Beiträge von Soeren Prescher

    Dass Stephen King neben großartigen Romanen auch großartige Novellen und Kurzgeschichten schreibt, ist hinlänglich bekannt. Viele seine kürzeren Texte erscheinen in (amerikanischen) Zeitschriften und Magazinen und ich als deutscher Leser freue mich jedes Mal, wenn King genug Material zusammen hat, um alle aktuellen Kurzgeschichten in einer neuen Buchsammlung herauszubringen.
    „Basar der bösen Träume“ heißt der neuste Streich und umfasst von puren Horrorgeschichten („Böser kleiner Junge“) über Suspense („Moral“) bis hin zu düsteren Dramen („Herman Wouk lebt noch) ein ziemlich breites Spektrum. Selbst zwei bizarre Gedichte („Die Knochenkirche“ und „Tommy“) und eine Baseball-Story („Blockade Billy“) sind enthalten. Allerdings sind die Werke nicht alle von gleicher Qualität. Keine Frage, gut geschrieben sind sie durch die Bank durch. Dennoch bleiben einige von ihnen höchst rätselhaft und/oder warten mit einem ebenso abrupten wie unbefriedigenden Ende auf. Was vermutlich bis zu einem gewissen Punkt auch eine Geschmacksfrage ist.
    Highlights vom „Basar“ waren neben Kings Anmerkungen zu jedem Text das eingangs erwähnte „Böser kleiner Junge“, die Amazon-Kindle-Geschichte „Ur“, das rabenschwarze „Nachrufe“ sowie das ebenfalls recht amüsante „Feuerwerksrausch“. Und dass auch Städte wie Castle Rock und Chester‘s Mill an der einen oder anderen Stelle erwähnt werden.
    Bedauerlich ist jedoch, dass es die nachträglich der englischen Taschenbuchfassung hinzugefügten Kurzgeschichte „Cookie Jar“ bisher nicht in die deutsche Ausgabe geschafft hat. Aber vielleicht wird das ja noch.

    Mit Flyern und Lesezeichen habe ich bisher recht gute Erfahrungen gemacht. Gezielte Internetwerbung kann auch funktionieren, normale Postings in Bücherforen hingegen gehen ziemlich unter.
    In Sachen Bloggern bin ich noch auf der Suche nach guten Anlaufstellen.

    Privatermittler Frank Decker ist zufällig in der Nähe, als die Frau seines reichen Freundes Charlie verschwindet und lässt sich nicht lang bitten, bei der Suche zu helfen. Bei seinen Recherchen legt er sich schon bald mit der halben Unterwelt Südfloridas an und gerät von einer brenzligen Situation in die nächste. Doch er tastet sich weiter vorwärts, bis ihn eine Spur zurück nach Deutschland führt, wo er nach seiner Zeit beim Militär eine längere Zeit im Krankenhaus verbracht hat. Auch hier dauert es nicht lang, bis um ihm wieder Kugeln um die Ohren fliegen.
    Genau wie der erste Band „Missing. New York“ ist auch „Germany“ ein Hardboiled-Krimi in Reinform. In bester Marlowe-Manier berichtet der Ich-Erzähler von seinem spartanischen Leben und wie er unnachgiebig und mit eigenen strengen Moralvorstellungen seine Ermittlungen anstellt. Die Handlung ist durchweg spannend und lebt von Winslows knappen und lakonischen Erzählweise. Vielleicht ging es im zweiten Band eine Spur zu brutal und blutig zu, aber das ist vermutlich Geschmackssache. Etwas irreführend fand ich lediglich den Titel „Germany“ sowie die (deutsche) Inhaltsangabe. Frank reist nämlich erst zum Ende des zweiten Buchdrittels nach Deutschland. Zu dem Zeitpunkt sind ein Großteil seiner Nachforschungen bereits abgeschlossen. Trotzdem empfand ich es als sehr angenehm, dass der Amerikaner nicht nur in unserem Land, sondern dabei selbst in so kleineren Städten wie Erfurt oder Lüneburg seinen Recherchen nachging. Auch die Klischees hielten sich dabei in Grenzen.
    Von daher hat Don Winslow bei seinem zweiten Frank-Decker-Band wieder einmal alles richtig gemacht und ich freue mich schon darauf, irgendwann einen oder gern auch viele weitere Folgebände zu lesen.

    Ich bin noch unschlüssig, was ich von Neegan halten soll. Er ist so eine Art Tarantino-Bösewicht. Diese Art gab es in der Serie bisher nicht.


    Davon abgesehen finde ich es aber ebenfalls unschön, dass es in der Serie vorwiegend nur noch darum geht, wie sich die Überlebenden ständig gegenüber irgendwelchen übermächtigen Fieslinge behaupten müssen. Das hat mit der Ausgangssituation nicht mehr viel zu tun.

    Ich fand die erste Staffel der Serie auch klasse.
    Wenn es um Zukunftsängste geht, empfehle ich dir in dem Zusammenhang die Bücher von Dean Koontz. Dessen Protagonisten sind zwar in der Regel bereits erwachsen, aber von der Thematik her könnte es trotzdem hinkommen. Konkrete Titel kann ich dir allerdings spontan nicht nennen, nur welche, die VIELLEICHT in diese Richtung gehen: "Schwarzer Mond", "Mitternacht" und "Dunkle Flüsse des Herzens". Aber wenn du dir diese und die Inhaltsangaben anderer Bücher von ihm durchliest, wirst du bestimmt fündig.

    Vielleicht wäre auch mein Thriller RASTSTOPP etwas für dich. Er spielt mit den gängigen Genre-Klischees, nimmt sie auf den Arm und ist durchweg spannend. Bisher gab es durch die Bank durch nur positive Rezensionen.

    Ich (ebenfalls Jahrgang 78) hatte früher auch ein, zwei Brieffreundschaften. Mittlerweile läuft allerdings alles elektronisch. E-Mails finde ich auch deutlich praktischer und schneller als Snailmail. Von daher habe ich diese Weiterentwicklung nie bereut.

    Die Handlung um die 15jährige Leonie, die aus einer altehrwürdigen Buchhändlerfamilie stammt und wie ihre Großmutter eine "Hüterin der Wirklichkeit" ist, klingt ja für den Geschichtenanfang schon mal interessant. Ebenso das mit dem riesigen Archiv auf der "anderen Seite", über das die Scriptoren herrschen. Im Laufe der 864 Seiten zeigt sich allerdings an etlichen Stellen deutlich, dass eine vielversprechende Grundidee nicht genügt.


    Der Roman ist ein Paradebeispiel dafür, wie wichtig ein Lektorat ist. Am Anfang der Geschichte ist davon die Rede, dass Leonie ein Praktikum machen will. Sie besucht dafür sogar eine uralte Bibliothek. Danach wird auf diesen Punkt, der bestimmt 30 bis 40 Romanseiten einnimmt, überhaupt nicht mehr eingegangen. Zu Beginn der Geschichte kann Leonie mit Büchern auch nicht viel anfangen, später dann heißt es, dass sie beinahe jedes Buch im Buchladen ihrer Eltern auswendig kennt. Außerdem ist Leonies Familie mal reich, dann wieder recht arm, dann wieder reich. Eben genau so, wie es für die Handlung gerade gebraucht wird.
    Manches davon sind sicherlich Fehler, auf die ein aufmerksamer Lektor hingewiesen hätte (ebenso wie auf einige ziemlich umständliche Beschreibungen und Ausdrücke), ABER das Buch hat in der Hinsicht den Vorteil, dass sich ab der Hälfte der Geschichte ständig die Wirklichkeit ändert und damit Personen und Fakten aus Leonies Leben verschwinden oder hinzukommen. Für ein unlektoriertes Buch ist das definitiv von Vorteil.
    Leider aber ist die Handlung mal wieder ziemlich weitschweifig erzählt. So wie offenbar immer, wenn Wolfgang und Heike Hohlbein gemeinsame Sache machen. Das hatte mich auch schon bei der „Genesis“-Trilogie massiv gestört. Vor allem bei einem Jugendbuch finde ich dieses Ausschweifende ziemlich kontraproduktiv. Ich musste mich zwar nicht unbedingt bis zum Buchende durchquälen, war aber definitiv froh, als ich den Schmöker endlich fertig hatte.

    Taschenbuch: 288 Seiten
    Verlag: Schwarzkopf & Schwarzkopf (1. Juli 2016)
    Sprache: Deutsch
    ISBN-10: 3862655903
    ISBN-13: 978-3862655908


    Über den Autor:
    REINER USSAT, * 1957 in Hamburg, war Grafiker und Kneipenbesitzer in Berlin, führte sein eigenes Schallplattengeschäft in München, wurde später Moderator bei den ersten privaten Radiosendern der Stadt und jobbte zwischendurch als Taxifahrer. Nach einem Sprachstudium in London arbeitete er 18 Jahre als Musikredakteur bei einem großen Sender. Zurzeit schreibt er an seinem zweiten Roman.



    Inhaltsangabe:
    In Deutschland hört fast jeder Mensch einmal am Tag Radio, mal länger, mal kürzer, ob zu Hause, im Auto oder bei der Arbeit. Dabei ärgert sich fast jeder auch einmal am Tag über zu viel Werbung, zu viel dummes Moderatoren-Geschwätz, schwachsinnige Gewinnspiele oder den musikalischen Einheitsbrei, der einem serviert wird.


    Seit die Sender die Marktforschung für sich nutzen und fast alles über die Personen ihrer Zielgruppe wissen (außer vielleicht deren Kinderkrankheiten und Kontostand), hören sich die meisten Programme gleich an. Egal ob man sein Radiogerät in Flensburg oder Rosenheim eingeschaltet hat.


    Diese Dauerberieselung kann vor allem bei Langzeithörern zu aggressivem Verhalten führen. Aber nicht nur bei ihnen. Auch Musikredakteure sind hochgradig gefährdet. Tag für Tag und Jahr für Jahr das immer gleiche langweilige Musikprogramm am Computer zu programmieren muss zwangsläufig irreparable Schäden hinterlassen.



    Meine Kritik:
    Reiner Ussat war in seinem Leben schon vieles: Grafiker, Barbesitzer, Taxifahrer, Inhaber eines Schallplattengeschäfts, Radiomoderator und Rundfunk-Musikredakteur. Eines war er bisher allerdings nicht: Schriftsteller. Und leider Gottes merkt man das beim Lesen seines Debütromans ziemlich schnell. Keine Frage, der Mann kann schreiben. Allerdings erzählt er dabei nichts. Oder anders ausgedrückt: Wo ist die Handlung in diesem verdammten Buch? Die Hauptperson Max Lauschke braucht unglaubliche 50 (!) Seiten, bevor er es am Morgen endlich schafft, seine Münchener Wohnung zu verlassen. Zuvor schwelgt er in Erinnerungen, mosert über den Lärm der Nachbarn und philosophiert darüber, wie das Leben sein könnte. Bedauerlicherweise wird es auch danach nicht besser und man bekommt bloß einen minutiös geschilderten Tagesablauf serviert. Keine Frage, die gelegentlichen Musikanekdoten sind interessant und stellenweise witzig. Trotzdem nervt es auf Dauer, wenn sonst nix passiert. Warum jemand 200 (zum Glück sind es nicht mehr!) Seiten über einen vom Leben sehr enttäuschten Moderator lesen sollte, weiß ich nicht. Auf dem Buchdeckel heißt es vollmundig „Ein Radio-Roman“. Schön wär‘s! Wer so was sucht, sollte sich an Tom Liehrs „Radio Nights“ halten. Darin gibt es ebenfalls haufenweise Anspielungen aufs Musikgeschäft, außerdem wird darin eine Geschichte erzählt. Etwas, das ich bei Reiner Ussats Werk bis zum Schluss vergeblich gesucht habe.

    Originaltitel: Die Trying
    Taschenbuch: 512 Seiten
    Verlag: Heyne Verlag
    ISBN-10: 3453810880
    ISBN-13: 978-3453810884



    Über den Autor:
    Lee Child verdankt seine außerordentliche Karriere als Krimiautor einer eher unangenehmen Lebenssituation: 1995 wurde ihm wegen einer Umstrukturierung sein Job beim Fernsehen gekündigt. Der Produzent so beliebter Krimiserien wie „Prime Suspect“ („Heißer Verdacht“) oder „Cracker“ („Für alle Fälle Fitz“) machte aus der Not eine Tugend und versuchte sich als Schriftsteller. Was selbst wie ein Roman klingt, entspricht in diesem Fall der Wahrheit: Bereits mit seinem ersten Thriller um den Ermittler Jack Reacher landete Child einen internationaler Bestseller. Er war zugleich Auftakt der heute mehrfach preisgekrönten „Jack-Reacher“-Serie. Child, der 1954 in Coventry in England geboren wurde, ist heute in den USA und Südfrankreich zu Hause.



    Inhaltsangabe:
    Ein Mann und eine Frau treffen zufällig auf einer Straße in Chicago zusammen. Plötzlich tauchen zwei Fremde auf und entführen beide mit vorgehaltener Waffe. Mit Handschellen aneinander gekettet, werden sie in einen Lieferwagen geworfen. Ein Horrortrip beginnt.



    Meine Kritik:
    Mit dem großartigen ersten Jack-Reacher-Roman „Größenwahn“ hatte Autor Lee Child die Messlatte ziemlich hoch gelegt. So hoch, dass es schwierig sein würde, eine ebenbürtige Fortsetzung herauszubringen. Leider ist ihm das auch nicht gelungen.
    Keine Frage, „Ausgeliefert“ hat (wenn man von einigen bemühten Zufällen absieht) ein interessantes Szenario und einen durchaus ansprechenden Geschichteneinstieg. Dennoch baut sich nicht ganz so viel Spannung wie beim Vorgängerband auf. Noch dazu war der erste Teil ausschließlich aus der Ich-Perspektive geschrieben, der zweite Band hingegen ist in der dritten Person verfasst und es gibt mehrere Handlungsebenen und Figurensichtweisen. Das ist schon eine gewisse Umgewöhnung.
    Das Ende von „Ausgeliefert“ erschien mir etwas zu konstruiert und absichtlich in die Länge gezogen. Außerdem wurden es irgendwann zu viele Belehrungen über Ballistik und Taktik. Gegen ein bisschen gut eingebaute Militärtheorie würde ich nichts sagen, nur übertrieben sollte man es in einem Roman damit nicht.

    Inzwischen habe ich den ersten Reacher-Ban ebenfalls gelesen (nach Uhtreds toller Rezi am Threadanfang blieb mir auch kaum eine andere Wahl). Nachfolgend meine Einschätzung dazu:


    Die Grundstory von dem Fremden, der in einer Kleinstadt in eine Reihe von Unannehmlichkeiten verwickelt wird, ist ja nicht unbedingt neu. Allerdings gelingt es Lee Child mit seiner knapp-präzisen Schreibweise und den erst nach und nach enthüllten Details, die Geschichte um den Armee-Veteran Jacks Reacher von Anfang an spannend zu erzählen. Den Rest erledigen die vielen Wendungen und dass man erst zum Ende hin die Verwicklungen wirklich komplett versteht.
    So was als Debütroman hinzubekommen, ist durchaus bemerkenswert. Da verzeiht man auch gelegentliche Wortwiederholungen im Text gerne. Lee Child macht eigentlich von Anfang an alles richtig und legt damit die Messlatte für die Folgebände selbst recht hoch. Schon jetzt bin ich gespannt, was mich im zweiten Reacher-Band „Ausgeliefert“ erwarten wird.
    Ein wenig erinnert Reacher in seiner kompromisslosen Art an den F. Paul Wilson erschaffenen Repairman Jack, die beiden könnten praktisch Brüder sein.

    Großartiger, spannender und vielseitiger Kriminalroman
    Als Kind war ich großer Fan von Tom Sawyers Abenteuer. Als Erwachsener nahm ich mir neulich mal wieder seine Abenteuer als Detektiv und im Ballon zur Hand und stieß bei Recherchen darüber im Internet zufällig auf Simon X. Rosts Roman „Der Mann, der niemals schlief“. Zugegeben, ich ging mit nicht besonders hohen Erwartungen an das Buch. Einfach aus dem Grund weil es auch zig Verfilmungen über Tom und Hucks Abenteuer gibt und kaum eines davon wirklich gut ist (abgesehen von der TV-Serie aus dem Jahr 1979, die den Geist der Abenteuer und Figuren perfekt einfängt). Warum also sollte es bei diesem Roman anders sein?
    Die Antwort darauf: Weil Simon X. Rost erstens weiß, wovon er schreibt (zumindest hatte ich während des Lesens des Romans stets diesen Eindruck) und zweitens er sämtliche Charaktere mit großem Respekt behandelt. Die Weiterentwicklungen funktionieren und das, was in „Der Mann, der niemals schlief“ geschieht, könnten tatsächlich so mit ihnen passiert sein.
    Aber davon abgesehen ist der Roman eine spannende, vielseitige und angenehm verzwickte Krimi-Geschichte, in der nichts so ist, wie es anfangs scheint. Ich habe das Lesen jeder der insgesamt 478 Seiten sehr genossen, habe gebangt, gerätselt, mitgefiebert und gelacht. Ein wirklich tolles Buch. Nicht nur für jeden Tom-Sawyer-Fan.

    Zitat

    Original von Ayasha
    Soeren Prescher : Ich kann mich Batcat nur anschliessen - wir treffen uns ja öfters und es wäre schön, dich persönlich kennenzulernen.


    Was deine Lesung betrifft, bin ich - wenn alles planmässig verläuft - an dem Wochenende nicht in Nürnberg. Schade - aber vielleicht gibt es noch weitere Termine?


    Dann hoffe ich, dass es beim nächsten Mal besser passt.


    Was die Lesung betrifft: Schade, dass du gerade an dem Wochenende nicht da bist. Momentan sehe ich mich in Nürnberg gerade nach anderen Lesungsmöglichkeiten um. Sobald sich was ergibt, gebe ich Bescheid.
    Eine Woche nach dem Termin im Kulturladen Ziegelstein (Samstag, 1. Oktober 2016, 21 Uhr) bin ich übrigens bei den Literaturtagen in Weinstadt. Hier stelle ich zusammen mit Silke Porath im Keller des Weinguts im Hagenbüchle, Schnait unseren gemeinsamen Krimi „Klosterkeller“ vor.


    Und wie fast jedes Jahr werde ich auch diesmal auf der BuCon in Dreieich anzutreffen sein. Am 22. Oktober am Stand der Agentur Ashera, um genau zu sein. Vielleicht lese ich auf der BuCon auch aus einem meiner Bücher, aber das steht noch nicht fest.