Beiträge von nessie

    Maharet: Ich verstehe es auch nicht, aber einiges im Roman ist aus dem Versuch entstanden, es doch irgendwie für mich zu erklären. Deshalb habe ich diese ständige Kriege zw. den Stämmen und Sippen betont - das können wir auch kaum verstehen, aber es hat vermutlich eine Rolle gespielt. Oder auch nicht - ich war glücklicherweise nicht da. :-)


    Ein paar Links zur Aussprache im Altirischen:


    http://www.smo.uhi.ac.uk/sengoidelc/donncha/labhairt.html


    http://en.wikipedia.org/wiki/Old_Irish


    Ich weiß nicht, ob es etwas Vergleichbares auf Deutsch gibt.

    Tja, ich gebe zu, ich bin Agnostikerin. Ich habe auch deshalb immer wieder ein bisschen Angst bezüglich Marketing-Strategie des Verlags für meinen Roman. Ich finde vieles sympathisch an den alten gälischen Glauben, besonders was die Rolle der Frau betrifft. Andererseits ist Tod im Ruhm (sprich Krieg) sehr verherrlicht im alten Irland.


    Ich musste aber die christliche Religion der Zeit genauso recherchieren wie die verschiedenen religiösen Strömungen in Irland. Und trotz einer gewissen Schwäche für die alt-irischen Religionen (gerade wegen der vergleichsweisen starken Rolle der Frau, wie es z.B. in der Scheidungsfrage, die ich anderso erwähnt habe), musste ich mir überlegen, wieso die christliche Religion so schnell und so übermässig Fuss fassen konnte. Einige Szenen des Romans sind direkt daraus entsprungen. Als Frau kann ich nicht ganz verstehen, aber andererseits sagen uns die Quellen aus dem 5. und 6. Jh. siemlich eindeutig, dass Christentum dem alten Irland nicht von oben verabreicht wurde, durch irgendwelche männlichen Herrschen, sondern dass es eher von unten nach oben gekommen ist - und dass Frauen auch eine tragende Rolle dabei gespielt haben. Das habe ich versucht zu verstehen und mit einzuarbeiten. Dabei habe ich vor allem auf das zurückgegriffen, das mir am ehesten persönlich als Erklärung dienen konnte, und zwar die einerseits sehr kriegerische und andererseits sehr hierarchisch aufgestellte altirische Gesellschaft. Es ist natürlich nur ein Gedankenspiel, aber eben eins, das es mir ermöglichte, eine (mindestens fiktive) Erklärung für die schnell zunehmende Zuwendung zur christlichen Religion zu finden.

    Ursprünglich war das erste Buch tatsächlich um einiges länger, aber mir wurde mehrmals geraten, es zu kürzen - jetzt habe ich so langsam das Gefühl, dass ich etwas zu heftig diesen Rat gefolgt bin. :-/


    Zeitangaben habe ich nicht angegeben, weil im fünften Jahrhundert die Angaben zu den Lebenläufen der geschichtlich erwähnten Personen sehr stark schwankt. Zum Beispiel St. Patrick (Patraic in meinem Roman): mal lebt er über hundert Jahren, mal kommt er zuerst anch Irland um 450, mal kommt er schon 430. Vieles ist also im Bereich des Legendären. Für mein Gefühl, wenn ich eine genaue Zeit angegeben hätte wäre das fast wie eine Behauptung, das mein Roman tatsächlich um historisch Belegbares geht. Aber auch eine Figur wie Loegaire kennt man vor allem aus Legenden und Geneologien, die oft hinterher beschönigt waren, sei es aus politischen oder religiösen Gründen.


    Ich habe zwar sehr, sehr viel recherchiert, aber letzendlich is das Buch doch Fantasy, wenn mit einem "historischen" Hintergrund (soweit das für das 5. Jh. in England und Irland möglich ist).

    Was Scheidungen im alten Irland betrifft, kann man aus den Brehon-Gesetze schliessen, dass dies durchaus möglich war, obwohl die Gesetze erst schriftlich fixiert wurden, nachdem Christentum nach Irland gekommen ist. Es gab sowohl eine Reihe von verschiedenen Arten von Ehe als auch viele anerkannte Gründe für Scheidung. Auch je nachdem welche Form der Ehe eingegangen wurde, war auch die Scheidung dementsprechend leichter oder schwieriger. Für diejenigen, die mehr darüber lesen möchten, kann ich "Sex and Marriage in Ancient Ireland" von Patrick Power empfehlen. Es ist eigentlich ganz faszinierend, was damals alles möglich war. Eine Frau konnte z.B. sich ohne Zustimmung des Mannes von ihm scheiden lassen, wenn er Gerüchte über sie verbreitet hatte, sich lustig über sie gemacht hatte, oder sie geschlagen hatte, u.a. Die Brehon-Gesetze waren bis zum etwa 12. Jh. gültig - danach konnte man sich in Irland erst 1995 wieder scheiden lassen.

    Nebulas: Die Preisverleihung wird jedes Jahr an einem anderen Ort ausgetragen, aber egal wo, ich war noch nie dabei, nein. Meine wichtigste Nominierungen bisher waren die Sturgeon und Tiptree Awards, beide für "Looking Through Lace," die ich für den International Pixel-Stained Technopeasant Day auf meine Webseite hochgeladen habe (zuerst bei Asimov's veröffentlicht):


    http://www.ruthnestvold.com/Lookingthroughlace.htm


    In der italienischen Übersetzung hat sie den Premio Italia gewonnen - und ich war nicht dabei. Dafür habe ich endlich die Pyramiden gesehen. :-)


    Konkurrenz fur den Nebula ist tatsächlich sehr stark dieses Jahr. Ich habe eigentlich keine große Hoffnungen, dass ich tatsächlich gewinnen könnte, und zuerst wollte ich nicht hin, unter anderem weil sie zuerst aus Versehen meine Geschichte von dem Ballot weggelassen haben, und ich hatte mich damit abgefunden, dass ich ich nicht dabei war. Andererseits, so oft kommt es nicht vor, dass frau für den Nebula nominiert wird; da enttäuscht zu werden ist wohl schon eine Erfahrung wert.


    Kurzgeschichten: Freut mich, dass meine dir gefallen, Bücherfreak! Bin eh erstaunt, dass ein paar von euch meine überhaupt kennen, da es immer heisst, dass in Deutschland sich niemand für Kurzgeschichten interessiert.


    Hypertext: Ja, Googol, die Experimente mit Hypertext scheinen nachgelassen zu haben, aber ich würde es trotzdem nicht als gestorben bezeichnen. Hypertext (und Hypermedia) bieten so viele neue Möglichkeiten, eine Geschichte zu erzählen, irgendwann werden es Leute entdecken, die sich nicht nur profilieren wollen und tatsächlich mit den Links auch Spannung erzeugen wollen; dann wird es eine Renaissance geben. My two cents. :-)


    Meine eigene Experimente könnt ihr übrigens hier sehen:


    http://www.ideomancer.com/main/vol5issue2/nestvold/one.html


    http://www.lit-arts.net/Cutting_Edges/1stpage.htm


    http://www.lit-arts.net/JHIB/begin.htm


    Für "Triple Helix" (mein erster Hypertext-Versuch im Bereich SF) habe ich sogar Geld bekommen. *g* Für die anderen zwei gab es nur Anerkennung und Einladungen auf Tagungen - die aber vom Geldwert her vermutlich mehr waren. :lache

    Collaborations: Jay schreibt oft mit anderen Autoren zusammen, ich weniger. Er hat eine Zusammenarbeit vorgeschlagen, und es hat eigentlich ganz gut geklappt, weil wir uns von unseren Stärken her gut ergänzen. Zur Zeit sind aber die gemeinsamen Projekte auf Eis, weil wir beide mehr an Romanen schreiben. Ich hoffe, dass wir zumindest die angefangenen Geschichten irgendwann zu Ende schreiben. Bei den anderen Autoren, mit denen ich das versucht habe, hat es nicht ganz so gut geklappt.


    Shadow of Stone: Immerhin weiss ich dann, für wen ich den Roman schreibe, Steena! *g* Schön zu wissen, dass jemand darauf wartet. :)


    Kampfszenen: Obowhl mein Buch Fantasy ist, war eines meiner wichtigsten Ziele ein Gefühl für die rauhe Zeit des fünften und sechsten Jahrhunderts zu erschaffen, und dazu gehört eben Krieg. Die Liebesgeschichte wollte ich einem Hintergrund geben, wie es vielleicht zu der Zeit gewesen wäre. Der Verlag hat eigentlich so gut wie nichts am eingereichten Manuskript gemacht, von der Übersetzung abgesehen. *g* Die Kampfszenen waren drin. Zu meinen Lieblings-Artus-Romanan gehört nun mal Rosemary Sutcliffe, Sword at Sunset, bei dem es auch sehr viel um die Kriegshandlungen und politischen Machenschaften geht.

    Zur Frage Kurzgeschichten und Romane:


    Im Augenblick arbeite ich an einem zweiten Roman in der gleichen Welt wie Flamme und Harfe, Shadow of Stone. Es ist keine Fortsetzung im engeren Sinne, weil Flamme und Harfe ja eine in sich abgeschlossene Handlung erzählt. Stattdessen wird es eine neue Geschichte im bekannten Universum sein, in der víele der eingeführten Personen wieder vorkommen. Hintergrund werden allerdings die Erzählungen des Untergangs in der Artus-Sage sein, also zumindest in dieser Hinsicht bewegt sich der nächste Roman in die gegenteilige Richtung wie Flamme und Harfe.


    Zur Zeit bin ich also mit Romanschreiben voll beschäftigt und habe kaum noch Zeit für Kurzgeschichten. (Und danke, übrigens, Herr Palomar, für's Kompliment!) Es fehlt mir aber sehr, und wenn ich mit diesem Roman fertig bin, will ich eine Pause einlegen und mich zumindest ein paar Monate lang wieder Kurzformen widmen. Ich schreibe nun mal gern beides. Als ich Yseult geschrieben habe, konnte ich Kurzgeschichten nebenher schreiben, aber jetzt gibt es Druck vom seiten des Verlags, schneller fertig zu sein, was ich früher nicht hatte.


    Ein weiterer Roman ist schon fertig, aber es passt nicht zu Flamme und Herfe (es ist eine Zeitreise ins 17. Jahrhundert und geht um die erste professionelle Schriftstellerin in englischer Sprache, Aphra Behn.) Dann gibt es noch Fragments of Legend, ein Roman der spielerisch mit den Nibelungen-Legende umgeht und auf drei verschiedenen Zeit- und Erzählebenen spielt, einer halb-legendären, einer mittelalterlichen und einer zeitgenössischen. Ich hatte bereits etwa 60.000 Wörter der ersten Fassung des Nibelungenromans geschrieben, als ich Flamme und Harfe verkaufte. Danach war es wichtiger, den ohnehin geplanten zweiten Roman in der gleichen Welt zu schreiben.


    Sind damit die Fragen halbwegs beantwortet? :-)

    Ich habe meine ursprüngliche Antwort im Forum gefunden - ich hoffe, es stört euch nicht, wenn ich mich selbst zitiere. *g* (Auf die anderen Fragen gehe ich gleich ein.) Von meinem ersten Beitrag im Forum:


    Ich habe das Buch auf Englisch geschrieben, Originaltitel war Yseult. Ja ich wohne seit 30 Jahren in Deutschland, aber ich habe trotzdem nicht das gleiche Sprachgefühl für Deutsch wie für meine Muttersprache.


    Dass das Buch zuerst auf Deutsch erscheint ist eigentlich eine ganz komische Geschichte. Ich bin keine absolut Unbekannte auf Englisch. Ich habe schon einige Kurzgeschichten veröffentlicht, auch in den größeren SFF-Zeitschriften wie Asimov's, Realms of Fantasy, und F&SF. Ein paar wurden für Auszeichnungen nomierte, ein paar in Years Best Anthologien aufgenommen. Zur Zeit ist sogar eine Geschichte von mir für den Nebula nominiert. Dennoch habe ich seit Jahren mit Romanen kein Erfolg gehabt. Beispiel Yseult: in USA kann man fast überhaupt nicht mehr direkt bei den Verlagen einreichen, muss man also zuerst einen literarischen Agenten haben. Eine der Agenturen, die Interesse zeigte, wollte das Manuskript "exklusiv" angucken, und ich habe eingewilligt. Nach einem Jahr ohne Meldung und ohne Antwort auf Emails habe ich den Roman zurückgezogen und die Suche nach einem Agenten wieder aufgenommen. Einige haben wieder Interesse gezeigt aber keine Agentur hat zugebissen.


    In der Zwischenzeit hatte ich von einem Bekannten in einem Online-Workshop erfahren, der aufgrund seiner Kurzgeschichten eine Anfrage von Piper bekommen hat, ob er denn einen Roman in der Schublade hätte? Es wäre mir sonst nie in dem Sinn gekommen, dass ich meinen Roman auch in Deutschland einreichen könnte -- ich schreibe ja schließlich auf Englisch. Aber daraufhin habe ich kurz die deutschen Fantasy-Verlage unter die Lupe genommen und drei ausgewählt, u.a. Blanvalet / Random House (damals gab es Penhaligon noch nicht) und allen Anfragen mit einseitiger Zusammenfassung des Romans geschickt.


    Innerhalb von einer Woche hat Urban Hofstetter von Random House Germany angerufen und mich gebeten, den kompletten Roman zu schicken. Und innerhalb von einem weiteren Monat, hat er mir ein Angebot gemacht.


    Und so kam es dazu, dass eine Amerikanerin in Deutschland, die in ihrer Muttersprache schreibt, die erste Romanveröffentlichung auf Deutsch hat (was meiner Familie in USA ziemlich ärgerlich findet, weil sie Deutsch nicht können).

    Vielen Dank für die vielen schönen Kommentare!


    Nun, was die Namensgebung betrifft, in den mittelaltlichen Versionen von Tristan und Isolde haben Mutter und Tochter (und noch eine dritte Figur, die später auftaucht) den gleichen Namen. (Isot bie Gottfired von Straßburg, z.B.) Es gibt auch Traditionen, die drei Guiniveres im Leben von Artus nachgehen. Es gibt allerlei Theorien, wieso es immer wieder drei gleichnamige Frauenfiguren in mittelaltliche Epen gegeben hat, die hier etwas den Rahmen sprengen würde. Kurz - ich habe mich entschieden, die drei Yseults zu behalten. Tut mir leid wegen der Verwirrung, aber ich habe meine Quellen sehr lieb gewonnen und habe mich nun mal so entschieden. Das ist auch der Grund für die merkwürdigen Namen. Ich konnte es einfach nicht über's Herz bringen, die zu vereinfachen.


    Was Laoghaire / Loegaire betrifft: ich habe die Schreibweise der irischen Figuren aus Irish Kings and High Kings von FJ Byrne verwendet. Das der Name bei Gabaldon für eine Frau verwendet wird, verstehe ich nicht ganz, aber vielleicht ist es inzwischen als Frauenname gängig. (Laoghaire ist die moderne Schreibweise des altirischen Namens.) Wenn Zitate aber andere Schreibweisen der vielen Namen verwendet habe, habe ich dies auch beibehalten - da sie eben Zitate sind. Es gibt nun unzählige Schreibweisen für die altirischen Namen, und auch nicht wenige für die Artus-Figuren.


    Den irischen Legenden zufolge war Loegaire Hochkönig im 5. Jahrhundert:


    http://en.wikipedia.org/wiki/L%C3%B3egaire_mac_N%C3%A9ill


    Wahrscheinlich mehr, als ihr wissen wollt. :-)

    TheAlice: Tut mir leid, das Buch ist noch nicht auf Englisch erschienen, und bisher gibt es auch kein Verlag, der sich dafür interessiert. :-( Ich habe die leise Befürchtung, dass es ein Bestseller hier sein müsste, bevor die amerikanischen oder englischen Verlage Interesse hätte.


    Aber wer weiss - wenn vielleicht meine Kurzgeschichte den Nebula gewinnt ... *g*

    Bin spät gestern Abend aus Leipzig zurückgekommen - es war klasse! Obwohl ich Neulingsautorin bin, waren meine Lesungen gut besucht (ausser einer JWD von Leipzig, wohl eine Fehlkalkutiaon meines Verlags, aber wirkliche kein Problem, hat mich nicht gekränkt). Ich war eher erstaunt, dass so viele Leute immer eingefunden haben bzw. stehengeblieben sind, als ich schon mit dem Lesen angefangen habe. Bei dem Fantasy-Leseinsel war da schon ein bisschen Kommen und Gehen, aber es blieb bei beiden Terminen halbwegs voll, auch nachdem andere, begehrtere *g* Veranstaltungen angefangen hatte. Im Cafe dafür waren nur noch Stehplätze. Ich bin ganz zufrieden, vor allem auch deshalb, weil meine "Betreuer" von Random House auch sehr zufrieden waren. Frau will ja ihren Verlag glücklich machen!


    Was das englische Original betrifft, ich glaube, es wäre besser, es hier nicht gleich öffentlich zu machen - da könnte der Verlag etwas dagegen haben. Wenn die Interessenten sich weite bei mir melden, dann habe ich noch den Überblick, wer eine Kopie des Manuskripts bekommen hat. Ich hoffe, dass ist für alle ein verständlicher Grund. (Meine erste Reaktion war immerhin, klar, natürlich! aber mit etwas Überlegung bin ich davon abgekommen.)


    Ich werde in den nächsten Tagen Bilder in Flickr einstellen und werde hier den Link posten.