The Boy in the Striped Pajamas
John Boyne, Oktober 2007
David Fickling Books, ISBN: 0385751532
Seiten: 240
Auf das Buch bin ich durch Zufall gestoßen, der seltsame Klappentext hat mich sofort angesprochen und die sehr guten Meinungen darüber haben dann den Rest erledigt. Das Buch hätte ich damals eigentlich gar nicht kaufen dürfen, da ich Bücherfasten gemacht habe, aber wozu hat man denn Schwestern? Sie war so lieb und hat für mich einen 5-Euro-Gutschein von lesen.de geopfert und mir das Buch bestellt. Danke nochmal dafür...
Das Buch ist bereits auf Deutsch mit dem Titel "Der Junge im gestreiften Pyjama" übersetzt worden.
Inhalt:
Berlin 1942
When Bruno returns home from school one day, he discovers that his belongings are being packed in crates. His father has received a promotion and the family must move from their home to a new house far far away, where there is no one to play with and nothing to do. A tall fence running alongside stretches as far as the eye can see and cuts him off from the strange people he can see in the distance.
But Bruno longs to be an explorer and decides that there must be more to this desolate new place than meets the eye. While exploring his new environment, he meets another boy whose life and circumstances are very different to his own, and their meeting results in a friendship that has devastating consequences.
Über den Autor:
John Boyne wurde 1971 in Dublin, Irland, geboren, wo er auch heute lebt. Er ist der Autor von sechs Romanen, darunter »Der Junge im gestreiften Pyjama«, der zwei Irische Buchpreise gewann, für den »British Book Award« nominiert war und vor kurzem verfilmt wurde. John Boynes Romane wurden in über dreißig Sprachen übersetzt. (http://www.fischerverlage.de/autor/John_Boyne/18702)
Meine Meinung:
Der Titel "The Boy in the Striped Pajamas", zu deutsch "Der Junge im gestreiften Pyjama", entspricht dem Inhalt des Buches. Denn einerseits freundet sich Bruno mit einem Jungen an, der auf der gegenüberliegenden Seite des Zauns lebt und ständig einen gestreiften Pyjama tragen muss. Andererseits erfährt Bruno durch diesen Schlafanzug, wie es ist anders zu sein in der Sicht bestimmter Personen.
Das Cover ist ganz nüchtern in hellblauen und weißen Streifen gehalten, der Titel steht in den Streifen in schwarz. Ansonsten ist noch der Hinweis angebracht, dass das Buch bald ein "Major Motion Picture"ist, d. h. verfilmt wird. Mittlerweile ist das Buch schon verfilmt, da am 9. März bereits die DVD dazu veröffentlich wird. Ich habe allerdings nicht mitbekommen, dass der Film in den deutschen Kinos gelaufen wäre...
Außergewöhnlich am Umschlagtext ist, dass man nicht- wie sonst üblich - eine Inhaltsangabe des Romans findet, sondern Kritiken über das Buch, einen Hinweis auf die Hauptperson, Bruno, und einen Satz, den ich später noch erwähnen werden.
Diese Umschlagtextgestaltung soll dazu dienen, dass der Leser unvoreingenommen an das Buch herangehen kann und das habe ich schließlich auch getan.
Das Buch erzählt die Geschichte vom 9-jährigen Bruno, der in Berlin mit seinen Eltern, seiner Schwester Gretel und dem Hauspersonal in einem stattlichen Haus lebt. Sein Vater ist anscheinend ein wichtige Person im Heer und deshalb muss die Famlie auch umziehen. Sie wohnen nun in neuen, viel kleinerem Haus, in dem es Bruno anfangs gar nicht gefällt. Eines Tages sieht er dann einen riesigen Zaun und gegenüber jenem scheinen Menschen zu leben. Er fragt sich dann wieso dieser Zaun da ist und was das wohl für Menschen sind. Die Eltern weichen seinen Fragen bezüglich des Zauns aus, nur seine Schwester versucht ihm zu erklären was es damit auf sich hat. Da Bruno, wenn er groß ist, Entdecker werden will, erkundet er die Umgebung des neuen Zuhauses. Dort gibt es nur dieses eine Haus und einen Zaun, hinter dem viele kleine Häuser stehen. Bruno ist einsam, da er keine Freunde hat, aber dann begegnet er Shmuel,der hinter dem Zaun lebt und freundet sich mit ihm an...
Das Englisch ist leicht zu lesen, dazu trägt wohl auch bei, dass das ganze Buch aus der Sicht eines 9-Jährigen geschrieben ist. Man erfährt Brunos kindliche Gedankengänge, seine Empfindungen und auch seine Hilflosigkeit. Ich hatte am Anfang keine Probleme in die Geschichte hineinzufinden, vielmehr übte das Buch eine Sog-Wirkung auf mich aus, was wohl auch dran liegt, dass ich an dem Thema, das das Buch behandelt, interessiert bin.
Bruno hat eine sehr gute Beobachtungsgabe und ist für sein Alter zum Teil schon sehr reif, an einer Stelle sagt er z. B. "But there was something about the new house that made Bruno think that no one ever laughed there; that there was nothing to laugh at and nothing to be happy about." Das hat er bereits bemerkt, als sie im neuen Haus angekommen sind. Im Laufe des Buches macht er eine Entwicklung durch, er scheint einer der wenigen im Buch zu sein, die sich für Andere interessieren und sich Sorgen machen. Die Freundschaft, die er zu Shmuel entwickelt, zeugt auch von Reife, denn beide können nicht miteinander spielen, da sich durch den Zaun getrennt sind, aber sie unterhalten sich über alles Mögliche u. a. erzählt Shmuel dann Bruno auch seine Geschichte.
Ich denke, dass der Autor das Buch exemplarisch gesehen haben will, denn die Eltern von Bruno haben keine Vornamen und auch der Nachname der Familie bleibt unbekannt. Deshalb erfährt man wahrscheinlich auch nichts Konkretes über Brunos Aussehen, nur, dass er für sein Alter klein ist. Vermutlich sollen keine bestimmten Personen dargestellt werden, sondern einfach ein Szenario, wie es damals zugetragen haben könnte. Es hätten auch andere Personen sein können.
Die Kapitel sind sinnvoll unterteilt und die Überschriften der jeweiligen Kapitel geben bereits einen Vorgeschmack auf das, was alles noch passieren wird. Die kindliche Erzählweise hat mich keinesfalls gestört, ein Buch über den Holocaust aus der Sicht eines Kindes habe ich noch nicht gelesen, aber ich empfand es als erfrischend anders, wobei erfrischend im diesem Zusammenhang eher unpassend ist.
Der Autor macht immer wieder Andeutungen auf das 3. Reich, aber erwähnt nie explizite Fakten. Das Haus, in dem Bruno nun lebt, wird im Buch "Out-With" genannt, was man leicht mit Ausschwitz in Bezug bringen kann. Der Führer wird zwar nie ausdrücklich genannt, aber das Wort "Fury", was Raserei, Wut, Furie, bedeutet könntet schon darauf hindeuten. Auch sonst macht der Autor viele Andeutungen, die er aber dann doch wieder fallen lässt, was natürlich zum Spannungsaufbau beiträgt.
Als Gretel und Bruno sich gegenseitig zu erklären versuchen, was hinter dem Zaun ist, kommt die kindliche Denkweise gut zum Vorschein, denn sie sehen beide nur Positives: Farmen und ländliche Landschaften. Sie denken, dass die Leute dort genauso leben wie sie.
Einem Zitat von Brunos Hauslehrer über Bücher kann ich nicht zustimmen, Bruno fragt ihn, ob Bücher nicht wichtig seien, daraufhin antwortet der Lehrer: "Books about things that matter in the world, of course. But not story-books. Not books about things that never happened." Dem kann ich ganz und gar nicht zustimmen, da auch "Ficition" wichtig ist und das nicht nur für die Fantasie....
Bis auf ein paar kleine Mängel (der letzte Satz und dass Bruno gar nichts von der Grausamkeit in Out-With mitbekommt) hat mir das Buch wirklich sehr gut gefallen. Es bewegt und wie liest man oft "mit Sicherheit wird dieses oder jene Buch nicht so schnell vergessen werden" - bei diesem Buch stimmt es tatsächlich, jedenfalls für mich. Es gipfelt in einem traurigen, wenn auch vorhersehbaren Finale, welches den Leser aber trotzdem wie ein Schlag trifft. Ich konnte das Buch nicht aus der Hand legen, da es mich derart in den Bann gezogen hat und so küre ich es zum Monatshighlight im Februar 2009. Eigentlich könnte ich noch viel mehr über dieses Buch sagen, aber es muss auch irgendwann mal Schluss sein...
Im Anhang der Ausgabe, die ich gelesen habe, befindet sich ein Interview mit dem Autor, bei dem der Leser erfährt, warum er ein solches Buch geschrieben hat, wie er es geschrieben hat usw. Auf jeden Fall sehr interessant zu lesen.
Zum Schluss noch der weiter oben erwähnte Satz, den der Autor den Lesern mitgeben will: "Fences like this exist all over the world. We hope you never have to encounter one."
Fazit: "The Boy in the Striped Pajamas" ist ein bewegendes Buch, das die Geschehnisse des Holocaust aus der Sicht eines Neunjährigen beschreibt. Ein wirklich lesenswertes Jugendbuch, auch für Erwachsene.
Ich vergebe 5 von 5 möglichen Punkten.