ZitatAlles anzeigenOriginal von Batcat
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Doch worüber ich mich beim Lesen, ehrlich gesagt, aufgeregt habe: Er ist nach wie vor achtlos im Umgang mit seiner Gesundheit. Sauerstoff? Brauche ich nicht. Schmerztabletten? Nehme ich nicht. Stützstrümpfe? Wozu das denn? Chemotherapie? Muß nicht sein. Medikamente gegen Epilepsie? Kann man die Dosis reduzieren. Das hat mich wirklich genervt und die eine oder andere Nachlässigkeit rächt sich denn folgerichtig auch.
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Das Buch ist ein interessantes Buch über den Umgang mit einer verheerenden Diagnose, doch es hat mich leider recht unberührt zurückgelassen. Ich muß zugeben, ich war auch verärgert über den scheinbar laxen Umgang des Autors mit seiner Krankheit, denn er will ja nach wie vor leben. Es ist ja nicht so, dass er aus purem Fatalismus Therapien ablehnt etc. Daran hatte ich wirklich zu knabbern.
Was ist mit der Beziehung zu Freunden, zur Familie, Gedanken, Gefühle, Hoffnungen? Der emotionale Part ist mir in diesem Buch zu kurz gekommen, „sachliche Emotionen“ überwiegen. Der Autor schreibt über Therapien und Statistiken, über Chancen und Therapien wie QiGong, aber er lässt den Leser nicht an sich ran. Fraglich ist natürlich, ob das überhaupt seine Intention ist. [...]
Deiner Einschätzung kann ich mich nicht anschliessen, Batcat.
Vielmehr finde ich bei Baumann die völlige Absenz von weinerlicher Larmoyanz geradezu "wohltuend".
Seine intelligente und hellhörige Verknüpfung heterogener Theorien und Schulen am eigenen Leib, quasi als Selbstversuch, das hat wirkliche Grösse.
Und der Band atmet eine abgeklärte Zuversicht, dass man aus jeder Zeile merkt, wie sehr da einer an sich und am Verdikt gearbeitet hat.
Gerade diese seine "sachlichen Emotionen" heben sein Buch meiner Ansicht nach weit über die oft pure Selbstbemitleidung anderer, thematisch vergleichbarer "Autobiographen" hinaus.
Und so vieles falsch gemacht hat er wohl bisher auch nicht: Immerhin lebt er inzwischen schon deutlich länger "über dem statistischen Schnitt"...
Wo ich mich dir anschliesse, sind deine guten Wünsche an ihn! Möge er einen weiteren Buch-"Sommer" folgen lassen!
Gruss: Walter
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