Beiträge von xray

    In der Tat ist diese Liebes- oder besser Leidensgeschichte des Monsieur Swann nicht leicht konsumierbar; Proust neigt zu verschachtelten Sätzen, die sich auch über eine halbe Seite oder mehr ziehen können. Dazu kommt, dass nur ein Minimum an äußerer Handlung geboten wird, was den Zugang zu diesem Roman(teil) nicht eben erleichtern dürfte.
    Dennoch hat mir das Buch sehr gut gefallen. Die Sprache ist ob ihres enormen Bilderreichtums stets unterhaltsam, die Detailfülle bei den Beschreibungen der Personen, ihrer Wesenszüge, des Umgamgs untereinander, der Kleidung der Leute ist geradezu ausufernd geraten, so dass etwas Geduld schon angesagt ist. Diese lohnt sich unbedingt, da oft eine originelle und tiefgreifende Personen- und Gesellschaftszeichnung gelingt.
    Ich kann das Buch weiterempfehlen, würde jedoch dazu raten, den ersten Teil "Combray" vorab zu lesen, da so manche Bezüge zu "Eine Liebe Swanns" erkennbar werden.

    Hier findet sich ein schönes Beispiel für die Detailbessenheit von Proust: Die genaue Beschreibung der Monokol der jeweiligen männlichen Gäste bei einer Abendgesellschaft. Über mehrere Seiten hinweg werden die Auswirkungen des Monokols auf das Aussehen ihres Trägers sowie die damit verbundene mögliche Wirkung auf Frauen ausgebreitet. Dank der phantasievollen, bildreichen Sprache wirken diese Ausführungen nie langatmig, sondern bleiben stets unterhaltsam.

    Auffällig ist, dass die von Proust geschilderten Figuren oft zweigeteilt erscheinen - einmal so, wie sie wirklich sind oder vom Erzähler gesehen werden, und dann so, wie andere Personen sie wahrnehmen.
    Swann hält Odette für eine nach damaligen Maßstäben ehrenhafte Person -in Wahrheit neigt sie zu häufig wechselnden Männerbekanntschaften und lässt sich aushalten. Swann meint auch, bei den Verdurins hoch im Kurs zu stehen, dabei ist das Gegenteil der Fall. Die Verdurins wiederum sehen in Swann einen " Langweiler ", dabei ist dieser, wenn auch vor allem Odette zuliebe, ein wahrer " Getreuer".

    Sonderlich leicht zu lesen ist das Buch wegen der langen, verschachtelten Sätze nicht, aber mit etwas Geduld geht es schon. Viel passiert ist auch noch nicht, dennoch empfinde ich das Buch auch wegen der interessanten Figuren bisher nicht als langweilig.

    Die Sprache des Buches hat auch mir gefallen, aber der Plot ist zu dünn und weitgehend überraschungsfrei, wodurch der Roman besonders in den letzten beiden Abschnitten langatmig geworden ist. Zweihundert Seiten weniger hätten es auch getan.
    Die Figuren sind etwas blass gezeichnet und wenig sympathisch: Der eitle Doktor, die zickige Fermina und der wie ein kleines Kind auf sein Ziel fixierte und dabei über Leichen gehende Florentino gingen mir mit zunehmender Lesedauer immer mehr auf den Keks.
    Gut ist das Werk immer dann geraten, wenn es Themen außerhalb der Liebesgeschichte aufgreift: Die Beschreibung der Stadt, der Krankheiten, der hygienischen Zustände - dies wurde originell und interessant umgesetzt.

    Nun habe ich auch den ersten Teil des Buches gelesen und er hat mir insgesamt gut gefallen , ganz besonders natürlich der etwas bizarre Ehestreit. Aufgefallen ist mir, dass sich bestimmte Ereignisse wiederholen, so das Töten der Doggen und die plötzlichen, nicht eingeplanten Regenfälle erst bei der Party und dann bei der Beerdigung; mal sehen, ob sich das durch den weiteren Text hindurchzieht.

    Ich kann das Buch nicht weiterempfehlen.
    Die vielen Passagen, die wohl auch auf Erregung von Ekelgefühlen beim Leser zielten, empfand ich als - zumindest stellenweise- erheiternd, zu oft aber als kindisch und langweilig, zumal Roche sich auch nicht für Uralt-Kamellen zu schade ist. Die übrige Story ist äußert dünn geraten und bietet eine platte und vorhersehbare Auflösung; dies kann man so oder so ähnlich in jedem zweiten Arztroman am Bahnhofskiosk nachlesen. Aufgrund der einfach gehaltenen Sprache lässt sich das Buch schnell und flüssig lesen, dies könnte neben dem Promistatus von Roche und den damit verbundenen Vermarktungsmöglichkeiten auch zum Verkaufserfolg beigetragen haben. Im Ergebnis viel Lärm um nichts.

    Mir hat Spin nicht gefallen. Beinahe kitschig, mit überflüssigen Soap-Einlagen versehen und mindestens 300 Seiten zu lang. Ich meine auch, einige Ungereimtheiten erkannt zu haben, aber bisweilen habe ich quergelesen, um dem Elend ein schnelleres Ende zu bereiten.