Beiträge von €nigma

    Kurzbeschreibung (Quelle: Verlagsseite)
    Das Verbrechen hält Einzug an der idyllischen Schärenküste von Finnland.
    Im lauschigen Küstenort Kristinestad wird die Leiche des siebzehnjährigen Jonas gefunden. Schnell wird klar, dass er ermordet wurde. Die Bluttat erschüttert die Gemeinde zutiefst. Journalistin Eevi Manner macht sich sofort an die Recherche. Dabei trifft sie auf Kriminalkommissar Mats Bergholm, ihre Jugendliebe aus Schultagen. Verbunden durch ihre gemeinsame Geschichte und den Willen, Jonas’ Mörder zu finden, tun sie sich zusammen, um die Tat aufzuklären, die Kristinestad die Unschuld genommen hat.


    Autorin (Quelle: Verlagsseite)
    Kaisu Tuokko liebt es, sich in die spannenden Lebensgeschichten anderer Leute zu vertiefen, hinter die glänzende Fassade verschlafener Ortschaften zu spähen und deren düstere Geheimnisse zu ergründen. Idyllische Orte wie Kristinestad, wo sie aufgewachsen ist. Wie genau kennen wir unsere Familie, unsere Freund:innen, unsere Nachbar:innen, uns selbst? Aus diesen Fragen strickt sie – am liebsten an verregneten Nachmittagen in ihrem jetzigen Zuhause in Helsinki – spannende Geschichten, die von den zwischenmenschlichen Beziehungen ihrer Figuren, von verborgenen Sehnsüchten und heimlichen Vergehen leben. Ihre Hauptfigur Eevi hat sie nach ihrer Großmutter benannt.


    Allgemeines
    Erster Band der Reihe um die Journalistin Eevi Manner
    Titel der Originalausgabe:“Kosto“, ins Deutsche übersetzt von Anu Katariina Lindemann
    Erschienen im Aufbau Verlag am 15. Juli 2025 als TB mit 334 Seiten
    Gliederung: Prolog – Roman in 49 Kapiteln, mit eingeschobenen Abschnitten aus einem Tagebuch – Epilog – Danksagung
    Erzählung in der dritten Person aus wechselnden Perspektiven
    Handlungsort und -zeit: Kristinestad, Finnland – in der Gegenwart


    Inhalt
    Im friedlichen finnischen Küstenort Kristinestad wird in der Nähe des Ufers die Wasserleiche des siebzehnjährigen Jonas gefunden. Der junge Mann ist ertrunken, allerdings weist der Körper auch Spuren heftiger körperlicher Misshandlungen auf, sodass die Ermittler um Kommissar Mats Bergholm von einem Mordfall ausgehen. Auch die Journalistin Eevi Manner, die mit Mats schon seit der gemeinsamen Schulzeit gut bekannt ist, interessiert sich für den Fall, sie soll für ihre Zeitung darüber berichten.
    Nicht nur Mats und seine Kollegin sprechen mit den Verwandten und Mitschülern von Jonas, sondern unabhängig davon auch Eevi, die eine besondere Feinfühligkeit an den Tag legt. Dabei ergeben sich Hinweise darauf, dass Jonas sich auch selbst das Leben genommen haben könnte.
    Schließlich stoßen Mats und Eevi auf ein verstörendes Verbrechen, in das Jonas möglicherweise verwickelt war. Es gilt herauszufinden, ob er Täter oder Opfer war…


    Beurteilung
    Mit Mats Bergholm und Eevi Manner führt die Autorin zwei sympathische Protagonisten ein, die in ihrer Schulzeit vor fast zwanzig Jahren ein Paar waren, sich aber schon viele Jahre nicht mehr gesehen haben, da Mats nicht mehr in Kristinestad lebt und nur zur Aushilfe vor Ort ist. Er ist (nicht gerade glücklich) verheiratet und hat einen jugendlichen Sohn. Eevi und ihr Lebensgefährte, ein Künstler, haben einen unerfüllten Kinderwusch, der Eevi sehr belastet.
    Eevi ist eine sehr emotionale Person und kann ihre Gefühle nicht immer unter Kontrolle halten, was manchmal etwas „anstrengend“ ist - das macht sie andererseits aber auch sehr einfühlsam und sie kann gut mit den jungen Leuten aus dem Bekanntenkreis des verstorbenen Jonas umgehen. Auch dessen verzweifelter Mutter bringt sie viel Mitgefühl entgegen und vertieft sich deshalb verbissener in den Fall, als sie es von berufs wegen müsste.
    Mats ist ebenso hartnäckig, der Fall geht ihm persönlich nahe, weil sein Sohn Joakim im selben Alter ist wie Jonas.
    Die Ermittlungen werden logisch aufgebaut und nachvollziehbar geschildert, dabei kommen schockierende Dinge zutage, die heutzutage – im Zeitalter sozialer Medien – leider allgegenwärtig sind.
    Der Erzählstil ist anschaulich und sehr berührend, allerdings bleibt die Spannungskurve eher flach.
    Zwischen einigen Kapiteln finden sich kursiv gedruckte Ausschnitte aus einem Tagebuch. Dessen Verfasser ist zunächst unbekannt; die Einschübe geben dem Leser Rätsel auf, weil sie zu keiner Romanfigur zu passen scheinen. Erst zum Schluss wird die Identität des Tagebuchschreibers gelüftet und wirft ein erhellendes Licht auf die im Roman geschilderten Ereignisse.


    Fazit
    Ein vielversprechender Einstieg in eine Krimireihe, der mit zwei sympathischen Ermittlern und einem erschütternden Fall gut unterhält!

    8 Punkte

    ASIN/ISBN: 3746642086

    Kurzbeschreibung (Quelle: Verlagsseite)
    Tief im Sauerland, 1887. Eine junge Frau kommt den Weg hinauf ins Dorf Cobbenrode. Dort soll Anna Kalthoff die neue Lehrerin werden. Doch sie wird es nicht bleiben. Denn Anna widersetzt sich bald den Erwartungen des Ortes und den Regeln ihrer Zeit. Sie entscheidet selbst, was sie zu tun und zu lassen hat, wie sie leben und wen sie lieben will. Und es wird ihr nicht schaden. […]


    Autor (Quelle: Verlagsseite)
    Henning Sußebach, Jahrgang 1972, ist Redakteur der Wochenzeitung DIE ZEIT. Für seine Reportagen wurde er mit einigen der wichtigsten deutschen Journalistenpreise ausgezeichnet, darunter: der Deutsche Reporterpreis, der Theodor-Wolff-Preis, der Henri-Nannen- Preis und der Egon Erwin Kisch-Preis.


    Allgemeines
    Erschienen bei C.H.Beck am 10. Juli 2025 als HC mit 205 Seiten
    Gliederung: Text ohne Kapitelzählung, unterbrochen von insgesamt 17 Abbildungen – Danksagungen


    Inhalt und Beurteilung
    Im vorliegenden Buch, einer Mischung aus (lückenhafter) Biographie und historischem Sachbuch, beschäftigt sich der Autor mit dem Leben seiner Urgroßmutter Anna Kalthoff (1866 – 1932), die er nicht mehr kennengelernt hat, er wurde erst 1972 geboren.
    In der Einleitung weist er bereits auf die schon im Titel angesprochene Problematik „Was von einem Leben bleibt“ hin: Menschen, die nicht in Adelshäuser hineingeboren oder auf andere Weise „prominent“ geworden sind, hinterlassen nach ihrem Ableben nur wenige Spuren, das gilt besonders für die Menschen früherer Jahrhunderte, als es noch keine modernen Speichermedien in Form von Fotografien oder Audioaufnahmen gab. Zu Annas Lebzeiten gab es bereits Fotografien, allerdings waren Besuche beim Fotografen außergewöhnliche Ereignisse zu besonderen Anlässen, die sich viele Menschen nicht oder nur selten leisten konnten.
    Einfache Menschen fielen deshalb dem Vergessen anheim, wenn auch die ihnen Nahestehenden verstorben waren, sie starben nach dem biologischen quasi auch noch einen sozialen Tod. So verhält es sich auch im Hinblick auf Anna Kalthoff; in der Familie des Autors gibt es niemanden mehr, der Anna noch persönlich gekannt hat. Erhalten haben sich lediglich einige Fotografien, im Familienkreis tradierte Anekdoten, ein paar Schriftstücke (Poesiealbum und Postkarten), ein Verlobungsring und ein Kaffeeservice.
    Ausgehend von den Eckdaten des Lebens seiner Urgroßmutter, muss Henning Sußebach viele Stationen ihres Lebens mit eigenen Vorstellungen füllen, dennoch wird deutlich, dass Anna eine Frau war, die sich in mancher Hinsicht aus den Konventionen ihrer Zeit löste. Nach dem Besuch einer Klosterschule in den Niederlanden kam sie als Zwanzigjährige in das Dorf Cobbenrode im Sauerland, um dort als Lehrerin zu arbeiten. Diesen Beruf übte sie nicht dauerhaft aus, da sie als Lehrerin nicht hätte heiraten dürfen (Lehrerinnenzölibat). Nach der Eheschließung mit dem Sohn des dörflichen Gastwirts, der auch die Poststation des Dorfes verwaltete, beschränkte sie sich nicht auf die Rolle als Hausfrau und Mutter, sondern wurde – früh verwitwet – zur „Businessfrau“ und führte selbstbewusst die Geschäfte. Einige Jahre später sorgte sie mit einer weiteren, sehr ungewöhnlichen, Eheschließung erneut im Dorf für Aufsehen…
    Das Faszinierende an diesem Buch ist die Einbettung von Annas lückenhafter Lebensgeschichte in den historischen Kontext: Der Autor schildert, was sich im Laufe der Jahre von 1887 (Annas Dienstantritt) bis zu ihrem Tod 1932 weltweit, deutschlandweit und in Cobbenrode zugetragen hat, dabei werden politische Verhältnisse und wissenschaftliche Fortschritte thematisiert. Im Zusammenhang mit Annas Lehrtätigkeit wurden hochinteressante Dokumente zu den Schulgesetzen des 19. Jahrhunderts zusammengetragen, die einen fesselnden Einblick in Lehrpläne und Unterrichtsmethoden der damaligen Zeit vermitteln. Auch private Schriftstücke, Feldpost von Annas zweitem Ehemann an die Familie während des Ersten Weltkriegs, werden zitiert. Nüchtern und pragmatisch gehalten, erlauben sie allerdings wenig Einblick in das Gefühlsleben der Schreibenden.
    Eine Bereicherung stellen auch die 17 Fotografien von Anna, teils im Kreise ihrer Familie, ihren beiden Kindern und ein Foto des Dorfes Cobbenrode dar, die die Schilderung von Annas Lebenslauf sehr gut veranschaulichen.


    Fazit
    Trotz eingeschränkter Quellenlage gelingt es dem Autor, seiner lange verstorbenen Urgroßmutter eine unverwechselbare Persönlichkeit zu verleihen und ihr Leben im geschichtlichen Kontext des späten 19. und frühen 20.Jahrhunderts für den Leser nachvollziehbar zu gestalten. Eine empfehlenswerte Lektüre!

    8 Punkte

    ASIN/ISBN: 3406836267

    Kurzbeschreibung (Quelle: Verlagsseite)
    Schweden in den achtziger Jahren. Die gescheiterte Polizistin Ingrid Wolt zieht in das Sommerhaus eines Freundes, um sich vor der Welt zu verstecken. Doch als ihr Freund, auch er Polizist, in einem Fall vermeintlichen Suizids von oberster Stelle an weiteren Ermittlungen gehindert wird, ist Ingrid als Privatdetektivin zur Stelle: Die verzweifelten Eltern der gerade 30-jährigen Lena, die mit der Familie ihres verstorbenen Mannes auf einem idyllisch gelegenen Bauernhof lebte, glauben nicht an Selbstmord. Und tatsächlich findet Ingrid bald immer mehr Hinweise darauf, dass Lena vor allem eines wollte: raus in die Welt - um jeden Preis ...


    Autorin (Quelle: Verlagsseite)
    Ninni Schulman, geb. 1972, hat lange als Journalistin für schwedische Tageszeitungen gearbeitet, bevor sie sich ganz dem Schreiben widmete. Ihre Krimis sind in Schweden regelmäßig Top-5-Bestseller. Nach dem großen Erfolg von »Den Tod belauscht man nicht«, Band 1 ihrer neuen Krimireihe, erscheint mit »Das Paradies verrät man nicht« nun der zweite Band um die Privatdetektivin Ingrid Wolt.


    Allgemeines
    Zweiter Band der Ingrid Wolt-Reihe
    Titel der Originalausgabe: „Käraste Lena“, ins Deutsche übersetzt von Susanne Dahmann
    Erschienen am 4. Juli 2025 im ‎ HOFFMANN UND CAMPE VERLAG als TB mit 432 Seiten
    Gliederung: Roman in 102 Kapiteln – Danksagung
    Erzählung in der dritten Person aus unterschiedlichen Perspektiven
    Handlungsorte und -zeit: Mora und Stockholm, 1983 mit Rückblenden auf die letzten Monate


    Inhalt
    Die ehemalige Polizistin und inzwischen nebenberufliche Privatdetektivin Ingrid Wolt muss sich immer noch vor ihrem gewalttätigen Ex-Mann Kjell verstecken. Derzeit lebt sie in einer Ferienhütte ihres früheren Kollegen und Freundes Benny in der Nähe von dessen Wohnort Mora.
    Eigentlich arbeitet sie als Putzkraft in einem Hotel, aber sie nimmt auch wieder einen Auftrag als Privatdetektivin an, als sie über Benny von einem tragischen Fall erfährt. Auf einem Hof, der mehrere Familien beherbergt, hat sich die junge Witwe Lena erhängt. Da sie vor drei Jahren ihren Mann verloren hat und auch der gemeinsame Sohn totgeboren war, scheint ein Selbstmord plausibel. Doch Lenas am Boden zerstörte Eltern sind davon überzeugt, dass ihre Tochter ermordet wurde, denn Lena sei in letzter Zeit regelrecht aufgeblüht und habe glücklich gewirkt.
    Als Ingrid sich auf Wunsch der Eltern mit dem Fall beschäftigt, fallen auch ihr Ungereimtheiten auf…


    Beurteilung
    Der zweite Fall um Ingrid Wolt ist in sich abgeschlossen, dennoch ist es empfehlenswert, zuerst den ersten Band der Reihe „Den Tod belauscht man nicht“ zu lesen, da einige Verhaltensweisen der Protagonistin erst vor dem Hintergrund ihrer Vorgeschichte Sinn ergeben.
    Die Handlung spielt auf zwei Zeitebenen; in der Gegenwart (1983) werden die Ermittlungen von Ingrid Wolt geschildert sowie ihr Versteckspiel in Bezug auf ihren Ex-Mann Kjell, der die gemeinsame sechsjährige Tochter Anna auf seine Seite zu ziehen versucht.
    In eingeschobenen Rückblenden werden die letzten Monate im Leben der verstorbenen Lena geschildert, in deren Tagebuch der Leser nach und nach Einblick erhält. In diesen Kapiteln wird ersichtlich, dass es tatsächlich Menschen gegeben hat, die der jungen Witwe nach dem Leben trachten könnten.
    Lenas Schicksal ist dabei sehr anrührend. Als Beobachter möchte man der sympathischen, aber sehr naiven jungen Frau gern Ratschläge erteilen und sie vor zu großer Leichtgläubigkeit warnen.
    Durch den Wissensvorsprung des Lesers gegenüber Lena gestaltet sich die Lektüre gleichzeitig beklemmend und spannend, sodass man den Krimi nur schwer aus der Hand legen kann.
    Auch der Handlungsstrang um Ingrid Wolt gestaltet sich äußerst spannend, ihr psychopathischer Ex-Mann Kjell, der ebenfalls Polizist ist, ist wild entschlossen, sie zur Strecke zu bringen, man muss bis zum Ende mit einem brutalen Cliffhanger um das Leben dieser tapferen Frau zittern.
    Die Zeit der frühen 1980er Jahre ist gut eingefangen, die seinerzeit angesagte Musik wird auf Kassetten aufgespielt, die Kommunikation der Menschen untereinander ist ohne Smartphones und Internet komplizierter und die Polizei kann sich bei ihren Ermittlungen noch nicht auf DNA-Analysen stützen, sondern muss mit Fingerabdrücken und Blutgruppenanalysen vorliebnehmen.
    Die geschilderten gesellschaftlichen Missstände sind heute noch so aktuell wie vor vier Jahrzehnten.


    Fazit
    Ein sehr fesselnder Kriminalroman ohne unnötige „Verschachtelungen“ der Handlung, der in zwei zeitversetzten Handlungssträngen schnörkellos und spannend unterhält!

    10 Punkte


    ASIN/ISBN: B0CLBVB766

    Kurzbeschreibung (Quelle: Verlagsseite)
    Ein abgelegener Campingplatz in den Ardennen. Eine Studentin, die dort unter mysteriösen Umständen verschwindet. Als der Fall auch 15 Jahre später noch ungelöst ist, nimmt die Hamburger Kommissarin Frieda Stahnke an einem True-Crime-Podcast teil, um den Fokus der Öffentlichkeit erneut auf die Geschehnisse zu richten. Sie ahnt nicht, dass sie damit nur weitere Morde auslösen wird.
    Wout Meertens, ein schmieriger Barbesitzer aus Köln, hört diesen Podcast. Er war zur selben Zeit wie die verschwundene Lisa Martin in Camp Donkerbloem, aber er redet nicht mit der Polizei. Verurteilte Stalker tun das nie. Nicht, wenn sie sich nicht selber verdächtig machen wollen.
    Als sich die Wege von Frieda und Wout kreuzen, wird klar, dass sie nur gemeinsam herausfinden können, was mit Lisa Martin geschah. Dafür müssten sie sich jedoch vertrauen – ohne es später zu bereuen …


    Autor (Quelle: Verlagsseite)
    Linus Geschke, 1970 geboren, lebt in Köln und hat für führende deutsche Magazine und Tageszeitungen, darunter Spiegel Online und die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, gearbeitet. Für seine Reisereportagen wurde er mit mehreren Journalistenpreisen ausgezeichnet. Mit seinem Thrillerdebüt gelangte Geschke aus dem Stand auf die Bestsellerliste, seine Jan-Römer-Serie wurde aufwendig verfilmt. Der psychologische Thriller „Das Loft“ stand wochenlang auf der Bestsellerliste.


    Allgemeines
    Erster Band der Donkerbloem-Trilogie
    Erschienen im Piper Verlag am 4. Juli 2025* als TB mit 416 Seiten
    Gliederung: „Vorwort“ – Kapitel ohne Nummerierung, überschrieben jeweils mit Orts- und manchmal Zeitangaben – Nachwort und Danksagung
    Erzählung in der dritten Person aus wechselnden Perspektiven
    Handlungsorte und -zeit: verschiedene Städte in Deutschland und Belgien, 2025 mit Rückblenden in das Jahr 2011


    Inhalt
    Die Hamburger Kommissarin Frieda Stahnke ist vorübergehend vom Dienst suspendiert, ihre unvorhergesehene Freizeit nutzt sie dazu, sich mit dem Fall der seit 2011 vermissten Lisa Martin zu beschäftigen. Lisa stammte aus dem gleichen Ort in der Südheide wie Frieda und die beiden Frauen waren als Jugendliche flüchtig miteinander bekannt. Als Frieda in einem True Crime-Podcast zu dem ungelösten Vermisstenfall auftritt, werden offenbar schlafende Hunde geweckt, denn es kommen weitere Menschen unter teils mysteriösen Umständen zu Tode, die sich 2011 ebenfalls auf dem Campingplatz „Camp Donkerbloem“, von dem Lisa verschwand, aufgehalten hatten. Es scheint, als wolle der damalige Täter jetzt noch mögliche Zeugen beseitigen.
    Ein solcher ist auch Wout Meertens, ein zwielichtiger, kleinkrimineller Barbesitzer aus Köln, der seinerzeit auch auf dem Campingplatz Urlaub machte. Er hat sich nie bei der Polizei gemeldet, da er – wegen Stalkings aktenkundig geworden – fürchtete, des Mordes an Lisa verdächtigt zu werden.
    Frieda kommt ihm bei ihren privaten Ermittlungen auf die Spur und kontaktiert ihn. Da sie keine Ruhe gibt und Wout inzwischen als potenzieller Zeuge auch um sein Leben fürchten muss, beschließt er, gemeinsam mit seinem türkischen Freund Tayfun, der quasi als sein Bodyguard fungiert, und seiner cleveren Untermieterin Kathinka, einem Computernerd, mit Frieda zusammenzuarbeiten, um den Täter zur Strecke zu bringen.


    Beurteilung
    „Der Trailer“ ist ein komplex konstruierter Kriminalroman, dessen Handlung an verschiedenen Orten und auf zwei unterschiedlichen Zeitebenen (2011, 2025) spielt, außerdem sind weitere Handlungsstränge wie Friedas Ermittlungen im Bereich der Wirtschaftskriminalität sowie Rückblenden in die Kindheit/ Jugend des Campingplatzbetreibers eingeflochten. Dementsprechend erfordert die Lektüre Konzentration und ungeteilte Aufmerksamkeit.
    Der Erzählstil ist anschaulich und spannend, einige Szenen sind sehr brutal und schwer erträglich. Der Leser entwickelt einige naheliegende Theorien über die Zusammenhänge, um zum Schluss doch überrascht zu werden – ein genialer Schachzug!
    Die Charakterisierung der Romanfiguren ist sehr differenziert, das gilt besonders für Wout Meertens, der viele Fehler hat und doch kein „schlechter Mensch“ ist. Sein Freund Tayfun ist ein überaus loyaler Sympathieträger, auch Kathinka, die mit psychischen Problemen kämpft, erweist sich als ebenso klug wie loyal. Frieda Stahnke ist eine unkonventionelle, starke Persönlichkeit, es ist verlockend, den beiden kommenden Fällen dieses Quartetts zu folgen.
    Ein paar Details erscheinen nach der Auflösung dagegen wenig realistisch, das soll wegen der Spoilergefahr nicht weiter ausgeführt werden.
    Der Autor, offenbar ein Freund der 80er Jahre-Musik, hat eine Donkerbloem Playlist auf Spotify erstellt, die man mittel eines QR-Codes im Buch herunterladen kann, dort ist Musik gelistet, wie sie in der Kneipe von Wout Meertens gespielt wird.


    Fazit
    Clever konstruiert und spannend – ein gelungener Einstieg in die Donkerbloem-Trilogie!

    9 Punkte

    ASIN/ISBN: 3492068618


    * Vorzeitige Rezension mit Genehmigung von Vorablesen

    Kurzbeschreibung (Quelle: Verlagsseite)

    Ein Mädchen verschwindet. Der Vater begeht einen verhängnisvollen Fehler. Und eine junge Frau weiß als Einzige, was damals geschah – doch auch sie ist spurlos verschwunden.

    Jonas war früher einmal Polizist. Bis er für das Verschwinden seiner Tochter einen Verdächtigen zur Rechenschaft zog. Franka ist Privatdetektivin mit einem Talent für digitale Spuren und auf der Suche nach einer Vermissten. Ihre Ermittlungen decken Verbindungen zu einem alten Fall auf – dem von Jonas’ Tochter, die nie gefunden wurde. Frankas erster Verdächtiger: Jonas. Doch schon bald ermitteln die beiden zusammen. Denn die Vermisste scheint etwas darüber zu wissen, was damals wirklich geschah ...


    Autor (Quelle: Verlagsseite)

    In seiner Kindheit und Jugend verschlang Andreas Winkelmann die unheimlichen Geschichten von John Sinclair und Stephen King. Dabei erwachte in ihm der unbändige Wunsch, selbst zu schreiben und andere Menschen in Angst zu versetzen. Heute zählen seine Thriller zu den härtesten und meistgelesenen im deutschsprachigen Raum. In seinen Büchern gelingt es ihm, seine Leserinnen und Leser von der ersten Zeile an in die Handlung hineinzuziehen, um sie dann, gemeinsam mit seinen Figuren, in ein düsteres Labyrinth zu stürzen, aus dem es scheinbar kein Entrinnen gibt. Die Geschichten sind stets nah an den Lebenswelten seines Publikums angesiedelt und werden in einer klaren, schnörkellosen Sprache erschreckend realistisch erzählt. Der Ort, an dem sie entstehen, könnte ein Schauplatz aus einem seiner Romane sein: der Dachboden eines vierhundert Jahre alten Hauses am Waldesrand in der Nähe von Bremen.


    Allgemeines

    Erschienen im Rowohlt Verlag am 17. Juni 2025 als TB mit 384 Seiten

    Gliederung: Prolog – Roman in sechs „Kapiteln“, eigentlich Teilen, die ihrerseits in nummerierte Kapitel gegliedert sind

    Erzählung in der dritten Person, abwechselnd aus der Perspektive der Privatdetektivin Franca und des Ex-Kommissars Jonas

    Handlungsort und -zeit: eine nicht namentlich genannte Stadt in Deutschland, Gegenwart und Rückblenden um sieben Jahre (2018)


    Inhalt

    Vor sieben Jahren verschwand Jonas Waiders damals 16-jährige Tochter Isabell nach einer Party spurlos. Gemeinsam mit seinen Kollegen führte Jonas, seinerzeit Polizeikommissar, umfangreiche Ermittlungen durch, die kein Ergebnis brachten. Nachdem auch Isabells Mutter Marie an dieser Tragödie zerbrach, drehte Jonas durch und übte Rache an dem Mann, den er für Isabells Entführer und Mörder(?) hielt: Bernd Vollstedt, ein unsympathischer Alkoholiker, den Jonas wegen Misshandlung von dessen Stieftochter Silvia Frieling angezeigt hatte.

    Auch sieben Jahre später ist Jonas davon überzeugt, dass Vollstedt, der nicht mehr am Leben ist, Isabell entführt hat. Auch wenn er nicht mehr daran glaubt, dass sie noch lebt, will er unbedingt ihren Leichnam finden und mit Ehren bestatten. Zu diesem Zweck sucht er Gerlinde Frieling, die ehemalige Lebensgefährtin von Vollstedt, auf und versucht von ihr Informationen zu bekommen.

    Unterdessen wird die Privatdetektivin Franca Lichtenwalter von Gerlinde Frielings Mutter, die keinen Kontakt mehr zu ihrer Tochter hat, damit beauftragt, ihre verschwundene Enkelin Silvia zu finden. Silvia, die seinerzeit eine Klassenkameradin von Isabell Waidner war, hat das Asperger Syndrom und gilt als „seltsam“.

    Über die Familie Frieling kreuzen sich die Wege von Jonas und Franca und nach anfänglichen Schwierigkeiten miteinander beginnen sie gemeinsam zu ermitteln – beiden ist daran gelegen, Silvia zu finden, die aufgrund von früheren Andeutungen, die nicht ernst genommen wurden, etwas über Isabells Schicksal wissen könnte…


    Beurteilung

    Der Plot des Krimis ist komplex konstruiert und recht verwickelt. Die Ermittlungen von Jonas und Franca führen über viele Umwege, neue Informationen und weitere Tatverdächtige / Motive quasi durch ein Labyrinth, das es dem Leser unmöglich macht, frühzeitig auf die Auflösung zu kommen. Ein sehr bildhafter Erzählstil mit Cliffhangern und der Perspektivwechsel zwischen Jonas und Franca halten die Spannung und das Interesse bei der Lektüre aufrecht. Darüber hinaus sorgen eingeschobene, kursiv gedruckte Kapitel einer als Ich-Erzähler auftretenden Person für weitere Spannung, denn diese Person versteckt sich und fühlt sich von einem „Sandgräber“ bedroht.

    Franca Lichtenwalter ist eine beeindruckende Frau: klug, mutig, mit einem guten moralischen Kompass und viel Empathie ausgestattet. Man könnte sie sich gut als Protagonistin einer Reihe vorstellen. In Bezug auf Jonas Waider ist die Charakterisierung allerdings weniger gelungen, bzw. eher unglaubwürdig. Bei allem Verständnis für sein Trauma sind seine Verhaltensweisen, die von unkontrollierten Gewaltausbrüchen geprägt sind, nicht realitätsnah – seine Figur wirkt stark überzeichnet.

    Sehr gut wird die Notwendigkeit eines empathischen und geschulten polizeilichen Umgangs mit psychisch instabilen Zeugen verdeutlicht.


    Fazit

    Ein intelligent konstruierter und spannender Krimi, dem es allerdings in einigen Details an Realitätsnähe mangelt – fesselnde Unterhaltung ist jedoch garantiert!

    8 Punkte

    ASIN/ISBN: 3499013312

    Kurzbeschreibung (Quelle: Verlagsseite)
    Eine Hebamme, die für das Recht der Frauen kämpft
    Marias beste Freundin Evi erwartet heimlich ein Kind von ihrem Verlobten. Dann stirbt er jedoch bei einem Unfall in den Alpen, und Evi, eine unverheiratete Schwangere, gilt als Mädchen der Schande. Verzweifelt bittet sie Maria um Hilfe, und stürzt ihre Freundin in einen Gewissenskonflikt. Plötzlich steht Maria unter dem Verdacht, unrechtmäßig Abtreibungen vorgenommen zu haben, und niemand glaubt ihr, als sie ihre Unschuld beteuert. Bis auf den charmanten neuen Landarzt Georg, der gerade nach Brannenburg gezogen ist.


    Autorin (Quelle: Verlagsseite)
    Hinter LINDA WINTERBERG verbirgt sich Nicole Steyer, eine erfolgreiche Autorin historischer Romane. Sie lebt mit ihrem Mann und ihren zwei Töchtern im Taunus.


    Allgemeines
    Zweiter Band der Reihe „Die Berghebamme“
    Erschienen am 14.05.2025 im Aufbau Verlag als TB mit 374 Seiten
    Gliederung: Roman in 34 Kapiteln, jeweils mit Datum überschrieben – Nachwort
    Erzählung in der dritten Person aus der Perspektive der Berghebamme Maria Roßacker
    Handlungsort und -zeit: Brannenburg, Sommer 1896 bis 1897


    Inhalt
    Maria, die einst als „Bankert“ aus dem Heim für Findelkinder in Brannenburg einen schwierigen Start hatte, hat sich inzwischen als zuverlässige Hebamme einen Namen gemacht und geht fleißig und zuverlässig ihrem anstrengenden Beruf nach. Doch schon bald droht ihr neues Ungemach. Ihre beste Freundin Evi ist schwanger, kurz vor der Hochzeit verunglückt deren Verlobter tödlich. Eine uneheliche Schwangerschaft gilt in dem konservativ-katholischen Bergdorf als Schande. Evis Bitte nach einem Schwangerschaftsabbruch will Maria nicht erfüllen, deshalb sucht die verzweifelte Schwangere an anderer Stelle Hilfe. In den nächsten Monaten kommt es zu mehreren Todesfällen von jungen Frauen, die an Sepsis infolge einer verpfuschten Abtreibung sterben. Maria gerät unter Verdacht, diese Abtreibungen vorgenommen zu haben und wird von einem ebenso dummen wie vorurteilsbehafteten Kommissar aus Rosenheim über Monate drangsaliert. Beistand erhält sie vom neuen Dorfarzt Georg Saller, der sie vehement unterstützt. Dass die beiden sich ineinander verliebt haben, muss vorerst verborgen werden, da sonst seine Aussagen gegenüber dem Kommissar nichts mehr wert wären…


    Beurteilung
    Es ist sinnvoll, zunächst den ersten Band der Trilogie, „Hoffnung der Frauen“, zu lesen, da wiederholt auf Marias Vorgeschichte Bezug genommen wird. Kämpfte sie seinerzeit gegen veraltete und gefährliche Praktiken bei der Geburtshilfe, die nicht selten zum Kindbettfieber bei den jungen Müttern führten, so nimmt sie es jetzt mit der intoleranten Gesellschaft auf, die unverheiratete Schwangere verurteilt und aus der Gemeinschaft ausschließt. Selbst junge Frauen, die vergewaltigt wurden, werden als Sünderinnen verdammt, während die Erzeuger ungeschoren davonkommen.
    Wie im ersten Band wird die gesellschaftliche Doppelmoral deutlich herausgearbeitet, der von der Weltsicht stark eingeschränkte geistige Horizont der oft ungebildeten Dorfbewohner tritt klar zutage.
    Für diese scheint es nichts Schöneres zu geben, als nach einem harten Arbeitstag auf den vielzitierten Hausbänken zu tratschen und sich über jeden, der nicht vollständig in die vorgezeichnete Rolle passt, das Maul zu zerreißen.
    Schonungslos wird auch das wenig erfreuliche Leben der Bäuerinnen geschildert, die neben der nicht enden wollenden Arbeit fast jedes Jahr ein Kind bekommen und es nicht selten auf mehr als zehn Kinder bringen. Hier überrascht es ein wenig, dass das Thema Empfängnisverhütung überhaupt nicht angesprochen wird – das kann nur auf einen Kadavergehorsam gegenüber der immer noch allmächtigen Kirche zurückgehen.
    Die Charakterisierung der Romanfiguren ist weitgehend gelungen, wenn es auch bei Maria einen gewissen Widerspruch zwischen ihrer kämpferischen Natur einerseits und einer manchmal zu großen Akzeptanz von gesellschaftlichen Missständen gibt.
    Die Schilderung der Liebesgeschichte von Maria und Georg gerät gelegentlich in ein überemotionales, leicht kitschiges Fahrwasser, indem sie eher an einen seichten Liebesroman erinnert und in einem Roman mit berechtigter Gesellschaftskritik gern etwas sachlicher hätte sein können.


    Fazit
    Ein unterhaltsamer Roman, der das harte Leben der Bergbauern im ausgehenden 19. Jahrhundert und die schwierige Arbeit einer Hebamme in diesem Umfeld eindrucksvoll darstellt!

    8 Punkte

    ASIN/ISBN: B0D3GC4M98

    Kurzbeschreibung (Quelle: Verlagsseite)

    Die Geschichte der Menschheit: unvorstellbar ist sie ohne Sternstunden der Technik! Erfindungen wie die des Buchdrucks durch Johannes Gutenberg haben die Moderne und die damit verbundene Informationsgesellschaft erst möglich gemacht. Andere Innovatoren sind gefolgt und haben unser Leben revolutioniert, von der Medizintechnik über das Transportwesen hin zu einer weltweiten Vernetzung durch digitale Kommunikationsmittel. Aber auch Raketen und die Atombombe wurden geschaffen, die den Weg ins All geöffnet und die Apokalypse denkbar gemacht haben. Und technische Verfahren haben für rauchende Schlote und Abgase der Motoren gesorgt, in denen wir eine Ursache für den Klimawandel sehen. Eindrucksvoll lässt Ronald D. Gerste die Glanzmomente unserer Zivilisation lebendig werden und erzählt von den Schicksalen der Menschen, die sie möglich machten: Frauen wie Ada Lovelace, Lise Meitner oder Hedy Lamarr und Männer wie Alan Turing oder Wernher von Braun, deren Biographien so tragisch wie folgenschwer in unsere Gegenwart hineinwirken.


    Autor (Quelle: Verlagsseite)

    Ronald D. Gerste, geboren 1957, ist Arzt, Historiker und Amerikakenner und lebt als Buchautor und Wissenschaftskorrespondent in Washington, D.C. Er schreibt u. a. für die Frankfurter Allgemeine Zeitung, Neue Zürcher Zeitung und Die Zeit. Bei Klett-Cotta erschienen u. a. »Wie Krankheiten Geschichte machen«, »Wie das Wetter Geschichte macht« und »Die Heilung der Welt«.


    Allgemeines

    Erschienen am 12. April 2025 bei Klett-Cotta als HC mit 304 Seiten

    Gliederung: Prolog – Hauptteil in zwölf Kapiteln – Epilog – Anmerkungen – Bildnachweis


    Inhalt und Beurteilung

    In zwölf Kapiteln widmet sich der Autor diversen technisch-wissenschaftlichen Erfindungen, die das Leben der Menschen gravierend veränderten, teils zum Guten, nicht selten aber auch zum Schlechten.

    Diese Kapitel sind mit dem jeweiligen Themengebiet sowie den Namen der berühmtesten Forscher/ Erfinder im entsprechenden Bereich überschrieben, sodass der Leser gleich weiß, worum es geht.

    Die Bereiche, aus denen berichtet wird, setzen sich aus den Themen Wissen, Energie, Mobilität, Kommunikation, Raumfahrt, Medizin und Algorithmen zusammen, wobei einige dieser Themen in mehr als nur einem Kapitel abgehandelt werden.

    Das erste Kapitel Wissen beschäftigt sich mit der Grundlage jeglichen Wissenserwerbs, dem Buchdruck. Im Mittelpunkt steht hier natürlich Johannes Gutenberg, der Autor informiert jedoch auch über vorherige Versuche des Druckens, arbeitet aber den größten Vorteil von Gutenbergs Methode, das Drucken mit wiederverwendbaren beweglichen Lettern in Setzkästen, heraus.

    Der Bereich Energie wird in zwei Kapiteln behandelt, zunächst geht es um Licht (Erfindung der Glühbirne), Hauptakteur ist Thomas Alva Edison. In einem späteren Kapitel geht es dann um die Kernspaltung (Lise Meitner, Robert Oppenheimer).

    Auch das Gebiet Mobilität wird in zwei Kapiteln abgehandelt, dort werden jeweils sowohl die Pioniere der Eisenbahn (George und Robert Stephenson) als auch der Fliegerei (Gebrüder Wright) vorgestellt.

    Der Bereich Kommunikation beschäftigt sich in zwei Kapiteln mit der Einführung der Telegrafie (Samuel Morse) und der Erfindung des Fernsehens (Philo Farnsworth, Manfred von Ardenne).

    Des Weiteren geht es noch um Wellen (Radartechnologie, Hugh Dowding, Hedy Lamarr)), Medizingeschichte (Gefäßdilatation und Herztransplantationen, Barnard u.a.), Raumfahrt (Wernher von Braun) und Algorithmen (Grundlegung für Digitalisierung, Ada Lovelace, Charles Babbage, Alan Turing).

    In jedem dieser Kapitel beschreibt der Autor kenntnisreich, wie es zu den jeweiligen Erfindungen und Fortschritten kam und nennt auch neben den bekanntesten damit verbundenen Persönlichkeiten weniger bekannte Menschen, die ebenfalls Anteil hatten. Es wird durchgehend deutlich gemacht, dass diese technischen Fortschritte nicht nur Wohlstand und Verbesserung der Lebensqualität, sondern nicht selten auch Tod und Verderben gebracht haben, letzteres gilt besonders für die Fliegerei und die Technologien von Raketenkonstruktion und Kernspaltung, die das Militär sehr bald zu Kriegszwecken aufgriff.

    Der Schreibstil des Autors ist sehr flüssig und teils auch humorvoll, es gelingt ihm, die Themen auch wenig technik-affinen Lesern, die keine vertieften physikalischen Kenntnisse erworben haben, so nahezubringen, dass sie den Ausführungen gut folgen können.

    Jeweils am Anfang der Kapitel befindet sich Bildmaterial, häufig in Form von Fotografien der vorgestellten Persönlichkeiten. Dieses Material und das Autorennachwort im Epilog runden das gelungene Sachbuch ideal ab.


    Fazit

    Ein höchst informatives und verständlich geschriebenes Sachbuch, das auch Lesern ohne vertiefte technische Kenntnisse bahnbrechende Erfindungen sowie deren Folgen für den Verlauf der Menschheitsgeschichte nahebringt!

    10 Punkte

    ASIN/ISBN: 3608988017


    Kurzbeschreibung (Quelle: Amazon)

    September 1888. Der 29-jährige Arthur Conan Doyle erhält von der Metropolitan Police das Angebot, sie einen Monat lang als "Berater" bei der Jagd nach dem Serienmörder zu unterstützen, der bald unter dem Namen Jack the Ripper bekannt werden wird.

    Doyle akzeptiert unter der Bedingung, dass sein ehemaliger Dozent für Chirurgie, Professor Joseph Bell – Doyles Inspiration für Sherlock Holmes – mit ihm zusammenarbeitet. Zu den beiden gesellt sich Miss Margaret Harkness, eine im East End lebende Schriftstellerin, die mit einer Pistole umzugehen weiß und die beiden als Führerin und Begleiterin unterstützt.


    Autor (Quelle: Amazon)

    Bradley Harper ist ein pensionierter Colonel und Pathologie der US Army, ein Experte für Autopsien und forensische Untersuchungen. Dies ist sein erster Roman, welcher gleich für den Edgar Allan Poe Award nominiert wurde.


    Allgemeines

    Titel der Originalausgabe: „A Knife in the Fog“, ins Deutsche übersetzt von Dorothee Schröder

    Erschienen am 7. Oktober 2024 im Dryas Verlag als TB mit 300 Seiten

    Gliederung: Karte des Londoner East Ends 1888 – Anmerkung des Autors – Roman in 49 Kapiteln, teilweise mit Text, teilweise mit Datum überschrieben – Nachwort – Danksagungen

    Ich-Erzählung aus der Perspektive von Arthur Conan Doyle

    Handlungsort und -zeit: London 1888


    Inhalt und Beurteilung

    Arthur Conan Doyle, Arzt und Autor der Sherlock Holmes-Geschichten, wird gebeten, als Berater der Metropolitan Police nach London zu kommen, um mit seinem vermuteten kriminalistischen Scharfsinn bei der Entlarvung des Serienmörders „Lederschürze“, später bekannt als Jack the Ripper, zu helfen. Auf Doyles Wunsch wird auch dessen ehemaliger Mentor, der schottische Chirurg Joseph Bell, hinzugezogen. Da die beiden Herren sich in London nicht gut auskennen, wird ihnen als Assistentin und Stadtführerin die im East End lebende Journalistin Margaret Harkness zugeteilt, die auch unter dem männlichen Pseudonym John Law schreibt. Gemeinsam versucht das Trio, dem Mörder durch deduktive Fähigkeiten auf die Spur zu kommen und begibt sich im nächtlichen East End auch selbst in Lebensgefahr.

    Das Fesselnde an diesem Roman ist der große Realitätsbezug. Die Untaten von Jack the Ripper, die gesellschaftlichen Missstände im East End und die Hilflosigkeit der Polizei in einer Epoche vor Einführung moderner forensischer Methoden sind bestens recherchiert. Auch bei den drei Protagonisten handelt es sich um reale historische Persönlichkeiten, die allerdings nicht – wie im Roman beschrieben – zusammengearbeitet haben. Im Nachwort klärt der Autor über ihre weiteren Lebenswege auf.

    Als Ich-Erzähler tritt Arthur Conan Doyle auf, der im Gegensatz zum deutlich älteren Joseph Bell eher ein „spießiges Weichei“ ist, ungern aus seiner Komfortzone kommt – das Schlafen auf Feldbetten in der Polizeistation macht ihn fertig – und der auch sehr traditionelle Anschauungen hat und sich anfangs mit der unkonventionellen Margaret Harkness in ihrer männlichen Kluft schwertut. Er dürfte mit seinem Weltbild für das Viktorianische Zeitalter ziemlich repräsentativ sein.

    Die Handlung wird nach einem ruhigen Beginn stetig spannender und entwickelt sich angesichts der Tatsache, dass der Ripper nie gefasst wurde, gegen Ende natürlich von einer realitätsnahen in eine fiktive Geschichte. Die Lösung, die der Autor sich einfallen lässt, ist dabei intelligent konstruiert und bietet auch eine Erklärung dafür, dass es nie einen offiziellen Abschluss des Falls gegeben hat.


    Fazit

    Ein lesenswerter Roman, der Reales und Fiktives geschickt verbindet!

    8 Punkte

    ASIN/ISBN: B0D4FLKCMW

    Inhalt

    Der erste Band der Reihe „Elbnächte“ schildert das Leben dreier sehr unterschiedlicher Protagonisten, die zufällig aufeinandertreffen, deren Lebenswege dann aber durch einen Kriminalfall miteinander verwoben sind.

    Louise Dumont ist eine junge Frau aus gutbürgerlichem Hause, die gegen den Willen ihrer Eltern geheiratet hat und von ihrem Mann zwei Jahre später in einer prekären Lage zurückgelassen wird. Angeblich ist ihr Mann Viktor ums Leben gekommen, aber es gibt Grund, dies anzuzweifeln. In einer billigen Pension begegnet die fast mittellose Louise der jungen Galizierin Ella Tomaczowa. Diese hat sieben Jahre als Zwangsprostituierte in Lemberg hinter sich, als ihr endlich die Flucht gelingt. Zusammen mit ihrer Mopsdame Principessa will Ella sich in Hamburg ein neues, „anständiges“ Leben aufbauen. Die beiden ungleichen Frauen freunden sich schnell an und versuchen, gemeinsam eine bescheidene Existenz aufzubauen. Als Louise in Viktors Nachlass einen Schuldschein findet, demzufolge er die Hälfte einer Hinterhofkneipe besitzt, sucht sie als rechtmäßige Erbin deren zwielichtigen Betreiber auf und gerät in eine bedrohliche Situation. Als Retter in der Not taucht der ehemalige Polizist Paul Klinker auf, der aufgrund eigener Privatermittlungen die heruntergekommene Bar aufsucht. Paul ist auf der Jagd nach dem Chef einer Jugendbande, die dafür verantwortlich ist, dass er bei einem Mordanschlag seinen linken Arm verloren hat – er wird vom Wunsch nach Rache getrieben.


    Beurteilung

    Zunächst werden die Lebensgeschichten der drei Protagonisten getrennt voneinander vorgestellt, wobei jede dieser Geschichten von Beginn an spannend ist. Die verwöhnte und naive Louise findet sich völlig hilflos, fast ohne Geld, in einer ihr fremden Großstadt wieder und kann von ihrer entfremdeten Familie in Potsdam keine Hilfe erwarten. Ella wiederum stammt aus einfachsten Verhältnissen, ist aber deutlich lebenstüchtiger als Louise. Nachdem sie ihre äußerst spannend geschilderte Flucht aus dem Bordell hinter sich hat, wird sie in Hamburg in ihrer unverwüstlich optimistischen Art zur Stütze von Louise, die sich bei zunehmender Bekanntschaft mit den Realitäten des Lebens allmählich zu einer cleveren und selbstbewussten Frau entwickelt, die sich aus dem Korsett ihrer einengenden gutbürgerlichen Erziehung und der materiellen Abhängigkeit von Anderen befreit.

    Auch der ehemalige Polizist Paul ist eine interessante Figur, er ist nicht nur wegen des Verlusts seines Arms, sondern auch wegen des Verschwindens seines Bruders Michael vor 13 Jahren traumatisiert, sein Lebensmut wird eigentlich nur durch den Wunsch nach Rache befeuert.

    Die Autorin vermittelt ein eindrückliches Bild des Lebens in Hamburg kurz vor dem Ersten Weltkrieg, als die Gesellschaft noch sehr den Traditionen des 19. Jahrhunderts verhaftet ist. Besonders ansprechend ist das Wiedersehen mit einigen Romanfiguren aus der Reihe „Die Hafenärztin“ von Henrike Engel, das dem Leser ein Gefühl des Nachhausekommens beschert.

    Der Erzählstil ist durchgehend sehr anschaulich und spannend, gelegentlich ein wenig zu poetisch.


    Fazit

    Ein spannend unterhaltender Einstieg in eine neue Reihe über das Leben in St.Pauli kurz vor dem Ersten Weltkrieg – sehr empfehlenswerte Lektüre!

    9 Punkte

    Kurzbeschreibung (Quelle: Autorenseite)

    1363. When Mother Angelica, the old prioress at Northwick Priory, dies, many of the nuns presume Sister Rosa – formerly Johanna de Bohun, of Meonbridge – will take her place. But Sister Evangelina, Angelica’s niece, believes the position is hers by right, and one way or another she will ensure it is.

    Rosa stands aside to avoid unseemly conflict, but is devastated when she sees how the new prioress is changing Northwick: from a place of humility and peace to one of indulgence and amusement, if only for the prioress and her favoured few. She is terrified her beloved priory will be brought to ruin under Evangelina’s profligate and rapacious rule, but her vows of obedience make it impossible to rebel. [...]


    Autorin (Quelle: Amazon)

    Carolyn Hughes was born in London, but has lived most of her life in Hampshire. After a first degree in Classics and English, she started her working life as a computer programmer, in those days a very new profession. It was fun for a few years, but she left to become a school careers officer in Dorset.

    But it was when she discovered technical authoring that she knew she had found her vocation. She spent the next few decades writing and editing all sorts of material, some fascinating, some dull, for a wide variety of clients, including an international hotel group, medical instrument manufacturers and the Government.

    She has written creatively for most of her adult life, but it was not until her children grew up and flew the nest, several years ago, that creative writing and, especially, writing historical fiction, took centre stage in her life.

    She has a Masters in Creative Writing from Portsmouth University, and a PhD from the University of Southampton.


    Allgemeines

    Sechster Band der Meonbridge Chronicles

    Erschienen bei Riverdown Books am 4. April 2025 als E-Book mit einem Umfang entsprechend 446 Seiten

    Gliederung: Personenverzeichnis – Prolog – 29 Kapitel – Epilog – Autorennachwort – Glossar - Danksagung

    Erzählung in der dritten Person aus wechselnden Perspektiven

    Handlungsort und -zeit: Northwick Priory (Nonnenkloster), Meonbridge, 1365 bis 1368


    Inhalt

    Im Mittelpunkt des sechsten Bandes der Meonbridge Chronicles steht Schwester Rosa, einst Johanna de Bohun, Tochter des verstorbenen Grundherrn von Meonbridge, die nach der Verweigerung einer arrangierten Ehe vor 17 Jahren ins Nonnenkloster Northwick eingetreten ist.

    Als die sehr verehrte Priorin Angelica stirbt, erwarten alle Nonnen, dass Rosa, die sich durch besondere Frömmigkeit und Gewissenhaftigkeit auszeichnet, ihre Nachfolgerin wird. Doch Evangelina, eine ältere Nonne aus der noblen Familie Godeffroy, die seit Jahrzehnten die Priorinnen und Priester von Northwick stellt, beansprucht die Nachfolge ihrer Tante Angelica für sich. Durch Erpressung, Informationen über Rosas angeblich sündenbeladene Jugend zu veröffentlichen, hindert sie Rosa daran, als Gegenkandidatin bei der Wahl der neuen Priorin anzutreten.

    Doch Evangelina, die als junges Mädchen ohne jegliche religiöse Berufung ins Kloster gezwungen wurde, interessiert sich nur dafür, ihr eigenes Leben als Priorin komfortabler zu gestalten, sie missachtet die Regeln der Benediktiner und verschleudert Spendengelder für persönlichen Luxus…


    Beurteilung

    Nach einem etwas zähen Einstieg – Rosas Überlegungen, ob sie als Gegenkandidatin zu Evangelina auftreten soll, hätten etwas gerafft werden können, entfaltet sich ein eindrucksvolles Bild vom Leben in einem mittelalterlichen Nonnenkloster. Die Charaktere der Nonnen sind sehr unterschiedlich und gründlich ausgearbeitet. Im Wesentlichen kristallisieren sich zwei Gruppen von Frauen heraus: diejenigen, die tiefgläubig und freiwillig ins Kloster eingetreten sind und diejenigen, die ,wie Evangelina, ohne religiöse Berufung ins Kloster „entsorgt“ wurden. Unter Evangelinas Leitung verwandelt sich das Kloster von einem Ort des Friedens und der Frömmigkeit in einen Ort der Verschwendung und Vergnügungssucht – Evangelina scharrt eine Gruppe gleichgesinnter Nonnen um sich und führt mit diesen eine Parallelexistenz, sie installiert sogar eine eigene Küche mit üppigen Speisen, während die anderen Nonnen bescheiden nach den Benediktinischen Regeln leben. Einige Nonnen nehmen nicht an allen Gottesdiensten teil und die Disziplinlosigkeit erreicht ein Ausmaß, dass eine Nonne sich sogar heimlich mit Männern trifft und schwanger wird.

    Rosa und ihre Verbündeten beschließen, sich bei den Visitationen durch Stellvertreter des Bischofs über diese unhaltbaren Zustände zu beschweren, zumal nicht nur der Ruf, sondern auch die finanzielle Existenz des Klosters durch Evangelinas Verschwendungssucht in Gefahr geraten ist.

    Rosas Dilemma, einerseits das Kloster zu retten, andererseits aber ihrer Priorin zum Gehorsam verpflichtet zu sein, wird eindrücklich dargestellt.

    Eine Nebenhandlung um eine junge Witwe, die vor der Verwandtschaft ihres verstorbenen Mannes ins Kloster geflüchtet ist, aber eigentlich ein weltliches Leben an der Seite eines Mannes aus Meonbridge anstrebt, sorgt für eine gewisse Spannung – es ist nicht einfach, eine Flucht aus dem Kloster zu planen, wenn die Priorin ein Auge auf das Erbe der Witwe geworfen hat.

    Ein informatives Autorennachwort und ein Glossar runden den Roman ab. Das Buch kann auch ohne Kenntnis der vorhergehenden Bände gelesen werden, da es inhaltlich in sich abgeschlossen ist.


    Fazit

    Ein informativer und unterhaltsamer Roman, der das Leben in einem mittelalterlichen englischen Frauenkloster beleuchtet und besonders das Schicksal der unglücklichen Frauen ohne eine Neigung und Eignung zum religiösen Leben aufzeigt!
    8 Punkte

    ASIN/ISBN: B0F1YVV1LX

    Kurzbeschreibung (Quelle: Verlagsseite)

    In einem Forsthaus treffen einander nach fünfzehn Jahren vier ehemalige Klassenkolleginnen und -kollegen wieder. Anna, Marco, Ferdinand und Lea hatten seit der Matura nur wenig Kontakt. Die Freude über das Wiedersehen ist groß, doch rasch schon brechen alte Konflikte auf, zu unterschiedlich sind die Lebenswege der Freunde verlaufen. Nur zögerlich werden Geheimnisse preisgegeben – und bald wird klar, dass hier einer fehlt, um den alles kreist: Max, Annas Ex-Freund, der sich kurz nach der Matura das Leben genommen hat.

    Marco, der den sadistischen Klassenlehrer für den Tod des Freundes verantwortlich macht, hat das Wiedersehen offensichtlich nicht ohne Hintergedanken geplant. Denn als ein unerwarteter Gast das Haus betritt, kippt das Treffen in die Katastrophe.


    Autor (Quelle: Verlagsseite)

    David Krems, 1977 geboren in Wien, aufgewachsen in Kaisermühlen. Studium der Theater-, Film- und Medienwissenschaft, seit 2009 Medienarchivar und Lektor an der Universität Wien. »Falsches Licht«, sein erster Roman, war für den Leo-Perutz-Preis 2018 sowie den Friedrich-Glauser-Preis 2019 nominiert und erschien ebenso wie sein zweiter Roman »Fast ein Wunder« (2019) bei Picus.


    Allgemeines

    Erschienen im Picus Verlag am 12.03.2025 als HC mit 224 Seiten

    Gliederung: Roman in drei Teilen

    Erzählung in der dritten Person aus der Perspektive von Anna

    Handlungsort und -zeit: Obersteiermark, ein Herbst-Wochenende in der Gegenwart


    Inhalt

    Fünfzehn Jahre nach ihrem gemeinsamen Abitur lädt Marco drei befreundete Klassenkameraden, Anna, Lea und Ferdi(nand) zu einem Wochenende ins Jagdhaus „Waldesruh“ eines entfernten Onkels ein. Das fünfte Mitglied der Clique, Max, der damals Annas Freund war, hat sich kurz nach dem Abitur das Leben genommen. Seiner wollen die Freunde, die in den letzten Jahren nur flüchtig Kontakt gehalten haben, an diesem Wochenende gedenken. Die Wiedersehensfreude ist zunächst groß, doch es zeigt sich schnell, dass die ehemaligen Klassenkameraden sich sehr unterschiedlich entwickelt und eigentlich keine Gemeinsamkeiten mehr haben. Ein weiterer Störfaktor ist die Tatsache, dass Lea einen Fremden mitbringt, nach ihrer Aussage hat sie Frank im Zug kennengelernt und er hat sie freundlicherweise zum Jagdhaus gebracht. Frank wirkt sympathisch, dennoch ist nicht jeder erfreut, in der Gegenwart eines Außenseiters über Vergangenes zu sprechen und Probleme aus dem aktuellen Leben zu offenbaren…


    Beurteilung

    Der Roman beginnt mit der Ankunft von Anna, die als Erste im Jagdhaus „Waldesruh“ eintrifft. Das Haus liegt abgelegen im Wald, die düstere Atmosphäre des offenbar größtenteils unbewohnten Hauses in der Dämmerung eines kalten Herbstabends wird sehr gut transportiert. Diese Atmosphäre wird mit dem Eintreffen der anderen drei Personen zunächst angenehmer, allerdings wird es bald deutlich, dass es zwischen einigen Personen Spannungen gibt, die nicht nur auf ihre völlig unterschiedlichen Lebenswege und Einstellungen zurückzuführen sind. Besonders der Gastgeber Marco schwankt zwischen extremen Stimmungen, mal ist er albern und total aufgedreht, mal aggressiv – letzteres vor allem, wenn die Unterhaltung auf den früheren Klassenlehrer Treichl kommt, mit dem die ehemaligen Schüler mehr oder weniger unangenehme Erfahrungen gemacht haben und den Marco als engster Freund des verstorbenen Max für dessen Selbstmord verantwortlich macht.

    Die unterschiedlichen Charaktere der vier Freunde und des eigentlich uneingeladenen Gastes Frank, dem vor allem Anna mit einem gewissen Misstrauen begegnet, treten deutlich zutage. Anna, aus deren Perspektive der Leser die Ereignisse miterlebt, ist die Einzige der Gruppe, die die Schwierigkeiten in ihrem Leben in den Griff bekommen hat und sie fällt auch an diesem Wochenende durch einen sachlichen Blick auf die Vorfälle auf. Als ein weiterer Mensch ungeplant in das Jagdhaus kommt und die Dinge eskalieren, stellt sie die Stimme der Vernunft dar.

    Einige Umstände der Erzählung wirken jedoch nicht vollkommen glaubwürdig, das soll wegen der Spoilergefahr nicht weiter ausgeführt werden.


    Fazit

    Ein subtil spannender Roman über das Wiedersehen ehemaliger Freunde in einem düsteren Jagdhaus, ein emotional herausforderndes Zusammentreffen mit unerwartetem Verlauf!


    8 Punkte

    Kurzbeschreibung (Quelle: Verlagsseite)

    1848: Die Menschen im Deutschen Bund erheben sich gegen die Macht der Fürsten und der Zensur. Während Deutschland die Morgendämmerung der Demokratie erlebt, finden in den Wirren der Zeit zwei ungleiche Frauen zueinander: Die arbeits- und mittellose Susanne, die sich auf einen gefährlichen Auftrag eingelassen hat – und die mutige Schriftstellerin und unbeirrbare Demokratin Louise Otto. Seite an Seite kämpfen sie für Freiheit und Selbstbestimmung in einer Revolution, die trotz ihres Scheiterns das Land für immer verändern wird.

    Ein großer, ergreifender Roman, der mitreißend und unvergesslich erstmals davon erzählt, wie eines unserer wertvollsten Güter – die Demokratie – maßgeblich von Frauen erkämpft wurde.


    Autorin (Quelle: Verlagsseite)

    Tanja Kinkel, geboren 1969 in Bamberg, studierte Germanistik, Theater- und Kommunikationswissenschaft und erhielt diverse Literaturpreise und Stipendien. Sie ist u. a. Mitglied im Deutschen PEN, Präsidentin der Internationalen Feuchtwanger Gesellschaft L. A. und wurde mit dem Bayerischen Verdienstorden ausgezeichnet.

    Tanja Kinkel ist eine der erfolgreichsten deutschen Autorinnen.


    Allgemeines

    Erschienen im HOFFMANN UND CAMPE VERLAG am 6. März 2025 als HC mit 480 Seiten

    Gliederung: Prolog (1835) – Roman in drei Teilen mit insgesamt 27 Kapiteln – Epilog - Bibliographie

    Erzählung in der dritten Person aus wechselnden Perspektiven

    Handlungsorte und zeit: Verschiedene Städte im Deutschen Bund, 1848 / 1849


    Inhalt und Beurteilung

    „Im Wind der Freiheit“ beschäftigt sich mit den Vorgängen des Revolutionsjahres 1848/1849 im Deutschen Bund, als viele Menschen – der Unterdrückung durch Fürsten und Zensur überdrüssig – für mehr Freiheit und eine gerechtere Staatsform, entweder als Konstitutionelle Monarchie oder gleich als Republik, zu kämpfen beginnen. Ziel ist die Schaffung eines demokratisch verfassten, einheitlichen deutschen Nationalstaates. Nach anfänglichen Erfolgen (Wegfall der Zensur) werden die Aufstände in verschiedenen Städten mit militärischer Gewalt brutal niedergeschlagen, Tausende Menschen verlieren ihr Leben.

    Im Mittelpunkt stehen hier vor allem weibliche Revolutionäre, die sonst in der Geschichtsschreibung gern vernachlässigt werden. Eine große Rolle spielen die sozialkritische Schriftstellerin Louise Otto (1819 – 1895) und die frühe Frauenrechtlerin Amalie Struve (1824 – 1862), ihnen an die Seite gestellt ist die fiktive Figur der Susanne Grabasch, eine junge Frau aus dem einfachen mittellosen Volk, die ihre lungenkranke Mutter versorgen muss und nach der Entlassung aus einer Fabrik eine Anstellung im Haushalt einer Dame sucht, um sich nicht länger prostituieren zu müssen.

    Auch Susanne fühlt sich zur revolutionären Bewegung hingezogen, im Gegensatz zu Louise und Amalie, die etwas träumerisch von Freiheit, freien Wahlen und Gerechtigkeit für alle Menschen schwärmen, hat Susanne jedoch materielle Not kennengelernt und deshalb konkrete Wünsche. Sie will bessere Bezahlung und weniger Ausbeutung der Fabrikarbeiter und fordert, dass Arbeiterinnen nicht geringer entlohnt werden dürfen als ihre männlichen Kollegen. Trotz ihrer Sympathie für die Ziele der Revolution gerät Susanne in die Fänge eines Mitarbeiters des Mainzer Informations-Bureaus, eines die Revolutionäre bespitzelnden Geheimdienstes. Dieser Mann, den Susanne als großzügigen und sympathischen Freier kennengelernt hat, bringt ihre kranke Mutter, in seine Gewalt und erpresst Susanne dadurch, für seine Organisation zu arbeiten. Für die intelligente Susanne beginnt nun ein gefährlicher Tanz auf dem Drahtseil: Um ihre Mutter nicht zu gefährden, muss sie ihrem Auftraggeber Informationen über revolutionäre Umtriebe liefern, andererseits will sie Louise Otto, Amalie Struve und ihrem Umfeld möglichst wenig schaden.

    Susanne ist ein interessanter, mutiger und sehr gut ausgearbeiteter Charakter, obwohl sie lügen und betrügen muss, ist sie doch im Grunde ihrer Seele ein anständiger Mensch, dessen Verhalten den Umständen geschuldet ist.

    Auch Louise und Amalie, die beiden historischen Hauptfiguren, werden eindrücklich dargestellt, dabei wird anschaulich aufgezeigt, welche Knüppel im 19. Jahrhundert Frauen zwischen die Beine geworfen werden, die sich außerhalb der Rolle als Ehefrau und Mutter betätigen wollen.

    Im Roman treten eine Menge anderer historischer Persönlichkeiten auf, hier wäre ein Personenverzeichnis als Ergänzung sehr hilfreich gewesen.

    Eine sinnvolle Ergänzung bietet die beigefügte Bibliographie, die interessierten Lesern Lektüretipps bietet.


    Fazit

    Eine anschauliche, spannend geschriebene Darstellung des Revolutionsjahres 1848/1849, mit besonderem Augenmerk auf den Frauen, die die Revolutionäre unterstützen.


    9 Punkte


    ASIN/ISBN: 3455019269

    Kurzbeschreibung (Quelle: Verlagsseite)

    Keine 100 Meter von einem der letzten Straßenstriche Wiens wird ein 80-Jähriger ermordet. Der Täter, ein Zuhälter, ist schnell gefunden – aber damit hört das Sterben nicht auf! Bald ermittelt Fina Plank in mehreren Mordfällen an 80-jährigen Männern. Obwohl die Opfer sich offenbar nicht kannten, ist Fina überzeugt, dass sie mehr als nur ihr Alter verbindet. Auch scheint der gesprächigste Zeuge an der entscheidenden Stelle zu schweigen – weil er um sein Leben fürchtet?

    Während sich das mörderische Räderwerk immer schneller dreht, wird bei Fina eine böse Ahnung zur Gewissheit: Bislang hat der geheimnisvolle »Kuckuck« seine Taten in den Mordserien anderer versteckt – aber jetzt will er nicht länger auf passende Gelegenheiten warten, um sein Werk zu vollenden …


    Autorin (Quelle: Verlagsseite)

    Ursula Poznanski lebt mit ihrer Familie in Wien. Die ehemalige Medizinjournalistin ist eine der erfolgreichsten Autorinnen deutscher Sprache: Mit ihren Jugendbüchern und Thrillern für Erwachsene ist sie Jahr für Jahr ganz oben auf den Bestsellerlisten zu finden, ihre begeisterte Leserschaft hat ihr zu einer deutschen Gesamtauflage von bereits fünf Millionen Exemplaren verholfen.


    Allgemeines

    Dritter Band der Reihe um die Wiener Mordgruppe

    Erschienen bei Knaur am 3. März 2025 als TB mit 368 Seiten

    Gliederung: Prolog – Roman in 46 Kapiteln, unterbrochen von Kapiteln mit Titeln als Überschrift

    Erzählung in der dritten Person, größtenteils aus der Perspektive von Fina Plank, Einschübe als Ich-Erzählung des Täters, der den Leser direkt anspricht

    Handlungsort und -zeit: Wien in der Gegenwart


    Inhalt

    Am Wiener Straßenstrich wird ein 80-jähriger ehemaliger Arzt ermordet, Fina Plank und ihre Kollegen von der Wiener Mordgruppe können als Täter sehr schnell einen als gewaltbereit bekannten Zuhälter ermitteln und relativ schnell festnehmen. Doch kurz darauf werden in schneller Folge mehrere andere Männer im Alter um 80 Jahre, die einander augenscheinlich nicht gekannt haben, auf unterschiedliche Weise umgebracht.

    Fina Plank ist davon überzeugt, dass es zwischen diesen Männern eine Verbindung gegeben haben muss, zumal ein weiterer älterer Mann bei der Polizei vorspricht und um Polizeischutz bittet. Er will sich aber nicht dazu äußern, weshalb der Täter es auf ihn abgesehen haben könnte und lügt die Ermittler ungeniert an.

    In Fina keimt der Verdacht, dass der „Kuckuck“ wieder seinem unheilvollen Werk nachgeht, bei ihm handelt es sich um einen Verbrecher, der schon in den letzten Jahren in Wien gemordet hat, dabei aber so geschickt vorging, dass man seine Taten anderen Serienmördern zur Last legte. Das würde auch erklären, weshalb die Täter der Morde im Umfeld der Medienschaffenden und des Theatermilieus seinerzeit nicht alle ihnen zur Last gelegten Taten zugeben wollten…


    Beurteilung

    Der dritte Band um die Wiener Mordgruppe greift wesentliche Elemente aus den beiden Vorgängerbänden „Stille blutet“ und „Böses Licht“ wieder auf und bringt diese zu einem krönenden Abschluss, deshalb ist es empfehlenswert, die drei Bände in der korrekten Reihenfolge zu lesen. Schon in den ersten beiden Bänden trat der anonyme Täter in eingeschobenen Kapiteln als Ich-Erzähler auf und nahm den direkt angesprochenen Leser mit auf seine Erkundigungs- und Mordtouren. Auch in diesem Band kündigt er dem Leser an, wen er noch töten will, dabei nennt er jedoch keine Klarnamen, sondern hat Spitznamen für seine zukünftigen Opfer, wie z.B. der „Dunkle Harlekin“, die „Faltige Göttin“ und der „Hühnergeneral“. Durch diese verschlüsselten Andeutungen und auch aufgrund der Tatsache, dass das Motiv für die Morde nur nach und nach zu durchschauen ist, gestaltet sich die Lektüre durchgehend sehr spannend. Es ist eine wahre Freude, die ebenso akribisch wie intelligent organisierten Vorbereitungen zu verfolgen und den gelungenen Hinrichtungen der Opfer beizuwohnen, wobei der Täter durchaus ein Sympathieträger ist.

    Die Charakterisierung der Hauptfiguren ist gelungen, das trifft besonders auf Fina, eine gutmütige, clevere und sehr beharrliche Ermittlerin zu, aber auch ihre Kollegen werden als individuelle Persönlichkeiten differenziert dargestellt.

    Je mehr über das Mordmotiv des „Kuckucks“ enthüllt wird, desto deutlicher tritt Gesellschaftskritik über bestimmte – eigentlich zeitlose – Missstände hervor.


    Fazit

    Durchgängig spannend, intelligent konstruiert und leider auch weitestgehend durchaus glaubwürdig – ein rundum gelungener Kriminalroman, den man idealerweise erst nach den beiden Vorgängerbänden lesen sollte!


    10 Punkte

    ASIN/ISBN: 3426449161







    Kurzbeschreibung (Quelle: Verlagsseite)

    Wie schwer wiegt ein Geheimnis? Ein großer, sensibel erzählter Familienroman über Lebensentscheidungen, die uns auseinandertreiben können – oder für immer miteinander verbinden.

    Enna und Jale sind in den Elbmarschen zu Hause. Sie leben im Rhythmus von Ebbe und Flut, beobachten Kormorane und Austernfischer – und zählen die Tage, bis ihre Mutter Alea aus der Haft entlassen wird. Doch als es endlich so weit ist, verschwindet nicht nur Alea spurlos, sondern auch Jale. Entschlossen durchkämmt Enna auf der Suche nach ihnen das Alte Land, ohne zu ahnen, dass dieser Weg sie für immer verändern wird.


    Autorin (Quelle: Verlagsseite)

    Rebekka Frank wurde 1988 in Kassel geboren und wuchs auf dem Land auf, zwischen weiten Wiesen und Wäldern. Obwohl sie für ihr Studium in die Großstadt ging und dort nicht nur Theaterwissenschaft und Germanistik, sondern auch Menschen studierte, ließ die Natur sie niemals los. Bis heute ist sie ihr Inspiration und Rückzugsort, wenn sie mit ihrem Hund durch Küsten-, Marsch- oder Flusslandschaften streift. In ihren Romanen sucht sie stets nach der Verbindung zwischen der Kraft der Natur und unserem Leben. Im Zentrum ihrer Geschichten stehen die kleinen und vor allem die großen Geheimnisse, die wir alle in uns tragen, die uns voneinander fernhalten oder uns auch zusammenbringen können. Heute lebt sie mit ihrer Familie wieder in Nordhessen.


    Allgemeines

    Erschienen im Fischer Verlag am 1. März 2025 als E-Book und am 25. März 2025 als HC mit 512 Seiten

    Gliederung: Landkarte der Elblandschaft – Roman in 67 Kapiteln – Nachwort

    Teilweise Ich-Erzählung der Enna Eggers, teilweise Erzählung in der dritten Person aus der Perspektive der anderen Protagonisten

    Handlungsort und -zeit: Elblandschaft im Alten Land, verschiedene Zeitebenen zwischen 1923 und 2023


    Inhalt

    Die siebzehnjährigen Zwillinge Enna und Jale Eggers leben bei ihrer Großmutter Ehmi im Alten Land. Ihren Vater kennen sie nicht, ihre Mutter Alea ist seit Jahrzehnten inhaftiert – die Mädchen wissen nicht einmal genau, welches Verbrechen sie begangen hat. Ehmi spricht nicht darüber. Im Sommer 2023 soll Alea endlich entlassen werden und ihre Töchter zählen schon die Stunden, bis sie ihre Mutter abholen können. Doch in der Nacht vor der Entlassung verschwindet Jale plötzlich spurlos und auch Alea ist abgetaucht, nachdem sie offenbar schon zwei Wochen früher entlassen wurde. Enna und ihre Oma sind sehr verstört, Enna macht sich in den nächsten Wochen beharrlich auf die Suche nach Jale.

    Dabei stößt sie auf immer mehr Dinge, von denen sie nichts geahnt hat. Ihre Schwester, die schüchterne Jale, hat Enna offenbar nicht so gut gekannt wie sie dachte. Es zeigt sich, dass Jale sich von der dominanten Enna lösen wollte. Auch das Verschwinden von Alea lässt sich nur aufklären, wenn man Einblick in die Vergangenheit der Familie nimmt…


    Beurteilung

    „Stromlinien“ präsentiert die Romanhandlung auf verschiedenen, einander abwechselnden Zeitebenen, die die Geschichte von drei Generationen der Familie Eggers sowie einer weiteren, mit ihren Geschicken verflochtenen Familie abdeckt. Die Lebensgeschichte von Ennas und Jales Urgroßvater Gustav Blohm, ihres Großvaters Mickel Eggers und deren Lebensentscheidungen haben verhängnisvolle Auswirkungen auf ihre (Enkel)tochter Alea und deren Zwillingstöchter.

    Mit dem Wechsel der zeitlichen Ebenen ist auch ein Perspektivwechsel zwischen den Romanfiguren verbunden. Ennas Nachforschungen im Sommer 2023 werden immer wieder durch Rückblenden in die Jahre 1923 und die 80erjahre des 20. Jahrhunderts unterbrochen, wodurch der Leser einen Wissensvorsprung gegenüber Enna erhält. Die Autorin verwebt die verschiedenen Handlungsstränge souverän zu einem Ganzen, das erst spät durchschaubar wird. Sind die ersten Seiten ein wenig zäh, so nimmt die Spannung schnell kontinuierlich zu, sodass es schwerfällt, das Buch aus der Hand zu legen.

    Die Lektüre erfordert aufgrund des komplexen Plots allerdings Ruhe und Konzentration, damit der Überblick nicht verloren geht.

    Die Charaktere der Protagonisten sind gut ausgearbeitet und legen einen Fokus auf starke Frauenfiguren.

    Der Roman enthält nicht nur schöne Beschreibungen der Elblandschaft, sondern nimmt auch Bezug auf reale historische Gegebenheiten. So wird die „Reformpädagogik“ im Jugendgefängnis auf der Elbinsel Hahnöfersand geschildert und auch zwei Schiffsunglücke, die mit fiktiven Elementen in die Handlung eingearbeitet sind, werden thematisiert: der Verlust des Containerschiffs München im Dezember 1978 und das Unglück der Barkasse Martina im Hamburger Hafen 1984.

    Im Nachwort informiert die Autorin über Fakten und Fiktion.


    Fazit

    Eine komplex konstruierte und fesselnde Familiengeschichte über mehrere Generationen, eingebettet in die schöne Elblandschaft und mit Bezug auf reale Ereignisse der Zeit!

    9 Punkte


    ASIN/ISBN: B0DK47TTB5

    Kurzbeschreibung (Quelle: Verlagsseite)

    Fallanalytiker Max Bischoff und Handschriftenexperte Marvin Wagner stehen kurz vor der Eröffnung ihrer gemeinsamen Detektei WaBi Investigations, als in Düsseldorf der neunjährige Sohn eines Richters entführt wird. Ausgerechnet ein Häftling will nun, dass Max und Marvin in der Sache ermitteln. Rainer Klinke sitzt wegen Entführung einer Minderjährigen in U-Haft und fürchtet, dass er eine Mitschuld an dem aktuellen Fall tragen könnte.

    Denn der Täter, der den Jungen in seiner Gewalt hat, hat Kontakt mit Klinke aufgenommen, will ihm zeigen, wie es »richtig geht«, damit die, die es verdient haben, bestraft werden.

    Als der entführte Junge tot aufgefunden wird und erneut ein Kind verschwindet, ist Max und Marvin klar, dass ihnen extrem wenig Zeit bleibt, einen weiteren Mord zu verhindern. Und einen Irren zu stoppen, der vor nichts zurückschreckt, um seine eigene Vorstellung von Gerechtigkeit wahr werden zu lassen.


    Autor (Quelle: Verlagsseite)

    Arno Strobel liebt Grenzerfahrungen und teilt sie gern mit seinen Leserinnen und Lesern. Deshalb sind seine Thriller wie spannende Entdeckungsreisen zu den dunklen Winkeln der menschlichen Seele und machen auch vor den größten Urängsten nicht Halt.

    Seine Themen spürt er dabei meist im Alltag auf und erst, wenn ihn eine Idee nicht mehr loslässt und er den Hintergründen sofort mit Hilfe seines Netzwerks aus Experten auf den Grund gehen will, weiß er, dass der Grundstein für seinen nächsten Roman gelegt ist. Alle seine bisherigen Thriller waren Bestseller.

    Arno Strobel lebt als freier Autor in der Nähe von Trier.


    Allgemeines

    Fünfter Band der Reihe um Max Bischoff

    Erschienen im Fischer Verlag am 26.02.2025 als TB mit 368 Seiten

    Gliederung: Prolog – Roman in 42 Kapiteln – Epilog – Nachwort

    Erzählung in der dritten Person, größtenteils aus der Perspektive von Max Bischoff, in eingeschobenen kursiv gedruckten Abschnitten aus der Perspektive des Täters

    Handlungsort und -zeit: Düsseldorf und Umgebung, in der Gegenwart


    Inhalt

    Max Bischoff und sein Freund Marvin Wagner stehen kurz vor der Eröffnung ihrer Privatdetektei WaBi Investigations, als sie bereits einen ersten Auftrag erhalten. Im Auftrag eines wegen Entführung Inhaftierten sollen sie im Fall eines verschwundenen neunjährigen Jungen, Sohn eines Richters, ermitteln. Der Inhaftierte hatte die Tochter einer Richterin entführt, weil diese den Mörder seines Sohnes zu milde bestraft hatte. Er hat dem Mädchen nichts getan, fürchtet nun aber, dass er den Entführer des Neunjährigen auf die Idee gebracht hat, sich an Richtern für zu milde Urteile zu rächen. In der Tat wird der Neunjährige ermordet aufgefunden und es gibt weitere Fälle, in denen der Unbekannte Richter „bestraft“.

    Bei ihren Ermittlungen stoßen Bischoff und Wagner, die erneut mit Bischoffs früherem Polizeikollegen Böhmer zusammenarbeiten, im Darknet auf ein Internetforum namens „Infamia“. Dort können die Mitglieder anonym Richter, die Schwerverbrecher mit Nachsicht behandeln, an den virtuellen Pranger stellen. Ein Mitglied dieses Forums fühlt sich offenbar von Gott dazu berufen, die Bestrafung der ungerechten Richter vorzunehmen. Als eine junge Frau entführt wird, ist es für Bischoff und Wagner ein Wettlauf gegen die Zeit, den selbsternannten Rächer zu entlarven…


    Beurteilung

    Es ist nicht unbedingt erforderlich, die vorherigen Bände der Reihe um Max Bischoff zu kennen, auch wenn gelegentlich auf Vergangenes Bezug genommen wird.

    Wie schon in anderen Werken macht der Autor auch hier einen realen gesellschaftlichen Missstand zum Ausgangspunkt seines Kriminalromans: die deutsche „Kuscheljustiz“, die durch zu viele Bewährungs- und zu kurze Haftstrafen für Intensivstraftäter und nicht selten durch vorzeitige Entlassungen aufgrund fehlerhafter psychologischer Gutachten kritikwürdig ist.

    Im vorliegenden Roman gibt sich der Täter mit Kritik nicht zufrieden, sondern fühlt sich auserwählt, für Gerechtigkeit zu sorgen. Dabei treibt ihn nicht Grausamkeit oder die Lust am Töten an, sondern sein Gefühl, er müsse im Auftrag Gottes den Richtern oder deren Angehörigen genau das antun, was die von ihnen zu milde Verurteilten ihren Opfern angetan haben. Die Schilderungen dieser Racheaktionen sind ziemlich drastisch und können sensiblen Lesern durchaus schwer im Magen liegen. Gleichzeitig sorgen diese Szenarien auch für viel Spannung, da man unwillkürlich um das Leben der unschuldigen Angehörigen der Richter fürchtet, zumal sich mehrere Menschen im Umfeld der Detektei verdächtig machen.

    Die Handlung ist wendungsreich und gibt einen guten Einblick in die Gruppendynamik von Internetforen, in denen jedes Mitglied auch nicht verifizierte Fake News und falsche Anschuldigungen verbreiten kann.

    Die Charaktere der Protagonisten sind gründlich ausgearbeitet, allerdings schwächelt der eigentlich sehr erfolgreiche Ermittler Max Bischoff ein wenig und hat im entscheidenden Moment den falschen Riecher, seine Naivität ist nicht sehr glaubwürdig.


    Fazit

    Ein spannender Kriminalroman, der nicht nur gut unterhält, sondern auch gegenwärtige gesellschaftliche Missstände thematisiert!

    8 Punkte


    ASIN/ISBN: 3596711487

    Kurzbeschreibung (Quelle: Verlagsseite)

    […] Es ist August 1975, ein Sommer, der das Leben vieler Menschen in den Adirondack Mountains für immer verändern wird. Als Barbara eines Morgens nicht wie sonst in ihrer Koje im Sommercamp liegt, beginnt eine panische und groß angelegte Suche nach der 13-Jährigen. Das Verschwinden einer Jugendlichen im Naturreservat ist unter allen Umständen eine Katastrophe, aber Barbara ist keine gewöhnliche Camperin: Sie ist die Tochter der reichen Familie Van Laar, der das Camp und das umliegende Land in den Wäldern gehören. Und sie ist die Schwester von Bear, dem Jungen, der seit 14 Jahren vermisst wird. Kann das Zufall sein? Was wissen die anderen Kinder im Camp über Barbaras Verschwinden, und was verheimlichen die Angestellten, die im Schatten der Van Laars ihr Dasein fristen? Was hat der aus dem Gefängnis entflohene «Schlitzer» mit all dem zu tun und welche Geheimnisse hütet die Familie selbst?


    Autorin (Quelle: Verlagsseite)

    Liz Moore geboren 1983, hat zunächst als Musikerin in New York gearbeitet und anschließend begonnen, Romane zu schreiben. Bei C.H.Beck erschien ihr Roman "Long Bright River" (2020). "Der Gott des Waldes" ist in den USA seit Erscheinen auf der New York Times-Bestsellerliste, erhielt zahlreiche hymnische Besprechungen und wurde von Barack Obama empfohlen. Liz Moore lebt mit ihrer Familie in Philadelphia.


    Allgemeines

    Titel der Originalausgabe: „The God of the Woods“, ins Deutsche übersetzt von Cornelius Hartz

    Erschienen bei C.H.Beck am 20. Februar 2025 als HC mit 590 Seiten

    Gliederung: Landkarte des Feriencamps und seiner Umgebung – Roman in sieben Teilen in Kapiteln mit abwechselnden Protagonisten – Danksagung

    Erzählung in der dritten Person aus wechselnden Perspektiven und auf verschiedenen Zeitebenen

    Handlungsort und -zeit: Adirondack Mountains, 1950er bis 1975


    Inhalt

    Seit drei Generationen besitzt die reiche Familie Van Laar Ländereien in den Wäldern der Adirondack Mountains und betreibt dort unter der Aufsicht eines Verwalters und einiger Betreuer jedes Jahr im Sommer ein Feriencamp für Kinder und Jugendliche im Alter von acht bis vierzehn Jahren.

    Vor vierzehn Jahren, im Sommer 1961, verschwand der achtjährige Peter van Laar, genannt Bear, spurlos in diesen Wäldern. Ein Mörder namens Jacob Sluiter, „der Schlitzer“, der seinerzeit in diesen Wäldern sein Unwesen trieb, wurde verdächtigt, mit dem Verschwinden des Jungen etwas zu tun zu haben, aber er hatte bisher ausschließlich erwachsene Frauen getötet und man konnte ihm auch nach seiner Verhaftung nichts nachweisen. So blieb der Vermisstenfall ungeklärt.

    Im Sommer 1975 scheint sich das grausame Schicksal der Familie Van Laar zu wiederholen, diesmal wird die dreizehnjährige Barbara Van Laar vermisst. Die Kriminalpolizei, unter ihnen die junge und sehr engagierte Judyta Luptack, ermitteln in alle Richtungen – vor allem auch innerhalb er Familie Van Laar, die vierzehn Jahre zuvor bei den polizeilichen Untersuchungen mit Samthandschuhen angefasst wurde…


    Beurteilung

    Die Handlung des Romans spielt sich auf verschiedenen Zeitebenen von den 1950er Jahren bis zum Sommer 1975 ab. Zur besseren Orientierung befindet sich am oberen Rand des Textes eine Zeitleiste, auf der der im folgenden Kapitel behandelte Zeitpunkt fett gedruckt ist. Außerdem sind die Kapitel jeweils mit dem Namen der Romanfigur überschrieben, die gerade im Mittelpunkt steht. So fällt es trotz der komplexen Handlung, die beim Leser eine gewisse Konzentration erfordert, nicht allzu schwer, den Überblick zu behalten.

    Für die Ermittler eröffnen sich im Vermisstenfall Barbara Van Laar diverse Theorien. Es stellt sich heraus, dass die beiden jungen Frauen, die Barbaras Gruppe betreuen sollte, die Hütte nachts verlassen haben, um eigenen Interessen nachzugehen. Barbara ist ein schwieriges Mädchen, das sich selbst nicht an die Regeln hält und sich ebenfalls oft nachts heimlich hinausgeschlichen hat. Das ist besonders beunruhigend, als „der Schlitzer“ kurz zuvor aus dem Gefängnis ausgebrochen und noch nicht gefasst worden ist. Andererseits könnte Barbara auch weggelaufen sein, um dem Besuch eines strengen Internats für problematische Jugendliche zu entgehen.

    In wechselnden Kapiteln beleuchtet die Autorin die Ereignisse der letzten zwanzig Jahre aus der Perspektive verschiedener Romanfiguren. Judy(ta) Luptack interessiert sich besonders für die Verhältnisse in der Familie Van Laar, dort tun sich bei näherem Hinsehen Abgründe auf.

    Barbaras Mutter Alice ist seit dem Verschwinden ihres Sohnes Bear ein psychisches Wrack, ihr Mann Peter ist dominant und manipulativ, das Mädchen kann man als wohlstandsverwahrlost bezeichnen. Doch es gibt auch schwelende Konflikte zwischen den Van Laars und ihren Angestellten.

    Die Charaktere der Protagonisten sind gründlich und glaubwürdig ausgearbeitet und halten Überraschungen bereit, sie entpuppen sich im Verlaufe der Handlung teilweise ganz anders als es dem ersten Eindruck entspricht. Der interessanteste Charakter ist Barbara Van Laar, hier wirkt es allerdings nicht sehr realitätsnah, dass sie erst dreizehn Jahre alt ist. Ihre Reife und ihr Verhalten passen besser zu einer Sechzehnjährigen.


    Fazit

    Ein großartiger Familien- und Gesellschaftsroman mit Krimi-Elementen, sehr lesenswert!

    9 Punkte

    ASIN/ISBN: 3406829775