starren Kinderzeichungs-ähnlichen Bilder spiegeln nicht so richtig den Action-gepackten, lustigen, etwas ironisch angehauchten Inhalt wider. Da finde ich, dass die englischen Originalausgaben das Peppige an Colfers Schreibstil viel besser vermitteln.

    Also, ich habe die ganze Trilogie gelieeeeebt! Hab sie allerdings nur auf Englisch gelesen.


    Tja, der Schluß des 3. Bandes ... Eigentlich ist er doch das glücklichste Ende, das man bei solch einem Hauptcharakter erwünschen kann. Die meisten Leser wünschen sich, dass der "Held" auch ein wirklicher Held ist, d.h. eine selbstlose Entscheidung für das Gute trifft. Nun war Nathaniel in der Trilogie ja nun eigentlich überhaupt kein Held, wurde mit der Zeit sogar immer unsymphatischer. Selbst Bartimäus war ja fast ein Engel im Gegensatz zu seinem Meister. Somit war Nathanials Entscheidung zum Schluß seine Rettung beim Leser - er hat sich doch als Held entpuppt. Wäre natürlich befriedigender gewesen, wenn er selbst davon auch profitiert hätte. :cry


    Die politischen Inhalte im dritten Band fand ich übrigens auch sehr interessant. Überhaupt war die ganze "alternative Gegenwart" faszinierend.

    Alles klar. Ich muss eigentlich sowieso wieder arbeiten (Buchübersetzung).


    Ein Schlußwort: Hat aber nicht jeder Mensch ein gewisses Interesse an Religion, eben, weil jeder Mensch dem Tod geweiht ist? Selbst bei großen Atheisten schien es an Interesse an Religion nicht zu mangeln, nur eben keine Übereinstimmung.

    Zitat

    Original von magali
    Religion ist jedoch ein so persönliches Thema, das geht einen Menschen so direkt an, das sie ein Grund ist, per se.
    Religion an sich ist ja ein komplexes Gebilde.
    Daher sehe ich das gerade umgekehrt.
    Der eigentlich Konflikt lag in den unterschiedlichen Auffassungen von 'Religion'


    Nur was beeinflusst, welche Religion man annimmt? Sind das nicht auch wieder komplexe Gründe, die durchaus auch mit Persönlichkeiten, kompatible Denkmuster, etc. zusammenhängen?


    Man kann das ganze sogar umdrehen und sagen: Tolkien und Lewis waren in ihrer Persönlichkeit und Lebensauffassung so verschieden, da ist es ein Wunder, dass sie überhaupt so viele Jahre so gute Freunde waren.


    :knuddel1

    Übrigens, Magali, was die "Plattheit" von Lewis angeht, hast du schon mal einige seiner richtig christlichen Werke gelesen? Wie "Wunder. Möglich, wahrscheinlich, undenkbar?", "Die große Scheidung" oder "Dienstanweisungen an einen Unterteufel".?


    Selbst wenn man mit den Standpunkten in den Büchern nicht übereinstimmt, sind sie alles andere als platt. "Wunder" ist mit das logischste philosophische Buch, das ich kenne, "Dienstanweisungen" ein unglaublich scharfer phsychologischer Einblick in die menschliche Natur. Ganz nebenbei gesagt ist "Dienstanweisungen" auch ein vorzügliches Beispiel dafür, wie 100% christliche Thematisierung teuflich gute Literatur hervorbringen kann.

    Zitat

    Original von magali
    Ich habe das ernster gesehen.
    Meinst Du, daß Tolkien sich weigerte , einen Nachruf auf Lewis zu schreiben, weil er zu betroffen war?
    Der Tod von Lewis ging ihm schon nach.
    Ich habe die Weigerung immer in Verbindung mit den Streitigkeiten gebracht.


    Der Mensch ist doch ein zu komplexes Wesen, als dass man den Grund für ein bestimmtes Verhalten finden könnte. Da spielten sicher eine ganze Menge Gründe eine Rolle. Persönlich tendiere ich da hin, die Meinungsverschiedenheiten eher als untergeordnete Rolle zu sehen. Immerhin waren beides Männer, die bei einem Bier und einer heftigen Diskussion erst so richtig das Leben genossen.


    Gründe waren wohl mit:


    - Lewis der Laute, Spaßige, der schnell Freunde fand und sich für vieles euphorisch begeistern konnte; Tolkien der Ruhigere, Zurückhaltendere, der kaum ein Buch auf der Welt gut hieß und für den Lewis eigentlich der Freund des Lebens gewesen war


    - Dass Lewis sich schier nicht zum Katholizismus bekehren wollte, auch wenn er in vielen theologischen Punktem dem Katholizismus recht nahe stand


    - Dass Lewis eine geschiedene Amerikanerin heiratete!!! Das verstand Tolkien nun wirklich nicht, bezeichnete die Ehe als sehr "strange"


    - Etc., etc.

    [quote]Original von magali
    Die Bekanntschaft kriselte gewaltig Ende der Dreißiger Jahre.
    [quote]


    Es stimmt, dass Charles Williams 1939 nach Oxford zog und seine Freundschaft mit C.S. Lewis richtig begann. Das war, wie gesagt, ein Einschnitt (kein Bruch!) für Tolkien, der (wie in seinem Literaturgeschmack) in seiner Freundeswahl begrenzter war als Lewis. Gleichzeitig gab es aber ja auch einen Aufschwung in ihrer Beziehung, weil Tolkien ja fast das ganze nächste Jahrzehnt den Herrn der Ringe schrieb (vollendete ihn in 1948 ) und Lewis der Zuhörer, Fan und Kritiker des Buches schlechthin war.


    Natürlich gab es bei den Inklings Diskussionen über das Verhältnis von Literatur und Christentum - waren es ja immerhin alles christliche Autoren, du dazu noch aus ziemlich verschiedenen christlichen Richtungen kamen. So weit ich das von den Briefen der Inklings raushören kann, wurden die teilweise recht heftigen Meinungsverschiedenheiten aber in positivem Licht gesehen. Als fruchtbare Auseinandersetzung. Das sie der Hauptgrund für das Abkühlen der Lewis-Tolkien Beziehung (hauptsächlich in den 50ern!) waren, bezweifle ich doch stark.

    Zitat

    Original von magali
    Seine Freundschaft mit Tolkien zerbrach eben an seinen höchst missionarischen Vorstellungen etwa Ende der Dreißiger Jahre.
    Tolkien seinerseits war durchaus 'Christ', er war katholisch, aber er fand, daß das nicht direkt in seine Bücher gehörte. Er fand überhaupt, daß das keine 'Literatur' sei.
    :wave


    Hm, das ist aber ziemlich vereinfacht dargestellt. Soweit ich die Geschichte kenne, war das alles viel komplexer. Eher könnte man sagen, Lewis' plötzliche Freundschaft mit Charles Williams rief in dem zum Neid neigenden Tolkien nicht gerade Begeisterungsgefühle aus. Zumindest hat Tolkien selbst gesagt, dass die beiden größten Einschnitte in seine Freundschaft mit Lewis 1.) das Auftauchen von Williams und 2.) Lewis' Heirat waren. "Zerbrochen" ist aber das falsche Wort für die Beziehungsentwicklung. "Beeinträchtigt" wäre besser angebracht.


    Und Ende der 30er Jahre auf gar keinen Fall! Da fing Tolkien doch erst so richtig mit dem langen Schreiben des Herrn der Ringe an, von dem Lewis der erste richtige Fan war und der ohne Lewis' Ermutigung wohl nie das Licht der Öffentlichkeit gesehen hätte.


    Außerdem war Tolkien von der Perelandra-Trilogie richtig begeistert - bis auf den dritten Teil, bei dem er den offensichtlichen Einfluß von Williams nicht mochte (d.h. die Arthur-legende fand er unpassend im Buch). Bei deinen oben angesprochenen Gedanken ging es hauptsächlich um Lewis' apologetische Sachliteratur sowie die Frage, inwieweit seine Narniabücher (in den 50ern!) bloße Allegorien sein. Denn Narnia mochte Tolkien tatsächlich nicht. Ich wiederhole: Perelandra schon. Ich hab Tolkiens Briefe selbst gelesen, in denen er sich lobend über "Out of the Silent Planet" und "Perelandra" ausspricht.


    Es ging bei Tolkien und Lewis also nicht um die Frage, ob man stark christliche Themen in der Literatur thematisieren darf. In Sachen Apologetik ging es fiel mehr darum, ob sich der Mensch anmaßen darf, quasi Gott zu "verteidigen". Tolkien betonte stärker das Souveräne, Nichtmenschliche und Geheimnisvolle an Gott - die negative Theologie sozusagen - und Lewis das Logische und Nachvollziehbare an Gott - also die positive Theologie. Aus diesen beiden christlichen Gedankenansätzen ergaben sich die unterschiedlichen Sichtweisen über Lewis' christlich-apologetische Sachliteratur. Übrigens kein neues Thema im Christentum, und auch nicht eins, dass sich auf Literaturbewertung beschränkt.


    Was Narnia betraf, so störte Tolkien hauptsächlich der Mischmasch an Kreaturen und Legenden. Dazu muss aber gesagt werden, dass Tolkien, im Gegensatz zu Lewis, einen sehr begrenzten Literaturgeschmack hatte. Die meisten heutigen Romane würden ihm ganz und gar nicht gefallen. Wer sich also in seinem Lesen nach Tolkien richten will, der wird am Ende nicht viele Bücher auf seinem Regal übrig haben. In einem Brief sagte er sogar, Lewis "lese zu viel". :grin

    Zitat

    Original von Aeria
    den Philologen (wie hieß der doch gleich?) blass.
    Aeria


    Ransom, der Philologe, ist ziemlich "Ottonormal", das stimmt. Aber ist es nicht besser so? Kommt dadurch der Kontrast zu den außergewöhnlichen Erlebnissen auf den anderen Planeten nicht stärker rüber?


    Alice ist ein ganz normales Mädchen, und das ist auch gut so, denn nur durch ihre Normalität und "Blässe" erlebt der Leser voll das Abnormale und Farbenfrohe des Wonderlands.


    Genauso Harry Potter: Er ist eigentlich ein ganz normaler Junge, der sich in außergewöhnlichen Umständen wiederfindet.


    Heißt nicht eine Regel guter Literatur: Entweder den Hauptcharakter außergewöhnlich machen oder die Umstände, in denen er sich befindet? Sonst läuft man Gefahr, dass zum Schluss weder das eine noch das andere außergewöhnlich erscheint. Gemälde hängen bekanntlich an weißen Wänden ...

    Zitat

    Original von Aeria
    Mir gefallen Romane nicht, in denen es ständig um christliche Themen in einem solchen Umfang wie bei Lewis geht, dafür gibt es schließlich die Bibel.


    Eigentlich hat es mir schon gereicht, als der Erdling auf dem Mars darüber nachdenkt, ob er nicht den Marsianern Gott näher bringen soll, um ihre Seelen zu retten. Bei solchen Sätzen wird mir regelmäßig schlecht.


    Aeria


    Okay. Würdest du sagen, dir fällt es allgemein schwer, Romane zu genießen, in denen die (scheinbare) Sicht des Autors deiner eigenen widerspricht? Oder "nervt" dich speziell das Christentum? :fetch


    Ich finde es schade, wenn man Religion im Kasten eines heiligen Buches verschließt. Der Literatur, Musik und Kunst wären dann viele ihrer größten Werke beraubt: "Paradise Lost", "Händels Messias", etc. Warum nicht auch heute noch? :-)

    Zitat

    Original von Aeria
    der zweite hat mich aber schon tierisch genervt
    Aeria


    Nicht jeder Autor ist ja unbedingt jedermanns Geschmack ... Was genau meinst du mit "genervt"? Schlechter Schreibstil? Unterinteressante Charaktere? Lascher Handlungsbogen? Eine Weltanschauung, mit der du nicht übereinstimmst?

    In gewisser Weise schon. Man kann das Buch fast thematisch lesen: hier ein Kapitel über die Freimauer, da einige Gedanken über den Tod, einige Seiten über Geschichtsphilosophie, dort eine Beschreibung einer Napoleonischen Schlacht, die inneren Vorgänge eines verliebten Mädchens, etc.


    Allerdings ist es schon schwierig genug, sich einen Überblick über die ganzen Charaktere zu schaffen, selbst wenn man von vorne anfängt. Wenn man nur Bruchstücke liest, werden die ganzen russischen Namen natürlich noch verwirrender sein.