Beiträge von Herzquark

    1929 erschien im "Westen nichts Neues" in Deutschland, beim Ullstein-Verlag und es könnte beinahe wie eine persönliche Abrechnung mit dem Krieg erscheinen, wäre da nicht die Zäsur des Autors, diese Kriegserlebnisse zum Teil nur selbst und ansonsten durch Erzählungen verarbeitet zu haben. Zynisch erklärt der Autor in diesem Anti-Kriegs-Roman die Sorgen und Ängste des freiwillig-gemeldeten Soldaten Paul Bäumer und dessen Klassenkameraden;: anfangs wirkt dies noch sehr idyllisch (Gemeinsames Latrinen-Kartenspiel) und doch wird diese wahrgenommene Idylle schnell zu einer Auseinandersetzung mit dem Tod, mit der Verzweiflung der Menschen zu überleben und sich irgendwie eine Persönlichkeit zu bewahren, was schief läuft. Sie funktionieren wie Maschinen, emotionslos und immer tötungsbereit, was Paul dazu bringt zu sagen, dass zumindest seine Generation eine verlorene ist; wenn der Krieg aus ist, so können sie nicht wie ältere Kameraden zurückkehren in Familie und Brot. Und so nimmt es seinen Lauf, bis schluss endlich die Klassengemeinschaft durch den Krieg zerstört und auch den Protagonsiten dahinrafft.
    Ich kann nur sagen, dass dies ein Buch ist und auch das erste Buch ist, was mich dazu gebracht hat zu weinen. Nicht darüber, wie hoffnungslos und düster Remarque die Kriegserlebnisse schildert - die anfängliche Begeisterung, die dann abnehmende Angst vor dem Tod - sonern, dass dieses Massensterben hingenommen wird, Paul hinterfragt es kritisch, und doch bleibt zu sagen, sind die Erlebnisse von Soldaten des ersten Weltkrieges immer durchzogen von einer gewissen Statistik: "So und so viele sind gefallen..." und dieses "Herausstoßen aus der Statiostik", anhand eines, wenn auch fiktiven, Einzelschicksales empfinde ich als gelungen.
    Die Sprache ist leicht lesbar und im Milieu angeordnet, worüber sich Thomas Mann ja lustig machte; aber was wäre dies wohl für eine Geschichte, wenn Paul Bäumer erzählen würde, wie ein hoher Stabsoffizier? Hier wird erzählt aus der Sicht des kleinen Mannes, in all seinen Facetten.


    Fazit: Berüherender Roman, der jedem auf den Bauch gebunden gehört, der wie Kantorek und all die alten Leute sagt "Ein Krieg ist was feines.". Und ich muss eines sagen, und ich denke, dass mag für den einen odr anderen übertrieben klingen, aber durch diesen Roman bekenne ich mich jetzt vollständig als Pazifistin.

    Mir ist noch ein Beispiel eingefallen (siehe Chris Beispiel "Stricken"): Was ich immer sehr interessant fand, war die Tatsache, wie gesittet die Menschen schon im frühen Mittelalter (also um 500/600) gegessen haben, nämlich mit Messer und Gabel... Im 9.Jahrhundert gab es Gabeln im Byzantinischen Reich, sie kamen auch nach Europa, aber kamen erst "in Mode" im 15.Jahrhundert. Und vom Messer will ich gar nicht reden, das, was wir heute als Messer bezeichnen, würde ich auch erst grob geschätzt auf das 14./15.Jahrhundert zurückführen, vorher war es ein einfacher Spieß; beim einfachen Volk nur die Hände bzw. ab dem 11.Jahrhundert (Wenn ich mich nicht ganz irre...) der Löffel.

    Zitat

    Original von Babyjane
    @ Herzquark....
    Lies dir die Beiträge von Beowulf noch mal durch....ich wiederhole mich ungern.


    Zeugenaussagen sind, zumindest für mich, keine Beweise.
    Zeugen irren sich, Zeugen sind parteiisch, Zeugen sind bestechlich, Zeugen sehen auch nur das, woran sie sich erinnern können oder woran sie sich erinnern wollen. Das hat für mich nichts Objektives.
    Z.B. das Attest eines studierten, also ausgebildeten Arztes, dass es keine Verletzung ihrer Jungfräulichkeit gab, wäre ein Beweis.


    Eine Frage: Müsste es nicht ein psychologisches Gutachten über ihre Glaubwürdigkeit geben?

    Zitat

    ich kann deiner Theorie schlicht nicht folgen, da eine gute Recherche jedes Buch ausmacht


    Natürlich ist es wichtig für einen historischen Roman zu recherchieren und doch unterliegt der historische Roman, genauso wenig wie jeder andere Roman, nicht einer Wissenschaft, sondern der Erzählkunst, deswegen sind und hier zitiere ich Wikipedia: "...von historischen Fakten mitunter stark abzuweichen." Bestes Beispiel wäre hier der Roman "Die Markgräfin" von Sabine Weigand; die Autorin arbeitet gekonnt Wissen über die mittelalterliche Lebenswelt um ihre Figuren auf, die wirklich existiert hat und doch erzähltze sie im Nachwort, musste sie einige Ereignisse vorschieben, um die Konzentration stärker auf den Abstieg ihrer Figur zu legen. (Also die Ereignisse um die Markgräfin fanden nicht, wie sie im Roman erzählte alle in einem Jahr, sondern in einem Rhythmus von 10 Jahren statt.)


    Zu deiner Verlinkung; ich kenne als Geschichtsstudentin diese Übersichten. Wovon ich aber geredet habe, sind Quellen aus dieser Zeit und keine Spekulationen über den Bevölkerungsverlauf im 14.Jahrhundert. Worauf stützt sich denn diese Annahme, dass es einen Bevölkerungsanstieg gab bis zum 13.Jahrhundert und durch eine große Pestepidemie die Bevölkerung dramatisch dezimiert wurde? Richtig, durch Chroniken.


    Zitat

    Ein Krimi in dem ein Urteil über zweieinhalb Jahre auf Bewährung ausgesprochen wird ist genauso danaben, wie ein historischer Roman, indem die Römer mit Steigbügeln reiten.


    Was ich eigentlich sagen wollte ist, dass der historische Roman nicht als oberste Maxime hat die vollständige, historische Wahrheit zu erklären. Er möchte eine andere Epoche nahebringen; wir lesen historische Romane u.a., weil uns das Leben der damaligen Bevölkerung interessiert oder aber weil, weil uns ein Einzelschicksal interessiert. Oder liest du einen historischen Roman mit der Intention, wenn nicht genau jede Jahreszahl der Wahrheit entspricht, legst du es weg? Wir sollten nicht vergessen, dass ein Roman immer Fiktion beinhaltet, also Erzählfluss usw.


    Was hälst du denn von historischen Romanen, die über Figuren handeln, die gar nicht gelebt haben zu dieser Zeit, also ausgedachte Charaktere sind, die man zur Erzählung über eine Epoche einfach "hergestellt" hat?


    Die Quintessenz meines Redens war:
    - Historische Ereignisse werden nach heutigen Maßstäben bewertet.
    - Du kannst nur mit dem historischen Material arbeiten, was du hast. Alles andere musst du fiktional aufarbeiten, weil wo Lücken sind, gibt es bald keinen Lesefluss mehr.
    - Das Mittelalter wird teilweise dadurch romantisiert und verklärt, weil einfach die Quellenlage und vor allem Berichte von Einzelschicksalen selten bis gar nicht vorhanden sind; welchen Menschen reizt es nicht, sich etwas über eine Epoche auszudenken, bzw. seine Fantasie spinnen zu lassen, wenn nun einmal keine Idee da ist, was dort geschehen ist. (Was z.B. ist mit den dreißig fehlenden Jahren von Jesus? Was hat er da gemacht?)

    Zitat

    Original von Babyjane
    Hm.... aber die Schuldfrage ist die einzige Frage von Belang, bei diesem Thema.....


    *hat grad komische Vorstellungen von einem Richter, der folgenden Satz sagt: Also die Schuldfrage kann ich nicht klären, denn ich war nicht dabei...*


    Na ja, für den Richter ist sicherlich diese Frage von Belang, schließlich soll er darüber richten. Aber seit wann richten wir über Schuld und Unschuld?


    Wobei das natürlich auch eine Frage dessen ist, wie man an ein Thema rangeht; für mich ist wohl eher die Wirkung insgesamt von Belang bzw. die Auswirkungen auf den Einzelnen, der nicht von der Tat betroffen ist; mich interessiert nicht die Schuldfrage, dafür habe ich a.) viel zu wenig Ahnung von dem türkischen Rechten und b.) geht es wohl kaum darum, was man glaubt bei der Urteilsfindung, sondern eher um Beweise.


    Okay, neuer Ansatz, was gibt es denn für Beweise für seine Schuld? Weil wenn wir von seiner "Schuld" oder "Unschuld" überzeugt sind, sollte es doch Beweise geben für das eine oder andere.

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    Herumgezicke bringt speziell in dieser Diskussion gar nichts..... Augenzwinkern


    Genau darauf wollte ich hinaus. ;-)


    Na ja, es wäre z.B. eine Möglichkeit darüber zu diskutieren, inwieweit der Fall in Deutschland Beachtung findet (Nämlich keine.) und warum dies so ist; ob man sich politische Intervention von der deutschen Regierung erwartet; oder Fragen, warum er z.B. nicht ausgeliefert wird? Vielleicht auch mal die Diskussion darüber, dass sich Umfragen zufolge viele in Deutschland ein schärferes Sexualstrafrecht wünschen und aber in dem Fall der Türkei "große Härte" zugeschrieben wird, weil Marco bei einer Verurteilung der Vergewaltigung acht Jahre Freiheitsstrafe drohen - Woher kommt dieses Kuriosum?


    Worum es mir persönlich geht, ist die Tatsache, dass hier wieder einmal die Schuldfrage viel zu stark in den Vordergrund tritt und ich so leider auch zu den Schluss komme, dass hier extreme psychologische Solidarität mit dem "Täter" bzw. Angeklagten besteht, wobei ihm nach wie vor ein Verbrechen vorgeworfen wird. Ich kann nichts dagegen tun, genauso wenig wie ihr etwas dagegen tun könnt, dass ihr das Mädchen für die eigentlich Schuldige haltet; und so sollten wir zumindest die Schuldfrage kippen, weil keiner von uns war bei der Tat anwesend.


    Mit Belegen meinte ich auch Argumente; dass man nicht genau belegen kann, was passiert ist, ist so oder so klar. Bloß diese Diskussion über reine Spekulationen zu führen, halte ich für wenig zielführend und weiterbringend.

    Nun, wenn man sich mit dem Phänomen "Historischer Roman" befasst, wird man sehr schnell eine Verklärung und Romantisierung feststellen, vor allem, was das Thema des Mittelalters betrifft. Ich habe vor einigen Jahren einen Roman gelesen, von einer amerikanischen Autorin, über ein Frauenschicksal im europäischen Mittelalter und ich fand es interessant, wie schön es damals war - Über die Verwendung von Hygieneutensilien ganz zu schweigen, bis hin zur Rolle der Hebamme in einem Dorf wirkte das alles so... utopisch, so schön. Wo war da die Pest? Die vielen Entbehrungen der Menschen (Die meisten Menschen im frühen Mittelalter waren chronisch unterernährt. Warum? Das Nahrungsangebot war gering, bestand bei den Bewirtschaftern von einem Stück Boden nur aus einem Weizenbrei, aus gekochtem Gemüse und nur ganz selten Fleisch. Es gab keine genauen "Pläne" über Viehzucht, also es wurde weder systemtaisch angebaut noch gezüchtet.) oder aber, dass es keine Dorfstruktur wie zu Städtezeiten gab. Seitdem habe ich diesem Bereich der Romane abgeschworen...


    Wobei ich doch noch etwas erwähnen möchte: Ich denke, es ist verdammt schwierig eine zeitliche Epoche nach heutigen Maßstäben zu bewerten. Wenn wir nur zum einen von der dünnen Quellenlage ausgehen, was sich fast auf, z.B. beim Mittelalter auf Chroniken stützt, dann ist es sehr leicht verständlich, dass wir aus heutiger Sicht kaum Möglichkeiten haben nachzuvollziehen, wie die damalige Lebensweise "wirklich" war; vor allem, was "Einzelschicksale" angeht, ist man mit einer kaum vorhandenen Quellenlage konfrontiert und wenn man dann mal Quellen hat, sollte man kritisch hinterfragen, ob eine Neubearbeitung aus dem Jahr 1700 wirklich aussagekräftig ist für eine Quelle aus dem 13.Jahrhundert.
    Ich glaube, hier liegt eine Schwierigkeit; dieses psychologische reinfühlen ist schwer möglich, weil wir nur mit heutigen Gefühlsregungen darangehen und nur nach heutigen Maßstäben bewerten können. Und da sind dann z.B. Sachen dabei, die eindeutig aus heutiger Sicht indiskutabel sind und deswegen solche Gedanken hervorrufen wie "Wieso haben die sich nicht gewehrt, die Frauen?" und deswegen werden aus leichten Aufruhen von Frauen im 19.Jahrhundert schnell die ersten Emanzen, weil es uns mit unserem heutigen Verständnis richtig erscheint.


    Ich hoffe, jeder versteht, was ich meine *hust*...

    Im übrigen habe ich noch eine interessante Beobachtung gemacht: Die Zeitungen in Österreich haben groß über den Fall berichtet, die BILD auch. In der Kleinen Zeitung ist nichts mehr, die KRONE (Die österreichische BILD) durckt ab und an noch Leserbriefe über die "allzu furchtbare Türkei und diese Schlampe" und die deutschen Zeitungen drucken, soweit ich das weiß, überhaupt nichts mehr. In Berlin, so erzählten mir meine Eltern, wurde dem Fall nicht mal eine halbe Seite gewidmet. Kann mir jemand erklären, woher das kommt? Irgendwie diskutieren die meisten darüber nur noch in Foren.
    Sehr kurios.

    Darf ich fragen, warum wir die Sachebene verlassen haben und jetzt auf die persönliche Ebene des "Du hast mich beleidigt und deswegen bist du böse!" gekommen sind? Diese Diskussion ist natürlich emotional, weil es auch um ein emotionalisiertes Thema geht, aber man sollte weder den einen noch den anderen Vorhaltungen machen, egal ob falscher Ausdruck oder aber persönlicher Angriff.
    Fakt ist doch, dass wir alle nicht dabei waren, dass wir alle nur scheinbar ein Urteil darüber finden können und das es hier weder um den Glauben an "Schuld" noch an "Unschuld" geht bei den beiden Beteiligten noch um das Wissen geht, wieder Fall ausgeht, weil soweit ich das überblicke, weiß niemand wirklich Bescheid über das türkische Strafrecht, außer durch einen Verweis von Relaxo (Danke nochmal für den Link!).
    Ich möchte keine Theorie àla "Die Mutter ist Schuld hören!" - außer, ihr habt Belege, weil ansonsten ist das Schall und Rauch oder gehört zumindest in den Bereich, der die BILD so wunderbar fröhnt, nämlich Scheinwahrheiten als wirklich darzustellen und ich glaube bzw. hoffe, dass ihr alle ein (bisschen) höheres Niveau hat, als dieses Käseblatt.

    Ich frage mich, welchen Sinn es haben soll über eine Schuld oder Unschuld zu rätseln; diese Aussagen "Dieses böse Mädchen!" oder "Der arme Junge!" machen mich sprichwörtlich sehr sprachlos; es wird an ihrer Aussage gezweifelt, weil ein Arzt von keinen Vergewaltigungszeichen ausgeht. Ihr wisst schon, dass es Vergewaltigungen gibt, die ohne jede Form von Spuren ablaufen, also ohne Blessuren im Intimbereich, Spermaspuren usw.?


    Und ja, mit 13 Jahren ist man noch ein Kind, weil egal wie frühreif man ist, selbst mit 13 ist die geistige Entwicklung noch nicht extrem ausgeprägt wie bei einer 17/18-jährigen.

    Ich habe mir das von Relaxo gepostete Dokument mal durchgelesen und etwas möchte ich hier zitieren:


    Zitat

    Eine oft gestellte Frage ist, ob die Vorstellung des Täters vom Alter des Mädchens eine Auswirkung auf die Strafe hat. Sexueller Missbrauch ist ein „Vorsatzdelikt“. Der Täter muss also die einzelnen Fakten, die laut Gesetz zur Bestrafung führen, kennen und zu dem Schluss kommen, dennoch zu handeln. Dass dies zur Strafbarkeit führt, muss er nicht wissen. Nun kannte Marco die Tatsache nicht, dass das Mädchen 13 Jahre alt ist. Das muss Marco beweisen oder zumindest so plausibel erklären können, dass das Gericht guten Gewissens den Grundsatz in dubio pro reo anwenden kann.
    Dazu reicht vermutlich nicht der Umstand, dass das Mädchen sich selbst für älter ausgegeben hat (haben soll). Die für Marco beste Lösung wäre daher, wenn
    Charlotte im Gerichtssaal auftaucht und sich das Gericht selbst einen Eindruck von der Persönlichkeit des Mädchens verschaffen kann. Kommt das Mädchen nicht, werden Zeugen gehört müssen, die sich selbst einen Eindruck verschaffen konnten und – möglichst einhellig – die Wahrnehmung von Marco bestätigen.


    Ich möchte folgendes anmerken und das ist mehr eine persönliche Sicht. Welches Mädchen sieht ihrem Alter entsprechend aus? Allein durch die biologisch schnellere Entwicklung bei weiblichen Jugendlichen und außerdem, dass man sich älter schminken und auch älter kleiden kann. Dementsprechend ist das für mich persönlich fragwürdig, ob man sich wirklich mit diesem Satz "Sie sah älter aus!" retten kann.

    Ich stelle mal eine Frage in den Raum:


    In jedem Forum, wo ich bisher über dieses Thema diskutiert habe, wurde gesagt, dass Marco unschuldig und Charlotte, ich zitiere "eine Schlampe" ist, die ihre Aussage nicht mehr zurückziehen kann, weil ihre Mutter dies nicht möchte.
    Und manchmal fange ich an bei solchen Sachen zu verzweifeln. Woher kommt auf einmal diese starke Solidarität, obwohl ihm eine sehr schwere Straftat vorgeworfen wird? Ich höre deutlich mehr Positives zu ihm als zu ihr, obwohl keiner wirklich weiß, was eben in dieser Nacht geschehen ist und irgendwie finde ich das sehr kurios. Vielleicht kann mir jemand diese Haltung begründen?

    Ich möchte gar nicht darüber diskutieren, ob da eine Vergewaltigung, "nur" eine sexuelle Nötigung oder einvernehmlicher Verkehr stattgefunden hat. Fakt ist, der junge Mann ist einer schweren Straftat beschuldigt und soweit ich mich informiert habe, war das Mädchen zum Zeitpunkt des Geschehens 13 Jahre alt und um es kurz zu machen und da kann ich nur von den deutschen Gesetzen, nicht aber von den türkischen, die um einiges härter sein dürften, ausgehen, die besagen, dass es auf die Einvernehmlichkeit beim Geschlechtsverkehr mit einer Minderjährigen nicht ankommt; es ist egal, ob sie es wollte oder nicht, es hat nach ihren Angaben ein Geschlechtsakt stattgefunden und dies ist und bleibt ein "sexueller Missbrauch Minderjähriger".


    Ich möchte noch einmal darauf hinweisen, dass es nicht die türkische Justiz ist, die aus eigenem gut Dünken ermittelt, sondern nur auf die Anzeige der Mutter der 13-jährigen reagiert hat. Und dass das Verfahren in der Türkei stattfindet, hängt natürlich mit dem Verbrechensort zusammen, auch in Deutschland säße er wahrscheinlich in U-Haft.


    Es wurde gefragt, wie lange jemand in U-Haft sitzen kann und dazu fällt mir das Beispiel der getöteten Kärntnerin Caroline in Passau ein, die ja mit 27 Messerstichen von zwei Freunden getötet wurde. Diese sitzen seit Februar, also seit neun/zehn Monaten, in Untersuchungshaft und jetzt ist gerade einmal die Anklageerhebung angefangen. Prozesse können sich über Jahre ziehen, außer sie haben ein großes mediales Echo.


    Ich kann hier allerdings keine Garantie geben, das sind nur Informationen, die ich mal bei der Suche über google gefunden habe.

    Der sonst eher im Krimi-Genre bekannte Autor Wolf Haas (Die s.g. "Brenner"-Romane; verfilmt wurden u.a. "Komm süßer Tod" und "Silentium") versichte sich bei diesem Werk einer eher experimentelle Art und Weise des Schreibens; er lässt sich fünf Tage lang von einer Literaturbeilage interviewen und so wird nicht nur die Geschichte um den eher schüchternen Kowalski gebildet, sondern auch ein Einblick gewährt in die Schreibwerkstatt des österreichischen Autors. Schlagfertig und mit viel Selbstironie beantwortet er viele Fragen, gibt Denkanstöße, zitiert aus dem Text und zeiht manchmal mehr, manchmal weniger seine eigenen Figuren, aber auch den Literaturbetrieb durch den Kakao.
    Auch, wenn mir das Buch schluss endlich gut gefallen hat, so weist es doch viele Längen auf. Natürlich muss, wenn man sich als Protagonist mit dem Wetter beschäftigt dies auch authentisch sein und dem Leser einiges berichten können, aber... wirklich über 20 Seiten? Es gab Zeiten, da wollte ich es nicht beenden, weil der Spannungsbogen ab ein paar Punkten einfach nicht mehr vorhanden war; zumal er es schafft eine Spannung aufzubauen und sie dann ruckartig mit weitschweifigen Beschreibungen, die meiner Ansicht nach nicht nötig sind, zu unterbrechen. Und doch haben mich manche Sachen auch positiv überrascht, weil Wolf Haas es schafft trotz dieser Textform Schreckensmomente hervorzurufen, ein Mitfieberungsgefühl und man nie den Faden verliert, so abstrus auch die Handlung ausläuft.
    Zum Ende möchte ich nicht viel sagen, aber... ein so konstruiertes Ende ist mir lange nicht mehr unter gekommen und doch kann man sich das Grinsen nicht verkneifen. Ein sehr zwiespältiges Buch bleibt übrig nach 221 Seiten...

    Zitat

    Original von beowulf
    Auch die Tatsache, dass die USA jüdisches Vermögen kassiert haben war mir nicht bewußt.


    Ich bin zwar kein Leserunden-Mitglied, aber mir brannte bei dieser Aussage eine Bemerkung, sprichwörtlich unter den Fingernägeln.


    Vor einiger Zeit gab es im ZDF einen Beitrag dazu; jüdisches Vermögen wurde auf Konten der Schweizer Banken geschickt. Mit diesem Geld wurde unter anderem der politische Aufstieg von Evita Péron in Argentinien (Ihr erinnert euch? "Don't cry for Me, Argentina"?) finanziert.
    Der interessante Kern daran war, dass die Schweizer sich heute weigern dieses Geld zurückzuzahlen an die Überlebenden dieser Familien. Die Schweizer fanden dafür ein paar interessante Worte: "Die Menschen sollten vergessen, was damals war; es ist ja auch nicht unsere Schuld, was da war, im Krieg. Das Geld ist hier und bleibt hier." Warum es dortbleiben soll, kann ich auch sagen. Mit diesem Geld hat sich der Staatshaushalt sanieren lassen, während der Nachkriegsphasen - Das ist nur eine Überlegung. Was mit dem Geld ist, wissen nur die Schweizer Banken.

    Ich habe mir diese Sendung in Ruhe in der ZDF-Mediathek angeschaut und möchte dazu folgendes sagen: Wenn man eine Talkshow gestaltet zu einem Thema namens "Familienpolitik im Dritten Reich", hätte ich mir mehr Personen gewünscht, die darüber sachkundige Aussagen geben können - Historiker, Buchautoren, vielleicht auch Sozilogen und Psychologen und u.a., wenn wir von der familie reden auch Pädagogen. Eine Diskussion, aufgebaut aus einer gerade gefeuerten Moderatorin des NDR Eva Herman, einer Schauspielerin Senta Berger und einer ebenso Moderatorin, Frau Schreinemaker. Okay, ein Historiker wurde eingeladen; aber wenn das die Bandbreite einer Diskussion über ein so ambivalentes Thema sein soll, dann würde ich dies in den Bereich des Populären zurückweisen.


    Die Thesen, die Frau Herman gestellt hat in ihren beiden (Haupt-)Büchern und auch diese These, die via Audiovorstellung dargeboten wurde, sind natürlich diskutabel. Meines Erachtens waren ihre Aussage missverständlich, wirr und einfach viel zu pauschalisierend. Wenn man einen Vergleich anstellt, zwischen einer Politik von heute und der geführten Politik im Nationalsozialismus sollte man historisch sattelfest sein und sich informieren.


    Um zu erläutern, was ich damit meine: Wenn wir über Werte im Dritten Reich und in der Familie sprechen, dann dürfen wir nicht vergessen, dass es eine vorgebschriebene Rolle für die Frau gab - Kinder und Haushalt. Frauen wurden systematisch von ihren Arbeitsplätzen verdrängt. Und das Kinder ein großer Werteträger waren im dritten Reich - Diese Kinder wurden, als der Krieg schon verloren schien, mit 14/15/16 Jahren im Januar 1945 noch in den Krieg eingezogen und ich sage es jetzt sehr salopp, als "Kanonenfutter". Zum Thema Mutterkreuz hat sich der Historiker Wippermann selbst geäußert.


    Was ich mit diesem Absatz sagen möchte: Wenn ich an einer Diskussion teilnehme, in der ich auf einen Faux pas hingewiesen werde, dann darf ich nicht in Zickigkeit verfallen, dann darf ich als professionelle ehemalige Moderatorin nicht in eine Mimik und Gestik verfallen (Augenrollen, Augenbraunen hochziehen, gelangweilter-sehr genervter Gesichtsausdruck), die mich angreifbar macht. Das zum einen und zum anderen, wenn ich über ein so ... emotionales Thema spreche, wie einen Weltkrieg, über den Holocaust, über braunes Gedankengut usw., dann sollte man nicht unbedingt vorsichtig sein mit seinen Gedanken, aber sollte auch nicht wie ein Elefant im Prozellan laden eine solche These einwerfen, wenn ich mich doch selbst vom braunem Gedankengut distanzieren möchte.
    Auch ihr Verweigern sich mit einem Historiker auseinanderzusetzen, empfinde ich als nicht verständlich. Ja, sie wurde in die Enge getrieben, aber sie sollte als Moderatorin wissen, wie man mit so was umgeht.


    Ich hätte nur noch eine Bemerkung: War diese sendung nur dafür gedacht Eva Herman zu beweisen, dass sie unrecht hat? Wo war hier die Bandbreite eines Oberthemas zu finden? Wo konnte sich Mario Barth in die Diskussion einbringen? Für mich entwickelte sich das, auch wenn ich kein Eva Herman - Fan bin zu einer "Wir gegen Eva"-Diskussion und ich glaube, eine Diskussion, ob sie recht hat oder nicht, sollte nicht geführt werden; das ist doch reine Einstellungssache.

    Zitat

    2. welche Worte darf man eigentlich nicht mehr verwenden? ich wusste ehrlich gesagt garnicht, dass "Gleichschaltung" ein Wort des nationalsozialistischen Regimes war. Ich hab das schon so oft gehört und gelesen, da ist mir und dem ein oder anderen Politiker wohl was entgangen.


    Ich beantworte mal diese Frage: "Einschränkung oder der Verlust der indivuellen Persönlichkeit bzw. der Unabhängigkeit, Mündigkeit und Freiheit eines Menschen durch Regeln und Gesetze sowie sonstige Maßnahmen der Gleichsetzung und Vereinheitlichung der Massen verstanden: Auf gleiche Stromart schalten; den gleichen Arbeitsrhythmus bringen; sich der herrschenden Denkweise anpassen; politisch, wirtschaftlich und kulturell vereinheitlichen. Konformismus sowie Uniformismus sind verwandt mit dem Begriff Gleichschaltung."
    Und weiterhin: "Er steht für Maßnahmen, die ein Staats- und Gesellschaftssystem nach der Gliederung einer führenden oder einzigen Partei und einer einzigen Staatsideologie auszurichten versuchen, um Staat und Gesellschaft verschmelzen zu lassen. In diesem Sinne zielt eine Gleichschaltung immer auf die möglichst nachhaltige Ausschaltung der Demokratie."


    Und, um noch weiterzuführen, was "Gleichschaltung" im Sinne der Nazis bedeutete, hier mal einen, wenn auch von wikipedia kommenden Link: http://de.wikipedia.org/wiki/R…m_Reich_vom_7._April_1933

    Zitat

    Wenn man nicht über Familienwerte der Nazis reden dürfe, könne man auch nicht über die Autobahnen sprechen, die damals gebaut wurden.


    Zitiert aus dem SPIEGEL-Artikel.


    Womit beweisen wäre, dass sie sich nicht noch einmal informiert hat. Ja, sie hat nichts direkt Positives über den Bau der Autobahnen (Wo man ja, vielleicht nicht historisch, aber wirtschaftlich auf lange Sicht betrachtet pro-Argumente finden kann.) erwähnt und doch klang eine Tendenz an zu sagen, dass "der Hitler doch was Tolles gemacht hat; der hat nämlich die Autobahn gebaut".


    Mich hat so oder so gewundert, dass der ZDF ihr mit einer Talkshow auch noch die Möglichkeit gibt weiterhin sich selbst zu vermarkten und auch ihr, doch sehr widersprüchliches Gedankengut zu verbreiten.

    Na ja, meine Bücher sehen eben aus, wie man es von einer Germanistik-Studentin, die mit solchen Werken arbeiten muss, erwarten sollte - zerlesen, mit Randnotizen, Eselsohren, gebrochenem Rücken.


    Ich bin kein Mensch, der Büchern huldigt, darauf achtet, dass nur ja kein Staubkorn im Regal liegt oder aber Bücher einschlägt, damit Ecken nicht abgestoßen werden oder der Einband einreißt z.B.
    Wie man vielleicht daran schon erkennt, sind Bücher für mich keine Wertsachen, die ich wie ein rohes Ei behandle, sondern kurzum: Gebrauchsgegenstände.


    Wenn ich Bücher verleihe, was sehr selten vorkommt, weil die meisten meines Freundeskreises einen etwas anderen Buchgeschmack haben, dann erwarte ich es nicht im gleichen Zustand zurück. Ich muss sogar sagen, dass ich mir sogar ein wenig "Zerlesenheit" erwarte, weil es ein Beweis dafür ist, dass das Buch immer und überall gelesen wurde und dass es vielleicht genauso gefallen hat, wie es mir zugesagt hat. Und so was freut mich um so mehr.


    Vielleicht stehe ich mit dieser Meinung alleine da, aber zum einen sind Bücher für mich zu teuer, als dass ich sie ins Regal stelle und mich an ihrem Besitz erfreue und zum anderen sind es für mich Gegenstände, die ich immer und überall dabei habe, die so oder so irgendwann mit der Zeit leiden werden (Vergilbung u.a.)...