Beiträge von Eny

    Dann ist es gut, dass ich nicht den Anspruch habe, aus historischer Literatur Bildung zu ziehen. Wenn ich tatsächlich etwas über historische Gegebenheiten, Menschen und Lebensumstände lernen will, gibt es jede Menge Fachliteratur. Die ist dann zwar meist spröde und wenig unterhaltsam, aber unterhalten werde ich ja auch von den historischen (und anderen... :lache) Romanen.


    Mir sind Spannung und Identifikation mit den Figuren wichtiger als Detailtreue und Authentizität. Das gilt auch für moderne Romane. Man sollte zwar nicht unbedingt die Allgemeinbildung dem Rasenmäher erlegen, aber bevor ein Plot in Korrektheit ertrinkt (O-Ton eines Zitats aus einem anderen Forum: "Die Hauptperson kann gar nicht innerhalb von zehn Minuten von U Pankow zum Rosa-Luxemburg-Platz gekommen sein - da fährt im Moment Ersatzverkehr"), lese ich drüber hinweg und freue mich über eine gut erzählte Geschichte.


    Ich gehe mal davon aus, dass das Ansichtssache ist.

    Interessante Fragestellung... Ich wusste gar nicht, dass es Menschen gibt, die immer geistig "mitsprechen". Ich kann das zwar tun, wenn ich mich darauf konzentriere (hilft mir zum Beispiel, kompliziert geschriebene philosophische Texte zu verstehen), bin aber nach zwei Absätzen genervt weil ich so langsam vorankomme.


    Vielleicht ist das Subvokalisieren ja so eine Art Umweg, den die Informationen im Hirn nehmen. Statt aus dem Sehnerv gleich in die Verarbeitungszentrale zu laufen, machen sie erst mal einen Stopp im Hörzentrum.


    Ich weiß, dass Leseanfänger häufig so lesen. Da bewegen sich teilweise die Lippen mit, weil die Buchstaben schon in Laute, aber die Wörter, bzw. Wortgruppen noch nicht direkt in Sinneinheiten umgesetzt werden können. Aber bisher war ich davon ausgegangen, dass sich das auswächst... :gruebel




    Falsch. Es ist sehr wohl möglich, Texte "querzulesen", sprich Worte zu überspringen, nicht den eigentlichen Text zu lesen, sondern nur Informationen zu suchen. Das mache ich bei Zeitungsartikeln und meistens leider auch bei Büchern, auch wenn einem dadurch manchmal etwas entgeht.
    Wenn ich dabei im Kopf "mithören" würde, würde nur Quark rauskommen, Informationsbruchstücke, die zwar von Sinn her zusammenhängen, aber nicht einen geschlossenen Text bilden.

    Interessantes Thema.


    Ich frage mich gerade, ob man die Fragestellung nicht auch auf viele Vertreter der zeitgenössischen Belletristik übertragen kann.
    Romanfiguren zeichnen sich in den meisten Fällen dadurch aus, das sie in irgendeiner Form besonders sind, beziehungsweise in einer besonderen Situation stecken. Es gibt natürlich auch Ausnahmen, aber ich würde jetzt mal die These aufstellen, dass auch Hauptpersonen in modernen Romanen für die heutige Zeit nicht durchschnittlich sind, bzw. aus ihrer Durchschnittlichkeit im Laufe des Buchs durch eine undurchschnittliche Situation herausgerissen werden.


    Dasselbe trifft auf doch auf Figuren in historischen Romanen zu. Auch die sind nicht alltäglich, brechen mit Konventionen, geraten in Situationen, die für ihre Zeit sehr ungewöhnlich sind. Der Punkt ist ja gerade der, dass ich ein Buch über eine ganz normale Magd aus dem 13. Jahrhundert auch nicht sonderlich interessant finden würde.


    Dementsprechend ist es mMn nur logisch, dass die durchschnittliche Figur in einem historischen Roman nicht die durchschnittliche Person aus dem entsprechenden Jahrhundert ist. Aus dem Durchschnitt macht man ja auch keine Geschichten.

    Hallo ihr Lieben,


    ich sitze momentan an einem schwierigen Geburtstagsgeschenk-Fall und bräuchte Hilfe von hörbuchbewanderten Eulen.


    Der Fall ist, wie gesagt, kompliziert. Es geht um meinen Freund, der - sehr zu meinem Leidwesen - keine (gedruckten) Bücher anrührt, wenn es nicht unbedingt sein muss, dafür aber hin und wieder Hörbücher hört, wenn es sich gerade anbietet, O-Ton "kann man ja wenigstens nebenbei machen". :grin
    Er ist aber generell kein Mensch, der nicht in der Lage ist, Literatur zu schätzen oder zu vestehen. Ich erinnere aus Schullektüre-Zeiten, dass er auch an ziemlich abgefahrenen und anspruchsvollen Büchern Spaß hatte.



    Ich habe mir jetzt überlegt, ihm drei bis vier Hörbücher (je nach Preislage) zu schenken, plus den üblichen Kleinkram natürlich. Nur: Ich habe überhaupt keine Ahnung, welche Hörbücher gut sind, welche anspruchsvoll, etc., da ich mich bisher an die gedruckten Versionen gehalten habe. Ich kann mir zwar vorstellen, dass ein gutes Buch zumindest zu einem passablen Hörbuch führen kann, aber trotzdem... bevor ich den Blindkauf wage, guck ich lieber, ob mir hier eine gute Eulen-Seele helfen will. :-)


    Zum Genre: Ich dachte an eine Mischung, vielleicht ein Klassiker, ein zeitgenössisches Werk (eventuell in die Richtung von Carlos Ruiz Zafón oder Andrew Sean Greer), ein Märchen im Stil von Michael Ende (hat jemand das Hörbuch zur Unendlichen Geschichte gehört und kann mir sagen, wie es ist?) oder etwas von Orwell, am liebsten Farm der Tiere...



    Meine Frage also nochmal: Gibt es hier jemanden, der einen der oben genannten Titel auf Hörbuch hat und mir eine entsprechende Empfehlung (oder eben Nicht-Empfehlung) machen kann, bzw. dem ein Hörbuch einfällt, das ebenfalls genau passen würde? Wenn ja, immer schön raus damit. :-)


    Liebe Grüße und danke für die Hilfe (sollte sich jemand bereit erklären :grin),
    Eny :wave

    Zitat

    Original von Gummibärchen


    Edit: Weiß jemand was von Verfilmung anderer Bücher? "Bis ans Ende aller Tage" scheint auch verfilmt worden zu sein. Und noch ein anderes Buch auch, keine Ahnung, wie es heißt, in Original von "Plain Truth" :gruebel



    Bis ans Ende aller Tage gibts zumindest auf englisch (da heißt's "The Pact") als Fernsehfilm aus 2002 bei Youtube. Hab mal reingeschaut, fand ihn dann aber eher mittelmäßig. Klick


    Plain Truth gibt's auch irgendwo, meine ich. Ich find's grad nicht, aber ich erinnere mich, mal irgendeinen Fernsehmitschnitt gefunden zu haben...


    LG
    Eny :wave

    Mein Wichtelpaket ist heute angekommen. Wird noch ein ganz schöner Spießrutenlauf bis zum Auspacken. :grin


    Mein Päckchen ist auch schon so gut wie fertig. Muss nur noch von irgendwoher nen Luftpolsterumschlag organisieren, die sind bei der Post immer so schweineteuer... :-(

    Wintergewölbe von Anne Michaels


    Ich habe Wintergewölbe schon vor einigen Wochen in den Sommerferien gelesen. Ich habe mir jede Menge Zeit genommen, die Seiten langsam zu lesen, über Dinge nachzudenken, nicht in mein übliches Geschichten-Verschling-Verhalten zu verfallen - und trotzdem bin ich nicht zur Aussage dieses Buches vorgedrungen (vorausgesetzt es gibt eine, was ich aber in diesem Fall sogar zu glauben bereit bin).


    Anne Michaels schreibt in wunderschönen Sätzen, mit Bildern, die so einzigartig wirken, als wären sie nur für diese Geschichte da. Keine Frage, Wintergewölbe ist wunderbar zu lesen und erweckt schon durch Stil und Metaphorik die Ahnung, dass die Autorin etwas Bedeutsames und sehr Vielschichtiges transportieren will.
    Das Problem ist nur: Es ist nicht bei mir angekommen.


    Ich habe durchaus verstanden, was die großen Themen sind: Entwurzelung, Trauer, Festhalten an dem, was geliebt und verloren ist. Trotzdem hatte ich nicht den Eindruck von Stimmigkeit, der sich bei mir bei solchen Geschichten meist einstellt. Es waren da Sätze (unter anderem auch "Manche Tage sind nur aus Liebe möglich", zitiert von Nicole), die ich zwar einzeln verstanden habe, aber nicht im größeren Kontext der breiten Geschichte. Ich habe oft die Orientierung verloren in der Symbolik, den Metaphern, den bedeutungsschwangeren Sätzen.
    Mag sein, dass Wintergewölbe ein Buch ist, das geduldigere Leser braucht als mich, obwohl ich mich, wie bereits oben erwähnt, diesmal sehr im Langsamlesen geübt habe. Vielleicht braucht es jemanden, der älter ist, der ein bisschen mehr Weltschmerz erfahren hat als ich.
    Vielleicht.
    7 von 10 Punkten für ein Buch, das wunderschön geschrieben einen Inhalt transportiert, den ich nicht so richtig fassen konnte.

    Ca. 50 Seiten vor dem Schlafengehen sind so mein tägliches Pflichtprogramm. Ansonsten durchgehend während Bahnfahrten (die ich momentan jedes Wochenende mache), wenn ich Zeit habe, mich in die Sonne zu legen, etc. Ich würde schätzen, dass da im Mittel 75 bis 100 Seiten pro Tag rauskommen.


    :wave

    So, nun bin auch ich durch.


    Insgesamt hat mir die zweite Hälfte besser gefallen als die erste.
    Ich weiß, es klingt ein bisschen merkwürdig, aber was mir im ersten Teil gefehlt hat, war eine negative Seite der Nele-kommt-zurück-und-wir-haben-uns-lieb-Geschichte. Genau die Seite taucht ab der Hälfte auf (auch wenn sie vorher schon durch Neles Blackout angedeutet wurde).


    Das einzige, das mich wirklich gestört hat, war der Aufbau von Pauls Suche in Köln. Erst fährt er zum damaligen Kunden - Fehlanzeige. Dann zum Escort-Service - auch keine wirklich guten Infos. Dann zu Momo - das einzige, das er herauskriegt, ist, dass Nele schon vorher so ein Blackout hatte.
    Mit der eigentlichen Auflösung, nämlich Neles Vater, hat das ja wenig zu tun. Deshalb habe ich mich die ganze Zeit gewundert, warum einer derartigen Schnitzeljagd (sorry, der Vergleich hat sich mir wirklich aufgedrängt) so viel Platz eingeräumt wird, während die Eröffnung der "echten" Hintergründe relativ schnell vonstatten geht.


    Insgesamt hat mich die Lektüre unterhalten und am Ende auch gefesselt. Ich bin froh, dass ich mit Katjas Wanderbuch teilnehmen konnte.


    Liebe Grüße,
    Eny :wave

    So...


    dank einer nicht enden wollenden Bahnfahrt (ich hätte nie gedacht dass die Strecke von Rostock nach Berlin so lang sein kann...) bin ich schon mit Kapitel "Sechs" fertig und steig also gleich hier ein.


    Generell ist Nele und Paul sehr leicht und flott zu lesen, sowohl vom Schreibstil her, als auch von der Gedankenführung. Sprich, meine ideale Bahnlektüre.
    Leider bin ich mit den Charakteren noch nicht völlig warmgeworden. Sowohl die Polizisten-Kollegen (arschiger Vorgesetzter, griesgrämiger Rokko, coole und attraktive "Neue" aus der Stadt) als auch die Protagonisten (Mor als gute aber schicksalsgebeutelte Seele, ewig-verliebtes Naivchen Paul und Nele als die Geheimnisvolle) wirken manchmal klischeehaft. Gerade Paul mit seiner (anscheinend) ewigen und großen Liebe zu Nele strapaziert die Grenzen meines Verständnisses. Vielleicht bin ich einfach nicht romantisch genug veranlagt, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass sich Liebe über neun Jahre hinweg so gut konservieren lässt.


    Neles Zusammenbruch macht neugierig, auch wenn ich schon ein oder zwei Ideen habe. Ich glaube nicht, dass es einfach nur die Erinnerungen, das Fertigsein etc. sind. Immerhin sprechen wir hier ja nicht vom echten Leben, sondern von einer Geschichte mit einem Plot.


    Zitat

    Original von Booklooker
    Die Neue: ich glaube ja, dass Paul am Ende mit ihr zusammen kommt, weil sich bezüglich Nele irgendwas herausstellt, mit dem Paul nicht leben kann. Oder so Er scheint die Neue ja sehr zu mögen.


    Die Idee hatte ich auch. Bisher sehe ich nämlich noch keinen anderen Grund für die Anwesenheit der Neuen in der Geschichte. (Und bekanntlich hat ja alles einen Grund, ne?) :grin


    Ich werde definitiv mit Spaß weiterlesen. Vielleicht erfahren die Charaktere ja noch irgendeine Wandlung, die sie ein wenig aus ihrer Rolle herauswerfen.

    Taschenbuch in gutem Zustand


    Die verlorene Ehre der Katharina Blum


    Die junge anständige Haushälterin Katharina Blum lernt beim Tanzen den Betrüger und Bundeswehrdeserteur Ludwig Götten kennen, verliebt sich, verbringt die Nacht mit ihm und verhilft ihm am nächsten Tag zur Flucht. In der Annahme, sie sei eine Komplizin des vermeintlichen Terroristen Götten, wird die unbescholtene, von Bekannten als prüde angesehene Blum am Morgen verhaftet und gerät sofort ins erbarmungslose Visier einer auflagenstarken Boulevardzeitung.
    Nach der verleumderischen, verlogenen Berichterstattung und dem Tod von Katharinas Mutter, nach beruflicher und sozialer Degradierung durch ihren einstigen Arbeitgeber und unter wachsendem psychischem Druck entlädt sich Katharinas Verzweiflung in der Ermordung des skrupellosen Reporters Tötges.