Die letzten beiden Erzählungen der "Prosaischen Passionen" liegen hinter mir.
Die Schriftstellerin Han Suyin war bislang unbekannt und doch konnte mich die Neuentdeckung ihrer Erzählung über eine Liebe zweier Frauen nicht völlig begeistert.
Die Tonlage der Geschichte zeichnet sich über Strecken, sofern man in dieser recht kurzen Erzählung davon schreiben kann, durch Traurigkeit und Enttäuschung aus und ist am Ende durchzogen von Pathos. Das schadet meines Erachtens der Geschichte, denn das Schicksal der Figuren ließ mich nicht gänzlich unberührt, bringt mich jedoch auch nicht in Versuchung, weitere Geschichten Han Suyins zu lesen.
Völlig anders verhält es sich bei der Geschichte Clarice Lispectors. Die Autorin ukranischer Herkunft, die in jüngster Zeit wiederentdeckt wurde, stellt in den Mittelpunkt ihrer Geschichte die Freundschaft zwischen einer Tänzerin und einem Travestiestar. Ihre fragile Beziehung wird auf die Probe gestellt, als die verheiratete Tänzerin im Club auf einen attraktiven Mann und zugleich begabten Tänzer stößt.
Die Ausgangssituation wird reizvoll dargestellt, doch zu meinem Bedauern lotet die Autorin die Grenzen der fragilen Beziehung zwischen ihrer Protagonisten nicht völlig aus und lässt die Geschichte abrupt enden. Fast scheint es, dass die Herausgeberin der "Prosaischen Passionen" diese Erzählung gekürzt hat, was wahrscheinlich nicht der Fall ist, im Ergebnis mich jedoch unzufrieden zurücklässt.
Das ändet jedoch nichts daran, dass ich Clarice Lispector erst einmal im Hinterkopf behalte und anderen ihrer Geschichten eine Chance einräumen werde.
Ab morgen geht es dann mit Cherie Jones und ihrer Geschichte "Wie die einmarmige Schwester das Haus fegt" weiter.
Bis dahin bleibt mir noch Zeit, weiter Marc Sinans "Gleißendes Licht" zu hören.