Beiträge von Tiram

    Danke für den Tipp, Gucci .

    Das Buch habe ich auch gelesen:


    Astrid Lindgren konnte schon schreiben, als sie noch gar nicht so richtig damit begonnen hat. Das hat sie mit ihren Kriegstagebüchern bewiesen.

    Heute hat der Krieg begonnen. Niemand wollte es glauben, schreibt sie in ihrem ersten von siebzehn in Leder eingebundenen Tagebüchern. Astrid Lindgren war 32, verheiratet, Mutter zweier Kinder und hatte erst einige Kurzgeschichten in Zeitschriften veröffentlicht.

    Persönlich bekamen sie nicht viel vom Krieg mit. Ja, es gab Lebensmittelrationierungen, manchmal war der öffentliche Verkehr lahmgelegt, der Ehemann hatte militärischen Bereitschaftsdienst und die Preise stiegen.

    Und doch war jeder Tag geprägt von Angst, Angst, dass der Krieg auch zu ihnen kommen könnte.


    Warum sie diese Tagebücher begann, geht nicht aus ihnen hervor. Später sagte Astrid Lindgren mal in einem Interview, dass sie zu dieser Zeit das erste Mal eine politische Überzeugung hatte. Die ganze Familie diskutierte mit, selbst den Kindern las sie aus den Tagebüchern vor.

    Durch ihre Arbeit in der Abteilung für Postzensur im Stockholmer Zentralpostamt erfuhr sie, welche Auswirkungen der Krieg auf die Menschen hatte. Einige der Briefe, die sie während dieser Tätigkeit lesen musste, schrieb sie ab (obwohl das streng verboten war) und fügte sie den Tagebüchern hinzu.


    Schweden war, wie einige wenige andere Länder auch, neutral. Doch an den Grenzen gab es schon brenzlige Situationen. Besonders auf dem Meer, wo ein schwedisches U-Boot versank. Über diese Neutralität lässt sich wahrscheinlich diskutieren. Schweden verdiente am Krieg, ja, auch die Familie Lindgren hat daran verdient.

    Aber Schweden konnte dadurch anderen Ländern mit seinen Ressourcen helfen. Und: Einer muss ja neutral sein, sonst würde es doch keinen Frieden geben – aus Mangel an Friedensvermittlern.


    Immer wieder blitzt auch die Angst vor den Russen durch. Astrid Lindgren verriet, lieber mit den Deutschen zu paktieren, als sich den Sowjets auszuliefern.

    Sie verstand auch die deutschen Menschen nicht: Mit einem Volk, das im Abstand von etwa 20 Jahren so gut wie die ganze übrige Menschheit gegen sich aufbringt, kann etwas nicht stimmen.


    Ich empfand das Lesen dieser Tagebücher als sehr interessant. Bisher habe ich ja meist Bücher gelesen, in denen einzelne Opfer berichten, aber so einen allumfassenden Überblick über diese Jahre – den habe ich nun in diesem Buch erfahren.

    Die junge Elke Heidenreich kenne ich nur aus TV-Ausschnitten. Ich habe sie kennengelernt mit ihrer Sendung Lesen! beim ZDF. Und war unheimlich sauer, wie sie von dem geschasst wurde.


    Glücklicherweise hat sie nicht aufgegeben und sich im WWW immer wieder einen Platz gesucht, um uns Bücher nahezubringen.


    Und nun ihr ganz persönliches "Lese"buch. Die Lust, aufzuschreiben, was Bücher von Frauen mit mir und meinem Leben gemacht haben.


    Als Kind las sie "Nesthäkchen" und "Trotzkopf". Das dort vermittelte Frauenbild hatte nun gar nichts mit ihrer Wirklichkeit zu tun. Später, als Studentin, musste sie unter lauter Männerliteratur wirklich suchen, um zu finden, was Frauen gedacht und geschrieben haben.


    Frauen konnten erst seit dem 19. Jahrhundert um öffentliche Wahrnehmung und Anerkennung kämpfen. Männer konnten das Jahrhunderte zuvor. Endlich erfuhren Leserinnen, was bisher noch nicht gesagt und geschrieben wurde. Literatur von Frauen sind nicht nur Geschichten, sie ist auch politische Literatur.


    Bücher von Frauen werden immer noch als Frauenliteratur betitelt. Sie schreiben ja nur über Frauen für Frauen. Männer schreiben Literatur. Für mich persönlich ist das Diskriminierung. Schreibende Frauen werden ausgegrenzt, mit zweierlei Maß behandelt. Schon in der Schule kaum sichtbar gemacht. Es wird immer noch gelehrt, was Männer für richtig erachten, wie sie die Welt sehen.


    Für mich seit einiger Zeit ein Grund, vorrangig Frauen zu lesen. Auch, wenn man mir vorwirft, von vornherein die Hälfte der Literatur auszuschließen. Was ich in meinem bisherigen Leseleben ja wahrlich nicht getan habe. Aber solche Antworten bekommt frau halt, wenn ihre Texte nicht ordentlich gelesen werden. Und wenn Leserinnen sich nur das rauspicken, was in ihr Weltbild passt.


    Elke Heidenreich zitiert die mexikanische Dichterin Angeles Mastretta:


    Wir Frauen verfügen über Schätze, Einsichten, die nirgends niedergeschrieben

    sind und die an andere Frauen weiterzugeben unsere Pflicht ist.


    Glücklicherweise hat da ja ein Wandel eingesetzt.


    Elke Heidenreich beginnt mit Kinderbüchern. In ihrer Gemeindebücherei gab es streng geteilte Regale für Mädchen und Jungen. Getaugt haben die Bücher alle nicht. Doch dann gab es ja noch "Die Schatzinsel" und "Robinson Crusoe" - das haben sie alle gelesen. Über Enid Blyton schwärmt sie, sie soll gesagt haben, Kritik von Leuten über zwölf interessiere sie nicht.


    Für Elke Heidenreich waren die Geschichten in den Büchern alle wahr, nur ihr eigenes Leben war langweilig. Bis sie eines Tages begriff: Die Phantasie ist das, was uns in den Büchern am Leben hält. Man kann sich Geschichten einfach ausdenken! Bis sie dann mit zehn, elf Jahren eigene Geschichten schrieb.


    Und Elke, Nesthäkchen oder Heidi konnten ihr keinen Weg weisen. Da erging es dann anderen Kindern besser, die später mit Astrid Lindgren aufwachsen durften. Doch für die war Elke Heidenreich mittlerweile zu alt. Aber sie hat Lindgren noch als Autorin des Buches "Das entschwundene Land" kennengelernt, in dem es vorrangig um die wundervolle Liebesgeschichte ihrer Eltern geht. Ich empfehle das Buch wärmstens.


    Von den Klein- und Jungmädchen-Büchern findet Elke Heidenreich dann den Weg zu den Märchen der Gebrüder Grimm, Christian Andersen, um dann in die brutale Welt der Sagen zu geraten: Bis in den Traum haben mich nach all den Nesthäkchen diese Geschichten verfolgt, auf die ich durch nichts vorbereitet war! Und hier deckte sich so langsam das, was sie las, mit ihrer Lebenswirklichkeit.


    Es ist ein Vergnügen, Elke Heidenreichs Lesen in den verschiedenen Lebensbereichen zu lauschen. Ja, lauschen, denn ich habe beim Lesen das Gefühl, als höre ich sie erzählen. Sie schreibt liebevoll, ironisch, auch kritisch über die Literatur, die ihr damals in jungen Jahren zur Verfügung stand und die, die sie sich später selbst aussuchen konnte.


    Ich lese ja auch, seit ich denken kann, eines allerdings hat mir Elke Heidenreich voraus, um was ich sie beneide: Es ist qualvoll, wenn niemand einem weiterhilft, aber ich hatte wenigstens meine Mutter, die früh erkannte, was ich brauchte, und die mich bei aller sonstigen Härte immer darin bestärkte, zu lesen.


    Und als sie davon schreibt, dass sie, nachdem sie alles gelesen hatte, was die heimische Bibliothek hergab - so wenig es auch war - Buchhandlungen besuchte. Das erste Buch, das sie sich vom Taschengeld kaufte, war "Kleiner Mann, was nun?" von Hans Fallada. Eine billige rororo-Ausgabe. Da stelle ich mal wieder fest, was für ein Spätzünder in punkto guter Literatur ich bin.


    Interessant auch, wie sie darüber schreibt (anhand von "Vom Winde verweht" von Margaret Mitchell), wie man ein Buch lesen kann. Den Film (er kam erst 1953 in die deutschen Kinos) kannte sie damals noch nicht. Heute wird über die Geschichte hauptsächlich als Liebesgeschichte erzählt, Elke Heidenreich hat das Buch damals als Geschichte über den amerikanischen Bürgerkrieg mit einer Liebesgeschichte dabei gelesen.


    Dann kam die Studienzeit: Germanistikstudium. Es gab einige Werke aus der Sturm-und-Drang-Epoche, die man gut lesen konnte. Was es verleidete, war die Sekundärliteratur.


    Und Autorinnen? Bis zur Romantik eigentlich kaum. Nur ein paar ganz wenige, die aber unter demütigenden Umständen veröffentlichten. Sie durften als Frauen gar nicht zu erkennen sein.


    Als Agatha Christie vier Jahre alt war, sagte das Kindermädchen zu ihrer Mutter: Ich fürchte, Madam, Agatha kann lesen.


    Die Zitate von damaligen Männern über schreibende Frauen machen mich heute noch wütend. Was müssen sie für eine Angst vor Frauen haben. Für eine Angst vor Machtverlust, dass sie sie dermaßen unterdrückten und in ihrer Bildung und Entwicklung beschnitten.

    Kein Wunder, dass sich schreibende Frauen bis in die Gegenwart auch das Leben nahmen. Ja ja, ich höre schon den Aufschrei: Männer haben sich auch umgebracht. Ja, aber sicherlich nicht, weil die Gesellschaft sie nicht schreiben lassen hat.


    Durch den DDR-Bücher-Blog beschäftige ich mich ja viel mit DDR-Büchern. Es gab viele tolle Reihen, auch zu Klassikern. Doch auch hier, wo die Gleichberechtigung doch so hoch gehalten wird, sind die Frauen kaum vorhanden. Auch bei Biografien-Reihen kommen äußerst selten Frauen vor - und wenn, dann immer dieselben. Diese Erfahrung hat Elke Heidenreich auch gemacht, als sie sich in den 1960er Jahren bei ihrer Rückkehr von Berlin nach München mit DDR-Klassikern eindeckte. Einzige Frauen: die Droste und die Ebner-Eschenbach!


    Elke Heidenreich wurde oft belächelt für das, was sie tut. Doch sie sagt von sich, sie sei keine Literaturkritikerin: Ich möchte bis zuletzt die Leidenschaft für das Lesen wecken und vermitteln.


    Ja, Elke Heidenreich hat auch Autoren gelesen, konnte sich auch für den ein oder anderen begeistern, doch wichtig für ihr Leben waren dann doch eher Autorinnen.


    Mit einem letzten Zitat von Elke Heidenreich schließe ich jetzt und wünsche, dass dieses wunderbare Buch viele Leserinnen findet:


    Mehr als zwanzig dicke Leitzordner mit Buchbesprechungen stehen auf meinem Speicher, und wenn ich mir das heute anschaue, frage ich mich, ob ich eigentlich immer nur gelesen oder auch gelebt habe.

    "Der Buchladen am Ende der Welt" von Ruth Shaw ist eine positive Überraschung für mich. Als ich zu Beginn mitbekommen habe, dass es weniger um den Buchladen, als vielmehr um das Leben der Autorin geht, war ich ein bisschen skeptisch.

    Aber was für ein Leben hatte sie: Eines voller Abenteuer, könnte man auf den ersten Blick meinen. Wenn sie nicht aus einem einzigen schlimmen Ereignis aus ihrer Jugend resultierten. Es war nicht so, als ob Ruth Shaw nicht versucht hätte, ein normales und ruhiges Leben zu führen. Aber das sollte ihr erst sehr spät vergönnt gewesen sein.

    Der Buchladen Bloomsbury Books in London wurde mir beim Lesen immer heimischer. Als wenn er meine Stammbuchhandlung wäre. Dieses Gefühl hatte ich noch nie bei all den Büchern über Bücher, die ich bisher gelesen habe. Eine Buchhandlung mit einer angeschlossenen Abteilung für antiquarische Bücher. Ich weiß nicht, ob es das heute noch oft gibt. In einer meiner wenigen Buchhandlungen in Aurich gab es das mal, da habe ich oft rumgestöbert, da wir ja nicht mit einem Antiquariat gesegnet sind. Aber das ist schon lange her.


    Bloomsbury Books gibt es schon seit Jahrzehnten und wird konservativ geführt. Bedeutet, dass die drei Frauen Evelyn "Evie" Stone, Vivien Lowry und Grace Perkins nichts zu sagen, geschweige denn zu entscheiden haben (es sind die 1950er Jahre). Das soll sich ändern, als der alte Geschäftsführer eines Tages zusammenbricht und Evie ihm quasi das Leben rettet. Er fällt für längere Zeit aus.


    Alec McDonough, leitender Angestellter in der Romanabteilung, soll den Laden schmeißen. Für Vivien ergibt sich so die Möglichkeit, sich als stellvertretende Leiterin eben dieser Abteilung auszutoben. Was ihr am wichtigsten ist, dass weibliche Autorinnen sichtbarer platziert werden. Und das neue weibliche Autorinnen überhaupt erst mal geordert werden, weil es fast keine gibt.


    Grace ist die ältere der drei Frauen, sie ist verheiratet und hat zwei Kinder. Ihr Mann ist zu Hause, sodass sie diejenige ist, die das Geld nach Hause bringt. Statt sie zu unterstützen, lässt er nur seine schlechte Laune an ihr aus und will über alles, was sie tut, unterrichtet sein. Nur sehr langsam erkennt sie, dass die Ehe ihr nicht mehr gut tut und sie denkt über eigene Ziele nach:


    "In diesem Moment jedoch, da sie im Spielzeugladen stand und ihre Jungen beobachtete - ohne ihren Vater, den sie kein bisschen vermissten -, erlaubte sich Grace eine kleine und gefährliche Ahnung dessen, was sie wirklich wollte. Und es war ganz und gar nicht das, was sie hatte."


    Zu guter Letzt ist da noch Evie, meine liebste Protagonistin. Sie arbeitet in der antiquarischen Abteilung und soll dort die Bücher katalogisieren. Sie hat studiert, was ihr aber nichts nutzt. Die akademische Welt bleibt ihr verschlossen. Man spielt ihr übel mit.


    Sie ist am kürzesten in der Buchhandlung, hat eigene Ziele. Vorrangig sucht sie ein vergessenes, wertvolles Buchmanuskript. Langfristig forscht Evie nach vergessenen, ignorierten und unterschätzten Schriftstellerinnen. Und sie möchte diese Autorinnen neu auflegen.


    Spannend wird es, als Evie entlassen wird und die Frauen sich etwas einfallen lassen müssen, um ihre Zukunft selbst in die Hand zu nehmen.


    Das Buch entstand während der Pandemie, also ist es nur gerecht, wenn es ein Happy End gibt.


    Einen weiteren Roman von der Autorin habe ich mir auch schon besorgt: Teatime im Jane-Austen-Club


    Ich habe das Buch mit Begeisterung gelesen. Ich habe schon so einige Bücher gelesen, mit deren Themen ich mich aus persönlicher Erfahrung identifizieren konnte. Aber direkt mit einer Protagonistin? Evie ist diejenige, welche. Auch ich interessiere mich für "vergessene" Schriftstellerinnen, mache zusammen mit zwei Freundinnen in meinem Blog auch auf sie aufmerksam.

    Und ich finde, dass gar nicht oft genug daran erinnert werden kann, wie es Frauen damals erging. Wo wir doch von einer Gleichstellung der Frauen noch weit entfernt sind.

    Sowas finde ich immer sehr schade

    Ich finde es auch schade, vor allem, wenn ich so meine älteren Buchvorstellungen lese. Manche sind mir richtig gut gelungen. Ich hoffe immer noch, dass sich der Knoten mal löst. Bisher hat es nur bei ganz, ganz wenigen Büchern geklappt.

    Natürlich werde ich zuerst schauen, ob es zu einem meiner Bücher schon eine Rezi gibt und dort evtl. was dazu schreiben.

    Hier habe ich mein Lieblingsprojekt entdeckt, das ich mal begonnen habe. Seit 2014 habe ich jede Menge weiterer Bücher über Bücher gelesen: Romane und Sachbücher.

    Die Liste, die mir JaneDoe verlinkt hat, habe ich mir jetzt noch mal rauskopiert und werde sie durchsehen. Es ergibt sich sicherlich noch eine Wunschliste. Besten Dank für die Arbeit, liebe Buchdoktor .


    Ich schreibe ja seit Längerem keine Rezensionen mehr, aber ich versuche mal, zu dem ein oder anderen Buch was zu erzählen.

    Titel: Auflaufend Wasser

    Autoren: Astrid Dehe, Achim Engstler

    Verlag: Steidl

    Erschienen: März 2013

    Seitenzahl: 120

    ISBN-10: 3869306068

    Preis: 13,88



    Inhalt lt. Amazon

    Ein kleiner Sprung nur aus dem Boot, ein Gefühl von Sieg, das rasch verblasst – und Tjark Evers, Matrose und Navigationsschüler, hat seine Insel verfehlt. Nicht auf Baltrum steht er an diesem Wintermorgen, dem Tag vor Weihnachten 1866, sondern auf einer vorgelagerten Sandbank, mitten in den unerbittlich anrollenden Wogen. Immer dichter wird der Nebel, immer höher nagt die Flut, und Hilfe ist nicht da. Auf ein Wunder hoffend, vollbringt der junge Mann selbst eines: Er sucht und findet Zuflucht in Worten und Sätzen. Tjark Evers schreibt ... Zwischen Wasser und Sand, zwischen Traum und Wirklichkeit ringt er um sein Leben, erkennt die Macht der See an und fordert, den Bleistift in der Hand, den Himmel heraus.

    Die Autoren lt. Amazon

    Astrid Dehe, geboren und aufgewachsen am Rande der Eifel,lebt und arbeitet in Münster.

    Achim Engstler, geboren und aufgewachsen an der Nordseeküste, lebt und arbeitet in Friesland.



    "Tjark nimmt den Seesack über die Schulter, setzt einen Stiefel auf den Bootsrand. Die beiden Ruderer regen sich nicht. Er zuckt die Achseln, springt auf den Sand. Die Insel muss er nicht sehen, die fühlt er, riecht sie, weiß sie vor sich."


    Es ist ein Wintermorgen, der Tag vor Weihnachten im Jahre 1866. Tjark wird nicht erwartet zu Hause, eigentlich wollte er auf dem Festland für die Steuermannsprüfung lernen. Er hakt seinen Seesack fester über die Schulter und macht sich auf den Weg. Eine Stunde bis Westdorf durch den dichter werdenden Nebel.

    Und dann wird er unsicher, läuft wie verirrt kreuz und quer, zählt Schritte, malt Zahlen in den Sand, die sofort vom Wasser verschluckt werden. Und muss sich schließlich eingestehen: "Du stehst nicht am Ostrand der Insel. Du stehst auf einer Plat."


    Verschiedene Möglichkeiten gehen ihm durch den Kopf, doch sie sind allesamt nicht durchzuführen. Er kommt hier nicht weg.


    "Er muss ausharren, auf den Beinen bleiben, Zeit gewinnen, Zeit für das Unmögliche, eine Zusammenballung von Zufällen, eine Kette von Ereignis und Entscheidung, unwahrscheinlicher als die, die ihn in diese Lage gebracht hat."


    Als Leserin bleibt mir nur, mit Tjark mitzuhoffen, mitzuhadern, zu schreien, zu zittern, zu wimmern. Zu sehen, wie er um seine Zukunft, die klar vor ihm lag, gebracht wird. Wie er mit Gott hadert.

    Doch dann kommt der Augenblick, wo er mit ihm ins Reine kommen muss.


    Ein Taschenbuch, ein Bleistift, ein Halstuch und eine Kiste: Das ist alles, was von Tjark Evers übrig bleibt. Diese Dinge befinden sich im Inselmuseum, das früher ein Zollhaus war, auf Baltrum.


    Tjark Ulrich Honken Evers wurde am 21. Dezember 1845 auf Baltrum geboren und er starb am 23. Dezember 1866 im Watt zwischen Langeoog und Baltrum. Durch seinen frühen Tod wurde er in Ostfriesland zur Legende.


    Tjarks kurzes Leben wurde weiterhin thematisiert: musikalisch:


    und in einer Dokumentation:


    ASIN/ISBN: 3869306068

    Inhalt lt. Amazon

    Eine Geschichte der Frauen in der Buchbranche von Anna Vandenhoeck bis Ulla Berkéwicz. Die Buchbranche ist weiblich. Rund 80 Prozent der heute auf dem deutschen Buchmarkt Beschäftigten sind Frauen: Sie verlegen, produzieren, gestalten und verkaufen Bücher. Dass sie dies nicht erst seit dem Beginn des letzten Jahrhunderts tun, zeigt Edda Ziegler mit ihrer Geschichte der Frauen in Buchhandel und Verlagswesen. Die Geschichte des deutschen Buchhandels ist weitgehend die Geschichte von Männern - Frauen tauchen lange nur als Ausnahmeerscheinungen und Randfiguren auf. Dieses Buch rückt sie - erstmals in der Buchgeschichtsschreibung - ins Zentrum des Geschehens. Ziegler beschreibt in Überblickskapiteln zur jeweiligen historischen Situation und in Porträts bekannter Verlegerinnen, Lektorinnen, Agentinnen und Buchhändlerinnen die Möglichkeiten - und Hindernisse - weiblicher Berufstätigkeit auf dem deutschsprachigen Buchmarkt. Eine für die Fachwissenschaft wie auch für ein breites Publikum interessante, informative und unterhaltsame Lektüre, die vielseitige Einblicke in die »weibliche Seite« des Buchhandels gibt - und nicht zuletzt eine Würdigung der Leistung, die vom weiblichen Teil der Branche gestern wie heute erbracht wird. Mit Porträts u.a. von Brigitte Bermann Fischer, Hedwig Fischer, Tanja Graf, Nina Hugendubel, Irmgard Kiepenheuer, Noa Kiepenheuer, Katharina Kippenberg, Antje Kunstmann, Ruth Liepman, Elisabeth Raabe, Elisabeth Ruge, Rachel Salamander, Marguerite Schlüter, Monika Schoeller, Christa Spangenberg, Ingeborg Stahlberg, Lulu von Strauß und Torney, Friederike Helene Unger, Regina Vitali, Helene Voigt-Diederichs und Helen Wolff.


    Insidern ist es seit Langem bekannt und es ist auch schon durch eine repräsentative Studie belegt: Die Buchbranche ist weiblich. Hier bei uns wie in der restlichen westlichen Welt. In Deutschland sind es 80 und in Amerika 70 % Frauen, die im Buchmarkt beschäftigt sind.


    Wie in vielen anderen Berufen bleiben Frauen auch in der Buchbranche bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts von offizieller, eigenverantwortlicher Arbeit ausgeschlossen. Was nicht heißt, dass sie nicht mitarbeiten: als Töchter, Gattinnen, Witwen. Und so, wie Schriftstellerinnen da waren, die unter dem Namen des Mannes oder eines männlichen Pseudonyms veröffentlichen mussten, so gab es auch Bücherfrauen, die im Buchhandel im Hintergrund tätig waren.


    Doch um 1900, als die Frauenbewegung startet und wegen der folgenden Krisenzeiten nach den beiden Weltkriegen, ändert sich das langsam, sehr langsam. Wie das vonstatten ging, ist noch wenig erforscht. Bis ins 20. Jahrhundert hinein ist die Buchhandelsgeschichte eine von Vätern und Söhnen. Frauen erscheinen immer noch nur als Randfiguren.


    Die verfügbaren Quellen für die Buchgeschichtsforschung sind überwiegend patriarchal geprägt. Das macht es schwierig, die Geschichte der Frauen in der Buchbranche aus der weiblichen Perspektive darzustellen. Dass es überhaupt Erkenntnisse gibt, ist Annemarie Meiner zu verdanken. In ihrem Aufsatz über "Die Frau im Druckgewerbe" stellt sie schon 1933 fest, dass es "in allen Berufen mehr Frauen gibt als man gemeinhin denkt". Während der NS-Zeit wurde dem keine Beachtung geschenkt. So griff sie das Thema 1956 wieder auf: "Je aufmerksamer man die Kultur- und Geistesgeschichte studiert, um so überraschter ist man, dort und hier, hier und da Frauen rühmlich hervortreten zu sehen, von denen die heutigen Publizisten nicht einmal den Namen wissen. [...] die Frau im Buchgewerbe. Das ist ein weites, noch fast unbestelltes Feld, doch würde es sich lohnen, es einmal zu beackern, [...]."


    1991 erschien von Reinhard Wittmann "Geschichte des deutschen Buchhandels". In den strukturgebenden Kapiteln tauchen Frauen bei ihm nur als Leserinnen auf; weder in der Zeittafel noch im Verzeichnis wichtiger buchhistorischer Ereignisse werden sie erwähnt. Im Namens- und Firmenregister werden einige marktrelevante Autorinnen von Unterhaltungsliteratur erwähnt: Hedwig Courths-Mahler, Eugenie Marlitt oder Hildegard Knef und als Verlegerin nur Ruth Stahlberg. Jedoch kein Hinweis auf die Forschungslücke, die aus bestimmten Denkmustern resultiert.


    Volker Titel benennt das Defizit erstmals in einem Aufsatz von 1996. Dort wirft er die Frage auf, wie Frauen dazu kamen, buchhändlerische Unternehmen zu führen, wo sie doch nach dem damaligen Rollenverständnis auf Haus, Hof und Herd eingeschränkt waren.


    Erst in Bärbel Wegners Werk "Die Freundinnen der Bücher" werden Buchhändlerinnen - vorwiegend aus Deutschland -, aber auch aus Frankreich und Italien porträtiert.


    Vorgestellt werden in diesem Buch Verlegerinnen, Druckerinnen, Lektorinnen, Agentinnen und Buchhändlerinnen. Und oft waren sie nicht nur in einer, nein, sie waren in unterschiedlichen Funktionen tätig. Und meistens ging es auch gar nicht ohne sie.


    "Seit wann gibt es überhaupt Frauen, die im Buchhandel tätig sind, sei es als Händlerin, Druckerin, Buchbinderin, Verlegerin oder in einer Mischung aus mehreren dieser Funktionen, so wie es in der Frühzeit der Branche und bis weit ins 18., teils auch ins 19. Jahrhundert hinein üblich war? Das ist von denen, die sich mit der Geschichte der Frauen im Buchhandel beschäftigt haben, immer wieder gefragt worden. Die Informationen dazu sind spärlich..."



    Titel: Buchfrauen. Frauen in der Geschichte des deutschen Buchhandels

    Autorin: Edda Ziegler

    Verlag: Wallstein

    Erschienen: September 2014

    Seitenzahl: 287

    ISBN-10: 3835315234

    Preis: 24,90 EUR


    ASIN/ISBN: 3835315234

    Ich muss gestehen, ich war schon mal als "Biografiefan" hier im Forum. Ich konnte mich nicht mehr an mein Passwort erinnern, und mit der Mailbenachrichtigung klappte es einfach nicht.


    Vielleicht darf ich ja einen neuen Start wagen.


    Ich lebe in Ostfriesland, bin verheiratet und lese leidenschaftlich gerne. Sehr gerne Biografien, Briefe und Tagebücher, aber auch Geschichten, die in London oder im Norden spielen. Das Subgenre "Bücher über Bücher" sammle ich.


    Als Avatar seht ihr meine Katze Nelly, die leider nicht mehr unter uns weilt.