Beiträge von KatharinaHohenfels

    Der historische Roman „Lady Annes Geheimnis“, verfasst von Martha Sophie Marcus und herausgegeben vom Verlag Bastei Lübbe, handelt von der Zofe Anne am Hof des Kurfürsten Georg Ludwig in Hannover und dem Konflikt zwischen den Schotten und dem Kurfürsten, in den auch ihr Kind verwickelt ist.

    Ich hatte das Buch in wenigen Tagen durchgelesen, da ich unbedingt mehr über Ian wissen wollte. Anne, die Hauptfigur, hat mich stark an die Hauptfigur aus „Das Mätressenspiel“ erinnert. Leider muss ich zugeben, dass mich dieser Roman der Autorin nicht so sehr mitreißen konnte wie „Das Mätressenspiel“.

    Das liegt daran, dass ich nur zu wenigen Figuren eine nahe Bindung aufbauen konnte, nämlich zu Anne und May. Dagegen waren mir viele Personen unsympathisch, wie zum Beispiel Georg Ludwig selbst oder auch Will Wills. Folglich haben mich das Schicksal von beispielsweise Melusine oder ihren Schwestern nicht wirklich interessiert. Mit den meisten Personen konnte ich nicht warm werden, entweder, weil sie keine zentrale Rolle spielten, also zu wenig Spannung darstellten, oder, weil sie zu wenig behandelt wurden.
    Auch der Konflikt mit dem Kind konnte ich nicht wirklich mitfühlen. Für mich war es nicht nachvollziehbar, wie Anne so viel für dieses aufs Spiel setzen konnte. Selbst die Beziehung zwischen Anne und Ian war für mich wenig glaubwürdig. Sie stellt zwar sehr gut dar, wie einen damals politisch unterschiedliche Meinungen trennen konnten, aber dies hatte nun mal zur Folge, dass ich weder die Beziehung zwischen Anne und Will noch die zwischen Anne und Ian genießen oder dabei mitfiebern konnte.

    Was ich auch nicht so gut gefunden habe waren die Briefe oder Tagebucheinträge Wills oder der Ortswechsel zu Ian. Ich hätte mir eher mehr Erlebnisse und direkte Konfrontationen mit Anne gewünscht. So hat mir irgendwie der Nervenkitzel gefehlt und ich konnte die schlechter mit den Personen warm werden, da ich sie seltener miteinander in Aktion gesehen habe.

    Was mir allerdings wieder gut gefallen hat, ist der Schreibstil an sich. Die Wortwahl und Beschreibungen sind wie im Roman zuvor treffend gewählt, der Zeit angemessen und lassen einen deshalb leicht tiefer in dieses Jahrhundert tauchen. Das war auch mein größter Grund, warum ich dieses Buch dennoch gerne gelesen habe: Martha Sophie Marcus hat es wieder mal verstanden, wie man seine Leser in ferne Zeiten und Orte reisen lässt.

    Alles in allem hat mich dieser historische Roman dennoch enttäuscht. Hätte mir Figuren gewünscht, mit denen ich besser mitfiebern kann, also mehr Charaktere, die Anne nahestehen oder zumindest intensivere, nachvollziehbare Gefühle bei Anne.

    Wer also dieses Werk von Martha Sophie Marcus gelesen hat und nicht begeistert war, dem empfehle ich, zumindest noch in „Das Mätressenspiel“ hineinzulesen, um sich ein Bild von der Autorin zu machen.

    Danke an die Autorin und den Bastei Lübbe Verlag, mir dieses Werk als Rezensionsexemplar zur Verfügung zu stellen.

    Sally lebt mit Matthew, ihrem Mann und ihren Kindern Chloe und Theo zusammen. Eine Familie wie im Bilderbuch, denkst du? - Da täuschst du dich. Da Theo sehr wenig schläft und gefühlt ewig zum Einschlafen benötigt, wird Sally immer angespannter. 4 Stunden Schlaf? – Für sie ein Traum. Da ist Matthew ihr auch keine Hilfe, ganz im Gegenteil: Nett gemeinte Gesten führen zu noch mehr Stress für Sally. Sie hat das Gefühl, bald unter der Last zusammenzubrechen. Und dann wacht sie eines Nachts in Cornwall am Rand von Klippen auf und alles deutet drauf hin, dass sie Selbstmord begehen hat wollen. Für sie selbst ist jedoch klar: Sie würde das ihren Kindern niemals antun. Wer also hat alles so eingerichtet, dass es wie ein Selbstmord aussah? Und die viel wichtigere Frage: Warum?

    So spannend sich das alles vielleicht anhören mag, ich möchte gleich vorwegnehmen: Spannung hatte ich in diesem Buch wenig und auch die Handlung hat mir nicht gefallen.

    Klar, irgendwie war sie ja schon außergewöhnlich und verworren und tragisch und…ja. Aber irgendwie konnte mich all das nicht mitreißen.

    Vielleicht liegt das daran, dass ich mich mit keiner der Personen identifizieren konnte. Keine lieb gewinnen konnte. Im Gegenteil, eine Person unsympathischer als die andere. Immer dieses oberflächliche Gelaber von wegen „Wir kriegen das schon alle zusammen hin“, oder „Ich helfe dir“. Und die Gedanken von Sally sind auch nicht gerade besonders…interessant.

    Auf den ersten 150 Seiten drehen sich diese permanent um Theo und wie sie es bloß mit ihm aushalten soll. Nun könnte man argumentieren, dass es wichtig war, darzustellen, wie schlecht es ihr ging – aber ehrlich, ich hätte das nicht in dem Ausmaß gebraucht. Für mich war da einfach zu wenig Bewegung in der Hautperson. Die meiste Zeit war sie einfach daheim und hat immerzu dasselbe gedacht, mit Personen um sich herum, die sich meistens übertrieben höflich verhielten (was mir als Leser mit der Zeit ziemlich auf die Nerven ging.)

    Das Ende war das einzige, was mich noch ansatzweise irgendwie berührt hat. Aber dann habe ich das Buch zur Seite gelegt und mir gedacht: War ja irgendwie klar, so was in der Art.

    Enttäuschung. Meine Vermutung: Das liegt einfach daran, dass die Autorin ihre Charaktere dem Leser so gestaltet hat, dass man gar kein Interesse daran hat, wie es mit ihnen weitergeht, denn sie sind einem weder sonderlich sympathisch noch übertrieben unsympathisch.

    Auch wenn es da natürlich Kelly gibt. Aber selbst da wollte sich keine große Unsympathie bei mir breitmachen – vermutlich, weil da nicht genug Sympathie für Sally war.

    Deshalb schließe ich mit dem Fazit:

    An sich vielleicht keine schlechte Idee, aber gewiss ausbaufähig. Besonders, was Spannung angeht.

    Auf über 900 Seiten durchlaufen wir die Geschichte von 955 im Welschen in den Alpen bis 1848 in Deutschland. 5 Teile, die aufeinander aufbauen und zentrale Wendepunkte der Geschichte markieren.

    „Land im Sturm" von Ulf Schiewe war für mich ein Glücksgriff.

    Ich gebe zu, 925 Seiten Buchlänge mögen zunächst erschreckend wirken. Bei diesem Buch braucht man jedoch wirklich nicht in Sorge sein:

    Der flüssige Schreibstil und die handlungsreiche Geschichte lassen einen schnell jegliche anfängliche Sorge vergessen.

    Deshalb meine Bitte: Wendet euch nicht wegen der Seitenzahl gleich von diesem Buch ab, bevor ihr Näheres wisst oder die ersten 3 Kapitel gelesen habt:

    Gebt diesem Buch eine Chance.

    Inhaltsübersicht:

    Teil 1:

    955. Kleines Dorf, von Welschen, Nachkommen romanisierter Kelten, bewohnt. Genauer: In einer Familie eines Hufschmieds, dessen Erbe Arnulf antreten wird. Sein älterer Bruder Volkmar möchte Bauer werden. Wie es das Schicksal will, wirft die Vogtstochter ein Auge auf Arnulf. Und dann ist da noch die Angst vor den Ungarn, die jeden Moment einziehen und alle Dörfer plündern könnten. Die Probleme nehmen ihren Lauf...

    Teil2:

    Lüneburg/Lümborg, 1146. Wieder in einer Schmiedsfamilie, bestehend aus Arnulf und Gero, vermutlich Nachkommen des Arnulfs aus Teil1. Außerdem im Wendenland bei deren Schwester Irmhild, die mit Erik zusammen ist. Dieser, einst ein sächsischer Fischerssohn, versucht nun sein Glück als Seefahrer und Kaufmann.

    Kein Leben in Frieden: Die Angst und Unsicherheit plagen sie. Denn die Sachsen werfen begehrliche Blicke auf das heidnische Wendenland, Herzog Heinrich der Löwe bereitet schon einen Kreuzzug gegen dieses vor.

    Zu allem Unglück geraten Gero und Arnulf auch noch in eine Schlägerei, deren Konsequenzen Gero bis in den Tod hinein verfolgen...

    Teil3:

    1647. Ein Krieg jagt schon seit beinahe 30 Jahren übers Land und „hinterlässt eine breite Schneise des Schreckens und des Elends". Das Volk leidet unter den Machtkämpfen der Fürsten. Wir begleiten eine Schwadron unter der Leitung von Ewalt Freiherr von Billung, deren Vorfahren uns in in den Teilen zuvor als Nebenpersonen begegnet sind.

    Doch in der Schwadron rumort es. Noch mehr in Ewalts Herz: Er hat genug vom Krieg und nicht übel Lust, zu desertieren. Wenn nötig, mit der ganzen Truppe...

    Teil4:

    „Januar 1813. Napoleon hat eine empfindliche Niederlage erlitten. (...) Niemand denkt daran, die Monarchie abzuschaffen, und doch muss sie erneuert werden." Die preußische Armee ist geschlagen und wird neu organisiert.

    Der König zögert: Er hat Angst, durch seine Entscheidung sein ganzes Land zu verlieren.

    Wir sind in einer Familie, Nachfahren der Schmiedsfamilie. Noch stehen sie finanziell gut. Wir begleiten Hedwig, die die meiste Zeit auf ihrer Arbeit bei den Buschardts als Magd verbringt.

    Alles gut so weit, wäre nicht eines Tages der Freiherr Ewalt von Billung bei den Buschardts zu Gast gewesen und hätte er kein Auge auf Hedwig geworfen...

    Teil5:

    Februar 1848.

    Hedwigs Sohn Ewalt ist "ein fähiger Ingeneur" geworden. "Fabriken wachsen aus dem Boden und verdrängen die kleinen Handwerksbetriebe".

    Deshalb steigt die Arbeitslosigkeit.

    Hedwigs Familie gehört jedoch zu „den Gewinnern der industriellen Entwicklung". Aus der kleinen Hammerschmiede ist die Schmitt-Werke geworden, die sich nun auf den Bau von Dampfmaschinen und Gleisen konzentriert.

    Ob das jedoch so bleibt, ist fraglich, denn die Konkurrenz ist hart...

    Familiennamen tauchen immer wieder auf, so besonders die Namen Hedwig, Arnulf, Gero, Ewalt und von Billung. Im Prinzip begleitet man das komplette Buch über die gleichen Familien, sodass sich ein besonderer Effekt herausbildet: Man wird Zeuge einer Familiengeschichte. Verwechslungsgefahr besteht meiner Meinung nach jedoch nicht.

    Auch hat man keine Schwierigkeiten, sich in die jeweilige Zeit mit ihren wirtschaftlichen und politischen Problemen einzufinden, da der Autor vor jedem Teil zwischen 1 und 3 Seiten die aktuelle Lage kurz und anschaulich geschildert hat.

    Das Buch ist gespickt mit zahlreichen Dialogen, aber auch die Beschreibungen der Umgebungen und Arbeitstechniken sowie die Gesellschaft zu dieser Zeit bewegende Themen kommen nicht zu kurz.

    Aber auch hier braucht man nicht in Sorge zu sein: Der Autor versteht es wunderbar, wahre Begebenheiten mit Fiktion zu vermischen, ohne, dass sich der Leser dabei langweilt. Im Gegenteil, in mir ist zumindest mein geschichtliches Interesse wieder vollends aufgeblüht!

    Ich denke, die Inhaltsübersicht zeigt zur Genüge auf, wie abwechslungsreich die Handlungen des Buches sind. Es wird einem nie langweilig, da der Autor immer gekonnt alles, was das Leserherz begeht, miteinander vermischt. Nichts kommt zu kurz, nichts ist zu lang.

    Politik, Wirtschaft, Handwerk, Militär, Kampf, Waffen – Langeweile? Sicherlich nicht.

    Wer wirklich an nichts von alledem Interesse hat – den interessiert vielleicht die Art zu leben der Menschen an sich, die Ängste, die sie plagten oder die Art, wie mit Krankheiten umgegangen wird.

    Selbst (tragische) Liebschaften und Tode kommen hier nicht zu kurz. Das nur, um zu zeigen, was für Themen in diesem Buch unterschwellig mit aufgegriffen werden.

    Zu den Figuren lässt sich sagen: Sie sind mir sehr stark ans Herz gewachsen, was sicherlich auch der Tatsache geschuldet ist, dass man eine Familiengeschichte miterleben durfte. Dabei sind die Charaktere ebenso abwechslungsreich wie die Handlung. Und findet man mal eine Ähnlichkeit zwischen den Verwandten – so freut man sich, diese wieder miterleben zu dürfen.

    Mein Fazit:

    Ein Buch, das ich niemals vergessen werde. Der Autor hat es geschafft, mich nicht nur für seine Werke, sondern auch für die wahren Begebenheiten, die dahinterstecken, zu öffnen.

    Meine Empfehlung: Lesen, mitfiebern und faszinieren lassen!

    Spannendes Miträtseln garantiert – der SchwedenkrimiNichts ist verziehen“ von Ninni Schulman.

    Ein Klassentreffen in einer Hütte, am Waldrand, wie damals in der 9. Klasse. Jeder der Anwesenden hat seinen ganz persönlichen Grund, weshalb er gekommen ist. Da ist Magdalena, die den berühmten Jack über sein mysteriöses Buch interviewen will, Sune, der alte Klassenlehrer, der eigentlich nichts anderes macht, außer zu trinken und die vielen anderen, die einfach nur ihren Spaß haben wollen. Auch wenn es von Anfang an zwischen einigen knistert und alte Spannungen wieder aufgegriffen werden – Wer hätte gedacht, dass diese Gegebenheiten im Mord enden würden?

    Dieses Buch hat es immer wieder geschafft, mich aus der Bahn zu werfen. Da war man sich plötzlich ganz sicher: Und jetzt habe ich alle Puzzleteile zusammen, die Verstrickungen der vielen Personen entheddert, jetzt bin ich im Bilde. Und was war es dann? Falsch gedacht. Was ich damit sagen will: An überraschenden Wendungen mangelt es diesem Werk sicherlich nicht.

    Weil das Buch so viele Charaktere beherbergt, ist es vor allem am Anfang schwierig, sich reinzufinden. Ein Personenregister hätte hier gut getan. Ich empfehle in jedem Fall selbst eines anzulegen, wenn man nicht den Überblick verlieren will. Sonst versäumt man möglicherweise den ganzen Lesespaß – und den, das kann ich nur immer wieder wiederholen, findet man hier auf jeden Fall!

    Hier ist wirklich für jeden etwas dabei. Actionreiche sowie unterschwellige Spannung wurden hier gut miteinander verwoben, auch wenn letztere die ersten 150 Seiten wirklich überwiegt. Davon sollte sich der Actionfan jedoch nicht beeinträchtigen lassen, denn später geht es so richtig zur Sache. Wäre doch schade, das zu verpassen, oder?

    Zum Schreibstil lässt sich sagen: Ich bin mal wieder hellauf begeistert. Ich glaube beinahe, noch nie ein Buch gelesen zu haben, welches die gleichen Emotionen auf so verschiedene Art und Weise rüberzubringen geschafft hat. Ebenso, welches so viele verschiedene Emotionen im Leser geweckt hat.

    Egal ob Angst, Schock oder erotisches Knistern – es ist wirklich von allem etwas dabei.

    Eine Bitte habe ich an dich, lieber Leser: Lasse dich nicht von den knapp 600 Seiten abschrecken. Ich selbst bin jemand, der normalerweise nur 300-Seiten-Bücher liest, weil längere meist nicht so umfassend hätten sein müssen. Aber dieses Buch hat es wirklich in sich. Keine einzige Seite erschien mir überflüssig. An keiner Stelle hat es mir an Spannung gefehlt.

    Deshalb mein Fazit:

    Mein erster (Schweden-)Krimi und schon bin ich ein riesiger Fan dieser Autorin! Ich kann dieses Buch deshalb jedem ans Herz legen, der zuvor noch nichts mit Krimis am Hut hatte. Für Krimifans, muss ich sagen, ist es ein absolutes Muss.

    Eine gelungene Balance zwischen actionreicher und unterschwelliger Spannung gespickt mit jeder erdenklichen Emotion, die bis tief in den Körper des Lesers dringt.

    Genießen ist hier genauso gut möglich wie aktives Miträtseln!

    [Vielen Dank an den Verlag Bastei Lübbe, der mir dieses Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt hat.]

    Ein unglaublich gelungener historischer Roman von Anfang bis Ende – „Das Mätressenspiel“ von Martha Sophie Marcus.

    1682, Hannover. Helenas Familie ereilt die schockierende Nachricht, dass ihr Zwillingsbruder Lorentz umgekommen ist. Als ob das nicht schon schlimm genug ist, beansprucht ihr Onkel Roderik nun das gesamte Familienerbe für sich, da er der einzige verbliebene männliche Nachfahre der Familie Brünneck-Minnigerode ist.

    Hinzu kommt die noch immer währende Verschuldung der Familie. Alle setzen nun auf Helena: Diese soll Adrian von Schwanewede heiraten und würde so das Gut Minnigerode sichern. Doch es kommt anders.

    So muss sich Helena auf den Weg zu Hofe begeben. Ihre einzige Hoffnung – einen Ehemann zu finden, der ihrer Familie aus der Patsche helfen könnte.

    Dass sie dabei jedoch in ein gefährliches Intrigenspiel der herzoglichen Mätresse gerät, damit hätte sie sicherlich nicht gerechnet.

    Zu Anfang möchte ich gleich erwähnen: Das war mein erster historischer Roman und er konnte mich von Anfang an durchweg begeistern.

    Die Autorin hat es durch den etwas altmodischen Redestil der Figuren geschafft, mich sofort in die Zeit des 17. Jahrhunderts zurückzuversetzen.

    „Dein Urteilsvermögen in diesen Dingen ist über jeden Zweifel erhaben(S. 32).“

    Wie eine Herzogin auf einem Schloss durfte ich mich dank zahlreicher nebensächlichen Komponenten fühlen: Die der Zeit angepassten Wortwahl, die (Schloss-)Gärten, die ungeschriebenen Regeln zu Hofe und die Art der Kleidung.

    Was ich garantieren kann: Eine Spannung, die sich durch das gesamte Werk zieht, in einem stetigen Anstieg. Nur auf den letzten Seiten findet sich ein leichter Abfall, aber selbst da will man wissen: Und, wie geht es nun weiter?

    All das nicht nur der interessanten Handlung wegen, viel mehr wegen der einfallsreichen Charaktere, die diese Autorin geschaffen hat. Diesen hat die Schriftstellerin nämlich eine solch realistische Form verliehen, auch im Hinblick auf den historischen Hintergrund, ihren jeweiligen Stand und ihre derzeitige Situation, dass man gar nicht anders konnte, als mit ihnen mitzufiebern.

    Martha Marcus hat es geschafft, Emotionen so zu vermitteln, dass sie bis in mein Herz gedrungen sind.

    „Die Spätsommersonne kämpfte mit den Wolken, so wie Helena mit den Wolken in ihrer Seele kämpfte(S. 435).“

    Man kann gar nicht anders, als durch diese Wortwahl Helenas Leid am eigenen Leibe zu verspüren.

    Fragen wie „Wird Helena das Gut retten könnnen?“ oder, ob sie es schafft, sich geschickt aus dem Intrigenspiel zu ziehen, erhalten die Spannung bis zum Ende.

    Mich hat sehr beeindruckt, wie Helena trotz allem Haltung bewahrt. Das macht sie einem als Leser besonders sympathisch, fast schon zu einem Vorbild, zu einer Heldin.

    „Ihr fühlt euch so sicher in Eurem Spinnennetz, dass ihr vergesst, wozu jemand in der Lage sein könnte, der nichts mehr zu verlieren hat(S. 423).“ Das trifft Helenas Situation gegen Ende recht gut.

    Zudem habe ich mit diesem Buch einen informativen Einblick in die damalige Zeit bekommen, insbesondere, wie es zu Hofe zuging, was für eine Macht eine Mätresse innehaben konnte und vor allem, wie die Mentalität damals war. Die Umgangsformen.

    Das einzige, was ich zu bemängeln hätte, wären möglicherweise einige Ereignisse in den letzten Kapiteln. Auch wenn es dazu beitrug, das Ende der Geschichte maßgeblich zu begründen, leider zum Leidwesen der Glaubhaftigkeit. Allerdings möchte ich an dieser Stelle nicht allzu viel verraten, da ich sonst spoilern müsste.

    Fazit:

    Durch und durch gut umgesetzt. Ein gelungener Kompromiss zwischen stetig ansteigender Spannung; Gedanken, die einem mitgegeben wurden, und einem ersten Einblick in das Leben zu Hofe um 1682/84.

    Martha Marcus hat mich mit diesem Buch so überzeugt, dass ich es kaum erwarten kann, auch ihre anderen Werke zu lesen.

    [Herzlichen Dank für das Rezensionsexemplar von Bastei Lübbe. Auch vielen Dank für die Leserunde, in der ich die Autorin näher kennenlernen durfte – eine rundum sympathische Frau!]

    Das Buch „Truly, Madly, Guilty – Jede Familie hat ihre Geheimnisse" von Liane Moriarty lässt sich gut mit einem einzigen Wort zusammenfassen: Familienkrise.

    Dabei dreht es sich permanent um eine Grillparty, die den zentralen Wendepunkt der Geschichte bildet. Der Leser wechselt immer wieder zwischen der Perspektive „kurz vor der Grillparty" und „ein paar Wochen nach der Grillparty".

    Drei Familien stehen im Mittelpunkt, die auf besagter Party zusammentreffen. Auch wenn das Verhältnis der Familien zueinander schon vorher nicht ganz normal war, so wird es durch diese Grillparty endgültig kompliziert und auch innerhalb der Familien treten plötzlich Probleme auf.

    Als Leser erfährt man abwechselnd, wie es auf diesen zentralen Wendepunkt zugeht und wie die Personen danach damit umgehen. Was genau auf der Grillparty geschehen ist, erfährt man erst im letzten Drittel des Buches.

    Ich hatte von dieser Autorin, die in Sydney lebt, vorher noch kein einziges Buch gelesen.

    Anfangs war das Buch für mich verwirrend. Ich musste mich erst zwischen den vielen Personen zurechtfinden und deren Verhältnis verstehen.

    Später wurde es mir zu langatmig. Man wusste gar nicht, was eigentlich los ist und es schien sich ja geradezu alles um genau das zu drehen, was man nicht wusste. Und dann musste man - was weiß ich- 400 Seiten warten, bis man endlich erfährt, was wirklich passiert ist.

    Für mich als eine Leserin, die sowieso meistens nicht über 350-Seiten-Bücher liest, war das eine große Herausforderung, dennoch weiterzulesen.

    Die Charaktere waren mir jedoch so sehr ans Herz gewachsen, dass ich gar nicht anders konnte, als dann doch immer wieder einen Blick in das Buch zu werfen und schwupp – war es dann ausgelesen.

    Es war also weniger so, dass mich die Spannung um die Grillparty zum Weiterlesen getrieben hat, als tatsächlich die Charaktere an sich. Denn diese waren so vielschichtig aufgebaut, deren Verhältnis zueinander so nachvollziehbar - noch jetzt habe ich das Gefühl, diese Geschichte sei wirklich passiert und die Charaktere gäbe es wirklich!

    Das Buch ist durchzogen von Dialogen und Gedanken, weniger von Taten als solche.

    Die Dialoge verstand die Autorin sehr lebendig und abwechslungsreich zu gestalten, die Gedanken – gespickt mit den Emotionen der jeweiligen Person – sehr interessant. Gerade das hat einem das Lesen sehr erleichtert.

    Mein Fazit:

    Die Charaktere, Dialoge und Gedanken/Emotionen – besser hätte man es nicht schreiben können. Ich konnte mich wirklich sehr gut in die Figuren hineinversetzen, die Dialoge wurden nie langweilig und die Emotionen waren so realistisch beschrieben, man hat einen tiefen Einblick in die Figuren bekommen. Ich bin mir nicht mal sicher, ob ich jemals ein Buch gelesen habe, in dem das so gut umgesetzt wurde.

    Leider ist die Spannung etwas mau. Klar, man will wissen, was nun an der Grillparty passiert ist, aber die Länge des Buches büßt die Spannung ein. Irgendwo ist der Spannungsbogen irgendwie einfach abgerissen – zumindest bei mir.

    Wer jedoch gerne über Familienkrisen, eingerahmt in Freundschaftsdilemma und Karriereschwierigkeiten liest, dem ist dieses Buch wirklich nur weiterzuempfehlen!