Beiträge von katzano

    @ Seestern: :knuddel1



    @ licht: Stimmt schon. Ich lese aber trotzdem die dicksten Wälzer. Langsames Lesen heißt hier auch: aufmerksames Lesen. Ich rausche nicht einfach durch die Bücher durch. Ich kenne Beispiele, dass Leute Bücher in Nullkommanix gelesen haben, aber kaum den Inhalt wiedergeben können. :yikes Ich komme insgesamt schon auf ein ordentliches Lesepensum, denke ich.


    Natürlich kenne ich auch die "kleineren Formate". Aber die Anthologien, die ich hier habe, habe ich alle schon gelesen. Im Netz gibt es zwar auch eine enorme Menge an Kurzgeschichten, aber meist lese ich vor dem Einschlafen im Bett und da ist ein Buch einfach handlicher. Im Moment behelfe ich mir mit einer Auswahl der aus meiner Sicht gelungensten Kurzgeschichten aus den verschiedenen Anthologien, die ich hier habe. Manche Dinge kann man dann doch gut auch ein zweites (oder auch drittes) Mal lesen. :-)



    @ Lese Maus: Die Variante mit dem Sachbuch ist auch interessant. Stimmt, sowas kann man gut mal einschieben und auch unterbrechen.



    Auch allen anderen vielen Dank für eure Ideen und Gedanken. Zum Beispiel kann ich mir gut den Effekt vorstellen, den Lesebiene beschreibt. Und andere haben anscheinend ja auch schon mit Problemen bzgl. erzwungener Lesepausen zu kämpfen gehabt (s. Griechin). Interessante Erfahrungen, danke fürs Mitteilen. :-)

    Zitat

    Original von Seestern
    Die Probleme mancher Leute möcht ich haben ...
    Sei mir nicht böse, katzano, aber in dem Fall kann ich wirklich nur mein Beileid bekunden ... Echt hart.


    Okay, es handelt sich um das Medium Internet, das heißt, man sieht weder die Gestik noch Mimik und hört auch nicht die Betonung. Dazu kommt, dass es von mir hier noch nicht sooo viele Postings gibt, also kennt ihr mich nicht besonders gut. Ich hatte aber doch gedacht, dass aus dem Posting eindeutig hervorgeht, dass ich nicht kurz davor bin, mir das Leben ob dieses wahnsinnig großen Problems zu nehmen. ;-) (Ich hoffe, die Ironie ist jetzt erkennbar.)


    In diesem Forum gibt es so viele Threads rund um Bücher und ums Lesen, deren Nutzwert sicher nur mittelprächtig ist. Dennoch macht es Spaß, sich über manche Gedanken auszutauschen. Die Antworten bisher finde ich auch sehr interessant. Es hat sich ja doch eine recht breite Palette an Ideen aufgetan. Vielen Dank dafür an alle und auch für das hier und da bekundete Mitleid! :-)


    Und noch kurz zu meinem Beweggrund für den Thread: Das Prinzip der Leserunden ist noch recht neu für mich. Ich habe mich bisher an einer beteiligt, drei stehen jetzt in recht kurzer Folge an. Ich denke, dass wohl kaum einer immer Punktlandungen mit seinen Büchern hinbekommt - so dass er am Tag vor Beginn der Leserunde exakt mit dem Buch davor fertig geworden ist (ob innerhalb einer Leserunde gelesen oder außerhalb ist ja egal). Gerade bei den Leserunden mit Autorenbegleitung möchte ich natürlich die Möglichkeit nutzen, dem Autor Fragen stellen zu können, ihn andererseits aber auch nicht zu lange "aufhalten". Und ich tippe mal, dass die Autoren auch sehr gespannt auf die Reaktionen sind. Ich arbeite aber jeden Tag recht lange, habe daher nur relativ wenig Zeit zum Lesen und bin auch noch eine ziemlich langsame Leserin, weil ich sehr aufmerksam lese. Wenn ich dann zum Beispiel eine Woche später starte als der Rest, habe ich vielleicht den ersten Teil fertig, wenn alle anderen das Buch durchgelesen haben und der Autor ist *schwupps* schon wieder weg. Daher möchte ich gern pünktlich starten.


    Nochmals danke an alle für eure Anregungen. Es sind einige tolle dabei. Und auch der Hinweis, den Starttermin für die Leserunden nicht als in Stein gemeißelt für alle Teilnehmer aufzufassen, hat was. Danke! :knuddel1

    Wie überbrückt ihr (erzwungene) Lesepausen?


    Mein aktueller Fall: In wenigen Tagen beginnt eine Leserunde, an der ich teilnehme. Das Buch habe ich aber noch nicht hier und kann es auch erst Freitag oder Samstag abholen. In den drei Tagen bis dahin schaffe ich keinen der dicken Wälzer, die hier darauf warten, gelesen zu werden (ist ja nicht so als hätte ich kein Lesefutter). Und ein Buch zu beginnen, auf Seite 250 zu unterbrechen, 3 andere Bücher zu lesen und dann mit Buch 1 auf Seite 251 weiterzumachen mag ich nicht. Ich lese gern "in einem Rutsch". Drei Tage nicht lesen geht aber auch gar nicht. Also lese ich gerade in Kurzgeschichten in Anthologien und habe mir zusätzlich noch ein dünnes Büchlein (rund 90 Seiten) herausgesucht. Das kenne ich aber alles schon ... Vielleicht sehr ihr mein Problem. Wie geht ihr mit solchen "Zwischenstadien" um? Ich nehme auch simple Mitleidsbekundungen entgegen, falls euch nichts zum Thema einfällt. :grin

    Übel.


    Tom, ich wünsche dir - und allen weiteren Autoren des Aufbau Verlages -, dass die für euch bestmögliche Variante eintritt. Das wäre dann wohl, dass sich die Ansicht der Geschäftsführung des Verlages durchsetzt (und damit der Verlag selbst solvent ist und bleibt und die Geschäfte weitergehen wie gehabt). Ich drücke die Daumen.


    Manchmal ist es allerdings auch so, dass zunächst negativ scheinende Umwälzungen sich als positiv entpuppen - indem man zum Beispiel (in einem Fall wie diesem) einen Verlag findet, der einem noch bessere Vertragskonditionen bietet oder indem die Verkaufszahlen durch den Verlagswechsel emporschnellen (weil der neue Verlag vielleicht viel mehr Werbung für das Buch macht oder weil dessen Bücher in den Buchhandlungen prominenter platziert sind).


    Wie auch immer - ich wünsche dir, dass das Resultat für dich mindestens so gut ist wie der Ist-Zustand.

    Hmm, die reine Anzahl sagt auch nicht so viel aus, finde ich. Kinderbücher sind in der Regel extrem dünn, mit großer, raumgreifender Schrift und vielen Bildern dazwischen. Davon kann man selbst als Kind 2 pro Tag lesen. ;-) Anders sieht es mit den 2000-Seiten-Wälzern aus, die ich üblicherweise kaufe und lese. So oder so hinkt das, denke ich. Außerdem hat jeder ein anderes Lesetempo. Ich lese zum Beispiel relativ langsam, achte beim Lesen immer auch auf Aufbau und Stil und analysiere die "Schreibe" des Autors (ist manchmal fast hinderlich beim Lesen, wenn man einfach mal nur genießen oder abschalten will; aber ich kann das schlicht nicht ausschalten). Andere hecheln über die Seiten und kennen danach mit Ach und Krach die grobe Handlung.


    Aber egal, wenn ich versuche, ein durchschnittliches Monatspensum zugrunde zu legen und danach hochzurechnen, komme ich als 36-Jährige auf rund 1.000 Bücher (rund 30 pro Jahr, in Kindheit und Jugend mehr).



    Edit:
    ... und wenn ich drüber nachdenke, kann das unmöglich stimmen. Das müssen mindestens fünf Mal so viele gewesen sein. Wie auch immer, vernünftige Schätzungen sind wohl nahezu unmöglich.

    Damals war es Pflicht als Schullektüre, aber ich bin nie über die erste Seite hinausgekommen:


    Theodor Fontane: Effie Briest


    Der Anfang ist so langweilig und zäh, dass ich einfach nicht weitergekommen bin - obwohl ich es mehrfach versuchte. Ich weiß, manche werden jetzt aufschreien, mich vielleicht als Banause bezeichnen, der solch einen Klassiker nicht zu würdigen weiß, aber der Stil ist einfach nur grausam (aus heutiger Sicht). Es gibt viele Klassiker, die ich gern gelesen habe, aber Effie Briest gehört definitiv nicht dazu. Das, was ich im Unterricht über Inhalt, Figuren und Charakterisierungen aufgeschnappt hatte, reichte dann doch noch zu einer 2+ (wenn ich mich richtig erinnere). Obwohl ich das Werk wirklich nie gelesen habe - bis heute nicht. Ich denke auch nicht, dass ich dem Buch noch eine Chance gebe, auch wenn inzwischen einige Jahre vergangen sind. Aber das Leben ist kurz und es gibt so viele interessante, gute Bücher, da werde ich meine Zeit nicht mit einem verschwenden, durch das ich mich quälen müsste.

    Danke schön für die ausführliche Antwort. So kann man sich den rein praktischen Schaffungsprozess ganz gut vorstellen.


    Zitat

    Original von Sina
    Wenn nicht bei einer meiner folgenden Lesungen, vielleicht klappt es ja mal bei einem Eulentreffen oder auf der Buchmesse. Wäre doch schön, wenn wir uns mal sehen.


    Das würde mich sehr freuen. :-)


    Ich werde dieses Jahr sicher zur Frankfurter Buchmesse fahren. Und vielleicht liest du ja auch mal im Köln-Bonn-Düsseldorfer-Raum.


    Liebe Grüße
    Kerstin

    Ich habe das Buch vor einer Weile ausgelesen, aber irgendwie hier noch kein abschließendes Fazit gezogen. Inzwischen gibt es in diesem Thread aber schon so viele Wortmeldungen, dass dem kaum etwas hinzuzufügen ist. Daher ganz kurz:


    Die Spannung hielt wirklich bis zum Schluss. Zu keiner Zeit hatte ich das Gefühl, dass es in dem Buch einen Durchhänger gäbe, nie wollte ich Passagen überspringen oder fühlte mich auch nur annähernd gelangweilt. Ich habe mich während der Tage, in denen ich "Die Goldschmiedin" gelesen habe, wirklich immer auf den Abend gefreut, wenn ich endlich wieder Zeit hatte, weiterzulesen. Das ging mir in dieser Intensität schon lange nicht mehr so (und bei dem aktuellen Buch, das ich lese, auch wieder nicht). Handlung und Charaktere waren so lebendig geschildert, dass sie mich auch nach Ende der Lektüre noch beschäftigten. Es klingt vielleicht blöd, auch weil es schließlich ein Debutroman ist, aber ich wüsse beim besten Willen nicht, was man hätte besser machen können (und da fallen mir oft bei den Werken gestandener Bestsellerautoren eine Menge Dinge ein). Ich bin restlos begeistert. Das Buch werde ich in einiger Zeit noch ein zweites Mal lesen - diesmal mit dem Wissen um das Ende; ich werde mir dann mal alle Hinweise genauer ansehen.


    Danke schön, Sina, für ein wunderbares Buch. Und für die sehr nette Begleitung der Leserunde. Es war meine erste bei den Eulen und sie hat mir eine Menge Spaß gemacht. Dein nächstes Werk wird definitiv auch den Weg in mein Bücherregal finden. Ich freue mich schon drauf! :lesend

    Ich hatte mich eh schon über die Wanderbuch-Praxis hier gewundert, aber ich bin ja noch relativ neu hier ...


    Der Vergleich mit den Bibliotheken hinkt tatsächlich. Immerhin zahlt man dort einen Beitrag - und die Autoren erhalten aus diesem Zweig immerhin auch etwas Geld für ihre Arbeit.


    Zum Ursprungsthema "mp3-Tausch" wurde ja schon alles gesagt.



    Edit: Anscheinend gibt es doch kostenlosen Service in manchen Bibliotheken ... Sachen gibt's. War mir nicht bekannt.

    Liebe Sina,


    ich weiß, dass es sicher unterschiedliche Ansätze gibt und jeder den für sich richtigen Rhythmus finden muss, trotzdem eine rein praktische Frage:
    Wie baust du das Schreiben in deinen Alltag ein? Du gehst ja nach wie vor einem Beruf nach, wie deine Homepage verrät. Daneben wirklich regelmäßig (!) die Zeit fürs Schreiben zu finden, damit nach angemessener Spanne ein Roman fertiggestellt ist, erfordert sicher ein hohes Maß an Disziplin, das man vielleicht durch feste Strukturen unterstützen kann. Manche schrieben wohl ganz früh, bevor sie zur Arbeit gehen (wäre nicht so mein Ding ;) ), andere am Abend (an dem einem aber ja schon ein voller Arbeitstag in den Knochen und zahlreiche Begebenheiten im Kopf stecken, so dass die Kreativität darunter leiden kann), ... Wie hast du das Problem gelöst? (Ich hoffe, die Frage ist okay für dich.)


    Ansonsten habe ich gesehen, dass in Kürze zwei Lesungen bei dir anstehen. Schade, dass sie leider zu weit weg von mir sind. Ich wünsche dir aber viel Erfolg und viele gebannte Zuhörer!

    Da schon ganz viel gesagt wurde, kann ich mich hier ja auch kurz fassen.


    Mathias mag ich gar nicht mehr. Am liebsten würde ich ihm einen Tritt in den Hintern geben und Juliane wachrütteln. Schade, dass sich Juliane noch ganz kurz, bevor ihr selbst Zweifel an ihm kommen, ihm gegenüber offenbart hat (Doppelrolle als Magd und Geselle). Friederike bleibt mysteriös. Ich denke, sie hat einiges zu verbergen.


    Toll gelungen finde ich (neben vielen anderen Stellen) die Beschreibung der Rivalität der beiden Frauen um Simon. Die kleinen Dinge, die er gelernt hat, ohne dass seine Mutter dabei war, was ihr natürlich einen Stich versetzt. Die Vertrautheit zu Friederike und das beginnende Fremdeln bei der leiblichen Mutter. Der Stolz Friederikes durchmischt mit Schuldgefühlen (?) und Mitleid. Das ist alles toll dargestellt. Gestutzt habe ich bei folgender Passage, ein Zitat von Friederike auf Seite 219:

    Zitat

    "Er kann bald alleine trinken."


    Das kommt mir mit rund neun Monaten doch arg früh vor. Allerdings habe ich keine Kinder und kenne mich da nicht besonders gut aus. Dennoch denke ich, dass es zu früh ist. Was sagen die Muttis an Board?


    Richtig gut gefallen hat mir auch ein Vergleich auf Seite 229:

    Zitat

    Besonders schmerzte ihn der kursierende Spottvers über seinen General Tönning. Dieser Mann gleiche einer Pauke. Von ihm höre man nur, wenn er geschlagen werde.


    Falls dieser Spottvers damals tatsächlich kursierte: Toll recherchiert und wunderbar eingeflochten. Falls er von dir selbst stammt: Hut ab für einen genialen Einfall.


    Und kurz vor Ende dieses Abschnitts (S. 292) wieder ein Punkt, der mich etwas an Friederike zweifeln lässt, die in meinen Augen durchaus eigene Interessen verfolgt (auch wenn sie immer betont, nichts mehr vom Leben zu erwarten):

    Zitat

    "Oh Gott, Juliane! Du hast wirklich vor nichts Angst. Bis es eines Tages zu spät ist! Merkst du denn nicht, in welcher Gefahr du schwebst?"
    "Du meinst, ich soll nicht gehen?"
    Friederike wiegte den Kopf. "Meine Meinung kennst du, aber mein Wort wird dich ohnehin nicht aufhalten."


    Mir kommt es ein wenig so vor, als würde sie zum Schein versuchen, Juliane abzuhalten, und als dann tatsächlich Unsicherheit auf Julianes Seite hervortritt, muss sie ihre Bedenken schnell abwiegeln. Vielleicht tue ich ihr auch Unrecht, inzwischen traut man ja schon fast niemandem mehr in dem Buch - ein Zeichen für einen sehr gelungenen Aufbau. Komischerweise habe ich aber keine Zweifel an Jakob und Raphael, ich denke tatsächlich, dass sie es gut mit Juliane meinen - obwohl man an ihnen sicher auch zweifeln könnte.Beide scheinen mehr zu wissen, als sie sagen. Aber die Charaktere sind mir schlicht zu sympathisch, um ihnen zu misstrauen. Anders als beispielsweise bei Mathias. Mal sehen, ob ich Recht behalte.

    Jetzt war ich in einen regelrechten "Leserausch" gekommen und habe diese Zäsur verpasst. Ich bin inzwischen mit Abschnitt 3 fertig. Daher zu diesem Abschnitt nur noch ganz kurz:


    Die Spannung wird nicht nur beibehalten, sondern extrem gesteigert. Die Charaktere bleiben vielschichtig und doch stimmig. Friederike ist mir nicht ganz geheuer, auch wenn Juliane ihr anscheinend bedingungslos vertraut. Mathias ebenso, ich mag ihn nicht, kann mir nicht helfen. Raphael dagegen finde ich sehr interessant und sehr nett.


    Nun springe ich mal in den Thread zum nächsten Abschnitt. :-)

    Zitat

    Original von Sina
    Das war bei meinen Großeltern auch so, noch dazu kamen sie aus zwei miteinander verfeindeten Dörfern. Gibt es derart ausgeprägte Dorf-Rivalitäten heutzutage eigentlich auch noch?


    Oh, ich kenne ein Dorf (dort wohnen meine Eltern), in dem es ganze zwei Straßen und etwa 30 Häuser gibt. Die Alteingesessenen unterscheiden selbst in diesem winzigen Nest zwischen Ober- und Unterdorf. Und sogar zwischen diesen beiden Dorfteilen herrscht Rivalität ... :wow




    Edit: Bisschen viel "sogar" ...

    Zur Aufmachung des Buches wurde schon alles gesagt, was ich nur unterschreiben kann. Das Buch ist sehr ansprechend gestaltet - hätte ich mich nicht aufgrund des Leserunden-Threads hier zum Lesen entschieden, wäre mir das Buch sicher auch so in einer Buchhandlung ins Auge gesprungen. Und ja, ich hätte es gekauft (tatsächlich habe ich schon ein Exemplar verschenkt, obwohl ich das Buch noch gar nicht bis zum Ende gelesen habe).


    Die Karte vorn ist eine tolle Idee. Dass sie etwas klein geraten ist, wurde ja auch schon angemerkt. Vielleicht hätte eine "Ausklapp-Seite" geholfen (Fachausdruck fällt mir grad nicht ein, ich hoffe, es kapiert trotzdem jemand, was ich meine). Aber das finde ich nicht tragisch. Sie reicht so wie sie ist allemal, um einen Eindruck zu bekommen.



    Schon die Anfangsszene ist sehr lebendig. Die Protagonistin kommt auf Anhieb sehr sympathisch rüber. Indem Sympathie aufgebaut wird und gleichzeitig schon Schwierigkeiten aufgezeigt werden, mit denen die Sympathieträgerin kämpfen muss, wird gleich zu Beginn Spannung erzeugt. Man möchte wissen, wie es weitergeht, fiebert schon früh mit. Sehr schön!


    Zwei Dinge haben mich in diesem ersten Abschnitt schon besonders beeindruckt:
    - die Figurendarstellung
    - die Art, Informationen einzuflechten


    Die Figuren sind vielschichtig, keine zweidimensionalen Pappkameraden. Das gilt auch für Juliane, die in manchen Situationen wider Willen vor dem Meister kuscht (es bleibt ihr dann auch nichts anderes übrig), sich aber auch hier und da ihre Freiheiten stiehlt. Sie ordnet (fast) alles dem großen Ziel unter, selbst die Goldschmeidekunst auszuüben. Sie ist fleißig, eifrig, zielstrebig - nur scheinbar ein Widerspruch zu dem, was manche Vorredner hier als Naivität bezeichneten. Schließlich ist auch sie den Zwängen der damaligen Gesellschaft unterworfen, hat viele Regeln und Normen permanent eingetrichtert bekommen und kennt es gar nicht anders. Insofern ist sie - trotz überwiegendem Gehorsam - mutig und fast schon rebellisch.


    Auch Friederike sucht sich ihre Möglichkeiten des Protestes und der kleinen persönlichen Siege. Sie leidet unter ihrem Mann, ja, aber ich sehe keine Frau, die nur klaglos duldet und schwach ist. Sie gibt auch schon mal Widerworte, sie gibt an Bedürftige, obwohl sie weiß, dass ihr Mann dagegen ist, ... Diese Frau ist nicht schwach, auch wenn sie viele Träume begraben hat.


    Und auch Drentwett ist vielschichtig und nicht nur ein gefühlskalter Grobian. Das dringt immer mal wieder ganz zart durch. Und zeigt sich auch darin, dass viele Leser hier trotz seiner durchaus hassenswerten Art Mitleid mit ihm empfinden.


    Kurz und gut: Die Figuren sind lebendig. Ganz dicker Pluspunkt!



    Wie schon erwähnt gefällt mir ebenfalls besonders gut, wie Hintergrundwissen und Informationen zu Orten oder Figuren eingeflochten werden. So etwas finde ich persönlich extrem schwer. Die Gefahr ist, dass man lange Beschreibungen einbaut, die aus der Handlung und dem Lesefluss reißen. Das hat Sina Beerwald definitiv nicht gemacht. Die Informationen schwingen fast beiläufig mit oder Hintergründe ergeben sich zwangsläufig aus der Handlung. Was auf diese Art an Wissen über die Zeit, die Gesellschaft, die Stadt und das Goldschmiedehandwerk transportiert wird, ist erstaunlich. Man taucht wirklich ein, sieht die Straßenzüge, die Häuser, die Kleidung der Menschen förmlich vor sich. Man sieht Juliane mit einem feinen Hämmerchen im Licht des Feuers Silberplatten bearbeiten, bis sich nach und nach die Formen eines Trinkbechers herauskristallisieren. Zu jeder Zeit hat man das Gefühl, dabei zu sein, "dran" zu sein. Toll!


    Die Sprache passt zum Thema und der Zeit. Auch das gefällt mir sehr gut. Nur zwei Mal hatte ich das Gefühl, dass ein Bruch vorliegt, dass die Sprache zu modern und umgangssprachlich ist. Das betraf aber nur jeweils ein bis zwei Sätze, beide Male im Dialog zwischen Juliane und Friederike (zwei verschiedene Dialoge). Aber zwei Sätze auf etwa 100 Seiten ... Wahrscheinlich stolpert kaum jemand drüber.



    Fazit bis jetzt: Absolut lesenwert, ein toller Roman, interessant, spannend, lebendig. Ich freue mich sehr auf die nächsten Seiten.