Beiträge von Zeichnerin

    Ich habe vom Verlag ein Rezensionsexemplar erhalten. Meine Rezension und Meinung zur Anthologie ist davon unabhängig.

    Das Buch wird eingeleitet mit einem kurzen historischen Hintergrund zum Absinth und einem Vorwort von Stephan Kinting, Betreiber der Grotesque Absinth Bar in Aachen.

    Die Geschichten im einzelnen:


    Ein Schloss aus Inspiration und Wahnsinn - Sandra Bollenbacher

    In Briefform berichtet hier keine geringere als Zelda Fitzgerald einer Freundin von erstaunlichen Vorkommnissen, die auch ihren Mann F. Scott Fitzgerald und Ernest Hemingway betreffen und sie mitten hineinziehen in Geschehnisse, die sie sich kaum erklären kann.

    Wer sich mit den Biografien der Fitzgeralds auskennt, dem wird hier einiges sehr vertraut erscheinen. Bekannt ist, dass Scott Fitzgerald zum Teil Geschichten seiner Frau als seine eigenen ausgab bzw. ihr literarisches Talent für seine Zwecke ausnutzte. Das Zusammenleben der beiden wurde über die Jahre immer problematischer. Mit dreißig Jahren erlitt Zelda einen Nervenzusammenbruch und verbrachte den Großteil ihres restlichen Lebens in psychiatrischen Kliniken.

    Aber selbst ohne diese Kenntnisse liest sich die Geschichte sehr spannend.


    Scheiß auf Nemo - rettet die Nautilus // Markus Cremer

    Eine skurille Geschichte, die sehr viel Spaß macht. Humorvoll und schräg. Hier trifft die Grüne Fee auf eine ganze Reihe historischer und fiktiver Persönlichkeiten, darunter Jules Verne und Mata Hari.


    Der Fluch der Blume // Martin Rüsch

    Eine der aus meiner Sicht stärksten Geschichten des Buches, da sich Martin Rüsch hier auf eine sehr düstere, phantastisch-originelle und dramatische Weise ausgedacht hat, wie der französische Dichter Charles Baudelaire wohl auf sein berühmtestes Gedicht „Die Blumen die Bösen“ („Les fleurs du Mal“) gekommen ist. Die Kurzgeschichte schließt mit einer historischen Anmerkung zur Biografie Baudelaires, dem zu Lebzeiten tragischerweise die Anerkennung seines literarischen Schaffens verwehrt blieb.


    Rien Ne Va Plus // M. W. Ludwig

    Ebenfalls eine sehr originelle Geschichte, angesiedelt im viktorianischen England in der M.W. Ludwigs Charaktere, eine Prostituierte und ein Glücksspieler, einen Lebemann und Spieler namens Mister Hyde austricksen wollen. Ob das gut gehen kann?


    Das dritte Glas // Nele Sickel

    Eine sehr poetische Geschichte, bei der Oscar Wilde in London auf einen mysteriösen Fremden trifft, während er versucht, „Das Bildnis des Dorian Gray“ zu schreiben. Und was wäre passender, als diese Geschichte mit einem düsteren Zitat Wildes abzuschließen?


    Honigmann&Breuer: Louche // Robert von Cube

    Hier wird es kriminell und übernatürlich, im Jahr 1950, so dass in dieser Geschichte nicht nur Absinthgrün, sondern auch reichlich Noir-Feeling einzieht. Spannnend und actionreich erzählt.


    Der letzte Tropfen // Melanie Vogltanz

    In dieser Geschichte verknüpft die Autorin reale politische Ereignisse (Wien während und nach des 1. Weltkriegs) und deren dramatische Auswirkungen auf Einzelne anhand der Charaktere Marlene und Albert auf sehr gelungene und vor allem berührende Weise mit phantastischen Elementen. Marlenes Mann Albert fällt im ersten Weltkrieg und alles was von ihm bleibt, ist eine Flasche Absinth, die er eigentlich mit ihr bei seiner Heimkehr trinken wollte. Die Geschichte spielt auf verschiedenen Zeitebenen, in einem Hier und Jetzt (wann das genau ist, wird nicht gesagt, aber das ist auch nicht notwendig) und in Rückblenden ins Jahr 1915 und 1927. Die Auflösung am Ende hat mich überrascht, kann aber sehr vielfältig interpretiert werden. Diese Geschichte hat mich beeindruckt.


    Traum und Wahrheit // Jacqueline Mayerhofer

    Jonathan Veldeke ist ein Journalist, der eine ganze Reihe an interessanten historischen Künstlern und Autoren interviewt – H.P. Lovecraft, Jules Verne, Oscar Wilde, J.R.R. Tolkien, Sir Arthur Conan Doyle und noch mehr. Ja, richtig, alle diese. Was aufgrund deren Geburtsdaten gar nicht sein kann. Oder doch? Geht es hier um Zeitreisen? Ist der Journalistin unsterblich? Oder gibt es eine ganz andere Erklärung? Mehr sei an dieser Stelle nicht verraten.


    Hipster van Gogh // Nina Teller

    Was wäre, wenn van Gogh seinen Tod fingiert hätte und heute noch unter uns weilt? Und was hat diese Grüne Fee damit zu tun? Und warum trinken heute alle so gern grüne Smoothies? Dieser und anderen Fragen widmet sich „Hipster van Gogh“, aber das ist erst der Anfang zu einer epischen Urban Fantasy Geschichte.


    Der Lärm in meinem Kopf // Fabian Dombrowski

    Auch diese Geschichte spielt heute und vieles hier ist sehr real. Doch der Protagonist und Ich-Erzähler leidet an einer psychischen Erkrankung und kann sich nicht immer sicher sein, was real ist und was nicht. Man merkt der Geschichte an, dass der Autor sich mit dem Thema gründlich befasst und dazu recherchiert hat, denn er hat die Idee sehr gut und glaubwürdig umgesetzt.


    Der Tod des Sherlock Holmes // Carmen Hübner

    Bei dieser Geschichte musste ich spontan an den Guy Richie Film „Sherlock Holmes – Spiel im Schatten“ denken, der ja ein Sherlock-Holmes-Pastiche ist (also eine Fortsetzung oder Ergänzung zur Sherlock-Holmes-Serie von Sir Arthur Conan Doyle durch andere Autoren). Allerdings ist hier nicht Sherlock Holmes der Protagonist, sondern sein Schöpfer Sir Arthur Conan Doyle, der sich von seiner eigenen Schöpfung mittlerweile erdrückt fühlt.


    Blutfeuer // Christine Bathelt

    Die einzige Geschichte komplett aus der Sicht einer Fee. Doch nicht irgendeiner Fee, denn diese heißt Absinthienne und ihr Blut ist grün. Die Handlung beginnt dort, wo der Absinth erfunden wurde, in schweizerischen Val-de-Travers 1737 und endet 1992 in Wien. Sie erzählt zugleich die Geschichte des Absinth auf phantastische Weise neu und zugleich ist es auch eine Geschichte voller Intrigen und Rachegelüsten. Im buchstäblichen Sinne ein Feuerwerk als Abschluss dieser rundum gelungenen Anthologie.

    Fazit: Selbst, wer sich nicht die Bohne für Absinth interessiert, sondern einfach Freude an originellen, düsteren, dramatischen, schrägen, realistischen und immer wieder historisch inspirierten Phantastik-Geschichten hat, der sollte sich diesen Absinth, pardon, diese Anthologie zu Gemüte führen. Sehr lesenswert.

    Link zur Verlagsseite: http://artskriptphantastik.de/absinth.html

    London, 1606. Alle Rollen auf den Theaterbühnen Englands werden von Männern gespielt. Geoffrey lernt den Schauspieler Simon kennen und hält ihn zunächst für eine Frau. Simon empfindet bald mehr für ihn, als zu dieser Zeit erlaubt ist und verrät ihm ein merkwürdiges Geheimnis...


    "Sein wahres Selbst" ist eine historische, in sich abgeschlossene Transgender/Gay Romance Novelle, die als Ebook erhältlich ist: https://www.amazon.de/dp/B075YDWC1M

    Diese Trilogie ist im August 2017 als Sammelband erschienen. Die Rezension bezieht sich auf alle drei Teile.


    Klappentext zur Trilogie:
    Entführt als Geisel von dem berüchtigten Bukanier Jean Baptiste Ledoux, gelangt der junge Adelige Simon of Fenderwick an Bord des Piratenschiffes "Estrella". Unbedarft und moralisch sehr streng erzogen, weiß er mit den zweideutigen Avancen des Kapitäns nicht recht umzugehen, der in ihm nicht nur eine gute Beute, sondern mehr zu sehen scheint.


    Bei einem Beutezug begegnen sie dann auch noch dem heißblütigen spanischen Dieb Miguel, der Simons dunkelste Begierden zu wecken scheint und seinen inneren Kampf gegen Gefühle und Bedürfnisse weiter verschärft. Doch auch zwischen Jean und Miguel gibt es so einige verruchte Geheimnisse.
    Um Simon entbrennt ein verbissener Kampf, der mit jeglicher Art von Waffen geführt wird, die die beiden Männer einzusetzen vermögen. Auf hoher See gerät Simon in einen Sturm der Gefühle, der ihn weit forttreiben könnte von jedem sicheren Hafen, den er zu kennen glaubte.


    Eigene Meinung
    Das besondere an dieser Trilogie ist die Spannung, die sich aus der Anziehungskraft zwischen den Protagonisten ergibt. Denn Simon betrachtet seine homosexuellen Neigungen als widernatürliches Teufelswerk, welches ihn in die Hölle bringen wird. Dementsprechend häufig kreisen seine Gedanken darum, so dass man ihn am liebsten beiseite nehmen möchte, um ihm zu erklären, wie er sich irrt. Seine Seelenqual passt allerdings hervorragend in diese Zeit, daher macht es Sinn, sie so ausführlich darzustellen.


    Simon ist also sehr hin und her gerissen zwischen dem, was er fühlt und dem was er fühlen sollte. Der Piratenkapitän Jean legt ein völlig unberechenbares, obsessives Verhalten an den Tag, während Miguel (der erst in Band 2 in Erscheinung tritt) eher ein liebenswertes Schlitzohr und zugleich auch romantisch und idealistisch ist. Beide üben eine starke Anziehungskraft auf Simon aus, und entsprechend kann man hier ein Dreiecksdrama vermuten, aber mehr sei an dieser Stelle nicht verraten.


    Den romantischen und erotischen stehen die abenteuerlichen Aspekte dieser Geschichte gegenüber – zum Beispiel Seekämpfe und andere Gefechte – die aber nicht den Schwerpunkt bilden, sondern eher dazu dienen, die Liebesgeschichte weiter voran zu treiben.


    Übrigens wird an keiner Stelle erwähnt, in welchem Jahr die Geschichte spielt. Man kann hier nur grob die Zeit ins Auge fassen, in welcher die Bukaniere aktiv waren (ca. 1630 – 1700). Tatsächlich gab es zu dieser Zeit Gemeinschaften, die sich „Bruderschaft der Küste“ nannten und schon ein Jahrhundert vor der Französischen Revolution Ideale wie Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit vertraten - was auch in dieser Trilogie eine Rolle spielt.
    Wer dabei an „Fluch der Karibik“ denkt, liegt durchaus richtig, denn in dieser Zeit und Gegend spielt auch „Die Bruderschaft der Küste“.


    Ein weiteres Plus der Trilogie: Dank der anschaulichen Worte der Autorin kann man alles, was der Protagonist erlebt, förmlich sehen, schmecken, riechen, hören etc.


    Am Ende gibt es so manche Überraschung und ein abenteuerliches Finale, welches in einen ruhigeren Epilog überleitet.

    Rezension: „Anno Salvatio 423 – Der gefallene Prophet“ von Tom Daut (Dystopie/ Science Fiction)


    Klappentext:
    Das Gelobte Land – eine finstere Zukunft aus gigantischen Städten und gewaltigen Kathedralen, beherrscht vom unsterblichen Papst Innozenz XIV.
    Mit seiner Gefolgschaft aus Engeln, übersinnlich begabten Inquisitoren, Exorzisten und Priestern predigt er seit 423 Jahren die neuen Zwölf Gebote und merzt jeden Widerstand unter seinen Gläubigen gnadenlos aus.
    Der Straßenpriester Desmond Sorofraugh ist mit weit mehr Heiligem Geist, der magischen Kraft Gottes, gesegnet als seine Brüder. Von Geburt an gezwungen, diese verbotenen Talente zu verbergen, lockt ihn eines Tages eine geheimnisvolle Nachricht in den Untergrund seiner Heimatstadt. Dort bietet sich ihm Veneno Fate, gefallener Prophet und meistgesuchter Aufrührer des Landes, als Mentor an.
    Ein Bündnis würde Desmond zur Hoffnung der Unterdrückten werden lassen, könnte jedoch auch Entdeckung, Folter und Tod bedeuten.
    Aber kann er den Untergrund an der Seite des Propheten wirklich vor den Intrigen der Kirche schützen? Und was hat es mit dem geheimnisvollen Iskariot auf sich?


    Eigene Meinung:
    Dieser dystopische Roman entwirft eine düstere Welt in der Zukunft, in der eine alternative Version einer Katholisch geprägten Kirche die absolute Macht hat, angeführt von einem als unsterblich geltendem Papst und einer ausgeklügelten Hierarchie, in der viele Priester auch wie Polizisten bzw. militärisch eingesetzt werden. Andersgläubige und Sünder werden streng bestraft. Doch weder dem Papst noch seinen Gefolgsleuten ist daran gelegen, dass es den einfachen Gläubigen gut geht. So ist es nicht verwunderlich, dass sich im Geheimen eine Gemeinschaft aus „Ketzern“ gebildet hat, die in einem Höhlensystem Zuflucht findet.


    Die Hauptfigur Desmond ist eigentlich ein gläubiger Priester, doch ein Kontakt mit den Rebellen aus dem Untergrund bringt sein Weltbild nach und nach immer mehr zum Schwanken. Desmond ist mit besonderen Talenten gesegnet, die hier nicht auf Magie basieren, sondern dem „Heiligen Geist“ - welche Talente das genau sind, werde ich hier mal nicht verraten. Desmond steht schon bald vor mehr als einem moralischen Dilemma, und versucht dabei stets, seinen Prinzipien treu zu bleiben.


    Der Roman besticht durch eine Fülle an originellen Einzelheiten, unter anderem im technischen Bereich. Außerdem hat sich der Autor zahlreiche Redewendungen und Schimpfworte oder Flüche ausgedacht, welche direkt mit dem Glauben oder der Religion zu tun haben.


    Und wie in jeder guten Dystopie wird in diesem Roman Gesellschafts- und Sozialkritik deutlich - nicht nur bezogen auf (über-)mächtige religiöse Institutionen und deren Tendenz zum Fundamentalismus, sondern auch auf Sexismus, Homophobie, Intoleranz, Verschwendung von Ressourcen und andere Problematiken.


    Der Stil ist sehr anschaulich und lebendig, so dass die Actionszenen spannend sind, die Gefühle und Empfindungen der handelnden Personen stets deutlich werden und man sich auch die beschriebenen Räumlichkeiten sehr gut vorstellen kann. Treffende Metaphern und Symbole verstärken dies noch zusätzlich. Es gibt zum Beispiel eine Szene, in der Desmond fast Mitleid mit einem Gegner bekommt, den er auf Leben und Tod bekämpft. Doch dann fällt sein Blick auf die Zerstörung, welche dieser angerichtet hat,und er sieht eine zerrissene Kinderpuppe – ein sehr gelungenes Symbol für die Grausamkeit seines Gegners.


    Ich bin gespannt auf die Fortsetzung.

    Klappentext:
    Sie musste Nathan retten – um jeden Preis! Nachdem sich ihr sehnlicher Wunsch, mit ihrem Nathan ein Kind zu
    bekommen, nicht erfüllt, greift Scarlett Hayden in ihrer Verzweiflung zu einem alten Zauber: Wenn man in der Halloween-Nacht einen Wunsch in
    einer Kürbisfratzenflamme verbrennt, soll er sich erfüllen. Doch in ihrer Ungeduld bricht Scarlett die wichtigste Regel: Sie wirft den kleinen Zettel mit dem großen Wunsch bereits Ende August in die Kürbisflamme und setzt so eine verhängnisvolle Kette von Ereignissen in Gang: Nach einem Autounfall fällt ihr geliebter Nathan ins Koma. Von einem geheimnisvollen Wesen aus Kerzenflamme und Kürbismagie erfährt Scarlett von ihrer einzigen Chance, Nathan zu retten: Sie muss in die Herbstlande reisen und die Kürbiskönigin um Erlösung bitten.
    So begibt sich Scarlett auf eine gefährliche und gleichsam fantastische Reise in die Gefilde der Länder September, Oktober und November, wo Laubdrachen und Mitternachtsraben, Fleder-Schrecken und Lygnisse, Spiegelwälder und Kürbiswichtel nur ein kleiner Teil der Dinge sind, die ihr begegnen …


    Meine Meinung:
    „Herbstlande“ ist einer der märchenhaftesten, originellsten Fantasy-Romane, die ich je gelesen habe. Die Grundidee – Protagonistin wird in eine märchenhafte Welt verschlagen voller ungewöhnlicher oder auch bizarrer Kreaturen – erinnert an „Alice im Wunderland“, und es ist gewiss kein Zufall, dass eben dieses Buch auch erwähnt wird.
    Die Motivation der Heldin ist hier allerdings eine ganz andere. Am Anfang fragte ich mich angesichts der deutlich ungesunden Beziehung von Scarlett und Nathan (der über sie bestimmt, ihr vieles verbietet und sie ständig kontrollieren will) was das hier werden würde – zu oft habe ich Romantasy-Klappentexte gelesen, in denen sich die Heldin in einen „Bad Boy“ verliebt, dem sie aus Liebe alles, wirklich alles verzeiht, was er ihr antut.


    Dankenswerterweise ist dieser Roman keineswegs nach diesem Muster gestrickt, und auch wenn es anfangs Scarletts größter Wunsch ist, ihren Liebsten zu retten, macht sie während ihrer Reise durch die Herbstlande eine wichtige Entwicklung durch, die ich an dieser Stelle natürlich nicht genauer verraten möchte.


    Scarletts Reise teilt sich auf in drei Länder: September, Oktober und November, die jeweils ungefähr ein Drittel des Buches einnehmen. Am märchenhaftesten ist der September, und Fabienne Siegmunds Sprachstil verstärkt diesen Eindruck mit sehr viel Poesie und tollen Metaphern.
    Ich musste mich ein wenig an den leichten Stilwechsel im nächsten Teil gewöhnen. Der war allerdings nicht so gravierend, dass es mich aus der Geschichte gerissen hätte. Auch der Oktober (geschrieben von Stephanie Kempin) ist noch recht freundlich, auch wenn es hier bereits die ersten unheimlichen Begegnungen gibt.


    Deutlich düsterer wird es im November, den Vanessa Kaiser und Thomas Lohwasser zum Leben erweckt haben. Die Kreaturen, gegen die Scarlett sich hier zur Wehr setzen muss, sind wirklich furchterregend, so dass man sich wunderbar gruseln kann. Aber das ist längst nicht alles, und am Ende geht es keineswegs allein darum, die „Bösewichte“ zu besiegen, wie es ja sonst in Fantasyromanen oft der Fall ist.


    „Herbstlande“ erzählt vielmehr davon, wie wichtig es ist, Träume zu haben und diese nicht aufzugeben. Und das auf eine sehr berührende und unkitschige Weise. Es ist also ein Buch mit einer Moral, aber es ist eine, die nicht belehrend daher kommt.
    Ich wünsche diesem Roman und seinen vier AutorInnen viele Leserinnen und Leser. Vielleicht auch gerade solche, die sonst gern Romantasygeschichten mit Bad Boys lesen, deren Heldinnen diese für ihre große Liebe halten...


    Das Extra:
    Der Verlag hat zu „Herbstlande“ eine Art durchgehend illustrierten „Reiseführer“ bzw. ein broschiertes Reisejournal mit 54 Seiten veröffentlicht, welches die verschiedenen Länder und die vielen verschiedenen darin lebenden Kreaturen noch einmal genauer beschreibt. Eine schöne und kreativ umgesetzte Ergänzung, finde ich, zumal ein Glossar dieser Größenordnung den Romans vermutlich gesprengt hätte. Das Reisejournal gibt es seperat zu kaufen.

    Klappentext
    Auf dem Nachhauseweg werden der junge Bejran und seine Mutter von einem Wolf angefallen. Schwer verletzt überlebt Bejran den Angriff. Doch irgendetwas hat sich verändert. Während er im Fieber liegt, quälen ihn Träume und die Erinnerungen an den Angriff. Und was hat es mit der Krähe auf sich, die ihn verfolgt? Ist sie ein Todesbote oder hat er ihr gar sein Leben zu verdanken?


    Eigene Meinung
    Achtung: Diese Rezi enthält leichte Spoiler.
    Bejran ist ein aus meiner Sicht sympathischer Held, der allerdings zu Beginn ziemlich unselbständig wirkt, oft unentschlossen und nicht besonders mutig. Auf jeden Fall hat er so Entwicklungspotential.
    Der geheimnisvolle Fremde, der ihm später begegnet, nimmt ihm viele Entscheidungen einfach aus der Hand, was ihn mir nicht gerade sympathisch macht, weil sein Verhalten mitunter etwas übergriffig wirkt. Angesichts der Tatsache, dass Bejran nach seiner Verletzung lange krank ist und ziemlich zu leiden hat, scheint er dem anderen diese Behandlung allerdings nicht übel zu nehmen, sondern wirkt im Gegenteil froh, dass sich jemand um ihn kümmert.


    Die Liebesgeschichte, die sich hier entwickelt, ist gefühlvoll und romantisch beschrieben. In der Novelle gibt es immer wieder schöne Metaphern, Vergleiche oder andere Stilmittel, die sehr gut zu den jeweiligen Szenen passen. Am Ende muss sich Bejran einer wichtigen Herausforderung stellen, was für Spannung und eine Überraschung sorgt.


    Manches wird von der Autorin nur angerissen oder bleibt bis zum Schluss rätselhaft. Das eine oder andere hätte ich mir etwas ausführlicher gewünscht, aber ich weiß natürlich nicht, was noch für die Fortsetzung geplant ist und dort vielleicht aufgelöst wird.
    Die Fantasywelt dieser Geschichte wird nicht allzu detailiert beschrieben. Ein Dorf wird beschrieben, eine Stadt erwähnt, aber Namen werden nicht genannt, auch nicht für das Land. Die Religion der Dorfbewohner, zu denen Bejran zählt, erinnert sehr ans Christentum, wird aber auch nicht näher beschrieben. Das kann man nun kritisieren oder sogar als Pluspunkt sehen, weil die Geschichte dadurch recht zeitlos und ortsunabhängig wird. Sie könnte überall spielen.


    144 Seiten, Deadsoft Verlag

    Düster, dreckig, dystopisch...


    ...Mit diesen drei Adjektiven lässt sich dieser Dark Fantasy umschreiben. Der Autor selbst sagt dazu auch gern „Cthulhu mit Äxten“ und nennt als Vorbilder Fantasy wie zum Beispiel Ron E. Howards „Conan der Barbar“ (aus den 1930ern und später).


    Klappentext:
    Ein verlorener Kontinent,
    der im Ozean zu versinken droht.
    Ein uraltes Königreich,
    dessen Bewohner das Meer und seine Kreaturen fürchten.
    Eine düstere Stadt,
    beherrscht von einer Bruderschaft, die ihre strengen Glaubensregeln brutal durchsetzt.


    Ein Mörder geht in den Straßen von Alaris seinem blutigen Handwerk nach.
    Der junge Kartograf Harmis, der unsterbliche Seelenkrieger Gor und Alix, die Frau ohne Erinnerung, jagen ihm hinterher. Steckt die Bruderschaft hinter den Morden? Oder die verhassten Meermenschen? Schon bald stellen sie fest, dass die wahnsinnigen Morde nur Teil eines viel größeren Plans sind. Das Schicksal der ganzen Stadt steht auf dem Spiel.


    Eigene Meinung:


    Die eigentliche Handlung lässt sich mit einem (Fantasy-)Krimi vergleichen. Im Zentrum stehen zum einen die im Klappentext genannten Leute, zum anderen die Söldnertruppe „Söhne der Schande“ mit ihrem Anführer Hyron, der für seine Männer (und eine Frau) stets einsteht. Im gesamten Buch tauchen übrigens nur fünf Frauen auf, von denen man drei als Nebenfiguren betrachten kann. Vor allem ab der Mitte des Buches wird deutlich, dass die Welt und die Geschichte auch den Monstern H.P. Lovecrafts inspiriert ist, und die Umsetzung wirkt sehr atmosphärisch-gruselig. Das Buch enthält übrigens nicht nur eine Landkarte, sondern auch eine der Stadt Alaris, so dass man sich gut orientieren kann.


    Düster: Die Atmosphäre im gesamten Buch wirkt zunehmend bedrohlich, was die Spannung entsprechend steigert.


    Dreckig: Ich schätze, ich habe noch nie in einem Buch so häufig die Begriffe „Unrat“ und „Gestank“ gelesen. Diese passen allerdings sehr gut, da man sich so in eine ziemlich elende, abgerissene Umgebung versetzt fühlt.


    Dystopisch: Aus einem alten Text erfährt der Leser etwas zum Hintergrund des Königreichs Faar und den gesellschaftlichen Verhältnissen früherer Zeiten: Eine Zwei-Klassengesellschaft, in der die Reichen (aus der Oberstadt) die Armen (aus der Unterstadt) unterdrückten und versklavten. Das ließ mich an den dystopischen Stummfilmklassiker „Metropolis“ denken.
    Zur Zeit der Handlung gibt es eine Unterdrückung der anderen Art: Die Bruderschaft regiert die Stadt mit eiserner Hand.



    Der Stil des Autors hat mir gut gefallen, er verwendet sehr treffende Metaphern und anschauliche Beschreibungen, die Handlung wird mitunter sehr episch. Die Perspektive wechselt kapitelweise, vor allem zwischen Hyron, Gor, Harmis, und Alix, aber auch (seltener) anderen Personen. Manche der Kapitel sind sehr gut, was aber gerade in den spannungsgeladenen Abschnitten Sinn macht aus meiner Sicht.


    Hier und da gibt es sexistische Witze, was allerdings zu den Söldnern gut passt, zumal diese Antihelden sind. Und dass Political correctness in einem so düsteren Szenario und mit Vorbildern wie Conan eher unwahrscheinlich ist, muss ich wohl nicht erwähnen. Diese Witze halten sich dennoch dankenswerterweise in Grenzen.


    Das Buch endet mit einem an einem Schauplatz in sich abgeschlossen, im letzten Kapitel (an einem anderen Schauplatz) mit einem perfekt getimten Cliffhanger.


    Band 2 erscheint voraussichtlich im Herbst diesen Jahres, darauf freue ich mich jetzt schon.


    Link zur Verlagsseite:
    http://www.amrun-verlag.de/ver…tlichungen/fantasy/faar1/

    Der Roman ist Anfang Juli neu erschienen und ist der erste von zwei Teilen.


    Klappentext:
    Die junge Hamburgerin Lena hat ihr Psychologiestudium abgebrochen und schlägt sich mit einem Aushilfsjob durch. Als sie einen Antiquitätenladen in der Altstadt betritt, ahnt sie nicht, dass ihr Leben an diesem Ort eine dramatische Wendung nehmen wird: Sie fällt in einen antiken magischen Spiegel und findet sich gleich darauf im Hamburg der Biedermeierzeit wieder. Damit nicht genug, landet sie genau in den Armen des attraktiven Kaufmanns Henry Sieveking. Dieser stellt die unfreiwillige Zeitreisende kurzerhand als Gouvernante für seine Kinder ein, obwohl die Frau aus der Zukunft offensichtlich recht ungewöhnliche Ansichten und Methoden vertritt.
    Doch Sieveking und seine Familie umgibt ein düsteres Geheimnis, das es für Lena zu lüften gilt, genauso wie sie die Frage klären muss, ob sie jemals wieder zurückkehren kann in ihre eigene Zeit.


    Eigene Meinung:
    Dieser umfangreiche Roman erzählt von einem Abenteuer: Lena gerät versehentlich ins Jahr 1841 und hat zunächst keine Ahnung, wie sie wieder in ihre eigene Zeit zurückreisen kann. Aber da enden die Probleme noch lange nicht ...
    Man merkt dem Roman an, dass die Autorin die historische Epoche gründlich recherchiert hat, denn diese wird anschaulich geschildert. Und sogar einige historische Persönlichkeiten tauchen auf, aber ich verrate hier jetzt nicht, welche. ;)
    Der Roman ist flüssig zu lesen und wechselt von der Perspektive her zwischen Lena (in der Vergangenheit) und ihrem Bruder und weiteren Personen, die in der Gegenwart versuchen, Lena zurückzuholen.
    Besonderes Vergnügen hat mir die Gegensätzlichkeit von Lena und Henry bereitet, denn ihre unterschiedlichen Ansichten sorgen immer wieder für komische Momente und sie liefern sich gelegentlich auch Wortgefechte. Doch es kommt auch zu einigen anrührenden Momenten, denn zwischen Lena und Henry entwickelt sich schon bald eine starke Anziehungskraft.
    Im übrigen finde ich es interessant, dass hier keine Zeitreise-Maschine, sondern ein Spiegel für die Zeitreise zuständig ist.
    Bei diesem Buch musste ich ein wenig an den Film "Kate und Leopold" denken sowie an den Roman "Der Funke des Chronos" von Thomas Finn, bei dem es auch um eine Zeitreise (ins Hamburg des Jahres 1842) geht.


    Das Buch (692 Seiten) ist als E-Book erhältlich, es erscheint demnächst auch als Taschenbuch.

    Klappentext:
    Dunkle Zeiten für die Völker Jukahbajahns: Grausame Schatten jagen nach den magischen Bruchstücken und Gellwicks ziehen mordend und plündernd durch die Länder.


    Als Atharu, Selana und Pitu sich begegnen, überschlagen sich die Ereignisse. In der Elbenstadt Erellgorh glauben sie endlich, das Ausmaß der Bedrohung zu verstehen. Doch sie ahnen nicht, wie hoch der Preis wirklich ist, den sie zahlen müssen. Und nicht nur die Elben sind für eine Überraschung gut.


    Eigene Meinung:
    Bei Teil 1 dieser Trilogie fehlte es mir ein wenig an Spannung. In Teil 2 steigert sich die Spannung deutlich mehr, vor allem in der zweiten Hälfte, und es kommt auch zu einigen actionreichen Szenen, bei denen es um Leben und Tod geht.
    Die erste Hälfte beschäftigt sich vor allem mit der Reise der Protagonisten nach Erellgorh und ihrer magischen Ausbildung dort. Das zieht sich dann etwas hin, ist aber realistischer als die „Crashkurs-Ausbildungen“, die manch andere Fantasyhelden hinter sich bringen.
    Der Umgang mit der Magie erinnert mich dabei hier und da an die „Macht“ aus Star Wars, denn wie dort führen Angst und Hass auf die „dunkle Seite“, also zu schwarzer Magie, während Liebe, Mitgefühl etc. entsprechend auf der Seite der weißen Magie zu finden sind.


    Meine Eindrücke zu den Charakteren:
    Alle drei Protagonisten werden durch ihre Ausbildung sehr mächtig und sind damit ernstzunehmende Gegner.. Die Anwendung der Magie und die Gefühle, welche dies auslöst, beschreibt der Autor sehr anschaulich, so dass ich mir dies wie einen Film vor meinem inneren Auge vorstellen konnte. Allerdings wirken vor allem Selana und Atharu trotz ihrer Jugend an einigen Stellen ziemlich abgeklärt, was mich angesichts der starken Veränderungen ihrer Lebensumstände ein wenig überrascht hat.


    Zwei der Elben aus Erellgorh konnte ich anfangs nicht auseinanderhalten, was wohl damit zu tun hat, dass sich ihre Namen reimen und leicht zu verwechseln waren. Andererseits sind sie vom Charakter her recht unterschiedlich, nur die Namen fand ich halt verwirrend.


    Eine Person, die mir bereits im ersten Band gut gefallen hat, der griesgrämige Zwerg Semje, ist auch hier wieder mit dabei und spielt eine wichtige Rolle.


    Neben dem Hauptantagonisten, der hier erstmals in Erscheinung tritt (mehr oder weniger) gibt es weitere Bedrohungen, die mal menschlicher und mal übernatürlicher Natur sind, was mir ebenfalls gut gefallen hat.


    Cliffhanger
    Auch in diesem Roman enden viele der Kapitel mit Cliffhangern, allerdings gilt das nicht für das Ende, was mich sehr gefreut hat.


    Last but not least sei noch erwähnt, dass der Autor einige der Speisen von Jukabahjan sehr ausführlich beschreibt – was ja in der Phantastik nicht oft der Fall ist. Matthias Teut nutzt dies gern bei kulinarischen Lesungen und hat schon einige seiner Fans animiert, die Speisen nachzukochen.

    Klappentext
    „Du musst zum Nebelsee reisen – mehr wage ich dir hier nicht zu schreiben. Nur so viel: Bitte zögere nicht! Alles hängt davon ab, dass du bald gehst! Das Gefüge der Welt gerät aus dem Gleichgewicht.“


    Seit dem großen Krieg leben die Völker von Jukahbajahn – Menschen, Zwerge und das Sumpfvolk der Urda – in Frieden. Die Elben und ihre mächtige Stadt Erellgorh sind nur noch ein Mythos, verborgen im magischen Dunst des Nebelsees.
    Da wird der junge Heiler Atharu von seiner sterbenden Urmutter auf eine Reise geschickt. Ein sonderbarer Brief zwingt die Küchenmagd Selana zum Aufbruch. Und der Straßendieb Pitu muss wieder einmal vor seinen Verfolgern fliehen. Sie alle machen sich auf ins Ungewisse. Ihre Welt steht Kopf. Doch noch ahnen sie nicht, welche Bedrohung am Horizont lauert – und welche Rolle die Elben von Erellgorh ihnen zugedacht haben.


    Eigene Meinung:
    Der Autor erzählt hier aus Sicht seiner drei Protagonisten eine typische High Fantasy-Geschichte. Deren Grundidee findet man in ähnlicher Form häufiger in der High Fantasy, was ich allerdings nicht kritisch sehe, zudem es dem Autor gelungen ist, eine stimmige eigene Welt und sympathische Charaktere zu kreieren, denen man gern bei ihren Abenteuer folgt und mit ihnen mitfiebert. Viele Hintergrundinformationen zur Welt gibt es erst recht spät, und zumindest im Fall von Atharu, der ja durch seine Lehrerin und „Urmutter“ Ondara einiges an Wissen erfahren haben müsste, hat mich das ein bisschen verwundert. Aber zumindest klären sich dann auch für ihn am Ende zumindest einige Rätsel.


    Kritikpunkte:
    Ich kann mich einigen bisherigen Rezensionen anschließen in folgenden Punkten:


    Im Verlaufe des Romans, der ja der erste Teil einer Trilogie ist, treffen die drei Hauptpersonen nicht ein einziges Mal aufeinander. Ich hatte dadurch oft den Eindruck, im Grunde drei Geschichten zu lesen, wobei die Kapitel – jeweils aus Sicht des entsprechenden Protagonisten – fast immer mit einem Cliffhanger enden. Eigentlich ja ein gutes Stilmittel um die Spannung zu erhöhen, allerdings wurde mir das hier ein bisschen zu viel.
    Ich hatte das Gefühl, dass dieser gesamte erste Teil der Trilogie letztendlich vor allem dazu dienen soll, die Charaktere einzuführen. So etwas kann funktionieren, allerdings aus meiner Sicht eher in längeren Büchern. Ein Beispiel: Der Osten-Ard Zyklus von Tad Williams umfasst in der deutschsprachigen Version 4 Bände, von denen jeder zwischen 800 und 900 Seiten hat. Auch Williams lässt sich viel Zeit, seine Protagonisten einzuführen, allerdings belässt er es im ersten Band nicht dabei, sondern steigt bereits dort richtig in die eigentliche Handlung ein.


    Die drei Hauptcharaktere erleben im ersten Teil von Erellgorh so einiges, darunter auch Gefahrensituationen, so dass es zwischendurch immer wieder spannend wird. Allerdings fehlt aus meiner Sicht ein richtiger Handlungs- und Spannungshöhepunkt, zumal sich die Handlung auf stattliche 460 Seiten ausdehnt und hier teilweise Längen entstehen. Auch wird überhaupt nicht klar, ob es hier eigentlich (möglicherweise mächtige?) Antagonisten gibt, abgesehen von Nebenantagonisten wie den „Gellwicks“. Wer oder was das ist, verrate ich nicht wegen Spoilergefahr. Ich hätte mir zumindest einmal eine Andeutung gewünscht, welche den oder die eigentlichen Antagonisten einführt.


    Zwar gibt es einen Prolog, der andeutet, dass es noch um einiges mehr geht, aber weil darauf
    erst ganz am Ende wieder Bezug genommen wird, stand er mir nicht mehr vor Augen und ich musste ihn noch mal lesen.


    Ich bin im ersten Teil von Erellgorh außerdem auf eine Ungereimtheit gestoßen: „Die Handelsschifffahrt fing normalerweise zum Herbst erst richtig an. Wenn Wasser und Sturm die Landwege teilweise unpassierbar machten.“ Das macht wenig Sinn, weil Stürme sich auf dem Wasser noch verheerender auswirken können, wenn sie ganze Schiffe und deren Ladung zum Kentern bringen. Auch in der realen Welt war es vor Jahrhunderten üblig, die Schifffahrt in den stürmischen Jahreszeiten und im Winter auf ein Minimum zu beschränken oder gar ganz auszusetzen. Zumal manche Stürme recht unvorgesehen daherkommen. An dieser Stelle wäre eine kurze Erklärung gut gewesen, warum die Handelsschifffahrt hier trotz solcher Risiken ab dem Herbst aktiver ist.


    Doch aller Kritikpunkte würde ich sagen, dass diese Trilogie durchaus Potential hat. Ein weiterer Pluspunkt ist, dass sich der Schreibstil des Autors angenehm und flüssig lesen lässt.

    Diese Rezension von mir ist heute auch im Steampunk-Magazin "Clockworker" erschienen.


    Zum Inhalt
    Der Medizinstudent Tobias gelangt mithilfe einer Zeitmaschine aus dem 21. Jahrhundert ins Jahr 1842. Im alten Hamburg kommt er einer teuflischen Verschwörung auf die Spur, und ein Serienmörder geht um in der Hansestadt. Freimaurer, Alchimisten und Erfinder knüpfen ein bedrohliches Netz um den jungen Mann aus der Zukunft. Tobias’ Suche nach seiner verlorenen Zeitmaschine wird zu einer Achterbahnfahrt voll tödlicher Überraschungen – bis sich mit einem gewaltigen Feuer in Hamburg die Pforten der Hölle öffnen. Wird Tobias den Verlauf der Geschichte ändern können?


    Eigene Meinung
    Das Hamburg des Jahres 1842 wird sehr detailliert beschrieben, und hier wird deutlich, dass der Autor die historischen Begebenheiten intensiv recherchiert hat. Das ist eine große Stärke des Romans. Nicht nur die Zeitmaschine (die deutlich angelehnt ist an jene aus dem Roman von H.G. Wells) ist hier ein Steampunk-Element, denn unter den Nebenfiguren gibt es einen Erfinder, der selbst auch Erfindungen aller Art sammelt, und darüber hinaus werden auch die Wissenschaften jener Zeit thematisiert – bis hin zu einer fragwürdigen Forschung der eher okkulten Art, was dann entsprechend auch an verrückte Wissenschaftler erinnert, die ja in Steampunkromanen häufig anzutreffen sind. Man könnte das Buch aber auch ohne weiteres als historischen Krimi mit Science-Fiction-Elementen betrachten.
    Die Hauptfigur ist mit zahlreichen Eigenschaften ausgestattet, die sich für die Handlung als hilfreich erweisen: Tobias verfügt durch sein Studium über medizinische Kenntnisse, hat in seiner eigenen Zeit Fechten gelernt und interessiert sich darüber hinaus auch für Geschichte.
    Gelegentlich wird dieses Wissen ein wenig übertrieben, z.B. weiß Tobias ohne vorherige Anleitung, wie man Pferde lenkt, die eine Kutsche ziehen. Auch kommt es kaum zu einer Reflektion über seine bizarre Situation. Er denkt zwar über die Zeitmaschine nach, macht sich aber so gut wie keine Sorgen, ob er jemals wieder in seine eigene Zeit kommen wird.
    Was allerdings das Lesevergnügen nicht schmälert aus meiner Sicht, denn die Handlung ist von Beginn an spannend und dies wird zum einen durch die Geschichte um den Serienmörder, zum anderen durch den großen Brand in Hamburg noch intensiviert.
    Die Nebenfiguren, darunter der Polizeiaktuar Kettenburg (das historische Pendant zu einem Kommissar), der Wachmann Borchert und Professor Lewald sind mit sehr viel Liebe zum Detail und anschaulich ausgearbeitet. Im Roman wird übrigens teilweise auch Hamburger Plattdeutsch, Französisch, Hessisch und Jiddisch gesprochen, aber der Autor hat die entsprechenden Dialoge so geschickt geschrieben, dass man das Gesagte auch ohne entsprechende Kenntnisse aus dem Zusammenhang erschließen kann, z.B. durch die hochdeutschen Antworten anderer Figuren.
    Einige historische Persönlichkeiten tauchen ebenfalls auf und greifen teilweise auch an wichtiger Stelle in die Handlung ein. Auch hier hat der Autor intensiv recherchiert. Wer sich für die historischen Hintergründe interessiert, sollte das Dramatis Personae und das Nachwort lesen.
    Einen schönen Gag gibt es übrigens im letzten Kapitel des Buches, der wiederum H.G. Wells Fans freuen dürfte.


    Fazit: Ein spannender, sehr gut recherchierter historischer Roman mit Steampunk/Sci-Fi Elementen und viel Hamburger Lokalkolorit. Fans historischer Krimis und LeserInnen, die sich für die Hamburger Geschichte im 19. Jh. interessieren, dürften an diesem Roman besonderes Vergnügen finden. Zeitreisen findet man in deutschsprachigen Steampunk-Büchern bisher eher selten, und hier wird dieses Thema gelungen umgesetzt.


    Der Roman (420 Seiten) ist aktuell überall als E-Book erhältlich, die Printausgabe wird nicht mehr aufgelegt, kann aber als Sammlerstück
    oder Second-Hand-Ausgabe noch gefunden werden.


    Die Verlagsseite zum E-Book:
    https://www.piper.de/buecher/d…n-978-3-492-96833-1-ebook

    Klappentext:
    Jeder exzentrische Held braucht eine starke Frau an seiner Seite ... mit geladenem Schusseisen und ohne Skrupel!
    Der eigensinnige Archibald Leach und die waffenvernarrte Tüftlerin Sarah Goldberg werden in die Machenschaften des skrupellosen Marquis de
    Mortemarte hineingezogen. Der Schurke verwendet Okkultismus, Voodookult und Ätherkraft, um die Welt mit seinen Monstrositäten ins Chaos zu
    stürzen. Mit Hilfe skurriler Verbündeter, dubioser Artefakte und Erfindungsgeist versuchen die Abenteurer den drohenden Krieg zu
    verhindern. Dabei führt ihr Weg sie über vier Kontinente und die eigenen Grenzen hinaus.


    Eigene Meinung:
    Markus Cremer hat in diesem Roman auf rund 580 Seiten einen sehr komplexen Plot geschaffen mit viel Liebe zum Detail, was sich nicht nur in zahlreichen steampunkigen Erfindungen zeigt, sondern auch dem historischen Hintergrund bis hin zu interessanten Begegnungen mit realen historischen Persönlichkeiten, die hier natürlich fiktionalisiert sind. Außerdem gibt es hier mehrere Geheimorganisationen, die jeweils ganz eigene Interessen verfolgen. Archibald Leach und Sarah Goldberg begegnen darüber hinaus auch einigen Luftschiff-Piraten.


    Der Roman besticht auch durch eine Vielzahl an detailliert ausgearbeiteten Nebenfiguren, die aus ganz unterschiedlichen Ländern und Kulturen stammen. Und auch andere Minderheiten sind vertreten, außerdem hat die Protagonistin ein Handicap – was ihr teilweise Probleme beschert, sie aber nicht daran hindert, sich als wahre Heldin zu erweisen.
    Eine Jahreszahl taucht übrigens nirgends auf, doch der amerikanische Bürgerkrieg wird erwähnt, welcher offensichtlich bereits einige Jahre zurück liegt.


    Der Stil des Autors ist trotz der Komplexität und der Detail-Fülle flüssig zu lesen, außerdem sind die einzelnen Kapitel angenehm kurz. Jedes Kapitel wird eingeleitet von einem kurzen „Vorwort“ von Sarah Goldberg, aus deren Sicht die Handlung größtenteils erzählt wird. Diese Vorworte dienen dazu, die Handlung zu kommentieren, einiges daraus zusammenzufassen und man erhält hier zusätzlich zum eigentlichen Text einen weiteren Einblick in Sarahs Gedanken- und Gefühlswelt. Darüber hinaus werden einige Kapitel aus der Sicht des Antagonisten geschildert.


    Der Roman erinnert an klassische Abenteuergeschichten, die um ein okkult-übernatürliches Element bereichert werden. Wer da an Indiana Jones denkt, liegt nicht falsch – auch das Buchcover-Motiv von Illustrator Martin Schlierkamp scheint von einem der entsprechenden Filmplakate ein wenig inspiriert zu sein. Allerdings ist der Held Archibald Leach ein ganz eigener Charakter, der zum einen exzentrische Ansichten pflegt, zum anderen häufig etwas „verplant“ wirkt. Da macht das Motto des Romans Sinn: „Jeder exzentrische Held braucht eine starke Frau an seiner Seite … mit geladenem Schusseisen und ohne Skrupel“. Denn Sarah Goldberg ist tatsächlich eine pragmatische, starke Ergänzung für Leach, die sehr praktisch denkt.
    Die Freundschaft der beiden wird vom Autor mit einem feinen Humor gezeichnet, und man darf sich fragen, ob sie eigentlich noch mehr verbindet als der gemeinsame Kampf gegen die Monstrositäten des Marquis…


    Den Roman kann man als in sich abgeschlossen lesen, allerdings wird auch deutlich, dass hier eine Fortsetzung geplant ist, an der Markus Cremer bereits arbeitet.


    Bisherige Abenteuer von Archibald Leach und Sarah Goldberg sind als Kurzgeschichten in mehreren Steampunk-Anthologien zu finden (eine genaue Auflistung findet man im Buch). Es ist aber zum Verständnis des Romans nicht notwendig, alle diese Kurzgeschichten zu kennen.


    Das Vorwort zum Roman befasst sich mit einem anderen Charakter: Katharina Fiona Bode hat hier etwas über ihren Helden Erasmus Emmerich geschrieben, natürlich mit direktem Bezug zum Roman, so wie Markus Cremer wiederum für ihren Roman „Erasmus Emmerich und die Maskerade der Madame Mallarmé“ ein Vorwort mit Szenen um Archibald Leach verfasst hat. Also kann man hier von einem „Shared universe“ sprechen. Am Rande sei noch erwähnt: Wem der Name Archibald Leach bekannt vorkommt – so heißt auch einer der Hauptcharaktere in der britischen Komödie „Ein Fisch namens Wanda“ aus dem Jahr 1988.


    Mein Fazit: Ein detailverliebter, komplexer Steampunk-Roman mit vielfältigen, sympathischen, teilweise auch etwas skurrilen Charakteren, die allerhand turbulente und bisweilen unheimliche Abenteuer erleben. Bitte mehr davon!

    "Frischfleisch - Nullpersonen" von Vincent Voss ist ein
    Zombie-Horror-Roman und seit kurzem Preisträger des Horror Awards Vincent Preis 2017


    Klappentext:
    Lasst euch doch BRDigen! Zombies in Deutschland! Das Ende der Zivilgesellschaft!


    Ein kannibalistischer Gerichtsmediziner aus dem norddeutschen Wakendorf II geht auf einem zurückgezogenen Resthof seiner Leidenschaft nach und wird zum allerersten Untoten. Von dort aus greift das Phänomen um sich und überrollt Deutschland. Lediglich Tim Fabian, ein Journalist und Professor Dr. Robert Jäger, ein Ethnologe, kämpfen gegen das Unmögliche, warnen die Bevölkerung, die gezielt im Unklaren gelassen wird und schmieden einen Plan, der sie zurück nach Wakendorf II bringt.
    Dort nehmen sie den Kampf gegen die Untoten auf.


    Vincent Voss erweckt in »Frischfleisch – Nullpersonen« Untote in Deutschland zum Leben, legt die Zivilgesellschaft in Schutt und Asche und zeigt wie Politik und Medien versagen. Zu jeder Zeit hat der Leser das Gefühl, es könne wirklich so passieren.
    Direkt in der Nachbarschaft.
    Jetzt!
    Hier!


    Eigene Meinung:
    Bei diesem Horror-Roman ist mir als erstes aufgefallen, dass der Autor viele kurze Episoden schildert, in denen das Grauen in ganz alltägliche, realistisch geschilderte Situationen hereinbricht, an realen Schauplätzen, z.B. in Kiel, einem schleswig-holsteinischen Dorf und in Hamburg. Insofern kann ich der Ansicht im Klappentext: "Zu jeder Zeit hat der Leser das Gefühl, es könne wirklich so passieren. Direkt in der Nachbarschaft. Jetzt! Hier!" zustimmen.
    Diese schnellen, kurzen Kapitel vermitteln vom Gefühl her ein atemberaubendes Tempo, vieles passiert mehr oder weniger gleichzeitig an verschiedenen Orten, und das verstärkt den Eindruck der Bedrohung und Aussichtslosigkeit immer mehr. Jedes der Kapitel wird übrigens von einem passenden Zitat eingeleitet, was mir gut gefallen hat.
    Schnell wird deutlich, dass die Zombies (die hier auch "Nullpersonen" genannt werden) extrem gefährlich sind und niemand, wirklich niemand vor ihnen sicher ist. Was dann natürlich entsprechend für Spannung sorgt, so dass ich das Buch in sehr kurzer Zeit durchgelesen habe.


    Doch nicht nur die Zombies sorgten bei mir als Leserin für Grusel- und Schockmomente, sondern auch Entscheidungen auf höchster politischer Ebene, denn die Regierung muss sich natürlich früher oder später fragen, ob sie den allgemeinen Notstand ausrufen sollte.
    Außerdem arbeitet der Autor mit viel dramatischer Ironie, denn im Gegensatz zu den von der Zombie-Seuche überraschten Figuren im Buch weiß der Leser natürlich von Anfang so einiges über Zombies. Aber auch nicht alles, denn Vincent Voss hat sich eine ganz eigene Erklärung für die Zombie-Seuche einfallen lassen.


    Interessant fand ich auch, wie der Autor die Kommunikation in sozialen Netzwerke, einen Internet-Blog und einen Radiosender in die Handlung mit eingebunden hat.
    Die Hauptfiguren machen im Laufe des Romans zwar keine spezielle Charakterentwicklung durch, doch sie fällen einige mutige Entscheidungen, welche die Handlung dann entscheidend vorantreiben.


    Ich kenne übrigens den Vorgänger "Faulfleisch" noch nicht, es ist aber zum Verständnis der Geschichte nicht notwendig, diesen Roman gelesen zu haben.

    Geschichten unter dem Weltenbaum
    (Hrsg.: Lothar Mischke, Fantasy-Anthologie, erschienen im Torsten Low Verlag)


    Klappentext:
    Er ist das Zentrum der Welt. Seine Äste stützen das Himmelsgewölbe, tragen die Heimat der Götter und Lichtelfen. Seine Wurzeln umarmen das Reich des Todes und behüten die Geschöpfe der Nacht. Sein Stamm durchzieht die Welt der Menschen, Riesen und Zwerge, nährt sie und gibt ihnen Lebenskraft. Er ist nicht einfach nur ein Baum. Er ist der Weltenbaum – eine mythische Vorstellung vom Aufbau des Universums.


    2011 gewann diese Anthologie zweifach den ersten Platz beim Deutschen Phantastik Preis in den Kategorien Anthologie und Kurzgeschichte (letzteres für die Kurzgeschichte "Das Herz des Jägers" von Vanessa Kaiser & Thomas Lohwasser)


    Die 19 Geschichten der Anthologien beziehen sich größtenteils, aber nicht nur auf Mythologien, die sich mit dem Weltenbaum befassen, z.B. die nordische mit „Yggdrasil“, der Weltenesche.
    Dabei sind sie noch einmal unterteilt in die Bereiche „die Wurzeln“, „der Stamm“ und „die Krone“. Ganz zum Abschluss gibt es dann noch eine einzelne Geschichte zum Thema Ragnarök – eine Art Weltuntergang aus der nordischen Mythologie, bei der die Götter selbst gegeneinander kämpfen.


    Hier eine Übersicht der Geschichten und Autoren:
    Die silberne Rose - Johannes Harstick
    Schabernack - Kira Licht
    Orúthirs Pfad - Tilmann Wederich
    Der Herr der Verzweiflung - Wassilios Dimtsos
    Das Herz des Jägers - Vanessa Kaiser und Thomas Lohwasser
    Die Wurzel allen Übels - Mark Stefan Tänzer
    Mimirs Haupt - Bettina Ferbus
    Das Elixier des Lebens - Christiane Gref
    Ein Tropfen Weisheit - Ruth M. Fuchs
    Marimba - Marlies Aurig
    Schwalbensommer - Miriam Kraft
    Heldengarten - Nathalie Gnann
    Der mieseste Job der Welt - Thomas Matterne
    Von toten und lebenden Helden - Mark Stefan Tänzer
    Unaussprechliche Freuden - Karl Plepelits
    Des Himmels Chronisten - Moira Frank
    Dunkle Asche - Heike Pauckner
    Das Wintermädchen - Franziska Kopka
    Wiedergänger - Astrid Rauner


    Meine Meinung:
    Die einzelnen Geschichten sind sehr abwechslungsreich und reichen von High Fantasy bis hin zu Urban Fantasy, die in der Gegenwart angesiedelt ist (z.B. „Der mieseste Job der Welt“ von Thomas Matterne und „Unaussprechliche Freuden“ von Karl Plepelits).
    Manche der Geschichte sind schön-schaurig („Das Herz des Jägers“ und „Heldengarten“), andere beweisen eher trockenen Humor wie z.B. „Die Wurzel allen Übels“ von Mark Stefan Tänzer, welche von den Niedergang eines einstigen Tyrannen aus dessen eigener Sicht schildert. „Wiedergänger“ wirkt auf angenehme Weise mystisch, finde ich, und bisweilen wird es auch romantisch – ohne Kitsch – , z.B. in „Marimba“ und „Das Wintermädchen“. In der eher humorvollen Geschichte „Von toten und lebenden Helden“ werden gar Helden wie Siegfried der Drachentöter und Hagen von Tronje durch den Kakao gezogen – oder vielleicht eher durch den Met. ;)


    Fazit:
    Mir hat diese Anthologie sehr gut gefallen und ich habe sie in recht kurzer Zeit durchgelesen. Zu meinen persönlichen Favoriten unter den Geschichten zählen die bereits erwähnten „Das Herz des Jägers“, „Wintermädchen“, „Von toten und lebenden Helden“ und „Die Wurzel allen Übels“.
    Übrigens spielt der Weltenbaum nicht in jeder Geschichte eine tragende Rolle, aber jede bezieht sich in irgendeiner Form auf die damit verbundene Mythologie der drei (oder mehr) Welten: die Unterwelt als Reich der Toten, die mittlere, irdische Welt und die obere, himmlische Welt.


    Link zum Verlag:
    http://verlag-torsten-low.de/

    Klappentext:
    Die Welt ist ein Dorf und Facebook sein schwarzes Brett.
    Carola Martins hat die Menschen und sozialen Netzwerke fest im Griff. Regelmäßig veranstaltet sie Partys, zu denen sie wichtige Persönlichkeiten einlädt, und erschleicht sich subtil Vorteile. Ihrer Karriere im Rampenlicht scheint nichts mehr im Weg zu stehen. Doch gerade, als sie den bedeutendsten Erfolgen entgegensieht, werden Menschen aus ihrem Bekanntenkreis brutal ermordet. Alles deutet auf Carola als Täterin hin. Offenbar will jemand ihr Leben vollkommen zerstören. Um das zu verhindern, muss sie ihren kostbarsten Besitz aus der Hand geben: die Gästeliste!



    Rezension:
    "Die Gästeliste" ist ein sehr spannender Thriller. Ich habe diesen innerhalb von nur drei Tagen im Rahmen einer Leserunde verschlungen,
    was mir als Langsam-Leserin zeigt, dass mich das 417-Seiten Buch ziemlich gefesselt hat.
    Die Protagonistin Carola, eine toughe Karrierefrau wirkte auf mich anfangs wenig sympathisch, da sie sehr berechnend ist, was sich
    auch auf ihr Privatleben erstreckt. Allerdings ist es interessant, ihre Schachzüge und Aktivitäten zu verfolgen, und ihre Freundin
    Bianca bildet einen angenehmen, menschlicher wirkenden Ausgleich zu Carolas häufig zu beobachtender Gefühlskälte.
    Bereits relativ früh tauchen Charaktere auf, die recht undurchschaubar sind und bald sorgen einige wohlplatzierte Plot-Twists für Überraschungen, die wiederum die Spannung steigern. Die beiden Hauptcharaktere machen im Laufe des Buches eine interessante Entwicklung durch, die besonders bei Bianca deutlich wird.
    Im Buch gibt es außerdem zahlreiche Anspielungen speziell auf Facebook, z.B. gibt es darin immer wieder Facebook-Diskussionen, die dann
    auch passend mit "Kommentieren", dem Like-Däumchen und Zeitangaben versehen sind. Das ist hier auch nicht einfach Effekthascherei, sondern passt hervorragend zur sonstigen Handlung und erklärt diese auch teilweise.



    Fazit: Ich habe schon lange kein so spannendes Buch mehr gelesen und werde mir die Autorin gewiss merken.
    Sanne Averbeck ist übrigens das Pseudonym der Autorin Sonja Rüther (was auch kein Geheimnis ist).


    Link zum Buch:
    https://www.amazon.de/Die-G%C3%A4steliste-Sanne-Averbeck/dp/3736302401/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1487616419&sr=8-1&keywords=Die+G%C3%A4steliste

    Morgen startet eine achttägige Blogtour zu "Berlingtons Geisterjäger 1 - Anderswelt", mit einer Verlosung
    Hier die Themen und teilnehmenden Blogs:


    04.02. Das Buch und die Autorin
    in Elchis World of Books:
    elchisworldofbooks.blogspot.de/


    05.02. Vorstellung der fünf Hauptcharaktere
    in Lunas Leseecke:
    lunasleseecke.blogspot.de/


    06.02. Was ist Steampunk?
    im Blog Like a Dream:
    likeagaydream.wordpress.com/


    07.02. Was ist Gothic Horror?
    bei Bookworm Dreamers:
    bookwormdreamers.blogspot.de/


    08.02. Spiritismus, Séancen und Parapsychologie im 19. Jh.
    im Blog Traumfantasiewelten:
    traumfantasiewelten.blogspot.de


    09.02. Homosexualität im 19. Jh.
    in Sanarkais Welt der Bücher:
    sanarkai-weltderbuecher.blogspot.de/


    10.02. Die viktorianische Epoche
    im Blog Tausend Leben:
    tausend-leben.blogspot.de/


    11.02. Hexen in der Urban Fantasy
    in Letannas Blog:
    letannasblog.blogspot.de/


    12.2. Gewinnerbekanntgabe auf allen Blogs

    Klappentext:
    Der englische Gentleman Graham McPherson liebt es, in seinem Club von angeblichen Abenteuern auf dem Mond zu erzählen. Niemand zweifelt an seinen Ausführungen, bis ein neues Clubmitglied ihn der Lüge bezichtigt und zu einer folgenschweren Wette herausfordert: Bis zum nächsten Vollmond soll McPherson seine Behauptungen beweisen. Keine leichte Aufgabe, immerhin schreiben wir das Jahr 1895. Doch mit der Unterstützung des Profibetrügers Suggs und der schlagkräftigen Thailänderin Gann Li-Pen, ersinnt er einen ebenso verzweifelten wie tollkühnen Plan.


    Meine Meinung:
    Die in London angesiedelte Steampunk-Novelle mit Sci-Fi Elementen erinnert von ihrer Ausgangsidee her ein wenig an "In 80 Tagen um die Welt" von Jules Verne. Wie sich die Mondreise darin gestaltet, verrate ich an dieser Stelle nicht wegen Spoilergefahr. Auf jeden Fall gelingt es dem Autor, eine spannende und kurzweilige Geschichte zu erzählen, bei der außerdem auf elegante Weise einige
    berühmte Persönlichkeiten (zum Teil auch aus der viktorianischen Literatur) nebenbei mit eingebunden werden, darunter der Film-Pionier Georges Méliès und ein sehr junger Charlie Chaplin. Eine der Hauptfiguren stammt aus Thailand, was insofern bemerkenswert ist, da zumindest im deutschsprachigen Steampunk multikulturelle Einflüsse zwar durchaus vorhanden sind, sich das allerdings selten auf wichtige Charaktere ausweitet.
    Nach dieser unterhaltsamen Geschichte bin ich gespannt auf weitere Werke des Autors.


    Link zur Verlagsseite:
    http://artskriptphantastik.de/DerEarlvonGaudibert.html

    Klappentext:
    Zehn Jahre ist es nun her, dass es durch die Unaufmerksamkeit eines einzelnen Leprechauns - dem die Installation der City Webcams in Galway entgangen waren - zu einer historischen Entscheidung kam. Die Völker der Anderswelt gaben sich zu erkennen. Fairies, Hochelfen Vampire, Werwölfe, Dämonen, Leprechauns, Sidhes, Fomoren, Hexen, Gespenster … Das Outing ließ zur Gewissheit werden, dass die als Märchen und Legenden abgetanen magischen Wesen, wirklich existieren und im Geheimen schon lange an unserer Seite leben. So wie es die Iren, mit ihren Zugängen zur Anderswelt, schon lange gespürt hatten. Sie sind es nun, die mit dem neuen Nachbarstaat jenseits der Schleier am engsten verknüpft sind.


    Und nicht allen gefällt die neue Weltordnung, es gibt Widerstand, sowohl unter Paras als auch den Menschen. So steckt Michael O'Hara - kaum, dass er seine Kopfgeldjägeragentur für Paranormale Fälle eröffnet hat - in einem riesigen Schlamassel von Problemen: Ein verschwundener Sidhe und eine bestialische Mordserie an jungen Frauen, fordern seinem gerade zusammengestellten Team alles ab. Darüber hinaus stalkt ein Vampir Michaels junge Kopfgeldjägerin Cat und seit neuestem plagen ihn prophetische Alpträume, die sich verdammt real anfühlen. Und dann ist da auch noch die Hochelfe Mairéad …


    Dass die Galway Hunter noch tiefer in den Strudel der Ereignisse gezogen werden, deren Ursprung in der blutrünstigen alten Ordnung der Anderswelt liegen, davon ahnt Michael zu diesem Zeitpunkt noch nichts.


    Meine Meinung:
    Der Roman ist sehr spannend und es gibt viel Action und dramatische Szenen, wobei es teilweise auch durchaus brutal wird - also nichts für schwache Nerven. Die Charaktere sind durchgehend sympathisch und ich konnte mit ihnen mitfiebern.
    Viel Konfliktpotential ergibt sich aus dem Umstand, dass es eine Paranormale Gruppe gibt, die Mischwesen (auch Bastarde genannt) zutiefst verabscheut und töten will - und auch alle Wesen verfolgt, die sich mit anderen Wesen einlassen, die nicht zu ihrer Art gehören.
    Doch es gibt noch eine weitere Bedrohung, über die ich hier nicht mehr verraten möchte wegen Spoilergefahr.
    Durch die Handlung ziehen sich immer wieder kurze Rückblenden, die aber nicht aus dem Lesefluss herausreißen, sondern die Geschichte noch anreichern.
    Im Roman gibt es darüber hinaus auch einige romantische, aber nicht kitschige Liebesgeschichten, die sich langsam entwickeln, sich allerdings dankenswerter Weise nicht allzu sehr in den Vordergrund drängen.
    Am Ende gibt es ein Glossar, in dem man einiges über die verschiedenen Anderswelt-Wesen nachlesen kann.


    Die folgenden Dinge haben mich etwas irritiert, aber das ist nun Jammern auf hohem Niveau:
    Die Autorin verwendet immer wieder ganze Sätze im irischen Gälisch, ohne irgendwo eine Übersetzung zu liefern.
    Das macht aus meiner Sicht insofern wenig Sinn, wenn alle Beteiligten in einer Szene das Gälisch verstehen und die Szene aus der Perspektive eines von ihnen geschrieben ist. Aber zum Glück bleibt die Handlung trotz allem verständlich, insofern ist es nicht weiter problematisch.
    Irritiert hat mich zu Anfang auch, dass Gedanken eines Charakters oft mitten in einem Wort abgebrochen werden.
    (z.B. "es war köstl - ") anstatt zum Beispiel zu sagen, "er wurde von X aus seinen Gedanken gerissen" - als dies das erste Mal auftauchte, dachte ich, es handelt sich um einen Rechtschreibfehler, bis mir später klar wurde, dass dies einfach ein Stilmittel der Autorin ist.
    Angesichts der vielen Charaktere im Roman (von denen einige noch dazu sowohl einen irischen als auch einen englischen Namen haben, der dann abwechselnd verwendet wird) hätte ich mir im Anhang eine "Dramatis personae"-Liste gewünscht.
    Dazu muss ich sagen, dass diese Dinge mein Lesevergnügen nicht geschmälert haben.


    Abschließend noch ein Wort zum Cover:
    Allein vom Cover ausgehend, hätte ich hier eher nicht mit einem Urban Fantasy Roman gerechnet. Für kleine Ansichten (wie in einem Online-Katalog) ist das Motiv eventuell ein bisschen ungünstig, weil nicht gut zu erkennen und auch der Schriftzug des Titels ist ein wenig klein geraten. Allerdings finde ich es mal etwas anderes in Bezug auf das Genre, dass hier keine Menschen, Werwölfe, Vampire oder andere Wesen abgebildet sind, sondern eine Stadtansicht mit einem Vollmond.


    Link zum Buch:
    https://www.amazon.de/Galway-H…976750/ref=cm_rdp_product