Original von Annorra
Da dieses Buch ja öfter hochgelobt wird und als Werk gilt, dass man als SF-Leser kennen sollte, habe ich mir auch mal den ersten Teil besorgt.
Positiv überrascht war ich, dass das Buch trotz seiner Länge nicht in den von mir gefürchteten epischen Schlachten und Landschaftsbeschreibungen ausartete, sondern sehr dialogreich ist. Die einzigartige Figurenzeichnung, die gelobt wurde, kann ich auch bestätigen, wobei es sehr drauf ankommt, was für einen Leser gut ausgearbeitete Figuren ausmachen. Die Gesten, Nachdenklichkeit und Motive der Figuren und überhaupt ihre Scharfsinnigkeit hebt sie schon von einer gewissen Trivialität ab und lässt sie intelligent statt instinktgehetzt erscheinen. Ich persönlich mag das, aber wer auf die von Haus zu Haus hüpfenden Action-Helden steht, wird dieses Buch wohl langweilig finden, da es dort praktisch immer bedächtig und durchdacht zugeht. "Spannungsstil" ist da nicht drin. Das bedeutet auch, wer es unbedingt mag, tief im Kopf einer Figur drin zu sein und überall mitzufiebern und mitzufühlen, dem würde ich dieses Buch nicht empfehlen.
Dann noch etwas zu dem Aspekt Science Fiction: "Der Wüstenplanet" ist meiner Meinung nach höchstens Science Fantasy. Es kommt an Gerätschaften zwar ein bisschen SF-Inventar vor, aber die gesamte Atmosphäre, die Gesellschaftsstruktur und das Denken der Menschen ist dermaßen archaisch-"arabisch", dass es mit Zukunft nichts zu tun hat. Selbst die Leute, die aus den fortschrittlicheren Zivilisationen stammen, sind in dem Adelswesen und dem Adelsdenken verfangen, mit Modernität hat daben Gesellschaftssystem und die Werte dort nichts zu tun, auch nicht mit einer negativen Utopie.
Tja, und die Leute, die nicht der Welt des zivilsierten Adels angehören (das Wüstenvolk), die sind deswegen aber keineswegs gesellschaftlich weiter entwickelt, sondern sind von Religion, dem Wüstennomadentum und dem "Urwaldleben" geprägt, was man z. B. am körperlichen Kampf um die Anführerschaft einer gegen einen sieht und wo das Recht des Stärkeren gilt, der auch über die Frau des Besiegten bestimmen darf. Vieles in dem Buch mutet arg biblisch an. Aber wenn man es nicht als SF liest, braucht man sich daran nicht zu stören.