Ja genau, ich habe jetzt auch erstmal alles nachgelesen, inklusive Spoilern. *hehe*
Obwohl ich Elbenzorn nun schon seit längerer Zeit ausgelesen habe, sehe ich gerade mit Erschrecken, dass ich euch noch nicht meine Meinung auf die Augen gedrückt habe ... 
Ich habe mir ja ganz viel Zeit gelassen mit dem Lesen. 
Irgendwie habe ich die Angewohnheit, Bücher über Elfen und Elben ganz langsam zu lesen, um mir auch möglichst jedes Detail merken zu können und nicht nur drüber weg zu lesen.
Wie bereits ein paar andere Eule vor mir gesagt haben, ist der Roman politisch sehr wertvoll, da er sich intensiv mit der Diskriminierung der Dunklen auseinandersetzt und somit ein äußerst wichtiges Thema als zentralen Konflikt beinhaltet.
Susanne Gerdom hat es tatsächlich geschafft, innerhalb kürzester Zeit eine gut durchdachte Geschichte zu schreiben, die ein Multipack aus vielen verschiedenen Genren ist und dennoch nicht überladen, sondern sehr stimmig und harmonisch wirkt.
Für jeden Geschmack ist etwas dabei! 
Teilweise gab es Aspekte, die man bereits aus "Elfenlicht" in ähnlicher Variante kennt und somit Parallelen herstellen kann ...
zum Beispiel die Skralls, die Bernhard Hennens Hornschildechsen sehr nahe kommen oder die Namens- und Charakterähnlichkeit zwischen Susannes "Alvydas" und Bernhards "Meister Alvias".
Aber nichts desto trotz gibt es natürlich auch genügend neue Aspekte, die zumindest ich in dieser Form noch nie in anderen vergleichbaren Büchern entdeckt habe.
Vollkommen neu, in Bezug auf das Fantasy-Genre, ist zum Beispiel die Darstellung der Adligen am königlichen Hof des Sommerpalasts.
Mit ihren gepuderten Perücken, ihren prächtigen, aufgebauschten Kleidern
und all dem Firlefanz merkt man schnell, dass die ganze äußere Fassade ihre Oberflächlichkeit symbolisiert und sie sehr gefühlskalt sind.
Statt in friedlicher Eintracht miteinander zu leben, verbringen sie ihre Zeit lieber mit dem Spinnen von Intrigen.
Bei mir hat sich sofort eine klare Abneigung gegen sie entwickelt, weshalb ich nur zu gut nachvollziehen kann, dass Iviidis dort keine Familie gründen wollte, bloss um das reine, königliche Blut zu erhalten.
Dass Iviidis manchmal der Versuchung der adligen Schmachtereien doch nicht widerstehen konnte, bringt sie dem Leser als Person, die auch Schwäche zeigt, nur noch näher.
Auch die anderen Charaktere sind sehr liebevoll ausgearbeitet und haben alle ihre Eigenarten, die man ihnen einfach nur verzeihen kann. ![:-]](https://www.buechereule.de/images/smilies/pleased.gif)
Besonders gelungen fand ich die Idee stylistische Hilfsmittel zur Aufteilung zwischen den Goldenen zu nutzen.
Die Frauen haben Doppelvokale in ihren Namen, die Männer nicht.
Somit kann man direkt auf den ersten Blick erkennen, ob es sich um eine Elbin oder einen Elben handelt, noch bevor die jeweilige Person überhaupt richtig eingeführt wurde.
Allerdings muss man ständig überlegen, wie man die Namen korrekt ausspricht.

Die Zwerge hingegen
tragen alle nur Doppelkonsonanten in ihren Namen
.
Auch eine sehr schöne Differenzierung zwischen den Goldenen und den Zwergen.
Bei mir sind auch ein paar Fragen offen geblieben.
Vor allem,
was aus Graina geworden ist?
Ist sie als Heilerin bei den Taywaa geblieben?
Wird Rutaaura Lluigolf wiedersehen, etc ....
?
Als nach und nach alle Handlungsstränge ineinander flossen und man erfahren hat, wer sich hinter Andronee Mondauge verbirgt, was Rutaauras und Iviidis wahre Bestimmung ist und welchen Weg ihre Mutter Lootana gewählt hat, gab es bei mir erstmal ein Ahhhh- und Ohhhh-Erlebnis. *gg*
Und die Tatsache, dass am Ende mal ausnahmsweise keine gewaltige, blutige Finalschlacht stattfindet, bei der Tausende beteiligt sind und Massen sterben, ist durchaus angenehm!
Für mich war es ein sehr schönes und spannendes Leseerlebnis, dass viele neue Facetten der Fantasywelt geboten hat.
Schade fand ich nur, dass mir direkt nachdem die Person, die den Verrat begeht, auf der Bildfläche erschienen ist, klar war, dass sie es ist. :-(
Außerdem war es manchmal zum Verzweifeln, aber natürlich brilliant, wenn die Spannung gerade auf dem Höhepunkt war und schwups, kam ein neues Kapitel, so dass man darauf brennt weiterzulesen.
So, auf mehr Aspekte möchte ich noch nicht eingehen, sonst bleibt mir ja für die Leserunde im Februar nichts mehr zu schreiben.
P.S.: Die Tatoos sind wirklich als kreatives Lesezeichen geeignet. 