Ich habe mir mal sagen lassen, dass YA-Käufer vor allem Bummelmeilen-Ladenkäufer sind, die mit Lust shoppen und für die die Verpackung deshalb besonders ansprechend sein muss.
Als jemand, der sich für Bücher auch als Kunstform begeistert, freue ich mich über diese Renaissance der Buchkunst - sie ist ein schöner Kontrapunkt zu den eBooks, bei denen der haptische Aspekt und überhaupt die ganze grafische Gestaltung ja überhaupt keine Rolle mehr spielt.
Als Leser stelle ich fest, dass natürlich in YA-Bereich wie in jedem Genre auch eine Menge lieblos herunterproduzierter Standard-Ware zu finden ist, der Anteil an Perlen, an besonderen und außergewöhnlichen und manchmal sogar mutigen Geschichten höher ist als anderswo. Deshalb gebe ich (zugegeben, ich bin kein Jugendlicher) inzwischen gern mein Geld verstärkt für Hardcover aus der YA-Ecke aus. Sie sehen toll im Regal aus und es steht auch oft noch eine Geschichte zwischen den zwei Buchdeckeln, die wirklich sehr lesenswert ist.
Was nun die Preisgestaltung angeht - natürlich ist es schwierig, Spiele mit Büchern zu vergleichen, wenn man die reinen Produktionskosten betrachtet. Aber das ist es ja nicht allein. Man muss auch Vertriebsstrukturen, Marktgrößen usw. mit in die Rechnung einbeziehen.
Bücher sind ein lokales Produkt, meist erstmal auf den Markt beschränkt, in dessen Sprache sie geschrieben sind.
Moderne AAA-Spiele, in die soviel Aufwand fließt, wie in eine mittlere Hollywood-Filmproduktion, werden von vornherein für den weltweiten Markt produziert, das heißt, es müssen sich mindestens mehrere hunderttausend Einheiten verkaufen, um überhaupt die Entwicklungskosten wieder reinzuspielen.
Bei Büchern reden wir von ein paar tausend bis ein paar zehntausend Kopien im Verkauf.
Solche Kalkulationen sind komplex und hängen von vielen verschiedenen Faktoren ab. Der Unterschied in den Herstellungskosten zwischen aufwändigem Hardcover und billig gedrucktem Taschenbuch mag pro Buch erstmal klein erscheinen, aber wenn dann die Multiplikatoren draufkommen - Vertrieb, Marketing, Endhändler-Provision - werden aus 2 EUR Differenz ganz schnell mal 10.
Reich wird davon übrigens so oder so keiner. Man freut sich eher, wenn man mit einer schwarzen Null aus dem Rennen geht. Gestern habe ich gelesen, dass der Bertelsmann Konzern Probleme hat, seine 10% Gewinnmarge zu schaffen. Diese 10%, das sind die 10%, die über der schwarzen Null schweben. Die freuen sich ein Loch ins Knie, dass sie - mit ihren New Yorker Verlagen - '50 Shades of Gray' entdeckt haben, das rettet ihnen dieses Jahr wohl die Bilanz.
Dass 15 EUR für ein Hardcover als unangemessen teuer angesehen werden, finde ich übrigens auch äußerst ... hm, naja, zum Naserümpfen. Vor allem, wenn man bedenkt, dass ein Kinobesuch mit Popcorn nicht deutlich drunter liegt.
Ist eben alles eine Frage der Prioritäten.