Beiträge von Q-fleck

    So, habe das Buch nun auch gelesen. Bin irgendwie noch etwas perplex - aber warum das jetzt ein 'Männerbuch' sein soll, verstehe ich ehrlich gesagt nicht... es geht doch um Freiheit und Gefangenschaft, um Realität und Phantasie, um den großen amerikanischen Traum und die karge, enttäuschende Realität, die aber am Ende dann auch doch wieder ganz hoffnungsvoll sein kann.... was ist daran jetzt spezifisch 'männlich'? Vielleicht kann mich ja jemand aufklären.. :-)


    Ich fand das Buch jedenfalls sehr interessant, auch wenn ich mich in diesen Wechsel zwischen Ich-Erzählung, Gefängnis-Bericht und Rückblicke auf Momente der Ausbrecher erstmal einstellen musste. Dieser Wechsel schien mir gegen Ende übrigens immer schneller zu werden, was ein wenig zum Spannungsaufbau beigetragen hat -- und die große Frage (haben sie es geschafft?) bleibt für mich offen..



    Edith fügt hinzu: Habe das Buch übrigens schnell dazwischen geschoben (lese eigentl. grad LR-Musil), weil ich doch am 29.04. zur Lesung gehe! Freu mich schon auf Benjamin live! :chen

    Ah, super.


    Bei Eigensinn würde ich dir auf jeden Fall zustimmen, schließlich will er die Dinge schon so machen, wie es ihm gefällt und lässt sich auch nicht so sehr reinreden. Bei den beiden anderen Eigenschaften weiß ich nicht, ob sie nicht zu stark für ihn sind..? Stolz.. hm..


    Interessant fand ich auch den Teil über seine Wohnungseinrichtung. Motto: Zeig mir wie du wohnst und ich zeig dir wer du bist. Aber Ulrich gelingt es eben nicht, sich auf eine Linie festzulegen. Immer wieder muss er Neues ausprobieren, Anderes und er bekommt all seine Ideen und Vorstellungen nicht auf den einen Nenner, der es ihm erlauben würde, eine Einrichtung für sein Schlösschen zu entwerfen.
    Und so lässt er am Ende einfach den Möbelfirmen freie Hand....


    Ich glaube eine Große Frage in diesem Buch ist auch die Frage nach Identität. Identität eines Menschen, aber auch Identität einer Nation.
    Und ich habe den Eindruck, dass Identität oftmals einerseits über Abgrenzung von etwas Anderem und andererseits über innere Widersprüche erst erreicht wird. (Man denke zum Beispiel an die zehn Charaktere eines Landesbewohners).

    Das ist ja interessant, welche Eigenschaften schreibst du Ulrich denn zu?


    Was mit der Bezeichnung gemeint sein könnte, wird ja aus Walters Äußerungen vielleicht ein wenig deutlicher, schließlich ist er es, der Ulrich so nennt: Walter scheint mir ein wenig in den Denkweisen der Klassik verankert, für ihn gibt es absolute (humanistische) Werte, wie die Seele, Menschlichkeit, klare, deutliche Formen, während Ulrich ja alles irgendwie relativiert, die Dinge immer aus den verschiedensten Sichtweisen betrachtet und von daher auch keine eindeutigen Urteile fällt.


    Aber das ist es jetzt erstmal ein recht oberflächlicher Befund, habe den Text grad nicht zur Hand, vielleicht später mehr.

    Du hast recht, entschuldige, dann habe ich dich auch noch falsch zitiert :bonk Wobei im Vergleich zum Ulysses wahrscheinlich sogar 'leicht' fast eine angemessene Bezeichnung wäre... am Ende ist doch alles relativ :grin (Bin ich jetzt auch eine Frau ohne Eigenschaften?)


    Ja, das Moosbrugger-Kapitel fand ich auch sehr eindrucksvoll.
    Besonders interessant fand ich, wie Psychater, Psychologen, Richter und Journalisten immer versuchen, Moosbrugger durch Worte quasi 'einzufangen' und zu definieren, aber genau dagegen scheint er sich ja am meisten sperren zu wollen. Er selbst sieht sich ja als "eine ganze Welt" und lässt sich nicht als Teil eines Ganzen einordnen.. deshalb meiner Meinung nach am Ende auch das Todesurteil: Was sich nicht einordnen lässt, muss verschwinden.


    Ich glaube, dass das beinah eine allgemeine menschliche Eigenschaft ist, irritiert zu reagieren, wenn man etwas nicht versteht, und das wird ja hier, wie du auch sagst (wenn ich dich diesmal richtig verstehe ;-) ), ganz eindrucksvoll vorgeführt. Daher auch Ulrichs etwas 'andere' Position zu Moosbrugger, denn Ulrich ist ja schließlich der Mensch 'ohne Eigenschaften'.


    Was das genau heißt, darüber müssen wir dann später vielleicht alle noch mal reden...

    Clio
    Recht hast du. 'Klassiker' ist nun mal kein Genre... manchmal komme ich schon ins Grübeln, was diese Bezeichnung eigentlich meint.


    Italo Calvino bietet ja zwei verschiedene Definitionen an (auf verschiedenen Ebenen):


    1. Klassiker sind solche Bücher, die jede neue Generation immer wieder begeistern, weil sie einfach zeitlos sind und niemals 'alt' werden.


    2. Klassiker sind solche Bücher, die ein Leser immer wieder zur Hand nehmen und neu lesen kann, weil sich immer wieder neue Facetten der Geschichte auftun und ihr Verständnis sich mit der eigenen Lebenserfahrung verändert und erweitert. Geschichten also, die den Leser sein ganzes Leben lang begleiten werden.


    ...nach beiden Definitionen gäbe es wohl recht wenig 'echte' Klassiker..


    Sorry für das kleine Offtopic, aber ich finde die Frage einfach ungemein interessant.

    Ich habe auch schon zu lesen angefangen und bin sogar schon ein klein wenig weiter als du.


    Ich muss aber sagen, dass ich es keineswegs 'leicht zu lesen' finde, sondern eher den Eindruck habe, dass diese Buch eine hohe Konzentration beim Lesen erfordert... die langen Sätze sind ja nicht nur lang, sondern auch sehr gehaltvoll ;-) Ich finde aber gerade das macht auch den Reiz des Buches aus, auch wenn ich langsamer vorwärts komme als gewohnt.


    Gerade das Eingangskapitelchen ('Woraus bemerkenswerter Weise nichts hervorgeht') zeichnet ja schon auf 2 1/2 Seiten ein dichtes Bild der Gesellschaft:
    Der Puls der Zeit, die Massen, das Gedränge und Geschiebe, das Durcheinander, das scheinbar aber doch irgendeiner Ordnung gehorcht. Dann wird diese Ordnung durchbrochen: Ein Autounfall. Interessant, wie die Menschen erst mit Schock reagieren und dann mit der Bemerkung: "Diese schweren Kraftwagen, wie sie hier verwendet werden, haben einen zu langen Bremsweg" alles wieder von sich schieben und in die Ordnung re-integrieren. Sie selbst haben mit den Geschehnissen nichts zu tun, der Unfall lässt sich mit den Gesetzen der Physik, der Mechanik erklären. Auch ist ja für die Bewältigung solcher scheinbaren 'Unordentlichkeiten' gesorgt: durch staatliche Institutionen wie den Rettungswagen. Den Einzelnen geht das nichts an, der Fluss geht also bald ungestört weiter.


    Ich sehe da schon die Grundlagen für die späteren Reflexionen Ulrichs (und Walters) auf die Gesellschaft.


    Morgen mehr... :-)

    Es ist sicher nicht nur dein Problem mit Kafka. Ich persönlich finde ihn aber toll. Er ist halt verwirrend und bringt den Leser nie zu einem eindeutigen Ende/Ergebnis, sondern lässt ihn im Gegenteil mit einer Unmenge an aufgewühlten Gedanken und Zweifeln zurück. Das kann man mögen oder eben nicht.


    Aber du hast Recht, als Einstieg ist er vielleicht nicht so indiziert. Obwohl man ihn dann ja auch nicht repräsentativ für alle Klassiker lesen muss, sondern eben einfach als Kafka :-)

    Hm :gruebel


    Ich selbst lese ja eher weniger Thriller und kann daher keine Garantie geben, dass meine Empfehlungen spannungsmäßig gleichziehen können..


    Ein Klassiker mit kleinem Gruseleffekt war für mich auf jeden Fall Theodor Storms "Der Schimmelreiter". Das ist auch nur eine kurze Novelle und von daher vielleicht schon wegen des geringen Umfangs eine gute Wahl zum Einstieg.


    Dann fand ich Ottfried Preußlers "Krabat" noch sehr spannend, obwohl das vielleicht eher in Richtung Fantasy geht.


    Wenn man es gern verwirrend hat, ist Kafka auch immer eine gute Wahl :grin "Der Prozess" von ihm fand ich auch sehr, sehr spannend! Verwickelte Hintergründe, von denen man bis zum Ende nie weiß, worauf sie eigentlich hinauslaufen... (vielleicht auch ein Thriller-Element?)


    Soweit erstmal, aber wie gesagt, ohne Garantie :-)

    Manche Tierärzte... :pille


    Gut, dass du nun zu einem anderen gehst, wünsche dir alles Glück, auf dass die Testergebnisse negativ sind!


    Falls das nicht der Fall sein sollte und er tatsächlich LM hat, musst du aber auch nicht verzweifeln: Mittlerweile kann man die Krankheit relativ gut im Zaum halten, mit Medizin, guter, gesunder Ernährung und regelmäßigen Blutbildern, damit man frühzeitig auf Veränderungen reagieren kann.

    Zitat

    Original von Maharet
    Sorry, liebe Leute. Aber der LM Erreger ist nachtaktiv, sprich, wir müssen bei Dunkelheit beim TA sein.


    Ich frag mich, wie du auf sowas kommst?


    Ich habe 4 Jahre lang in Italien gelebt und hatte einen Hund aus einem dortigen Tierheim, der auch LM-infiziert war. Deshalb bin ich, was das angeht, einigermaßen informiert.
    Die Erreger kann man im Blut so oder so nicht nachweisen, der LM-Test reagiert ganz im Gegenteil auf die Antikörper, die produziert werden und bei LM leider so nutzlos, wenn nicht sogar eher kontraproduktiv sind. Der Test muss also keineswegs bei Dunkelheit durchgeführt werden!
    Edit: Zumal beim TA ja sowieso erstmal Blut abgenommen und dieses dann ins Labor geschickt wird..


    Nachtaktiv sind hingegen die Überträger der Krankheit, soll heißen: die spiezielle Mückenart (ich weiß nicht, wie die auf Deutsch heißen, auf Italienisch nennt man sie flebotomi), die den LM-Erreger in sich tragen und ihn bei Stich auf Tiere und Menschen übertragen kann. Deshalb wird in gefährdeten Ländern auch geraten, mit dem Hund besonders im Sommer möglichst nicht in oder nach der Dämmerung nach draußen zu gehen (und die Wohnung möglichst gegen das Eindringen von Mücken abzusichern).

    Zitat

    Original von 3er-BMW-Poser
    ich mache mich zur gabel! :wave


    und ja...autos und mädchen! :wave


    Bei letzterem wage ich es, vehement zu widersprechen.

    Oha. Armer BMW-Fahrer.
    Aber ob das nicht hart an ein Happy-End grenzt? Darüber müsste man sich mal Gedanken machen... Gut, dass es für solche gebeutelte Wesen wie den BMW-Fahrer das Eulenforum gibt, in dem er mit seiner neuen Lieblingsbeschäftigung sicher bald viele neue Freunde finden wird! :gruebel



    :chen


    Edit: Eddie hat allerdings nicht Unrecht.