Beiträge von Wuermchen

    Darum geht's:

    Am Rande Berlins ist Paula Blohm in wohlhabenden Verhältnissen groß geworden und konnte dank ihres amerikanischen Vaters in die USA emigrieren. Nach dem Ende des 2. Weltkrieges kehrt sie als Teil der US-Streitkräfte nach Europa zurück und soll in einem Camp nahe Frankfurt Befragungen durchführen. Ihr Hauptaugenmerk liegt auf Johann Kupfer, der behauptet, einer der erfolgreichsten Spione zu sein, doch mal zweifelt, ob er es ist, der sich hinter dem Decknamen "Sieben" versteckt hat.


    So fand ich's:

    Paula kommt nicht unbelastet nach Deutschland zurück, denn ihr inzwischen verstorbener Vater, ein US-amerikanischer Geschäftsmann, hat auch mit Nazis gute Verbindungen gepflegt. Außerdem gibt es ihre erste Liebe Georg, den sie in Deutschland zurückgelassen hat und von dem sie nicht weiß, ob er noch lebt und wie es mit seinem moralischen Kompass aussieht. Paulas Vergangenheit und eigene Verstrickung mit Nazis vermischen sich mit ihrer Aufgabe im Camp, Johann Kupfers angebliche Spionagetätigkeit zu verifizieren und mit dem, was sie mit Besatzern, Überlebenden und Tätern erlebt.

    Die Zeit, in der dieses Buch spielt, ist hochinteressant. Denn diese Situation, die Aufarbeitung von Kriegsverbrechen, Doppelmoral, Geschäftemacherei und Moral, die weiße Fassade und das, was sich an Grautönen dahinter verbirgt, zynische oder hoffnungsfrohe Betrachtungen von ein und derselben Situation - das alles wiederholt sich in der Geschichte immer wieder und wieder. Und ich begrüße jede zusätzliche Sicht auf diese komplexen Verflechtungen, die man immer nur in Teilbereichen aufarbeiten und betrachten kann. Insofern ist "Ritchie Girl" absolut empfehlenswert.

    Allerdings muss ich gestehen, dass ich mit der Art, wie mir diese Erzählung präsentiert wurde, so meine Probleme hatte. Ich fand die Erzählweise oft zu abgehackt, bruchstückhaft und mit sehr vielen Informationen fast schon überfrachtet. Diese werden auch wie nebenbei fallen gelassen, als müsse man die Hintergründe kennen. Es wird nicht viel erklärt. Ich hatte den Eindruck, als würde ich als Außenstehende einem Gespräch zweier Insider lauschen. Man schlaglichterte sich so durch, bekam Facetten vorgesetzt, die einen glaubhaften Eindruck der Zeit vermitteln und eine passende Atmosphäre schaffen, die mich aber nicht mitreißen konnten. Durch die vielen Aspekte, die alle nicht vertieft wurden, blieb eine Distanz zur Erzählung, die ich nicht überbrücken konnte. Selbst Paula blieb mir lange fremd, bis ich so nach und nach ein bisschen mehr über sie und ihr Dilemma herausfand.

    Jede Menge berühmte Namen wurden platziert, als bestünde Paulas Welt nur aus Prominenten. Ich fühlte mich manchmal an Forest Gump erinnert, der sich in viele Ereignisse der Weltgeschichte hineinstolperte. Paula begegnete unter anderem Otto Dix, Marlene Dietrich, Graham Greene, Charlie Chaplin und so gut wie allen Nazigrößen und mir war das zu viel des Guten.

    Andreas Pflüger hat es geschafft, mit komprimierter Sprache eine dicht gepackte Geschichte zu erzählen, die einen zwingt, langsam zu lesen und doch verplaudern sich seine Figuren oft genug in handlungsarmen Passagen so, dass man sie am liebsten drängen würde, endlich auf den Punkt zu kommen. In einem gleichmäßig dahinplätschernden Strom von Blabla verstecken sich dramatische Schicksale und bittere Wahrheiten. Ich empfand das Buch als anstrengend, aber andererseits wird man dem schweren Thema mit leichter Kost auch nicht gerecht. Manchmal war mir das Buch gleichzeitig zu viel und zu wenig.

    Deshalb unterscheide ich zwischen dem, was thematisiert wird, was wichtig und von grundlegender Bedeutung ist und womit man sich unbedingt auseinandersetzen sollte. Und der Art und Weise, wie Pflüger erzählt, mit der ich mich schwergetan habe, die aber durchaus passend war, nur eben nicht für mich. Am Ende bleibt ein durchwachsener persönlicher Leseeindruck, der jedoch niemanden davon abhalten sollte, dem Buch eine echte Chance zu geben.

    Darum geht's:


    Die Staatsanwältin C. J. Townsend hat eigene Dossiers über einen geheimen Club, der Folter-Morde an jungen Frauen in Auftrag gab, um sich per Live-Video daran ergötzen zu können. Der Fund einer Frauenleiche lässt C. J. vermuten, dass dieser Club wieder aktiv geworden ist. Ihre Dossiers kann sie aber nicht der Polizei übergeben oder für offizielle Ermittlungen verwenden, denn niemand darf erfahren, wie sie an diese Informationen gekommen ist. Aber diesen Mörder-Club will sie auch auf gar keinen Fall davonkommen lassen.


    So fand ich's:


    C. J. hat in ihrem Leben schon viel durchgemacht. Doch sie ist daran gewachsen und führt inzwischen eine stabile und glückliche Ehe mit Dominick, der seit einer Weile als Privatdetektiv arbeitet. Ihre Vergangenheit kann sie aber nicht ablegen und als eine Frauenleiche mit einem Brandzeichen, das ihr nur allzu bekannt ist, gefunden wird, muss sich befürchten, dass der Snuffvideo-Club wieder aktiv geworden ist.

    Das bringt C. J. in ein großes Dilemma, denn sie will diese prominenten und wohlhabenden Menschen mit ihrem düsteren Geheimnis auf keinen Fall davonkommen lassen, doch sie kann das, was sie weiß, auch nicht offenbaren - schließlich hat sie das alles auf illegale Art und Weise erfahren. Es gibt nur die eine Möglichkeit: Sie muss die Ermittlungen und das Gesetz in die eigenen Hände nehmen, um für Gerechtigkeit zu sorgen, während sie ganz offiziell im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten ermittelt.

    Gleichzeitig bietet sich für sie und Dominic die Möglichkeit, doch noch Eltern zu werden. Diesen Lebenstraum hatten sie schon lange aufgegeben. Der Wunsch nach einem Kind, die Vergangenheit, die sie nicht in Ruhe lässt und die Beschäftigung mit dem Club der Folter-Mörder bringt C. J. an ihre Grenzen.

    Dieser vierte Band der Reihe führt alle drei Vorgängerbände zusammen und bildet einen runden und sehr gelungenen Abschluss für diese Reihe. Man könnte diesen vierten Band auch für sich alleine lesen, da die Ereignisse aus den Vorgängerbänden zusammengefasst und erklärt werden. Empfehlen würde ich das allerdings nicht, denn es lohnt sich absolut, alle Bände dieser Reihe zu lesen.

    Ein gewichtiges moralisches Dilemma, die Zerrissenheit zwischen einem glühenden Rachedurst und dem Glauben an Gesetze und das Rechtssystem machen C. J. schwer zu schaffen. Man kann diese Zwickmühle deutlich rational und auch emotional nachvollziehen und auch, wieso C. J. sich so verhält, wie sie es tut. Man merkt, dass Jilliane Hoffman selbst für die Staatsanwaltschaft gearbeitet hat, denn sie erzählt aus diesem Blickwinkel absolut realistisch und nachvollziehbar. Und auch das Dilemma, dass Recht nicht unbedingt auch Gerechtigkeit bedeutet, wird hier sehr deutlich. Außerdem war die Erzählung von Anfang an so spannend, dass ich in die Story mitgerissen wurde und das Buch quasi in einem Rutsch durchgelesen habe.

    Dieser vierte und offensichtlich letzte Band der C. J. Townsend-Reihe hat einen wunderbar runden Abschluss hergestellt, hat mich spannend, informativ und tiefgründig unterhalten und ich kann die Reihe insgesamt mit diesem gelungenen Ende auch absolut empfehlen.

    Darum geht's:


    Als man Theo Reifenraths Leiche findet, ist er schon ein paar Tage tot. Ist der alte Mann gestürzt oder hat jemand nachgeholfen? Pia Sander und ihr Team sehen sich am möglichen Tatort um und entdecken im Hundezwinger menschliche Knochen. Möglicherweise war Theo Reifenrath nicht nur ein Mordopfer, sondern selbst ein Mörder. Und es bleibt nicht bei diesen Opfern.


    So fand ich's:


    Das, was man über Theo Reifenrath erfährt, ergibt ein sehr unterschiedliches Bild. Mehr als ein inzwischen erwachsenes Pflegekind von ihm und seiner Frau sind noch in Kontakt mit ihm gewesen, haben sich gekümmert. Doch ihre Meinungen über das Ehepaar Reifenrath gehen weit auseinander. Waren sie Wohltäter, die Heimkindern ein Zuhause geboten haben oder führten sie doch eher ein unmenschlich strenges Regime? Und als man die gefundenen Knochen vermissten Frauen zugeordnet hat, steht im Raum, dass ein Serienmörder auf dem Gelände Reifenraths seine Opfer begraben hat.


    Wie bei Nele Neuhaus üblich, gibt es einen größeren Kreis von Personen, die miteinander verflochten sind und in denen sich mehrere Verdächtige bewegen. Das hat schon bei mehr als einem Band dieser Reihe bei mir dafür gesorgt, dass ich ein paar Probleme hatte, die alle im Blick zu behalten und zuzuordnen. Das fiel mir diesmal leichter, denn sie kommen erst nach und nach ins Bild und man hat genug Zeit, sie und ihre jeweiligen Schicksale kennenzulernen. Jeder trägt ein paar Puzzleteile bei und komplettiert das Bild vom Leben in der Pflegefamilie Reifenrath.


    Ich hatte so meinen Lieblings-Verdächtigen, doch der wechselte mehr als einmal. Nele Neuhaus macht das sehr geschickt, nach und nach weitere Fakten und Erkenntnisse zu enthüllen und es bringt viel Rätselspaß, selbst mitzuermitteln und sich seine Gedanken zu machen. Dass die Serie im ländlichen Bereich rund um Frankfurt spielt, bedeutet, dass die Ermittler auch manchmal persönlich involviert sind. Pia Sander ist in der Gegend aufgewachsen und so passiert es zum Beispiel, dass sie ihre verhasste ehemalige Lehrerin als Zeugin befragen muss. Und auch der Name des in der Gegend bekannten alten Adelsgeschlechtes von Bodenstein öffnet Oliver so manche Tür. An mancher Stelle war mir die private Verwicklung von Pia allerdings schon zu viel und ich musste über diese Zufälle ein bisschen den Kopf schütteln.


    Während dessen können wir die junge Fiona begleiten, die kürzlich nach dem Tod ihrer Mutter erfahren hat, dass diese nicht ihre leibliche Mutter war. Sie möchte herausfinden, wer sie geboten hat und verfolgt privat eine Spur.


    Die Ermittlungen gestalten sich realistisch. Man merkt die gute Recherche, die auch Einblicke in die rechtsmedizinische Seite bietet und akribisches Zusammentragen der Fakten, Recherchieren und Klinken putzen genauso beinhaltet wie spektakuläre Verhaftungen und das aufreibende Rennen gegen die Zeit. Pia ist zwar die Hauptermittlerin in diesem Fall, doch auch ihr Chef Oliver und das größere Team von Kollegen und Experten wird gebraucht. Auch das verstärkt den Eindruck, dass die Ermittlungen auch im richtigen Leben genau so ablaufen würden, denn den genialen Einzelkämpfer gibt es wohl selten, sondern Teamarbeit ist gefragt - und wird hier auch gezeigt. Der Grundton ist eher ruhig, die Fakten sprechen für sich und Nele Neuhaus verzichtet auf reißerische Übertreibungen. Gegen Ende steigert sich die Spannung aber doch zu einem furiosen Finale, das für meinen Geschmack auch gerne auf den Hauch von Bruce Willis hätte verzichten können.


    Unterm Strich hat mich das Buch durchgehend gut und spannend unterhalten und die kleinen Kritikunkte sind eigentlich nur Geschmackssache. Nele Neuhaus hat ihre Serie um einen tollen weiteren Band ergänzt und mich wieder mal überzeugt.

    Darum geht's:


    Der neue Mandant Michael Kotten macht es der Wiener Anwältin Evelyn Meyers nicht gerade leicht. Er verschweigt ihr wichtige Dinge und plötzlich gesteht der den Mord an seinem Liebhaber, was die Polizei nur zu gerne glaubt, Evelyn aber nicht. In Leipzig scheint der Fall, den Kommissar Walter Pulaski bearbeitet, ganz klar ein Unfall zu sein. Doch die Tochter des Toten und Walters eigene Tochter sind Freundinnen. Die beiden Mädchen graben tiefer und auch Walter wird misstrauisch. Gab es die Frau im roten Kleid, die angeblich bei dem Toten im Hotelzimmer war, wirklich? Es scheint so - und eine mysteriöse Schönheit im roten Kleid taucht auch im Zusammenhang mit anderen Todesfällen auf.


    So fand ich's:


    Andreas Gruber hat es drauf, einen mit seinen Erzählungen zu fesseln. Das hat er auch bei diesem dritten Band der "Walter Pulaski"-Reihe geschafft. Diesen Reihennamen finde ich fast ein bisschen irreführend, denn nicht nur der Leipziger Polizist Walter Pulaski spielt eine Hauptrolle, sondern die Wiener Anwältin Evelyn Meyers hat eine ebenso große Rolle in der Serie. Eine ganze Zeit lang springen wir zwischen beiden Städten und beiden Kriminalfällen hin und her. Sie laufen parallel und man versucht einerseits herauszufinden, was nun wirklich passierte und zum Tode der Opfer führte. Gleichzeitig rätselt man aber auch, wie die Fälle von Walter und Evelyn, die auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun haben, doch zusammenhängen könnten.


    Beide Handlungsstränge für sich sind spannend. In Wien wird aus der Sicht der Verteidigerin Meyers erzählt, die in gewisser Weise schon mit der Staatsanwaltschaft zusammenarbeitet, sich dabei aber nicht in die Karten schauen lässt. Ihr neuer Assistent Flo hat so einige nützliche Qualitäten, denn er studiert nicht nur Jura, sondern hat auch eine Polizeiausbildung hinter sich und hat als Rettungssanitäter gearbeitet. Außerdem ist er pfiffig und sympathisch und ich hoffe, dass er noch öfter dabei sein wird.


    In Leipzig ermittelt der Polizist Pulaski, der allerdings gar nicht so richtig zuständig ist und auch immer die Sorge im Hinterkopf hat, dass seine Tochter und ihre Freundin sich zu sehr in den Fall einmischen und in Schwierigkeiten geraten. Die beiden Mädchen betätigen sich als clevere Privatdetektive, und doch hat Vater Pulaski zu Recht Bedenken, denn sie gehen unüberlegt und manchmal viel zu mutig vor.


    Ich habe mich von den beiden wirklich fesselnden Handlungssträngen mitreißen lassen bis in den sehr blutrünstigen Action-Showdown und habe das Buch komplett genossen. Wenn ich allerdings mit etwas Abstand auf die Geschichte schaue, die da erzählt wurde, bin ich nicht ganz glücklich mit der Motivation für die Morde in und um Leipzig, die ich nicht ganz nachvollziehen konnte (wenn mir da jemand mit einem starken Motiv aushelfen könnte, bitte einen Kommentar hinterlassen). Außerdem war mir zum Schluss alles doch ein bisschen dick aufgetragen, wenn - wie gesagt - auch sehr unterhaltsam und mitreißend.

    Darum geht's:

    Der Tatort, zu dem Hunter und Garcia gerufen werden, ist auch für die Ermittler der "UV-Einheit", die für die Aufklärung extra grausamer Verbrechen zuständig ist, ein verstörender Anblick. Noch während sie versuchen, die Botschaft zu entschlüsseln, die der Täter hinterlassen hat, mischt sich das FBI in die Ermittlungen ein. Es scheint, dass es einen Zusammenhang zu weiteren Morden gibt und hier ein Serienkiller am Werk ist.


    So fand ich's:

    An Thriller von Chris Carter knüpfe ich inzwischen einige Erwartungen. Einen schnellen Einstieg, der einen gleich packt und bis zum Schluss das Buch nicht mehr aus der Hand legen lässt. Viele kurze Kapitel, die einen nach dem Motto "nur dieses eine noch" dann doch dauerhaft festhalten. Obendrauf noch kleine Cliffhänger, die Chris Carter so meisterhaft einsetzt, dass ich sie sehr mag, obwohl mir dieses Stilmittel sonst absolut nicht gefällt. Eine nachvollziehbare, aber nicht schnell zu durchschauende Mordermittlung und das Ganze serviert vom bewährten Duo Robert Hunter und Carlos Garcia. Und auch zum neunten Mal hat Chris Carter zuverlässig abgeliefert.

    Diesmal müssen die Ermittler vom LAPD mit dem FBI zusammenarbeiten, obwohl beide Seiten das nicht wirklich wollen. Es entspinnt sich ein kleiner Konkurrenzkampf, in dem Hunter durch seine Brillanz die FBI-Leute mehr als einmal locker hinter sich lässt und Carlos Garcia Gelegenheit bekommt, seine spöttischen Sticheleien loszulassen. Das sorgte für eine humorvolle Komponente, die mir sehr gut gefallen hat.

    Die Spannung bleibt durchgehend hoch, die Ermittlungen sind interessant und zum Ende mündet das Ganze in einem dramatischen Showdown mit einem Twist, den ich so nicht habe kommen sehen. Wie immer ist auch dieser Band nichts für Zartbesaitete.

    Das Privatleben von Hunter und Garcia bleibt weitgehend außen vor, denn der Schwerpunkt liegt auf den Ermittlungen. Doch mir hat sehr gefallen, dass Hunter wohl gerade dabei ist, eine Frau zu finden, die wirklich gut zu ihm passt. Angesichts seines eher spärlichen und meist nicht allzu lustigen Privatlebens wäre ihm das zu wünschen.

    Und wieder passt der deutsche Titel überhaupt nicht zum Inhalt des Buches, aber daran hat man sich als Fan dieser Serie schon gewöhnt und schmunzelt über diesen Running Gag. Der Originaltitel "Gallery of the Dead" trifft es dagegen genau.

    Dieser Band fügt sich gut in die Reihe ein und hat mir ein paar spannende Lesestunden beschert. Ich freue mich schon darauf, bald Chris Carter live anlässlich einer Lesung zu diesem Buch erleben zu dürfen!

    Darum geht's:


    Zwei Streifenpolizisten machen einen schrecklichen Fund. Im Keller eines leer stehenden Hauses ist ein junges Mädchen grausam verdurstet, denn sie wurde in einem Käfig gefangen gehalten. Die FBI-Agentin Sayer Altair wird mit der Leitung der Ermittlungen beauftragt und verzweifelt an dem Fall, der zusehends komplizierter und brisanter wird. Zuerst stellt sich heraus, dass das Opfer die Tochter eines Senators war, der sich - nicht besonders hilfreich - in die Ermittlungen einmischt. Und dann wird klar, dass es irgendwo noch ein Mädchen gibt, das in einen Käfig gesperrt wurde - und vielleicht noch lebt.



    So fand ich's:


    "Todeskäfig" bietet einen Klassiker der Thriller-Szenarien. Eine Leiche, den Hinweis auf ein weiteres Opfer, das noch leben könnte und ein paar Krümel, die den Ermittlern als erste Ansätze dienen. Daraus hat Ellison Cooper ein Verwirrspiel geschaffen, dem man sich nicht entziehen konnte. Zur Hälfte des Buches dachte ich, ich hätte alles durchschaut und fragte mich, was denn da noch über so viele Seiten kommen sollte. Doch ich hatte mich mit meinen Schlussfolgerungen genauso geirrt wie Sayer Altair und ihr Team, die ihren Irrtum erkennt, entsprechend handelt - und in die nächste Täuschung läuft. Der Täter scheint immer einen Schritt voraus zu sein und nicht nur das FBI, sondern auch ich wurde mehrfach überrascht und meine Überlegungen über den Haufen geworfen.


    Es dauerte eine Weile, bis ich mit Sayer und ihrem Team warm wurde, denn man lernt sie nur nach und nach kennen. Die schlagkräftige Truppe bildet eine gute Basis für eine Serie, denn es gibt bei ihnen sicher noch eine Menge zu entdecken. Mir gefiel, dass Sayer zwar eindeutig die Hauptperson ist, doch für die nötige Teamarbeit bekamen einige Nebencharaktere größere Rollen zugewiesen, die alle durchaus interessant sind und die ich in diesem Team gerne öfter zusammenarbeiten sehen möchte.


    Sayer ist keine schießwütige Amazone, sondern geht wissenschaftlich und überlegt an die Ermittlungen. Die Kombination zwischen FBI-Agentin und Wissenschaftlerin hat mir sehr gut gefallen, denn der Schwerpunkt liegt nicht unbedingt auf der (durchaus vorhandenen) Action, sondern auf Beweisen, Überlegungen und Schlussfolgerungen. Bedingt durch ihre dunkle Hautfarbe wird sie allerdings auch nicht immer ernst genommen und hat versucht, sich ein dickes Fell zuzulegen. Ihr Temperament geht aber doch immer wieder mal mit ihr durch und das gefiel mir sehr gut, denn perfekt ist Sayer nun mal auch nicht.


    Das Erzähltempo war hoch und steigerte sich dann nochmal gehörig zum Ende hin. Was Raffinesse und Cleverness angeht, kann der Täter mit dem FBI mithalten und das ständige Versteck- und Manipulationsspiel hat mich spannend und kurzweilig unterhalten.


    Das Buch hält sich an den Rahmen des Thriller-Genres und ich jammere auf sehr hohem Niveau, wenn ich bedauere, dass für meinen Geschmack ein bisschen zu eng an den typischen Standard-Figuren und Lebensläufen geklebt wurde. Denn die konkrete Umsetzung fand ich sehr gelungen und "Todeskäfig" hat mir ein paar tolle Lesestunden beschert. Wie schön, dass das Buch als erster Band einer neuen Serie gekennzeichnet wurde (Band 2 ist auf englisch für den Sommer 2019 angekündigt) - ich bin garantiert bei weiteren Bänden ebenfalls dabei!

    Darum geht's:

    Norah hat ihre Zelte in Berlin abgebrochen und möchte in Wien privat und beruflich neu anfangen. Als eine Bettlerin ihr ungefragt eine Prophezeiung macht, ist Norah schockiert, denn die unheimliche Frau kündigt an, dass Norah zur Mörderin wird und das ausgerechnet an einem Tag, den Norah mit einem schrecklichen Erlebnis verbindet.


    So fand ich's:

    „Am 11. Februar wirst du am Prater einen Mann namens Arthur Grimm töten. Aus freien Stücken. Und mit gutem Grund.“

    Norah weiß nicht, was sie von dieser Prophezeiung halten soll. Doch als Journalistin ist sie gut in Recherche. Sie versucht, die Frau, die ihr das gesagt hat, wiederzufinden und auch herauszubekommen, wer Arthur Grimm, ihr angebliches Opfer, den sie gar nicht kennt, denn nun ist. Je mehr sie sich mit der Sache beschäftigt, desto undurchsichtiger und unheimlicher wird sie allerdings.

    Als aufmerksame Leserin versuche ich natürlich dahinterzukommen, was da vor sich geht. Ich mache mir Gedanken, entwickele Theorien und schaue beim Lesen, ob sie sich bewahrheiten oder widerlegt werden. Zu blöd, wenn sich dann mitten im Buch eine Gruppe Leute zusammensetzt und genau die Gedanken ausspricht, die ich mir auch schon gemacht habe. Ups, da bin ich also der Autorin nicht auf die Schliche gekommen, sondern sie hat das genau so geplant. Ich fühlte mich wie Norah, die auch in eine Sache hineingeworfen wurde, die sie nicht durchschaut.

    Zwischendurch ging mir mal die Befürchtung durch den Kopf, dass dieses Buch eine ganz blöde Auflösung haben könnte. So ein kunstvolles Verwirrungs-Gebilde, wie will man das sinnvoll und schlüssig auflösen, das kann nur irgendein saublöder Dreh sein, der mich am Ende enttäuscht. Doch zum Glück war dem absolut nicht so. Die Erklärung ist logisch und überzeugend. Und die spezielle Art und Weise, wie diese Auflösung, der Showdown, erzählt wird, hat mir auch gut gefallen.

    Die Sprache ist wie auch bei den anderen beiden Büchern der Autorin, nicht auf einfache, thrillertypische Ausdrucksweise heruntergefahren, sondern Melanie Raabe benutzt schöne Bilder und spielt mit der Sprache, ohne sich darin zu verkünstlern. Sie erzeugt jede Menge morbide Atmosphäre im kalten, winterlichen Wien und ich habe mich trotz der Hitzewelle der letzten Tage in die düstere Kälte hineinversetzt gefühlt. Sie hat eine eher romanhafte Erzählweise, der ich nicht unbedingt das Etikett des klassischen "Thrillers" geben würde, aber auf eine subtile Weise gibt es doch einen gehörigen Lesesog, der mich gepackt hat. Zumal man bei den vielen Indizien, die wie Puzzleteile nach und nach auftauchen, auch sehr gut eigene Überlegungen entwickeln kann, denn das Buch und die lange selbst ahnungslose Norah geben einem nicht viel vor.

    Norah ist mir nicht unbedingt sympathisch. Einerseits bewundere ich ihre Konsequenz und ihren Mut, ihre Neugier und Engagement gegen Ungerechtigkeit. Andererseits wirkt sie oft spröde, einzelgängerisch, verschlossen und im sozialen Miteinander eher nachlässig. Das hat mich aber nicht gehindert, voll und ganz in die Geschichte einzutauchen und das Buch in kürzester Zeit zu verschlingen. Denn die Geschichte, die nicht auf Action, sondern eher auf den psychologischen Thrill setzt, hat mit sehr gut gefallen.

    Darum geht's:


    Eddie ist zwölf und mit seiner Clique regelmäßig unterwegs. Doch es gibt nicht nur schöne und spannende Abenteuer, sondern ihm begegnen auch Unglück und Tod. Auch 30 Jahre später, als er denkt, das alles hinter sich gelassen zu haben, bringt eine Zeichnung und die Kreide, die sie als Jugendliche benutzten, um sich gegenseitig Nachrichten zu hinterlassen, die schrecklichen Dinge aus ihrer Jugend wieder hoch.


    So fand ich's:


    Eddie erzählt uns im Grunde zwei Geschichten. Nämlich die aus der Gegenwart im Jahr 2016, als Menschen und Ereignisse von früher plötzlich wieder wichtig werden. Und die aus seiner Kindheit im Jahr 1986, in der Dinge passierten, die bis heute nicht vergessen sind - allen voran der nie wirklich aufgeklärte Mord an einem Mädchen. Diese beiden Handlungssträge vermischen sich laufend und sehr passend, so dass man nie das Gefühl bekommt, zwei verschiedene Erzählungen zu lesen, sondern eine einzige. Ich bin kein Freund von Zeitsprüngen, aber in "Der Kreidemann" ist die Verknüpfung und Verbindung so gut gelungen, dass mir diese Erzählweise wirklich Spaß gemacht hat.


    Der Protagonist Eddie ist ein merkwürdiger Kauz, der aber durchaus auch vernünftig und sympathisch rüberkommt. Seine Kindheitsclique scheint auf den ersten Blick eine typische Kindergruppe zu sein, doch je länger wir uns mit ihnen beschäftigen, desto mehr schauen wir hinter die Kulissen der Clique und auch der anderen Bewohner einer englischen Kleinstadt. Hinter der gutbürgerlichen Fassade verbirgt sich eine Menge Drama, dumme Zufälle, sture Verbohrtheit, gut gehütete Geheimnisse und so einige schicksalhafte Verwicklungen, die erst im Laufe der Zeit aufgedeckt werden. Die Figuren kommen einem sehr nah und ich mochte den skurrilen Eddie von Anfang an, auch als etwa verschrobenen Erwachsenen. Selbst die Nebenfiguren können überzeugen und man hat das Gefühl, mitten unter ihnen zu leben.


    Diese Mischung aus gewöhlichem Kleinstadtleben und schlimmen Dramen, die sich unter der Oberfläche abspielen, greifbaren und lebensnahen Figuren, einer atmosphärischen Erzählweise, die einen packt und mitten in die Geschichte hineinzieht, hat mich von Anfang an begeistert und mich bis zum Ende nicht mehr losgelassen. Wenn man meint, die Geschichte so langsam durchschaut zu haben, kommt die nächste Überraschung um die Ecke, die einem den Mund offen stehen lässt. "Der Kreidemann" entwickelt einen wunderbaren Lesesog. Aus vielen tollen Komponenten zusammengesetzt, ergibt es ein rundes und sehr lesenswertes Buch, das ich mehr oder weniger in einem Rutsch verschlungen habe.

    Sehr schön, das kommt sofort auf meine Leseliste! Das ist und bleibt eine meiner Lieblingsreihen.

    Wahnsinn, dass das schon wieder 10 Jahre her ist ... ich kann mich noch sehr gut an den Tag erinnern. Alleine die Vorstellung, dass Schuckerle ein Erkennungs-Schild hochgehalten hat wie die Zeugen Jehovas ihren Wachturm :grin. Heute würde ich jedem Neuen sagen, einfach zum sympathischen Haufen lustiger Mädels vor der Buchhandlung, die erkennt man auf den ersten Blick.


    Wie schön, dass ich Euch kennengelernt habe und dass die Büchereule ein virtuelles Zuhause ist, das so schöne Dinge möglich macht!

    So, hab schnell abgestimmt.

    Beim Julitermin hab ich am Freitag schon was anderes vor, aber da ich zum Sushi sowieso eher selten mitgehe, kriege ich beides unter einen Hut und der Samstag wäre für die Eulen reserviert.


    Der Juni-Termin wäre mir aber lieber, na mal sehen, was die Mehrheit am Ende dann spricht.

    Ich fand es auch schwer, Kathrins Verhalten nach dem Krieg nachzuvollziehen, und vielleicht wäre es in der Tat besser gewesen, wenn die Autorin auf ihre Gefühle und Beweggründe etwas näher eingegangen wäre. So konnte ich es mir nur dadurch erklären,


    Insgesamt eine wirklich schwer auszuhaltende Mischung... :|

    Das war tatsächlich der einzige Kritikpunkt, den ich zum Buch hatte. Aber der hat mich schon gewaltig irritiert.


    Ich kann mir vorstellen, dass der Autor das nicht so schnell auflöst und uns möglichst lange im Unklaren lässt. Ich fände es schön, wenn Vi noch leben würde, aber wenn sie als seelisch zerstörter Mensch irgendwo dahin vegetiert, ist da auch kein Ende, das mir gefallen würde. Am liebsten wäre es mir, sie wäre adoptiert worden, man hätte ihr ein Märchen über ihre Familie erzählt (tot, abgehauen) und sie würde glücklich irgendwo leben. Aber das ist natürlich Wunschdenken....

    Ich wünsch Dir viel spannendes Lesevergnügen damit und bin schon sehr gespannt, wie Du es findest. Wenn Du Dich darüber austauschen möchtest, ich habe es schon gelesen! ;)

    Ich muss sagen, Tom hat mich ein bisschen beeinflusst mit seinen hartnäckigen Zweifeln an Violas Tod und ich halte es für möglich, dass die angebliche DNA-Übereinstimmung von irgendwem (Stasi?) manipuliert war, um Violas Tod vorzutäuschen. Das rate ich aber völlig ins Blaue hinein, geschrieben oder angedeutet wurde das nicht. Aber ganz ausgeschlossen ist es doch auch nicht, oder? :/