Nach dem Tod des Vaters kommt es zur plötzlichen Umkehr in Allegras Gefühlen; jetzt empfindet sie Ekel vor sich selbst und vor allem Schuldgefühle; sie kann Matteo nicht mehr vertrauen und verstößt ihn; für mich eine sehr gute, emotionale Szene.
Allegra sieht sich mit einem schweren Schicksal konfroniert; verarmt und auf die Güte des Bruders angewiesen, nicht wissend, ob er überhaupt genug Geld für sie beide verdienen wird. Überhaupt zieht der dritte Teil noch einmal mächtig an, der ganze Roman gewinnt hier deutlich an Tiefe. Teil drei war für mich der beste Teil.
Auch Matteo leidet; Allegra ist angeblich todkrank, und dann ‚stirbt‘ sie auch noch - der arme Matteo. Die Trauer um Allegra verändert ihn – so nimmt man ihm auch die weitere Entwicklung ab; dieser Mann sucht nicht mehr die schnelle Erfüllung, sondern Liebe; der ‚Byronic Hero‘ muss erst durch den Abgrund, bevor er Erlösung findet.
Noch mal eine Frage zur Sexualität eines Kastraten, die ja eher als passiv erwähnt wurde: Wie soll das dann gehen, wenn Allegra als verkleideter Kastrat angeblich Luigis Geliebter sein soll? Zwei Kastraten miteinander? Und ja, einen Roman nur um Luigi fände ich auch extrem spannend!
Luigi und Allegra tauschen hier quasi die Rollen; hier ist der Bruder in der Rolle des Beschützers/Ernährers, und Allegra, die das alles als angemessene Strafe für ihre Schuld sieht, versteckt sich als dienstbarer Geist im Hintergrund. Schön das Miteinander von Bruder und Schwester, die immer füreinander da sind.
Erstaunlich auch Cristinas Entwicklung, die ihr Glück mit Alberto und ihrem Ehemann gefunden hat; aber dann kommt Allegra zurück, und Cristina fürchtet um Alberto; sehr geschickte ihr Plan, die beiden unglücklich Liebenden zusammenzuführen; und wie romantisch, der Kuss von Allegra und Matteo über Cristinas Körper hinweg ...
Wirklich schön sind hier auch die wechselnden Perspektiven, immer streng personal – das ist ja überhaupt etwas, was ich an diesem Roman so schätze: die strenge Einhaltung der Perspektive. Kein wildes POV-Gehopse, wo ganz schnell der Überblick verloren gehen kann.
Kurz vor Schluss wird dann nochmal an der Spannungsschraube gedreht: Unheil naht in Gestalt zweier Bösewichter, die Matteo ans Leben wollen; aber alles wird gut und endet versöhnlich.
Fazit: Ein gelungener Erotikroman, der alles bietet, was das Herz begehrt: angenehme Schreibe, süffige Sex-Szenen, farbenprächtiges Setting vor historischer Hintergrund, liebenswerte Figuren. Weiter so, Juliane!
Liebe Grüße
Inez