Beiträge von Jersey

    Ich habe Tannöd sehr gerne und sehr rasch gelesen, was keine Kunst ist, denn es umfasst gerade mal gute 120 Seiten in großzügigen Kapiteln.


    Es ist sicherlich der unorthodoxe Aufbau, der dieses Buch so originell macht, der Plot selber ist eher unspektakulär. Anhand von Verhören einzelner Personen dieses Dorfes erfährt der Leser vom geschehenen Mord.


    Sehr gut getroffen ist die Bevölkerung in diesem Bauerndorf, jedes "Verhör" ist sprachlich der jeweiligen Person angepasst, man hört sie direkt reden! Ebenfalls gut getroffen ist die Mentalität dieser Leute, es wird gemunkelt, es wird getratscht, doch offiziell weiß niemand was und möchte sich um Gottes Willen nicht die Finger schmutzig machen.


    Das Ende fand ich etwas unpassend, etwas plump, zudem der Täter ohnehin vorher schon absehbar ist. Ein etwas "offeneres" Ende hätte mir in diesem Fall besser gefallen.


    Allem in allem ein sehr unterhaltsames Buch für einen Nachmittag!

    Leider konnte ich mich für dieses Buch bis zur letzten Seite nicht begeistern und es ist meiner Meinung nach in keinster Weise mit dem "Nachtzug nach Lissabon" vergleichbar. Hat "Nachtzug nach Lissabon" schon phasenweise Platitüden und aufgewärmte Klischees vermittelt, so schießt dieses Buch meiner Meinung nach den Vogel ab.


    Über 250 Seiten werden nichts als Banalitäten beschrieben. Jeder versinkt in Selbstmitleid, besonders der Protagonist und Vater von Lea sieht sich sehr gerne in der "Opfer- und Märtyrerrolle". Mit solchen Menschen habe ich "im wirklichen Leben" ein Problem, und auch im "Buchleben". Merciers ausgefeilte Sprache versinkt hier im Melodramatischen, Trübsinnigen, Sentimentalen und Pathetischen.
    Außerdem hätte ich mir gewünscht, ein bisschen mehr von Adrians Schicksal zu erfahren. Er bleibt zu sehr im Hintergrund und seine Vergangenheit wird nur angedeutet.


    Für mich war es leider ein Flop.

    Irma ist Journalistin, Alleinerzieherin eines 3-jährigen Sohnes, sie lebt in Wien. Mira ist Altenpflegerin, verheiratet und lebt in Rom.
    Es sind nicht nur die Buchstaben, aus denen sich ihre Vornamen zusammensetzt, was die beiden verbindet. Obwohl sie nie einander begegnen, berühren sich ihre Lebenswege und Schicksale in ungeahnter Weise.


    Mira lebt ihren Beruf, sie hat die nötige Geduld, das Einfühlungsvermögen und die Nervenstärke für die ihr anvertrauten alten Männer auf der Pflegestation. Es fällt ihr schwer, zuhause abzuschalten. Auch ihr Gatte Vittorio, Antiquitätenhändler – bzw. vielmehr –sammler – gibt ihr Grund zur Sorge. Schweigen, Distanziertheit und Misstrauen weisen auf das langsame Ende der Ehe hin. Der Gedanke, es sei eine andere Frau im Spiel, lässt Mira nicht mehr los.


    Rino, der Vater von Irmas Sohn, ist Römer, das Kind entsprang einer kurzen Affäre. Seitdem ist der Vater spurlos verschwunden. Für Irma erschwerend ist der Umstand, dass sie seit einem Nierenversagen bei Florians Geburt Dialysepatientin ist. Ihr Leben ist dadurch eingeschränkt, kompliziert und schwierig. Eines Nachts ereilt sie der sehnlich erwartete Anruf aus dem Krankenhaus, die Transplantation gelingt und Irma erwacht über Nacht zu einem neuen Leben. Doch richtig genießen kann sie diese Unbeschwertheit, Unabhängigkeit nicht. Der Gedanke, dass jemand sein Leben dafür hat lassen müssen, beschäftigt sie. Sie möchte unbedingt die Umstände über den Tod des Organspenders kennen, sie möchte teilhaben an dessen Leid, das zu ihrem Glück wurde. Als ihr Sohn beginnt, nach seinem Vater zu fragen, macht sie sich auf den Weg nach Rom. Unterstützt wird sie von Davide, dem Lebensgefährten ihres homosexuellen Bruders, der seinerseits wieder mit aufkommenden Problemen in seiner Beziehung konfrontiert wird.


    Großartig, wie die Autorin diese beiden Schicksale in einer Art „Spiegelgeschichte“ verwebt.
    Einfühlsam, liebevoll, ohne Sentimentalität und ohne Kitsch werden die Zustände im Pflegeheim beschrieben mitsamt den Schrullen der alten Männer, dem psychischen und körperlichen Druck des Pflegepersonals. Miras Gefühle und Ängste über die langsame Zerrüttung ihrer Ehe, ihre Versuche, den Schaden zu begrenzen um sich dann eingestehen zu müssen, dass das Vertrauen, die Sicherheit verloren gegangen ist. Während Miras Hoffnungen, Sehnsüchte und Wege einem Ende zusteuern, erwacht Irma praktisch über Nacht zu einem neuen Leben. Plötzlich nimmt sie die Farben des Lebens war, die Welt erscheint bunt, Details und Kleinigkeiten werden ihr bewusst, wenn auch der Gedanke, dass jemand sterben musste, damit sie leben kann, diese Freude trübt.


    Für mich ein Meisterwerk – inhaltlich und stilistisch, und sicherlich ein – wenn nicht DAS - Highlight des Jahres!


    Sabine Gruber wurde 1963 in Meran geboren und studierte Germanistik, Geschichte und Politikwissenschaft in Innsbruck und Wien. 1988-1992 Universitätslektorin in Venedig. Sie lebt in Wien.
    Sie erhielt u.a. den Förderungspreis der Stadt Wien, das Solitude-Stipendium, den Priessnitz-Preis und den Förderungspreis zum österreichischen Staatspreis sowie das Heinrich-Heine-Stipendium der Stadt Lüneburg und das Elias-Canetti-Stipendium der Stadt Wien.
    Neben Erzählungen, Hörspielen und Theaterstücken veröffentlichte sie die Romane "Aushäusige" (1996) und "Die Zumutung" (C.H.Beck, 2003) sowie den Lyrikband "Fang oder Schweigen" (2002).

    Niels Fredrik Dahl - Im letzten Sommer


    Der Erzähler kehrt noch ein letztes Mal zu seinem idyllischen Häuschen an der norwegischen Küste, in dem er fünf Jahre lang mit seiner Frau Siri lebte, zurück. Das Haus sollte verkauft werden.
    Während er mit seinem treuen Hund Wuschel durch die wildromantische Wälder streift ruft er sich die Ereignisse des letzten gemeinsamen Sommers in Erinnerung. Wie immer verbrachten seine Frau Siri und er, beide in zweiter Ehe miteinander verheiratet, den Sommer an der Küste, als es zu einer zufälligen Begegnung mit einem eingemieteten, attraktiven Feriengast kam. Von diesem Zeitpunkt an empfindet der Erzähler eine Veränderung bei seiner Frau. Ihre langen einsamen Spaziergänge, die Radtouren ohne ihn machen ihn misstrauisch und lassen seine Eifersucht überhand nehmen.


    Es bedarf nicht vieler erklärenden Worte, die Eifersucht, das Misstrauen des vermeintlich gehörnten Ehegatten wird mit großer psychologischer Spannung aufgebaut, Ungesagtes und Beiläufiges werden überbewertet, sein Leben ist bestimmt von Verdächtigungen und Mutmaßungen. Doch der Leser erfährt die Ereignisse nur aus der Sicht des Erzählers, es bleibt viel Freiraum für eigene Interpretationen.


    Ein Buch für einen Nachmittag – es hat nur 170 Seiten und ist aufgrund von Stil und Spannung ohnedies kaum aus der Hand zu legen – von mir eine Empfehlung!!



    Niels Fredrik Dahl (kopiert von wikipedia)


    geboren 1957, ist ein norwegischer Lyriker, Bühnenautor und Romancier. Er ist in zweiter Ehe mit der norwegischen Schriftstellerin und Journalistin Linn Ullmann verheiratet. Sie haben eine gemeinsame Tochter. Für seinen Roman "Auf dem Weg zu einem Freund", mit dem zum ersten Mal ein Werk des Autors auf Deutsch erschien, erhielt er u.a. den renommierten Brage-Preis.

    Mark Nykanen - Der Fallensteller
    OT: "Search Angel"
    Limes Verlag 2005
    ISBN 978-3-8090-2472-9


    Mit ihrer ganzen Kraft und Energie widmet sich die 36-jährige Suzanne Trayle ihrem Lebenswerk – sie möchte Adoptivkinder mit ihren leiblichen Müttern zusammenbringen. Unermüdlich forscht sie nach Informationen über suchende Mütter und gesuchte Kinder, tritt medienwirksam für die Offenlegung der Adoptionsakten und den leichteren Zugang zu den Informationen ein.
    Suzanne Trayle kann viele Erfolge verbuchen, sie wird in Insider-Kreisen der „Engel der Suchenden“ genannt. Doch ihr größter persönlicher Erfolg, nämlich ihren eigenen Sohn, den sie 14jährig gebar und zur Adoption freigab, wiederzufinden, blieb ihr bis jetzt verwehrt.


    Harold Brantley ist Psychologe. Seine Klientel sind Mütter, die ihre Kinder zur Adoption freigaben und von diesem Erlebnis traumatisiert sind. Getrieben von den schlimmen Erfahrungen seiner eigenen tristen Kindheit sinnt er auf Rache. Er bemächtigt sich auf grausame Weise der Informationen, die Suzanne in jahrelanger intensiver Arbeit über suchende Mütter gesammelt hat und wird zu einem bestialischen Serienkiller von Frauen, die ein Kind zur Adoption freigegeben haben.


    Mit dem Charakter des Harold Brantley werden die tiefsten menschlichen Abgründe freigelegt. Unvorstellbare Grausamkeit, abartige, bestialische Morde und blutrünstige Szenen entführen den Leser auf einen wahrlichen Horrortrip. Aufgrund einer genial aufgebauten Erzählperspektive – es wird abwechselnd aus der Sicht der Suzanne und des Mörders geschildert – sieht sich der Leser immer ein wenig im Vorsprung. So wird eine immense Spannung aufgebaut, die bis zur letzten Seite andauert. Überraschende Wendungen, psychologische Tiefblicke und ein meiner Meinung nach berührendes – nicht vorhersehbares – Ende unterscheiden dieses Buch von herkömmlichen Thrillern. Nichts für Zartbesaitete, aber Liebhaber dieses Genres werden ihre Freude haben!


    Mark Nykanen arbeitet als amerikanischer Enthüllungsjournalist und erhielt für seine Arbeit als NBC-Reporter bereits vier Emmys. Für seinen Debut-Roman "Hush" wurde er mit dem Edgar-Allan-Poe-Award ausgezeichnet, der internationale Durchbruch gelang ihm mit seinem Psychothriller "Totenstarre" (" The Bone Parade", 2004).

    David Albahari - Die Ohrfeige
    Eichborn Verlag 2007
    400 Seiten
    ISBN: 978-3821857855



    Belgrad, 1998. Der namenlos bleibende Erzähler befindet sich auf seinem täglichen Spaziergang entlang des Donauufers als er beobachtet, wie ein Mann eine junge Frau ohrfeigt und anschließend im Menschengewühl verschwindet. Der Erzähler – sensibilisiert durch den politischen Umbruch in seinem Heimatland – misst dieser Beobachtung große Bedeutung zu, sein bisher ruhiges Leben – er arbeitet an Übersetzungen und an einer wöchentlichen Kolumne – gerät in Bewegung. Er vermeint plötzlich bedeutungsvolle Zeichen in Form von Doppeldreiecken und Zahlenkombinationen zu erkennen, fühlt sich übersinnlichen Schwingungen ausgesetzt und sieht sich als Teil einer großen Verschwörung. Infolge einer Reaktion auf eine Zeitungsannonce wird ihm ein Manuskript zugespielt, das die jüdische Bevölkerung eines Stadtteils Belgrads mit der Kabbala verbindet und die Vision der Errichtung eines Golems enthält. Er sucht den Kontakt zu jüdischen Kreisen, lässt sich in die Magie und Tradition der Kabbala einführen und sieht sich bald selber als Teil dieser verschwimmenden Realität und in verschwörerische Verkettungen verstrickt. Diese neuen Erfahrungen veranlassen ihn, in seiner Kolumne zu nationalsozialistischen Gedanken, Antisemitismus, Fremdenfeindlichkeit und dem ungelösten Kosovo-Konflikt Stellung zu nehmen, was zu Drohungen, Schikanierungen und Anfeindungen seiner Person führt.


    Neben ethnischen Grundfragen über Gut und Böse, Rassismus, Antisemitismus und Nationalismus beschäftigt sich das Buch mit der Welt der Mystik, der Zeichenlehre und Magie. Es verlangt vom Leser große Aufmerksamkeit, all die Gedanken nachvollziehen zu können, da der Protagonist auch einem gelegentlichen Joint nicht abgeneigt ist und deshalb ohnedies Reales und Imaginäres verschwimmen. Es ist oft schwer zu erkennen, welche Erlebnisse real sind und welche der Fantasie und Einbildung entspringen. Trotz der sprachlichen Ausgefeiltheit und meiner Meinung nach großartigen Übersetzung fiel es mir persönlich schwer, mich auf dieses Buch einzulassen, die Konturen waren zu verschwommen, der Sog dieser Traum- und Fiktionswelt erfasste mich nur am Rande. Dennoch fand ich in diesem Buch großartige Ideen und Erkenntnisse, so stellt z.B. der Protagonist seine eigene Person, die Bedeutung eines Einzelnen im weltlichen Getriebe immer wieder in Frage:


    Im nächsten Augenblick fragte ich mich, was ich da eigentlich tat: Mein Land war dabei auseinander zu fallen, Bombendrohungen hingen in der Luft wie überreifes Obst, Menschen zerbrachen, als wären sie aus Legosteinen zusammengesetzt, der Irrsinn war nahe daran, zum Normalzustand erklärt zu werden, und ich vergeudete meine Stunden und Tage mit kabbalistischen Geheimnissen und antijüdischen Verschwörungen, um dahinter zu kommen, wer im Morast des Flusses Spuren hinterlassen hatte, die längst verwischt waren.


    Ein eigenwilliges Buch, ein Buch das den Leser fordert und dem ich viele Leser wünsche.


    David Albahari, geb. 1948 in Pec/Serbien studierte Anglistik in Belgrad und war Herausgeber mehrerer Literaturzeitschriften. Seit 1994 lebt er in Kanada als Schriftsteller und Übersetzer. Für seinen Roman "Mutterland" erhielt er 1997 den NIN Preis.
    Ebenfalls auf Deutsch erschienen:
    „Beschreibung des Todes“, 1993
    „Tagelanger Schneefall“ , 1997
    „Wind vorm Fenster“, 1998
    „Mutterland“, 2002
    „Götz und Meyer“, 2003
    „Fünf Wörter“, 2005


    Lesereise im November von David Albahari:


    Dienstag, 6.11. Frankfurt, Literaturhaus
    Mittwoch, 7.11. Hannover, Literaturbüro, Literaturetage im Künstlerhaus
    Donnerstag, 8.11. Zürich, Literaturhaus der Museumsgesellschaft
    Montag, 12.11. Darmstadt, Literaturhaus
    Dienstag, 13.11. Esslingen, Stadtbücherei

    Ich schließe mich eher der kritischen Fraktion an.


    Die Geschichte selber, den "Plot" sozusagen, finde ich ausgesprochen interessant, die Ausgangssituation - 4 skurrile Personen mit allen Macken und Neigungen in einer WG - umwerfend! Der Aufbau des Buches, die wechselnde Perspektive, Rückblenden verwoben mit Gegenwärtigem ist ebenfalls sehr innovativ und bemerkenswert. Und dazu ein Buchcover, das ansprechend und einladend ist.


    Leider scheitert das Buch an der Ausführung. Die Charaktere bleiben flach, Hintergründe werden uns vorenthalten, auf psychologische Zusammenhänge - die in diesem Buch enorm interessant wären - wird gar nicht eingegangen. Ich hätte mir gewünscht, die Person des Philibert näher kennen zu lernen, er verkümmert irgendwie zu einer Karikatur. Dazu eine sehr eigenartige Sprache - ich habe den Verdacht oder hoffe einfach nur, dass die Übersetzung einfach unglücklich gelungen ist. Stellenweise gleitet das Buch in absolut kitschigen Phrasen ab, vom Happy-End ganz zu schweigen.
    Aufgrund der vielen Dialoge, der ständig wechselnden Szenen schreit es geradezu nach einer Verfilmung und ich kann mir vorstellen, dass in diesem Fall der Film ausnahmsweise besser ist als das Buch.

    Danke, Herr Palomar für diese ausgezeichnete Vorstellung. Ich schätze Köhlmeier sehr.
    Das Buch ist ja erst ganz frisch auf den Markt oder? Ich habe schon lange ein Auge darauf geworfen, es war aber bis vor kurzem noch nicht erhältlich.

    Es ist schon etwas länger - ca. 1,5 Jahre - her, dass ich dieses Buch gelesen haben. Aufgrund der momentan Leserunde dazu habe ich bemerkt, dass ich gar keine Rezension eingestellt habe.


    Diese möchte ich Euch nicht vorenthalten:


    Bei diesem Buch wäre ich fast gekentert. Eigentlich bin ich gekentert . Für mich ist nicht "das drinnen, was außen draufsteht" , d.h. ich habe vom geschriebenen Inhalt nicht wirklich viel mitbekommen.
    Dieses Buch ist fraglos ein literarisches Meisterwerk in Sprache und Darstellung. Wenn aber Sätze derart verschachtelt sind, mit Nebensätzen und zu allem Überfluss noch Erklärungen in Klammern gespickt sind dass sie nicht selten den Umfang von 2 bis 3 Seiten einnehmen, bin ich leider unfähig, den Sinn zu erfassen. Dies übersteigt meinen Horizont.
    Zudem gibt es keine durchgehende Geschichte sondern vielmehr zusammenhanglose Mosaiksteine zweier Lebensgeschichten. Die Personen haben keinen Namen, was die Sache und das Verständnis zusätzlich erschwert, an vielen Stellen wusste ich defninitv nicht - auch nicht nach mehrmaligem Lesen - von wem nun die Rede ist.


    Wie gesagt, es handelt sich unbestritten um ein literarisches Meisterwerk, den Nobelpreis hat er sich verdient - aber meiner Meinung nach ungeeignet für den Durchschnittsleser.
    Mich würde ungeheuer interessieren wie es jenen ergangen ist, die das Buch schon mal zur Hand genommen haben!

    Ich verfolge mit großem Interesse Eure Leserunde ... ich habe das Buch vor ca 1 Jahr gelesen, und gratuliere beowulf für den treffenden Kommentar! :anfeuer


    kurzum: ich habe das Buch auch gemeinsam mit anderen - ähnlich einer Leserunde - gelesen, das war aber auch der einzige Grund/die einzige Motivation, es auszulesen.


    also dann, viel Spaß noch! :crazy

    Ich finde, die beiden Bücher kann man nicht vergleichen. "Am Hang" habe ich als lsehr gut lesbar in Erinnerung, es hat mir äußerst gut gefallen. Zündel brauchte da schon mehr Aufmerksamkeit und Konzentration.

    Während seine Frau in den Wehen liegt, irrt Bird, ein junger Mann Mitte 20, durch die Stadt. Er kämpft mit der Befürchtung, dass mit der Geburt eines Kindes seine Jugend nun endgültig vorbei ist und sein Traum, nach Afrika zu reisen, in unerreichbare Ferne rückt. Der Griff zur Whiskeyflasche erscheint ihm sehr verlockend, doch er hatte dem Alkohol abgeschworen.


    Seine Befürchtungen verhärten sich, als er erfährt, dass sein Sohn mit einer schweren Missbildung des Gehirnes geboren wurde. Unfähig, sich mit diesem Schicksal auseinanderzusetzen, völlig überfordert und erfüllt von Gefühlen der Scham, beginnt für Bird eine Flucht vor den Tatsachen. Er gibt sich dem Alkohol hin, beginnt eine heiße Affäre mit einer früheren Freundin und wartet auf den Anruf des Krankenhauses, das ihm den Tod des Kindes mitteilt und ihn so aus diesem Alptraum befreien soll.


    Beeindruckend wird die Entwicklung des anfangs unreifen, völlig überforderten Bird geschildert. Seine Gedankengänge werden schonungslos, fernab von moralischen und ethischen Grundsätzen, aber dennoch sehr nachvollziehbar, dargelegt. Unfähig, Verantwortung zu übernehmen, unterstützt von den unglaublichen Aussagen der Ärzte, die das Baby als „Ding“ bezeichnen und sich schon auf die Autopsie freuen, versucht Bird zu entfliehen. Der Leser begleitet ihn auf diesem Ego-Trip, denn er sieht nur sein Leben betroffen, sieht seine Zukunft in Scherben. Er verliert kaum einen Gedanken daran, wie es seiner Frau geht und schon gar nicht, dass vielleicht der arme Wurm seine Unterstützung braucht.


    Ich möchte das Verhalten des Bird nicht werten, es fällt mir aber schwer, Verständnis für ihn aufzubringen, da Menschen, die sich vor Verantwortung drücken, den Egoismus nicht zurückstellen können und jeder Schwierigkeit aus dem Weg gehen, nicht meine Sache sind. Es ist aber eine Sache, eine solche Situation als Außenstehender zu betrachten und eine andere, selbst betroffen zu sein. Es ist mir aber bewusst dass es keine Selbstverständlichkeit ist, gesunde Kinder zu haben.


    Oe beschreibt dieses Buch als autobiografisch, er erzählt schonungslos und bricht mit Tabus, ich finde dieses Buch mutig und ehrlich.


    Ein sehr interessantes Interview mit Kenzaburo Oe über dieses Buch und über seinen Sohn gibt es hier

    Cormac McCarthy ist ein amerikanischer Schriftsteller, geb. 1933. Für sein Buch "The Road" ("Die Straße") erhielt er 2007 den Pulitzer-Preis.


    Ein Vater und sein Sohn wandern durch eine zerstörte, verbrannte Welt. Es ist kalt, wenn es nicht regnet, dann schneit es, sie haben nur die Kleider am Leib und finden, wenn sie Glück haben, in den verbrannten, ausgeplünderten Ruinen, die mal Häuser waren, Lebensmittelkonserven, Kerzen oder Decken. Es gibt keine Tiere mehr, die Sonne versteckt sich hinter einer grauen Schicht aus Asche und Staub. Sie sind in Richtung Süden auf einer großen Straße unterwegs, in der Hoffnung, dass es dort wärmer ist und sie so den anstehenden Winter überleben können. Sie leben von einem Augenblick zum nächsten, in ständiger Angst vor den „Bösen“, die ihr Unwesen treiben, vor Kannibalen, die auf Menschenjagd gehen und davor, einfach erfrieren oder verhungern zu müssen.


    Wer oder was diese Katastrophe verursacht hat, bleibt ungewiss, ist aber in diesem Fall nebensächlich. Kurze Gedankenblitze erinnern an eine Welt, so wie wir sie kennen, doch Näheres erfahren wir nicht. Wie lange die beiden schon unterwegs sind, wie alt sie sind, bleibt ebenso offen wie nebensächlich.


    Es bedarf nicht vieler Worte, in beeindruckender, unendlich beklemmender und verstörender Wortkargheit schildert McCarthy dieses Endzeitszenario, dem Leser bleibt oftmals die Luft weg und die schütteren Dialoge der beiden Protagonisten verursachen Gänsehaut.


    Und wenn man nach dem Zuschlagen dieses Buches einen Blick aus dem Fenster wirft, dann erscheinen einem die Wiesen ein bisschen grüner als sonst, die Blumen intensiver und der Himmel blauer, sogar an einem Regentag wie heute.

    Ich habe dieses Buch auch vor kurzem gelesen, und es hat mir recht gut gefallen. Es ist kein "richtiger Krimi", wie taki32 schon festgestellt hat.


    Ich habe selten eine eingehendere Charakter- und Milieustudie gelesen. Hobby-Detektiv Scholten ist zu Beginn ein sehr unsympathischer Zeitgenosse, doch je mehr man von seinen Lebensumständen erfährt, umso mehr Sympathie kann man für ihn aufbringen. Er ist ein absoluter Anti-Held und Kleingeist, hat zu Hause eine zänkische Ehefrau, hält sich viel in Kneipen und Bordellen auf und sieht es als seine große Aufgabe, den Mord an seine Chefin aufzuklären. In penibler Kleinarbeit und mit fast neurotischer Hingabe versucht er, die Tat zu rekonstruieren und den Mörder zu überführen.
    Das Ende bleibt offen und lässt dem Leser Platz für die eigene Phantasie.

    Es ist schon länger her, dass ich das Buch gelesen habe.


    Ich kenne Heidelberg nicht, aber das störte allerdings nicht weiter. Natürlich ist es bei Regionalkrimis immer spannender und schöner, wenn man die Gegend kennt.


    Gut erinnern kann ich mich daran, dass mir der Komissar sehr sympathisch war und von einer sehr menschlichen Seite gezeigt wird. Privat hat er genug Stress als Alleinerzieher seiner pubertierenden Mädchen und beruflich lässt ihn dieser Fall nicht los.


    Allzuviele "Zufälle" und unzusammenhängende Ereignisse treten allerdings in Erscheinung und klären den Fall mehr oder weniger auf, sodass das Buch für jene Leser, die den eigenen Detektivsinn ausleben wollen, weniger geeignet ist.


    Fazit: Nette Lektüre für zwischendurch!

    Hätte ich das Buch in der Buchhandlung gesehen, hätte ich es nie und nimmer mitgenommen. Das grün-schreiende Cover der Taschenbuchausgabe spricht mich überhaupt nicht an und auch die Geschichte Bulgariens könnte eigentlich nicht mein Interesse erwecken.


    Doch mir wurde dieses Buch von einigen "Lesefreunden" sehr ans Herz gelegt, und ich bin ihnen jetzt noch dankbar für diesen "Geheimtipp".


    Also, nicht abschrecken lassen, weder vom Umfang, noch vom Klappentext, und schon gar nicht vom Cover! :erschreck