Beiträge von milkysilvermoon

    New York im Jahr 2020: Danielle Ashley Kohan, eine New Yorker Anwältin, führt mit David Rosen eine glückliche Beziehung. Doch nach dem Heiratsantrag, den sie annimmt, hat Dannie einen komischen, sehr realistischen Traum: Es ist das Jahr 2025 und sie ist mit einem anderen Mann zusammen. Kann es soweit kommen? Was hat das Ganze zu bedeuten?


    „In fünf Jahren“ ist ein Roman von Rebecca Serle.


    Meine Meinung:

    Der Roman besteht aus 41 Kapiteln mit einer angenehmen Länge. Er endet mit einem Epilog. Die Handlung umfasst fünf Jahre, wobei es mehrere Zeitsprünge gibt. Der Aufbau ist recht simpel, funktioniert aber sehr gut.


    Erzählt wird im Präsens in der Ich-Perspektive aus der Sicht von Dannie. Der Schreibstil ist einfach und schnörkellos, aber passt gut zur Geschichte. Auch in sprachlicher Hinsicht ist der Roman unauffällig.


    Protagonistin Dannie ist eine sympathische und realitätsnahe Figur. Ihre Gedanken und Gefühle kommen prima zum Ausdruck. Ich habe ihre Geschichte gerne verfolgt. Auch die übrigen Charaktere sind nicht zu klischeehaft.


    Inhaltlich hat mich der Roman nicht enttäuscht. Ich mag keine typischen Liebesgeschichten und habe auf eine Lovestory der anderen Art gehofft, wie mir das Marketing zu diesem Buch versprochen hat. Dieser Erwartung wird der Roman gerecht, denn er hält Überraschungen und unerwartete Wendungen bereit.


    Auf rund 300 Seiten ist die Geschichte zudem kurzweilig und unterhaltsam. Emotional konnte mich der Roman mehrfach berühren.


    Die reduzierte Gestaltung der deutschen Ausgabe spricht mich sehr an. Der prägnante englischsprachige Originaltitel („In five years“) wurde erfreulicherweise wortgetreu übersetzt.


    Mein Fazit:

    Wer eine klassische Liebesgeschichte mit viel Wohlfühlatmosphäre sucht, wird mit dem Roman von Rebecca Serle eher nicht glücklich. Für alle anderen ist „In fünf Jahren“ jedoch definitiv einen genaueren Blick wert.


    Ich vergebe 4 von 5 Sternen.

    Im Jahr 1969 nehmen die Unruhen in Irland ihren Anfang. Das kümmert die fast achtjährige Amelia Boyd Lovett aber erst einmal wenig. Sie besucht jeden Tag ihr Versteck, um sich ihre Schätze anzugucken: ein kleines Plastikschaf, eine Münze mit einem eingeprägten Gebet, eine Tube Glitzer - und Gummigeschosse, die sie sammelt, seitdem die britische Armee angefangen hat, damit zu schießen…


    „Amelia“ ist der Debütroman von Anna Burns, der im Original bereits 2001 erschienen ist.


    Meine Meinung:

    Der Roman besteht aus 26 Kapiteln, die wiederum in Abschnitte unterteilt sind. Die Handlung umfasst mehrere Jahrzehnte: von 1969 bis Mitte der 1990er-Jahre. Immer wieder gibt es Zeitsprünge. Die entsprechenden Jahreszahlen befinden sich am Anfang der Kapitel. Dieser Aufbau ist nicht unkompliziert, aber geschickt komponiert.


    Der Schreibstil ist dialoglastig und sehr plastisch, manchmal auf schmerzhafte Weise. Die Sprache wirkt nüchtern und schnörkellos und ist gleichzeitig eindringlich.


    Amelia ist eine reizvolle Protagonistin. Daneben gibt es eine Vielzahl an weiteren Figuren.


    Inhaltlich ist der Roman keine leichte Kost. Obwohl er schon vor mehr als 20 Jahren verfasst wurde und die Handlung in der weiter zurückliegenden Vergangenheit verortet ist, hat das Thema nicht an Aktualität eingebüßt. Die jüngsten Unruhen in Nordirland haben den Fokus der Öffentlichkeit wieder auf den Konflikt gelenkt. Daher hatte ich mir tiefergehende Einblicke erhofft, die ich leider aber nur teilweise erhalten habe. Allerdings konnte mich die Geschichte dennoch berühren.


    Der deutsche Titel weicht erheblich von der englischsprachigen Originalausgabe („No Bones“) ab, passt aber natürlich auch. Das erfrischend ungewöhnliche Cover wurde übernommen.


    Mein Fazit:

    Auch mit „Amelia“ hat Anna Burns einen sehr speziellen und originellen Roman geschrieben. Trotz mehrerer Schwächen eine insgesamt lohnenswerte Lektüre.


    Ich vergebe 4 von 5 Sternen.


    ASIN/ISBN: 3608500146

    Die deutsch-deutsche Grenze im Jahr 1964: Als Lehrerin Helene Werner das Angebot erhält, an die Schule in Kirchdorf in Hessen zurückzukehren, geht sie nur zögerlich darauf ein. Es ist eine Karrierechance. Sie befürchtet aber, dass ihre Gefühle für den Landarzt Tobias Krüger ihr Leben erneut durcheinanderbringen könnten. Das ist allerdings nicht ihr einziges Problem…


    „Die Dorfschullehrerin - Was das Schicksal will“ ist der zweite Band einer Reihe von Eva Völler.


    Meine Meinung:

    Der Roman besteht aus vier Teilen, die wiederum insgesamt 23 Kapitel umfassen. Er endet mit einem Epilog. Die Handlung spielt wenige Jahre nach dem ersten Band. Der Aufbau ist unkompliziert und gut nachvollziehbar.


    Erzählt wird aus wechselnden Perspektiven, vornehmlich aus der von Helene und Tobias. Der Schreibstil ist gewohnt anschaulich, bildhaft und einfühlsam. Sprachlich authentisch wirken die Dialekteinschübe des Rhöner Platts.


    Obwohl die Geschichte an den ersten Band der „Dorfschullehrerin“-Dilogie anschließt, lässt sich der Roman - dank mehrerer Zusammenfassungen - auch ohne Vorwissen verstehen. Ich empfehle jedoch, zuerst den Auftaktband zu lesen.


    Viele der handelnden Personen sind aus dem ersten Teil der Reihe bereits bekannt. Ich habe mich gefreut, die überwiegend sympathischen Charaktere auf ihrem weiteren Weg zu verfolgen. Die Figuren verfügen über ausreichend psychologische Tiefe.


    Auf den fast 400 Seiten hat mich der Roman noch mehr überzeugt als der erste Band. Die Ereignisse wirken größtenteils lebensnah, die Handlung nicht zu übertrieben.


    Gleichzeitig wird der Leserschaft ein ansprechender Themenmix geboten. Wieder einmal gelingt es der Autorin, deutsch-deutsche Geschichte auf unterhaltsame Weise zu vermitteln. Die fundierte Recherche ist dem Roman an mehreren Stellen anzumerken.


    Das Nachwort fällt diesmal, wegen des Kriegsausbruchs in der Ukraine, leider etwas spärlich aus. Es bietet wenig Erhellendes und ist daher eine kleine Enttäuschung.


    Das hübsche, nostalgisch anmutende Cover passt sowohl zum Genre als auch zum ersten Band. Der Titel erschließt sich nach der Lektüre sofort.


    Mein Fazit:

    Mit „Die Dorfschullehrerin - Was das Schicksal will“ hat Eva Völler eine gelungene Fortsetzung geschrieben. Ich bin schon jetzt gespannt, mit was uns die Autorin künftig noch überrascht.


    Ich vergebe 4,5 von 5 Sternen.

    Es ist Freitag, der 13. November 1903, und für Andrew Haswell Green ist es wahrlich ein Unglückstag. Auf offener Straße, auch noch vor seiner eigenen Haustür, wird der 83-Jährige erschossen. Was steckt hinter diesem Mord? Und wie hat es der Sohn eines mittellosen Bauern geschafft, zu einer ruhmreichen Persönlichkeit zu werden?


    „Der große Fehler“ ist ein Roman von Jonathan Lee.


    Meine Meinung:

    Der Roman ist unterteilt in 33 kurze Kapitel. Sie sind benannt nach den Toren des Central Parks, eine schöne Idee.


    Der Schreibstil wirkt ein wenig altertümlich mit der antiquierten Ausdrucksweise. Für mich passt diese Sprache jedoch gut zur Geschichte. Sie verleiht dem Buch Charme.


    Der Protagonist ist ein interessanter Charakter, der ein erlebnis- und erfolgreiches Leben aufweisen kann und somit eine Menge Stoff für eine Romanbiografie bietet. Insgesamt glänzen in dem vorliegenden Werk aber die Nebenfiguren, vor allem die weiblichen.


    Inhaltlich ist der Roman in zweifacher Hinsicht reizvoll: Einerseits bringt der Autor seiner Leserschaft eine historische Person nahe, die sich auf mehreren Gebieten verdient gemacht hat. Andererseits geht es um einen Mordfall. Dieses Konzept ist vielversprechend und stellt einen guten Ansatz dar. Keine der beiden Erzählstränge ist jedoch komplett überzeugend umgesetzt. Für eine Kriminalgeschichte ist das Werk zu durchschaubar und wenig aufregend, für einen autobiografischen Roman ist es zu unvollständig.


    Obwohl ich bei diesem Roman keinesfalls eine durchweg spannende Handlung erwartet habe und deshalb mit dem gemächlichen Erzähltempo kein Problem hatte, haben mich einige Längen gestört. Das liegt daran, dass die Geschichte immer wieder ihren roten Faden verliert und einzelne anekdotenhafte Episoden eingeflochten sind. Manche davon sind sehr lesenswert und unterhaltsam, andere weniger fesselnd.


    Das deutsche Cover finde ich in optischer Sicht sehr ansprechend. Allerdings gibt es nur einen weniger direkten Bezug, was das Motiv angeht. Der englischsprachige Originaltitel („The Great Mistake“) wurde wortgetreu ins Deutsche übertragen.


    Mein Fazit:

    Mit „Der große Fehler“ hat Jonathan Lee eine interessante Persönlichkeit wieder ins Licht der Öffentlichkeit gerückt und Andrew Green zu recht eine Art Denkmal gesetzt. Leider verschenkt der Roman in seiner Umsetzung aber einen Teil seines großen Potenzials.


    Ich vergebe 4 von 5 Sternen.


    ASIN/ISBN: 3257071914

    Menschen sind wie Bäume. Sie brauchen Luft, Sonne und die Gemeinschaft der anderen. Die Natur kann uns aber noch etwas lehren…


    „Sei wie ein Baum!“ ist ein Bilderbuch von Maria Gianferrari, geeignet für Kinder ab fünf Jahren.


    Meine Meinung:

    Das Buch besteht aus rund 20 Doppelseiten. Die Bilder erstrecken sich über jeweils beide Seiten. Als Besonderheit gibt es in der Mitte ein ausklappbares Panoramabild. Jedes Motiv ist mit einem Text versehen.


    Die Texte verzichten auf die sonst üblichen, manchmal recht gequälten Reime. Sie weisen eine einfache Syntax auf. Allerdings sind die Sätze oftmals metaphorisch gemeint und es tauchen zwischendurch botanische Fachbegriffe auf. Beim Vorlesen sind daher zusätzliche Erklärungen notwendig.


    Auf den letzten beiden Doppelseiten befindet sich nur Text. Hier sind die Anmerkungen der Autorin, Tipps zu Umweltschutz und Co. sowie die Anatomie eines Baumes untergebracht. Vermutlich ist diese Art Anhang für Fünfjährige noch zu überfordernd. Als Ergänzung finde ich diese Seiten jedoch wunderbar.


    Die farbenfrohen, aber nicht knalligen Illustrationen von Felicita Sala empfinde ich als sehr gelungen. Sie zeigen ihre Liebe zum Detail und sind gleichzeitig nicht überfrachtet. Die Bildsprache ist einheitlich. Dennoch sind die Motive abwechslungsreich und transportieren unterschiedliche Stimmungen.


    Die Botschaft des Buches ist wundervoll. Hier lernen Kinder nicht nur die Eigenschaften und Lebensweise von Bäumen kennen, sondern gewinnbringende Vergleiche zu den Menschen anzustellen. Was mir besonders dabei gefällt: Auch als Erwachsene können wir einiges aus der Lektüre ziehen.


    Der Einband mit den unterschiedlichen Blättern trägt zur überzeugenden Gestaltung bei. Das Covermotiv passt hervorragend zum Thema.


    Mein Fazit:

    Mit „Sei wie ein Baum!“ hat Maria Gianferrari ein kreatives und rundum gelungenes Bilderbuch konzipiert, das ich nur empfehlen kann. Zwar sind die Texte beim Vorlesen für jüngere Kinder etwas erklärungsbedürftig. Dennoch lohnt sich die Lektüre sehr, weil sie nicht nur Unterhaltung bietet, sondern pädagogisch wertvoll ist.


    Ich vergebe 5 von 5 Sternen.


    ASIN/ISBN: 3458179925

    East Oakland in Kalifornien: Die Mutter sitzt im Gefängnis, der Vater ist tot. Mit ihrem älteren Bruder Marcus muss sich Kiara (17) durchschlagen. Sie schafft es jedoch nicht, sich einen regulären Nebenjob zu suchen. Deshalb rutscht sie in die Prostitution ab…


    „Nachtschwärmerin“ ist der Debütroman von Leila Mottley.


    Meine Meinung:

    Der Roman besteht aus etlichen kurzen Kapiteln, die zumeist noch in Abschnitte aufgeteilt sind. Der Aufbau ist recht einfach.


    Der Schreibstil hat mich leider nicht sonderlich beeindruckt. Er ist geprägt von einem umgangssprachlichen, teilweise vulgären Ton und von vielen Dialogen. Das wirkt zwar durchaus authentisch und anschaulich, liest sich aber nicht so elegant. Erzählt wird im Präsens in der Ich-Perspektive aus der Sicht von Kiara.


    Kiara ist eine reizvolle und durchaus sympathische Protagonistin. Ihr Verhalten ist manchmal nicht ganz nachvollziehbar und schwer zu ertragen.


    Das Thema des Romans hat mich sofort angesprochen. Ich finde es wichtig, die oft strukturellen Probleme schwarzer Frauen sichtbar zu machen. In dem interessanten Nachwort der Autorin ist zu lesen, dass die Geschichte auf wahren Tatsachen beruht. Die Recherche ist dem Roman immer wieder anzumerken.


    Auf etwas mehr als 400 Seiten ist die Geschichte aufgrund von Themen wie Gewalt und Missbrauch keine leichte Kost, aber kurzweilig und fesselnd. Allerdings gibt es einige inhaltliche Wiederholungen, was mich ein wenig gestört hat.


    Der deutsche Titel ist auf gelungene Weise aus dem amerikanischen Englisch („Nightcrawling“) übertragen. Das Cover des deutschen Verlags gefällt mir sogar besser als das Original.


    Mein Fazit:

    Mit ihrem Debüt hat mich Leila Mottley nicht in allen Punkten überzeugt. Dennoch ist „Nachtschwärmerin“ ein besonderer Roman.


    Ich vergebe 4 von 5 Sternen.


    ASIN/ISBN: 3753000582

    Mit ihrer Zwillingsschwester Aggie kommt Inti Flynn nach Schottland, um dort ein Team von Biologen anzuführen. In den abgelegenen Highlands wollen die Wissenschaftler 14 Wölfe wieder ansiedeln. Auch für sich selbst Inti hofft auf einen Neuanfang…


    „Wo die Wölfe sind“ ist ein Roman von Charlotte McConaghy.


    Meine Meinung:

    Der Roman beinhaltet 31 angenehm kurze Kapitel und endet mit einem Epilog. Erzählt wird in der Ich-Perspektive aus der Sicht von Inti - vorwiegend im Präsens. Allerdings wechselt das Tempus immer mal wieder in die Vergangenheitsform, denn die Geschichte enthält einige Rückblicke.


    Der Schreibstil wirkt ungekünstelt und unaufgeregt. Er ist dank gelungener Beschreibungen wunderbar anschaulich und aufgrund etlicher Dialoge lebhaft.


    Inti steht eindeutig im Vordergrund der Geschichte. Sie ist mit viel psychologischer Tiefe ausgestattet und trotz oder gerade wegen ihrer Ecken und Kanten ein sympathischer, lebensechter Charakter. Auch die übrigen Figuren machen einen realitätsnahen Eindruck.


    Auch darüber hinaus wird der Roman meinen inhaltlichen Erwartungen gerecht. Besonders gut haben mir die vielen Bezüge zur Natur gefallen. Die Botschaft, dass Mensch und Tier im Einklang miteinander leben müssen, ist gleichermaßen aktuell und wichtig. Auf unterhaltsame Weise lässt sich beim Lesen zudem interessantes Wissen zum Lebewesen Wolf erfahren.


    Dabei ist das Buch keineswegs trocken, denn die Autorin hat gekonnt abwechslungsreiche Elemente eingeflochten, beispielsweise eine kleine Kriminalgeschichte und ungewöhnliche Fähigkeiten. Nicht zuletzt deswegen kommt auf den rund 420 Seiten keine Langeweile auf.


    Das künstlerisch anmutende Cover ist nicht nur hübsch, sondern passt auch motivisch sehr gut. Der doppeldeutige Titel ist nicht ganz originalgetreu („Once There Were Wolves“) aus dem Englischen übersetzt, aber dennoch ebenfalls treffend gewählt.


    Mein Fazit:

    „Wo die Wölfe sind“ von Charlotte McConaghy ist ein Roman, der mich in mehrfacher Hinsicht überzeugt hat. Definitiv empfehlenswert! Er gehört schon jetzt zu meinen Lieblingsbüchern des Jahres 2022.


    Ich vergebe 5 von 5 Sternen.

    Zusammen spielen, kuscheln und einschlafen: Bei ihrer Mutter können sich auch Tierkinder sicher wissen und wohlfühlen. Nicht nur bei uns, sondern überall auf der Welt…


    „Meine liebste Mama“ ist ein Bilderbuch für Kleinkinder.


    Meine Meinung:

    Das Buch besteht aus zehn Seiten, auf denen jeweils eine einzelne Szene abgebildet ist. Jede Seite ist zudem mit einem oder zwei Sätzen betextet.


    Das Buch arbeitet mit Reimen, die teilweise etwas ungelenk sind, was jedoch nicht allzu sehr stört. Der Text beginnt auf jeder Seite mit der Anrede „Meine liebste Mama“. Die Sprache ist altersgemäß kurz und einfach. Sie beinhaltet gebräuchliche Wörter. Dadurch eignet sich das Buch gut zum Vorlesen.


    Die Illustrationen von Denise Hughes sind liebevoll und mit einem Auge für Details. Es gibt einiges zu entdecken, ohne dass die Kleinsten überfordert werden.


    Zu sehen sind zehn unterschiedliche Arten: Tiger, Biber, Faultier, Robbe, Elefant, Hase, Affe, Känguru, Ente und Eisbär, wobei diese jedoch nicht benannt werden. Immer ein Muttertier und der jeweilige Nachwuchs werden gezeigt. Die Botschaft: Auch in der Tierwelt wird gerne mit Mama gekuschelt. Die Umsetzung in Text und Bild ist gelungen.


    Es gibt sieben verschiedene motorische Spieleffekte: etwas zum Herausziehen, zum Umklappen, zum Schieben und zum Fühlen. Sie funktionieren sehr gut und lassen sich auch von kleinen, weniger geschickten Kinderhänden bedienen. Noch schöner wäre es gewesen, wenn zu jedem Bild ein Effekt verfügbar wäre, wie es auf dem Cover suggeriert wird. Zwei Zeichnungen müssen ohne ein Element auskommen.


    Sowohl die Spielelemente als auch die Seiten selbst sind aus stabiler Pappe gefertigt und machen einen soliden Eindruck. Empfohlen wird das Buch für Kinder ab zwei Jahren. Mit entsprechender Begleitung durch einen Erwachsenen können auch schon Einjährige ihre Freude daran haben.


    Das Cover ist sehr niedlich und kindgerecht gestaltet. Mir gefällt sehr, dass auch hier ein Effekt genutzt werden kann.


    Mein Fazit:

    „Meine liebste Mama“ ist ein süßes Bilderbuch mit nur wenig Verbesserungspotenzial.


    Ich vergebe 4 von 5 Sternen.


    ASIN/ISBN: 3737359083

    Friederike Andermann, kurz Fred, gilt als eine erfahrene Konsulin. Doch in Uruguay wird der deutschen Botschafterin eine vermisste Bloggerin zum Verhängnis. Deshalb wird sie ins politisch aufgeheizte Istanbul versetzt, ihrer bisher größte Herausforderung…


    „Die Diplomatin“ ist ein Roman von Lucy Fricke.


    Meine Meinung:

    Die Handlung spielt in Montevideo, Istanbul und Hamburg. Entsprechend besteht der Roman aus drei Teilen unterschiedlicher Länge, die wiederum etliche Kapitel umfassen. Die Geschichte erstreckt sich über mehrere Jahre. Der Aufbau ist plausibel und funktioniert gut.


    In sprachlicher Hinsicht hat mich der Roman absolut überzeugt. Der dialoglastige Schreibstil wirkt zunächst schnörkellos. Er konnte mich aber schnell mit seiner dichten Atmosphäre, gelungenen Sprachbildern und den teils lakonischen Zwischentönen begeistern. Erzählt wird in der Ich-Perspektive aus der Sicht von Fred.


    Die Protagonistin ist schon alleine aufgrund ihres Berufs ein interessanter Charakter. Mir gefällt gut, dass sie als authentische, eher reifere Person mit psychologischer Tiefe dargestellt wird. Auch die übrigen Figuren kommen glaubwürdig rüber.


    Besonders gereizt hat mich das kreative Thema, die Geschichte einer Botschafterin zu erzählen. Die Umsetzung zeugt von einer fundierten Recherche. Ich habe nicht nur gerne mehr über den Arbeitsalltag einer Diplomatin erfahren, sondern mochte auch die feministischen Aspekte, die in der Geschichte gut herausgearbeitet werden. Auch die vielen aktuellen Anknüpfungspunkte bezüglich der Politik sprechen für den Roman.


    Auf rund 250 Seiten kommt keinerlei Langeweile auf. Die Handlung wartet mit Verwicklungen und Hindernissen auf, ohne in punkto Dramatik über das Ziel hinauszuschießen.


    Das moderne, kunstvoll gestaltete Cover trifft genau meinen Geschmack, obwohl der inhaltliche Bezug nicht direkt gegeben ist. Der prägnante Titel passt hervorragend.


    Mein Fazit:

    Mit „Die Diplomatin“ hat Lucy Fricke einen empfehlenswerten Roman geschrieben, der sowohl auf der inhaltlichen als auch auf der sprachlichen Ebene keine Schwächen aufweist. Ein Buch, das Lust darauf macht, weitere Werke der Autorin zu entdecken.


    Ich vergebe 5 von 5 Sternen.


    ASIN/ISBN: 3546100050

    Schon als junges Mädchen hat Mélanie Diore davon geträumt, bekannt zu sein. Nun ist sie die Mutter zweier Kinder und in den sozialen Medien erfolgreich. Tausende verfolgen ihr Leben und das ihres Nachwuchses. Auch ihre Tochter zeigt sie in den Videos und Fotos. Eines Tages verschwindet Kimmy jedoch nach einem Versteckspiel spurlos. Polizistin Clara Roussel nimmt die Ermittlungen auf…


    „Die Kinder sind Könige“ ist ein Roman von Delphine de Vigan.


    Meine Meinung:

    Der Roman besteht aus zwei Teilen, die sich wiederum in etliche umnummerierte Kapitel gliedern. Der erste Teil spielt vorwiegend im Jahr 2019, deckt aber auch die Zeit ab 2001 ab. Der zweite Teil spielt in der Zukunft, konkret im Jahr 2031.


    Der Schreibstil macht zunächst einen nüchternen, recht berichtenden Eindruck. Zugleich ist er aber intensiv und einfühlsam.


    Die Charaktere werden mit psychologischer Tiefe dargestellt. Sie wirken daher realitätsnah und glaubhaft.


    Das Thema des Romans ist brandaktuell und zugleich sehr bedeutsam. Wieder einmal greift die Autorin ein aufwühlendes, kontroverses Sujet auf, das zum Nachdenken und Diskutieren anregt: die ausbeuterische Vermarktung von Kindern in den sozialen Medien und das Verletzen der Rechte und Gefühle von Kindern. All die skurrilen bis gefährlichen Auswüchse und Trends in der Sphäre der Influencer kommen aufs Tableau. Zugegebenermaßen sind die Schilderungen der Folgen im Roman ein eher extremes Beispiel. Ich finde es allerdings toll, dass die Autorin auf diesem Weg für die Problematik sensibilisiert. Darüber hinaus gelingt es ihr, die Vielschichtigkeit und Komplexität des Phänomens abzubilden, ohne die Zwischentöne zu vergessen.


    Auf rund 300 Seiten behält der Roman seine soghafte Wirkung bei. Das liegt einerseits an den rätselhaften Umständen des Verschwinden Kimmys und deren unbekannten Gründen. Andererseits versteht es die Autorin, auch in den weniger dramatischen Passagen zu fesseln.


    Der deutsche Titel ist erfreulich wortgetreu aus dem französischen Original („Les Enfants Sont Rois“) übersetzt. Das Cover ist hübsch, aber erschließt sich mir nur in Teilen.


    Mein Fazit:

    Auch mit „Die Kinder sind Könige“ hat mich Delphine de Vigan begeistert. Wieder einmal hat es die Autorin geschafft, eine wichtige Thematik auf gelungene Weise in einen aufrüttelnden Roman zu packen. Uneingeschränkt empfehlenswert!


    Ich vergebe 5 von 5 Sternen.

    In London studiert Anna (24) Operngesang und hat Probleme, ihr Leben zu finanzieren. Tagsüber muss sie sich gegenüber ihren Kommilitonen behaupten, am Abend verdient sie ihren Unterhalt als Jazzsängerin in einer Bar. Dort trifft sie auf Max, einen 14 Jahre älteren Banker…


    „Unser wirkliches Leben“ ist der Debütroman von Imogen Crimp.


    Meine Meinung:

    Der Roman besteht aus vier Teilen sehr unterschiedlicher Länge. Sie umfassen insgesamt 23 Kapitel. Der Aufbau ist unkompliziert und funktioniert gut.


    In sprachlicher Hinsicht hat mich der Roman komplett überzeugt. Erzählt wird weitgehend chronologisch in der Ich-Perspektive aus der Sicht von Anna. Der Schreibstil ist recht dialoglastig. Die Sprache wirkt zunächst ziemlich nüchtern, ist zugleich aber atmosphärisch, bildhaft und eindringlich.


    Protagonistin Anna ist kein ganz einfacher Charakter. Ihr offener Umgang mit ihren Schwächen und ihre Selbsterkenntnis machen sie jedoch menschlich verständlich und sogar durchaus sympathisch. Ich mochte auch ihre teils bissigen oder zumindest frechen Bemerkungen. Mit der Figur von Max habe ich mich dagegen schwergetan.


    Im Kern des Romans geht es um eine moderne Liebesgeschichte zwischen zwei ungleichen Personen. Die Darstellung dieser Beziehung verzichtet erfreulicherweise auf Kitsch und übermäßige Dramatik. Ich empfinde sie in Teilen jedoch als problematisch. Zudem wurde mir nicht so richtig klar, was Anna bei Max hält. Auch die weitere Entwicklung, also der Schluss des Romans, hat mich eher enttäuscht.


    Die weiteren Themen und Facetten der Geschichte konnten mich hingegen erreichen. So spielen beispielsweise feministische Punkte eine wichtige Rolle. Darüber hinaus verfügt die Geschichte über psychologischen Tiefgang. Zudem ist dem Roman anzumerken, dass sich die Autorin mit Inhalten wie dem Operngesang bestens auskennt.


    Auf den immerhin rund 460 Seiten ist der Roman kurzweilig und unterhaltsam. Tatsächlich entwickelt die Geschichte sogar einen Sog, dem ich mich kaum entziehen konnte.


    Der deutsche Titel weicht stark vom englischen Original („A Very Nice Girl“) ab, den ich weitaus passender finde. Das moderne Cover, dessen Motiv sich in der Innengestaltung des Buches fortsetzt, ist allerdings sehr gut gelungen.


    Mein Fazit:

    Obwohl mich Imogen Crimp auf der inhaltlichen Ebene nicht vollends überzeugen konnte, ist „Unser wirkliches Leben“ ein durchaus lesenswerter Roman.


    Ich vergebe 4 von 5 Sternen.

    Zwölf Jahre ist es her, seit Dorothy, kurz Dot oder Dots, Watson einen Verlust erlitten hat. Die Schuldgefühle verfolgen sie bis heute. Inzwischen arbeitet sie in einem Fundbüro der Londoner Verkehrsbetriebe und führt mit Anfang 30 ein zurückgezogenes Leben. Als John Appleby, ein älterer Mann, bei ihr eine Geldbörse seiner verstorbenen Frau als vermisst meldet, löst sein Kummer etwas bei Dot aus…


    „Das Fundbüro der verlorenen Träume“ ist der Debütroman von Helen Frances Paris.


    Meine Meinung:

    Die Geschichte wird eingerahmt von einem kurzen Prolog und ebenso knappen Epilog. Dazwischen besteht der Roman aus 29 Kapiteln mit einer angenehmen Länge. Jedes der Kapitel beginnt mit einem kleinen Steckbrief zu einem Fundstück - eine schöne Idee.


    Erzählt wird in der Ich-Perspektive aus der Sicht von Dot. Sprachlich ist der Roman unauffällig, aber anschaulich, atmosphärisch und nicht zu platt.


    Im Fokus der Geschichte steht Dot. Die Protagonistin wird mit psychologischer Tiefe und viel Authentizität dargestellt. Sie ist keine typische Sympathieträgerin, aber eine interessante Figur, deren Gedanken und Gefühle sich sehr gut nachvollziehen lassen. Darüber hinaus sind im Roman noch weitere recht spezielle Charaktere zu finden, was zur Unterhaltsamkeit beiträgt.


    Zwar enthält der Roman auch eine Liebesgeschichte. Inhaltlich ist er aber vielschichtig und durchaus tiefgründig. Mit Themen wie Tod, Verlust und Einsamkeit legt der Roman seinen Schwerpunkt auf Dramatik und menschliche Probleme. Das erzeugt naturgemäß eine eher schwerfällige Stimmung, machte das Buch für mich aber bewegend. Die Botschaft der Geschichte hat mich überzeugt. Alles in allem setzt das Buch Impulse zum Nachdenken.


    Auf rund 350 Seiten kommt trotz des gemächlichen Erzähltempos keine Langeweile auf. Gut gefallen hat mir auch das nicht weichgespülte Ende.


    Der deutsche Titel klingt im Gegensatz zum englischsprachigen Original („Lost Property“) pathetischer und etwas kitschig. Er würde besser zu einer seichteren Lektüre passen. Das Cover ist hübsch gestaltet, könnte aber ebenfalls falsche Erwartungen wecken.


    Mein Fazit:

    „Das Fundbüro der verlorenen Träume“ von Helen Frances Paris ist ein berührender Roman mit Tiefgang.


    Ich vergebe 4 von 5 Sternen.

    Im Kulturzentrum von Melbourne wird Samuel Becketts „Glückliche Tage“ aufgeführt, während außerhalb in den Bergen die Buschfeuer wüten. Drinnen verfolgen drei Frauen nicht nur das Stück auf der Bühne, sondern beschäftigen sich auch mit ihren eigenen Leben. Da ist die Literaturprofessorin Margot Pierce, Anfang 70, die mit ihrem Sohn Adam und mit ihrer Ehe mit dem dementen John hadert. Da ist die Kunstmäzenin Ivy Parker, Anfang 40, die von ihrer Vergangenheit eingeholt wird. Und da ist die Platzanweiserin und angehende Schauspielerin Summer (22), die sich Sorgen um ihre Freundin April macht…


    „Die Feuer“ ist ein Roman von Claire Thomas.


    Meine Meinung:

    Der Roman besteht aus neun Kapiteln, jeweils drei für jede der drei Frauen. Erzählt wird im Präsens abwechselnd aus der Sicht von Margot, Summer und Ivy. Durchbrochen wird dieses Schema durch den Teil „Pause“, der wie ein Drama aufgebaut ist und sich auf Dialoge und Regieanweisungen beschränkt. Eine interessante und gut funktionierende Struktur.


    Auch sprachlich hat mich der Roman überzeugt. Der Schreibstil ist schnörkellos, aber eindringlich und intensiv. Die unterschiedlichen Perspektiven variieren auch in sprachlicher Hinsicht auf hervorragende Weise. Das Geschehen auf der Bühne und die Gedanken der Frauen werden kunstvoll verwoben.


    Die drei Frauen sind recht unterschiedlich. Sie alle sind keine klassischen Sympathieträgerinnen, aber authentische und reizvolle Charaktere. Die Gedanken und Gefühle der Protagonistinnen lassen sich sehr gut nachvollziehen.


    Thematisch wird ein breites Spektrum abgedeckt. Es geht um den Klimawandel, psychische Probleme, traumatische Erlebnisse, Gewalt und einiges mehr. Vor allem aber überdenken die drei Protagonistinnen ihre bisherigen Sichtweisen und ihre Leben, was Denkimpulse auslöst und mich ebenfalls zum Nachdenken angeregt hat. Zugleich werden sich in dem Roman einige Frauen wiederfinden können. Das Beckett-Stück bildet einen skurrilen, ja bizarren Rahmen und ist ein passender Hintergrund, der etliche Anknüpfungspunkte bietet.


    Obwohl auf der Handlungsebene nicht viel passiert, entfaltet der Roman schon nach wenigen Seiten eine Sogkraft. Sie hält auf den rund 250 Seiten an.


    Das künstlerisch anmutende Cover lässt sowohl an die Feuer als auch an die Frauen denken - eine gute Wahl. Der mehrdeutige deutsche Titel ist einerseits ansprechend, aber andererseits etwas irreführender als das englischsprachige Original („The Performance“).


    Mein Fazit:

    „Die Feuer“ von Claire Thomas ist ein eindringlicher und eindrucksvoller Roman. Eine empfehlenswerte Lektüre.


    Ich vergebe 5 von 5 Sternen.

    Bei der Arbeit auf dem Feld, auf der Weide oder im Stall: In der Landwirtschaft gibt es viel zu tun und oft spielen Tiere eine wichtige Rolle.


    „Meine ersten Wörter vom Bauernhof“ ist ein Bilderbuch von Cornelia Frank.


    Meine Meinung:

    Das Bilderbuch umfasst fünf Doppelseiten, die sich je einem bestimmten Bereich widmen. Jeweils rechts ist ein seitenfüllendes Bild zu sehen, jeweils links gibt es einzelne kleinere Abbildungen. Es richtet sich an Kleinkinder ab zwölf Monaten.


    Die Illustrationen stammen von Steph Hinton und Carol Herring. Sie sind zum Teil stark vereinfacht und unproportional, zum Beispiel was die Köpfe der Figuren angeht. Die Zeichnungen schauen aber niedlich aus. Sie sind zudem divers und bilden unterschiedliche Personen ab.


    Auf jeder Doppelseite wird der jeweilige Bereich mit zwei Zeilen beschrieben. Darüber hinaus stehen die entsprechenden Wörter neben den Abbildungen, beispielsweise „der Traktor“. Auch die Schieber beinhalten Vokabeln. Die ausgewählten Wörter passen gut zum Thema und sind - mit Ausnahme der „Gössel“ - nicht zu speziell. Sie eignen sich daher für Kleinkinder, die noch keinen großen Wortschatz haben. Die erklärenden Sätze sind leicht verständlich und damit ebenfalls altersgerecht.


    Thematisch ist das Bilderbuch nicht allumfassend, aber deckt die wichtigsten Bereiche ab: Feld, Weide, Bauerngarten, bei den Hühnern und den Schweinen. Der Fokus wird auf die Tiere und Fahrzeuge gelegt. Aber auch alltägliche Gegenstände wie Eimer und Gießkanne kommen vor. Die Chance, hier auch Obst und Gemüse in seiner Vielfalt darzustellen, bleibt größtenteils ungenutzt. Zum sprachlichen Einstieg in das Themenfeld Bauernhof ist das Bilderbuch aber dennoch hilfreich.


    Zu jeder Doppelseite und zum Cover ist rechts ein Schieber integriert. Durch ihn verändert sich das rechte Bild und es tauchen auf dem Schieber selbst weitere Abbildungen auf. Dieser Mechanismus, der ebenso wie die stabilen Seiten ausreichend robust ist, kam bei meinem Kind sehr gut an.


    Mein Fazit:

    Das Bilderbuch „Meine ersten Wörter vom Bauernhof“ eignet sich prima als Einstieg, um Kleinkinder im zweiten Lebensjahr mit der Arbeit in der Landwirtschaft sprachlich und optisch in Berührung zu bringen. Für ältere Kinder oder besonders wissbegierige Entdecker bietet dieses Buch dagegen zu wenig.


    Ich vergebe 4 von 5 Sternen.


    ASIN/ISBN: 3473416975

    Mainheim, eine Kleinstadt an den Ausläufern des Taunus, im Jahr 1972: Die zehnjährige Caro Stern und ihre gleichaltrige Freundin Minka Schönwetter müssen miterleben, wie ihr Klassenkamerad Guy Meyfahrt vor ihren Augen verunglückt. Am selben Tag trifft die vietnamesische Vollwaise Claire, ebenfalls zehn Jahre alt, im Kinderheim ein. Das Netzwerk von Caros und Minkas Vätern, des Schokofabrikdirektors und des Bürgermeisters, beginnt zu arbeiten. Allmählich realisieren die beiden Freundinnen, dass in ihrer Stadt nichts mehr stimmt: Umweltverbrechen und andere Ungeheuerlichkeiten passieren….


    „Unser kostbares Leben“ ist ein Roman von Katharina Fuchs.


    Meine Meinung:

    Der Roman besteht aus drei Büchern, die sich aus insgesamt mehr als 80 Kapiteln zusammensetzen. Die Handlung spielt in den Jahren 1972 bis 1983. Erzählt wird aus wechselnden Perspektiven.


    Der Schreibstil ist anschaulich, aber manchmal fast ermüdend ausschweifend und detailliert. Eingefügt sind Liedtexte, Briefe und andere Auszüge.


    Das Personal ist sehr umfangreich und daher teilweise unübersichtlich. Zwar stehen Minka, Caro und später ebenfalls Claire überwiegend im Vordergrund der Geschichte. Der Fokus schwenkt jedoch immer wieder auch auf weitere Figuren. Darunter leidet die Stringenz ein wenig.


    Auch darüber hinaus ist der Roman inhaltlich überfrachtet. Neben der Umweltproblematik, die mich am meisten gereizt hat, tauchen überraschend viele weitere Themen auf, die die Geschichte zwar abwechslungsreich machen, aber auch unnötig ausschmücken. So ergeben sich auf den mehr als 600 Seiten einige Längen - zumal Spannungsmomente nicht allzu zahlreich eingestreut sind.


    Wie schon bei den anderen Romanen von Katharina Fuchs ist der Geschichte die fundierte Recherche anzumerken. Selbst diejenigen, die die 1970er- und 80er-Jahre (teilweise) noch in Erinnerung haben, können bei der Lektüre nebenbei einiges lernen.


    Das Cover gefällt mir sehr gut, obwohl es keinen direkten inhaltlichen Bezug gibt. Der Titel ist wenig konkret, passt aber hervorragend zu den sonstigen Romanen der Autorin.


    Mein Fazit:

    Mit „Unser kostbares Leben“ hat Katharina Fuchs ihren bisher schwächsten Roman abgeliefert. Zwar kann die Geschichte durchaus unterhalten. Sie kommt aber leider nicht an die Vorgängerbücher heran.


    Ich vergebe 3 von 5 Sternen.

    San Francisco in den 1980er-Jahren: Die 13-jährige Eulabee und ihre Freundin Maria Fabiola gehören die Straßen im wohlhabenden Stadtviertel Sea Cliff. Sie besuchen eine private Mädchenschule. Ein Vorfall stört ihr Verhältnis aber dauerhaft. Eines Morgens werden die beiden von einem Mann in einem Auto angehalten. Er fragt nach der Uhrzeit. Über die weiteren Geschehnisse sind sich die Mädchen uneinig und Eulabee wird zur Ausgestoßenen…


    „Die Gezeiten gehören uns“ ist ein Roman von Vendela Vida.


    Meine Meinung:

    Der Roman besteht aus 30 Kapiteln, die in den 1980er-Jahren angesiedelt sind. Zudem gibt es eine Art längerer Epilog. Die Handlung reicht von 1983 bis 2019. Erzählt wird im Präsens aus der Ich-Perspektive aus der Sicht von Eulabee. Dieser Aufbau funktioniert sehr gut.


    Der Schreibstil hat mich überzeugt. Der Ton und die Wortwahl sind sehr jugendlich, passend zum Alter der Protagonistinnen, aber nicht zu salopp. Der Roman ist atmosphärisch und enthält starke Bilder.


    Die zwei Mädchen stehen im Vordergrund der Geschichte. Für mich sind beide keine typischen Sympathieträgerinnen. Sie sind jedoch interessante und authentisch dargestellte Charaktere.


    Inhaltlich geht es vor allem um Zwischenmenschliches. Themen wie (toxische) Freundschaft und Zusammenhalt, aber auch Lügen und Verrat spielen eine zentrale Rolle. Dies alles ist zwar nicht sonderlich originell. Die Geschichte bietet allerdings eine Menge Anknüpfungspunkte und Stoff zum Nachdenken. Es handelt sich dabei um weit mehr als einen gewöhnlichen Coming-of-Age-Roman.


    Die Geschichte nimmt nur langsam Fahrt auf. Auf den fast 290 Seiten sind trotzdem nur wenige Längen vorhanden. Nach dem eher gemächlichen Start entwickelt der Roman einen Sog, dem ich mich nur schwer entziehen konnte. Der Schluss ist stimmig.


    Das künstlerische Cover, das sich am Original orientiert, lässt auf den zweiten Blick durchaus Bezüge zum Inhalt erkennen. Der deutsche Titel, der ebenfalls aus dem Amerikanischen („We Run the Tides“) übernommen wurde, passt hervorragend zur Geschichte.


    Mein Fazit:

    „Die Gezeiten gehören uns“ von Vendela Vida ist ein lesenswerter Roman, der mir unterhaltsame Lesestunden beschert hat.


    Ich vergebe 4 von 5 Sternen.

    Im Jahr 1959 als Tochter einer englischen Mutter und eines nigerianischen Vaters in Großbritannien geboren, ist Bernadine Evaristo im Süden Londons aufgewachsen. Schwarz, weiblich, mit bisexuellen Neigungen und aus ärmeren Verhältnissen stammend: Sie ist prädestiniert dafür, diskriminiert, beleidigt und in vielerlei Hinsicht benachteiligt zu werden. Aber Bernardine Evaristo lernte schon früh, dass es sich lohnt, ihr Leben zu leben und nicht aufzugeben. Denn sie hat es 2019 schließlich geschafft, als erste Schwarze Frau den renommierten Booker-Preis zu gewinnen und den internationalen Durchbruch zu schaffen…


    „Manifesto - Warum ich niemals aufgebe“ ist ein Memoir von Bernardine Evaristo.


    Meine Meinung:

    Das Sachbuch besteht aus sieben nummerierten Kapiteln, die von einer kurzen Einleitung und von einer Schlussbemerkung eingerahmt werden. Eine kreative Idee: Die Nummer der Kapitel ist jeweils in fünf Sprachen ausgeschrieben. Das eigentliche Manifest beschränkt sich auf zwei Seiten, die erst nach der Schlussbemerkung folgen.


    Erzählt wird in der Ich-Perspektive aus der Sicht von Bernardine Evaristo. Dabei ist das Memoir nicht chronologisch angelegt, sondern thematisch. Es geht um ihre Herkunft, ihr Zuhause, ihre Beziehungen, ihre Theaterarbeit, ihr literarisches Schaffen, ihre Einflüsse und ihre Wandlung. Was nach einer klaren Trennung klingt, geht bisweilen durcheinander. Dennoch halte ich diesen Aufbau für durchaus sinnvoll und durchdacht.


    Schön finde ich, dass die Autorin auch Aufnahmen aus ihrer privaten Fotosammlung teilt. Mehr als 20 Bilder zeigen die Autorin und ihre Familie im Laufe der Jahre.


    Nachdem ich das prämierte Buch der Autorin gelesen hatte, habe ich Lust darauf bekommen, mehr über diese interessante Persönlichkeit zu erfahren. Das Leben der Autorin an sich möchte ich nicht bewerten. Allerdings habe ich mich beim Lesen ihrer autobiografischen Schilderungen keineswegs gelangweilt.


    Mit ihrer Geschichte möchte sie inspirieren und in meinem Fall ist ihr das in gewissem Maße auch gelungen. Ich muss dazu sagen, dass ich in Hinblick auf Rassismus, Sexismus und Homophobie glücklicherweise nicht die Erfahrungen der Autorin teilen muss. Mit ihren Erlebnissen kann ich mich daher nur bedingt identifizieren. Dennoch haben mich ihre Erinnerungen nicht unbeeindruckt gelassen. Ihr Appell, die Kreativität zu nutzen, und die sonstigen Lehren, die ihr das Leben beschert hat, sind zudem zu unterstützen.


    Der Schreibstil ist sehr persönlich gefärbt und zeugt von Offenheit. Sprachlich kommt das Memoir nicht an „Mädchen, Frau etc.“ heran, was mich allerdings nicht gestört hat.


    Den aus dem Englischen übernommenen Titel empfinde ich als etwas irreführend, weil das Buch in allererster Linie ein Memoir ist, kein Manifest im eigentlichen Sinne. Der Untertitel, der sich ebenfalls stark am Original orientiert, ist dagegen eine gute Wahl. Das Coverfoto, das die Autorin zeigt, finde ich in mehrfacher Hinsicht als Optik gelungen.


    Mein Fazit:

    „Manifesto - Warum ich niemals aufgebe“ von Bernardine Evaristo ist ein lesenswertes Memoir.


    Ich vergebe 4 von 5 Sternen.


    ASIN/ISBN: 3608500154

    Eines regnerischen Tages staunt Buchhändler Grimm nicht schlecht. In seinem kleinen Laden am Dorfplatz taucht plötzlich Möhrchen auf. Das Tier ist ein Zesel - ein bisschen Esel, ein bisschen Zebra. Zusammen wollen die beiden Geschichten sammeln…


    „Grimm und Möhrchen – Ein Zesel zieht ein“ von Stephanie Schneider ist ein Vorlesebuch für Kinder ab fünf Jahren.


    Meine Meinung:

    Das Buch besteht aus 13 Kapiteln. Mit seiner großen und deutlichen Schrift eignet es sich sowohl zum Vorlesen als auch als Lektüre für Grundschüler.


    Der Text ist altersgemäß unkompliziert und leicht verständlich. Was auch Erwachsenen Vergnügen bereitet, ist der Wortwitz, der sich durch das gesamte Buch zieht.


    Die farbenfrohen Illustrationen von Stefanie Scharnberg sind rundum gelungen. Sie sind modern, aber auch mit viel Liebe zum Detail gestaltet. Manche Zeichnungen erstrecken sich über eine Doppelseite, manche sind nur schmückendes Beiwerk. Allen gemeinsam ist, dass sie die Geschichte auf hübsche Weise bereichern und das Textverständnis erleichtern.


    Praktisch sind die zwei Lesebändchen, denn das Buch mit seinen mehr als 100 Seiten lässt sich nicht in einem Rutsch lesen.


    Die kreative Idee, ein kleines Mischwesen von Esel und Zebra zum Protagonisten der Geschichte zu machen, geht voll auf. Den niedlichen Zesel mit seiner etwas frechen, aber lustigen und sympathischen Art habe ich schnell lieb gewonnen. Wegen seines freundlichen und klugen Charakters ist Grimm, der zweite Protagonist, ebenfalls eine liebenswürdige Figur.


    Auch die sonstige inhaltliche Umsetzung halte ich für gelungen. Dass der Wert von Freundschaft und Gemeinschaft betont wird, empfinde ich als schöne Botschaft. Die einzelnen Episoden sind gleichsam fantasievoll, charmant und alltagsbezogen.


    Das hübsche Cover gefällt mir optisch sehr gut und passt zum Inhalt des Buches. Der Titel ist ebenfalls treffend ausgewählt.


    Mein Fazit:

    Mit „Grimm und Möhrchen – Ein Zesel zieht ein“ weiß Stephanie Schneider gleichermaßen Groß und Klein zu begeistern. Eine Fortsetzung würde mich freuen.


    Ich vergebe 5 von 5 Sternen.


    ASIN/ISBN: 3423763663

    Amerika in drei Jahrhunderten: David Bingham, der junge Spross einer angesehenen Familie, verschmäht im Jahr 1893 einen standesgemäßen Verehrer, weil er sich in einen mittellosen Musiklehrer verliebt hat. 100 Jahre später wohnt ein junger Hawaiianer mit einem deutlich älteren, reichen Mann zusammen und verheimlicht ihm seine Familiengeschichte. Im Jahr 2093 möchte Charlie, die Enkelin eines mächtigen Wissenschaftlers, herausfinden, wohin ihr Mann wöchentlich verschwindet.


    „Zum Paradies“ ist ein Roman von Hanya Yanagihara.


    Meine Meinung:

    Der Roman umfasst drei Bücher, die aus unterschiedlich vielen nummerierten Teilen bestehen. Dabei gibt es drei verschiedene Erzählstränge. Der erste spielt in einer alternativen Vergangenheit im späten 19. Jahrhundert, der zweite in den 1990er-Jahren und der dritte in der Zukunft im späteren 21. Jahrhundert. Auch die Schauplätze wechseln, wobei ein Schwerpunkt auf New York liegt. In den Innenklappen sind drei Karten abgedruckt, die die Örtlichkeiten während der drei Jahrhunderte abbilden. Ein hübsches und hilfreiches Extra.


    Erzählt wird nicht immer chronologisch. Es gibt vor allem innerhalb des dritten Buches einige Zeitsprünge. Erzählt wird im Roman zudem aus wechselnden Perspektiven, zum Beispiel aus der Ich-Perspektive. Dieser Aufbau macht ein aufmerksames Lesen erforderlich.


    Besonders in sprachlicher Hinsicht hat mich der Roman überzeugt. Der Schreibstil ist atmosphärisch stark. Die Erzählstimmen wirken äußerst authentisch und sind an die verschiedenen Personen und Epochen angepasst. Strukturelle Unterbrechungen wie eingefügte Briefe sorgen ebenfalls für Variation.


    In inhaltlicher Sicht bietet der Roman auf rund 900 Seiten eine Menge Stoff. Ein großer Pluspunkt sind die kreativen Visionen einer möglichen Zukunft und die Vorstellungskraft in Bezug auf eine alternative Vergangenheit. Beides macht den Reiz der Geschichte für mich aus. Thematisch weist der Roman darüber hinaus mehrere aktuelle Bezüge auf. Namen und Motive wiederholen sich zwar. Allerdings macht das Buch insgesamt leider einen inkohärenten Eindruck.


    Der Roman beginnt recht stark im ersten Teil. Danach wird das Buch zwischenzeitlich langatmig und verwirrend, um in der zweiten Hälfte wieder seine Stärken auszuspielen.


    Gut gefallen hat mir, wie die Autorin mit den Erwartungen und Annahmen ihrer Leserschaft spielt. Am Ende bleiben durchaus einige Fragen offen, was mich hier in diesem Fall jedoch nicht gestört hat. Vielmehr mochte ich es, dass der Roman Raum für eigene Überlegungen lässt.


    Das Cover hat einen hohen Wiedererkennungswert und gefällt mir gut. Der Titel der amerikanischen Originalausgabe („To Paradise“) wurde erfreulicherweise wortgetreu übersetzt.


    Mein Fazit:

    „Zum Paradies“ von Hanya Yanagihara ist ein herausfordernder, aber auch besonderer Roman. Eine eigenwillige und doch lesenswerte Lektüre, die ich trotz ihrer kleineren Schwächen nicht bereut habe.


    Ich vergebe 4 von 5 Sternen.

    Nach 14 Jahren klicken die Handschellen. Jahrelang sind Mädchen im Alter zwischen sechs und zehn Jahren verschwunden. Der Mörder hat mit roten Schleifen der Polizei den Weg zu den Leichen gezeigt. Hinter den Taten soll der renommierte Philosophieprofessor und Anthropologe Walter Lesniak stecken. Er wird in Anwesenheit seiner Tochter Ann verhaftet. Zehn Morde wirft man ihm vor. Aber Ann ist überzeugt von seiner Unschuld und will diese nun beweisen….


    „Perfect Day“ ist ein Thriller von Romy Hausmann.


    Meine Meinung:

    Der Aufbau ist recht komplex. Es gibt eine Vielzahl an kurzen Kapiteln und verschiedene Erzählperspektiven. Erzählt wird unter anderem im Präsens aus der Ich-Perspektive aus der Sicht von Ann. Eingefügt sind zudem Gesprächsprotokolle, Zeitungsartikel und Tagebucheinträge. Zeitlich springt der Thriller hin und her. Orts- und Zeitangaben helfen jedoch bei der Orientierung.


    Der Schreibstil ist auf den ersten Blick unauffällig, auf den zweiten allerdings gut durchdacht. Die Sprache ist authentisch und durchaus variantenreich. Sie wechselt zwischen den einzelnen Erzählperspektiven.


    Ann steht im Vordergrund der Geschichte. Sie und die anderen Protagonisten bleiben distanziert und sind keine Sympathieträger. Das passt jedoch zum Genre und lässt Raum für Verdächtigungen und Spekulationen.


    Der Thriller ist vor allem zu Beginn sehr undurchsichtig und verwirrend, aber auch atmosphärisch. Die psychologische Spannung baut sich nur langsam auf. Der Anfang war für mich ein wenig zäh. Dann aber hat mich die rund 400 Seiten umfassende Geschichte gefesselt und dank mehrerer Wendungen zum Miträtseln gebracht. Die Auflösung wirkt schlüssig und war für mich überraschend.


    Das Cover trifft nicht ganz meinen Geschmack, hat jedoch einen hohen Wiedererkennungswert. Der für das Genre recht ungewöhnliche Titel gefällt mir.


    Mein Fazit:

    Mit „Perfect Day“ hat Romy Hausmann einen Psychothriller geschrieben, der mich fast komplett überzeugt hat. Es wird mit Sicherheit nicht das letzte Buch der Autorin bleiben, das ich lesen werde.


    Ich vergebe 4 von 5 Sternen.


    ASIN/ISBN: 3423263156