Beiträge von Ida

    Klappentext:
    Serafim und Wassili aus Larga in Moldau haben einen Traum: Italien. Moldau zählt zu den ärmsten Ländern Europas; Italien scheint dagegen wie das Paradies auf Erden. Leider ist der offizielle Weg dorthin versperrt. So lebt Serafim zwanzig Jahre von Wasser und Brot, um sich auf das Erlernen der italienischen Sprache zu konzentrieren. Allerdings hat er niemanden, mit dem er seine Kenntnisse überprüfen könnte. Der Traktorist Wassili hingegen bezweifelt die Existenz des sagenumwobenen Italien, bis ihn Serafim eines Tages überredet, seinen Traktor flugtauglich zu machen, um endlich aus Moldau zu entkommen. Und während Serafim und Wassili beginnen, das unwahrscheinlichste aller Fluggeräte zu konstruieren, hält es selbst der Präsident von Moldau in seinem eigenen Land nicht mehr aus: Er fingiert einen Flugzeugabsturz, um mit dem Fallschirm über Italien abzuspringen und als Pizzabäcker endlich ein Leben in Würde und Wohlstand zu führen.


    Über den Autor:
    Wladimir Lortschenkow, Jahrgang 1979, ist Autor und Journalist und hat verschiedene Auszeichnungen erhalten, darunter den Russischen Literaturpreis für Milch und Honig. Er lebt mit seiner Familie in Kischinau und sagt über sich selbst: "Mit zwei Dingen ist bei mir immer zu rechnen: Bücher und Unannehmlichkeiten. Ich schreibe viel und glaube an Gott. Manchmal ist er sauer auf mich, und dann höre ich auf, an ihn zu glauben. Gewöhnlich versöhnen wir uns zu Weihnachten wieder."


    Meine Eindrücke:
    Italien - das Land in dem Milch und Honig fließen! Und wie kommt man dorthin aus dem kleinen Land Moldau, das von der Ukraine und Rumänien umschlossen wird? Die Möglichkeiten sind nahezu unbegrenzt, jedenfalls in diesem Buch. Die Bewohner des kleinen Dorfes Larga versuchen alles, um nach Italien zu gelangen. Sie vertrauen sich Schlepperbanden an, gründen eine Curling-Mannschaft, die zu Auslandswettkämpfen reisen soll, bauen Flugzeuge und U-Boote, beginnen Kreuzzüge, lassen ihr Leben für den Traum von Italien - und landen doch immer wieder in Larga. Das heißt, wenn sie ihre Fluchtversuche überleben.


    Manchmal kommen Zweifel auf: Gibt es Italien überhaupt? 200.000 Moldauer sollen sich illegal dort aufhalten; es ist ein Ort ohne Wiederkehr, von dem aus allenfalls ein paar Telefonate und Geldsendungen nach Larga gelangen.


    Doch die Dorfbewohner lassen sich nicht von ihrem Traum abbringen, und da in dieser Geschichte alles möglich scheint, gelingt die kollektive Auswanderung am Ende vielleicht doch.


    Die Geschichte ist voller aberwitziger und surrealer Ideen, grotesk und bitterböse. Gepackt hat sie mich nicht, was sehr schade ist. Denn sie greift durchaus kritische Themen auf wie die Armut der Moldauer, die sowjetische Vergangenheit, die Unzulänglichkeit der aktuellen Politik und die Frage, wie weit Hoffnungslosigkeit Menschen treiben darf.


    Vielleicht verstehe ich den Humor nicht, vielleicht sind Anspielungen vorhanden, die bei mir nicht ankommen, vielleicht ist mir einfach nur der Schreibstil zu gewollt komisch. Ich war froh, am Ende angelangt zu sein: Meine Welt wäre nicht ärmer ohne dieses Buch.


    Edit: Meine Ausgabe hat die gleiche ISBN-Nr. wie die verlinkte; sie hat allerdings 218 Seiten und nicht 336 wie angegeben.

    Zitat

    Original von Dieter Neumann im Thread Punktevergabe
    EUnd nun stellt sich – nach Lüftung der Anonymität – heraus, dass das Ganze eine reiner Fake ist, eine Art Verwirrspiel mit kleinen Geschichtchen.


    Eine Frage in die Runde: Ist der Schreibwettbewerb für Euch reiner Fake?


    Für mich ist er das nicht. Ich habe seit Ewigkeiten mal wieder mitgeschrieben und hatte Spaß dabei. Eure Kommentare sind wichtig für mich; die Punkte natürlich auch, aber die Kommentare sind mein Grund, beim Schreibwettbewerb teilzunehmen. Ich erfahre, wie LeserInnen den Text aufnehmen, ob er so funktioniert, wie es beabsichtigt war. Und ob sie das kritisieren, was ich selbst kritisch sehe, aber nicht besser hinbekommen habe. Bei "Eis" habe ich den Kommentar "LANGWEILIG" kommen sehen; um so mehr freue ich mich über die Punkte.


    Eine Geschichte schreiben, hier einstellen, Punkte vergeben und kommentieren ist für mich kein Fake, der Kommentar zu eigenen Geschichte sollte mich allerdings nicht "verraten".


    Wie ist das bei Euch?

    Danke an alle, die sich trauen und sich der Kritik stellen! :-)


    Unsere Bank
    Die Drehbuchform ist mal etwas anderes. Ich liebe Hunde. Das, womit sich die Rex und Cleo in dieser Geschichte beschäftigen, interessiert Hunde nicht die Bohne. Sie leben im Hier und Jetzt, in jedem Moment. Sie schwelgen nicht in Erinnerungen. Die Pointe ist nett, rettet aber für mich leider nicht den Text.


    Offene Grenze
    Das Thema ist zu groß für 500 Wörter, am Anfang werde ich mit Informationen bombardiert. Für eine längere Geschichte müsste noch etwas dazu, Aspekte, Gedanken, die noch nicht so abgenutzt sind, die neu zusammengesetzt werden, damit ich nicht das Gefühl habe, alles schon zu kennen. Peter hat sich gemeldet, will sich mit Birgit treffen. Und sie denkt im Gespräch mit Ingrid das erste Mal darüber nach, ob sie sich mit ihm treffen will?!


    (K)ein Tag wie jeder andere
    Auch hier ist das Thema zu groß für den Wortrahmen. Beide Seiten der Organspende darzustellen, finde ich eine gute Idee. Aber es bleibt kein Raum, beide Seiten auszuarbeiten, mit dem Fettdruck soll wohl die Orientierung erleichtert werden, um welche der Seiten es gerade geht. Ohne begrenzte Wörterzahl neu probieren!


    Sternenstaub
    Irgendwie … gewaltig. Wortgewaltig. Mehr fällt mir dazu im Moment nicht ein.


    Urlaubserlebnis
    Ich habe mich in die Zeit zurückversetzt gefühlt, in der ich als Kind mit meinem Vater in jedem Urlaub auf die andere Seite eines Sees geschwommen bin. Der Text erinnert mich ein wenig an einen Schulaufsatz und bleibt leblos. Der "Kampf", auf die andere Seite zu gelangen, kommt bei mir nicht an. Welche Rolle spielt eigentlich der Vater? Er taucht nur im ersten Satz auf.

    Chili con Carne
    Der Text hat mich gut unterhalten, allerdings habe ich ihn erst beim zweiten Mal kapiert. Er könnte noch einen Feinschliff vertragen. Übrigens, die Bäckereifachverkäuferin in der Bäckerei meines Vertrauens spricht ihre Kunden auch in der 3. Person an. Aber sie ist nicht blond!


    Die andere Seite gibt es nicht
    Der Titel geht für mich gar nicht. Gute Idee, sparsam umgesetzt. Mit wenigen Worten wird eine traurige Familiengeschichte skizziert. Das muss man erst mal können. Warum hat der Erzähler nicht für vier Personen gedeckt? Das wäre für mich schlüssig gewesen.


    Ohne Worte
    Noch sparsamer in der Umsetzung als die vorherige Geschichte. Die Kürze gibt viel Raum zur Interpretation. Wie ein Bild, das aus einer gleichmäßig blauen Fläche besteht und aus nichts sonst. Und das soll Kunst sein? Ich hoffe, dass die Geschichte nicht den Gemütszustand des Autors/der Autorin beschreibt.


    Fernweh
    Noch eine Wende-Geschichte, dieses Mal mit Bitterkeit durchtränkt. Sie hat mich nicht erreicht. Zu viel Bericht, zu wenig Gefühl.


    Grüße aus der Grauzone
    Hm. Der Text ist flüssig geschrieben, gut zu lesen, aber er lässt mich leider völlig kalt.


    Das Geheimnis
    Man weiß von Anfang an, was mit Rolf los ist. Die Aufmerksamkeit wird darauf gelenkt, was Rolf nach und nach tut, wie sein Arbeitstag war, dass er zugenommen hat und was sein Herzenswunsch ist. Mich interessiert viel mehr: Warum ist das sein Wunsch? Leidet er darunter, ein Mann zu sein? Wie fühlt er sich in Frauenkleidern? Was für eine Ehe führt er mit seiner prüden Frau? (Hat es mit Prüderie zu tun, wenn eine Frau nichts von der Transsexualität ihres Mannes weiß?) Da wäre mehr drin, finde ich.


    Bitte wenden!
    Die Geschichte verstehe ich nicht. Muss ich auch nicht.


    Roter Schnee
    Eine Nahtod-Erfahrung. Der Mörder steht einfach da und sieht zu, wie das Opfer sterbend oder tot vor ihm liegt und sich unter ihm eine Blutlache bildet? Die Szenerie ist skurril. Die Wortwahl ist an manchen Stellen nicht ganz sauber: Schneeflocken kommen zum Erliegen …


    Arschloch
    Noch ein Monolog. Ein Arschloch bekommt seine Strafe, scheint's. Ich hätte es interessant gefunden, wenn das Arschloch noch eine andere Seite von sich gezeigt hätte.


    Über die Straße
    Das holpert ganz schön über die Straße: "seine Mutter hatte ihm gesagt, dass diese Straße es zu gefährlich sei ohne sie die Straße zu überqueren". Ich hoffe, Lars kommt gut auf der anderen Straßenseite an und weiß eines Tages eine gute Kartoffelsuppe zu schätzen.


    Die andere Seite des Spiegels
    Veras unerfüllte Lebensträume, graue Realität - ich leide nicht mit. Aber ein zitternder Finger, der dem Spiegelbild Falten glatt streicht, das gefällt mir. Und Omas Apfelkuchenduft. Der Text hat einige gute Passagen, nur die Idee mit dem Spiegel ist eben nicht so ganz neu.


    Eis
    Der kindliche Erzähler schafft es, durch den Kanal zu kriechen und wird auf der anderen Seite mit Eis und Rolles kleiner Schwester belohnt. Belanglos.


    Seite 2
    Ein etwas sperriges Gedicht. Gefällt mir eigentlich ganz gut, ist mir dann aber doch zu holprig, um Punkte zu vergeben.


    Familienidyll
    Ein nochmaliges Durchlesen und Korrigieren hätte dem Text sicherlich gutgetan. Was haben eigentlich der Brand im Schokoladenmuseum & Co. (Nachrichten) mit der Geschichte zu tun? Der Raum, den die nicht für die Geschichte notwendigen Informationen einnehmen, hätte für eine bessere Darstellung des Familienidylls und der anderen Seite des Vaters vielleicht sinnvoller genutzt werden können ...


    Anna
    Eigentlich ganz witzig, die Idee mit dem "mb" und der falschen Wange. Aber was mich ein wenig genervt hat, war die x-fache Wiederholung der Aussage, dass Anna nicht weiß, wirklich nicht weiß, welche Wirkung sie auf den Erzähler und alle anderen hat. Und obwohl Anna so ein tolles Mädchen ist, dass alle Männer sich in sie verlieben, bleibt sie für mich farblos, eine leere Hülle. Schade.



    Edit: Tippfehler beseitigt.

    Kurzbeschreibung:
    Andrejko ist kaum vier Jahre alt, als ihn sein Onkel Fero von der Roma-Siedlung in den ostslowakischen Waldkarpaten zu Verwandten nach Prag bringt, die dort am Rande der Legalität leben. Fero ist tief beeindruckt von der Fingerfertigkeit des Jungen, die sich in der Stadt sicher gewinnbringend einsetzen ließe. Andrejko lernt schnell. Er bettelt und stiehlt, ein Leben als gesellschaftlicher Außenseiter scheint vorgezeichnet zu sein. Doch Andrejko will sich nicht wie seine Verwandten in den Nischen der Gesellschaft einrichten. Ihn zieht es zurück zum ursprünglichen Leben in den Bergen. Kraftvoll und poetisch erzählt Martin Šmaus von dem bewegten Leben eines Roma- Jungen vor dem Hintergrund des zusammenbrechenden Kommunismus.


    Über den Autor:
    Martin Šmaus, geboren 1965 in der südöstlich von Prag gelegenen Stadt Jihlava, studierte Nukleartechnik und Elektronik und arbeitet als Techniker und Computeradministrator in einem Krankenhaus. ›Mach mal Feuer, Kleine‹ ist sein erster Roman und sorgte über die Landesgrenzen hinaus für Aufmerksamkeit. 2006 wurde er mit dem Magnesia Litera (bedeutendster tschechischer Literaturpreis) in der Kategorie »Entdeckung des Jahres« ausgezeichnet. 2008 erschien sein zweiter Roman 'Židle pro Štefana'. Martin Šmaus lebt mit seiner Familie in Odry (Novojiínsko) im Osten Tschechiens.


    Meine Eindrücke:

    Zitat

    Zitat, S. 284: "Die feurigen Csardas-Lieder und die klagenden Halgato kann niemand auf der ganzen Welt in Noten pressen, sie bestehen nicht aus Tönen, sondern bluten und sprudeln aus der Tiefe, aus dem Inneren, so wie eine Quelle aus der Erde und der Saft aus einem verletzten Baum, sie sind heiser, kantig und schneidend, und zugleich so weich und traurig, dass man verrückt werden möchte. […] Mein liebes, liebes Mädchen, ich bitt dich, mach mal Feuer …"


    Wo Feuer ist, sind Leben und Wärme, es wird gegessen, getrunken, gefeiert, gesungen und geliebt, und die Roma tun alles aus vollem, überquellendem Herzen.


    Andrejko Dunka wird in einer Romasiedlung bei Poljana, einem Dorf in der Ostslowakei, geboren und mit vier Jahren nach Prag geschickt, um zu lernen, wie man sich sein Brot verdient. In Prag ist der Himmel zwischen den Häuserschluchten mit Straßenbahnkabeln zugenäht. Er landet bei den Dunkas, Onkel und Tante mit vielen Kindern und lernt, beim Betteln hungrig zu schauen und unbemerkt Dinge mitgehen zu lassen. Die Dunkas beanspruchen ihren Platz in der sozialistischen Tschechoslowakei: Sozialwohnung, Stütze, Kindergeld. Je mehr Kinder, desto mehr Geld. Wenn es kalt ist, wird Feuer gemacht, Türen, Fensterrahmen und Dachbalken verfeuert; stürzt das Haus ein, wird das Amt neuen Wohnraum stellen. Keiner denkt an morgen, man lebt im Hier und Jetzt. Es dauert nicht lange, bis Andrejko geschnappt und in eine Besserungsanstalt gebracht wird, kein Zuckerschlecken in den siebziger Jahren. Ihm gelingt die Flucht nach Poljana, doch die Siedlung ist verlassen, seine Mama ist gestorben, niemand ist mehr da. Nur der alte Juraj, der Schäfer, nimmt sich seiner an und lässt ihn bei sich wohnen und kommen und gehen wie er will und weckt in ihm den Wunsch nach einer Heimat und die Liebe zur Natur. Andrejko zieht es irgendwann wieder zu den Dunkas, die inzwischen nach Pilsen gezogen sind. Er wird zwischen den Welten hin- und hergerissen; da sind die heißblütige Familie, die Musik, die keine Noten braucht, das Leben von der Hand in den Mund; dort sind die Arbeit in der Brauerei, das Streben nach Anerkennung und Liebe, der Wunsch nach Zugehörigkeit. Doch Andrejko fühlt nicht durch und durch wie ein Roma, und ein Weißer ist er auch nicht. Sein Leben verläuft am Rande der Gesellschaft, in der im Sozialismus kein Platz für Andersdenkende, Andersartige ist. Immer wieder zieht es ihn nach Poljana, in die Berge, zu den hundertjährigen Eichen und Buchen, aber das Glück lässt sich nicht festhalten; der Preis der Freiheit ist hoch.


    Die Geschichte ist recht einfach und hat nur einen Handlungsstrang: sie begleitet Andrejko. Dennoch gelingt es dem Autor, den Bogen vom zweiten Weltkrieg bis zum Ende des Sozialismus zu spannen, die Ausgrenzung der Roma zu allen Zeiten sichtbar zu machen, Fragen nach Schuld und Mitschuld zu stellen und einen wunderschön-rauen Landstrich zu beschreiben, in dem immer noch Trampelpfade über die von Menschenhand willkürlich gezogenen Grenzen führen.


    Der märchenhafte Erzählstil und die manchmal langen Sätze passen ans Lagerfeuer. Ich habe der Geschichte und dem Knistern atemlos gelauscht, die Handflächen zum Feuer gestreckt, in die Flammen geschaut und zugesehen, wie die Funken in die Dunkelheit stoben. Faszinierend und traurig-schön.

    Zitat

    Zitat, S. 39: "Die Lichter werden immer heller, während sich die Erdkugel langsam von der Sonne abwendet, und nun spielt das Orchester laute Cocktailmusik und die Oper aus den Stimmen der Gäste geht in eine Operette über. Das Gelächter tröpfelt immer leichter, breitet sich immer großzügiger aus und strömt bei jeder heiteren Bemerkung. Die Grüppchen wechseln rascher, wachsen durch neue Gäste an, lösen sich auf und bilden sich im nächsten Atemzug wieder neu. Die ersten Wanderer sind unterwegs, selbstbewusste junge Frauen, die sich unter die Grüppchen der solideren und behäbigeren Gäste mischen, für einen kurzen, fröhlichen Augenblick zum Mittelpunkt einer Gruppe werden und dann triumphierend durch das wogende Meer aus Gesichtern, Stimmen und Farben im sich verändernden Licht weiter ziehen."


    So sehen die Partys bei Jay Gatsby im New York der 1920er Jahre aus. Man amüsiert sich, verabredet sich, isst, trinkt, tanzt, sieht und wird gesehen. Es ist modern, bei Gatsby ein und aus zu gehen und darüber zu spekulieren, wie er sein Vermögen gemacht hat. Kaum einer der Gäste kennt Gatsby; gut möglich, dass er sich unters Volk mischt und unerkannt bleibt. Der Erzähler Nick, ein junger Mann, der durch Zufall das Nachbarhaus gemietet hat, kommt Gatsby näher und erfährt sein Geheimnis: Gatsby liebt Daisy, eine entfernte Cousine Nicks, die aus gutem Hause stammt und inzwischen verheiratet ist, und er hat alles daran gesetzt, Reichtum anzuhäufen und in die höhere Gesellschaft aufzusteigen, um Daisy eines Tages zurückzugewinnen. Doch als es darauf ankommt, ist Gatsby von allen verlassen außer Nick.


    Die Atmosphäre jener Zeit und jener Gesellschaft in Worte gefasst - ich fühle mich ein wenig, als sei ich dabei gewesen. Eine wunderbar geschriebene Geschichte, geschickt zusammengebaut, farbenprächtig, tiefsinnig und voller Wehmut.


    Leider trüben zahlreiche Schreib- und Grammatikfehler in dieser Ausgabe den Lesegenuss erheblich.

    Originaltitel: Star Gazing


    Kurzbeschreibung (von Amazon, mit einer kleinen Korrektur, die das Alter der Protagonistin betrifft):


    Wenn das zweite Glück ins Leben tritt


    Wenn sie klassische Musik hört, fühlt sie sich lebendig. Wenn sie den Regen auf ihrem Gesicht spürt, ist sie glücklich. Wenn sie an ihren verstorbenen Mann denkt, ist er nur noch eine Erinnerung. Die 45jährige Marianne ruht in sich selbst. Als die Schottin den geheimnisvollen Keir von der Isle of Skye kennenlernt, ist es mit der Ruhe vorbei. Seine Stimme, seine Worte zeigen ihr die Welt, wie sie sie nie gesehen hat. Sie ist blind, aber mit ihm kann sie sogar die Sterne sehen.


    Windverwehte Landschaften und eine zarte Liebe: ein gefühlvolles Debüt.


    Über die Autorin (aus dem Buch abgeschrieben):


    Linda Gillard arbeitete nach ihrem Studium in Bristol in Schauspiel und Deutscher Sprache als Schauspielerin, unter anderem am National Theatre. Nebenher schrieb sie als freie Journalistin für Magazine, bevor sie sich ganz ihrer Familie und dem Schreiben widmete. Sie lebt auf der Isle of Skye, wo sie an ihrem nächsten Roman arbeitet.


    Meine Eindrücke:


    Wie beschreibt man einer Frau, der von Geburt an blind ist, Kathedralen, Landschaften und die Flugformationen von Vögeln? Und wie zeigt man ihr die Sterne?


    Die Liebesgeschichte ist schnell erzählt: Eine blinde, selbstbestimmte Frau lernt einen einfühlsamen, gebildeten, naturliebenden Mann kennen, der es schafft, ihr Herz wieder für die Liebe zu öffnen und ihr die Sterne zu zeigen. Hach!


    Jenseits der Klischees bietet die Geschichte viel mehr, nämlich atemberaubende Schilderungen mit allen Sinnen: Blütenduft, die Berührung von Baumrinde, Schneeflocken auf der Haut, das Geräusch von Regen, wenn man unter einem Baum steht, Wind im Gesicht, Vogelgezwitscher, die Wärme des Grases, wo eben noch ein Hase saß, das federleichte Gewicht eines Rotkehlchens auf der Hand. Und die Übersetzung von rein visuellen Eindrücken in Stimmungen, Klänge, Symphonien. Das Sternbild Orion werde ich nie mehr betrachten ohne an Keirs Beschreibung für Marianne zu denken.


    Ich bin durch den Thread "Ein Buch wie eine warme Decke" auf dieses Buch gestoßen - danke an CorinnaV für den Vorschlag! Man könnte auch sagen: ein Buch wie ein Becher Schokoladeneis mit Sahne. Lecker. Gut für die Seele. Zu viel davon auf Dauer nicht ungefährlich. Aber ab und zu einfach wunderbar.

    Ich bin... satt.
    Mir geht es... hoffentlich morgen besser.
    So sieht das Wetter aus... kalt.
    Ich esse... nie wieder Süßigkeiten.
    Ich trinke... besser nichts mehr.
    Ich sehe... manchmal schwarz. Aber wirklich nur manchmal.
    Ich lese zur Zeit... "Die blaue Aubergine".
    Das trage ich... Verantwortung.
    Ich liebe... meinen Mann.
    Ich hasse... es, mir Gedanken über Hass zu machen.
    Ich sollte nicht... so viel Zeit vertrödeln.
    Ich würde gern... die Zeit zurückdrehen und an einer bestimmten Stelle anders abbiegen.
    Heute will/muss ich noch... nur noch schlafen gehen, zum Glück.
    Mein Herzenswunsch... bleibt geheim.
    Ich grüße... das Meer. Und eine bestimmte schmetterlingsbepflasterte Eule.

    Der Klappentext gibt keine Hinweise darauf, welch ein grausames Ungeheuer sich zwischen den Buchseiten versteckt hält. Dieses Ungeheuer ist ein Krieg, der über Englang hereinbricht, mitten in einem wundervoll-magischen Sommer voller Landleben, Blumenwiesen, Angelausflüge und voller Liebe, wovon Daisy in ihrem bisherigen Leben nicht allzu viel abbekommen hat. Sie wurde von ihrem Vater zu Verwandten nach England geschickt, ein magersüchtiges junges Mädchen, das nichts Gutes erwartet. Empfangen wird sie von einer Familie, in der ganz andere Dinge wichtig sind als zu Hause in New York, nämlich Achtsamkeit füreinander und ein Leben im Einklang mit der Natur. Sie schließt sie schnell ins Herz, weil sie gar nicht anders kann: die zutrauliche kleine Cousine Piper, die Zwillinge Isaac und Edmond, Vetter Osbert und Tante Penn, die keine blöden Fragen stellt, sondern Daisy nimmt wie sie ist. Mit Edmond verbindet Daisy bald etwas ganz besonderes: eine tiefe, reine, überwältigende Liebe.


    Alles hätte so schön sein können, wundervolle Wochen ohne Tante Penn, die zu einem Kongress gefahren ist, doch plötzlich erwacht das Ungeheuer und reißt alle in einem schrecklichen Strudel mit. In London gab es Bombenanschläge, Großbritannien wird von einer fremden Macht besetzt, es herrscht Krieg. Zuerst nehmen die Kinder wenig davon wahr, versuchen ihr unauffälliges Leben auf dem Land weiterzuleben, aber ihr Haus wird beschlagnahmt, sie werden getrennt und anderen Orten zugewiesen. Daisy bleibt nur noch Piper, die ihr Halt gibt und für die sie plötzlich verantwortlich ist. Die Mädchen versuchen, sich bis nach Hause durchzuschlagen, nie wissend, was als Nächstes passiert. Und es passieren grausame Dinge, Stromausfall und Nahrungsmittelknappheit sind noch die harmloseren unter ihnen. Doch Menschen sterben nun an Krankheiten, die im normalen Leben einfach zu behandeln sind, und sie sterben, weil es Massaker gibt und weil sie ohne Nahrung in die Wälder flüchten. Das Grauen steigert sich ins beinahe Unerträgliche. Die beiden Mädchen überleben. Zu Hause angekommen erkennen sie, dass sie noch nicht am Ziel sind. Sie müssen weiterkämpfen, bis eines Tages - vielleicht - alle wieder zusammen sein können.


    Die Hintergründe der Kriegsereignisse bleiben im Dunkeln. Dies wurde hier schon bemängelt, für mich ist das in Ordnung so: Ich-Erzählerin Daisy ist fünfzehn Jahre alt und interessiert sich wenig für die Welt, als sie noch die Möglichkeit hat, an Informationen zu kommen. Nach Ausbruch des Krieges gibt es nur noch Gerüchte, keine Chance, wirklich etwas zu erfahren. Daisy kann mir nur ihren eingeschränkten Wissensstand vermitteln. Ausgehend von der Fiktion einer Besetzung mitten im modernen Europa spielt Meg Rosoff konsequent durch, was das mit den Menschen machen würde. Sie lässt nichts aus, erspart uns nichts, macht es nur erträglicher dadurch, wie Daisy erzählt: mit einer gewissen Distanz, manchmal spröde, Bemerkungen einflechtend, die unter anderen Umständen als witzig durchgehen würden, und selbstironisch: Magersucht ist in Kriegszeiten einfach deplatziert.


    Rosoff geht geschickt vor. Mit Alltagsproblemen wie der ungeliebten Stiefmutter, der Essensverweigerung und der besten Freundin Leah verankert sie den Beginn der Geschichte im realen Hier und Jetzt, lässt die LeserInnen sich sicher fühlen, nimmt sie mit ins Idyll, behält sie fest im Griff und lässt sie nicht flüchten, wenn es danach in eine Welt geht, die von Tag zu Tag grauenhafter wird. Daisy hält durch, sie erzählt die Geschichte bis zum Ende und macht weiter in einer veränderten Welt. So lebe ich jetzt - der Titel hätte nicht treffender gewählt werden können.


    Danke an eine bestimmte Eule, die mir den Rat gab, mit dem Buch vorsichtig zu sein: Es hat mich mitgenommen. Trotzdem bekommt es von mir eine uneingeschränkte Leseempfehlung: gut geschrieben, wichtiger Inhalt, zwingt zum Nachdenken. Aber man braucht noch mehr als bei anderen Büchern den richtigen Moment, um sich darauf einzulassen.

    John Devine lebt im irischen Kaff Kilcody, wo die sonntägliche Messe das aufregendste Ereignis der Woche ist. Sein Leben dümpelt dahin zwischen der Schule, dem einfachen Zuhause, seiner Mutter, die bei fremden Leuten putzt, und Harpers Handbuch absonderlicher Naturphänomene mit einem ganzen Kapitel über Würmer, die John besonders interessieren. Er ist viel allein, bis er Jamey kennenlernt, der ein bisschen durchgeknallt zu sein scheint und gleichzeitig cool ist und eines richtig gut kann: Geschichten erzählen. John wird in Jameys Bann gezogen; in seinem Windschatten raucht er seine erste Zigarette, probiert Alkohol, lernt die örtlichen Kleinganoven kennen. Eines Tages passiert das Unfassbare: Sie sind betrunken, Jamey will einen Film drehen und schlägt Innenaufnahmen in der Kirche vor. John gerät außer Kontrolle, schlägt alles kurz und klein und schändet den Altar. Jamey filmt und vergisst die Kamera am Tatort.


    John, vom Dorfpolizisten mit einem miesen Trick unter Druck gesetzt, gesteht und verrät seinen Komplizen und ein Geheimnis der Kleinganoven. Jamey muss in ein Jugendgefängnis.


    Was macht dieser Verrat aus den Jungen? Für wen fällt die Strafe härter aus: für Jamey, der sich in der Strafanstalt wie im Erholungsheim fühlt und in Sicherheit vor den Ganoven ist oder John, der in Tristesse versinkt und sich kaum noch aus dem Haus traut? Jamey bleibt indirekt bei ihm, schreibt Briefe und schickt Geschichten. Am Ende ist er es, der es schafft, aus Kilcody auszubrechen, während Jamey Dinge mit sich geschehen lässt. Ihm widerfährt der erste Sex, seine Mutter wird ernsthaft krank und eine widerliche Schreckschraube aus dem Dorf nistet sich in seinem Zuhause ein, angeblich, um John und seine Mutter zu unterstützen.


    Es ist ein weiter Weg für John, bis er es schafft, Dinge nicht nur geschehen zu lassen sondern selbst in die Hand zu nehmen und festzustellen, dass er Harpers Handbuch absonderlicher Naturphänomene nicht mehr braucht.


    Der Roman lebt von den Stimmungen, die er wunderbar einfängt, von skurrilen Verwirrungen des Teenager-Seins - und von Jameys Geschichten. Diese geben Einblick in die Hinterzimmer des Kleinbürgertums und gehören für mich zu den besten Passagen des Buches.


    Fazit: Nicht weltbewegend, ganz gut zu lesen.

    Ich kann rumble-bees Begeisterung für dieses Büchlein leider nicht teilen. Die Geschichte hätte ergreifend sein können. Sie hätte vom Erwachsenwerden erzählen können und vom Glück, das manchmal in ganz in kleinen Dingen liegt. Doch der Ich-Erzähler bleibt mir zu fern. Die Geschichte hätte berichten können, was von einem geliebten Menschen bleibt - Dinge, die er gesagt und getan hat, Erinnerungen an Düfte und Melodien und an das was ihn wertvoll für uns gemacht hat. Und sie hätte mich traurig aber mit einem guten Gefühl zurücklassen können. All das hat sie nicht. Die Sätze wirken auf mich bis auf einige wenige bessere Passagen wie lieblos aneinandergereiht, stellen Behauptungen auf anstatt zu erzählen. Bilder von Meer und Kirschblüten erzeugen nicht automatisch Gefühle. Die Episode von der großen Liebe des Großvaters … ja. Auch sie hätte besonders sein können, aber der hölzerne Dialog zwischen Großvater und Enkel über die ungewöhnliche Bitte des alten Mannes macht sie zunichte.



    Ich bin mit japanischer Literatur nicht vertraut; vielleicht gibt es Besonderheiten, Stilmittel, Tabus. Oder die Übersetzung ist nicht gut gelungen. Das kann ich nicht beurteilen. Schade um all das, was die Geschichte hätte sein können, wirklich schade!

    "Auf dem Boden zu ihren Füßen war eine Doppelspirale eingraviert, eine von der Art, welche die Augen immer rundherum bis zum Mittelpunkt führt, wo man zu seiner Überraschung eine zweite Spirale findet, die sie wieder hinauslenkt ins Nichts der Außenseite. Oder ins Etwas: sie hat nie zu entscheiden vermocht, was ein Nichts ist." (Zitat, S. 71) "Man nahm an, dass die Alten durch das Aufrollen von Farnwedeln zur doppelten Spirale inspiriert wurden. … Aber sie war das Symbol der Wiedergeburt und der nach außen und innen gerichteten Natur der Dinge." (Zitat, S. 73)


    Spiralen sind allgegenwärtig in diesem Buch: die Wendeltreppe in Kerewins Wohnturm und die gravierte Bodenspirale, Schneckenhäuser und Muscheln, eine Spirale aus Gewalt, Verletzlichkeit und Einsamkeit. Die ganze Geschichte ist spiralförmig erzählt, dreht sich auf ein beinahe unerträglich schmerzhaftes Zentrum zu, zerteilt sich dann in drei Erzählstränge, einen für jede Hauptfigur, die sich auseinanderdrehen, um am Ende - vielleicht - wieder zusammenzufinden.


    Kerewin Holmes, deren Vorfahren zum Teil von Maori abstammen und deren Name auf mehr als eine Ähnlichkeit mit der Autorin hinweist, ist eine reiche Malerin, die nicht mehr malen kann und lebt allein in ihrem selbstgebauten Turm in einem unwirtlichen Landstrich an der Küste Neuseelands. Sie hat sich von ihrer Familie und von der Außenwelt abgeschnitten und kann nahezu autark leben, geht fischen, jagen, gärtnert und schafft Kunstwerke, die in ihren Augen keine sind. Eines Tages entdeckt sie einen Eindringling: Simon, ein stummes Kind unbestimmbaren Alters hat sich eingeschlichen. Kerewin bringt es nicht übers Herz, ihn bei Sturm und Regen vor die Tür zu setzen, abgeholt werden kann er erst am nächsten Tag, also gibt sie ihm unwillig ein Obdach, Essen und ihr Bett. Sie, die sich für so abgebrüht hält, kümmert sich ungeschickt aber liebevoll um das Kind, und ehe sie sich versieht, hat sie Simon und seinen Pflegevater Joe in ihr Leben gelassen. Sie hält die beiden auf Distanz, scheut die Verantwortung, glaubt immer noch, dass man sich aus allem heraushalten kann, aber das gelingt ihr nicht. Denn im Trio der Gestrandeten gibt sie ungewollt die Richtung vor und der an Körper und Seele verletzte Simon braucht Schutz, vor sich selbst und vor der Grausamkeit, die ihm oft widerfährt.


    Joe, ebenfalls maorischer Abstammung, hat vor zwei oder drei Jahren seine Frau und seinen Sohn verloren, nicht lange, nachdem er Simon als Schiffbrüchigen am Strand gefunden hat. Seit dem Tod von Frau und Kind hat Joe keinen Halt im Leben mehr, ist zum Trinker geworden und gerät häufig außer sich, vor allem dann, wenn Simon störrisch ist und dieses bösartige Glitzern in den Augen hat.


    Es dauert lange, sehr lange, viel zu lange, bis Kerewin begreift, welche grauenhaften Verletzungen Simon zugefügt bekommt und von wem. Sie findet eine Möglichkeit, das zu verhindern, und alles scheint ganz gut zu laufen. Bis zu dem Tag, an dem Simon ihre bernsteinfarbene Gitarre zerstört, die ihr viel bedeutet. Weil sie, wie ihr später klar wird, nicht verstand, was er ihr an jenem Tage zu verstehen geben wollte, und er sich nicht anders zu helfen wusste. Sie ist wütend, so wütend, dass sie Simon an dem Abend ihren Schutz verweigert und ihn der Katastrophe ausliefert.


    Das Kind wird so schwer misshandelt, dass es Hirnschäden davon trägt und ins Koma fällt. Alle drei Hauptfiguren kommen in den tiefsten Tiefen ihres Lebens an, an dem Punkt, von dem aus sich die Spirale für sie wieder nach außen drehen kann.


    Aue. Das Glossar sagt, das sei ein maorischer Ausruf der Verzweiflung oder Bestürzung. Dieses Buch gibt viele Gelegenheiten, bestürzt zu sein, aber es birgt bei aller Grausamkeit so viel Hoffnung, so viel Gier auf Leben, dass sich die Schmerzen lohnen, die das Lesen verursacht. Man muss sich einlassen auf diese seltsamen Figuren, deren innere Monologe, den besonderen Stil dieses Buches.


    Es ist nicht nur spiralförmig geschrieben, sondern hat mich auch veranlasst, es spiralförmig zu lesen: Noch nie habe ich, nachdem ich ein Buch zu Ende gelesen hatte, direkt wieder am Anfang begonnen. Hier war es so. Der Prolog hat nun einen Sinn, und beim zweiten Lesen achte ich auf andere Details als beim ersten. Vielleicht sollte ich mich nebenbei mit maorischen Mythen vertraut machen, vielleicht hebe ich mir das einfach für das nächste Lesen auf. Und vielleicht versöhne ich mich eines Tages mit dem Epilog, auf den ich im Moment gut hätte verzichten könnten - wer weiß, womöglich ist er bei der nächsten Umrundung genau das Richtige.


    Mehr über die Autorin findet sich hier.

    Nun habe ich es also gelesen, dieses Buch, das so gar nicht in mein Beuteschema passt. Nach einer Reise nach Kenia und Tansania wurde mir von jemandem förmlich aufgedrängt, es auszuleihen. Nach allem, was ich vorher über dieses Buch gehört hatte, muss ich sagen, es war nicht ganz so schrecklich wie befürchtet. Es ließ sich dank des schlichten Schreibstils flüssig lesen, der fehlende Spannungsbogen hat den Vorteil, dass man jederzeit unterbrechen kann.


    Ist es möglich, sich Hals über Kopf in einen Menschen zu verlieben, den man nicht kennt, mit dem man sich aufgrund mangelnder Sprachkenntnisse nicht verständigen kann, der aus einer grundlegend anderen Kultur stammt? Corinne Hofmann behauptet, ihr sei das passiert. Unterstellt man, das sei wahr, verdient die Konsequenz, mit der sie für diese Liebe kämpft, durchaus Respekt. Respekt gebührt ihr auch dafür, wie sie sich in einer lebensfeindlichen Umgebung durchgeschlagen hat. Wenn ich nicht selbst in Kenia gewesen wäre, keine Manyatta (Hütte) besucht hätte, den Staub nicht gesehen hätte, durch den die Hirten ihre mageren Rinder und Ziegen treiben, um eine Tränke zu finden, würde ich das vielleicht anders sehen.


    Corinne Hofmann zog zu ihrer großen Liebe in den Busch. Ich fürchte, ein Außenstehender kann das nicht nachvollziehen. War es Abenteuerlust, Naivität oder wirklich Liebe? Die Frage ist für mich unbeantwortet, ein ratloses Kopfschütteln bleibt zurück. Die schwierigen Lebensumstände und die Willkür der Behörden beschreibt sie ausführlich, aber wo sind Afrika und das Verständnis für seine Bewohner in diesem Buch? Hofmann spricht kaum englisch und macht keinerlei Anstalten, die Sprache der Menschen zu lernen, bei denen sie leben will. Wo setzt sie sich mit sich und ihrer Umgebung kritisch auseinander? Sie benutzt rassistische Klischees; ihr Mann wird auf sein Äußeres reduziert. Er sieht atemberaubend aus, vor allem mit Bemalung, Schmuck und Kanga, hat keine Schule besucht und weiß nicht viel von der Welt, wie wir sie kennen. Das Zusammenleben gestaltet sich erwartungsgemäß problematisch, Lketinga benimmt sich nach europäischen Maßstäben teilweise unmöglich. Gemessen an den Maßstäben seines Volkes jedoch gibt er sich große Mühe für Corinne; er kocht und wäscht sogar, wenn es sein muss - eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit für einen Krieger. Warum erzählt sie so wenig über die Hintergründe und die Traditionen der Samburu? Auf mich wirkt sie wie eine desinteressierte Zuschauerin.


    Und warum heißt das Buch eigentlich: "Die weiße Massai"? Lketinga ist kein Massai, sondern ein Samburu. Die Samburu sind zwar eng mit den Massai verwandt und haben eine ähnliche Lebensweise, aber sie sind keine Massai und legen meines Wissens Wert auf diese Unterscheidung.


    Mit dieser Geschichte hätte man einige grundlegende Fragen beleuchten können, zum Beispiel die, welche Einflüsse das Voranschreiten der "Zivilisation" auf die nomadisierenden Stämme in Afrika hat und wie die Menschen den Balanceakt zwischen Tradition und "Zivilisation" bewältigen. Statt dessen ist ein Tagebuch vermeidbarer Katastrophen daraus geworden. Schade.

    Kurzbeschreibung (von der Verlagsseite):


    Sara trifft Toni nach Jahren wieder – beim Begräbnis der Frau, die sie beide als verwaiste Jugendliche aufgenommen hat. Die alte Vertrautheit und die alten Schwierigkeiten, die unbewältigten Ereignisse leben wieder auf. Und dann laufen ihnen noch zwei Achtjährige zu, der jähzornige Oliver und das Mädchen, das seinen Namen vergessen hat. Als sollten Sara und Toni sich in den Kindern spiegeln, beginnt das Spiel von neuem. Aber das alte Spiel ist noch nicht zu Ende gespielt.
    Aus Berlin kommt Elvira dazu. Als Mittlerin? Sara hat einst Toni mit dem Holzscheit geschlagen, und mit ihm ihre erste sexuelle Begegnung gehabt. Auch Elvira ist in alten Verletzungen gefangen. Das kleine Mädchen Namenlos erlebt etwas Zerstörerisches mit einem weißen Zauberer beim Winterfestival.
    Und der dicke Oliver, ohnmächtig seiner Wut ausgeliefert, versucht vor allem davonzulaufen. Sie streiten, gehen auseinander, nähern sich wieder an, gehen auseinander …
    Doch eine Wende kündigt sich an: Elviras Liebe für den kleinen Oliver hilft ihm über den Berg. Sara und Namenlos, nur Mißverständnissen erliegend, lernen sich durch das Spiel mit Gebärden verstehen. Und sind es am Ende die Kinder, die Elvira und Sara ihre Liebe zueinander entdecken lassen?
    Erzähler- und Zeitenwechsel, Lakonik, poetische Sprachpfade, Humor und großartige Dialoge machen den ereignisreichen, spannenden Stoff zu einem literarischen Vergnügen.


    Über die Autorin:
    Sabina Lorenz, geboren 1967, Studium der Sozialpädagogik in München und London.


    Verschiedene Auszeichnungen und Preise zwischen 2002 und 2008,
    Förderpreis des Stuttgarter Schriftstellerhauses, der im April 2011 verliehen wird.
    Veröffentlichungen in Anthologien und Zeitschriften, u.a. in ndl.
    Einzeltitel:
    »Die Fremde ist ein Ort«, Gedichte, 2007 (Lyrikedition 2000)
    »Echos für eine Nacht«, Gedichte, 2010 (Lyrikedition 2000)


    Meine Eindrücke:


    Sara und Toni, beide Ende Dreißig, strandeten als Teenager bei Anne, die sich ihrer annahm. Anne, eine nicht mehr ganz junge Lehrerin mit einem Rosengarten und dem Wissen, welche Dinge von ihr abhängig waren und welche sie nicht beeinflussen konnte, nahm sich der beiden an. Nun ist sie tot und Sara kehrt aus London zurück in Annes Haus, zu Toni und zu ihrer Vergangenheit. Dort leben indessen zwei Kinder: Oliver, ein dicker Junge, dem alles entzwei geht, was er anfasst und ein Mädchen, das seinen Namen vergessen hat und unter dessen Augen bläuliche Schatten liegen, zwei Achtjährige, die aus ihrem Leben gefallen sind.


    Toni und Sara müssen erst wieder die losen Fäden ihrer Beinahe-Geschwisterbeziehung zusammenknüpfen. Viel Zeit ist vergangen, in der man nur wenig Kontakt hielt. Sara will sich um die Kinder kümmern, ihren verletzten Seelen ein Zuhause geben, sie beschützen. All das ist nicht leicht. Toni ist vertraut und doch fremd, die Kinder störrisch. Langsam gelingt es Sara, ihr Vertrauen zu gewinnen, doch je mehr sie sich an die Kinder herantastet, desto näher kommt auch ihre eigene Vergangenheit. Sie lernt Elvira kennen, und diese Frau findet intuitiv die richtigen Worte um die Kinder zu erreichen. Meist jedenfalls.


    Das Buch ist aus den Blickwinkeln von Sara, Oliver, dem Mädchen und Elvira geschrieben. In ihren Visionen schleicht eine alte Frau durch einen Turm, sie alle sind auf der Suche nach etwas, nach Halt im Leben, nach Liebe, nach sich selbst. Wie kann man sich selbst finden, wenn man durch die Welt irrt und seine Verletzlichkeit wegsperrt? Wem kann man trauen, wenn ein Zauberer ein Mädchen zersägen will? Wem kann man sagen, dass er nach Zwiebeln schmeckt? Wie fühlt es sich an, wenn einen jemand liebhat? Und wie, wenn man jemandem wehtut, der schwächer ist als man selbst?


    Die Art, in der die Geschichte erzählt wird, lässt mich schweben. Ich schwebe mit den Figuren hierhin und dahin, scheinbar ziellos. Ich schaue durch ein Vergrößerungsglas auf mühsam geflickte und nur langsam heilende Verletzungen. Ich gehe mit auf Entdeckungsreise durch die Höhen und Tiefen des Zusammenseins. Mehr als einmal treffen mich Schläge mit voller Wucht, reißen mich aus der Schwebe, werfen mich zu Boden, tun richtig weh. Mühsam rappele ich mich auf zusammen mit den beiden Frauen und den Kindern, lese weiter. An ein Happy End glaube ich nicht einen Moment; es würde nicht zu einer solchen Geschichte passen. Aber meine Hoffnung, dass sie zu sich und einander finden, wird nicht enttäuscht.


    Welch ein Spracherlebnis! Der Schreibstil wird nicht jedem liegen – mir gefällt er außerordentlich gut. Eine berührende Geschichte, tiefsinnig und erstklassig erzählt – für mich ein Lesehighlight.

    Das Kaff, in welches Mia mit ihren Eltern ziehen muss, hat nicht viel zu bieten. Immerhin hat ihr neues Zimmer strahlend weiße Wände ohne lästige Erinnerungsfotos, einen Kirschbaum vor dem Fenster und einen Ausblick auf den Fluss und das Nachbarhaus. Bemerken die Nachbarn, dass manchmal jemand um ihr Haus schleicht und nasse Fußabdrücke hinterlässt? Mia beobachtet sie: die beiden Jungen, den Vater, die Oma. Den oder die Unbekannte sieht sie nicht. Und der Fluss ist unheimlich.


    Mia lernt Alex und Jan und die Oma kennen. Die Mutter der Jungen ist vor Jahren einfach weggegangen und reist als Fotografin um die Welt. Die beiden gehen mit dem mutterlosen Leben unterschiedlich um: Alex hält sich an den Fotos fest, die ihm die Mutter von überallher schickt, und an seinem Globus, mit dessen Hilfe er in Gedanken überallhin reisen kann. Ansonsten setzt er alles daran, erwachsen zu sein. Jan, zwei Jahre jünger, ist verträumt, nimmt die Geräusche der Welt mit einem Diktiergerät auf und treibt sich mit seiner Freundin Alina am Fluss herum.


    Der Fluss birgt Geheimnisse, eine Insel mit Trauerweiden, ein Mädchen, das den Eisvogel rufen kann und etwas, wovor sich die Jungen auf Omas Geheiß mit einem Silberkettchen mit Kreuz schützen müssen.


    Im ersten Teil des Buches baut sich viel Spannung auf. Mia, sechzehn und neu im Dorf, trägt Gothic Klamotten und ist sehr zurückhaltend. Sie liebt klassische Musik und spielt Cello, aber nur, wenn ihr niemand zuhört. Für jemanden zu spielen, ihm Musik zu schenken, heißt verletzbar zu sein, und davon hat Mia die Nase voll. Die Jungen schaffen es, eine Art Freundschaft mit Mia zu schließen; zwischen Alex und Mia könnte sogar mehr daraus werden. Wenn da nicht diese Sache aus der Vergangenheit wäre, mit der Mia immer noch zu kämpfen hat. Und wenn nicht diese seltsamen Dinge geschehen würden, die irgendwie mit dem Fluss zu tun haben.


    Das Buch ist in vier Abschnitten nach den Jahreszeiten aufgebaut, in Anlehnung an Vivaldis Vier Jahreszeiten. Die Rahmenhandlung - jemand ist beim Schlittschuhlaufen auf dem Fluss eingebrochen und droht zu ertrinken - ist in "Intro" und mehrere "Intermezzi" aufgegliedert. Eine schöne Idee, die gut zu Mias Leidenschaft für die Vier Jahreszeiten passt. Die einzelnen Kapitel sind abwechselnd aus der Sicht von Mia, Alex und Jan geschrieben und einige Situationen werden aus verschiedenen Blickwinkeln dargestellt.


    Laut Verlag bilden junge Erwachsene die Zielgruppe des Buches. Möglicherweise sind die Mystery-Elemente für diese Zielgruppe interessant - ich fand sie schlichtweg überflüssig. Die Themen, mit denen sich die Hauptfiguren auseinandersetzen müssen, sind gewichtig und interessant genug: Wie gehen Alex und Jan mit dem Verlust der Mutter, ihr Vater mit dem Verlust der Ehefrau um? Warum hat der Vater es nicht geschafft, seine Frau glücklich zu machen? Kann die Oma Probleme lösen, indem sie sie ignoriert? Wie wird man mit Enttäuschungen fertig? Wieviel Mut braucht es, um neues Vertrauen zu fassen?


    Das Buch hat vor allem in der ersten Hälfte einige wirklich gute Momente und sprachliche Highligts, leider flacht die Spannung in der zweiten Hälfte ab. Die Auflösung des Familiengeheimnisses von Alex und Jan ist erschreckend, wirkt aber in der ganzen Mystery irgendwie nebensächlich. Schade.

    1. Welches ist dein Lieblingsmärchen und wieso?


    Die kleine Seejungfrau. Es ist so schön und so traurig und handelt vom Meer. Der Verzicht der kleinen Seejungfrau auf ihre Stimme und der Mut, den Fischschwanz gegen Beine einzutauschen, haben mich sehr beeindruckt. Ich habe mir immer gewünscht, auch einen Menschen zu finden, der mir so viel bedeutet.


    2. Vor welchem Märchen hast du dich am meisten gefürchtet?


    Das kalte Herz. Einen Stein als Herz zu haben und so kalt zu werden wie der Kohlenmunkpeter … Der Holländermichel und auch das Glasmännlein waren mir unheimlich. Die DEFA-Verfilmung lässt mich heute noch erschauern. :wow


    3. Welche Märchenfigur wärst du gerne?


    Keine bestimmte. Auf jeden Fall eine, für die die Geschichte gut ausgeht.


    4. Welchen Märchengegenstand würdest du gerne besitzen?


    Einen Zauberstab.


    5. Wenn du verzaubert würdest, welches Tier wärst du?


    Ein Wal. Und dann würde ich mich endlich mal im Meer umsehen.


    6. Welcher Märchenfilm gefällt dir am Besten?


    Drei Haselnüsse für Aschenbrödel. Der Film hat so viele herzerwärmende Details. Wie die beiden am Ende durch den Schnee reiten und ihr Schleier im Winde weht … hach! Schööön!


    7. Magst du Märchenparodien?


    Keine Ahnung. Ich glaube, ich kenne keine.


    8. Magst du moderne oder neuerzählte Märchen?


    Die Frage bringt mich auf die Idee, mal wieder welche zu lesen …


    9. Glaubst du an Märchenprinzen und für welchen würdest du dich entscheiden?


    Nein. Die meisten Märchenprinzen machen einen ziemlich einfältigen Eindruck. Mir ist ein richtiger Mann lieber.


    10. Muss für dich ein Märchen mit 'Es war einmal' anfangen?


    Nein. Der Anfang muss aber eine märchenhafte Stimmung erzeugen.


    11. Woher kennst du Märchen? Kassetten? Bücher? Hat man dir vorgelesen?


    Meine Eltern haben mir Märchen vorgelesen und Märchen erzählt. Meine Mutter konnte sich wundervolle Geschichten ausdenken. Später habe ich selbst Märchen gelesen.


    12. Greifst du auch heute noch zu Märchenbüchern?


    Ja, manchmal.


    13. Würdest du deinen Kindern Märchen vorlesen?


    Ja, wenn sie das mögen. Ich konnte mit manchen Märchen nicht viel anfangen. Wenn es den Kindern ähnlich ginge, müssten wir gemeinsam die Märchen finden, die uns allen gut gefallen.


    14. Hältst du Märchen für wichtig?


    Ja und nein. Sie sind oft lehrreich, das Böse wird bestraft - aber sie sind nicht immer zeitgemäß. Geschichten erzählen halte ich für wichtig - die schönsten Abende waren früher die, an denen meine Mutter mir selbst ausgedachte Gutenachtgeschichten erzählt hat. (Oder die, an denen wir zusammen Abendlieder gesungen haben, aber das ist ja hier nicht gefragt.)


    15. Warst du schon in einem Märchenpark?


    Nein. Werde ich wohl auch nicht.


    16. Magst du die Disney Märchen?


    Die Verfilmungen sind mir oft zu "amerikanisch" mit Gesinge und Rumgehopse und Zuckerguss. Die alten "Ost"-Verfilmungen gefallen mir besser.


    17. Welches Märchenelement ist dir bei einem Märchen sehr wichtig (Rache / Wahre Liebe / Gerechtigkeit)?


    Liebe und Gerechtigkeit. Mit Rache kann ich nicht viel anfangen.


    18. Welches Märchen würdest du gerne von Disney verfilmt sehen?


    Ich vermisse keins, siehe oben.


    19. Welches Märchen magst du nicht?


    Die Schneekönigin. Vielleicht habe ich das Märchen bis heute nicht verstanden. Oder es liegt daran, dass mein kleiner Bruder Kai heißt und jedes Mal entsetzliche Angst hatte, wenn "Die Schneekönigin" im Fernsehen lief.


    20. Mit welchem Märchen verbindest du die schönsten Erinnerungen?


    Mit "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel". Das Schloss des Prinzen im Film liegt ganz in der Nähe des Ortes, wo ich aufgewachsen bin und ist einfach schön, das Sandsteingeländer, der Wald, die Teiche …


    21. Dein Lieblingsmärchenautor?


    Hans Christian Andersen

    Schon der Titel beinhaltet für Wilbur mehrere Unmöglichkeiten: Er hat kein Zuhause. Und schwimmen kann er nicht. Vielmehr hat er eine so tiefsitzende Angst vor Wasser, dass er selbst Heißgetränke ausschließlich über einen Trinkhalm zu sich nimmt, um die Kontrolle über die Flüssigkeit zu haben.


    Wilbur ist ein klein gewachsener, körperlich schwacher, hochbegabter Junge, der einen schwierigen Start ins Leben hat. Seine Mutter stirbt bei der Geburt, sein Vater verlässt ziellos und voller Verzweiflung das Spital und den kleinen Sohn, der in Heimen, bei Verwandten und in Pflegefamilien aufwachsen muss. Nachdem Wilburs Großmutter bei einem Unfall getötet wird, hat das Leben für den Jungen keinen Sinn mehr. Er lässt sich treiben, sucht nach Möglichkeiten, die den Schmerz erträglich machen, betäubt sich mit Kinofilmen und später mit Alkohol, lässt sich mehr als einmal auf den Grund sinken, den Grund eines tiefen Wassers oder auch den Grund von etwas, das ihn mit lichtloser Stille umfängt und Erlösung verspricht. Aber die Erlösung kommt nicht - entweder wird Wilbur aus dem Wasser gezogen oder er strampelt am Ende doch so sehr, dass er wieder auftaucht, nach Luft schnappt und sich an den nächsten Strohhalm klammert, der im Wasser treibt.


    Sein Leben ist gesäumt von Menschen mit enttäuschten Erwartungen, falschen Entscheidungen, unerfüllten Wünschen, Einsamkeit, menschlicher Größe, Suchtproblemen, überschüssiger Liebe und von Bruce Willis, dessen Filme in Wilbur die Hoffnung wecken, dass man alle Gefahren überleben kann, wenn man es schafft, so zu sein wie John McClane. Und wenn man überleben will.


    Man muss sich Zeit nehmen für dieses Buch, für die vielschichtigen Figuren, für Wilburs Suche nach Liebe. Und man wird belohnt mit einer Geschichte, in der die Hoffnung immer vorhanden ist, dass jeder schwimmen lernen kann.