werde aber berichten, wenn ich es lese.
Da freue ich mich drauf. Mir hat sein autobiografisch gefärbter Roman "Am Rand" sehr sehr gut gefallen.
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ASIN/ISBN: 3552057692 |
werde aber berichten, wenn ich es lese.
Da freue ich mich drauf. Mir hat sein autobiografisch gefärbter Roman "Am Rand" sehr sehr gut gefallen.
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ASIN/ISBN: 3552057692 |
Genial wie der Autor es auflöst.
Ja, finde ich auch!
werde es auf jeden Fall probieren.
Dann bin ich gespannt auf Dein Urteil!
Typisch für die Nesbo-Bücher ist es aber auf gar keinen Fall. Also: wenn es Dir nicht gefällt, dann verdamme nicht gleich den gesamten Autor!
eine Mischung aus Horror und Jugendbuch.
Ich mag keine Horror-Bücher, aber hier habe ich mich gar nicht gruseln müssen. Ich hatte immer die feste Überzeugung, dass sich die Sache irgendwie auf eine reale und nachvollziehbare Weise lösen wird; da habe ich mich auf Nesbo verlassen.
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ASIN/ISBN: B0C26V3SF6 |
Klappentext:
Kein deutscher Maler löst solche Emotionen aus wie Caspar David Friedrich: Seine abendlichen Himmel sind bis heute Ikonen der Sehnsucht, er inspirierte Samuel Beckett zu "Warten auf Godot" und Walt Disney zu "Bambi" - Goethe jedoch machte die rätselhafte Melancholie seiner Bilder so wütend, dass er sie auf der Tischkante zerschlagen wollte.In seiner groß angelegten Reise durch die Zeiten erzählt Florian Illies erstmals die Geschichte der Bilder Friedrichs: Zahllose seiner schönsten Gemälde sind verbrannt, erst in seinem Geburtshaus und dann im Zweiten Weltkrieg, andere, wie der "Kreidefelsen auf Rügen" tauchen hundert Jahre nach Friedrichs Tod aus dem Nebel der Geschichte auf. Illies erzählt, wie Friedrichs Bilder am russischen Zarenhof landen, zwischen den Winterreifen in einer Autowerkstatt der Mafia und in der Küche einer hessischen Sozialwohnung. Von Hitler so verehrt wie von Heinrich von Kleist, von Stalin so gehasst wie von den 68ern - am Beispiel von Friedrich werden 250 Jahre deutsche Geschichte sichtbar.
Mein Lese-Eindruck:
„Auf dem Segler“: ein junges Paar auf einem Segler, der Wind bläht die Segel, das Paar hält sich an den Händen und schaut in die Fahrtrichtung, wo das Ziel dieser gemeinsamen Reise liegt: eine Stadtsilhouette zeigt sich in irrisierendem Licht. Mit diesem Bild des Covers führt der Autor seine Leser sofort mitten in die Malerei Caspar David Friedrichs ein.
Ein liebendes Paar auf seiner Lebensreise, umgeben von den Elementen Wind und Wasser, das Element Erde als Ziel vor ihren Blicken: das ist der Maler mit seiner jungen Frau Caroline auf dem Weg von Greifswald, Friedrichs Heimatstadt, zurück nach Dresden. Das vierte Element, das des Feuers, verortet Illies in Friedrichs glühender Liebe zu seiner Frau. D a knirscht der Bezug zwar etwas, und solche kurzen Knirscher wird es immer wieder geben, aber immerhin: Illies hat ein Ordnungsprinzip für sein Buch gefunden, nämlich die vier Elemente.
Das erste Kapitel „Feuer“ bricht unverhofft mit der Idylle des Coverbildes und beschreibt den Brand des Glaspalastes 1931 in München, dem unter anderem neun Werke von Friedrich zum Opfer fallen. Dieser gewaltige Brand ist nicht der einzige Brand, der Gemälde unrettbar vernichtet, es folgen kriegsbedingte und andere Brände, z. B. in der väterlichen Kerzenzieherei, der Brand im Dresdner Taschenberg.-Palais oder der Brand im Bunker Friedrichshain am Ende des II. Weltkriegs. Und allmählich versteht man als Leser, wieso C. D. Friedrich so lange Zeit in Vergessenheit geraten konnte: zu viele Bilder waren zerstört worden, und die erhaltenen waren wegen der fehlenden Signatur nicht zuzuordnen.
Schon im 1. Kapitel zeigt sich Illies Vorgehen. Er verzichtet auf die Chronologie, sondern konzentriert sich auf durchgängige Erscheinungen. Er beschreibt z. B. einige Bilder, zunächst eher vordergründig, aber geht dann der Geschichte dieser Bilder durch die Jahrhunderte nach und erzählt von abenteuerlichen Diebstählen, von raffinierten Kunsthändlern und Museumsdirektoren, von Einflüssen und Querverbindungen.
Die ungeheure Recherchearbeit des Autors ist nicht zu übersehen. Das Buch hat aber keinerlei Schwere. Illies bringt seine Kenntnisse und diese unglaublich vielen Zusammenhänge eher plaudernd und auch mit persönlichen Kommentaren an den Leser heran. Der Leser holpert also nicht schwerfällig in einem wissenschaftlichen Karren einen steinigen Weg entlang, sondern er unternimmt mit dem Autor eine, wie es der Untertitel schon sagt, eine temporeiche und kurzweilige Reise durch die Zeiten.
Alles lernt der Leser schließlich kennen: den künstlerischen Werdegang, seine Traumatisierung durch den Tod des Bruders, der ihn vor dem Ertrinken rettete, seine lebenslange Schwermut, seine tief religiöse Grundhaltung, seine Familie, seinen Dresdner Freundeskreis, seine Ablehnung des klassischen Kunstideals („Erinnerungen, nichts als kalte, tote Erinnerungen“), sein schwieriges Verhältnis zu Goethe, sein Verhältnis zur Natur, seine Kunstauffassung, seine Montage-Technik, seine finanzielle Not, sein Wesen und so fort.
Die Reise geht aber weiter z. B. zu Friedrichs Einfluss auf Walt Disney und dessen „Bambi“-Film, aber immer wieder stockt sie in der Zeit des Nationalsozialismus. Caspar David Friedrich war ein Mensch, der zutiefst seine Heimat liebte („Erde“) und der in der Zeit der napoleonischen Besatzung mit den Waffen kämpfte, die er zur Verfügung hatten nämlich seiner Kunst: er malte Hünengräber und Landschaften mit mächtigen Eichen, d. h. er beschwor die „Kräfte der Vergangenheit“, wie Illies es nennt. Und genau das dient den Nationalsozialisten zum Vorwand, diesen schwermütigen, traumverlorenen Maler zu einem germanischen Helden umzustilisieren.
Sehr ausführlich widmet sich Illies besonders zwei Bildern. „Gescheiterte Hoffnung“ (1842) ist das eine, und Illies hebt deutlich den persönlichen Hintergrund des Malers hervor, dessen Hoffnung auf eine besser bezahlte Stelle eines Ordentlichen Professors in Dresden sich zerschlagen hatte. Seine Bilder seien „zu trübsinnig“. Das andere ist das radikalste und wohl modernste Bild: „Mönch am Meer“. Ein Bild, das einen Menschen in seiner Verlorenheit vor der mächtigen Natur zeigt und Kleist zu der Bemerkung veranlasste, es sei, als ob einem die Augenlider weggeschnitten seien. Kleist erschoss sich wenige Tage später.
Illies‘ Begeisterung für den Maler springt auf den Leser über. Was mir aber über alle Maßen gut gefällt, ist die Tatsache, dass Illies den Maler aus seiner Vergangenheit herausholt und in unsere Zeit stellt. Vergangenheit und Gegenwart werden durch die vielen Bezüge miteinander verflochten.
Illies lässt die Bilder Caspar David Friedrichs über die Jahrhunderte hinweg zu uns sprechen. Und eine solche Belebung der Geschichte finde ich in den aktuellen Zeiten von Geschichtsvergessenheit wichtiger denn je.
10/10 Pkt.
dass der Roman bei uns als Krimi vermarktet wird, nur weil der Autor sonst vorwiegend Krimis schreibt. Kein Wunder, dass dann einiger Leser enttäuscht sind, wenn sie nicht das bekommen was drauf steht.
Auf dem Cover steht sogar "Thriller" drauf. Das finde ich auch irreführend.
Nachdem ich meinen Lese-/Hör-Eindruck geschrieben habe, habe ich mir einige Rezensionen angesehen - die sind sehr gemischt, vielleicht wegen der von Dir angesprochenen Enttäuschung. Allerdings finde ich, dass sich ein Leser dann durchaus ein bisschen bewegen kann, um dem Roman gerecht zu werden.
Ich mag halt den Schreibstil von Nesbo auch einfach gerne.
Das geht mir genau so.
Trotzdem war ich bei dem Buch erst etwas irritiert und konnte es nicht richtig einordnen, bis ich dann gemerkt habe, dass Nesbo genau das erreichen will: die Verwirrung des Lesers.
Er ist ein Schlitzohr!
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ASIN/ISBN: 3550050739 |
Klappentext:
Als in einer Kleinstadt ein Jugendlicher verschwindet, steht der Schuldige schnell fest: Hat Richard seinen Freund Tom im Wald von einer Brücke in den reißenden Fluss gestoßen? Richard wehrt sich gegen die Anschuldigungen, doch er verstrickt sich dabei in Lügen. Niemand glaubt ihm. Dabei ist Toms Abwesenheit so ungeheuerlich, dass Richard selbst kaum noch zu atmen wagt. Seine Suche nach dem Freund führt ihn auf die dunkle Seite von Ballantyne. Dort steht das Nachthaus. Was geschah in jener Nacht?
Mein Hör-Eindruck:
Herr Nesbo, Sie treiben da ein irres Spiel mit meinen Vorstellungen von Wirklichkeit!
Zwei Jungen, einer davon der Ich-Erzähler Richard, treiben Unfug am Telefon und rufen eine willkürlich herausgesuchte Nummer an – und zum Schrecken des Ich-Erzählers und auch des Lesers wird der Freund in den Telefonhörer hineingesogen und verschwindet. Soll man als Leser diese Geschichte glauben? Sicher nicht. Erzählt Nesbo uns hier einen Horror-Roman?
Ein zweiter Freund verschwindet ebenfalls auf eine unwirkliche Art: er mutiert zum Käfer. Aha, denkt der Leser, das ist eine Kafka-Adaption! Hatte Nesbo nicht vor Jahren bei dem sog. Shakespeare-Projekt mitgemacht und eine geniale Adaption von „Macbeth“ geschrieben? Wo er den düsteren mittelalterlichen Stoff in das genauso düstere zeitgenössische Kriminellen-Milieu von Edinburgh verlegte? Also wäre das hier eine Adaption von Kafkas „Die Verwandlung“? Richard, der Ich-Erzähler schlägt zwar mit einem Kafka-Band nach dem Insekt, aber damit ist diese Parallele schon erschöpft. Keine Adaption. Was dann?
Ein Jugendroman mit Horror-Elementen? Der Leser gibt die Hoffnung nicht auf, dass sich das Geschehen auf irgendeine Weise real und glaubhaft auflöst. In dieser Hoffnung wird er auch immer wieder vom Erzähler bestärkt – bis der nächste verwirrende Dreher kommt. Was ist denn nun wahr? Kann ich Richards Erzählung glauben? Der Leser erlebt die Handlung ausschließlich aus Richards Sicht, und sogar Richard zweifelt gelegentlich, ob seine Wahrnehmungen der Realität oder Alpträumen entstammen.
Dazu kommt, dass man meistens in Romanen dieser Art durch die Reaktionen und Handlungen der anderen Figuren eine Fremdperspektive auf den Protagonisten erhält. Und das vermeidet der Autor. Er sorgt dafür, dass der Leser keinerlei Außenperspektive erhält, weder durch Beschreibungen noch durch die Gespräche Richards mit anderen. Damit entfällt ein mögliches Korrektiv, und die Verwirrung des Lesers hält an. Der Leser bleibt quasi gefangen in Richards Kopf und in dessen Wahrnehmung der Wirklichkeit.
Nesbo spielt hier souverän ein Katz-und-Maus-Spiel mit seinem Leser! Stimmungsvolle Naturbeschreibungen, Aufbau von Spannung, das Erstellen dreidimenionaler Figuren - das alles beherrscht Nesbo, und das setzt er gekonnt ein. Trotzdem: der 3. Teil hat einige Längen, aber immerhin: das Verwirrspiel wird gelöst.
Der Sprecher David Nathan erzählt diese verwirrende Geschichte sehr ansprechend. Allerdings störte mich häufiger seine Satzmelodie, die am Ende des Satzes nach oben ging, was dem Satz einen unpassenden ironischen Unterton verleiht. Wen das nicht stört, wird Vergnügen haben an der sinnbetonten, temporeichen Lesung.
08/10 Pkt.
Es ist eher eine Andeutung,
Da heißt es:
ZitatMit 81 Jahren hat er nun sein letztes langes Werk geschrieben, wie er der kanadischen Zeitung "Toronto Star" sagte.
Lassen wir uns überraschen.
Woher hast Du diese Info, dracoma?
Das habe ich in einem Interview mit ihm in der Süddeutschen Zeitung gelesen; jedenfalls habe ich es so in Erinnerung. Ist aber schon eine Zeitlang her.
Hans Platzgumer - Großes Spiel
Das steht auf meiner Wunschliste.
Wie gefällt es Dir bisher?
Ich bin gespannt auf das neue Buch meines Lieblingsautors
Ich "lese" es auch gerade als Hörbuch.
Wie gefällt es Dir?
Ich bin etwas irritiert, aber habe eben erst mit Teil II begonnen.
Gegruselt habe ich mich bisher noch nicht. Im Gegenteil: am Anfang dachte ich, dass das eine Art Kafka-Adaption ist, weil Nesbo im Rahmen des Shakespeare-Projekts eine (großartige!) Adaption von "Macbeth" geschrieben hatte.
Ich bin gespannt, wie es Dir gefällt.
ein Stück (harte) Arbeit wartet auf Euch. Lohnenswert ist die Geschichte aber auf jeden Fall!
"Empusion":
Das hört sich aber doch richtig gut an!!
Beim "Sessellift" bin ich noch etwas unentschlossen,
Dann warten wir mal Dein Urteil ab.
Wir sehen offensichtlich dieselben Schwachpunkte, wenn man das denn so nennen will. Er hat es als Abschiedswerk entworfen, und diese elegische Grundstimmung, wie sie in dem Bild des Sessellifts Ausdruck findet, hat mir sehr gut gefallen. So gut gefallen, dass ich den Rest verziehen habe .
Er ist einfach ein begnadeter Erzähler!
zu dem Buch gibt es gerade eine Lesung auf
Super, danke für den Hinweis!
Ich habe wieder ein Buch für diesen Thread. Mit einem spannenden Thema!
Im Mittelpunkt steht G.W. Pabst, in der Weimarer Republik einer der berühmtesten Regisseure neben Ernst Lubitsch und Fritz Lang. Nolens - volens hat er sich von den Nationalsozialisten korrumpieren lassen.
Das erzählt Kehlmann in sehr schönen Bildern.
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ASIN/ISBN: 3498003879 |
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ASIN/ISBN: 3498003879 |
Klappentext:
Einer der Größten des Kinos, vielleicht der größte Regisseur seiner Epoche: Zur Machtergreifung dreht G.W. Pabst in Frankreich; vor den Gräueln des neuen Deutschlands flieht er nach Hollywood. Aber unter der blendenden Sonne Kaliforniens sieht der weltberühmte Regisseur mit einem Mal aus wie ein Zwerg. Nicht einmal Greta Garbo, die er unsterblich gemacht hat, kann ihm helfen. Und so findet Pabst sich, fast wie ohne eigenes Zutun, in seiner Heimat Österreich wieder, die nun Ostmark heißt. Die barbarische Natur des Regimes spürt die heimgekehrte Familie mit aller Deutlichkeit. Doch der Propagandaminister in Berlin will das Filmgenie haben, er kennt keinen Widerspruch, und er verspricht viel. Während Pabst noch glaubt, dass er dem Werben widerstehen, dass er sich keiner Diktatur als der der Kunst fügen wird, ist er schon den ersten Schritt in die rettungslose Verstrickung gegangen. Daniel Kehlmanns Roman über Kunst und Macht, Schönheit und Barbarei zeigt, was Literatur vermag: durch Erfindung die Wahrheit hervortreten zu lassen.
Mein Hör-Eindruck:
Darf Kunst alles?
Welche Möglichkeiten hatte ein Künstler in der Zeit des Nationalsozialismus? Er konnte sich anpassen wie der Bildhauer Arnold Breker. Er konnte freiwillig oder unfreiwillig ins Exil gehen wie so viele. Oder aber er konnte ins sog. innere Exil gehen, d. h. der Künstler war weiterhin tätig, aber ohne die Partei und das Regime zu unterstützen. Zu dieser Gruppe Künstler gehören z. B. der Maler Otto Dix oder der Schriftsteller Hans Fallada.
Kehlmann widmet sich in seinem Roman dieser Frage und dem Regisseur G. W. Pabst, einem der bekanntesten Filmregisseure der Weimarer Republik, der Entdecker Greta Garbos und Regisseur berühmter Filme wie „Die freudlose Gasse“ oder „Die Büchse der Pandora“, mit denen er international bekannt wurde. Wie stand Pabst zum Nationalsozialismus?
Dieses Thema fächert Kehlmann vielseitig auf. Pabst befand sich zur Zeit der Machtergreifung in Frankreich und plante die Auswanderung in die USA, weil er den Nationalsozialismus ablehnte. Bei einem Besuch seiner Mutter in der Steiermark verhinderte jedoch der Ausbruch des II. Weltkrieges die geplante Auswanderung. Pabst wurde daher einer der Künstler, die blieben, aber unfreiwillig.
Kehlmann teilt seinen Roman auf in drei große Einheiten: „Draußen“ – „Drinnen“ – „Danach“. Es ist der Block „Drinnen“, der aufzeigt, wie Pabst von Goebbels in die Kulturpolitik des Reichs verstrickt wurde. Pabst lässt sich verstricken, weil er von der Qualität seiner Arbeiten und seinen Fähigkeiten überzeugt ist und nicht anders kann: er muss Filme machen. Und dafür nimmt er einiges in Kauf: nicht nur persönliche Verwerfungen mit seiner Frau, sondern auch Zensur, kriegsbedingte Einschränkungen, Drohungen und auch das Zu-Kreuze-Kriechen vor Goebbels und anderen Größen des Reichs.
Kehlmann gestaltet seinen Protagonisten aber nicht zum tragischen Helden, sondern stellt seine Mit-Schuld deutlich heraus. Pabst kann sich eines Tages nicht länger der Herstellung von propagandistischen Durchhaltefilmen entziehen und erklärt sich einverstanden, Bücher des fanatischen Nationalsozialisten Karrasch zu inszenieren, darunter „Der Fall Molander“. Der Film entsteht Ende 1944 in Prag, abseits von der bedrohten Hauptstadt. Die Arbeit an diesem Film wird für Pabst zu einer Obsession: dieser Film soll ihn wieder in die Riege der größten Regisseure heben, er wird ihn unsterblich machen, er wird als Kunstwerk das III. Reich überdauern. Dafür ist ihm alles recht, auch der Einsatz von KZ-Insassen als Statisten, wie er es bei Leni Riefenstahl zuvor gesehen hatte – eine grausige Szene, die seinen Assistenten bis ans Ende seiner Tage traumatisiert.
Kehlmann hat sichtlich genau recherchiert, aber trotzdem bleiben Lücken, die er mit sehr schönen kleinen Szenen füllt – z. B. mit der anrührenden Szene, als er Greta Garbo – von ihm entdeckt, inzwischen weltbekannt – vergeblich um Hilfe bittet. Andere Szenen wiederum sind komisch und man könnte lachen, wenn das Thema nicht so ernst wäre. So nimmt z. B. Papsts Ehefrau gezwungenermaßen an einem Literaturkränzchen teil, und es gelingt Kehlmann, nur mit dem identischen Satzbau und Wiederholungen die Langeweile der besprochenen Nazi-Literatur indirekt zu spiegeln. Ebenso subtil und ironisch-kritisch gestaltet er die Premiere eines Riefenstahl-Films. Da tritt der Humorist P. G. Wodehouse auf, der als britischer Kriegsgefangener zur Teilnahme gezwungen wird, um Internationalität vorzutäuschen – und der beharrlich und süffisant ständig nachfragt, wo denn nur der nackte Speerwerfer sei.
Wie weit dürfen Kompromisse gehen und wie weit darf Unterwerfung gehen? Wo ist die Grenze zwischen Korrumpierbarkeit und persönlicher Integrität? Wie weit darf man sich anpassen, wo beginnt der Abbau von ethischen Grundsätzen? Kehlmann liefert keine Antworten, er erzählt nur; die Antworten muss sich der Leser selber geben.
Das Hörbuch wird eingelesen von Ulrich Noethen - einfach nur perfekt.
Fazit: „Lichtspiel“ ist nicht nur ein Buch über einen Filmemacher, sondern auch ein überaus packendes Buch über das Spiel von Licht und Dunkel.
Endlich begonnen und finde Der Zauberberg lässt nicht nur grüssen, er ist da.
Ich bin gespannt auf Deine Eindrücke. Ich habe das Buch seit Monaten auf dem SuB.
Bei näherer Betrachtung erinnern mich die Vorhaltungen des Lehrers an seine Schülerschaft an meine eigenenSchulzeit;
Das geht mir auch so; für meine Generation ist dieser Lehrer nicht überzeichnet. Aber heute? Immerhin führt Schachinger den Roman ja ganz nahe an die Jetzt-Zeit heran.
Vielleicht ist es ja so, wie ich in meinem Lese-Eindruck geschrieben habe: hinter diesen Schul-Mauern ist so allerhand noch möglich. Dazu kommt auch, dass die Eltern sich nicht einmischen, sie überlassen ihre Kinder der Schule und kümmern sich nicht weiter drum.
Überhaupt gibt es in diesem Roman keine oder wenig fürsorgliche Eltern.
Du sprichst diese Schlusszene an, wo sein ehemaliger Freund einen eher versöhnlichen Blick zurück wirft - aber er marschiert in Reih und Glied, er ist beim Heer. Till dagegen will Zivildienst machen und empfindet die Schule daher als "Hölle".
Eine ganz interessante kleine Begegnung, sehr schönes Schlussbild, finde ich!
Heute angefangen:
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ASIN/ISBN: 3498003879 |
Bislang ein packendes Buch! Ich höre es als Hörbuch, gesprochen von Ulrich Noethen.
Eines steht jedoch für mich fest, und zwar dass "Echtzeitalter" es nicht unter meine Top 5 Bücher in diesem Jahr schaffen wird,
Ich finde es immer hilfreich und interessant, andere Meinungen zu hören! Das Buch hat von mir nicht die volle Punktzahl bekommen, weil mir die Emotionalisierung gefehlt hat: das Buch hat mich emotional nicht so ergriffen (mir fällt leider keine besseres Wort dafür ein), wie es hätte sein können.
Aber das ist eine sehr persönliche Wertung, das können andere wiederum anders sehen.
Der Lehrer Dolinat: ist der nicht überzeichnet? Ich weiß es nicht.