Beiträge von Kristin

    Wassermusik ist MEIN Lieblingsbuch von T.C.Boyle. Ich finde, es ist sein bestes, sein gelungenstes Buch. Boyle ist ein grandioser Erzähler, einer der Kreise zieht, die scheinbar in eine andere Richtung führen und letztendlich doch rund werden. Es sind die Details, die mich jedes Mal überzeugen, und seine ungeheure Lust am Erzählen.


    Ich will dir nicht sagen, lies es, ich kann dir nur sagen, ich lese es immer wieder. :wave

    Verlag: Aufbau
    HC: 184 Seiten


    Inhalt


    Ein kleines altes Haus am Rande der Großstadt und zwei Frauen, wie sie verschiedener nicht sein könnten: Wilhelmine und Jelisaweta trennt so viel mehr als 68 Lebensjahre. Jelisaweta ist 23 und für ein paar Wochen aus Smolensk nach Deutschland gekommen, um Wilhelmine zu pflegen, die seit einem Unfall an ihr Bett gefesselt ist. Doch was als scheinbar ideales Arrangement beginnt, gerät bald außer Kontrolle und wird zu einem Kleinkrieg, in dessen Verlauf die beiden Frauen sich auf grausam-weibliche Weise attackieren. Am Ende wird jede auf die Frage zurückgeworfen, was man mit sich anfängt, nachdem man der Wahrheit ins Auge gesehen hat. Denn Schuld wartet nicht auf Kläger, Sühne braucht keinen Richter, und der Krieg ist nicht vorbei, nicht für die Greisin und nicht für das Mädchen. Der Krieg hat gerade erst angefangen.


    Autorin


    Eva Baronsky, 1968 geboren, lebt im Taunus. Für ihren ersten Roman »Herr Mozart wacht auf« (2010) erhielt sie den Förderpreis des Friedrich-Hölderlin-Preises der Stadt Bad Homburg v. d. Höhe. Im Frühjahr 2011 erscheint ihr zweiter Roman »Magnolienschlaf«.


    Meinung


    Seit dem letzten Einschlag hat es sechzehn Mal getropft. Sechzehn Tropfen, seit der Boden zu zittern aufgehört hat. Sechzehn Tropfen, seit die kleine Petroleumfunzel wieder stumm und reglos brennt. Sechzehn Tropfen, eine winzige Ewigkeit. Kein Mensch weiß, woher sie kommen, schließlich läuft seit Tagen kein Wasser mehr aus den Leitungen. Sie quellen aus der Gewölbedecke aus der Nische, wo die Kohlen gelegen haben, fallen mit einem knirschenden Geräusch auf den Sandboden und versickern dort. Die Intervalle sind lang, sehr lang. Eine Minute? Zwei? Man hört ihren Fall nur, wenn absolute Stille herrscht, wenn die Angst sogar die Atemgeräusche verschluckt.


    Angst und Schuld – wie geht man damit um, nachdem man beides Jahrzehnte lang unterdrückt und tief in sich verborgen hat? Was macht man mit einem Geheimnis, von dem niemand weiß, von dem auch niemand wissen soll, und das plötzlich das Tageslicht sucht?
    Eva Baronksy ist eine begnadete Erzählerin – bereits mit ihrem erstes Buch „Herr Mozart wacht auf“ überzeugte die Autorin mit einer durchdachten Handlung, mit einer großen Empathie gegenüber ihren Protagonisten und mit feinem Humor.
    Auch in diesem Buch „Magnolienschlaf“ gelingt es Eva Baronsky mich von der ersten Seite an zu packen. Zwei Frauen, die nicht nur vom Alter unterschiedlicher sein können. Die sich nicht mögen und doch aufeinander angewiesen sind. Deren Lebensgeschichten so weit auseinander liegen, dass es klar sein muss, dass die beiden nicht miteinander, sondern nur gegeneinander können. Und doch haben sie mehr gemeinsam, als sie anfangs glauben – und der Leser auch.
    Eva Baronsky zeigt auch hier eine große Empathie gegenüber ihren Figuren, sie geht nah – näher kann man fast nicht gehen und sich näher als Leser auch nicht fühlen. Jede einzelne – egal ob Wilhelmine oder Jelisaweta, egal ob schuldig oder nicht – scheint ihr wichtig, scheint es ihr Wert zu sein.
    Die Handlung spielt im Hier und Jetzt in einem Haus in einem Frankfurter Vorort, in dem Eva Baronsky die beiden Protagonistinnen aufeinander loslässt – Wilhelmine, die bettlägerige, alte Frau, die nicht immer das Wasser halten kann und Russen hasst, und Jelisaweta, die aus Russland anreist, um Wilhelmine zu pflegen, die Deutsch mit einem Akzent spricht, dem ich ewig zuhören könnte und die trotz ihres jungen Alters einige Schatten aus der Vergangenheit mit sich herumtragen muss.
    Der Leser erlebt einen Kleinkrieg, der sehr tief geht und alte Wunden aufreißt. Nach und nach flechtet die Autorin in Rückblicken die Vergangenheiten der beiden Frauen ein, die frühe und noch frische Vergangenheit der jungen Jelisaweta und die alte, die längst vergessen und begraben sein sollende Vergangenheit von Wilhelmine.
    Eva Baronksy erzählt in einer schönen und schnörkellosen Sprache eine schaurige Geschichte, eine, bei der ich nicht immer weiterlesen wollte, bei der ich manchmal innehalten und die entstandenen Bilder verscheuchen musste, und doch erzählt sie auch eine Geschichte, die viel Platz für Menschlichkeit lässt.

    Erst einmal vielen Dank für das Buch, ich habe mich sehr gefreut, unter denen zu sein, die das Buch geschenkt bekommen.


    Mir gefällt Cover und Titel ausgesprochen gut. Klappentext machten mich neugierig. Ich habe Evas "Herr Mozarts wacht auf" bereits sehr toll gefunden und war gespannt, was der neue Roman zu bieten hat.


    Der Roman beginnt mit einem grauenhaften Szenario und mit Angst, beides hervorragend und einfühlsam beschrieben.
    Langsam geht der Roman dann weiter, ich lerne beide Hauptfiguren kennen, mit beiden kann ich gut mitfühlen. Das Schamgefühl, das Wilhelmine plagt, und auch Jelisawetas Flucht von ihrer Mutter und ihrem zu Hause. An erster Stelle steht dabei natürlich das Geld verdienen, aber ich habe das Gefühl, das Mädchen flüchtet. Beide kommen gut miteinander aus, anfangs. Wilhelmine ist froh, jemanden zu haben, der sich kümmert, und ihr dabei keine Gewissensbisse verursacht.
    Dann der Knall, das Mädchen spricht russisch. Wilhelmine will, dass sie verschwindet. Sofort. Warum erfährt der Leser noch nicht.
    Ich finde es mutig, dass das Mädchen bleibt, das sie aushält.

    Wolfgang Herrndorf – Tschick


    Verlag: rowohlt
    HC: 253 Seiten


    Inhalt


    Mutter in der Entzugsklinik, Vater mit Assistentin auf Geschäftsreise: Maik Klingenberg wird die großen Ferien allein am Pool der elterlichen Villa verbringen. Doch dann kreuzt Tschick auf. Tschick, eigentlich Andrej Tschichatschow, kommt aus einem der Assi-Hochhäuser in Hellersdorf, hat es von der Förderschule irgendwie bis aufs Gymnasium geschafft und wirkt doch nicht gerade wie das Musterbeispiel der Integration. Außerdem hat er einen geklauten Wagen zur Hand. Und damit beginnt eine Reise ohne Karte und Kompass durch die sommerglühende deutsche Provinz, unvergesslich wie die Flussfahrt von Tom Sawyer und Huck Finn.


    Autor


    Wolfgang Herrndorf, 1965 in Hamburg geboren, hat Malerei studiert und unter anderem für die «Titanic» gezeichnet. 2002 erschien sein Debütroman «In Plüschgewittern». Im Jahr 2008 wurde er für «Diesseits des Van-Allen-Gürtels» mit dem Deutschen Erzählerpreis ausgezeichnet. «Es geht also doch: Man kann auf Deutsch intelligente und zugleich extrem lustige Geschichten schreiben», schrieb dazu Ijoma Mangold in der Süddeutschen Zeitung.


    Meinung


    Als erstes ist da der Geruch von Blut und Kaffee. Die Kaffeemaschine steht drüben auf dem Tisch und das Blut ist in meinen Schuhen. Um ehrlich zu sein, es ist nicht nur Blut. Als der Ältere „vierzehn“ gesagt hat, habe ich mir in die Hose gepisst. Ich habe die ganze Zeit schräg auf dem Hocker gehangen und mich nicht gerührt. Mir war schwindelig. Ich habe versucht auszusehen, wie ich gedacht hab, dass Tschick wahrscheinlich aussieht, wenn einer „vierzehn“ zu ihm sagt, und dann hab ich mir vor Angst in die Hose gepisst. Maik Klingenberg, der Held. Dabei weiß ich gar nicht, warum jetzt die Aufregung. War doch die ganze Zeit klar, dass es so endet. Tschick hat sich mit Sicherheit nicht in die Hose gepisst.


    Maik Klingenberg, vierzehn Jahre alt und Neunklässler eines Gymnasiums in Berlin, ist der Sohn reicher Eltern, die sich dem Alkohol und jungen Geliebten hingeben und ihren Sohn dabei sträflich vernachlässigen.
    Das hört sich jetzt alles ziemlich dramatisch und tragisch an, ist es aber nicht. Wolfgang Herrndorf hat einen wunderbaren Roman über ein gewisses Alter geschrieben, in dem man nicht nur schön langsam erwachsen wird, sondern auch so manche Dummheit begeht.
    Ein Roman über DEN Sommer des Lebens, DEN Sommer, den man nur einmal erlebt, DEN Sommer, der alles verändert, DEN Sommer, den man niemals wieder vergisst.
    Maik Klingenberg freundet sich nach langem Zögern mit Tschick an, einem Russen, dem das Herz am rechten Fleck sitzt und der Maik dazu überredet, mit ihm in die Walachei zu fahren … ins Nirgendwo … in einem geklauten Auto.
    Weg von den Eltern, die keine Zeit haben, weg vom blauen Pool, der nicht alles ist im Leben, und weg von Tatjana, in die Maik sich verliebt hat.
    Beide erleben auf ihrer Reise quer durch Deutschland so manches Abenteuer, und begegnen dabei Menschen, die ihnen Gutes wollen, die sich kümmern und sorgen, und manchmal auch seltsam sind.
    Aus der Zweckgemeinschaft der beiden entwickelt sich eine tiefe Freundschaft, eine, die auch Trennung und Polizeigewahrsam überlebt, eine, die man im Leben auch nur einmal erlebt.


    Tschick ist traurig und ungemein lustig zugleich. Tschick ist ein wunder-, wunderschönes Buch. Tschick ist tiefsinnig auf eine ungewohnt leichte Art. Tschick ist unser Highlight des Jahres 2010.


    Unbedingt lesen!!!

    @Buzz


    Da wünsche ich dir ganz, ganz schöne Lesestunden. Ich habe es gestern beendet und habe lange kein so geniales Buch mehr gelesen. Einfach nur liebenswürdig und die Dialoge sind manchmal zum Brüllen komisch. Ich habe mich sehr amüsiert. Sehr empfehlenswert.

    Zitat

    Original von bleeding
    Tolle Fotos auf euren Blog, Kristin. :wave
    Jetzt weiß ich endlich auch, dass Belle Libelle ist und du entsprechend die Li. Hab mich schon gewundert, was für eine unglaubliche gute Kamera die Libelle ihr eigen nennen muss, um solche Fotos schießen zu können. Wollt aber nicht direkt fragen, weil ich mich damit sicherlich geoutet hätte oder mich zumindest sehr verdächtig gemacht hätte.


    Was habt ihr denn für eine Kamera? Das hat mich zwar sehr interessiert, konnte aber in eurem Blog nichts darüber finden...


    Oh das freut uns sehr, dass dir unsere Fotos gefallen und du unseren Blog besucht hast. :-]


    Also wir benutzen eine Panasonic Lumix FZ 38, und sind eigentlich ziemlich zufrieden damit, obwohl sie im Gegensatz zu den tollen Canons usw. preislich noch erschwinglich war.

    Zitat

    Original von pummelbär


    Freut mich, wenn dir dein Päckchen gefallen hat.


    Aber sag mal, haben die beiden "Damen" denn keine Flügel? Sind doch Weinachtsengel.
    Ich hatte auch einen für meine Tochter mitgenommen, und der hat Flügel. Allerdings sind die auf deinen Fotos nicht zu sehen.


    Doch die beiden haben Flügel, nur sieht man die aus der Persoektive nicht, und die sind auch nicht groß, aber sehr passend. :-)

    Ich möchte mich noch einmal herzlich bei pummelbär für das schöne Päckchen bedanken. Ich habe mich sehr gefreut, das Buch gibt Anleitung zu leckeren Rezepten und und die zwei Damen haben einen Ehrenplatz auf dem Fensterbrett bekommen und lachen fröhlich ins Zimmer.





    Weitere Fotos und ein kurzer Bericht stehen bereits Blog.



    Li+Belle



    Danke auch an bleeding und Tea-Bag, es hat mir viel Spaß gemacht. :-]