Hallo Charlotte
bei mir ist es folgendermassen:
Ich bin in einer sehr gläubigen katholischen Familie aufgewachsen. Die Religion und auch die Kirche bestimmten einen Grossteil unseres Familienlebens...u.a gab es damals, vor rund 50 Jahren jeden Sonntagnachmittag noch die Christenlehre (ausser in der Schulferienzeit) zu der alle Schulkinder zu erscheinen hatten. Wenn das nicht möglich war, dann musste man sich vorher beim Pfarrer höchstpersönlich entschuldigen...und allzu oft durfte das nicht vorkommen. So machtvoll war damals die Kirche, das kann man sich heute garnicht mehr vorstellen...
Dazu hatten wir in unserer Gemeinde einen Pfarrer, der mit seinem rächenden Gott mir regelrecht Angst einflösste..Ich sehe und höre ihn heute noch, wie er theatralisch uns die Qualen des Fegefeuers und erst recht die der Hölle erklärte.... wohin wir nach dem Tode unweigerlich kommen würden, wenn wir bei der Beichte irgendeine Todsünde verheimlichen...ins Fegefeuer oder in die Hölle, je nach dem, wie Gott dann über uns richtet....
Diesen Pfarrer interessierten dann beim Beichten vor allem die Sünden gegen das 6. Gebot des Beichtspiegels: Du sollst nichts Unkeusches ansehen, reden und treiben (ungefährer Wortlaut) Das 6. Gebot in der Bibel ist ein ganz anderes: Du sollst nicht begehren deines nächsten Weib (man korrigiere mich, wenn es ungenau ist).
Und dieses Ausfragen hat mich derart abgestossen, ich brachte nichts anderes raus als: ich habe keine Sünde begangen gegen das 6. Gebot.
Alle Doktorspiele, an denen ich sowieso auch neugierig teilnahm, die blieben also ungebeichtet.
Ich habe oft lange Stunden weinend wachgelegen nachts, ich hatte grosse Aengste vor dem Tod...Manchmal fand ich Trost in meinen kindlichen Gebeten...
Irgendwann im Laufe der späteren Jahre habe ich meinen Glauben verloren....vorerst hat wohl vor allem mein Unterbewusstsein rebelliert, gegen diesen Gott der Rache, einen anderen kannte ich ja nicht...nach und nach habe ich bewusster wahrgenommen, dass in meiner Denkweise vieles im Umbruch stand....
Auch wenn ich mich in meinem Leben mit entsprechender Literatur und vielen tiefgreifenden Diskussionen im Familien- und Freundeskreis mit diesem Thema auseinandersetzte....den Weg zurück zu Gott habe ich nie mehr finden können.
Ich bin immer noch eine Zweifelnde, eine Suchende....Ich bedaure es sehr, dass ich nicht mehr an Gott glauben kann. Das würde mir vieles leichtermachen...ich könnte so einiges von den Lasten der jeweiligen Sorgen und Nöte "delegieren"....vielleicht auch zum mehr innerem Frieden, zu mehr Ruhe und Gelassenheit finden. Oft habe ich auch Zukunftsängste was mein weiteres Leben anbelangt. ...hingegen habe ich eigenartigerweise, absolut keine Angst mehr vor dem Tod....
Nachtgedanken darüber, warum ich nicht mehr an Gott glaube..... Joan
Jaja, man merkt dem vielen Editieren an....es ist ein aufwühlendes Thema für mich...