Beiträge von wupperfrau

    Das mit dem Wasser im Mund kannte ich bisher auch nicht. Ich würde mich das auch gar nicht trauen. Wenn mich jemand von der Seite anspräche, würde ich mich bestimmt mordsmäßig verschlucken. ;-)


    Sabine : Das liest sich doch wirklich so, als sei Jana tot. Ich dachte schon, ich hätte zu viel Fantasie.


    @all: Was muss ich machen, wenn ich aus euren Antworten zitieren will? :gruebel Ich habe keine Funktion dafür gefunden.


    LG
    Martina

    Die ersten Kapitel haben mir gut gefallen. Die Ermittler (Wagner und Moser), der Rechtsmediziner (Martin)und die Leiterin des Labors (Laura Campelli) sind sympathische Figuren, deren private und dienstliche Verwicklungen und Probleme schon in diesen ersten sieben Kapiteln deutlich zu Tage treten. Es ist auch nicht ihr erster literarischer Auftritt, die Autorin hat ihre Hauptfiguren schon vor diesem Thriller in mehreren Kurzgeschichten ermitteln lassen. Man merkt den Figuren an, dass sich die Autorin schon länger mit ihnen und ihrer Geschichte beschäftigt hat. Es sind lebendige, interessante Menschen, die hier auftreten, keine Pappkameraden. Ich gehe davon aus, dass zwischen den Hauptpersonen im Verlauf des Buches noch eine Menge passieren wird.


    Etwas blass bleibt dagegen der Serienkiller Christian, der bereits im ersten Kapitel eingeführt wird. Die Szenen mit ihm erinnern mich sehr an den Film „Psycho“. Auch Norman Bates hat ständig mit seiner toten Mutter gesprochen. Ob Christian seine Mutter auch als mumifizierte Leiche im Nebenzimmer im Schaukelstuhl sitzen hat? Wohl eher nicht. Vielleicht hat er sie in der Tiefkühltruhe verstaut?
    Díe Schwester scheint auch nicht mehr am Leben zu sein. Sie antwortet ihm nicht, als er ihr das Frühstück bringt und sie isst auch nichts. Sie regt sich nicht einmal. Hat Christian seine Schwester auch umgebracht? Will er einer Toten neue Augen einsetzen?


    Ein wenig an den Haaren herbeigezogen erscheint mir, dass dieser mysteriöse Christian ausgerechnet die Schwester des Mannes entführt hat, mit dem er noch eine Rechnung zu begleichen hat (S. 83). In dieser Szene liest er im Display von Emilias Handy den Namen von Heinz Martin: „Schon als er Emilias Nachnamen erfuhr, hätte er ihn erkennen müssen …. Besonders dieser Mann. Den würde er unter hundert wiedererkennen, auch wenn es schon viele Jahre her war.“


    Möglicherweise ist dieser Handlungsstrang nötig, damit der Killer einen Grund hat, Emilia noch eine Weile leben zu lassen und somit für ihren Bruder genug Zeit bleibt, sie zu retten. Mir gefällt dieser „Zufall“ nicht so gut. Es kommt mir so überkonstruiert vor.


    Auf jeden Fall sind schon in den ersten Kapiteln Fragen über Fragen aufgetaucht und zwingen zum Weiterlesen. Auf zu Kapiteln 8 bis 16!


    LG
    Martina

    Ich ärgere mich richtig, dass ich das Buch bei amazon vorbestellt habe. Tja, was tun? Die Vorbestellung stornieren und im Wuppertaler Buchhandel suchen fahren? Wenn ich es da aber nicht bekomme, soll ich dann aufs Neue bei amazon bestellen? Dann bin ich bestimmt die Letzte, die das Buch bekommt.
    Also abwarten und Tee trinken.


    Berta : Dein Thriller ist ja schon vor dem Lesen ein echter Nervenzerfetzer. :wave


    LG
    Martina

    Dieser Abschnitt hört mit einem schönen Knaller auf. Thies führt Amelie zu dem toten Schneewittchen und Amelie verschwindet.
    Dass der Autist Thies der Mörder von Stefanie Schneeberger ist und auch Amelie getötet hat, kann ich mir nicht vorstellen. Ich musste gestern Nacht noch weiterlesen, bis ich vor Erschöpfung mit der Nase im Buch eingeschlafen bin. Kompliment an die Autorin.


    LG
    Martina

    Hallo Nele,
    ich persönlich finde, dass die Anzahl der eingeführten Figuren in den ersten Kapiteln weder zu groß noch unüberschaubar ist. Aber für LeserInnen, die sich nicht so gern mit einer Vielzah an Personen herumschlagen möchten, könntest du vielleicht bei deinen nächsten Büchern eine Liste der wichtigsten Personen voranstellen.
    Bei den älteren Rowohlt-Thrillern wurde immer ein Verzeichnis der Hauptpersonen an den Anfang gesetzt, in dem nicht nur die Figur mit Namen vorgestellt wurde, sondern auch noch mit einem Satz charakterisiert. Das war z.T. richtig witzig und pointiert.
    Ich habe aus meinem Bücherregal mal den ersten Band der Rabbi-Thriller „Am Freitag schlief der Rabbi lang“ herausgegriffen. Da werden die Hauptpersonen so vorgestellt:


    Elspeth Bleech – eine Unschuld vom Lande, die ein Kind erwartet und stirbt
    Rabbi David Small – ein sanfter Gelehrter, in dessen Auto ihre Handtasche liegt
    Al Becker – ein jähzorniger Kaufmann mit sozialen Vorurteilen
    Stanley Doble – ein heimlicher Kunstliebhaber ohne Vorurteile
    usw.


    In diesem Thriller sind es nur insgesamt 8 Personen. In den späteren Bänden der Reihe werden z.T. mehr als 20 Figuren so vorgestellt. Das hat den Vorteil, dass man schon eine gewisse Vorstellung von den Figuren entwickelt hat und durch den hohen Wiederkennungswert kann man sich die Personen viel leichter merken, wenn sie dann im Roman auftauchen. Und man kann jederzeit im Verzeichnis nachlesen, wenn man vergessen hat, was es mit einer der Figuren auf sich hat.
    Ich fahre total auf solche Personenverzeichnisse ab. Mich interessiert, wie anderen Teilnehmer dieser Leserunde das so sehen. Sagt doch mal eure Meinung dazu.


    LG
    Martina

    JaneDoe
    Stimmt natürlich, wir waren als Leser nicht den ganzen Abend dabei.
    Da die Figur der Amelie aber den Blick des Lesers auf die ihm unbekannten und zunächst unverständlichen Verhältnisse im Dorf widerspiegelt, sollte der Leser aber doch wissen, woher Amelie ihre Informationen hat.
    Ist natürlich Erbsenzählerei, aber bisher ist mir nur diese eine Sache aufgestoßen und das zeigt doch, dass Nele Neuhaus die Geschichte bis hierhin prima entwickelt hat. :-)


    LG
    Martina

    Ein altbekanntes Thema: (mutmaßlich) zu Unrecht Verurteilter kehrt in seinen Heimatort zurück und löst durch seine Rückkehr verhängnisvolle Vorgänge aus. Ich bin gespannt, wohin die Autorin diesen oft in der Krimiliteratur bemühten Plot im weiteren Verlauf der Geschichte führen wird.
    Bisher hat es mir gut gefallen. Dass in den ersten Kapiteln eine Vielzahl von Personen neu eingeführt wird, habe ich nicht als Problem empfunden. Da jede dieser Personen in den Mord an den beiden Mädchen verstrickt ist, wird die an der Oberfläche so einfach erscheinende Geschichte (ein eifersüchtiger, betrunkener Jugendlicher tötet zuerst seine untreue Freundin und dann die einzige Zeugin des Mordes) schön mysteriös.
    Dass ich die anderen Bücher von Nele Neuhaus nicht gelesen habe und somit die Vorgeschichte der Ermittler nicht kenne, finde ich nicht so besonders störend. In dem Kapitel über die Geburtstagsfeier von Bodensteins Mutter war es ein wenig verwirrend, die vielen Namen der Familienmitglieder auseinander zu halten und die Famileienverhältnisse Bodensteins habe ich auch noch nicht verstanden (Wieso hat er schon so große Kinder und dann noch eine kleine Tochter? War er schon einmal verheiratet und hat mit seiner zweiten Frau das Kind? Allerdings wurde erwähnt, dass er mit seiner Frau bereits Silberhochzeit gefeiert hat). Ich gehe davon aus, dass im Verlauf des Romans die privaten Angelegenheiten der Ermittler noch ein wenig aufgeklärt werden.
    Mir gefällt, dass die Aussensicht auf die Vorgänge im Dorf durch drei Aussenstehende vertreten ist: einmal von dem heimkehrenden Tobias, der sein Dorf nicht wieder erkennt, weiter durch die beiden Ermittler Bodenstein und Kirchhoff und zuletzt durch die Augen der Ortsfremden Amelie, die auch noch einem der Mordopfer zum Verwechseln ähnlich sieht.
    Ein logischer Fehler in der Geschichte ist mir aber aufgestoßen. Auf S. 39 sinniert Amelie auf dem Schulweg über die beiden Mordopfer Laura Wagner und Stefanie Schneeberger. Am Abend zuvor in der Kneipe wurde aber der Vorname des Schneeberger-Mädchens nicht erwähnt. Es wurde nur von der "klaa Schneeberger" gesprochen. Gut, es kann natürlich sein, dass Amelie nachts noch mit ihrem Vater oder ihrer Stiefmutter gesprochen und so den Vornamen erfahren hat. Aber das gibt die Geschichte nicht her. Das ist jetzt ein bisschen kleinlich, ich weiß, aber mich ärgern solche Sachen in Krimis.

    Inhalt


    Die sechzehnjährige Leonore wird überraschend von ihrem Vater Bernardus, einem reichen Fernhändler aus Braunschweig, aus dem Kloster geholt, in das er sie zehn Jahre zuvor nach dem Tod ihrer Mutter gesteckt hat. In den langen Jahren hat sie nicht das kleinste Lebenszeichen ihres Vaters erreicht und Leonore glaubt, dass auch er längst verstorben ist. Das verschreckte und weltfremde Mädchen wird mit einem Geschäftspartner ihres Vaters, Fulk von Calven, verheiratet.
    Die Ehe der beiden wird nicht glücklich. Fulk verachtet seine Frau, die ihm statt des erwarteten Erben nur eine Tochter geboren hat und von ihrer Schwiegermutter erniedrigt und unterdrückt wird. Als Fulk und die sechsjährige Blanche von Sarazenen entführt werden, begibt Leonore sich zusammen mit dem Ritter Gottfried und der von Brandwunden schrecklich entstellten Adelheid auf eine Pilgerfahrt nach Jerusalem.
    Nach einem Schiffsunglück wird Leonore von dem Karawanenführer Nadim gerettet und nach Jerusalem gebracht. Schnell erliegt Leonore dem exotischen Charme des Sarazenen. Doch darf eine christliche Frau, und dazu noch eine verheiratete, einen Ungläubigen lieben?



    Meine Meinung


    Christiane Lind hat keinen Roman über die seit einiger Zeit im historischen Genre beliebte mutige, starke, taffe und wortgewandte Heldin geschrieben, die viel eher in unser Jahrhundert passt als ins Mittelalter. Ihre Leonore ist ein ängstliches, unselbständiges kleines Hascherl, das sich ohne Gegenwehr von Vater, Ehemann und Schwiegermutter ausbeuten und demütigen lässt. Sie hat nicht nur Angst davor, sich zur Wehr zu setzen, sie nimmt ihre Situation als gottgegeben hin. Denn so hat sie es im Kloster gelernt. Gott lenkt die Wege des Menschen, nicht der Mensch selbst.
    Die Entführung ihrer Tochter setzt unerwartet ein Leben lang verschütteten Mut und Tatkraft in Leonore frei. Die langwierige, beschwerliche und gefährliche Reise nach Jerusalem setzt einen Entwicklungsprozess in Gang, an dessen Ende die Heldin stark genug ist, die wichtigste Entscheidung ihres Lebens selbständig zu treffen. Aus Leonore ist jedoch keine mittelalterliche Superwoman geworden. Sie ist immer noch eine ängstliche, zögerliche Frau, die jedoch gelernt hat, sich ihren Ängsten zu stellen.
    Auch wird ihre Reise eine aufwühlende, zuweilen schmerzhafte Auseinandersetzung mit ihrem Glauben. Durch die Begegnung mit dem Muslim Nadim und dem Juden Salomon lernt sie, dass das Christentum nicht die einzige, unanfechtbare Wahrheit besitzt. Leonores Pilgerfahrt wird eine Lektion in Toleranz, nicht nur für die Heldin, sondern auch für die Leser.
    Unwiderstehlich ist die Szene, in der Leonore zum ersten Mal mit der fremden und beängstigenden Welt des Sarazenen Nadim konfrontiert wird:
    "... Vor ihnen stand ein Wesen aus der Unterwelt.
    "Dort! Dort!" Mit zitternden Fingern zeigte sie auf das grässliche sandfarbene Ungeheuer, dessen riesige gelbe Zähne an ein paar Grasbüscheln zerrten. Wulstige Lippen, wie sie nur die Hölle hervorbringen konnte, schienen Leonore zu verspotten. Schreckensstarr musterte sie den Wüstendämon, der ihr jedoch keine Beachtung schenkte. Gespaltene Füße, so wie man sie dem Leibhaftigen nachsagte, gingen über in spindeldürre, lange Beine. Am schrecklichsten fand Leonore den breiten Buckel, ein sicheres Zeichen für die Höllenherkunft des Wesens."
    Alles klar? Doch die naive Heldin lernt ja im Lauf ihrer Reise einiges dazu.
    Christiane Linds Debut ist ein wunderschöner Schmöker mit einer hinreißenden Heldin und einer guten Portion Exotik. Die Entwicklung Leonores schildert die Autorin glaubwürdig und nachvollziehbar.
    Einziger Kritikpunkt ist die nach meinem Geschmack etwas zu geschönte und weichgespülte Schilderung des Islam. Eine kritischere Darstellung wäre hier wünschenswert gewesen.
    Leider ist aus dem Klappentext des Buches nicht zu entnehmen, ob eine Fortsetzung der Geschichte Leonores geplant ist. Ich hoffe, dass die Autorin noch einen Folgeband vorlegt. Sie kann die Leser nicht einfach so im Ungewissen über das weitere Schicksal ihrer Heldin lassen.