Stille Post in Kleinöd
Katharina Gerwens & Herbert Schröger, November 2008
Piper, ISBN: 978-3492247696
Seiten: 324
"Stille Post in Kleinöd" ist der erste Band der Reihe "Die Fälle Kriminalkommissarin Franziska Hausmann". Der zweite Teil heißt "Die Gurkenflieger" und wartet schon in meinem Regal auf mich. Zu den beiden Büchern kam ich aufgrund einer Büchereule: Ich tätigte mit ihm einen 1:1 Tausch, d. h. er hat von mir ein Hardcover Buch bekommen und im Gegenzug "Stille Post in Kleinöd" und "Die Gurkenflieger". Da ich aus Bayern komme und des Bayerischen auch mächtig bin, habe ich mich nach einem Buch umgesehen, das in Bayern spielt und auch ein wenig Dialekt miteinfließen lässt und, da ich gerne auch mal Krimis lese, war diese Reihe perfekt für mich.
Inhalt:
»Ja Bluatsakrament«, flucht Joseph Langrieger, als er in seiner Odelgrube einen Toten entdeckt. Das Ganze gibt der Polizei im niederbayerischen Kleinöd Rätsel auf. Ein Fall für die Kripo, entscheidet Polizeiobermeister Adolf Schmiedinger, und Kriminalkommissarin Franziska Hausmann muß in ihrem ersten Mord auf dem Land ermitteln. Dabei stellt sich bald heraus, daß der Täter aus Kleinöd stammen muß. Und tatsächlich lauern hinter der scheinbar tadellosen Fassade des hübschen Dorfes jede Menge dunkle Geheimnisse, zerrüttete Ehen, Betrug und Erpressung ... Spannend und humorvoll beschreibt das Autorenduo Gerwens & Schröger eine nur auf den ersten Blick idyllische Welt.
Über die Autoren:
Katharina Gerwens, geboren 1952 in Epe/Westfalen, verbrachte ihre Kindheit auf dem Dorf. Nach ihrer Ausbildung zur Journalistin arbeitete sie in verschiedenen Verlagen und ist heute als freie Lektorin und Autorin tätig. Sie lebt mit Mann und Kater in München.
Herbert Schröger, geboren 1959, lebt als gebürtiger Münchner mit niederbayerischen Wurzeln in München-Giesing. Als glühender Anhänger des TSV 1860 München betreut er ein Fanmagazin redaktionell. Da er sich auch als freier Übersetzer betätigt, übernahm er es, den literarischen Geschöpfen von Katharina Gerwens, mit der zusammen er den Niederbayern-Krimi »Stille Post in Kleinöd« verfaßte, die richtigen bayerischen Idiome in den Mund zu legen.
Meine Meinung:
Der Titel "Stille Post in Kleinöd" passt auf jeden Fall zum Buch. Kleinöd setzt sich zusammen aus "Einöde", was das Dorf Kleinöd durchaus ist und "Kleinod" im Sinne von einem unberührten Ort, der Schönheit ausstrahlt. Stille Post gibt es in Kleinöd auch, denn jeder scheint seine Geheimnisse zu haben von denen aber die anderen durch Gerüchte teilweise wissen.
Das Cover zeigt ein Schwein, das sich an die Türe eine Scheune lehnt und hinausschaut. Man wird damit schon mit dem Cover darauf hingewiesen, dass es in dem Buch u. a. um Bauern geht und dass die Geschichte eher im Ländlichen anzusiedeln ist. Der Hinweis, dass es sich bei "Stille Post in Kleinöd" um einen Niederbayern-Krimi handelt finde ich sehr nützlich.
Was mir gleich am Anfang des Buches aufgefallen ist die Verwendung alten Rechtschreibung, d. h. "ß" statt "ss". Diese Tatsache hat mich doch etwas gestört, da man man "dass" eben mit zwei s schreibt und nicht mit ß. Ich bin mit der neuen Rechtschreibung aufgewachsen und empfand daher die Verwendung der Alten als störend.
Die Protagonistin Franziska Hausmann war mir mir von Anfang an sympathisch. Sie wirkte menschlich, d. h. ihr wurden auch Schwächen zugeschrieben z. B. dass sie sich oft mit ihrem Mann streitet, dies macht sie glaubhaft. Die Geschichte wie sie zu ihrem Kater Schiely kommen ist, fand ich rührend und ihre Angewohnheit dem Kater das zu erzählen, was sie den Tag über erlebt hat, hat mir gut gefallen. Ich rede tue dies auch mit meinem beiden Katzen. Man erfährt aber auch etwas aus Franziskas Vergangenheit z. B. wie es dazu kam, dass sie nun in einem kleinen Dorf namens Kleinöd ermitteln darf/muss und nicht mehr in München. Mit ihren Anmerkungen zum 11. September 2001, die immer wieder fielen, konnte ich anfangs nichts anfangen, aber ich Laufe des Buches wird deutlich, was es damit auf sich hat.
Auch Bruno war mir sofort sympathisch. Über seine Vergangenheit erfährt man aber fast gar nichts, was ich sehr schade finde. Seine Art mit Franziska als seiner Vorgesetzten umzugehen, war teilweise interessant zu lesen. Anfangs fügt er sich noch ihrer Hand, doch dann geht er auch manchmal den Weg allein. Wenn sich Bruno Kleinschmidt mit Ludwig Pichlmaier, die versuchten den Computer des Verstorbenen Hermann Brunner zu knacken, unterhält, konnte mir ich mir ein Schmunzeln nicht verkneifen. Entwickelt sich da etwas bei den beiden, so wie die sich teilweise angeredet haben?
Nun zum angeblichen bairischen Dialekt: Dieser wirkte auf mich etwas gekünstelt und übertrieben. Und ich würde schon sagen, dass ich das einschätzen kann, da ich diesen Dialekt selber spreche. In Bayern verneint man zwar gerne, aber doch nicht gleich drei Mal. Teilweise war er auch einfach nur schwer zu lesen, da das Auge Anderes gewohnt ist.
An manchen Stellen aber wirkte der Dialekt, wenn er richtig angewandt wurde, durchaus auflockernd und witzig. So musste ich z. B. lachen als den Beamten von der Polizei "a hupfert's Wasser" angeboten wurde oder als man die Beamten in den Insitutionen als "tüpferlscheißerisch" bezeichnete.
Die Geschichte an sich plätschert immer so dahin und es kommt wenig Spannung, zumindest für meinen Geschmack, auf. Das Ende war für mich vorhersehbar, aber es bleiben auch noch Fragen offen z. B. was passiert mit Perdita Bachmaier oder Lydia Blumentritt. Darüber wird nichts mehr erwähnt.
Die Geschichte im Buch wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt, so erfährt man u. a. auch, was Menschen über andere denken. Marlene Blumentritt äußert sich z. B.doch negativ über die Nachbarn bzw. die Nachbarschaftsverhältnisse: "Gute Nachbarn, neugierige Nachbarn, missgünstige Nachbarn, spionierende Nachbarn, Miststücke von Nachbarn..."
Ausschlaggebend für meine Bewertung des Buches war die fehlende Spannung und daher kann ich dem Buch nicht mehr als 3,5 Punkte geben, auch wenn mir die Hauptpersonen sympathisch waren. Es handelt sich nunmal um einen Krimi und da erwarte ich auch Spannung. Den Nachfolger werde ich aber auf jeden Fall lesen, da er bereits in meinem Regal steht.
Erster Satz: "Joseph Langrieger hatte gewartet, bis es so dunkel war, dass ihn keiner der Nachbarn mehr mit bloßem Auge erkennen konnte."
Letzter Satz: "Sie müssen jetzt mitkommen, sagte Franziska. Packen Sie Ihre Sachen. Es wird länger dauern."
Fazit: Den Autoren ist ein guter Ansatz gelungen, aber die Umsetzung weist doch (noch) etliche Mängel auf, sodass ich das Buch an diejenigen empfehlen kann, die gerne mal einen Krimi lesen, der in ihrer Heimat spielt.
Ich vergebe 3,5 von 5 möglichen Punkten.