Ein feinsinniger Roman, der sehr berührt
Carsten Henn hat mit „Sonnenaufgang Nr. 5“ erneut einen feinsinnigen Roman geschaffen, der mich sehr bewegt und berührt hat. Nicht zuletzt aufgrund seiner Erzählweise waren mir die Figuren von Anfang sympathisch und ich war gespannt, welche Geheimnisse sie verbergen.
Im Verbergen ihrer Geheimnisse und ihrer Verletzungen ist insbesondere die alternde Diva Stella Dor eine Meisterin, die angelehnt an Rilkes Gedicht „Das Karussell“ immer wieder gerne einen symbolischen weißen Elefanten vorschiebt, um den Blick auf die Wahrheit zu verstellen. Doch auch ihr junger Biograf Jonas trägt eine schwere Bürde, die erst später enthüllt wird. Zentrales Thema ist Verlust, dem sich nicht nur Stella und Jonas stellen müssen, sondern das sie ebenso mit weiteren Personen in ihrem Umfeld verbindet. Gegen Ende fällt dann im wahrsten Sinne des Wortes die Fassade und es kommt zum Teil durchaus Überraschendes zum Vorschein.
Insgesamt eine sehr warmherzige Geschichte, die mitunter zu Tränen rührt, aber keinesfalls kitschig, sondern durchaus tiefsinnig daherkommt und aus der man am Ende einiges für sich selbst und das eigene Leben mitnehmen kann. Passend zum Titel hat das Buch für mich etwas Wärme und Licht in die trüben Herbsttage gebracht und ich kann es absolut empfehlen.